Weite für das - K+S Aktiengesellschaft

Die Zeitung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der K+S Gruppe
3
2016
ZKZ 24832
WWW.K-PLUS-S.COM
DEUTSCHE AUSGABE
Weite
Wege
für das
Salz
Damit die K+S-Produkte zum
Kunden gelangen, müssen
viele Räder ineinandergreifen.
Die Logistik weltweit ist ein
hochkomplexes Thema.
KLARIERER
KATZENFREUDE
Was Marko Spell
am Kalikai macht
Wie Catsan für
guten Geruch sorgt
CATERPILLAR
Wo Millimeterarbeit
in der Tiefe gefragt ist
2
EDITORIAL
SCOOP 3/2016
hinter uns liegen bewegte Zeiten. Und die
nächsten Monate werden auch nicht einfach
werden. Ein vor sich hin dümpelnder Weltkalimarkt, noch immer keine ausreichende Versenkgenehmigung für unsere Salzabwässer an
der Werra mit Kurzarbeit und weniger Produktion. Und als Folge dessen ein sehr deutlich zurückgehendes Jahresergebnis der K+S Gruppe –
dies zusammen verbreitet nicht gerade
Optimismus.
Dennoch sind wir im Vorstand überzeugt,
dass unser Unternehmen eine gute Zukunft
hat. Die Probleme können wir aber nur gemeinsam lösen. Alle miteinander. Dafür müssen wir
sicher mehr kommunizieren, als wir dies in der
Vergangenheit getan haben, und gemeinsam
Lösungen erarbeiten. Als Folge der Mitarbeiterumfrage 2015 haben wir erste Maßnahmen, wie
„Breakfast with the Boss“ und unser globales
Mitarbeiterforum „Gute Frage!“, umgesetzt.
Wenn ich allerdings sehe, wie manche unserer
Kollegen dieses Forum für wenig konstruktives
Gemecker missbrauchen und dabei gelegentlich die Regeln von Anstand und Sitte vergessen, macht mich das schon betroffen.
Was wir brauchen, sind gemeinsame
Anstrengungen und Solidarität – so, wie wir
sie sehr eindrucksvoll bei der „Menschenkette“ an der Werra für die Kumpel erlebt haben.
Es wäre schön, wenn wir uns alle wie-
der stärker auf diese positiven Werte besinnen
könnten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
allen und Ihren Familien im Namen des Vorstands frohe Weihnachten und ein glückliches
neues Jahr 2017!
Ihr
Vorsitzender des Vorstands
KOOPERATIONEN
NACH MITARBEITERUMFRAGE
Ausbau der lokalen
Präsenz in Asien
„Breakfast with the Boss“
startet weltweit
HULUDAO/FUZHOU / Um
asiatische Märkte zu attraktiven Preisen bedienen zu
können, ist die K+S KALI
GmbH mit kostengünstiger
Produktion vor Ort wettbewerbsfähig. Mit der Übernahme der Aktivitäten der
Huludao Magpower Co., Ltd.
kann K+S am gerade in Asien wachsenden Bedarf an
Magnesiumsulfat teilhaben.
Langfristig ist allein in China
mit einem Marktpotenzial
von einer Million Tonnen
pro Jahr zu rechnen. Bislang
produziert Magpower pro
Jahr 90.000 Tonnen synthetisches Magnesiumsulfat. Es
besteht die Möglichkeit, die
Kapazität auf 180.000 Tonnen zu verdoppeln.
Die K+S KALI GmbH gründet mit der Fujian Agriculture and Forestry University
das International Magnesium Institute (IMI) im chinesischen Fuzhou. Die Kooperation sieht den Aufbau von
wissenschaftlichem Knowhow für die Anwendung von
Magnesium als Pflanzennährstoff in Asiens Landwirtschaft vor. Anhand von
Forschungsprojekten sollen
neue Produkte entwickelt
und verbesserte Anwendungsempfehlungen für
magnesiumhaltige Düngemittel erarbeitet werden.
KASSEL / Mit Veranstaltungen
an verschiedenen Standorten
im In- und Ausland sowie auf
beiden Seiten des Atlantiks ist
das neue Kommunikationsformat „Breakfast with the Boss“
gestartet. Dabei tauschen sich
Mitarbeiter mit Führungskräften über aktuelle Entwicklungen bei K+S aus. Das neue Format, das seither an weiteren
Standorten stattfand, wurde als
Antwort auf die Ergebnisse der
Mitarbeiterumfrage entwickelt.
Stark angenommen wird im
Portal außerdem ein weiteres
neues Format: „Gute Frage! Das
K+S-Forum für Mitarbeiter“.
Dr. Burkhard Lohr
wird neuer Vorstandsvorsitzender von K+S.
Dr. Otto Lose wird neuer
Vorstand für Kali- und
Magnesiumprodukte.
Thorsten Boeckers
wird neuer
Finanzvorstand.
WECHSEL IM VORSTAND
K+S erhält im Mai 2017 eine neue Führungsspitze
KASSEL / Stühlerücken im
Vorstand der K+S Aktiengesellschaft: Der seitherige Finanzvorstand Dr. Burkhard Lohr (53)
tritt zum 12. Mai 2017 die Nachfolge von Norbert Steiner als
Vorstandsvorsitzender an. Steiner geht nach der Hauptversammlung 2017 nach neun Jahren als CEO von K+S in den
Ruhestand. Dr. Lohr ist DiplomKaufmann und gehört seit 1.
Juni 2012 dem Vorstand der K+S
AG an. Zu seinem Nachfolger
hat der Aufsichtsrat den seitherigen Leiter Investor Relations
bei K+S, Thorsten Boeckers, berufen. Boeckers (41) ist von Haus
aus Bankkaufmann und arbeitet
gleichfalls seit 2012 für das Unternehmen. Bereits zum 1. Januar 2017 wird Dr. Otto Lose (45)
im Vorstand die Verantwortung
für den Geschäftsbereich Kali-
und Magnesiumprodukte übernehmen. Dr. Lose ist Jurist und
promovierter Volkswirt. Er verfügt über langjährige Erfahrung
in der Baustoffbranche im Inund Ausland, und ist seit 2014
als geschäftsführender Gesellschafter der Römheld & Moelle
Eisengießerei in Mainz tätig. Dr.
Lose stammt aus Frankfurt am
Main, ist verheiratet und hat
vier Kinder.
FUTURE FOOD FORUM
Friedensnobelpreisträger Prof. Yunus bereichert K+S-Zukunftsforum
BERLIN / Beim FUTURE FOOD FORUM
haben internationale Experten wie
Friedensnobelpreisträger Prof. Muhammad Yunus, Prof. Dr. Klaus Töpfer
sowie Charles Ogang vom Weltbauernverband vor rund 250 internationalen
Gästen Impulse für den aktiven Dialog
zur Welternährung gegeben. K+S sieht
sich als Teil der Lösung, den weltweiten
Hunger bis 2030 zu besiegen. Denn auf
Basis von Kali und Magnesium hergestellte Düngemittel ermöglichen bei
ausgewogener Anwendung erhebliche
Ertragssteigerungen. Darauf kommt es
künftig mehr denn je an, denn bis 2050
wird die pro Kopf zur Verfügung stehende Ackerfläche laut UNO-Prognosen um fast ein Drittel absinken.
Titelfoto: K+S AG | Seite 2-3 Fotos: Regina Recht (2), Monsun Media, Bernd Schoelzchen, K+S AG, C3, Greg Huszar Photography | Grafik: C3 Visual Lab
NACHRICHTEN
SCOOP 3/2016
3
INHALT
FOKUS
4 Reportage Wie der neue
Großlader des Werks Werra in
Hunderten Einzelteilen nach
unter Tage gelangt
ARBEITEN
8 Logistik K+S beliefert seine
Kunden weltweit auf vielen
verschiedenen Wegen, sogar
bis in den indonesischen
Dschungel
16 Klarierer Marko Spell sorgt
am Kalikai in Hamburg dafür,
dass die Schiffe zügig an- und
ablegen können
18 Erfolgreich Im Kaliwerk Zielitz
haben Produktion und Vertrieb
gemeinsam die KaliSel-Anlage
verbessert
19 Interview Vorstand Mark
Roberts über die Strategie im
Geschäftsbereich Salz
WISSEN
23 Compliance Wie gesetzeskonformes Handeln aussieht,
erklären Dr. Daniel Laumann
und Sascha Gaipl-Hottenroth
24 Produktion K+S stellt in einem
früheren Kaliwerk Katzenstreu
für die Firma Mars her
MENSCHEN
ZIELGERADE
KANADA
Legacy
Legacy: erste
Tonne Kali im
zweiten Quartal
Das Legacy-Projekt biegt auf die Zielgerade ein: Im zweiten Quartal 2017
soll die erste Tonne Kali in der kanadischen Prärie produziert werden.
