LZ Rheinland

4 / 2012
ZUCKERRÜBEN
J O U R N A L
Wie gut arbeiten Roder und Mäuse?
Politik
Technik
Anbau
Verlängerung bis 2020 unverzichtbar
Training für Roderfahrer in Lage
Sortenwahl ganz gezielt treffen
I N H A LT
AKTUELLES
POLITIK
MARKT
BETRIEBSWIRTSCHAFT
ANBAU
TECHNIK
ZUCKER
Aktuelles
Jahresrückblick von Bernhard Conzen, RRV
Rübenanbau nachhaltig sicherstellen
3
Besser knapp als zu viel
4
Unterstützung für die Marktordnung
4
Politik
Im Oktober trafen sich wieder Roder und Mäuse zum traditionellen Test im Rahmen der Beet europe. Was dabei rauskam,
lesen Sie ab Seite 8.
Interview mit Günter Tissen, WVZ
Sektor zieht an einem Strang
5
Dr. Dieter Langendorf: Ein Diplomat und Lenker
5
Interview mit Joachim Ruckwied, DBV
Lohnt die Vliesabdeckung? HansTheo Beeck vom
Rheinischen Rübenbauer-Verband
hat nachgerechnet, lesen Sie ab
Seite 15.
Verlängerung bis 2020 unverzichtbar
6
Brüssel will weiteren Zucker freigeben
7
Technik
Rodertest in Seligenstadt
Wie gut arbeiten Roder und Mäuse?
8
Erlebnis: Bauernhof mobil in Köln
10
Rübentechnik gelungen präsentiert
12
Termine rund um die Rübe
13
Kleine Einstellung mit großer Wirkung
14
Anbau
Welche Rübensorte
eignet sich für den
Anbau? Lesen Sie
ab Seite 16, wie die
Sorten im bundesweiten Vergleich
abschnitten.
Mitteilungen des Rheinischen
Rübenbauer-Verbandes e.V. und der
Bezirksgruppe Nordrhein des Vereins
der Zuckerindustrie e. V.
Lohnt sich die Vliesabdeckung?
15
Sortenwahl ganz gezielt treffen
16
Zucker
Fachgespräche vor Ort
Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.
Telefon: (02 28) 65 25 34
Bezirksgruppe Nordrhein des
Vereins der Zuckerindustrie e. V.
Telefon: (02 21) 4 98 03 32
Redaktion:
Redaktionsbeirat:
Titelbild:
Die Beet europe in
Seligenstadt zog rund
Natascha Kreuzer (verantwortlich)
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Dr. Helmut Esser, Dr. Bernd Kämmerling,
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Rheinischer Landwirtschafts-Verlag GmbH
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Foto: Dr. Klaus Ziegler
2 | ZUCKERRÜBENJOURNAL
LZ 49 · 2012
ZUCKER
TECHNIK
ANBAU
BETRIEBSWIRTSCHAFT
MARKT
POLITIK
AKTUELLES
Rübenanbau nachhaltig sicherstellen
2012 politisch und wirtschaftlich ein besonderes Jahr
Der Mensch gewöhnt sich bekanntlich viel schneller an Fortals an Rückschritte. Dies gilt natürlich auch für den Rübenanbau. Fünf schwierige Jahre haben wir nach der Reform der
Zuckermarktordnung im Jahre 2006 durchhalten müssen, bevor es endlich in der vergangenen Kampagne im Rübenanbau
wirtschaftlich wieder aufwärts ging.
serem Mitgliederanschreiben im Juli
2012 mitteilten, konnte Anfang Juli die
Arbeitsgemeinschaft Rübenabfuhr mit
Pfeifer & Langen beziehungsweise der
Zutra eine neue Frachttarifregelung vereinbaren. Danach steigen die Frachttarife
um 11,8 % und es erfolgt eine dynamische Dieselpreisanpassung. Zu beachten
ist, dass Frachtgewichte nur noch bis zu
einem Gesamtgewicht von 40,0 t bezahlt
werden. Eine Vertragslaufzeit bis einschließlich der Kampagne 2014 / 15 soll
für die Beteiligten planbare Rahmenbedingungen schaffen.
Am Ende dieser Kampagne erwarten
wir Rübenerträge von durchschnittlich
72 t / ha bei Zuckergehalten von 18 %.
Zum dritten Mal in unserer Geschichte
werden wir damit die 70-t-Grenze überschreiten, zudem mit einem gewachsenen Zuckerertrag von rund 13 t / ha. Ein
tolles Ergebnis.
Anbaufläche 2013 anpassen
120 Tage Kampagne
Ein weiteres Mal wird die rheinische
Rübenkampagne erst Anfang bis Mitte
Januar enden. Der Zuwachs an Rübenmasse, aber auch das eine oder andere
technische Problem in einzelnen Zuckerfabriken werden letzten Endes zu einer
Kampagnelänge von rund 120 Tagen führen. Eine viermonatige Rübenkampagne
ist für alle Beteiligten eine große Herausforderung, auch für die Abfuhrgruppen
und Rübentransporteure. Wie wir in un-
Was zunächst für alle sehr erfreulich ist,
hat allerdings einen „Pferdefuß“. Auch in
diesem Jahr wird wieder eine erhebliche
Menge an Überschusszucker heranwachsen, der nicht einfach zu vermarkten sein
wird. Natürlich werden die von der EUKommission angekündigten Marktmaßnahmen – zweite Exporttranche im Rahmen des WTO-Limits von 1,35 Mio. t und
Freigabe von 0,6 Mio. t Nichtquotenzucker zur EU-Binnenvermarktung – die Ab-
Foto: Natascha Kreuzer
Bernhard Conzen
Nach einer langen Kampagne 2011 / 12
konnten wir uns zu Beginn des Jahres
nicht nur über einen Rekordertrag freuen,
sondern auch über sehr gute Rübenpreise, die entsprechend gute Deckungsbeiträge zur Folge hatten und die Position
der Rübe als Feldfrucht Nummer eins belegten. Noch vor der Aussaat vereinbarten der Rheinische Rübenbauer-Verband
und Pfeifer & Langen zudem, dass es
auch 2012 / 13 eine Mehrerlösbeteiligung
für die Anbauer geben wird und der Quotenrübenpreis bei mindestens 33 € / t
liegt. Der endgültige Preis wird nach
Kampagnenende verhandelt.
Mit großen Erwartungen starteten die
Rübenanbauer demzufolge in das Anbaujahr 2012. Das betraf aber nicht nur die
Preise, sondern auch den Ertrag. In den
vergangenen zehn Jahren konnten die
rheinischen Rübenanbauer immerhin
einen jährlichen Ertragszuwachs von
durchschnittlich 3 % erreichen. Das Anbaujahr 2012 entpuppte sich im Hinblick
auf die Ertragsbildung als Wechselbad
der Gefühle, letzten Endes aber als ein
Wechselbad auf hohem Niveau. Trotz einer termingerechten Aussaat begrenzten
insbesondere das eher kühle Frühjahr
und eine ausgeprägte Trockenphase im
August und September zunächst das
Rübenwachstum, bei allerdings eher geringem Krankheitsdruck. Nach intensiven
Niederschlägen Anfang Oktober wurde
dieser Monat jedoch golden mit viel Sonne und Wärme, sodass die Rübenerträge
noch einmal deutlich zulegten.
Die Niederschläge im Oktober und November haben allerdings den Erdanhang
auf rund 4,5 % steigen lassen. Die Erdabreinigung war aufgrund der extrem unterschiedlichen Wetterlagen auf dem Feld
wie in den Zuckerfabriken eher schwierig.
Der Kopfanteil liegt im Mittel auf einem
Niveau von 3,1 bis 3,2 %, was auch der
Tatsache entspricht, dass 10 bis 15 % der
rheinischen Rüben inzwischen entblättert in die Fabriken geliefert werden.
Diskussionen, wie im vergangenen Jahr
aufgrund teilweise erhöhten Blattanhangs, waren erfreulicherweise 2012 kein
Thema mehr.
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ZUCKERRÜBENJOURNAL
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AKTUELLES
POLITIK
MARKT
BETRIEBSWIRTSCHAFT
ANBAU
Besser knapp als zu viel
Die letzte Tonne entscheidet darüber, ob die Preise steigen
oder fallen. Das ist eine alte Weisheit und jeder, der mit
Weizen, Raps oder Kartoffeln handelt, weiß das. Beim Zucker ist es nicht anders. Der Weltmarktpreis ist in den letzten Monaten stark gefallen, obwohl sich an den fundamentalen Zahlen nicht viel geändert hat, außer der Meinung.
Und die besagt, dass in den kommenden Monaten der Vorrat an Zucker steigen wird. Die Veränderungen in der Produktion sind in den weltweit wichtigsten Anbauländern
zwar gering, aber es stehen etwas mehr Mengen für den
Export zur Verfügung als im Vorjahr. Dies ist nicht gravierend mehr, aber der Markt hat sich von einem Verkäufermarkt (knappes Angebot) zu einem Käufermarkt (gestiegenes Angebot) gewandelt. Über den Preis entscheidet dann
die Nachfrage. Und diese ist auch deshalb gesunken, weil
wichtige Importländer, wie China und Russland, eine gute
bis sehr gute Ernte eingefahren haben und nun weniger
Bedarf haben.
Für den europäischen Markt hat der Weltmarktpreis zum
einen Einfluss auf die Zuckerpreise für Überschusszucker
und Industriezucker. Zum anderen führt ein sinkender Weltmarktpreis dazu, dass
Importe aus den AKP- und LDCLändern in die EU, die bisher nur
eine untergeordnete Rolle
spielten, jetzt wieder interessanter werden. Das wissen auch
die europäischen Einkäufer von
Zucker. Mit jedem Euro, den der Zuckerpreis sinkt, steigt die Zurückhaltung, Zucker einzukaufen. Hinzu kommt die Verfügbarkeit der europäischen Zuckererzeugung. In
Frankreich, Deutschland, Benelux und Polen
wächst eine sehr ordentliche Ernte heran.
Zwar können die Erträge nicht an das Vorjahr
heranreichen, aber die Zuckergehalte sind allgemein sehr hoch und so werden die Zuckererträge vermutlich nur wenig unter dem Vorjahr
bleiben. Eine gewisse Entlastung entsteht durch
die Sommertrockenheit in Südosteuropa, wo die Erträge deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben. Allerdings wurde dort die Anbaufläche aufgrund der hohen Zuckerpreise 2011 ausgedehnt.
Ein größeres Problem stellt in Europa die Vermarktung der Rekordernte 2011 dar. Der Überschuss wurde zum Teil von den Zuckerunternehmen auf 2012 vorgetragen. Und auch für das jetzige Anbaujahr 2012 wird der
Vortrag auf 2013 als bewährtes Mittel der Marktentlastung
zum Zuge kommen. Es gilt, Marktpflege zu betreiben und
die Überschüsse weitgehend abzubauen. Dies gelingt nur,
wenn die Zuckererzeugung und damit auch der Rübenanbau für das kommende Jahr 2013 zurückgefahren werden.
Regel Nummer eins für den Rübenanbau 2013 lautet: „Besser knapp als zu viel“.
Dr. Willi Kremer-Schillings,
Pfeifer & Langen Jülich
TECHNIK
ZUCKER
Unterstützung für
die Marktordnung
satzchancen verbessern. Dennoch wird
dies voraussichtlich nicht für den gesamten Überschusszucker der Kampagne
2012 / 13 reichen. Und wie sich diese
Maßnahmen zusammen mit den zusätzlichen Rohrrohzuckerimporten auf die
Preise auswirken, bleibt noch abzuwarten.
In jedem Fall gilt es für uns, auf diese
Rahmenbedingungen zu reagieren. Bei
limitierten Vermarktungsmöglichkeiten
liegt es an uns, den Markt in Ordnung zu
halten und für ein möglichst ausgewogenes Verhältnis zwischen Erzeugung und
Verbrauch zu sorgen. Gemeinsam mit
Pfeifer & Langen empfehlen wir daher,
den Rübenanbau 2013 konsequent bedarfsorientiert auszurichten, das heißt,
eine möglichst exakte Erfüllung
der Vertragsliefermengen und
die Vermeidung größerer
Überschusszuckermengen.
Mengenmanagement,
Marktentwicklungen und
Zuckermarktpolitik beschäftigten den Sektor somit auch
im Jahr 2012 außerordentlich. Die
Diskussion um die Reform der gemeinsamen EU-Agrarpolitik ist in ihre
entscheidende Diskussionsphase gelangt und damit auch die Überlegungen
zur künftigen EU-Zuckerpolitik. Gegner
und Befürworter einer Verlängerung der
laufenden Zuckermarktordnung werben
für ihre Positionen. Wir weisen auf allen
nationalen und internationalen Ebenen
mit Nachdruck auf die unbedingte Notwendigkeit planbarer Rahmenbedingungen für den europäischen Rüben- und Zuckersektor hin. Wer eine sichere Zuckerversorgung der europäischen Bevölkerung mit qualitativ hochwertigem Zucker
aus heimischer Rübenerzeugung haben
will, kommt an einer Verlängerung der
Zuckermarktordnung nicht vorbei. Diesen
Argumenten haben sich früh das Europäische Parlament und national auch die
Landesregierungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz angeschlossen,
zuletzt im Oktober erfreulicherweise
auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner und ihr französischer Kollege
Stéphane Le Foll. Die Zahl der Befürworter einer Marktordnungsverlängerung
Die Zuckerwirtschaft hat in ihrem Bemühen
um eine Verlängerung der ZuckermarktordIlse Aigner
nung wichtige
Unterstützung
aus Berlin und
Paris erhalten:
Am 11. Oktober
trafen sich die
deutsche LandwirtschaftsmiStéphane Le Foll
nisterin Ilse Aigner und Frankreichs Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll zu Gesprächen um die
Gemeinsame Agrarpolitik. Unter anderem stimmten die beiden Minister
darin überein, dass die Zuckermarktordnung bis 2020 verlängert werden
■
muss.
wächst. Das ist gut, darf aber keinesfalls
dazu verleiten, die Marktordnungsverlängerung als beschlossene Sache zu betrachten. Deshalb bleiben wir auch am
Ball, bis die Verlängerung bis mindestens
2020 beschlossen wird.
