SWR2 Tagesgespräch

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an.
Holger Schwannecke, Generalsekretär des
Zentralverbands des Deutschen Handwerks,
gab heute, 09.12.16, dem Südwestrundfunk ein
Interview zum Thema:
„Bundeskanzlerin Merkel auf dem Deutschen
Handwerkstag„
Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Josef Karcher.
Mit freundlichen Grüßen
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Datum:
09.12.2016
"Für die berufliche Bildung muss mehr getan werden"
Baden-Baden: Der Zentralverband des Handwerks fordert mehr Investitionen in die berufliche
Bildung. Der Generalsekretär des Zentralverbands, Schwannecke, sagte im SWRTagesgespräch: Trotz guter Wirtschafslage und voller Auftragsbücher hätten viele
Handwerksbetriebe Probleme geeignetes Personal zu finden. Mit Blick auf den Besuch von
Kanzlerin Merkel beim Handwerkstag heute in Münster sagte Schwannecke, er erwarte hier
Unterstützung von der Politik. Die ganze Infrastruktur im Bereich der beruflichen Bildung müsse
gestärkt werden. Wenn es um Exzellenz-Initiativen gehe, dürfe man nicht nur auf die
Universitäten schauen, auch die berufliche Bildung müsse gefördert werden.
Wortlaut des Live-Gesprächs:
Karcher: Momentan ist es ja ziemlich schwierig, einen Handwerker überhaupt zu
bekommen, beispielsweise für die Wohnungsrenovierung. Fast schon wie beim Facharzt
kann man sagen. Warum muss man so lange auf einen Termin warten?
Schwannecke: Die wirtschaftliche, die konjunkturelle Lage in Handwerk ist zurzeit gut und das
merken dann auch in der Tat die Kunden, wenn sie etwas länger warten müssen. Wir haben,
wenn wir unsere konjunkturelle Betrachtung einmal anstellen, die besten Werte seit 25 Jahren.
Wir haben also ein konjunkturelles Allzeithoch, was uns natürlich freut, wenn 92 Prozent der
Betriebsinhaber mit der Lage zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind. Und was wir besonders
schätzen, was wir feststellen ist, dass in allen Bereichen positive Werte gibt. Wir haben für
dieses Jahr, werden haben für dieses Jahr, eine Umsatzsteigerung von ungefähr dreieinhalb
Prozent. Wir haben einen Beschäftigungsaufbau in einer Größenordnung von 15.000. Die
Investitionen steigen und, was glaube ich besonders erfreulich ist, wir haben das zweite Mal in
Folge auch eine Steigerung bei den Ausbildungszahlen und das gegen einen demografischen
Trend und auch gegen den Trend, über das Abitur lieber auf die Universitäten zu gehen. Das
freut uns. Wir brauchen alle, das ist gar keine Frage, und es gelingt uns, glaube ich, immer
besser, in die Köpfe von Jugendlichen, von Eltern, von Lehrern und von der Gesellschaft
insgesamt zu bekommen: Dass nicht nur ein Studium die Tür für eine erfolgreiche, berufliche
und private Zukunft aufstößt, sondern auch und genauso ein beruflicher Bildungsweg, und
deshalb sind wir da sehr optimistisch.
Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
Karcher: Ja, die Konjunkturlage ist also gut, die Auftragslage ebenso. Viele Betriebe
klagen aber trotzdem über Personalmangel. Würden Sie denn noch mehr einstellen,
wenn Sie nur könnten?
Schwannecke: Das ist so. Wir haben in einigen Branchen die klare Aussage, dass die
fehlenden Fachkräfte sich bremsend auswirklich auf die Annahme von Aufträgen und auf die
Abarbeitung von Aufträgen. Das heißt in der Tag, wir könnten mehr machen, wir könnten dann
auch die Wartezeiten der Kunden ein Stück reduzieren, wenn wir die Fachkräfte hätten, die wir
brauchen, und deshalb kümmern wir uns so intensiv um alle. Wir helfen denjenigen, die Hilfe
brauchen im Bereich von Ausbildung und Weiterbildung und wir kümmern uns auch intensiv mit
neuen Ideen über Leistung und um leistungsstarke Jugendliche.