KSPC geht davon aus, trotz eines im Juli 2016 beschädigten Prozess­
behälters die angestrebte Produktionskapazität von zwei Millionen
Tonnen Ende 2017 zu erreichen.
26 Teamleistung Viele im Werk
Borth helfen, damit ein Kollege
trotz Querschnittslähmung
voll mitarbeiten kann
27 Tempo Kollege Marcus
Gesell fährt in seiner Freizeit
Autorennen
28 Meine Heimat Singapur
Charlotte Cheong lebt in der
Metropole Südostasiens
30 Ausgezeichnet Karl-Heinz
Neuner ist engagierter Vogelund Naturschützer
32 Bunte Seite
4
FOKUS
SCOOP 3/2016
CATERPILLAR
Steffen Pauli verfolgt,
wie sich eines der
größten Rahmenteile
des Cat 992K auf den
Weg nach unten in die
Grube macht. Das Seil
bewegt sich mit gerade 30 Zentimetern pro
Sekunde, damit es
nicht ins Schwingen
gerät und die Schachtwand beschädigt.
Ein Gigant hält Einzug
Nach 20 Jahren bekommt das Werk Werra einen neuen Caterpillar 992K. Die scoop zeigt,
wie das größte Fahrzeug unter Tage in der K+S Gruppe an seinen Einsatzort gelangt.
VON CLAAS MICHAELIS
FOKUS 5
SCOOP 3/2016
CATERPILLAR
17.07.2016 | 6:15 UHR
Beginn des Transports
der größten Einzelteile
nach unter Tage.
Fotos: Heiko Meyer
S
o schnell lässt Frank Bock sich nicht
aus der Ruhe bringen. Doch der „Cat“
beschäftigt ihn seit Tagen, gesteht
der Maschinensteiger: „Zu Hause
bin ich damit schwanger gegangen,
wie wir die Teile gut und heile runterkriegen.“ Der neue Caterpillar 992K für den
Großbunker der Grube Hattorf-Wintershall im
­Kaliwerk Werra hat es in sich: Allein die Schaufel
könnte einen ganzen Lkw heben, sie fasst über
30 Tonnen Rohsalz. Der „Cat“, das größte UnterTage-Fahrzeug in der K+S Gruppe, bringt mit voller Schaufel 120 Tonnen auf die Waage.
Mit acht Schwerlast-Transporten, weiteren
acht Lkw- und vier Kleintransporter-Ladungen
ist er in Hunderten Einzelteilen zur Schachtanlage Herfa-Neurode geliefert worden, wo der Auftrag von Frank Bock beginnt. Nachdem die kleinen
Teile unten sind, bereitet der 53-Jährige mit den
Schachthauern Steffen Pauli und Denny­­Ritter,
Werkstatt-Mitarbeiter Mario Wagner sowie
Fördermaschinist Norbert Christ alles dafür vor,
dass die Großkomponenten folgen können.
Gegen 7.20 Uhr hebt der Lastkran die erste Hälfte des Rahmens an, mit gut 13 Tonnen das größte Einzelteil des „Cat“. Langsam lässt Frank Bock den gelben Koloss
per Fernsteuerung zum Schacht schweben. Seil und Haken ächzen hörbar. Das
riesige Rahmenteil passt genau durch das
Tor zur Schwerlastwinde. Frank Bock hat
im Blick, dass es nirgends anstößt und zugleich
ein Auge für die Kollegen – einen sieht er gerade nicht. Sofort stoppt er den Kran: „Denny, wo
bist du?“ – „Hier, auf der anderen Seite.“ Nach der
­Antwort schweben die 13 Tonnen weiter.
17.07.2016 | 8:15 UHR
Etwa sieben Tonnen bringt das zweitschwerste
Rahmenteil auf die Waage, das Frank Bock mithilfe eines Krans zum Schacht befördert.
17.07.2016 | 11:30 UHR
Nachdem die großen Teile unten sind, werden je
zwei Reifen für die Seilfahrt übereinandergestapelt.
Für Fördermaschinist Norbert Christ ist das alles
ein Blindflug. Wie er mithilfe eines riesigen Hakens das Rahmenteil um 90 Grad wendet und
aufrichtet, kann er von seinem Arbeitsplatz aus
nicht sehen. „Norbert, langsam auf“, ruft Frank
Bock, übersetzt heißt das „langsam hoch“. Das
Rahmenteil hängt „schön gerade“, Frank Bock ist
zufrieden. Dann scheint der Schacht den Koloss
zu verschlucken, nur das Seil ist noch zu sehen.
Mit 30 Zentimetern pro Sekunde gleitet es
der 700-Meter-Sohle entgegen. Schneller darf
es nicht werden. Ansonsten könnte das Großteil
ins Schaukeln geraten und gegen die Schachtwände schlagen. Große Maschinen und Bauteile unter Tage zu bringen, ist Alltag für Frank
Bock. Und doch ist der „Cat“ etwas Besonderes: „Der ist eben nicht Standard wie die anderen Lader.“ ­Peter Budesheim nickt zustimmend. Der Leiter der Maschinentechnik Mobil
in ­Hattorf-Wintershall koordiniert das 1,6-Millionen-Euro-Projekt „Cat 992K“.
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6
»
FOKUS
SCOOP 3/2016
CATERPILLAR
Zuletzt hat das Werk Werra vor fast 20 Jahren einen so großen Lader gekauft. Norbert
Christ kann sich daran erinnern, wie er auch
damals die Fördermaschine bediente.
Rahmenteil mit zwei Kränen auf – allein
das dauert eineinhalb Stunden. K+S-Kollegen und Mitarbeiter von Caterpillar arbeiten hier Hand in Hand. „Das hat für uns
den Vorteil, dass die Kollegen das Fahrzeug
schon jetzt kennenlernen und später allein
reparieren können“, sagt Budesheim. „Das
spart uns langfristig Kosten.“
Unten zählt jeder Zentimeter
Nach 45 Minuten Seilfahrt ist das Rahmenteil
unten. Einmal schlägt eine Glocke – „Halt“ heißt
das für Norbert Christ. Unter Tage nehmen fünf
Kollegen die Teile entgegen und bereiten den
Weitertransport zum Großbunker vor, wo der
Caterpillar zusammengebaut wird. 15 Minuten
später ist der Haken wieder oben. Frank Bock
und seine Kollegen haben da schon zwei der
riesigen Reifen übereinandergelegt. Ein Höhensicherungsgerät bietet Schutz, während sie auf
dem Reifenstapel herumklettern. Jeder der Reifen wiegt 2,8 Tonnen, 2,73 Meter messen sie im
Durchmesser, mit Felge kostet einer 33.000 Euro.
„Wir könnten schneller“, sagt Bock. „Wenn die
Seilfahrten nicht so lange dauern würden.“ Deswegen hängt er mit seinen Kollegen zwei Reifen
auf einmal ein. Nach sechs Großkomponenten,
die innerhalb von zehn Stunden nach unten gegangen sind, ist der Arbeitstag zu Ende.
Unten kämpfen Thorsten Küchenmeister und
sein Team mit dem großen Rahmenteil. Eigentlich sollte es die neun Kilometer vom Schacht
zum Großbunker auf einem Tieflader zurücklegen. Doch um die entscheidenden Handbreit
Platz zu gewinnen, wird das Rahmenteil auf ein
Transportblech umgehoben. Auf dem Weg zum
Bunker zählt jeder Zentimeter. Dass es jetzt etwas länger dauert, sieht Peter Budesheim gelassen. Das Projekt ist einige Wochen vor dem Zeitplan. „Und eines ist mir ganz wichtig“, betont er
bei einer kurzen Ansprache an die Mannschaft.
„Sicherheit! Ich möchte, dass wir weiter ohne
Unfall bleiben bei diesem Projekt.“
Auf dem Montageplatz der Werkstatt, die es
am Großbunker extra für den „Cat“ gibt, steht
die Hochzeit an: Die beiden großen Rahmenteile
werden miteinander verbunden. Und das dauert
tatsächlich fast so lang wie eine Hochzeitsfeier.