Mehr Biogasrüben
Eine stabile Struktur des Rübenanbaus
zur Zuckererzeugung ist auch die Grundlage, um die Verwendung von Rüben als
Biogasanlagensubstrat weiter voranzutreiben. Bestehende technische Infrastruktur hilft, Biogasanlagen mit Rüben
zu beliefern. Der Rheinische RübenbauerVerband arbeitet auf politischer, wirtschaftlicher und anbautechnischer Ebene
daran, diesen Verwertungsweg voranzutreiben. Erste Ergebnisse des Biogasrübenprojekts, welches wir mit finanzieller
Unterstützung des NRW-Landwirtschaftsministeriums durchführen, werden wir
Ihnen demnächst vorstellen können.
Bernhard Conzen
Vorsitzender des Rheinischen
Rübenbauer-Verbandes e. V.
4 | ZUCKERRÜBENJOURNAL
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ZUCKER
TECHNIK
ANBAU
BETRIEBSWIRTSCHAFT
MARKT
POLITIK
AKTUELLES
Sektor zieht an einem Strang
Interview mit Günter Tissen, Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ)
Seit 1. Oktober ist Günter Tissen neuer Hauptgeschäftsführer
der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ). Das Zuckerrübenjournal hat ihn zum Stand der Marktordnungsdiskussion
und zu seiner neuen Aufgabe befragt.
Günter Tissen
Journal: Herr Tissen, wie steht es denn
aktuell in der Diskussion um die Verlängerung der Marktordnung?
Tissen: Die Europäische Kommission will
die Zuckermarktordnung 2015 auslaufen
lassen. Hier hat sie sich nicht bewegt. Die
Mehrheit der Mitgliedstaaten ist dagegen für eine Fortsetzung. Bereits im letzten Jahr hat sich das Europäische Parlament für eine Fortsetzung bis mindestens 2020 ausgesprochen. Jetzt beraten
die Abgeordneten den genauen Wortlaut
der künftigen Verordnung. Anschließend
wird der Agrarausschuss und dann das
Plenum abstimmen. Ich gehe davon aus,
dass die Abgeordneten zu ihrer bisherigen Position stehen.
Journal: Wer sind denn zurzeit Befürworter und Gegner einer Verlängerung? Wie
ist die Stimmungslage in Europa? Ilse
Aigner und ihr französischer Amtskollege
haben sich ja jetzt für eine Verlängerung
bis 2020 ausgesprochen. Wie viel Gewicht hat so eine Stellungnahme?
Tissen: Marktliberale Länder, wie Dänemark und Schweden, sind für den Kommissionsvorschlag. Länder mit Vollzeitraffinerien für Rohrzucker vertreten andere eigene Interessen. Die klare Aussage
für 2020 aus Deutschland und Frankreich,
den beiden größten Rübenerzeugern in
der EU, ist natürlich ein wichtiges Signal.
Darauf haben andere Befürworter gewartet. Allerdings wird es bis zuletzt darum
gehen, unsere Position aktiv gegen die
Zuckerverwender und Vollzeitraffinerien
zu verteidigen. Ohne Verlängerung der
derzeitigen zuckerpolitischen Regelungen
setzt die Politik Marktstabilität und damit die sichere Versorgung Europas mit
Zucker ohne Not aufs Spiel.
Journal: Wie sieht der weitere Zeitplan
aus? Wann kann man mit einer Entscheidung rechnen?
Tissen: Der Agrarausschuss des Europäischen Parlaments will im Januar abstimmen. Die Abstimmung im Plenum steht
erst nach der Entscheidung über die künftige Finanzplanung der EU an. Der Zeitpunkt ist noch offen. Erst danach werden
sich Parlament, Rat und Kommission im
sogenannten Trilog über die Agrarpolitik
nach 2013 verständigen können. Ich bin
selbst gespannt, ob das gesamte Reform-
paket, bei dem Zucker ja nur ein Teil ist,
noch 2013 abgeschlossen werden kann.
Journal: Schauen wir mal auf die WVZ. Zu
ihr gehören nicht nur die Rübenanbauer,
sondern auch die Zucker erzeugenden
Unternehmen und die Zuckerim- und exporteure. Haben diese Gruppen nicht
ganz unterschiedliche Interessen? Wie
vertragen sich diese Gruppen in der WVZ?
Tissen: Genau das ist Herausforderung
und Stärke zugleich. Die Geschlossenheit
des gesamten Sektors ist ein großes Plus.
Darum beneidet man uns nicht nur in
Deutschland, sondern auch in anderen
Ländern. Unsere gemeinsame Position
zur Zukunft der Zuckermarktordnung ist
ein anschauliches Beispiel dafür. Unsere
Geschlossenheit wirkt auch in andere
Mitgliedstaaten hinein und letztlich auch
auf EU-Ebene. Das verleiht uns gegenüber unseren Gesprächspartnern ein
ganz anderes Gewicht. Das wiederum ist
Ansporn für die Einigung im Verband.
Journal: Wie beurteilen Sie die Wettbewerbsfähigkeit der Rübenanbauer und
der Zuckerunternehmen in Deutschland?
Tissen: Die tiefgreifende Reform der Zuckermarktordnung mit der Schließung
von Zuckerfabriken und dem Ausscheiden
Dr. Dieter Langendorf: Ein Diplomat und Lenker
Am 1. Oktober übergab Dr.
Dieter Langendorf das Amt
des Hauptgeschäftsführers
der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ) an seinen Nachfolger Günter Tissen. Insgesamt 32 Jahre, davon 23 Jahre als Hauptgeschäftsführer, lenkte Dieter
Dr. Dieter
Langendorf die Geschicke
Langendorf
des deutschen zuckerwirtschaftlichen Dachverbandes in ganz eigener Weise: kooperativ und trotzdem zielstrebig, diskret, aber dennoch prägnant,
und vor allem erfolgreich. Das Werben um den
Erhalt und die Weiterentwicklung der Zuckermarktordnung stand von Anfang an im Zentrum
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seiner politischen Arbeit. Sie darauf zu beschränken, wäre jedoch viel zu kurz gesprungen. Herausforderungen, wie die deutsche Wiedervereinigung, WTO-Verhandlungen, Freihandel, Restrukturierung und vieles mehr begleiteten ihn
die ganze Zeit. Er galt als fachkompetent wie
kaum ein anderer in der EU. Seine Meinung wurde überall geschätzt, nicht zuletzt, weil er stets
diplomatisch und niemals unsachlich auftrat.
Sein politisches Gespür half ihm, bei heraufziehenden Problemen immer ausreichend früh
„Witterung aufzunehmen“ und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Dieter Langendorf hat es außerdem geschafft,
in der WVZ über Jahrzehnte hinweg nicht nur
die politischen Interessen der in Deutschland
tätigen Zuckerunternehmen zusammenzubrin-
gen, sondern auch die von drei sehr unterschiedlichen Fraktionen: die der Rübenanbauer,
des Zuckerhandels und eben der Zuckerindustrie – keine leichte Aufgabe.
Auch im Rheinland war Dieter Langendorf ein
häufiger und stets gern gesehener Gast. Er versäumte kaum eine RRV-Mitgliederversammlung
und war regelmäßiger Gast oder Referent bei
den Beratertagungen der Arbeitsgemeinschaft
Zuckerrübenanbau, in Arbeitskreisen und sonstigen Interessenkreisen. Und bei der einen oder
anderen Maschinenvorführung traf man ihn
auch mal in Gummistiefeln auf dem Feld an.
Daran wird sich hoffentlich nichts ändern –
■
denn einladen werden wir ihn weiterhin.
ZUCKERRÜBENJOURNAL
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AKTUELLES
POLITIK
MARKT
BETRIEBSWIRTSCHAFT
ANBAU
von Rübenanbauern war zwar schmerzlich, hat uns aber ohne Frage vorangebracht. Eine Herausforderung bleibt die
spürbar gestiegene Konkurrenz mit anderen Ackerkulturen. Deshalb arbeiten Rübenanbauer und Zuckerindustrie zusammen mit den vor- und nachgelagerten
Sektoren weiter an Effizienzsteigerungen.
Die Innovationskraft des Wirtschaftsstandorts Deutschland ist dafür ein klarer
Vorteil. Die Verlängerung der Zuckermarktordnung würde uns den notwendigen zeitlichen Rahmen geben und gleichzeitig die Versorgung mit Zucker sichern.
Verbraucher nach einfachen Botschaften
entgegen. Die Sachinformation bleibt
aber auf der Strecke. Der Verbraucher
fühlt sich bereits unter Druck gesetzt, auf
Zucker zu verzichten. Hier möchte ich gegensteuern. Denn ernährungswissenschaftliche Fakten sprechen nicht gegen
Zucker. Warum sollte der Verbraucher also auf dieses wunderbare Produkt verzichten und Askese üben? Wir wollen ihn
über die ganze Kette – vom Acker bis zur
Kaffeetasse – informieren und ihm das
gute Gefühl beim Zuckergenuss zurückgeben.
Journal: Welche Arbeitsschwerpunkte sehen Sie für die nächsten Jahre? Wo möchten Sie Akzente setzen?
Tissen: Zucker wurde zuletzt häufig verantwortlich für Übergewicht und diverse
Krankheiten gemacht. Die betreffenden
Medien kommen damit dem Wunsch der
Journal: Wie groß ist die Konkurrenz von
Stevia oder anderen Zuckerersatzstoffen
für den Rübenzucker? Wie wird sich der
Verbrauch von Zucker entwickeln?
Tissen: Landläufig heißt es zwar Stevia. Es
geht aber um die durch Extraktionsver-
Foto:
Natascha Kreuzer
TECHNIK
ZUCKER
fahren aus dieser Pflanze gewonnenen
Steviolglycoside. Seit Ende 2011 sind sie
als Zusatzstoff E 960 für bestimmte Lebensmittelgruppen zugelassen. Sie haben eine bis zu 300-fach höhere Süßkraft
als Zucker. Deshalb kommen sie in erster
Linie als Ersatz für andere zugelassene
Süßstoffe infrage. Sicher werden weiterhin neue, damit gesüßte Produkte auf
den Markt kommen. Allerdings setzen
technologische Notwendigkeiten Grenzen – backen Sie mal einen ansehnlichen
Kuchen ohne Zucker. Ein metallischer
Nachgeschmack und aus Gründen des
Verbraucherschutzes vorgeschriebene
Höchstwerte setzen dem Einsatz von Steviolglycosiden enge Grenzen. Daher sind
sie auch keine Konkurrenz zum Zucker.
Natascha Kreuzer
Verlängerung bis 2020 unverzichtbar
Interview mit Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes
Joachim Rukwied, seit Juni 2012 Präsident des Deutschen Bauernverbandes, bewirtschaftet einen 290-ha-Ackerbaubetrieb
mit Feldgemüse und Weinbau im Landkreis Heilbronn. Als Vorsitzender des Verbandes baden-württembergischer Zuckerrübenanbauer ist er auch ein ausgezeichneter Kenner der Zuckerbranche.
Joachim Rukwied
Journal: Welche Bedeutung hat die Zuckerrübe für Landwirte in Deutschland?
Ist sie noch die Königin der Feldfrüchte?
Rukwied: In den klassischen Rübenanbauregionen hat die Zuckerrübe nach wie
vor große Bedeutung. Allerdings hat sie
durch die Reform der Zuckermarktordnung 2006 bis 2009 einen Großteil ihres
Vorsprungs vor anderen Ackerbaukulturen eingebüßt. Bei Erzeugerpreisen von
250 € / t Brotweizen und 460 € / t Raps
gibt es attraktive Alternativen zur Rübe.
Zudem müssen sich die europäischen Rübenanbauer nach der Reform zunehmend
der Konkurrenz des Weltmarkts stellen,
die wegen geringerer Umwelt- und Sozialvorschriften noch immer Wettbewerbs-
6 | ZUCKERRÜBENJOURNAL
vorteile hat. Deshalb brauchen die Zuckerrübenanbauer in der EU noch Zeit,
um ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter zu
verbessern.
Journal: Sie sind selber Ackerbauer. Welche Bedeutung hat die Zuckerrübe für Ihren Betrieb?
