missionsschwestern in pala / tschad - sœurs de Sainte

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RUNDBRIEF DER URSULINEN –
MISSIONSSCHWESTERN IN PALA / TSCHAD
UND LUBUMBASHI DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO
Dezember 2016
Zwei kleine Nachbarinnen bei den Schwestern auf Besuch. Sie zeichnen
gerne, besonders mit Farbstiften aus der Schweiz
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Pala, Dezember 2016
Liebe Familien, geschätzte Gönner und treue Freunde,
Der Tschad steckt derzeit in einer äusserst schwierigen Situation. Das
Land ist durch eine tiefsitzende wirtschaftliche Krise gekennzeichnet. Die
Staatsangestellten bleiben ohne Gehälter, die Studenten und
Studentinnen mussten drastische Kürzungen ihrer Stipendien über sich
ergehen lassen. Universitäten und Schulen sind geschlossen, in den
Spitälern ist gerade der Notfalldienst noch offen. Mit dieser düsteren
Schilderung eröffnen wir unseren Weihnachtsrundbrief.
Gerade in solchen Momenten ist es uns wichtig, die Hoffnung trotz
allem nicht aufzugeben. Der rote Faden unseres Rundbriefes hat seinen
inspirierenden Ursprung im Buch des Predigers Salomo (Kohelet), 3,1:
« Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es
eine bestimmte Zeit.» Salomo benennt 28 menschliche Verhaltensweisen, entgegengesetzt und widersprüchlich, die dem menschlichen
Leben seinen Rhythmus geben. Das ablaufende Jahr 2016 ist durch
verschiedenste Ereignisse gekennzeichnet. Wir möchten sie mit Ihnen
teilen.
Es gibt eine Zeit, zu empfangen. Im Januar erfreute uns der Besuch von
Sr. Anne-Véronique, unserer Oberin. Wir erachten sie beinahe nicht
mehr als Besucherin, dermassen ist sie eine von uns: im Alltag schliesst
sie sich uns an, sie kennt unsere Mitarbeitenden und Freunde, die bei
uns anklopfen, sei dies für eine Auskunft, einen Ratschlag, einen Kurs,
eine vertrauliche Mitteilung oder eine anderweitige Hilfe. Die
Anwesenheit von Sr. Anne Véronique gibt uns die Möglichkeit, unseren
Auftrag im Tschad zu überdenken, die Gegenwart einzuschätzen und
die Zukunft anzupacken. Aktuell ist dies der Bau der Gebäude für
unsere Schwesterngemeinschaft und das Mädchenfoyer. Selbstverständlich fehlen Momente der Einkehr und freizeitlicher Aktivitäten
nicht.
Vom 11. bis zum 28. September war Sr. Cécile-Thérèse aus dem Kongo
unser Gast. Sie hat denselben Tschad wiedergefunden, den sie im Jahr
2001 verlassen hatte. Sie war glücklich, Gesichter wieder zu erkennen,
trotzdem einige Veränderungen festzustellen, und insgesamt 2 Wochen
in unserer Gemeinschaft verbringen zu dürfen. Mit Pascaline, unserer
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Postulantin, ist sie in den Kongo zurückgekehrt. Pascaline kann so dort
ihr Noviziat machen. Dankbar sind wir für diese Besuche, die das Leben
unserer gemeinschaftlichen Mission unterstreichen.
Es gibt Zeiten, zu reisen. Sr. Josiane ist unterwegs in den Pfarreien, um
aktiv am Programm « Education à la vie et à l’amour / Erziehung zum
Leben und zur Liebe » teilzunehmen. In diesen Zusammenkünften nimmt
sie die Gelegenheit wahr, sich an der Seite eines tschadischen
Kollegen, an Jugendliche und Frauenkreise wie auch an Eltern zu
wenden.
Sr.
Dominique
begleitet
unsere
Postulantin
für
Ausbildungskurse ins Nachbarland Kameroun. Reisend unterwegs zu
sein in unserem Land beinhaltet immer auch, für Ungewissheiten und
Risiken aufmerksam zu bleiben. Die Naturstrassen sind in schlechtem
Zustand und dies nach der Regenzeit ganz besonders. Wer am Steuer
sitzt, muss wachen Auges die allzu vielen Löcher zu meiden wissen. Eine
der weitesten Reisen ist die nach der Hauptstadt Ndjamena, 500 km
von Pala entfernt. Dies ist der Fall, wenn eine von uns in den
Heimaturlaub aufbricht. Und diesen Sommer waren Sr. Bénédicte und
Sr. Josiane an der Reihe, einen Aufenthalt in der Schweiz verbringen zu
können.