Zuerst richten Rainer Fuchs, Christian Schrank,
Florian Knauer sowie Dennis Löwen und N
­ orbert
Jakob von der Firma Zeppelin-Caterpillar das
Hohe Verfügbarkeit im Einsatz
» Eigentlich
sind es
dieselben
Arbeiten wie
bei anderen
Ladern auch,
nur alles
ein paar
Nummern
größer. «
Anders als die anderen 1100 Fahrzeuge in der
Grube Hattorf-Wintershall wird der „Cat“ nicht
in der Werkstatt gewartet, sondern nur am Bunker, der eine Kapazität von fast 110.000 Tonnen
hat. Hier speichert der Gigant am Wochenende
die Kalisalz-Vorräte aus, damit die Fabrik an sieben Tagen in der Woche produzieren kann. „Wir
brauchen am Wochenende eine Verfügbarkeit
von 100 Prozent“, sagt Budesheim. „Und da sind
wir in der Realität sehr nah dran.“
Im hochmodernen, voll klimatisierten Cockpit des neuen „Cat“ wird dann auch Alexander
Heinz sitzen, der Kfz-Schlosser kommt künftig
als Reservefahrer zum Einsatz. Den Caterpillar
zu steuern, ist anstrengend. Wegen der großen
Staubentwicklung ist es „wie ein Blindflug“. In
jeder Schicht wechseln sich zwei Fahrer jeweils
nach einer knappen Stunde ab. Nun montiert
Alexander Heinz selbst die letzten Einzelteile:
„Eigentlich sind es dieselben Arbeiten wie bei
anderen Ladern auch, nur alles ein paar Nummern größer.“
17.07.2016 | 11:15 UHR
Steffen Pauli, Mario Wagner
und Denny Ritter nehmen
noch einmal Maß, bevor die
Reifen vorbereitet werden.
18.07.2016 | 10:15 UHR
Mithilfe von zwei Kränen wird das
schwere Rahmenteil aufgerichtet.
Gewinnspiel
Dieses Mal verlosen wir drei Modelle
des neuen Caterpillar 992K – des
größten Fahrzeugs, das unter Tage in
der K+S Gruppe im Einsatz ist.
Wie groß ist der Durchmesser
eines Reifens des neuen
Caterpillar 992K?
Bitte schicken Sie die richtige Antwort
bis zum 1. Februar 2017 an folgende
Adresse:
scoop Redaktion
K+S Aktiengesellschaft
Bertha-von-Suttner-Str. 7
34131 Kassel
Per E-Mail ist Ihnen lieber?
[email protected]
PETER BUDESHEIM
steht an der Spitze des
Projektteams für den
neuen Caterpillar. Er ist
Leiter Maschinentechnik Mobil am Standort
Hattorf-Wintershall.
Der 20 Jahre alte Vorgänger, ein Caterpillar 992G, dient bei Wartungen
und Defekten künftig als Reserve.
FOKUS 7
SCOOP 3/2016
CATERPILLAR
18.07.2016 | 9:20 UHR
Beim Transport der großen Rahmenteile vom
Schacht zum Montageplatz am Großbunker
kommt es auf jeden Zentimeter an.
Riese im Einsatz
5,00 m
Der neue Frontlader Caterpillar 992K im
Bunker der Grube Hattorf-Wintershall
beeindruckt mit gigantischen Ausmaßen:
15,90 m
ALLGEMEINE DATEN
Leistungsfähiger und komfortabler
Der Fahrer hat mehr Bewegungsfreiheit und die Fahrerkabine
besitzt eine automatische Temperaturregelung.
Leistung
Einsatzgewicht
Kraftstofftank
Zylinderzahl
896 PS
120 t
12 Zylinder
1 .526 l
SCHAUFEL
Tragkraft für einen Lkw
Theoretisch könnte der „Cat“
einen ganzen Lkw auf die
Schaufel nehmen.
Inhalt
22 m³
Traglast
31,5 t
REIFEN
Höher als der größte Mensch
11.10.2016 | 10:45 UHR
Der Motor springt an. Nur die Schaufel fehlt noch und einige Einzelteile,
die bis Jahresende verbaut werden.
Fotos: Heiko Meyer | Grafik: C3 Visual Lab
Mit 2,51 Metern gilt der Türke Sultan
Kösen als größter Mensch der Welt.
Die Reifen des Caterpillar haben
einen Durchmesser von 2,74 Meter.
Gewicht
2,3 t
Profiltiefe
11,5 cm
Breite
1,18 m
8
ARBEITEN
SCOOP 3/2016
LOGISTIK
Wie die Räder
Deutschland
ineinandergreifen
Bis Kali und Salz aus
den Bergwerken am
Bestimmungsort in
Europa oder Übersee
ankommen, müssen
viele Räder ineinandergreifen. Logistik ist ein
sehr komplexer Prozess.
Die scoop hat ihn auf
drei Kontinenten unter
die Lupe genommen.
VON THOMAS BRANDL
Brasilien
ARBEITEN 9
SCOOP 3/2016
LOGISTIK
Dienstbesprechung in Kassel:
­Holger Seifart (rechts), Franziska
Teichmüller und Michael Körber
­haben den weltweiten Überblick.
Malaiische
Halbinsel
Foto: Harry Soremski | Grafik: C3 Visual Lab
E
igentlich klingt alles ja ganz einfach:
Die Ware muss zum richtigen Zeit­
punkt in der gewünschten Menge
und Qualität beim Kunden sein. In ei­
nem weltweit operierenden Unter­
nehmen wie K+S geht ohne gut ein­
gespielte Logistik-Ketten gar nichts. „Für die
Transporte brauchen wir extreme Flexibilität“,
weiß Franziska Teichmüller, innerhalb der Kas­
seler Business-Center-Einheit „Logistics Europe“
für den Bereich „Bahn, Binnenschifffahrt und La­
ger/Umschlag“ zuständig. Und ihr Chef Holger
Seifart fügt hinzu: „Gut funktionierende Logis­
tik setzt zudem sehr enge Abstimmung mit al­
len Beteiligten in der Lieferkette voraus.“ 20 Kol­
leginnen und Kollegen kümmern sich in Kassel
gemeinsam mit den operativ zuständigen Ein­
heiten in den Geschäftsbereichen darum, dass
alles reibungslos läuft.
Rund 19,1 Millionen Tonnen Rohstoffe hat die
K+S Gruppe im Jahr 2015 durch Europa bewegt.
6,9 Millionen Tonnen entfielen auf die Bahn, 5,7
Millionen Tonnen auf den Lastwagen, 4,4 Mil­
lionen Tonnen auf das See- und 2,1 Millionen
Tonnen auf das Binnenschiff. Beim Schienenrie­
sen DB Schenker zählt K+S zu den fünf größten
Kunden in Deutschland. Täglich gehen bis zu 37
Regel- und Sonderzüge mit jeweils bis zu 1.950
Tonnen im Schwerlastkonzept von den deut­
schen Produktionsstandorten aus zu Endbahn­
höfen und Umschlaganlagen diesseits und jen­
seits der Grenzen – zum Beispiel an den Kalikai
im Hamburger Hafen, den Mainhafen in Hanau,
ins elsässische Richwiller oder sogar nach Târ­
gu Mureş in Rumänien. Die zurückgelegte Ge­
samtdistanz auf der Schiene innerhalb Europas
betrug im vergangenen Jahr 2,55 Millionen Kilo­
meter – etwa 64 Äquator-Umrundungen.
Noch immer ist die Bahn der wichtigs­
te Verkehrs­träger in Europa. Aber die Gewich­
te verschieben sich. Die esco-Werke Borth und
Bernburg verfrachten ihre Ware inzwischen
überwiegend auf Lastwagen für Empfänger in
Deutschland, Benelux, Italien, Frankreich, Tsche­
chien und Polen. „Der Lkw hat seine Stärken in
der Fläche und bei der Schnelligkeit des Trans­
portes“, sagt Michael Körber, bei Logistics Euro­
pe für diesen Bereich zuständig. Die Bahn ziehe
sich immer mehr aus der Fläche zurück, während
zum Beispiel in Ländern wie Polen und Tschechi­
en ständig neue Autobahnen gebaut würden.
Mit rund 600 Vertragspartnern verhandeln die
Kasseler Logistiker im Lkw-Bereich, etwa 20 bei
den Binnenschiffstransporten, rund 150 Lagerund Umschlagdienstleistern und mit derzeit ca.