Karcher: Mögliche Kandidaten für Sie, fürs Handwerk, sind ja auch Menschen die zu uns
kommen. Da steckt ja auch eine Menge Potenzial drin. Handwerk und Integration wie
läuft das?
Schwannecke: Da steckt Potenzial drin. Es ist nicht ganz so einfach wie manche sich am
Anfang das vielleicht vorgestellt haben. Es braucht unglaublich viel Zeit, es braucht unglaublich
viel Zuwendung, ganz unterschiedliche Unterstützungsformate. Aber wir sind da dran, intensiv
dran, mit großem Engagement. Wir haben uns ja auch mit Zahlen nach draußen gewagt in
diesem Jahr und haben gesagt, wir wollen bis zum Jahr 2018 10.000 junge Menschen mit dem
Flüchtlingshintergrund so qualifizieren, so ausbilden, dass sie den Einstieg in den Arbeitsmarkt
auch finden und dass sie teilhaben können intensiv an unserer Gesellschaft.
Karcher: Auf dem CDU-Parteitag, er ging vorgestern zu Ende, hieß es im Leitantrag:
Fachkräftemangel könne man auch durch mehr Berufstätigkeit von Frauen abmildern. Ist
das Handwerk noch zu stark eine Männersache?
Schwannecke: Das hat sich geändert, glaube ich in den letzten Jahren massiv. Das merken wir,
das sehen wir an der Zahl der Meisterprüfungen beispielsweise. An der Zahl der
Existenzgründungen. Wir haben Frauen in allen Berufen sehr erfolgreich als
Unternehmensführerinnen. Also da sind wir, glaube ich, auf einem sehr guten Weg. Man kann
das immer noch verbessern, das werden wir auch weiter tun, aber die Zahl der Frauen in allen
Bereichen ist deutlich gestiegen.
Karcher: Heute kommt eine Spitzenfrau zu ihnen, die Kanzlerin. Sie besucht Ihren
Handwerkstag. Steuererhöhungen hat sie auf dem Parteitag schon ausgeschlossen. Was
erwarten Sie noch von ihr?
Schwannecke: Also sie hat zu Recht Steuererhöhungen ausgeschlossen. Wir haben ja eher
den Ansatz, dass wir die kleineren und mittleren Unternehmen entlasten müssen. Das Stichwort
kalte Progression ist ja eins, das uns seit längerem schon umtreibt, intensiv umtreibt. Also sie
wird von uns, denke ich, klare Botschaften mitnehmen. Ich will drei ganz schnell nennen: Das
eine ist natürlich das Thema Bildung. Wir müssen die gesamte Bildungsinfrastruktur im Bereich
der beruflichen Bildung stärken. Wir können nicht nur auf Universitäten schauen, wenn es um
Exzellenzen geht, sondern wir müssen die berufliche Bildung genauso wertschätzen, und dazu
gehören dann auch entsprechende Investitionen in die Bildungs- und Kompetenzzentren, die
wir in diesem Bereich vorhalten. Da braucht es mehr Unterstützung. Das Thema Digitalisierung
treibt uns mit Blick auf gleiche Wettbewerbsbedingungen für Plattform-Ökonomie, also für den
Online-Wirtschaftsbereich wie für den traditionellen, will ich einmal sagen. Hier darf es keine
Wettbewerbsverzerrungen geben, und wir brauchen eine vernünftige Infrastruktur, Thema:
Breitband. Und der dritte Punkt, der uns durchaus Sorge bereitet ist, dass wir uns es nicht
leisten dürfen, im Rahmen eines Wahlkampfs, der jetzt auf uns zurollt, peu á peu einmal mehr
Versprechungen, teure Versprechungen an kleine Gruppen dieser Gesellschaft zu machen, die
insbesondere die jüngere Generation in Zukunft wird bezahlen müssen. Also das Thema
Generationengerechtigkeit treibt uns im Zusammenhang mit der Zukunft der Sozialsysteme
ganz entscheidend um.
Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
- Ende Wortlaut -
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