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Es gibt eine Zeit, sich auszubilden. Sr. Albertine, unsere junge
tschadische Mitschwester, geniesst eine pädagogische Ausbildung in
Abidjan. Sie ist Teil der Studentengemeinschaft unserer Schwestern in
der Elfenbeinküste. Pascaline setzt ihre spezifisch religiöse Ausbildung im
Noviziat Lubumbashi fort. Alliance befindet sich in der ersten Etappe
ihrer Ausbildung mit uns. Für alle andern Schwestern sind die
Vorbereitungen für Kurse zugunsten der Ehepaare, der Katecheten, der
Animatoren von Basisgemeinden, Jugendlichen und unserer Postulantin
hervorragende Momente einer kontinuierlichen Weiterbildung. Dabei ist
das Internet eine vorzügliche Hilfe, wenn uns entsprechende Bücher
fehlen.
Es gibt eine Zeit, zu weinen. Das Trauern gehört zu unserem Leben.
Ganz besonders im Innersten gerührt sind wir, wenn es unsere Nächsten
betrifft. Hier leben wir diese Lebensübergänge äusserst intensiv. Und wir
kommen nicht umhin fest zu stellen, dass das Leben einen grossen
Moment lang stille steht, wenn eine Familie trauert. In diesen
schmerzhaften Momenten muss man mit dabei sein können. Ganze
Gruppen kommen herbei, die Familien zu trösten mit dem Schlagen des
tam-tam und einem herzzerreissenden Gesang. Zu Weinen und zu
Trauern ist richtig und wichtig. Manchmal fällt es schwer, all dies
anzunehmen, ganz besonders wenn beispielsweise die medizinische
Hilfe ausgeblieben ist, wenn das notwendige Geld fehlt, oder es sich
einfach um eine Nachlässigkeit handelt oder gar um Gewalt.
Es gibt eine Zeit, sich zu freuen und zu feiern. Die 40 Tschader, die an
den Weltjugendtagen in Krakau teilgenommen haben, kamen
überglücklich nach Hause zurück und teilten ihre Erfahrung und Freude
mit anderen Jugendlichen gerne. Sie haben eine unvergessliche
Erfahrung lebendiger Kirche erlebt. Die Aufnahme in den polnischen
Familien war besonders prägend. Eine Jugendliche sagte bei ihrer
Rückkehr in Pala: «Ich bin zutiefst begeistert zu sehen, wie die Polen uns
aufgenommen haben. Ich war in einer Familie, wo ich mich sofort wie
zuhause fühlen durfte! ».
Während unserer Liturgien herrscht eine Freude, die sich in Gesängen
und im Tanzen zum Ausdruck bringt. Sie spiegelt sich auch auf den
Gesichtern der Frauen, die sich mit den Opfergaben in einer Prozession
tanzend nach vorne bewegen. Die Menge der Gaben ist nicht
ausschlaggebend, vielmehr die jubelnde Freude, die herrscht. Das
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Feste-feiern ist immer wichtig! Um eines vorzubereiten wie das vom 19.
November, an dem 3 Diakone zu Priestern geweiht wurden, da
mobilisiert sich die Bevölkerung, Vorbereitungskomitees kümmern sich
um alle Belange, zuvorderst für den Empfang und die Unterbringung
der von aussen anreisenden zahlreichen Gäste in Pala.
Es gibt eine Zeit, sich verpflichtend zu engagieren. Trotz der
tiefsitzenden und grossen Krise, die den Tschad heimsucht, wollen sich
die pastoral verpflichteten Jugendlichen engagieren für ihre sich in
misslicher Lage befindlichen Altersgenossen. Sie wagen den
exemplarischen Brückenschlag zwischen den unterschiedlichen
Volksgruppen und Religionen, denn so tragen sie aktiv zu einem
friedlicheren Zusammenleben bei. Trotz immer wieder grossen
Hindernissen laden die verantwortlichen Jugendlichen Andere dazu
ein, dass es Möglichkeiten gibt, glücklich sein zu können – und dies
gelingt ihnen offenkundig besser als erst gestern noch! Denn alle
Veränderung hängt von einem Jeden, einer Jeden ab!