Rukwied: Die Rübe ist für meinen Betrieb
nicht nur wirtschaftlich, sondern auch
ackerbaulich von großer Bedeutung. Als
Hackfrucht lockert sie die Fruchtfolge auf,
trägt zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit bei und verhindert einseitige Schädlings-, Krankheits- und Unkrautbelastungen. Das gilt im Übrigen nicht nur für
meinen Betrieb, sondern auch für die Region.
Journal: Die Diskussion um die Verlängerung der Zuckermarktordnung begleitet
die Anbauer schon viele Jahre. Wie beurteilen Sie die Chancen einer Verlängerung?
Rukwied: Die Zuckermarktreform von
2006 bis 2009 war für uns Bauern und die
Zuckerunternehmen sehr schmerzlich. Der
Rübenmindestpreis wurde um 40 %, der
Referenzpreis für Weißzucker um 36 %
und die Zuckerquote um rund 30 % gesenkt. Diese Einschnitte sind noch nicht
verdaut. Die Europäische Union hat sich
vom weltweit zweitgrößten Nettoexporteur zu einem der größten Nettoimporteure entwickelt; unser Selbstversorgungsgrad liegt nur noch bei 85 %. Für eine auch
in Zukunft sichere Versorgung mit Zucker
in der EU brauchen wir die Verlängerung
der Zuckermarktordnung bis mindestens
2020. Deswegen setzt sich der Deutsche
Bauernverband bei der Weiterentwicklung
der EU-Agrarpolitik konsequent dafür in
Brüssel ein. Das Europäische Parlament
und das Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützen uns dabei. Wir werden
dafür kämpfen, dass unsere Forderungen
in die neuen Verordnungen der EU-Kommission über die gemeinsame Marktorga-
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ZUCKER
TECHNIK
ANBAU
BETRIEBSWIRTSCHAFT
MARKT
POLITIK
AKTUELLES
Brüssel will weiteren
Zucker freigeben
Schließlich muss die Anbaufläche einen Mindestumfang behalten, der für alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette attraktiv ist.
Ich denke hier vor allem an die
Züchter, die Landtechnik- oder die
Pflanzenschutzmittelhersteller.
uzer
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asch
t
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N
Foto:
nisation für landwirtschaftliche Erzeugnisse einfließen.
Journal: Was will der Deutsche Bauernverband in dieser Diskussion erreichen?
Rukwied: Unser Ziel ist klar formuliert:
Die Verlängerung der bestehenden Zuckermarktordnung bis mindestens 2020.
Wir arbeiten dafür eng mit den deutschen und europäischen Fachverbänden
der Zuckerrübenanbauer und Zuckerunternehmen, insbesondere den Dachverbänden der deutschen Zuckerrübenanbauerverbände, zusammen und
treten beim Bund und in Brüssel gemeinsam für unser Anliegen ein.
Journal: Welche Chancen geben Sie der
Rübe ohne Marktordnung? Sind Bioenergie und Industrierüben Alternativen, die
sich lohnen?
Rukwied: Seit der Reform von 2006 ist
viel geschehen. Wir haben die Effizienz
der europäischen Zuckerrübenproduktion
verbessert. Die Züchtung war erfolgreich
mit leistungsfähigeren Sorten. Gerade
hier gibt es aber noch weiteres Potenzial,
um die Zuckererträge zu steigern. Wir befinden uns also auf dem richtigen Weg
und arbeiten hart an unserer Wettbewerbsfähigkeit. Vor 2020 wird der heimische Zuckerrübenanbau aber keinesfalls
ohne Marktordnung bestehen können.
Die energetische Verwertung der Zuckerrübe ergänzt die Nutzungsmöglichkeiten
dieser Kultur, kann aber auf absehbare
Zeit kein echter Ersatz, sondern nur eine
Ergänzung zur Nahrungsmittelerzeugung
sein. Ein Zuckerrübenanbau ausschließlich zur Gewinnung von Bioenergie und
zur Non-Food-Verwertung ist bislang
noch nicht wirtschaftlich tragfähig.
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Journal: Viele Rübenanbauer setzen auf
die Biogaserzeugung als alternative Verwertung der Zuckerrübe. Die aktuellen
Pläne der EU zum Biosprit lassen aber erhebliche Zweifel an der Sicherheit für
derartige Investitionen aufkommen. Was
raten Sie Ihren Berufskollegen?
Rukwied: Die Pläne der EU-Kommission
beziehen sich gegenwärtig nur auf die
künftige Politik bei Biokraftstoffen und
lassen die Stromerzeugung in EEG-Anlagen zunächst unberührt. Bislang hat sich
das EEG als verlässliche Grundlage erwiesen. Ich gehe fest davon aus, dass auch in
Zukunft der Bestandsschutz für getätigte
Investitionen erhalten bleibt. Beim Neubau von Biogasanlagen muss aber ganz
besonders auf die Rentabilität geachtet
werden. Sie müssen konzeptionell zum
jeweiligen Standort und zum landwirtschaftlichen Betrieb passen und sollten
möglichst über ein sinnvolles Wärmekonzept verfügen. Nicht nur der investive
Aufwand ist hier entscheidend. Vor allem
die langfristigen Rohstoffkosten werden
bei Wirtschaftlichkeitsberechnungen
häufig zu niedrig angesetzt. Für die Zuckerrübe sehen wir durchaus Potenzial,
sie als Alternative zu Mais stärker in der
Biogasproduktion einzusetzen.
Journal: Sie sind Südzucker-Lieferant. Wie
beurteilen Sie die Marktposition der in
Deutschland ansässigen Zuckerunternehmen im Wettbewerb?
Rukwied: Südzucker, Nordzucker und
Pfeifer & Langen gehören zu den mit Abstand leistungsfähigsten Zuckerunternehmen der EU. Alle drei profitieren in
erster Linie davon, dass die deutschen Rübenanbauer Jahr für Jahr hohe und stabile Erträge erzielen.
Jedes Unternehmen für sich hat im letzten Jahrzehnt die Werkstrukturen und
damit die Fixkosten optimiert. Darüber
Die Europäische Kommission will die Versorgung am Zuckermarkt verbessern. Deshalb sollen voraussichtlich ab Januar 2013 etwa 1,2 Mio. t Zucker zusätzlich auf den Binnenmarkt gelangen. Das kündigte die Brüsseler Behörde
am 8. November an. Wie der Sprecher von EU-Agrarkommissar Dr. Dacian Ciolo˛s erläuterte, will man dabei zu gleichen Teilen sowohl gesperrte Mengen aus EU-eigener
Überschussproduktion freigeben als auch Extraimporte
vom Weltmarkt ermöglichen. Er begründete die Maßnahme mit einer weiter angespannten Versorgungslage. Obwohl aus dem vergangenen Wirtschaftsjahr Bestände in
Höhe von 2 Mio. t übertragen worden seien, öffne sich die
Schere zwischen den Preisen am EU-Binnenmarkt und am
Weltmarkt weiter. Die geschätzten Endbestände des laufenden Wirtschaftsjahrs seien um 0,5 auf 1,5 Mio. t nach
unten korrigiert worden. Gleichzeitig soll die zweite
Tranche für Zuckerexporte aus gesperrten EU-Überschüssen in Drittländer eröffnet werden; dabei geht es um
700 000 t. Damit wäre die von der Welthandelsorganisation (WTO) erlaubte jährliche Gesamtmenge von
1,37 Mio. t bis auf einen Rest von 0,2 Mio. t ausgeschöpft.
Unterdessen geht der Streit über eine schnelle Abschaffung
oder die Beibehaltung der Zuckerquoten weiter. Die europäischen Dachverbände der Rübenanbauer (CIBE) und Zuckerhersteller (CEFS) warnten anlässlich einer Veranstaltung im Europäischen Parlament gemeinsam mit Arbeitnehmervertretern sowie den Ländern Afrikas, der Karibik
und des Pazifikraums (AKP-Staaten) vor einem Auslaufen
der Quoten vor 2020. Die Regelung gewährleiste, dass der
Zuckersektor seinen Beitrag für intelligentes, nachhaltiges
Wachstum leisten könne, wie dies in der EU-Strategie 2020
vorgesehen sei. Gleichzeitig werde die Versorgung sichergestellt. Die Verbände verwiesen auf die Einschnitte, die der
Sektor im Rahmen der Zuckermarktreform von 2006 habe
hinnehmen müssen: 83 Produktionsanlagen seien stillgegelegt worden und mehr als 22 000 Arbeitsplätze verlorengegangen, während 150 000 Landwirte den Rübenanbau
eingestellt hätten und die EU sich zum Nettoimporteur von
AgE
Zucker gewandelt habe.
hinaus konnten inzwischen alle drei Unternehmen zahlreiche ausländische Beteiligungen erwerben und zum Teil auch
neue Geschäftsfelder neben der Zuckererzeugung erschließen. Das hat die Unternehmensergebnisse stabilisiert. Durch
eine Verlängerung der Zuckermarktordnung in ihrer jetzigen Form bis mindestens 2020 werden die Unternehmen in
die Lage versetzt, ihre Wettbewerbsfähigkeit auch im globalen Maßstab zu erhalten.
Natascha Kreuzer
ZUCKERRÜBENJOURNAL
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AKTUELLES
POLITIK
MARKT
BETRIEBSWIRTSCHAFT
ANBAU
TECHNIK
ZUCKER
Stimmungsbild am Vorabend der Veranstaltung – der Sonnenuntergang deutet schon schönes Wetter für den eigentlichen Vorführtag am 17. Oktober an. Die breite Palette
der Rübentechnik – beginnend von den ersten selbstfahrenden, sechsreihigen Köpfrodebunkern, links im Bild ein Holmer Nr. 1 von 1975 – war beeindruckend.
Fotos: Dr. Klaus Ziegler
Wie gut arbeiten Roder und Mäuse?
Ergebnisse des Rodertests Seligenstadt 2012
Im Rahmen der Beet Europe Seligenstadt 2012 stand im Oktober die Zuckerrüben-Erntetechnik wieder einmal im Mittelpunkt. Das Institut für Landtechnik der Universität Bonn führte einen Test der Arbeitsqualität von Köpfrodebunkern und
Reinigungsladern durch.
Am 17. Oktober fand eine Vorführung auf
dem Juliusspital-Gut Seligenstadt bei
Würzburg mit Vorstellung der Maschinen
und Einsatz im Feld statt.
Diese Roder waren dabei:
■ Agrifac BIG SIX
■ Grimme Maxtron 620
■ Grimme REXOR 620
■ Holmer Terra Dos T3
■ Kleine Beetliner Max
■ Kleine Beetliner Large
■ Ropa euro-Tiger mit sechs- und neunreihigem Rodevorsatz
■ Vervaet Beat Eater 625
An dem Test nahmen neun Roder teil;
alle waren selbstfahrende sechs- beziehungsweise neunreihige Köpfrodebunker
(KRB), die heute 87 % der deutschen Anbauflächen beernten.
An dem Test nahmen auch vier Reinigungslader (RL) teil:
■ Kleine Cleanliner Mega
(RL 350 V Fender)
■ Ropa euro-Maus 4
■ Holmer Terra Felis
■ Brettmeister Minimaus
Die Arbeitsqualität wird nach fünf Kriterien beurteilt, die in dem internationalen
8 | ZUCKERRÜBENJOURNAL
Weltpremiere der Firma Brettmeister: Die Minimaus benötigt einen Vario-Schlepper mit mindestens 8 t Eigengewicht, um die 6-m-Walzenaufnahme in die entsprechende Miete zu schieben.
Standard des Internationalen Institutes
für Rübenforschung (IIRB) definiert sind.
Vor dem Test werden die Bestandesdaten
ermittelt, um die Einstellung der Maschinen anpassen zu können. Die Bestandsdichte lag bei 100 800 Pflanzen pro Hektar, der Ertrag lag bei 76 t / ha mit 20,3 %
Zucker. Im Test wurden die Maschinen
von Werksteams eingestellt.