20 Waggonvermietern und Eisenbahnverkehrs­
unternehmen. Hinzu kommen dann noch die
Vertragspartner in der Seeschifffahrt.
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»
10
ARBEITEN
SCOOP 3/2016
LOGISTIK
Hamburg
3.700.000 Tonnen
Hamburger
Hafen
Deutschland
Kaliwerk
Sigmundshall
Salzbergwerk
Braunschweig-Lüneburg
Kaliwerk
Zielitz
Kaliwerk
Bergmannssegen-Hugo
Salzbergwerk
Bernburg
Salzbergwerk
Borth
Modell der neuen Bahnwaggons,
präsentiert auf der InnoTrans
2016 in Berlin.
Schienenlogistik 2018
Mit innovativen Schüttgutwagen
will K+S bis 2018 einen Teil der
veralteten Schienenflotte von DB
Cargo ersetzen. Die gemeinsam
mit der Schweizer Wascosa und
WBN Waggonbau Niesky
konzipierten Wagen werden im
sächsischen Niesky gebaut.
Das Projekt „Schienenlogistik 2018“
ermöglicht eine teilweise freie
Dienstleisterwahl und damit auch
einen höheren Wettbewerb auf der
Schiene. Dazu bedarf es neuer
Wagen, die K+S gemäß einem Vor­
standsbeschluss nicht kaufen, son­
dern mieten wird. Das entwickelte
Modell „Tanpps“ kann bis zu 75 Ku­
bikmeter Schüttgut aufnehmen. Der
Waggon zeichnet sich durch eine
Kombination von mittiger und seitli­
cher Entlademöglichkeit aus, erlaubt
dadurch einen sehr flexiblen Einsatz
und kann künftig sowohl den Wag­
gontyp „Tanoos“ als auch die Typen
„Tds“ und „Tads“ ersetzen.
In die Entwicklung des neuen
Schüttgutwagens waren aufseiten
K+S über zwei Jahre hinweg viele
Fachleute aus Logistik, Technik, Ge­
schäftsbereichen wie Supply Chain,
Versand, Verladung und Bahnverkehr
von verschiedenen Standorten sowie
Warenempfänger und –entlader ein­
gebunden. Dabei wurde ein besonde­
rer Fokus auf die Anforderungen der
Arbeitssicherheit und das optimale
Verhältnis von maximaler Zuladung
und minimaler Wagenlänge bei best­
möglicher Entladung gelegt. Die gute
Zusammenarbeit und enge Abstim­
mung aller Beteiligten wird das Pro­
jekt zum Erfolg machen. Im Mai 2017
soll der erste Prototyp des „Tanpps“
über die Schiene rollen, bis April 2018
die komplette neue Flotte ausgelie­
fert sein.
Kali aus Deutschland wird
über HAMBURG nach
SINGAPUR und PORT KLANG
verfrachtet.
K+S STANDORTE
Salz
Kali- und Magnesiumprodukte
Hand in Hand im Mainhafen
­Hanau: Kapitän Christian
­Boogaard (rechts) stimmt mit
Rhenus-Mitarbeiter Ralf Jakob die
Beladung des Schiffes genau ab.
K+S-Unternehmensleitung
Kaliverbundwerk
Werra
Kaliwerk
Neuhof-Ellers
Hanau
ARBEITEN 11
SCOOP 3/2016
LOGISTIK
Von der Schiene
auf das Schiff
W
enn morgens der Zug aus Unterbreiz­
bach mit „60er Kali gran B pink“ für
Brasilien am Kalikai einfährt, greifen
geübte Hände zu: Mit einem kräftigen Dreh öff­
net Alex Martin das Verriegelungsrad am ersten
Waggon, 40 Sekunden später ist die gesamte
Ladung im Bunker unter dem Gleis verschwun­
den. Verlademeister Torsten Quenzel kontrol­
liert die Begleitpapiere, während Rangierer Oli­
ver Schmar­je mit dem Joystick die Lok um zwölf
Meter zurücksetzt – der nächste Waggon, bitte!
Direkt daneben steht ein Zug mit Kornkali aus
dem Werk Neuhof-Ellers. Auch er wartet auf
seine Entladung. 25 verschiedene K+S-Produkte
werden vom Kalikai aus über die Weltmeere ver­
schifft. Wichtigster Absatzmarkt ist Brasilien, da­
nach folgt die Region Südostasien.
Zwischen 350 und 400 Schiffe pro Jahr fer­
tigt die Truppe um Betriebsleiter Holger Junger­
berg am 500 Meter langen Kalikai ab. Die größ­
ten fassen bis zu 50.000 Tonnen. Ein solches
Schiff hat bis zu zwölf Meter Tiefgang und kann
deshalb den Hamburger Hafen nur bei Flut ver­
lassen. Angeliefert wird die Ware ausschließlich
auf der Schiene mit 60.000 bis 65.000 Waggons
im Jahr. Mit einem Umschlag von 3,7 Millionen
Tonnen – darin enthalten etwa eine Million Ton­
nen Containerware – liegt der Hamburger Kali­
kai innerhalb von Europa bei K+S auf Platz eins,
gefolgt von Wismar (900.000 Tonnen), Harlin­
gen (600.000) sowie Hanau und Wesel (je­weils
500.000).
Fotos: K+S AG, Alexandra Lechner (2), Dennis Williamson | Grafik: C3 Visual Lab
Keine zwei Stunden für Entladung
Damit am Kalikai möglichst auf teure Nacht­
schichten verzichtet werden kann, sind die Züge
aus den deutschen Produktionsstandorten, so
Jungerberg, „genau auf die dortigen Schicht­
abläufe getaktet“. Auch hier greift ein Rad ins
andere. Die eingespielten Teams aus K+S-Be­
schäftigten und Kollegen der Gesamthafen-Be­
triebsgesellschaft (GHB) Hamburg brauchen kei­
ne zwei Stunden, um einen kompletten Kali-Zug
zu entladen. Die Beladung eines 40.000-TonnenSchiffes dauert etwa einen Tag. Zwischen Bahn­
gleisen und dem Kai liegt der Tiefbunker; die Ge­
samtlagerkapazität in den verschiedenen Silos in
Hamburg beträgt 400.000 Tonnen.
Szenenwechsel: Der Mainhafen Hanau liegt
etwa 160 Kilometer südwestlich von Heringen
an der Werra. Mitten in der Nacht haben die Kol­
legen dort einen Zug mit 21 Waggons à 65 Ton­
nen 60er Kali staubfrei auf die Reise geschickt.
Jetzt, am frühen Morgen, machen sich Schicht­
leiter Roger Pfannkuchen und seine Mitarbeiter
Mathias Rauch und Arpad Halasz an die Entla­
dung des Zuges. Die „Terra Maris“ aus ’s-Graven­
polder in den Niederlanden hat gestern Abend
bereits festgemacht am Kai. Kapitän Christi­
an Boogaard treibt bei der Beladung seines zur
„Nederlandse Particuliere Rijnvaart Centrale“
(NPRC) gehörenden Schiffes ein wenig zur Eile
und turnt behände am Rüssel herum, der das
Industrie-Kali in den Bauch des Schiffes beför­
dert: Wegen des anhaltenden Niedrigwassers
im Rhein muss er genau darauf achten, wie die
4.000 Tonnen Fracht verteilt werden. Spätestens
Kali-Züge im Hamburger
Hafen: Torsten Quenzel
dirigiert die Entladung.
um 11.30 Uhr will Boogaard ablegen, damit er die
kritische Flachstelle bei Kaub am Mittelrhein am
Abend hinter sich gelassen haben wird – „dann
können wir ankern und ein Glas Wein mit Käse
aus Holland genießen …“ Kapitän Boogaard und
seine Frau haben Gäste mit an Bord, ein älteres
Ehepaar, das sich eine Woche lang den Main und
Rhein aus der Frachtschiff-Perspektive anschaut.
