Dr. Roland Gersch: Zusammenarbeit über

Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg
Dr. Roland Gersch macht mit dem
jungen U
­ nternehmen Caterva
Privathäuser mit PV-Anlagen zu
Stromspeichern, die das Netz stützen.
Open Innovation bedeutet, über Unternehmensgrenzen hinweg Neues zu entwickeln.
Caterva hat es geschafft, sich als junges Unternehmen im Umfeld der Dezentralen
­Energieversorgung zu etablieren – einem umkämpften Markt. Die Technologie von
­Caterva – einer Siemens-Ausgründung – ermöglicht es, Solarstrom zu speichern
und in das Netz einzuspeisen. Dr. Roland Gersch, Technischer Leiter von Caterva, wurde
als ­Erfinder des Jahres 2016 in der Kategorie Open Innovation ausgezeichnet.
Dr. Roland Gersch
Technischer Leiter und Mitgründer
von Caterva
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gungsunternehmen eine ausgereifte Technologie an. ­Caterva
verdient darüber hinaus Geld, indem es im Schwarm produzierte Regelleistung zur Stabilisierung des Stromnetzes
bereitstellt.
»Wir haben dieses Geschäftsmodell als Erste in Deutschland
auf den Markt gebracht«, erklärt Gersch. Dem Erfinder geht
es dabei nicht nur um den unternehmerischen und technologischen Aspekt: Damit die Energiewende gelingen kann,
müssen dezentrale Erzeuger in viel größerem Maß als bisher
zur Regelleistung beitragen. Sie ist notwendig, um die Differenz zwischen Ein- und Ausspeisung auszugleichen und die
Netzfrequenz bei 50 Hertz zu halten. Dies übernehmen bisher konventionelle Kraftwerke.
Dr. Roland Gersch
Erfinder des Jahres 2016
»Caterva profitiert
von der Expertise
bei Siemens.«
Ein im Frühsommer 2015 gestartetes Pilotprojekt mit 65 Privathaushalten hat gezeigt, dass sowohl die Technologie als
auch das Geschäftsmodell funktionieren. Jetzt bietet Caterva
sein Speichersystem auf dem Markt an und befindet sich auf
einem steilen Wachstumskurs. Den Kunden wird garantiert,
dass die Speichersysteme über die gesamte Lebensdauer von
20 Jahren – mindestens so lange läuft auch der Vertrag mit
Caterva – voll funktionsfähig sind. Dass dieses Versprechen
eingehalten werden kann, haben Härtetests gezeigt, die
­Holger Wolfschmidt, Experte für chemische Speicher bei
­Corporate Technology in Erlangen, an den Lithium-Ionen-­
Akkus vorgenommen hat.
Technischer Leiter, Firmengründer, Manager und Software­
entwickler: Der Erfinder Roland Gersch übt mehrere Rollen
aus und ist daher viel beschäftigt. Das junge Unternehmen
Caterva hat der 37-Jährige zusammen mit zwei Mitgesellschaftern 2013 als eine Ausgründung von Siemens an den
Start gebracht. Die Firma ist jetzt Teil von next47, der neuen
Unternehmenseinheit von Siemens. Hier werden Start-ups
mitgegründet, gecoacht und finanziert. Neue Ideen sollen
so schneller und jenseits der Beschränkungen eines großen
Konzerns zum Geschäftserfolg gebracht werden.
Nach insgesamt einer Million Stunden Messzeit haben die
Spezialisten herausgefunden, wie der optimale Betrieb der
Speicher aussieht. Von dem Datenschatz, den die Forscher
bei den Tests angehäuft haben, wird auch Siemens profitieren. So lässt sich anhand der Daten das Verhalten der Akkus
voraussagen. Die Forscher wollen nun weitere Akku-Typen
untersuchen, um damit Erkenntnisse für andere Projekte zur
Energiespeicherung bei Siemens zu gewinnen. »Ich kenne
Roland schon lange. Schön, dass er für seine tolle Arbeit ausgezeichnet wurde«, freut sich Wolfschmidt.
Caterva ist ein Musterbeispiel dafür, wie Ideen, die bei
Siemens entstanden, aber in puncto Geschäftsidee außerhalb des bestehenden Portfolios stehen, dennoch erfolgreich weiterentwickelt werden: Ein Teil der Caterva-Software
wurde von Siemens-Forschern entwickelt und dann der
neuen Firma zur Verfügung gestellt. Das Geschäftsmodell:
Caterva verfügt über derzeit 65 Solarstromspeicher und bietet flexibel Regelleistung an, um das Stromnetz zu stabili­
sieren. Das wird von Netzbetreibern lukrativ vergütet. Die
­Speicher, die wie ein Schwarm (lateinisch Caterva) intelligent
gesteuert werden können, werden von Photovoltaik-(PV-)
Anlagen gespeist. Im Oktober hat das bayerische Wirtschaftsministerium Caterva dafür mit dem Energiepreis 2016
ausgezeichnet.
Roland Gersch ist stolz darauf, dass das Unternehmen die
komplexe Technologie innerhalb kurzer Zeit zur Marktreife
entwickelt hat. »Im ersten Jahr war die Störungsleitstelle
nachts auf mein Handy umgeleitet worden, damit ich den
Teilnehmern des Pilotprojekts sofort Hilfe leisten konnte«,
erzählt Gersch. »Den Einsatz muss man schon bringen,
wenn man eine Firma gründet. Aber oft hat es eh nicht
geklingelt.«
Gersch entwickelte seinerzeit als Venture Manager bei
Siemens neuartige Geschäftsmodelle im Energie- und Automatisierungsbereich. Als Caterva 2013 gegründet wurde,
wechselte der Erfinder und übernahm beim Start-up die Aufgabe des Technischen Leiters. Gersch fasziniert dabei die
Komplexität des Geschäftsmodells: Seine Firma bietet nicht
nur Besitzern von PV-Anlagen, sondern auch Energieversor-
SIEMENS.DE/ERFINDER
SIEMENS.COM/PRESSE/INNO2016
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