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Während eines Rundtischgespräches hat ein Jugendlicher erklärt: « Der
Tschad gehört uns, wir müssen einfordern, anstossen zur Veränderung,
unseren Platz an der Sonne erkämpfen. All jene, die das Glück hatten,
zu studieren und erste Erfahrungen zu machen, dass diese sich
geschickt und mutig einmischen, und dass sie aufhören, sich nur für ihre
eigenen Interessen stark zu machen. Dass sie sich die Zeit dafür
nehmen, anders und neu zu denken, die Gesellschaft kritisch zu
befragen, und sie auf Neues hinlenken. » Er schliesst, indem er sagt:
« Die Jugend auf der einen Seite, das intellektuelle Potenzial auf der
anderen, hier liegt die korrekt verstandene Nächstenliebe, dies ist die
neue Stossrichtung, die unser Land abheben lässt. »
Im Kulturzentrum Nikodemus (CCN) ist ein neues Atelier eröffnet
worden; es kümmert sich um die Herstellung von Spielen. Ein Animator
mit zwei Jugendlichen hat bereits 32 scrabbles und 32 Damebretter
produziert. Diese Spiele werden an die verschiedenen Kulturzentren in
unserem Bistum weitergeleitet. Es handelte sich wohlverstanden um
eine knifflige Feinarbeit, die viel Neugierige angezogen hat. Und wenn
es der Anfang eines mittelgrossen Unternehmens wäre ? Man kann sich
das nur erträumen.
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Es gibt eine Zeit, zu arbeiten. Die Aktivitäten der Schwestern sind sehr
vielfältig: Im Mädchenfoyer, im CEDIAM (Centre Greth Marty), au CCN
(Kulturzentrum Nikodemus), im Collège Eli Tao, bei den Stickerinnen, in
zahlreichen Kommissionen des Bistums, und innerhalb unserer eigenen
Gemeinschaft. Jede geht ihrer Verpflichtung getreu dem Auftrag nach.
Und so ist die Arbeit niemals monoton.
Im Foyer hat das Jahr gut begonnen. Die Zusammenarbeit mit einer
tschadischen Mama ist gut angelaufen. Unglücklicherweise dauert der
Streik des Lehrpersonals weiter an, und die Pforten der Schulhäuser sind
wieder geschlossen. Die Mädchen zogen es vor, zurückzukehren in ihre
Dörfer, um ihren Eltern beizustehen bei der Ernte von Mais, Hirse, Reis
und Erdnüssen. Das Ende des Streikes scheint nicht absehbar zu sein, wir
verbleiben aber in der Hoffnung, dass das Schuljahr bald seinen Betrieb
aufnehmen wird.
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Es gibt eine Zeit, zu bauen. Die Gebäude für unsere Einzelzimmer sind
praktisch fertiggestellt. In der nächsten Etappe geht es um die
Errichtung des Esszimmers und der Diensträume. Ein junger Freiwilliger
aus Frankreich finalisiert die Pläne des Foyer. Man muss sich daran
gewöhnen, dass hier anders gebaut wird. Die erste und vordringliche
Sorge gilt der Luftzirkulation. Die Gebäude müssen entsprechend
ausgerichtet und mit genügend Abstand gebaut werden. Zudem ist der
Untergrund nicht so stabil, und man muss in der Folge kleine Gebäude
unabhängig voneinander bauen. Die Regenzeit lehrte uns auch,
darauf zu achten, die Parzelle zu drainieren, wie auch, dass das Wasser
korrekt ablaufen kann.
Es gibt eine Zeit, zu danken und unsere Wünsche zu übermitteln. Wir
bedanken uns bei Ihnen für Ihre treue Unterstützung und das grosse
Interesse an unserem Leben und an unseren Engagements. Sie erhalten
diesen Rundbrief im Advent, Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten.
Dass Sie in diesen bewegten Zeiten Zugang finden mögen zum
UNENDLICHEN, zur Präsenz Gottes in uns und unter uns. Dass die
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Weihnachtszeit zu einer Zeit der Freude und der Begegnung werde,
insbesondere aber zu einer Zeit des Friedens für unsere Familien und die
Welt insgesamt. Für 2017 wünschen wir Ihnen « BONNE ET HEUREUSE
ANNÉE », ein frohes und gesegnetes Jahr !