Seit mehr als 90 Jahren nutzen die K+S und
ihre Vorgängerfirmen den Mainhafen Hanau
zum Umschlag ihrer Produkte von der Schiene
auf das Binnenschiff. „K+S ist einer unserer wich­
tigsten Kunden“, sagt Marianne Drieß-Garrecht,
Niederlassungsleiterin der Rhenus SE & Co. KG,
„Kali kommt bei uns gleich nach Mineralöl auf
Platz zwei.“ Danach folgen Baustoffe, Stickstoff­
dünger, Roheisen und Granulate für den Stra­
ßenbau. Rund 500.000 Tonnen Kali- und Ma­
gnesiumprodukte pro Jahr werden in Hanau
umgeschlagen. Ein beträchtlicher Teil davon
schippert über Main und Rhein zu EuroChem
nach Antwerpen, aber auch die deutschen Hä­
fen Kehl, Worms, Wesel und Lingen im Emsland
sowie Ottmarsheim im Elsass werden regelmä­
ßig bedient. Über den Rhein-Main-Donau-Kanal
gelangt Kali von der Werra oder aus Neuhof in
den Südosten Europas, nach Krems, Wien und Pi­
chelsdorf, nach Paks und Kecskemét in Ungarn
oder ins kroatische Vukovár.
Vor allem im Spätsommer, weiß Ralf Jakob, Ab­
teilungsleiter Umschlag und Lagerung bei Rhe­
64
MAL um den Äquator
reicht die von K+S auf
der Schiene in Europa
zurückgelegte Strecke
pro Jahr. 2,55 Millionen
Kilometer sind Kali
und Salz unterwegs.
» Nach dem Pegel Kaub
können wir ankern und ein
Glas Wein mit Käse aus
Holland genießen. «
nus, sorgt Niedrigwasser in den Flüssen oft für
enorme Probleme: „Wenn der Rheinpegel Kaub
unter einen Meter sinkt, sind für die Fracht er­
hebliche Zuschläge zu bezahlen, weil die Schiffe
weniger Ware mitnehmen können.“ Das macht
die Sache teurer. Insgesamt sind jedoch die
Transporte per Binnenschiff in den letzten vier
Jahren bei K+S stabil geblieben. Letztlich, so Hol­
ger Seifart, in Personalunion auch Geschäftsfüh­
rer der K+S Transport GmbH in Hamburg, komme
es immer auf den „perfekten Mix“ der jeweiligen
Verkehrsträger an – „aber die Dinge verändern
sich ständig“. Ob Bahn, Lkw oder Schiff: Welcher
Transportweg gewählt wird, hängt entschei­
dend von den Kosten ab.
WEITER AUF SEITE 12
»
12
ARBEITEN
SCOOP 3/2016
LOGISTIK
Thailand
Jährlich werden durchschnittlich 700.000 BIS
1 MILLION TONNEN
Kali aus DEUTSCHLAND
importiert.
Indonesien
281.700
Zielländer
Verfrachtungsmengen
in tausend Tonnen
400.000 Tonnen fasst
das Düngemittellager
von Meroke in ­Perawang.
Hier wird der Rohstoff
­gemischt und in
­50-Kilo-Säcke verpackt.
Australien
51.100
Thailand
95.600
Malaysia
416.200
Malaysia
Neuseeland
12.300
Port Klang
Drehscheibe für
Südostasien und
Ozeanien
G
anz langsam schiebt sich die „Pulau La­
yang“ den Siak River hoch zum Contai­
nerterminal im Hafen von Perawang auf
der indonesischen Insel Sumatra. Vier Wochen
lang war das K+S-Kieserit an Bord vom Hambur­
ger Hafen aus über 15.842 Kilometer bis Singapur
unterwegs, durch das Mittelmeer, den Sueskanal
und den Indischen Ozean. In Singapur wurden
die Container umgeladen auf die „Pulau Layang“.
Für die Überquerung der Straße von Malakka hat
sie nur einen halben Tag gebraucht, für die gut
100 Kilometer den schlammigen Fluss hinauf ei­
nen ganzen. Bei Perawang ist der Siak River nur
etwa 80 Meter breit, am Rand ganze zehn bis
zwölf Meter tief. Da ist Maßarbeit gefragt bei
der Entladung der Container.
Jede Woche legen ein bis zwei Frachter von
der Größe der „Pulau Layang“ mit ca. 150 Con­
tainern in Perawang an und versorgen den Dün­
gemittelhändler Meroke Tetap Jaya mit Kieserit,
60er und Korn-Kali + Bor aus Deutschland vor­
nehmlich für Ölpalm-Plantagen, aber auch mit
Produkten anderer Hersteller. Meroke unter­
hält seit 40 Jahren Geschäftsbeziehungen mit
K+S und ist heute einer der wichtigsten Ver­
triebspartner in der Region. „Wir sind halt auch
ein bisschen wie die Deutschen“, sagt Marke­
tingleiter Catur Dian Mirzada, „wir arbeiten mit
guten Preisen, hoher Qualität und Zuverlässig­
keit.“ Dr. Rolf Härdter, Leiter K+S Asia Pacific mit
Dienstsitz in Singapur, spielt den Ball gerne zu­
rück: „Die Zusammenarbeit mit Meroke läuft
perfekt.“ Auch wenn Härdter den dringendsten
Singapur
150
CONTAINER mit
Düngemitteln aus
der ganzen Welt
kommen jede Woche
in Perawang an. Der
Transport erfolgt
über den schmalen
Siak River.
Fidschi
4.800
Wunsch des Geschäftspartners („We need more
kieserite!“) derzeit aus Mangel an Masse zu sei­
nem Leidwesen kaum erfüllen kann.
Meroke sorgt mit Niederlassungen in Me­
dan, Jakarta, Pekanbaru, Palembang und Su­
rabaya für die Distribution der Düngemittel in
verschiedenen Ecken Indonesiens und hat 2012
in Perawang im Herzen der Insel Sumatra ein
modernes Lager mit 400.000 Tonnen Kapazi­
tät gebaut. Rund 100 Männer sind dort mit der
Entladung der Container beschäftigt, mit der
Anfertigung von Düngermischungen, dem Ab­
packen in 50-Kilo-Säcke und der anschließen­
den Beladung der Lastwagen per Muskelkraft –
bei tropischer Schwüle und schon beim Zusehen
schweißtreibenden Temperaturen. Sieben Stun­
den dauert die Schicht für die Sechser-Teams.
Danach wird die Truppe 50 Tonnen verladen
haben. Körperliche Schwerarbeit. Vom Lager in
der 200.000-Einwohner-Stadt Perawang aus
fahren Lastwagen die Ware zu Plantagen
im Umkreis von 300 Kilometern. Ein Ende
des Ölpalm-Booms in Indonesien ist nicht
abzusehen: Seit 2005 haben sich die An­
bauflächen verdoppelt.
Nicht nur wegen der Ölpalme ist
Südostasien ein Markt mit großen
Wachstumsperspektiven. Schon heu­
te vertreibt die achtköpfige Mann­
schaft von K+S Asia Pacific je nach
Verfügbarkeit zwischen 700.000
und mehr als einer Million Tonnen
Korn-Kali und Kieserit
aus Deutschland sind
in Indonesien extrem
gefragt – der Ölpalmanbau boomt.
Kali- und Magnesiumprodukte in der gesamten
Region. Mit Ausnahme von einigen Schiffen, die
direkt von Deutschland aus mit Bulkware über­
wiegend nach Australien gehen, kommt alles in
Containern in die beiden Häfen Singapur und
Port Klang, das 370 Kilometer nordwestlich in der
Nähe der malaysischen Hauptstadt Kuala Lum­
pur liegt. Vom K+S-Büro in Singapur aus verfolgt
die Truppe um Rolf Härdter und Logistik-Mana­
ger Kiono Lim die meist von der K+S Transport bis
zum Endhafen durchgebuchten Container, um
Kunden rechtzeitig über Fahrplanänderungen zu
informieren und Änderungswünsche bei Zielhä­
fen oder Ankunftszeiten durch den Kunden an
das Logistikteam in Hamburg zu kommunizieren.
Normalerweise dauert das sogenannte
„Transshipment“ etwa eine Woche, sodass die
» Wenn das Schiff aus
Europa Verspätung hat,
wird das für uns immer
eine hoch komplizierte
Geschichte. «
Ware aus Europa nach fünf bis sechs Wochen
ihren Zielhafen in Malaysia und Indonesien,
nach sechs bis sieben Wochen in Thailand und
Vietnam und nach sieben bis acht Wochen in
Australien und Neuseeland erreicht hat. Dün­
gemittel für Zuckerrohr und Mais, für Ananas,
Ölpalmen und Bananen. Die Fidschi-Inseln sind
wohl die am weitesten entfernte, ­exotischste
Destination für das Kali aus Deutschland.