Die Köpfqualität wird in fünf Kategorien gewertet. Korrekt geköpft ist eine Rübe, wenn keine Blattstielreste am Rübenkopf verbleiben und der Schnitt in dem
Bereich des Rübenkopfes erfolgt, in dem
der Durchmesser der Rübe noch zunimmt. Dementsprechend werden die zu
tief geköpften Rüben klassiert. Zu hoch
geköpft sind die Rüben, wenn bei der
Köpfschnittfläche zusätzlich noch ein
grüner Blattansatz zu sehen ist. Für die
Darstellung der Köpfqualität werden aber
aufgrund der geänderten Ansprüche an
das Köpfen die Kategorien korrekt und zu
hoch geköpft zusammengefasst und als
gut geköpft bezeichnet. Damit wird der
Entwicklung Rechnung getragen, dass die
Nachköpfer mit einer automatischen
LZ 49 · 2012
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ANBAU
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MARKT
POLITIK
AKTUELLES
Tabelle 1: Selbstfahrende Köpfrodebunker
Listenpreis
Motorleistung
Leergewicht
Bunker
Breite
Länge
Höhe
Entladehöhe
Vorne
Bereifung
Mitte
Hinten
Holmer Terra Dos T3 Eco
465 290 €
383 kW
520 PS
30,7 t
28 m³
20 t
3,30 m
12,60 m
3,98 m
2,00 – 3,90 m
800 / 70R32
–
1050 / 50R32
Ropa euro-Tiger
V8-4b
554 000 €
440 kW
598 PS
32,4 t
40 m³
26 t
3,00 m
14,95 m
3,98 m
max. 3,80 m
800 / 70R32 1050 / 50R32 1050 / 50R25
Ropa euro-Tiger
V8-4b XL (9-reihig)
592 300 €
440 kW
598 PS
35,3 t
40 m³
26 t
3,00 m
14,95 m
3,98 m
max. 3,80 m
800 / 70R32 1050 / 50R32 1050 / 50R25
Grimme Maxtron 620
492 065 €
360 kW
490 PS
32,6 t
33 m³
22 t
3,30 m
12,00 m
4,00 m
1,80 – 4,30 m Bandlaufwerk
800 x 2000
900 / 60R32
Grimme REXOR 620
448 632 €
360 kW
490 PS
27,4 t
33 m³
22 t
3,00 m
12,00 m
4,00 m
(3,00)
1,80 – 4,30 m
800 / 75R32
1050 / 50R32
Kleine
Beetliner Max
467 063 €
375 kW
510 PS
32,8 t
40 m³
26 t
3,00 m
12,50 m
4,00 m
1,00 – 4,20 m
710 / 70R38
620 / 75R34
(4x)
620 / 75R34
(4x)
Kleine
Beetliner Large
431 363 €
360 kW
490 PS
28,2 t
30 m³
21 t
3,38 m
10,40 m
4,00 m
1,00 – 4,20 m
710 / 70R38
–
620 / 75R34
(4x)
Vervaet
Beet Eater 625
553 350 €
362 kW
492 PS
33,0 t
36 m³
25 t
3,35 m
12,35 m
3,90 m
4,00 m
800 / 70R38
800 / 70R38
800 / 65R32
Agrifac
BIG SIX
550 100 €
440 kW
660 PS
30,7 t
40 m³
28 t
3,30 m
15,00 m
4,00 m
2,50 – 4,00 m
710 / 75R34
710 / 75R34 1050 / 50R32
Alle Daten sind Herstellerangaben, die Leergewichte wurden vom IfL, Weihenstephan am 15.10.2012 ermittelt (mit vollem Tank), Preise inklusive MwSt.
Köpfdickenverstellung arbeiten, die es erlaubt, einen sehr schmalen Rübenkopf
abzuschneiden, wobei dann aber ein Teil
des Blattansatzes an der Rübe verbleibt.
Hinzu kommt, dass nun auch die Anlieferung von Rüben akzeptiert wird, die ausschließlich entblattet und nicht nachgeköpft werden.
Nicht geköpft sind die Rüben, die eine
grüne Blattbürste haben, also kein Köpfschnitt sichtbar ist.
Masseverluste werden in abgebrochene Wurzelspitzen (Wurzelbruchverlust)
sowie ober- und unterirdische Verluste
von Rüben unterschieden. Alle Rüben, deren Durchmesser kleiner als 4 cm ist, finden keine Berücksichtigung bei den Masseverlusten, da diese ohnehin durch die
vorhandenen Reinigungs- und Siebeinrichtungen fallen. Die Ergebnisse des
Tests, bei einer Bodenfeuchte von durchschnittlich 25 %, sind in Tabelle 3 zusammengefasst.
So wurden die Mäuse getestet
Reinigungslader werden prinzipiell nach
den gleichen Kriterien wie die Roder beurteilt. Der Erdanteil wird beim Anlegen
der Miete sowie nach dem Verladen der
Rüben durch Waschproben ermittelt.
Masseverluste werden nur in der Kategorie Wurzelbruchverluste bestimmt und
geben den Zustand der Verluste vor und
nach dem Verladen an.
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Die Arbeitsqualität der Roder
Die Fahrgeschwindigkeit war mit über
6 km / h vorgegeben und wurde im
Testeinsatz trotz der eindeutigen und vorher abgestimmten Vorgabe unterschritten. Die Fahrgeschwindigkeit bei dem
neunreihigen Ropa euro-Tiger war mit
5,5 km / h am geringsten und der Holmer
Terra Dos ist mit der höchsten Geschwindigkeit von 6,6 km / h gefahren worden.
Aus der Arbeitsbreite, der Fahrgeschwindigkeit und dem Ertrag (realer Ertrag
nach Anlieferung an die Zuckerfabrik) ergibt sich der Durchsatz der Maschinen,
der bei den sechsreihigen Rodern zwischen 135 und 150 t / h lag.
Die Rodeverluste befinden sich in einem Streubereich von 2,6 bis 6,5 %. Der
größere Anteil wird von den Verlusten
durch abgebrochene Wurzelspitzen bestimmt, der im Durchschnitt bei 3,9 %
lag. Einen deutlich höheren Wert hat hier
der Agrifac BIG SIX, der mit neun Siebsternen arbeitet. Die unter- und oberirdischen Verluste tragen mit durchschnittlich 0,5 bis 0,7 % in deutlich geringerem
Maß zu den Masseverlusten bei. Den
günstigsten Wert bei den Masseverlusten
erreicht erwartungsgemäß der Grimme
Maxtron 620, der die Rüben schonend
über Nocken- und Zwickwalzen reinigt
und transportiert. Dass gute Werte auch
mit Siebstern-Reinigungseinrichtungen
erreicht werden können, zeigt der sechsreihige Ropa euro-Tiger.
Der anhaftende Erdanteil nach dem
Roden lag zwischen 4,8 und 24,8 %. Die
Einstellung der Siebstern-Reinigungsorgane beim Agrifac BIG SIX führte zwar
zum geringsten Erdanhang, aber auch zu
den höchsten Wurzelbruchverlusten. Die
mit dem neunreihigen Ropa euro-Tiger
gerodeten Rüben hatten einen Erdanhang von 10,4 % bei gleichzeitig niedrigerem Wert für den Wurzelbruch.
Die Köpfqualität wird im Wesentlichen von der Fahrgeschwindigkeit, der
Bestandesdichte und der Einheitlichkeit
der Scheitelhöhe bestimmt. Diese Faktoren begrenzen die vertikale Anpassung
Der neue dreiachsige
Grimme Rexor 630 –
frisch aus der Lackierung – wurde in
Seligenstadt nur vorgestellt, nicht vorgeführt.
Köpf-, Rode- und
Reinigungsaggregate
entsprechen denen des
Rexor 620; jedoch ist
das Bunkerfassungsvermögen auf 45 m³
gewachsen, ebenso das
Bunkerentleerungsband.
ZUCKERRÜBENJOURNAL
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Tabelle 2: Rübenreinigungslader
Listenpreis
Motorleistung
Leergewicht
Aufnahmebreite
Überladeabstand
Überladehöhe
Vorne
Bereifung
Mitte
Hinten
Ropa euro-Maus 4
481 813 €
240 kW / 326 PS
32,3 t
10,20 m
15,00 m
6,00 m
710 / 75R34
–
710 / 75R34
Kleine RL 350 V Fender
462 315 €
240 kW / 325 PS
25,5 t
10,00 m
15,00 m
6,00 m
710 / 75R34
–
710 / 75R34
Holmer Terra Felis 2
464 100 €
250 kW / 340 PS
31,2 t
9,50 m
15,00 m
6,00 m
710 / 75R34
–
710 / 75R34
Brettmeister Minimaus
95 000 €
–
5,3 t*
5,30 m
8,00 m
4,50 m
Frontanbau
am Traktor
(Vario = min. 8 t
Eigengewicht)
Alle Daten sind Herstellerangaben, die Leergewichte wurden vom IfL, Weihenstephan am 15.10.2012 ermittelt (mit vollem Tank),
Leergewicht Minimaus: Herstellerangabe, Preise inklusive MwSt.
des Nachköpfers. Für die Beurteilung der
Köpfqualität aus der Sicht des Rübenanbauers können die beiden Kategorien
korrekt und zu hoch geköpft zusammengefasst werden, was auch der Einstellungsintention der Roderhersteller entspricht.
Flachere Köpfschnitte
Als Trend aus diesem Rodertest kann angegeben werden, dass erstmalig in den
Seligenstädter Tests ein erheblicher An-
teil der Rüben nicht geköpft wurde, nämlich zwischen 3,2 und 26,6 %. Die Entwicklung geht also zu einem deutlich flacheren Köpfschnitt, der auch einen erheblichen Teil der Rüben mit kurzer Blattbürste und ohne sichtbaren Köpfschnitt nach
sich zieht.
Der Grimme Maxtron 620 war mit einem Entblattungsvorsatz ausgerüstet
und wird hier in die gleichen Kategorien
eingeordnet. „Nicht geköpft“ bedeutet in
diesem Zusammenhang Rüben mit grünem Blattansatz und Blattstielen (7 %).
Der Wert von 17,4 % zu tief geköpfter Rüben – in diesem Falle Rüben, die zwar
vollständig entblattet wurden, aber aufgrund einer zu tiefen Einstellung durch
die Schlägel verletzt wurden.
Bei den Systemen mit Nachköpfern
tritt die Kategorie zu tief geköpfter Rüben
fast nicht mehr auf.
Ergebnisse der Reinigungslader
Vier Reinigungslader wurden an einer
Miete getestet, die sechs Tage vorher an-
Auch CDU-Landespolitiker diskutierten am RRV-Stand: Erich Gussen,
Minister Johannes Remmel nutzte die Gele-
RLV-Kreisvorsitzender in Düren, RRV-Vorstandsmitglied Dr. Karl-Otto
RRV-Beiratsvertreter Herbert Werres bei der Ar-
genheit, eine Zuckerrübe zu probieren. Hier
Ditges, die Landtagsabgeordneten Josef Wirtz, Marie-Luise Fasse und
beit: Kinder und Jugendliche sind begeistert
mit Bernhard Conzen, Vorsitzender des RRV.
Rainer Deppe sowie RRV-Geschäftsführer Dr. Peter Kasten, v.r.n.l.
von Rübe und Landwirtschaft.
Foto: Dr. Peter Kasten
Foto: Peter Dresbach
Foto: Dr. Peter Kasten
Erlebnis: Bauernhof mobil in Köln
Der von der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL) und dem Rheinischen Landwirtschafts-Verband (RLV)
Ende August auf dem Kölner Neumarkt
veranstaltete Erlebnis: Bauernhof mobil
stieß bei den Kölner Bürgern auf sehr viel
Interesse. Die FNL schätzt, dass etwa
20 000 Menschen den Erlebnis-Bauernhof besuchten. Auch an den Ständen des
Rheinischen Rübenbauer-Verbandes
(RRV) und der Pfeifer & Langen GmbH
10 | Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L
herrschte reger Betrieb. Bürger, aber auch
Politiker und Vertreter zahlreicher weiterer Institutionen informierten sich an den
Ständen über die regionale Rüben- und
Zuckererzeugung und die verschiedenen
Verwertungsrichtungen. Gern gingen die
Bürger auf die Möglichkeit ein, frisch gerodete Rüben einmal zu probieren. Wichtig war ihnen vor allem die regionale Herkunft ihres Zuckers.
Dr. Peter Kasten
Minister Johannes Remmel wurde am Stand
von Pfeifer & Langen von Dr. Botho von
Schwarzkopf und Dr. Bernhard Greubel begrüßt.
Foto: Andrea Bahrenberg
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Tabelle 3: Ergebnisse des Rodertests in Seligenstadt 2012
Hersteller
Fahrgeschwindigkeit
km/h
Durchsatz
t/h
Rodetiefe
cm
Erdanteil
%
oberirdisch
%
relative Masseverluste
unterWurzelirdisch
bruch
%
%
nicht
geköpft
%
Gesamt
%
Köpfqualität
gut
geköpft
%
zu tief
geköpft
%
Agrifac BIG SIX
5,9
135,4
10
4,8
1,7
0,6
4,2
6,5
15,8
82,8
1,4
Kleine Beetliner Large
6,1
139,6
6
6,8
0,9
0,5
3,1
4,6
37,8
61,4
0,8
Grimme REXOR 620
6,5
147,9
6,6
9,2
0,3
0,7
2,2
3,2
25,0
72,8
2,2
Vervaet Beet Eater
6,2
140,3
10
15,8
0,7
0,4
2,6
3,7
23,4
74,0
2,6
Ropa euro-Tiger V8-4
5,8
131,5
7
9,8
0,3
0,5
2,0
2,7
22,2
77,0
0,8
Ropa euro-Tiger V8-4XL
5,5
186,5
7
10,4
0,5
0,8
2,3
3,6
7,2
91,8
1,0
Holmer Terra Dos T3
6,6
149,5
6,5
9,5
0,5
0,6
2,3
3,4
16,2
82,8
1,0
Kleine Beetliner Max
6,4
145,5
8,5
12,6
1,3
0,8
2,7
4,7
17,8
80,8
1,4
Grimme Maxtron 620
6,5
147,9
10
24,8
0,2
0,6
1,9
2,6
7,0*
75,6*
17,4*
Mittelwert
6,2
147,1
8,0
11,5
0,7
0,6
2,6
3,9
19,2
77,7
3,2
*Maschine war mit einer Entblattungseinrichtung ausgestattet. Klassenzuordnung daher: Entblattung mit Blattresten, gut entblattet, Entblattung mit Verletzung
gelegt und mit Vlies abgedeckt worden
war. Der Erdanteil in der Miete betrug
7,5 %. In einem Teil des Tests wurde der
Durchsatz bestimmt, der zwischen 180
und 548 t / h lag. Die wesentlichen Kriterien der Arbeitsqualität der Reinigungslader sind die Zunahme der Wurzelspitzenbruchverluste und die Abnahme des Erdanteils. Die Wurzelbruchverluste lagen im
Durchschnitt um 1,6 Prozentpunkte über
den Verlusten, die bei der Ernte verursacht wurden. Die Unterschiede in den
Wurzelbruchverlusten repräsentieren damit den mehr oder weniger schonenden
Umgang der Reinigungslader beim Abreinigen der Erde. Die durchschnittliche Erdabscheidung lag bei 2,3 Prozentpunkten.
