SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, gab heute, 09.12.16, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: „Bundeskanzlerin Merkel auf dem Deutschen Handwerkstag„ Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Josef Karcher. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 09.12.2016 "Für die berufliche Bildung muss mehr getan werden" Baden-Baden: Der Zentralverband des Handwerks fordert mehr Investitionen in die berufliche Bildung. Der Generalsekretär des Zentralverbands, Schwannecke, sagte im SWRTagesgespräch: Trotz guter Wirtschafslage und voller Auftragsbücher hätten viele Handwerksbetriebe Probleme geeignetes Personal zu finden. Mit Blick auf den Besuch von Kanzlerin Merkel beim Handwerkstag heute in Münster sagte Schwannecke, er erwarte hier Unterstützung von der Politik. Die ganze Infrastruktur im Bereich der beruflichen Bildung müsse gestärkt werden. Wenn es um Exzellenz-Initiativen gehe, dürfe man nicht nur auf die Universitäten schauen, auch die berufliche Bildung müsse gefördert werden. Wortlaut des Live-Gesprächs: Karcher: Momentan ist es ja ziemlich schwierig, einen Handwerker überhaupt zu bekommen, beispielsweise für die Wohnungsrenovierung. Fast schon wie beim Facharzt kann man sagen. Warum muss man so lange auf einen Termin warten? Schwannecke: Die wirtschaftliche, die konjunkturelle Lage in Handwerk ist zurzeit gut und das merken dann auch in der Tat die Kunden, wenn sie etwas länger warten müssen. Wir haben, wenn wir unsere konjunkturelle Betrachtung einmal anstellen, die besten Werte seit 25 Jahren. Wir haben also ein konjunkturelles Allzeithoch, was uns natürlich freut, wenn 92 Prozent der Betriebsinhaber mit der Lage zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind. Und was wir besonders schätzen, was wir feststellen ist, dass in allen Bereichen positive Werte gibt. Wir haben für dieses Jahr, werden haben für dieses Jahr, eine Umsatzsteigerung von ungefähr dreieinhalb Prozent. Wir haben einen Beschäftigungsaufbau in einer Größenordnung von 15.000. Die Investitionen steigen und, was glaube ich besonders erfreulich ist, wir haben das zweite Mal in Folge auch eine Steigerung bei den Ausbildungszahlen und das gegen einen demografischen Trend und auch gegen den Trend, über das Abitur lieber auf die Universitäten zu gehen. Das freut uns. Wir brauchen alle, das ist gar keine Frage, und es gelingt uns, glaube ich, immer besser, in die Köpfe von Jugendlichen, von Eltern, von Lehrern und von der Gesellschaft insgesamt zu bekommen: Dass nicht nur ein Studium die Tür für eine erfolgreiche, berufliche und private Zukunft aufstößt, sondern auch und genauso ein beruflicher Bildungsweg, und deshalb sind wir da sehr optimistisch. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Karcher: Ja, die Konjunkturlage ist also gut, die Auftragslage ebenso. Viele Betriebe klagen aber trotzdem über Personalmangel. Würden Sie denn noch mehr einstellen, wenn Sie nur könnten? Schwannecke: Das ist so. Wir haben in einigen Branchen die klare Aussage, dass die fehlenden Fachkräfte sich bremsend auswirklich auf die Annahme von Aufträgen und auf die Abarbeitung von Aufträgen. Das heißt in der Tag, wir könnten mehr machen, wir könnten dann auch die Wartezeiten der Kunden ein Stück reduzieren, wenn wir die Fachkräfte hätten, die wir brauchen, und deshalb kümmern wir uns so intensiv um alle. Wir helfen denjenigen, die Hilfe brauchen im Bereich von Ausbildung und Weiterbildung und wir kümmern uns auch intensiv mit neuen Ideen über Leistung und um leistungsstarke Jugendliche. Karcher: Mögliche Kandidaten für Sie, fürs Handwerk, sind ja auch Menschen die zu uns kommen. Da steckt ja auch eine Menge Potenzial drin. Handwerk und Integration wie läuft das? Schwannecke: Da steckt Potenzial drin. Es ist nicht ganz so einfach wie manche sich am Anfang das vielleicht vorgestellt haben. Es braucht unglaublich viel Zeit, es braucht unglaublich viel Zuwendung, ganz unterschiedliche Unterstützungsformate. Aber wir sind da dran, intensiv dran, mit großem Engagement. Wir haben uns ja auch mit Zahlen nach draußen gewagt in diesem Jahr und haben gesagt, wir wollen bis zum Jahr 2018 10.000 junge Menschen mit dem Flüchtlingshintergrund so qualifizieren, so ausbilden, dass sie den Einstieg in den Arbeitsmarkt auch finden und dass sie teilhaben können intensiv an unserer Gesellschaft. Karcher: Auf dem CDU-Parteitag, er ging vorgestern zu Ende, hieß es im Leitantrag: Fachkräftemangel könne man auch durch mehr Berufstätigkeit von Frauen abmildern. Ist das Handwerk noch zu stark eine Männersache? Schwannecke: Das hat sich geändert, glaube ich in den letzten Jahren massiv. Das merken wir, das sehen wir an der Zahl der Meisterprüfungen beispielsweise. An der Zahl der Existenzgründungen. Wir haben Frauen in allen Berufen sehr erfolgreich als Unternehmensführerinnen. Also da sind wir, glaube ich, auf einem sehr guten Weg. Man kann das immer noch verbessern, das werden wir auch weiter tun, aber die Zahl der Frauen in allen Bereichen ist deutlich gestiegen. Karcher: Heute kommt eine Spitzenfrau zu ihnen, die Kanzlerin. Sie besucht Ihren Handwerkstag. Steuererhöhungen hat sie auf dem Parteitag schon ausgeschlossen. Was erwarten Sie noch von ihr? Schwannecke: Also sie hat zu Recht Steuererhöhungen ausgeschlossen. Wir haben ja eher den Ansatz, dass wir die kleineren und mittleren Unternehmen entlasten müssen. Das Stichwort kalte Progression ist ja eins, das uns seit längerem schon umtreibt, intensiv umtreibt. Also sie wird von uns, denke ich, klare Botschaften mitnehmen. Ich will drei ganz schnell nennen: Das eine ist natürlich das Thema Bildung. Wir müssen die gesamte Bildungsinfrastruktur im Bereich der beruflichen Bildung stärken. Wir können nicht nur auf Universitäten schauen, wenn es um Exzellenzen geht, sondern wir müssen die berufliche Bildung genauso wertschätzen, und dazu gehören dann auch entsprechende Investitionen in die Bildungs- und Kompetenzzentren, die wir in diesem Bereich vorhalten. Da braucht es mehr Unterstützung. Das Thema Digitalisierung treibt uns mit Blick auf gleiche Wettbewerbsbedingungen für Plattform-Ökonomie, also für den Online-Wirtschaftsbereich wie für den traditionellen, will ich einmal sagen. Hier darf es keine Wettbewerbsverzerrungen geben, und wir brauchen eine vernünftige Infrastruktur, Thema: Breitband. Und der dritte Punkt, der uns durchaus Sorge bereitet ist, dass wir uns es nicht leisten dürfen, im Rahmen eines Wahlkampfs, der jetzt auf uns zurollt, peu á peu einmal mehr Versprechungen, teure Versprechungen an kleine Gruppen dieser Gesellschaft zu machen, die insbesondere die jüngere Generation in Zukunft wird bezahlen müssen. Also das Thema Generationengerechtigkeit treibt uns im Zusammenhang mit der Zukunft der Sozialsysteme ganz entscheidend um. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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