FACHGESELLSCHAFTEN 1. Vorsitzender: Johann F. Walker Spitalgasse 20 71083 Herrenberg Tel. 0 70 32 - 2 34 51 Fax 0 70 32 - 2 23 13 E-Mail: [email protected] www.bcht.de Hashimoto Thyreoiditis Auch die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine der über 100 bekannten Autoimmunerkrankungen. Sie wurde 1912 von Hakuro Hashimoto beschrieben und deshalb nach ihm benannt. Es ist eine der meist auftretenden Thyreoiditisformen und die häufigste Ursache einer Hypothyreose. Sie tritt bevorzugt bei Frauen im Alter von 30–50 Jahren auf. Oft besteht eine Assoziation mit den Genotypen HLA-DQ 2 und DQ8 aber auch DR-2, DR-3, DR-4, DR-5 sowie HLAA-1, HLA-B-8, HLA-B-16, HLA-DQ-3. Aus diesen Gründen wird die Hashimoto-Erkrankung auch mit anderen Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht. Es werden Varianten der Autoimmunthyreoiditis unterschieden: die „Silent Thyreoiditis“ mit einem milden teils temporären Verlauf, die postpartale lymphozytäre Thyreoiditis, bei circa 4 % der Schwangeren oft passager verlaufend, und iatrogen induzierte Verläufe wie z. B. durch Amiodaron-Therapien. Histologisch handelt es sich um eine lymphozytäre Thyreoiditis, die sich im Spätstadium zu einer Fibrose bis hin zur Atrophie entwickeln kann. Die Beschwerden sind unterschiedlichster Art. Sie reichen von Erschöpfung, depressiver Verstimmung, Schweißbildung, Hautproblemen, Haarausfall über Gewichtsprobleme, Störungen im Stuhlverhalten bis zu wechselnden Gelenkschmerzen. Bei Verdacht werden üblicherweise im Labor folgende Parameter untersucht: anti-TPO-AK (95 % der Fälle positiv) bzw. mikrosomale AK, Thyreoglobulin-AK (Tg-AK) (ca. 70 % positiv), freies Triiodthyronin 3 (fT3), Thyroxin (fT4), Thyreotropin (TSH). Die bildgebende Diagnostik erfolgt mittels Sonographie bzw. Szintigraphie. In der Regel erfolgt die klinische Therapie der Hypothyreose in der Substitution von Schilddrüsenhormonen. Erfahrungsgemäß häufigste Mitauslöser sind die genetisch angelegte Glutenintoleranz, der Vitamin-D-Mangel, die Östrogendominanz, die Insulinresistenz, das polyzystische Ovarialsyndrom, Stress, Toxine, Schwermetalle und chroni- 70 sche Entzündungen oder Infektionen durch z. B. EBV oder Yersinien enterocolitica. Bei der Glutenintoleranz bzw. Zöliakie werden in wissenschaftlichen Studien vorrangig HLA-DQ2 und DQ8 als Risikofaktoren genannt. Dabei gibt es auch eine Kombination von Risikoallelen für Glutenintoleranz und Hashimoto. Das mag wohl auch ein Grund dafür sein, dass allein die glutenfreie Ernährung die Hashimoto Thyreoiditis deutlich verbessern kann. Selbstverständlich muss wie bei jeder anderen Autoimmunerkrankung der Vitamin-D-Spiegel absolut ausgeglichen sein. Bei der Östrogendominanz spielt im Wesentlichen die verstärkte Produktion des Schilddrüsentransport-Proteins – des Thyroxin-bindenden Globulins (TBG) – eine wesentliche Rolle. Dadurch wird zu viel freies Schilddrüsen-Hormon abgebunden. Somit wird es für die Umwandlung von T4 zu T3 zu wenig bereitgestellt. Neben diesem Aspekt gibt es zahlreiche weitere Faktoren, die das große hormonelle Zusammenspiel regeln. Der Darm spielt eine wesentliche Rolle Wesentlich für die Schilddrüsenfunktion ist auch das mikroökologische System des Darms. Bekanntlich wird T4 größtenteils in der Leber zu T3 synthetisiert. Ein Anteil jedoch – ca. 1/5 des Schilddrüsenhormons – wird erst als reverses, inaktives T3 im Darm durch eine gesunde Darmflora aktiviert. Hierdurch zeigt sich deutlich die Beteiligung des Darms am Schilddrüsenstoffwechsel. Eine gesunde Darmflora kann also bis zu circa 20 % der Schilddrüsenfunktion ausmachen. Auch bakterielle Infektionen des Darms können den Schilddrüsenstoffwechsel über Rezeptorschwächung negativ beeinflussen. Dadurch erfolgt eine Steigerung des inaktiven T3. Ebenfalls spielen Toxine oder Schwermetalle durch Überforderung der individuell körpereigenen Entgif- tungssysteme und damit einhergehende Fehlsteuerungen des Immunsystems eine Rolle. Sogenannte Immunstressoren wie chronisch-virale Belastungen oder Infektionen mit EBV, Hepatitis C, Lyme-Borreliose oder auch Schimmelpilzinfektionen können als Auslöser für eine Autoimmunthyreopathie in Betracht gezogen werden. Ganzheitliches Therapiekonzept Die Therapie besteht deshalb in einem erweiterten Behandlungsangebot und geht über die Substitution von Schilddrüsenhormonen hinaus. Neben ausreichender Bewegung sollte eine Ernährungsumstellung auf basenreiche, frische und frisch zubereitete Kost geachtet werden. Die glutenfreie Ernährung hat sich bestens bewährt. Die Selengabe mit 200 µg pro Tag sollte Basis der Therapie sein. Eine eventuelle Hormonsubstitution kann individuell abgestimmt durchgeführt werden. Großer Wert wird auf die Entlastung aller Entgiftungssysteme gelegt. Hier zeigt speziell die ColonHydro-Therapie ihre Stärke. Über die Entfernung der Altlasten, über die Toxin-Entlastung und über die Verbesserung der Lymphtätigkeit des Darms erfolgt ein wesentlicher Bestandteil der Therapie. Der anschließend gezielte Aufbau des mikrobiologischen Milieus mit Prä- und Probiotika dient zur Aktivierung des inaktivierten T3. EpsteinBarr-Viren (EBV) und Yersinien sind aus meiner Sicht sehr häufig mit Schilddrüsenerkrankungen assoziiert. In diesem Zusammenhang hat sich in meiner Praxis vor allem die mikroimmuntherapeutische Formel 2LEBV bewährt. Im Fall einer Beteiligung von Yersinien kann die entsprechende Nosode in Kombination mit der Formel der Mikroimmuntherapie 2LEID verordnet werden. Dr. med. Petra Blum Tegernsee November I 2016 Naturheilkunde Journal
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