Fazit
Der Test fand unter günstigen Witterungsund feuchten Bodenbedingungen statt.
Die Masseverluste lagen im Durchschnitt
bei 3,8 %, mehr als 77 % der Rüben wurden gut geköpft oder entblattet. Ein deutlicher Trend, den Köpfschnitt sehr flach
durchzuführen, ist zu verzeichnen; als Folge traten im Durchschnitt 19,2 % nicht geköpfte Rüben auf. Ein so hoher Wert in dieser Köpfqualitäts-Kategorie wurde weder
bei den vorausgegangenen Tests in Seligenstadt noch in Lelystad 2010 festgestellt. Der Erdanteil lag im Durchschnitt
bei 11,5 % und ist beeinflusst durch einen
sehr hohen Wert eines Roders. Ansonsten
würde dieser Mittelwert bei 9,8 % liegen.
Es ist auch herauszustellen, dass drei Roder die vorgeschriebene Fahrgeschwindigkeit (über 6 km / h) nicht erreichten.
Die Einstellung der Roder ist der
Schlüsselfaktor für die Arbeitsqualität. Im
Test wurden die Maschinen von Werksteams eingestellt, wobei trotzdem nicht
in allen Fällen das Optimum erreicht wurde. Für die Praxis bedeutet das weiterhin,
trotz der umfangreichen Einstellmöglichkeiten des Roders in der Kabine, dass regelmäßig gute Fahrerschulungen notwendig sind. Eine fachgerechte Einstellung der Maschinen bleibt weiterhin eine
Herausforderung.
Die Reinigungslader zeichnen sich
durch eine im Vergleich zu dem Test 2006
Tabelle 4: Ergebnisse des Reinigungslader-Tests in Seligenstadt
2012, Ausgangswerte: Erdanteil = 7,5 %; Wurzelbruch = 2,1 %
Durchsatz
t/h
Erdanteil
%
Wurzelbruch
%
Ropa euro-Maus 4
523,0
5,9
4,2
Holmer Terra Felis 2
547,8
3,4
3,3
Kleine RL 350 V
388,1
5,1
3,3
Brettmeister Minimaus
179,3
6,3
4,0
Mittelwert
409,5
5,2
3,7
Hersteller
um 28 % höhere Ladeleistungen aus. In
Bezug auf die Arbeitsqualität ist ein Anstieg des Wurzelbruches um 0,3 Prozentpunkte und keine Veränderung des Erdanteils zu verzeichnen.
Weltpremiere von Ropa: Der zweiachsige
euro-Panther mit
neuester UltraflexBereifung und hydraulischem Hang-
Prof. Dr. Peter Schulze Lammers,
ausgleich, links da-
Dr. Oliver Schmittmann,
hinter der euro-Tiger
Christian Peveling-Oberhag
mit drei Achsen; bei-
Institut für Landtechnik, Universität Bonn
de sind bereits mit ei-
Dr. Klaus Ziegler
ner Bunkerentlee-
Verband Fränkischer Zuckerrübenbauer
rung zur Anlage von
10 m breiten Mieten
ausgestattet.
LZ 49 · 2012
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Rübentechnik gelungen präsentiert
Vorführung in Neuss-Röckrath
Über 500 Besucher konnten sich der Maschinenring NeussMönchengladbach-Gillbach und die Arbeitsgemeinschaft Zuckerrübenanbau aus Rheinischen Rübenbauer-Verband, Landwirtschaftskammer NRW und Landwirtschaftlichem Informationsdienst Zuckerrübe (LIZ) bei ihrer Maschinenvorführung in
Neuss-Röckrath Anfang Oktober freuen.
Der Grimme Maxtron
ist mit Entblattungseinheit ausgestattet.
Bernhard Conzen, Vorsitzender des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes, blickte in
seiner Begrüßung auf die letzte Maschinenvorführung in Nörvenich vor drei Jahren zurück. Dort wurde das Entblatten
der Rübe zum ersten Mal gezeigt. Die Resonanz aus der Praxis sei so groß gewesen, dass dieses Verfahren inzwischen
Eingang in die Branchenvereinbarung gefunden habe. Ein weiteres wichtiges The-
ma, das ständig weiterentwickelt werden
müsse, sei die Mietenabdeckung. „Sie hat
sich mittlerweile fest im Kampagneablauf etabliert und wenn wir die Mietenabdeckung nicht gehabt hätten, dann
hätten wir in der vorletzten Kampagne
vermutlich eine kleine Katastrophe erlebt“, erklärte Conzen und dankte anschließend Dr. Juliane Wahode und Markus Bayer für die Bereitstellung der Flächen.
Anschließend stellte der Vorsitzende
Josef Albert Rath den Maschinenring vor,
der etwa 500 Mitglieder hat. „In der letzten Kampagne haben wir rund 3 450 ha
gerodet und 345 000 t Rüben für die Zuckerfabriken, aber auch als Biogassubstrat
geerntet. Dazu haben wir fünf Roder und
zwei Mäuse zur Verfügung.“ Außerdem
hat der Maschinenring zwei Tochtergesellschaften, die verschiedene Dienstleistungen, wie zum Beispiel die Beregnung
im Tagebau oder auch Aktivitäten rund
um den Biogassektor, anbieten.
Der Rundgang startete bei den Fungizid-Demonstrationsflächen, die am 3. August bei Erreichen der Bekämpfungsschwelle behandelt worden waren, wie
Manfred Steuerwald vom Rheinischen
Rübenbauer-Verband erläuterte. Deutliche Unterschiede waren aber nicht zu erkennen, da der Blattapparat der Rüben
Zusätzlich zum herkömmlichen Abdeckvlies
wurde eine Schutzfolie an den Mietenflanken
angebracht, die mit Klettverschlüssen am Vlies
hält und leicht anzubringen ist.
aufgrund der Trockenheit zurückgegangen war. „Die Behandlung mit Fungiziden
sollte tendenziell lieber zu früh als zu
spät erfolgen, aber auf keinen Fall nur
prophylaktisch sein“, erklärte Steuerwald.
Rüben sauber in die Biogasanlage
Die Roder von
Ropa und Holmer
waren mit den
Die Rübe als Biogassubstrat ist eine interessante Alternative zum Mais. Hans-Theo
Köpfsystemen
DynaCut und
Microtopper ausgestellt.
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AKTUELLES
Termine rund um die Rübe
Termin
Uhrzeit
Ort / Veranstaltung
21. Januar 10.00 Uhr Köln-Auweiler, Landwirtschaftskammer, Pfeifer & Langen
Euskirchen, Rheinischer Rübenbauer-Verband
22. Januar 10.00 Uhr Vettweiß, Bürgerbegegnungsstätte,
Pfeifer & Langen Euskirchen,
Rheinischer Rübenbauer-Verband,
Landwirtschaftskammer NRW
23. Januar
Der landwirtschaftliche Informationsdienst Zu-
23. Januar 14.00 Uhr Palmersheim, Dorfgemeinschaftshaus, Pfeifer & Langen Euskirchen,
Rheinischer Rübenbauer-Verband
ckerrübe hatte sich das Thema Rodequalität
auf die Fahnen geschrieben, wie Bernd Bruckwilder erläuterte.
Fotos: Natascha Kreuzer
Beeck vom Rheinischen RübenbauerVerband erklärte, dass zurzeit rund
30 000 ha Energierüben in Deutschland
angebaut werden.
In Neuss war eine mobile Rübenaufbereitungsmaschine von Doppstadt zu sehen, die normalerweise direkt an der Biogasanlage arbeitet und die Rüben vorreinigt, Steine aussortiert und die Rüben
wäscht. Wichtigstes Kriterium ist neben
einem kostengünstigen Einsatz ein hoher
Durchsatz. Die Aufbereitung muss so viele Rüben verarbeiten, wie ein Roder und
eine Maus liefern. Die Maschine hat einen Durchsatz von 150 t Rüben pro Stunde und kostet nach Firmenangaben etwa
3,50 € / t Rüben.
Bernd Bruckwilder von LIZ erläuterte,
welchen Einfluss die Rodequalität auf die
vermeidbaren Verluste bei der Ernte hat
und appellierte an Landwirte und Roder-
24. Januar 10.00 Uhr Baesweiler, Alte Schmiede, Pfeifer &
Langen Jülich, Rheinischer Rübenbauer-Verband, Landwirtschaftskammer NRW
25. Januar 13.30 Uhr Heinsberg, Stadthalle, Pfeifer &
Langen Jülich, VLF Heinsberg,
Rheinischer Rübenbauer-Verband
Diese Aufbereitungsanlage von Doppstadt reinigt Rüben vor, entsteint und wäscht sie. Normalerweise wird die Anlage direkt an Biogasanlagen eingesetzt.
fahrer, dies auch regelmäßig im Feld zu
kontrollieren.
Natürlich war in Neuss auch Rodetechnik zu sehen. Prof. Dr. Peter Schulze
Lammers von der Universität Bonn stellte
die verschiedenen Roder vor, Ropa und
Holmer waren mit Köpftechnik, Grimme
mit Entblattungstechnik im Einsatz zu sehen. Trotz der 50 mm Niederschlag an
den beiden Tagen vor der Vorführung verlief das Roden recht unproblematisch.
Vliesmaterialien ständig im Test
Bei schönstem Oktoberwetter folgten
rund 500 Besucher der Einladung zu der
9.00 Uhr Zuckerfabrik Jülich, Kantine,
Pfeifer & Langen Jülich, Rheinischer
Rübenbauer-Verband
Der Maschinenring zeigte auch die Mietenabdeckung mit Vlies, wie sie seit einigen Jahren im Rheinland Standard ist. Zunächst wurde die Rübenmiete mit Vlies
abgedeckt und mit der Klünderscheibe
befestigt. Als ein möglicher zusätzlicher
Schutz wurde eine zusätzliche Folie gezeigt, die an den Flanken der Miete ausgerollt wird und mit Klettverschlüssen
sehr gut auf dem Vlies hält.
Maschinenvorführung in Neuss-Röckrath.
28. Januar 13.30 Uhr Korschenbroich-Pesch, Haus Schellen, Pfeifer & Langen Jülich und
Appeldorn, VLF Neuss-Mönchengladbach, Rheinischer RübenbauerVerband
29. Januar
9.30 Uhr Geldern-Hartefeld, Alte Schmiede,
Pfeifer & Langen Appeldorn,
Rheinischer Rübenbauer-Verband
29. Januar 13.30 Uhr Kalkar-Appeldorn, Zuckerfabrik,
Kantine, Pfeifer & Langen
Appeldorn, Rheinischer Rübenbauer-Verband
30. Januar 13.30 Uhr Tönisvorst-Vorst, Haus Vorst,
Pfeifer & Langen Appeldorn,
Rheinischer Rübenbauer-Verband
4. Februar 13.30 Uhr Wesel, Niederrheinhalle,
Pfeifer & Langen Appeldorn,
Rheinischer Rübenbauer-Verband
5. Februar 13.30 Uhr Ratingen, Scheune Bergermann,
Pfeifer & Langen Appeldorn und
Euskirchen, Rheinischer Rübenbauer-Verband
6. Februar 13.30 Uhr Rhede-Vardingholt, Haus Stockhorst, Pfeifer & Langen Appeldorn,
Rheinischer Rübenbauer-Verband
20. Februar 15.00 Uhr Rhein-Sieg, Pfeifer & Langen
Euskirchen, Rheinischer Rübenbauer-Verband
19. Februar 13.00 Uhr Polch, Forum, Pfeifer & Langen Euskirchen, Rheinischer RübenbauerVerband, DLR Westerwald-Osteifel
Natascha Kreuzer
LZ 49 · 2012
ZUCKERRÜBENJOURNAL
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Kleine Einstellungen, große Wirkung
Training für Roderfahrer in Lage
Einen Aktionstag „Training für Roderfahrer“ veranstaltete der
Landwirtschaftliche Informationsdienst Zuckerrübe (LIZ) Anfang Oktober in Lückhausen bei Lage gemeinsam mit Grimme,
Holmer, Kleine und Ropa. Ziel der Veranstaltung war es, Rodeverluste leichter zu erkennen und durch optimierte Maschineneinstellungen noch weiter zu minimieren.
Jeder Roderfahrer
wurde individuell auf
seinem Rodertyp geschult.
Zur Einstimmung auf das Thema wurden
zunächst die finanziellen Auswirkungen
einer mangelnden Rodequalität unter die
Lupe genommen. Interessant und unerwartet ist, dass trotz sinkender Rodeverluste aufgrund des technischen Fortschritts die finanziellen Auswirkungen
gestiegen sind. Dies hängt zum einen an
dem höheren Ertragsniveau, mit dem
auch die absoluten Verluste ansteigen
können, zum anderen an den Auszahlungspreisen für die letzten Rüben (ehemals C-Rüben), die in den zurückliegenden Jahren deutlich angestiegen sind.