Ihre Schwestern aus Pala,
Sr. Dominique Rölli
Sr. Bénédicte Rutz
Sr. Angela Köppel
Sr. Josiane Borgeat
GRUSS VON SOEUR CÉCILE-THÉRÈSE SIEBER AUS LUBUMBASHI
IN DER DEMOKRATISCHEN REPUBLIK KONGO
Dezember 2016
Liebe Freundinnen, liebe Freunde,
Die Nachrichten aus der demokratischen Republik Kongo machen
derzeit überall in den Medien Schlagzeilen. Tagtäglich stossen zwei
Realitäten aufeinander. Auf der einen Seite befindet sich das Land im
Wiederaufbau und in einer Phase der Modernisierung verschiedener
Infrastrukturen, Strassen, Schulen, Spitäler, Sportstadien, Flughäfen, und
auf der andern Seite lebt das Land mit anhaltenden politischen,
wirtschaftlichen und ökologischen Querelen.
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In Katimel richtet sich unser Blick und derjenige der Mädchen
hoffnungsvoll auf die Freude am Leben schlechthin. Wir sind allen
Familien dankbar, und es sind deren viele, die während der 2monatigen Ferienzeit ein oder zwei Mädchen aufgenommen haben. Zu
allererst sind es Familien unserer Pfarrei und uns nahestehender
Freunde. Drei unter ihnen wünschten das Ferienkind zu behalten, um ihr
so hautnah die Erfahrung des Familienlebens weiter zu ermöglichen und
gleichzeitig die Schulausbildung fortzuführen.
Das neue Schuljahr haben wir mit einer Gruppe von 18 Mädchen
zwischen 6 und 17 Jahren begonnen. Drei, inzwischen als junge
erwachsene Frauen nach 10 Jahren in Katimel, haben dank ihrer
beruflichen Ausbildung zu einer finanziellen Unabhängigkeit gefunden.
Und dies als Schneiderin, Lehrerin und Coiffeuse; sie arbeiten weiter
daran, ihr Leben einzurichten. Ein Mädchen hat in einer Gastfamilie
Aufnahme gefunden, die beiden andern haben zurückgefunden in ihre
Familien. Mit den dreien zusammen sind wir dankbar für diese lange
und schöne gemeinsame Aufbauarbeit, geprägt von Geduld,
Durchhaltewillen, Menschlichkeit und Liebe. Das sich wieder einfinden
können in die Herkunftsfamilie ist eine langwierige und oft schwierige
Aufgabe. Diese braucht Zeit, Takt, immer wieder Geduld, Kompetenzen
bezüglich Wissen und Verhalten. Eine zu schnelle Rückkehr in die zur Zeit
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als Kind von Schwierigkeiten gekennzeichnete Familie dürfte alte, und
schlecht verheilte Wunden unnötig wieder aufreissen.
Während die Mädchen ferienabwesend waren, nutzten wir die
Gelegenheit, das Haus Katimel neu zu streichen. Die grauen mit
Schimmel behafteten Mauern wurden gesäubert und in einem hellen
Gelb neu frisch gemacht. Damit erreichen wir, dass im Hausinnern so
etwas wie die Sonnenstrahlen leuchten…
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Dieselbe Sonne finde ich vor in meiner Gemeinschaft unserer jungen
kongolesischen Schwestern. Im September haben wir mit Freude
Pascaline aus dem Tschad aufgenommen. Seit 5 Jahren wird das
Noviziat für die jungen Tschaderinnen in Ausbildung bei uns im Kongo
abgehalten. Wir sind überaus glücklich über diese Zusammenarbeit und
den reichen gegenseitigen kulturellen Austausch.
Im Namen aller Mädchen im Katimel entbiete ich Ihnen unser herzliches
Dankeschön für den spirituellen und materiellen Beistand. Die Gesten
der Barmherzigkeit sind wertvoll!
Aus der Mitte dieser Dankbarkeit wünschen wir Ihnen FROHE
WEIHNACHTEN. Ebenso gehen unsere Wünsche für ein Neues Jahr in
Frieden und Gnade an Sie alle. Dass Gott Sie segne, Sie und Ihre
Familien, und alle Ihnen Nahestehenden.
Sr. Cécile-Thérèse Sieber
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Wie jedes Jahr danken wir unserem Übersetzer, Hans Ruedi Meier,
ehemaliger Mitarbeiter in unserer Diözese. Nebst seinen grossen
Aufgaben als Spitalseelsorger, nimmt er sich Zeit, uns diese Arbeit
abzunehmen.
Vielen Dank!
Sœur ……
Sœur ……
Ste-Ursule
Sainte Ursule
B.P. 9 PALA/Tchad
Lubumbashi /R.D.C.
CCP 17-5471-0 Missions, Sœurs Ursulines
Rue de Lausanne 92, CH 1700 FRIBOURG
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