Schwierig wird’s, wenn das Schiff aus Euro­
pa Verspätung hat und der Anschlussfrach­
ter in Singapur oder Port Klang nicht erreicht
wird. ­Kiono Lim: „Das ist dann immer eine hoch
ARBEITEN 13
SCOOP 3/2016
LOGISTIK
Maßarbeit im Flusshafen
von Perawang: Die „Pulau
Layang“ bringt Düngemittel und andere Fracht in
Containern aus Singapur ins
Herz der Insel Sumatra.
Fotos: Jonathan Wijaya | Grafik: C3 Visual Lab
komplizierte Geschichte – und mit großem Auf­
wand verbunden.“
Künftig könnte es sein, dass die Komplexität
der Logistik für die Kolleginnen und Kollegen
in Singapur noch ein Stück zunimmt. Ab Janu­
ar 2017 bekommt die bisherige Agentur K+S Asia
Pacific den vollen Händlerstatus, wird dann ei­
genständig Rechnungen ausstellen, in Singapur
ihre Steuern bezahlen und sich von dort aus um
die Vermarktung von bis zu 80.000 Tonnen Ma­
gnesiumoxid aus dem chinesischen Huludao
kümmern. K+S hat dort die Aktivitäten von Mag­
power, einem Hersteller von magnesiumsulfat­
haltigen Düngemitteln, übernommen und will
mit dem synthetischen Magnesiumsulfat SMS
seine Wettbewerbsposition im Spezialitäten­
bereich in China und Südostasien stärken. Das
SMS aus Huludao, so die Strategie, soll die aus
natürlichen Vorkommen in Deutschland stam­
menden magnesiumsulfathaltigen Düngemit­
tel, wie zum Beispiel ESTA Kieserit, ergänzen und
die Produktpalette an hochwirksamen, voll was­
serlöslichen Magnesiumsulfaten um eine weite­
re Komponente erweitern.
WEITER AUF SEITE 14
K+S-Transporte
in Zahlen
Die Wege, auf denen
unsere Rohstoffe zu den
Kunden gelangen.
Alles mit Muskelkraft:
Ein Sechser-Team verlädt
während einer Schicht
bis zu 50 Tonnen Dünger.
»
5,7
6,9
6,5
MILLIONEN Tonnen Kali und
Salz im Jahr per Lkw in Europa
MILLIONEN Tonnen
Schienentransporte quer
durch Europa
MILLIONEN Tonnen
Transporte per See- und
Binnenschiff
14
ARBEITEN
SCOOP 3/2016
LOGISTIK
»
40.000
Ostküste der USA
200.000
per Lkw
ins Landesinnere
100.000 Nigeria
und Kamerun
Galinhos
Maraba
Teresina
Natal
Petrolina
Brasilien
110.000
Süden von
Brasilien
Gurupi
Vitora da
Conquista
Goinania
Uberlandia
Presidente
Prudente
São Paulo
Belo
Horizonte
Rio de Janeiro
Verfrachtungsmengen
in Tonnen
Weißes Gold aus
dem „Nordeste“
W
eißes Gold und flache Wasserbec­
ken, so weit das Auge blickt. Darüber
ein hoher Himmel mit gleißender
Sonne, beständig weht eine kräftige Brise vom
Meer. 4.000 Hektar umfasst die Salina Diaman­
te Branco bei Galinhos, ganz oben im Nordosten
von Brasilien gelegen, etwa zwei Fahrtstunden
von Natal entfernt, der Hauptstadt des Bun­
desstaates Rio Grande do Norte. Zum Vergleich:
4.000 Hektar – das entspricht etwa 5.600 Fuß­
ballfeldern. An Platz fehlt es nicht im „Nordeste“,
wie die Brasilianer den abgelegenen Winkel ihres
Riesenlandes nennen. Aber es wächst halt nicht
viel, weil es fast nie regnet und die ausgedörr­
te Erdkrume nur Caatinga hergibt, eine trockene
Busch- und Strauchlandschaft, die im Nordosten
Brasiliens eine Fläche von der doppelten Größe
Deutschlands bedeckt. Für Salinen hingegen eig­
net sich der „Nordeste“ optimal. Kein Wunder,
dass sich 95 Prozent der brasilianischen Salzpro­
duktion auf diese Region konzentriert.
Salina Diamante Branco (SDB), der brasilia­
nische Teil der K+S Salt LA, ist eine von mehre­
ren Salinen dort, mit etwa 450.000 Tonnen Jah­
resproduktion nicht die größte. Etwa 150 Köpfe
zählt die Mannschaft um Betriebsleiter Irmar
Assunçao, 56 von ihnen schlafen unter der Wo­
che in einem Wohnheim auf dem Gelände – ihre
ARBEITEN 15
SCOOP 3/2016
LOGISTIK
Termisa: der Arbeitsplatz
von José Aguinaldo und
Rubeval Fernandes mitten im Meer.
Die Porto dos Dornelles
vor Anker an der Saline.
Der Lastkahn bringt das
Salz nach Termisa.
Gut 60 Tage dauert es, bis
das Salz aus dem Meerwasser
so auskristallisiert ist, dass es
geerntet werden kann.
Heimatdörfer sind oft zwei, drei Fahrtstunden
auf der Schotterpiste entfernt. Irmar pendelt
auch. Seine Familie lebt in Natal.
Die abgeschiedene Lage der Saline stellt in
mehrerlei Hinsicht eine Herausforderung dar.
Egal wohin: Die Transportwege sind weit. Knapp
die Hälfte des über einen gut 60 Tage dauernden
Prozess gewonnenen Salzes gelangt per Lkw zu
den Kunden in Industrie, Viehzucht und auch Le­
bensmittelproduktion in den Norden, den mitt­
leren Westen und den Südosten von Brasilien.
Der 20-Millionen-Einwohner-Moloch São Pau­
lo, so Operations Manager George Pryor, ist die
„imaginäre Grenze“, von der aus der Schiffstrans­
port meist die kostengünstigere Option ist.
Fotos: Claus Lehmann (3), K+S AG | Grafik: C3 Visual Lab
Leben auf der Landstraße
Bento Martíns de Araújo (54), Spediteur und
stolzer Besitzer eines chromblitzenden 26-Me­
ter-Lastzuges mit „gutem Stern“ und 56 Tonnen
Gesamtgewicht, kennt das fünftgrößte Land
der Erde wie seine Westentasche. Seit 25 Jah­
ren ist er auf den Straßen unterwegs und sieht
seine Familie in Pirapozinho oft zwei, drei Wo­
chen gar nicht. Mais, Soja, Zucker, Kaffee – heu­
te lädt er seinen Lastzug voll mit Meersalz in Big
Bags, jeweils 1.000 Kilo schwer. Über 3.200 Ki­
lometer wird ihn die Reise gen Süden führen,
nach Presidente Prudente im Bundesstaat São
Paulo, wo ein Kraftfutterhersteller für die Tier­
mast auf das weiße Gold aus Galinhos wartet.
Vier bis fünf Tage wird er für die Fahrt brauchen
und dafür jeweils etwa zwölf Stunden am Steu­
er sitzen. Übernachtet wird im Führerhaus auf
Parkplätzen an Tankstellen und Polizeistatio­
nen. Dort kann Bento duschen und etwas essen
gehen. Auf dem Weg nach Presidente Prudente
kommt der erfahrene Trucker durch Gegenden,
» Nach zwei Wochen Termisa
fühlt man sich schon ein
bisschen wie auf Alcatraz. «
zum Beispiel in Pernambuco, „wo ich unter kei­
nen Umständen anhalte – egal, wer oder was auf
der Straße herumsteht!“ Immer wieder kommt
es zu Überfällen auch auf Lastwagen.
Auf dem Seeweg liefert SDB ihr Salz in den Sü­
den Brasiliens, nach Paraná, Santa Catarina und
Rio Grande do Sul, nach Nigeria und Kamerun
in Westafrika, auch nach Chile und in die USA.
Die Ware dorthin zu bringen, ist allerdings gar
nicht so einfach. Wegen der sehr flachen Küsten­
gewässer im Nordosten Brasiliens können Hoch­
seeschiffe die Salinen dort nicht direkt anfahren.
14 Seemeilen vor dem Städtchen Areia Branca,
60 Seemeilen von Galinhos entfernt, hat die Re­
gierung in den 1970er-Jahren auf einer Sandbank
einen künstlichen Umschlagplatz gebaut: Termi­
sa wird heute von vier Salinenbetrieben als Zwi­
schenlager und Seehafen genutzt, von wo aus
das weiße Gold dann hinaus in die Welt geht.