Die technisch unvermeidbaren Verluste konnten in den letzten Jahren von 10 %
auf 5 % halbiert werden. Dazu kommen
aber noch die vermeidbaren Verluste, die
im Mittel bei etwa 10 % liegen, aber zwischen 0 und 20 % schwanken können.
Diese möglichst gering zu halten, ist
oberstes Gebot, wie die Tabelle zeigt.
Was passiert, wenn der Roder nicht richtig eingestellt ist? Sowas kann man im Rahmen einer
Schulung hervorragend ausprobieren.
Überprüfung der Rodequalität
Es lohnt also, den zeitlichen Aufwand für
Roderfahrer und Landwirt, die Arbeit zu
überprüfen, um Rodemängel frühzeitig
zu erkennen und abzustellen.
Mithilfe des Schemas LIZ-Rodequalität
wurde die Qualitätskontrolle an der Rübenmiete als erste praktische Übung innerhalb der Gruppe durchgeführt. Dazu
werden zehn repräsentative Rüben aus
der Mietenflanke entnommen. Anschließend wurde die Anzahl der Rüben mit
dem jeweiligen Mangel ermittelt. Bei
mehr Mängeln als maximal zulässig
muss die Rodequalität verbessert werden.
Fehleinstellungen abstellen
Wie sich Fehleinstellungen an den Erntemaschinen auswirken und was man dagegen tun kann, wurde im Anschluss auf
dem Feld demonstriert. In kleinen Grup-
Tabelle: Die wertmäßigen Verluste sind heute erheblich höher als früher
Insgesamt nahmen
Ertrag
t/ha
Verlust
in Prozent
früher
60
5
3,0
9,93
80
5
4,0
heute
80
10
8,0
80
15
12,0
24 Teilnehmer an
dem Fahrertraining
teil.
14 | Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L
Verlust
dt/ha
Rübenpreis
€/t
Verlust
€/ha
30
technisch
23,47
94
unvermeidbar
23,47
188
23,47
282
Fotos: LIZ
pen führten Firmenschuler alle wichtigen
Einstellmöglichkeiten mit ihren Auswirkungen auf die Rodequalität praktisch
vor. Zur Trainingseinheit gehörten veränderte Einstellungen und deren Auswirkungen an Schlegler, Köpfer, Reinigungsaggregaten, der Rodetiefe und Fahrgeschwindigkeit bis hin zum richtigen und
verlustfreien Anfahren und Abbunkern an
der Miete.
Daran anschließend schloss sich ein
individuelles Training für jeden teilnehmenden Fahrer auf seinem Rodertyp mit
folgender Aufgabenstellung an: einen
suboptimal eingestellten Roder mit hohen Rodeverlusten in möglichst kurzer
Rodedistanz optimal einzustellen.
Schließlich erhielt jeder Teilnehmer neben einem Teilnahmezertifikat eine mit
den Herstellern speziell für die einzelnen
Rodertypen entwickelte Checkliste zur
Rodereinstellung. Insgesamt 24 Einzelteilnehmer aus allen P&L-Regionen waren dabei.
Nur wenn Einstellung und Fahrgeschwindigkeit des Rübenroders möglichst
gut an die Schlagbedingungen angepasst
sind, kann geerntet werden, was gewachsen ist. Beim Training wurde deutlich, das
Erfahrung und Können des Roderfahrers
dabei von zentraler Bedeutung sind.
Clemens Esser
vermeidbar
Landwirtschaftlicher Informationsdienst
Zuckerrübe
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Lohnt sich die Vliesabdeckung?
Abdeckung schützt vor Frost und senkt Zuckerverluste
Seit die Kampagnen vor einigen Jahren auch im Rheinland länger wurden, ist für viele Betriebe der Schutz ihrer Rübenmieten vor Nässe und Frostschaden mittels der Vliesabdeckung zu
einem jährlich wiederkehrenden Ritual geworden.
Es muss daher gute Gründe haben, wenn
Landwirte ohne Zwang ihre Mieten abdecken:
■ Ordnungsgemäß abgedeckte Rübenmieten sind über den Frostfonds versichert,
■ die Abdeckung hat geringere Zuckerund Qualitätsverluste zur Folge und
■ die Abtrocknung der Rüben in der Miete verbessert die Erdabreinigung.
Auch wenn in den rheinischen Anbaugebieten der Starkfrost die Ausnahme darstellt, kann sich richtige Mietenabdeckung lohnen. Höhere Lagerungsverluste
können durch folgende Maßnahmen verringert werden:
■ Kürzere Lagerungsdauer, möglich
durch etwas späteres Roden, aber unbedingt vor einem Frostereignis und
vor dem 10. Dezember.
■ Rübenkörper möglichst schonend roden, ohne Verletzungen und Brüche,
aber trotzdem mit geringem Erdanhang.
■ Miete nach dem Roden erst auskühlen
lassen, nicht bei Mietentemperaturen
über 10 °C abdecken.
Die Vliesabdeckung
hat sich im Rheinland
bewährt.
Foto: Natascha
Kreuzer
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Da man nicht weiß, wie die Witterung
wird, muss man bei der Entscheidung, die
Rüben mit Vlies abzudecken, von Annahmen ausgehen. Hier sei an die Jahre
2006 / 07 und 2010 / 11 erinnert. Im ers-
Differenz der Zuckerverluste mit und ohne Vliesabdeckung in t / ha und
entgangener Erlös in € / ha bei unterschiedlichen Preisen
Lagertage
10
20
30
40
50
durchschnittlicher Zuckerverlust in t/ha*
0,065
0,130
0,195
0,260
0,325
Höhe Zuckerverlust in t/ha*
0,156
0,312
0,468
0,624
0,780
67,72 €
84,65 €
Bei einem Rübenpreis von 40 € je t
bei durchschnittlichem Zuckerverlust
in € / ha
16,93 €
33,86 €
50,79 €
bei hohem Zuckerverlust in € / ha
40,63 €
81,26 €
121,89 € 162,52 € 203,15 €
Bei einem Rübenpreis von 30 € je t
bei durchschnittlichem Zuckerverlust
in € / ha
12,70 €
25,40 €
38,10 €
50,80 €
63,50 €
bei hohem Zuckerverlust in € / ha
30,47 €
60,94 €
91,41 €
121,88 € 152,35 €
* Unterstellt: 0,05 % höhere Zuckerverluste ohne Vliesabdeckung je Tag
** Unterstellt: 0,12 % höhere Zuckerverluste ohne Vliesabdeckung je Tag
ten Fall waren die Lagerungsbedingungen
so ideal, dass auf eine Vliesabdeckung
hätte verzichtet werden können, doch im
Jahr mit dem strengen Winter wäre der
Verzicht ein fataler Fehler gewesen.
Was kostet die Abdeckung?
Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass bei
durchschnittlichen Zuckerverlusten von
0,1 % je Tag ohne Vliesabdeckung und
0,05 % mit Vliesabdeckung je nach Rübenpreis und Lagerdauer sich die Vliesabdeckung rechnet. Hierbei wurde ein Zuckerertrag von 13 t / ha zugrunde gelegt
(entsprechend 76,5 t / ha Rübenertrag bei
17 % Zuckergehalt). Für diese Rübenmenge braucht man bei der maschinellen
Mietenabdeckung bei der richtigen Mietenanlage rund 0,42 Rollen Vlies. Bei einem Preis von 100 € je Rolle plus MwSt.
entstehen Kosten in Höhe von 49,98 € je
ha für die vorsorgliche Abdeckung nach
Aufruf durch den Rheinischen Rübenbauer-Verband und Pfeifer & Langen KG und
69,97 € je ha für die Abdeckung bei Frostaufruf. Stellt man die bekannten Kosten
den angenommenen monetären Zuckerverlusten gegenüber, so ist aus der Tabelle zu entnehmen, dass bei einem Rübenpreis von 40 € / t eine vorsorgliche Abdeckung bei einem durchschnittlichen Zuckerverlust nach 30 Lagertagen für den
Rübenanbauer kostenneutral ist. Bei einem hohen Zuckerverlust sind hierzu
12 Lagertage notwendig. Bei einem Rübenpreis von 30 € / t müsste die Lagerzeit
bei durchschnittlichem Zuckerverlust um
neun Tage und bei einem hohen Zuckerverlust um vier Tage länger sein, um die
Kosten für die Vliesverlegung in Form des
Mehrerlöses erstattet zu bekommen.
Diejenigen, die ihre Mieten mit der
Hand abdecken, bekommen das Vlies kostenlos gestellt, daher muss hier nur der
zusätzliche Arbeitsaufwand mit dem
Stundensatz multipliziert werden. Diese
tatsächlichen Kosten müssen vom Mehrerlös mindestens gedeckt werden, damit
sich das Abdecken lohnt. Als Handabdecker sollten Sie jedoch unbedingt an die
Vorlagen der Protokolle zur Mietenabdeckung von Hand bei der Zuckerfabrik denken, damit im Schadenfall der Frostfonds
den Schaden ersetzt. Die Formulare
können Sie unter www.rrvbonn.de und
www.liz-online.de herunterladen.
Die Spätlieferprämie, mit einem zusätzlichen Erlös von rund 230 € / ha bei
Lieferung Anfang Januar, ist in diesem
Beispiel nicht berücksichtigt, da diese vor
allem für die sonstigen Verluste und Erschwernisse gezahlt wird.
Eine Vliesabdeckung der Rüben ist
umso sinnvoller, je höher die Zuckerverluste und der Preis für das Ernteprodukt
sind. Viele Praktiker haben dies erkannt
und können nicht nur ruhiger schlafen,
weil mit der Vliesabdeckung ein Totalverlust bei ordnungsgemäßer Abdeckung
vermieden werden kann, sondern weil sie
sich durchaus für den Einzelnen rechnet.
Hans-Theo Beeck
Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.
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Sortenwahl ganz gezielt treffen
Sorteneigenschaften richtig nutzen
Das Angebot an Zuckerrübensorten wird immer vielfältiger.
Besonders der Anteil toleranter und resistenter Sorten steigt
ständig. Dadurch kann man sich leichter gegen Risiken durch
Krankheiten und Schädlinge versichern.
Wie schon im Vorjahr erzielten die Rüben
2012 auf guten Böden und bei ausreichenden Niederschlagsmengen hohe Erträge und Zuckergehalte. Regional waren
die Bedingungen aber sehr unterschiedlich. Der witterungsbedingt starke Blattapparat wurde auf trockenen Standorten
manchmal vollständig abgebaut und der
weitere Zuwachs kam zum Erliegen. Wegen dieser sehr unterschiedlichen Wachstumsbedingungen, die auch zwischen
den verschiedenen Jahren auftreten,
empfehlen sich stets mehrjährige Ergebnisse für die Sortenberatung.
Die Tabellen enthalten überregionale
und regionale Sortimente. Nur mit den
bundesweiten Ergebnissen arbeitet LIZ
online. Neben dem Kernsortiment (SV)
werden tolerante Spezialsorten gegen Nematoden und Rhizoctonia auf befallsfreien Parzellen auf ihre Leistung geprüft
(SSV). Diese Sorten werden zusätzlich unter Befallsbedingungen auf ihre Resistenzleistung gegenüber dem entsprechenden
Erreger getestet. Die neu zugelassenen
Tabelle 1: Spezialsorten: Beim Auftreten von…
Rhizoctonia
Zystennematoden
Rübenkopfälchen
beiden Nematodenarten
Beretta
Nemata
Kühn
Nauta
Mattea KWS
Pauletta
Adrianna KWS
Kristallina KWS
Hella
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Sorten werden im LNS unter Nichtbefallsbedingungen mitgeführt und in weiteren
Versuchen gegenüber verschiedenen
Schaderregern beobachtet. Im Rheinland
werden darüber hinaus die nematodentoleranten Sorten an zahlreichen Praxisstandorten auf ihre Leistung gegenüber
Nematoden geprüft.
Nicht mehr in den Sortimenten finden
sich die Sorten Alabama, Lucata, Berenika
und Theresa KWS. Neu hinzugekommen
sind Annika KWS, Julius, Artus, Haydn, SY
Securita, Britta, Elaina KWS, Sandra KWS
und Birtha KWS. Im SSV stehen erstmals
die rhizoctoniatoleranten Sorten Taifun
und Vivianna KWS sowie die nematodentoleranten Sorten Brix, Kleist und Finola
KWS. Im LNS stehen neben den fünf letztgenannten Sorten die neuen Normalsorten Hannibal, Susetta KWS, Annemaria
KWS und Capella KWS.
Nematoden oft unterschätzt
Auf vielen Parzellen mit langjährigem Rübenanbau haben sich ein leichter und
manchmal auch ein stärkerer Nematodenbefall eingestellt. Dieser wird leider
häufig nicht oder zu spät wahrgenommen, denn ein spezifisches Schadsymptom für Nematodenbefall gibt es nicht.
Die Nematoden zerstören über lange Zeit
immer wieder die feinen Haarwurzeln der
Rüben, was sich in einer verringerten
Wasser- und Nährstoffaufnahme der
Pflanze äußert. Die Rüben verlieren dadurch ihre Vitalität und werden häufig
durch Spätverunkrautung unterdrückt. Eine Prognose der Nematodenbelastung
lässt sich näherungsweise am ehesten
durch Befallsfeststellung aus Boden- oder
Schwadproben ableiten. Der Schaden ist
unter trockenen Wachstumsbedingungen
aber höher als bei guter Wasser- und
Nährstoffversorgung. Bei Niederschlagsarmut kann ein Befall von 250 Eiern und
Larven je 100 ml Boden zu deutlichen Ertragsverlusten führen. Dieses Risiko läßt
sich mit modernen toleranten Sorten ausschließen, denn sie leisten auch ohne Nematodenbelastung ein ähnlich hohes Ertragsniveau wie die üblichen Standardsorten. Abgesehen davon, vermehren tolerante Sorten Nematoden nicht oder
weit weniger als Normalsorten.
Eine Sonderstellung nimmt die nematodenresistente Sorte Nemata ein. Neben
ihrer Ertragstoleranz reduziert Nemata
den Nematodenbesatz deutlich. Allerdings ist die Blatthöhe deutlich geringer
als bei den übrigen Sorten. Die Leistung
von Nemata wird deshalb im dreireihigen
Versuchsanbau häufig unterschätzt. Sie
erreicht im Reinanbau aber durchaus gute Zuckererträge und ist daher für den
Praxisanbau unter stärkerem Nematodenbefall zu empfehlen.
Die Ergebnisse der nematodentoleranten Sorten im Rheinland sind in der Tabelle 6 zusammengefasst.
Rübenkopfälchen tritt regional auf
Neben den zystenbildenden Rübennematoden kommt regional auch das freilebende Rübenkopfälchen (Ditylenchus dipsaci) im südwestlichen Anbaugebiet vor.
Die kleinen Älchen wandern unter feuchten Bedingungen über die Blattachseln in
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Tabelle 2: Normalsorten (SV) auf rheinischen Standorten 2010 bis 2012
Ertrag und Qualität, relativ
Sorten
Züchter
Rübenertrag
Zuckergehalt
Standardmelasseverlust
Toleranz und Resistenz (Blattkrankheiten)
Bereinigter
Zuckerertrag
Toleranz**
Cercospora
Bonituren
Mehltau
Feldaufgang
relativ
William
Strube
Beretta
KWS
Rubens
Strube
Sabrina
KWS
Arnold1)
Strube
Annika2)
KWS
Benno
Strube
Schosser
Anzahl /
ha
94,9
101,3
95,8
96,6
– 6,8
–
6,5
6,3
99,9
117
102,9
98,8
102,4
101,3
– 5,0
–
6,5
1,8
99,9
14
97,2
100,3
100,4
97,6
– 6,6
–
7,0
5,5
99,2
2
105,0
99,6
101,4
104,5
– 6,7
–
6,0
2,0
101,0
23
97,0
100,9
94,8
98,4
– 6,5
–
5,5
6,0
101,3
9
106,2
100,4
103,9
106,4
– 5,3
–
7,5
1,3
100,1
24
104,4
99,0
94,8
103,6
– 6,4
–
6,5
7,0
101,9
48
Sporta
Syng.
102,9
99,9
105,8
102,2
– 8,1
–
5,0
4,5
99,3
2
Sophia
Syng.
102,1
97,4
104,9
98,9
– 7,1
–
6,8
3,3
99,5
27
Robinson
Strube
101,3
99,0
97,8
100,2
– 5,5
–
5,5
6,5
101,4
34
Emilia KWS
KWS
100,3
102,3
100,4
102,9
– 6,1
–
7,0
1,5
98,0
8
Debora KWS
KWS
98,8
102,1
103,4
100,9
– 7,1
–
7,5
1,8
98,5
5
Dante
Maribo
97,8
99,6
106,1
96,9
– 6,4
–
5,5
2,5
93,9
10
Lukas
Strube
98,6
102,7
97,0
101,8
– 8,3
–
5,5
4,0
99,4
19
Schubert
Strube
102,1
100,8
97,6
103,0
– 8,4
–
5,5
4,8
101,4
11
1)
SY Belana
Syng.
100,2
99,7
103,1
99,7
– 5,6
–
5,8
4,3
98,6
47
Ludwina KWS1)
KWS
104,0
101,7
109,9
105,1
– 4,5
0
6,5
1,0
99,7
14
Isabella KWS
KWS
106,1
100,5
108,3
106,1
– 7,6
–
6,5
1,3
99,7
18
Julius2)
Strube
102,3
101,0
93,9
103,7
– 4,9
0
5,8
7,0
103,9
37
Artus2)
Strube
104,0
98,6
90,7
103,0
– 6,8
–
6,5
4,3
102,9
12
Haydn2)
Strube
100,5
100,2
93,3
101,2
– 5,7
–
6,5
7,5
102,8
22
SY Securita2)
Syng.
97,3
100,3
97,7
97,7
– 5,9
–
6,0
7,0
98,1
28
Britta2)
Syng.
105,8
99,7
105,3
105,2
– 5,2
–
6,0
1,5
102,6
17
Elaina KWS2)
KWS
97,5
101,8
104,8
99,3
– 6,9
–
5,8
2,5
100,4
20
Sandra KWS2)
KWS
110,9
97,8
100,7
108,2
– 7,2
–
6,0
2,0
101,9
17
Birtha KWS 2)
KWS
99,6
103,4
107,3
102,7
– 5,0
0
7,5
2,3
96,3
14
relativ 100 = Verrechnungs-Mittel der Sorten William, Beretta, Rubens, Sabrina
2)
Daten 2010 aus LNS
2010 WP 2 und 2011 LNS
Feldaufgang, Schosser: bundesweit
1)
Tabelle 3: Nematodentolerante Sorten unter Nichtbefall bundesweit (SSV NT) 2010 bis 2012
Ertrag und Qualität, relativ
Standardmelasseverlust
Toleranz und Resistenz (Blattkrankheiten)
Sorten
Züchter
Rübenertrag
Zuckergehalt
Bereinigter
Zuckerertrag
Toleranz**
William
Strube
93,9
102,2
95,3
96,8
– 5,1
Beretta
KWS
104,7
97,6
104,0
101,5
– 5,2
Cercospora
Bonituren
Mehltau
Feldaufgang
0
3,5
4,2
100,0
174
0
3,6
2,1
99,6
12
relativ
Schosser
Anzahl /
ha
Rubens
Strube
97,0
100,6
100,1
97,8
– 5,3
0
3,7
3,6
99,3
5
Sabrina
KWS
104,4
99,5
100,6
103,9
– 5,0
0
3,6
2,0
101,0
18
Pauletta (nt)
KWS
98,9
93,0
124,2
89,3
– 5,2
0
3,5
4,3
100,7
72
Belladonna KWS (nt)
KWS
94,8
102,0
100,0
97,0
– 4,9
0
3,0
3,0
99,4
24
Adrianna KWS (nt)
KWS
99,3
99,7
100,0
99,0
– 4,5
+
3,3
2,8
101,8
12
Nemata (nr)
Syng.
91,5
94,5
108,4
85,2
– 4,3
+
2,7
3,0
96,1
12
Kühn (nt)
Strube
103,6
96,3
101,8
99,2
– 7,3
–
4,1
3,9
101,4
5
Hella (nt)
Syng.
99,4
96,2
123,7
93,2
– 6,1
–
3,4
4,3
100,0
116
Kepler (nt)2)
Strube
103,3
96,8
103,8
99,3
– 5,7
0
3,5
2,9
104,2
25
Kristallina KWS (nt)2)
KWS
96,8
102,8
92,9
100,5
– 4,7
+
2,7
2,6
100,8
56
Brix (nt)3)
Strube
103,7
97,9
100,4
101,2
– 6,2
–
4,2
3,5
6
Kleist (nt)3)
Strube
103,5
97,4
99,2
100,5
– 7,3
–
4,1
3,2
43
Finola KWS (nt)3)
KWS
98,8
102,7
94,3
102,3
– 4,9
0
2,9
1,8
10
relativ 100 = Verrechnungs-Mittel der Sorten William, Beretta, Rubens, Sabrina
3)
Daten 2010 aus WP 2
2010 WP 1 und 2011 WP 2
2)
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(nt) nematodentolerant
(nr) nematodenresistent
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Lehrerfortbildung auf dem Rübenacker
Ingrid Gertz-Rotermund vom Verein Stadt und Land organisierte Ende September eine Fortbildung für
Gymnasial- und Realschullehrer zum Thema Regionaler Rübenanbau. Rübenbauer-Verbands-Vorstandsmitglied
Dr. Karl-Otto Ditges erläuterte den Lehrern den regionalen Rübenanbau. Auf großes Interesse stieß
auch die Präsentation der Ernte- und Transporttechnik.
Foto: Dr. Peter Kasten
die Pflanzen, wo sie sich schon bei niedrigen Temperaturen rasch vermehren können. Im Mai kommt es gelegentlich zu
wuchsstoffartigen Blattverdrehungen
oder seltener zu Pflanzenausfällen. Meist
wird der Schaden ab Spätsommer sichtbar, wo der mittlerweile trocken-faule Rübenkopf leicht von der Wurzel abbricht.
Bei frühem Befall können Sekundärerreger auch den Verlust der unteren,
noch intakten Wurzelhälfte verursachen.
Wird der Befall rechtzeitig erkannt, muss
in Absprache mit der Zuckerfabrik eine
vorgezogene Lieferung erfolgen, um einem weiteren Verderb der Rüben zuvorzukommen. Leider gibt es bisher keine
praktikablen Bekämpfungsmaßnahmen
gegen diesen Schädling. Die einzige Möglichkeit zur Schadensbegrenzung besteht
in der Auswahl toleranter Sorten, wie
zum Beispiel Beretta. Kommen gleichzeitig in nennenswertem Umfang Rübenzystennematoden auf der Fläche vor, kann
auch die nematodenresistente Sorte Nemata empfohlen werden.
Bei Rhizoctonia: tolerante Sorten
Die Späte Rübenfäule (Erreger: Rhizoctonia solani) verursacht auf manchen Feldern Schäden an Rüben. Der bodenbürtige Pilz wird unter anderem durch den Anbau von Mais und Feldgras in der Fruchtfolge vermehrt. Er kann sich aber auch
bei ungünstiger Bodenstruktur in Verbindung mit starker Vernässung rasch vermehren und so die Rüben gefährden. Entsprechend ist Rhizoctonia 2012 besonders in den nördlicheren Anbauregionen
mit höheren Niederschlägen schädigend
aufgetreten. In den übrigen Regionen
hatten die trockenen Wachstumsbedingungen den Befall weitgehend verhindert. Auf Feldern mit starkem Befall beim
letzten Rübenanbau muss für den kommenden Anbau unbedingt eine tolerante
Sorte ausgewählt werden. Infrage kommen zum Beispiel Nauta, Syncro, Premiere, Taifun und Mattea KWS. Bei etwas geringerem Befallsrisiko eignen sich auch
Timur, Vivianna KWS und Isabella KWS.
Rotfäule nicht verwechseln
Bei ausgesprochen frühem und starkem
Befall oder nach längerer Einwirkung von
Sekundärerregern kann Rotfäule, Rhizoctonia solanacea, leicht mit der Späten Rübenfäule verwechselt werden. Meistens
tritt diese Pilzkrankheit aber verspätet in
Erscheinung. Sie ist dann leicht an der
rötlich-violetten Verfärbung der Wurzelaußenhaut zu erkennen. Unter trockenen
Bedingungen bleibt der Schaden zunächst auf den äußeren Wurzelbereich
beschränkt; der Kern ist meist weiß und
hart. Im Gegensatz zu Rhizoctonia beansprucht der Pilz kaum Feuchtigkeit für
sein Wachstum. Allerdings muss zur Infektion ein gewisses Infektionspotenzial
im Boden vorhanden sein. Zuckerrüben
und Möhren sind als Vermehrer in der
Praxis häufig auszumachen. Die bisherigen Erfahrungen deuten auch darauf hin,
dass oft ein hoher pH-Wert und eine
hohe Nährstoffversorgung auch in Form
organischer Düngung sowie sehr gute
Wachstumsbedingungen mit dem Befall
einhergingen. Ob und inwieweit die Zu-
Tabelle 4: Rhizoctoniatolerante Spezialsorten unter Nichtbefall bundesweit (SSV Rh) 2010 bis 2012
Ertrag und Qualität, relativ
Sorten
Züchter
Rübenertrag
Zuckergehalt
Standardmelasseverlust
Toleranz und Resistenz (Blattkrankheiten)
Bereinigter
Zuckerertrag
Toleranz**
Cercospora
Bonituren
Mehltau
Feldaufgang 2011
Schosser
Anzahl /
ha
relativ
William
Strube
93,7
102,3
95,4
96,7
– 7,0
–
4,1
4,8
99,9
12
Beretta
KWS
104,7
97,3
104,0
101,0
– 6,7
–
4,2
2,3
99,5
6
Rubens
Strube
97,7
100,8
100,1
98,7
– 7,2
–
4,4
3,6
99,2
5
Sabrina
KWS
103,9
99,6
100,5
103,6
– 7,1
–
4,3
2,1
101,4
20
Premiere (rh)
Strube
90,0
98,1
97,1
88,4
– 5,2
+
3,7
4,7
94,5
229
Syncro (rh)
Syng.