Mehrmals die Woche pendelt Comandante Fla­
vio da Silva mit dem 2.000-Tonnen-Schiff „Porto
dos Dornelles“ zwischen Galinhos und Termisa.
Die einfache Fahrt dauert etwa zehn Stunden.
Der Frachtkahn wurde 2016 einer grundlegen­
den Renovierung unterzogen. „Jetzt ist alles fast
wieder wie neu!“, freut sich Chef-Maschinist
Francisco Nascimento. Im Termisa-Terminal sor­
gen 40 Mann Besatzung der staatlichen Hafen­
gesellschaft für die Ent- und Beladung der Schif­
fe. Das Lager umfasst rund 150.000 Tonnen, ein
gutes Viertel davon ist für SDB reserviert. Um die
draußen im Tiefwasser ankernden Seeschiffe zu
beladen, wird das Salz über ein 800 Meter langes
Förderband übers Meer transportiert.
Die Männer auf Termisa arbeiten in der
14/14-Schicht: Sie sind zwei Wochen lang Tag
und Nacht draußen auf der Plattform, bevor die
Ablösung kommt. José Aguinaldo Junior freut
sich ganz besonders beim Anblick des Kollegen
Rubeval Fernandes, als der von der ZubringerBarkasse aus Areia Branca die Leiter hochsteigt.
Eine herzliche Begrüßung der beiden Männer, die
sich seit vielen Jahren den Job teilen, ein Rund­
gang mit Übergabe und Besprechung des Wich­
tigsten – dann packt José auch schon seine
Siebensachen: „Nach zwei Wochen hier
fühlt man sich schon ein bisschen wie auf
Alcatraz“, grinst er, „aber dafür haben wir
einen ganz ungewöhnlichen Arbeitsplatz
mitten im Meer über dem Azurblau des
Südatlantiks.“
3.200
KILOMETER fährt LkwUnternehmer Bento
Martíns de Araújo mit
seinem 56-Tonner mit
Salz über die Landstraßen
von Galinhos nach
Presidente Prudente im
Bundesstaat São Paulo.
16
ARBEITEN
SCOOP 3/2016
FOTOREPORTAGE
8.30 Uhr
Teambesprechung mit den Teamkollegen Bernd Düsing und
Uwe König. Die drei teilen sich den Tag in drei Schichten und
tauschen sich über das aus, was ansteht. Sie planen, wann die
Schiffe an- und abfahren, melden es bei den Behörden an und
informieren den Umschlagsbetrieb, sprich die Beladung.
9.30 Uhr
Die Santa Katarina bringt Kali
von Hamburg nach Brasilien.
Die Chartergesellschaft
­Rudolf-August Oetker mietet
den Ozeanriesen von der
Reederei und verkauft die
Fahrten wiederum an Kunden wie K+S. Marko Spell
prüft gemeinsam mit OetkerMitarbeiterin Birgit von
Brauchitsch, ob an Bord alles
in Ordnung ist.
10.45 Uhr
Gemeinsam mit den Kollegen
aus der Verladung bespricht
Spell, wann die Beladung des
Schiffes beendet ist. Danach
berechnet er unter Berücksichtigung von Ebbe, Flut und dem
Schiffsverkehr, wann genau
das Schiff auslaufen kann.
14.00 Uhr
Mit Lademeister Martin
Dresen auf dem Silo mit
Ausblick. Auch wenn Marko
Spell einen ­Großteil seiner
Zeit am Telefon und vor
dem PC verbringt, genießt
er die Momente, in denen
er dem Hafen und dem
Wasser ganz nah ist.
12.00 Uhr
Spell bringt die
Ursprungszeugnisse zum
Zoll. Die Zeugnisse zeigen,
dass das verladene Kali aus
Deutschland stammt und
wie viel von wem an wen
verschifft wird.
ARBEITEN 17
SCOOP 3/2016
FOTOREPORTAGE
10.00 Uhr
Kapitän Sergio Villas Sarigumba
unterschreibt eine Sicherheitserklärung, die für alle Schiffe im
Hamburger Hafen verpflichtend
ist. Außerdem besprechen Spell
und er die Menge der Ladung.
Fotos: Dennis Williamson
Ein Tag
mit ...
Marko Spell ist Klarierungsmakler bei K+S
Transport am Kalikai in Hamburg. An- und
Abfahrt der Schiffe, die Bedürfnisse der
Besatzung und Zollformalien – er kümmert
sich um alles rund um die Ozeanriesen, die
das Kali in die Welt bringen.
16.00 Uhr
Fotos: Dennis Williamson
Auf einem Schiff wie der Santa Katarina arbeiten 20 Personen. Muss
eine von ihnen beispielsweise zum
Arzt, organisiert das Marko Spell.
14.45 Uhr
Für die Ausfahrt des Schiffes bestellt Marko Spell Schleppboote, die den Frachter in die Fahrrinne ziehen. Er informiert
den Kapitän über die ETD (Estimated Time of Departure).
Dieses Mal nutzen sie die morgendliche Flut um 4.30 Uhr.
18
ARBEITEN
SCOOP 3/2016
NEUES VERFAHREN
20
PROZENT mehr
KaliSel konnte durch
die Umstellung
auf die neue
Körnungsgröße 0,1
bis 0,6 Millimeter
produziert werden.
Kleine Umstellung – großer Effekt
F
ast jeder kennt das Problem: Wenn
man losen Reis in einem Sieb wäscht,
kommt es nicht selten vor, dass ein
großer Teil der kleinen Körner durch die
Löcher entwischt und im Spülbecken landet. Ärgerlich, aber mit ein paar Handgriffen zu beheben. Schwieriger wird es dann,
wenn es sich bei dem gesiebten Produkt
um Kaliumchlorid in Lebensmittelqualität
handelt und das Sieb in einer hochmodernen Anlage verbaut ist, die alles, was aus
dem Sieb herausfällt, direkt in den Verwurf weiterleitet. Genau das passierte
in der KaliSel-Anlage im Kaliwerk Zielitz
in den vergangenen Jahren. „Wir produzieren hier ein außergewöhnliches Kaliumchlorid in Lebensmittelqualität, das
Die Verantwortlichen vor Ort: Jens
Hollenbach (links)
und Dr. Ulrich
Scheele
weltweit Anwendung findet“, sagt Dirk
Neumann, verantwortlich für Marketing
und Vertrieb von KaliSel. „Doch mit unserer bisherigen Vorgehensweise haben wir
jedes Jahr einen Teil der Produktion verloren, weil sie durch das Sieb aussortiert
wurden.“
Viel Verwurf bei kleinen Größen
Bis Ende 2015 sah der Prozess so aus: Kaliumchlorid kam in das Gebäude 1 der vor
sieben Jahren gebauten Anlage und wurde dort kristallisiert und getrocknet. Im
Gebäude 2 erfolgte dann die Siebung in
verschiedene Kornbänder. „Wir produzierten drei verschiedene Größen: 0,1 bis
0,3; 0,2 bis 0,4 und 0,2 bis 0,6 Millimeter“, so der Leiter des KCl-Betriebs, Dr. Ulrich Scheele. „Vor allem bei der
ganz feinen Größe fiel sehr
viel von dem sogenannten
Ober- und Unterkorn an,
also all das, was größer
oder kleiner als die gewünschte Größe ist.
Auf eine Tonne
Produkt kamen
bis zu zwei
Tonnen Kaliumchlorid,
die wir in die
Diese Siebe sorgen in der KaliSel-Anlage
für die entsprechenden Körnungsgrößen.
Düngemittelproduktion gaben, obwohl
die Qualität genauso gut war wie von
KaliSel.“ Die steigende Nachfrage führte
schließlich dazu, dass sich Vertrieb und
Produktion zusammensetzten, um mögliche Verbesserungen zu finden. Analysen der Massenströme zeigten, dass Abhilfe durch veränderte Kornbänder erzielt
werden könnte. Die einfachste Variante:
Die Erweiterung der Standardvariante
von 0,2 bis 0,6 auf 0,1 bis 0,6 Millimeter.
Nachdem der Vertrieb ausgewählte Kunden wie unter anderem Morton Salt und
K+S Chile über die Veränderungen informiert hatte, begann im Frühjahr 2016 die
Umstellung der Maschine. „Mittlerwei-
le produzieren wir immer noch drei Körnungen, allerdings konzentrieren wir uns
hauptsächlich auf die neue Größe 0,1 bis
0,6 Millimeter. Hier haben wir den geringsten Verlust und dadurch konnten
wir die produzierten Mengen um rund
20 Prozent steigern“, sagt Scheele. Die anlagentechnische Investitionssumme des
Projekts sorgt bei den Kostenstellenverantwortlichen für Freude: Sie liegt praktisch bei null.