82,0
101,5
108,7
83,1
– 2,8
++
3,0
4,8
91,8
39
Nauta (rh)
Syng.
93,6
94,7
114,5
87,0
– 3,0
++
2,9
4,6
99,2
40
Prestige (rh)
Strube
93,0
98,4
101,9
91,1
– 2,5
0
4,0
4,4
98,5
170
Santino (rh)
Strube
92,5
99,6
99,9
92,3
– 7,3
–
4,3
4,5
96,6
151
Taifun (rh)6)
Syng.
85,2
100,4
105,6
85,2
2,7
3,7
95,7
210
Jenna KWS (rh)
KWS
86,4
99,5
100,2
86,0
– 5,1
+
3,8
3,1
97,8
6
Mattea KWS (rh)7)
KWS
91,7
98,0
104,0
89,1
– 5,2
+
3,7
3,2
100,7
18
Strube
96,9
98,0
98,3
94,9
– 8,0
––
4,5
4,7
31
KWS
102,4
96,2
102,9
97,7
– 5,8
0
4,3
2,1
74
Timur (rh)8)
Vivianna KWS (rh)
8)
(rh) rhizoctoniatolerant
6)
7)
2-jährig
2010 WP 2
relativ 100 = Verrechnungs-Mittel der Sorten William, Beretta, Rubens, Sabrina
+++ = wenig anfällig
2010 WP 1 und 2011 WP 2
** relativer BZE-Verlust bei Befall mit Blattkrankheiten (ohne Behandlung)
––– = sehr anfällig
8)
18 | Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L
LZ 49 · 2012
ZUCKER
TECHNIK
ANBAU
BETRIEBSWIRTSCHAFT
MARKT
POLITIK
AKTUELLES
Von der Rübe zum Zucker
Auch in diesem Herbst bot die Volkshochschule Euskirchen wieder eine Exkursion zum Thema „Von der Rübe
zum Zucker“ an. Vertreter des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes und des Maschinenringes Zülpicher Börde
stellten das wirtschaftliche und politische Umfeld sowie die Praxis von Rübenernte, Rübenverladung und Rübentransport vor. Im Bild Johannes Brünker, RRV-Beiratsmitglied und Geschäftsführer des Maschinenrings Zülpicher Börde, bei praktischen Erläuterungen.
ckerrübensorten unterschiedlich sensibel
für Rotfäule sind, muss noch in weiteren
Versuchen geklärt werden. Der Schaden
kann je nach Befallsfortschritt sehr unterschiedlich sein. Bei schwächerer Befallsausprägung ist der Einfluss auf Ertrag
und Qualität noch gering. Mit zunehmender Befallsstärke wird zunächst der
Zuckergehalt tangiert, bei frühem und
starkem Befallsverlauf kann auch der Ertragsverlust beträchtlich sein.
Auf gesundes Blatt achten
Für die Zuckerproduktion im Herbst ist
ein gesunder Blattapparat unverzichtbar.
Die größte Gefährdung geht dabei von
Cercospora aus. Sie kann in kurzer Zeit
den gesamten Blattapparat zerstören
und damit den Zuwachs im Herbst gefährden. Auch andere Blattkrankheiten,
wie Ramularia, Mehltau und Rost, siedeln
sich jährlich in unterschiedlicher Stärke
und Zusammensetzung auf den Blättern
an und bremsen die Zuckerproduktion.
Die Sorten unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Anfälligkeit gegenüber den ver-
schiedenen Krankheiten zum Teil deutlich
voneinander. Sie sind aber oft nicht gegenüber allen Krankheiten gleichermaßen tolerant, sodass die Auswirkungen
auf die Sortenleistung bei unterschiedlichem Auftreten schwanken können. Neben den visuellen Bonituren des Blattapparates auf Krankheitsbefall werden deshalb die Sortenversuche zweifaktoriell
durchgeführt und der Einfluss sämtlicher
Blattkrankheiten in der Stufe mit Fungizidbehandlung bewertet.
In der Tabelle sind die visuellen Boniturwerte für die verschiedenen Krankheiten angegeben (1 = befallsfrei; 9 = Totalbefall). Zusätzlich werden die Ertragsdifferenzen zwischen Fungizidbehandlung
und unbehandelt festgestellt und mit
dem Durchschnittsertrag der Verrechnungssorten (mit Fungizidbehandlung)
verglichen. Kleine Differenzen bedeuten
demnach geringere Ertragsverluste bei
Verzicht auf Fungizidbehandlung (hohe
Blattgesundheit) und umgekehrt. Für den
schnellen Vergleich sind zusätzliche Werte von – (sehr anfällig) bis +++ (wenig anfällig) in der Folgespalte angegeben. Die
Foto: Dr. Peter Kasten
eigentliche Sortenleistung wird jeweils in
der Stufe mit Fungizidbehandlung in den
Tabellen angegeben, entsprechend den
praktischen Anbaugegebenheiten. Seit
den neunziger Jahren haben die Blatt-
krankheiten weiter an Bedeutung gewonnen und tolerante Sorten können helfen,
die Blattgesundheit im Herbst für einen
guten Zuwachs zu erhalten. Bei zu erwartendem stärkeren Befall hat sich zum Beispiel die Sorte SY Belana gut bewährt.
Fotos: Manfred
Steuerwald
Tabelle 5: Leistungsprüfung Neuer Sorten – LNS 2010 bis 2012
Ertrag und Qualität, relativ
Sorten
Züchter
Rübenertrag
Zuckergehalt
Standardmelasseverlust
Toleranz und Resistenz (Blattkrankheiten)
Bereinigter
Zuckerertrag
Toleranz**
Cercospora
Bonituren
Mehltau
Feldaufgang 2011
Schosser
Anzahl /
ha
relativ
William
Strube
Beretta
KWS
Rubens
Strube
Sabrina
KWS
Hannibal
Strube
Timur
Brix
93,6
102,3
95,7
96,5
–5,1
0
3,9
5,0
100,4
104
104,0
97,8
103,2
101,2
–5,1
0
3,7
2,1
98,7
20
98,4
100,5
100,8
99,0
–6,8
–
4,2
3,9
99,7
5
104,0
99,3
100,3
103,3
–5,5
0
4,0
2,2
101,1
67
98,6
104,4
95,0
104,1
–5,5
0
3,5
4,1
103,4
34
Strube
97,1
97,9
98,3
94,9
–6,2
–
3,8
4,7
100,9
165
Strube
104,0
97,5
100,5
101,1
–7,0
–
4,5
3,8
104,4
0
Kleist
Strube
103,3
97,2
98,5
100,3
–8,1
––
4,1
3,5
103,4
46
Capella
KWS
103,1
100,5
97,0
104,1
–4,0
+
2,9
2,0
103,3
19
Finola KWS
KWS
97,5
102,6
94,3
100,9
–3,8
++
2,9
2,0
104,9
4
Susetta KWS
KWS
108,4
96,4
101,4
104,0
–4,4
+
2,9
2,1
101,2
28
Annemaria KWS
KWS
105,2
100,3
98,8
105,7
–5,9
0
4,4
2,3
103,4
19
Vivianna KWS
KWS
102,4
96,3
102,7
97,9
–4,5
+
3,6
2,5
101,0
99
Relativ 100 = Verrechnungs-Mittel der Sorten William, Beretta, Rubens, Sabrina
(nt) nematodentolerant; (nr) nematodenresistent; (rh) rhizoctoniatolerant
** relativer Bereinigter Zuckerertrag-Verlust bei Befall mit Blattkrankheiten (ohne Behandlung); – – – = sehr anfällig; +++ = wenig anfällig
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ZUCKERRÜBENJOURNAL
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Tabelle 6: Rheinische Sortenversuche unter Nematodenbefall 2010, 2011 und 2012
Rübenertrag relativ
2010
2011
2012
Zuckergehalt relativ
2010
2011
Standardmasseverlust relativ
2012
2010
2011
2012
Bereinigter Zuckerertrag relativ
2010
2011
2012
Bereinigter
Zuckerertrag
bundesweit
2010 – 2012
anfällige Sorte
100,0
100,0
100,0
100,0
Pauletta
120,5
113,7
114,6
95,7
Belladonna
KWS
112,5
103,2
102,3
103,5
Adrianna KWS
114,5
103,9
106,5
101,8
Nemata
109,9
111,0
106,1
96,4
Kühn
121,2
112,4
115,0
Hella
119,5
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
97,5
95,6
131,2
124,0
127,9
111,6
108,2
106,6
114,3
108,3
105,0
109,2
103,3
106,6
115,9
112,4
107,4
121,9
104,7
102,6
107,6
102,6
106,1
116,1
109,0
108,9
120,7
98,5
99,3
122,8
112,6
118,0
103,4
108,0
103,6
105,8
97,8
98,9
100,0
111,4
100,8
102,5
116,8
111,0
114,6
119,1
98,8
136,8
114,3
114,1
116,9
100,1
100,2
124,5
126,9
112,1
114,7
120,9
Kepler
116,1
111,8
100,2
98,2
101,6
102,3
116,2
109,3
118,7
Kristallina KWS
107,3
106,0
107,7
105,2
95,3
97,4
116,8
112,2
123,3
Brix
114,0
100,5
102,1
114,1
123,5
Kleist
116,1
99,4
103,9
115,1
123,1
113,3
127,9
Finola KWS
GD 5 %
106,6
5,5
5,2
4,6
105,9
1,3
1,1
1,0
101,1
4,1
3,5
4,4
4,9
5,3
5,0
8 Versuche 2010, 7 Versuche 2011 und 9 Versuche 2012
Welche Sorte für das Feld?
Auf den ersten Blick scheint die Sortenvielfalt verwirrend. Wird aber die richtige
Priorität bei der Auswahl der Sorten eingehalten, ist die Wahl der richtigen Sorte
für das entsprechende Feld nicht mehr so
schwer. An erster Stelle muss gefragt werden, ob eine tolerante oder resistente Sorte infrage kommen soll. Treten Rhizoctonia oder Ditylenchus auf der Fläche auf,
muss unbedingt eine tolerante Sorte ausgewählt werden, da es keine anderen Bekämpfungsmöglichkeiten gibt. Das Spektrum an Sorten verringert sich nun sehr
rasch, sodass nach Toleranzgrad (Empfehlung) und Sortenleistung schnell entschieden werden kann. Die Frage nach einer möglichen Nematodenbelastung ist
zwar nicht immer eindeutig zu beantworten. Das Risiko von Ertragsverlusten durch
Nematodeneinfluss ist aber bei langjährigem Rübenanbau verbreitet gegeben. Es
Fachgespräche vor Ort
Foto: Dr. Peter Kasten
Foto: Zuckerfabrik Jülich
Sabine Verheyen (CDU), Mitglied des Europäischen Parlaments aus Aachen, und CDU-Ratsmitglied Christian Krenkel informierten sich bei
RRV-Beiratsvertreterin Yvonne Hogen und Rübenanbauer Georg Grooten über den regionalen Rübenanbau (Bild unten). In dem Gespräch erläuterten die beiden Rübenanbauer auch die Gründe, warum die Verlängerung der Zuckermarktordnung eine wesentliche Grundlage für
die nachhaltige Sicherung der regionalen Rüben- und Zuckererzeugung ist.
Außerdem besuchte
Sabine
Verheyen das Werk Jülich von
Pfeifer & Langen, um sich über die Inhalte der
Zuckermarktordnung zu informieren (Bild
oben). Da ihr Wahlbezirk in Aachen liegt und
dort viele Süßwarenhersteller ihren Sitz haben, liegt das Thema Zucker nahe. Sabine
Verheyen zeigte sich den Argumenten der Zuckerwirtschaft gegenüber sehr interessiert
■
und offen.
20 | Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L
kann durch Auswahl nematodentoleranter Sorten wirksam eingeschränkt werden. Sollten im Nachhinein keine Nematoden schädigend aufgetreten sein, entsteht bei den moderneren, nematodentoleranten Sorten dadurch kein Nachteil
mehr, da sie auch unter Nichtbefall einen
ähnlich hohen Zuckerertrag erreichen wie
die Normalsorten. Dort, wo mit großer
Gewissheit kein spezieller Krankheits- und
Schädlingsdruck zu erwarten ist, haben
Normalsorten ihre Berechtigung.
Das wichtigste Merkmal für die Produktivität der Sorte ist der Bereinigte Zuckerertrag (BZE), er kommt dem Geldrohertrag am nächsten. Bei gleichen Leistungen ist die Kombination mit einem hohen
Zuckergehalt vorteilhaft. Eine gute innere
Qualität zur Erzielung zusätzlicher Qualitätsprämien ist sehr vorteilhaft. Die Anbauerfahrungen am eigenen Standort in
den letzten Jahren kann die Gewichtung
der verschiedenen Merkmale im Einzelfall
etwas verschieben. So können Blattkrankheitstoleranz, Saatgutqualität, Schossneigung oder weitere Eigenschaften im Vordergrund stehen. Mit den neu zu wählenden Sorten sollte das Leistungspotenzial
noch weiter gesteigert werden können
und die Produktion gesunder Rüben möglich sein. Um auch das nicht vorhersehbare Witterungsrisiko des vor uns liegenden
Jahres zu begrenzen, sollte man möglichst auf mehrere gute Sorten bauen.
Manfred Steuerwald
Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.
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