Bei der KaliSel-Anlage stehen jetzt noch
weitere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung an: Geplant ist, die alten Korngrößen
in Zukunft immer weniger und letztlich
gar nicht mehr zu produzieren. Dadurch
wird die größtmögliche Produktionsmenge der Anlage erreicht. Und auch für den
verbleibenden Verwurf gibt es Pläne. „Das
fertige KaliSel ist mit einem Konditionierungsmittel versehen, das dafür sorgt,
dass das Produkt nicht verklumpt“, sagt
Jens Hollenbach, Betriebsführer Trocknung, Granulierung, Logistik. „Es gibt Abnehmer, die Kaliumchlorid in Lebensmittelqualität auch dann verwenden, wenn
es ohne Konditionierungsmittel vorliegt,
zum Beispiel solche, die das Produkt selbst
aufmahlen.“ Deswegen wurde in sehr kurzer Zeit eine Abpackanlage gebaut, die für
kommende Aufträge bereitsteht.
Fotos: Marek Kruszewski (3), Harry Soremski
Manchmal machen schon wenige Mikrometer einen Unterschied. So geschehen im Werk Zielitz:
Durch eine Umstellung im Siebverfahren konnte die Produktivität der KaliSel-Anlage deutlich
gesteigert werden.
ARBEITEN 19
SCOOP 3/2016
INTERVIEW
Auf einem guten Weg: Salt 2020
Er zeigt sich zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen der „Salt 2020“-Strategie, aber sieht den wahren
Wert des Salzgeschäfts von K+S von den Kapitalmärkten nicht ausreichend gewürdigt. Vorstandsmitglied
Mark Roberts sprach mit scoop über zukünftige Herausforderungen des Unternehmens.
„Salt 2020“ hat sich zum Ziel gesetzt, das operative
Ergebnis zu verdoppeln. Wie ist der aktuelle Stand?
Als wir die Strategie im Januar 2014 implementierten,
hatten wir zwei relativ schwache Jahre hinter uns.
Das operative Ergebnis EBIT I bis 2010 auf mehr als 250
Millionen Euro zu erhöhen, schien ein hohes Ziel. Ich
bin glücklich zu sagen: Wir sind auf einem guten Weg.
Die Mitarbeiter des Geschäftsbereichs Salz haben unsere strategischen Initiativen weltweit hervorragend
umgesetzt.
Wie war das trotz relativ milder Winter möglich?
Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Ertragsziele
auf der Annahme eines Normalwinters beruhen.
So betrug das EBIT I des Geschäftsbereichs Salz für
2015 266 Millionen Euro. Das heißt jedoch nicht, dass
wir das bis 2020 anvisierte Ziel schon erreicht haben.
Witterungseinflüsse und andere einmalige Faktoren
eingerechnet liegen wir immer
noch unter dem anvisierten Ertragsziel. Trotzdem sind wir weiter
als geplant. Sobald
das Ergebnis für 2016
feststeht, werden
wir es ebenfalls normalisieren und sehen, ob der angestrebte Zuwachs
erreicht wurde. Außerdem haben wir große Fortschritte dabei gemacht, neben Auftausalz
auch die anderen
Segmente zu stärken. Sie sind heute fundamental
stärker als vor drei, vier Jahren. Künftig rechnen wir
hier mit einem Ausbau unseres Marktanteils und
besseren Preisen dank unserer starken Verbrauchermarken.
Aktuell produziert K+S rund 23 Millionen Tonnen Salz
pro Jahr. Macht es mehr Sinn, die Produktion auszuweiten oder sich auf höhere Margen zu konzentrieren?
Die einfache Antwort ist: Es kommt drauf an …
Wir haben die Kapazitäten für einige margenstarke
Produkte angehoben, beispielsweise bei Meersalz und
koscherem Salz für die Lebensmittelbranche. Wir
wollen aber im Geschäftsbereich Salz nicht auf breiter
Front die Produktion erhöhen. Unser Ziel ist ganz einfach, die Profitabilität zu maximieren.
Wo sehen Sie das größte Wachstumspotenzial in
den nächsten Jahren?
Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass unsere Präsenz
in einigen Segmenten in Nordamerika und Westeuropa noch ausbaufähig ist. Stark unterrepräsentiert sind
wir jedoch in Asien, Brasilien, Peru und sogar Osteuropa. Das größte quantitative Wachstumspotenzial
bietet natürlich Asien. Ein nachhaltiger Eintritt in
diesen Markt benötigt etwas Zeit. Aber ich bin sehr
optimistisch.
Höhere Margen sind ein Hauptziel. Können Sie uns
zwei oder drei Beispiele nennen?
In den vergangenen 18 Monaten haben wir gelernt,
das Potenzial unserer Verbrauchermarken optimal
auszuschöpfen. Nicht nur bei Morton und Windsor
in Nordamerika, sondern auch bei Lobos in Chile. Dank
ihrer hohen Wertschätzung bei unseren Kunden und
strategischer Preisentscheidungen ist es gelungen, unsere Margen und die unserer Handelspartner zu erhöhen. Wir müssen aber weiterhin in unsere Marken investieren und an Produktinnovationen arbeiten – auch
im B2B-Bereich.
Welche sind die interessantesten Branchen?
Lebensmittel, chemische Industrie, Wasserenthärtung, Pharma ...?
Für mich sind alle von Interesse. Die chemische
Industrie ist stark auf Rohstoffe ausgerichtet. Die
Pharmaindustrie wächst auf globaler Ebene, da
sich der Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen
auch für die alternde Bevölkerung Asiens kontinuierlich verbessert. Letztlich macht der richtige
Mix für K+S den Erfolg aus.
Saldoro hat sich erfolgreich auf dem deutschen
Markt etabliert. Wie ist der aktuelle Stand bei
der Umbenennung der esco?
Meiner Ansicht nach müssen wir hier den richtigen Zeitpunkt abwarten. Da die Kosten erheblich
sind, ist dieser nicht jetzt – auch wenn das im
Sinne eines homogeneren Markenauftritts wünschenswert wäre.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen
den Tochtergesellschaften im Geschäftsbereich Salz?
Salz ist traditionell ein regionales Geschäft. Dennoch
arbeiten unsere drei regionalen Töchter eng zusammen. Am spürbarsten ist das im Bereich Auftausalz:
Dort kann starke Winternachfrage in einer Region
auch aus einer anderen heraus bedient werden.
Ein weiteres interessantes Beispiel ist unser Joint
Venture mit China National Salt in Shanghai: Wir nehmen da hochwertiges Speisesalz der Frisia aus Harlingen, befüllen damit blaue, in chinesischer Sprache beschriftete Dosen der Marke Morton und verkaufen sie
an Verbraucher in China.
Da wir gerade beim Thema China und Asien sind:
Ist es vorstellbar, dass wir eine eigene Produktionsstätte in China errichten?
Der wichtigste Markt in China und Asien ist die chemische Industrie. Dort sind wir mit unseren Preisen selbst
mit Produkten aus Chile aber nicht konkurrenzfähig,
weil die Entfernung zu groß ist. Langfristig brauchen
wir Produktion in geografisch näher gelegenen Regionen. Seit Mai läuft die Planung für das Solarsalz-Projekt Ashburton in Westaustralien. Falls der Genehmigungsprozess glattläuft und der Bau der Anlage
beschlossen wird, könnten wir 2022 mit einer Kapazität von 3,5 Millionen Tonnen pro Jahr starten. Das wird
jedoch nicht reichen, um die Nachfragelücke in China
zu schließen. Konkrete Pläne für einen eigenen Produktionsstandort dort haben wir aktuell nicht. Aber vielleicht wäre ein Joint Venture für Spezialitäten mit
einem Partner in China in den nächsten Jahren eine
Option.
Was ist für Sie persönlich die größte Herausforderung
als Vorstand für den Geschäftsbereich Salz?
Den Kapitalmarkt noch stärker mit unserem Salzgeschäft vertraut zu machen und so eine gerechte Bewertung zu ermöglichen. Es ist eine stark segmentierte
und komplexe Branche mit Hunderten von Wettbewerbern, unterschiedlichen Nachfragefaktoren und
weitaus weniger Transparenz als im Kali-Geschäft. Der
wahre Wert des Salzgeschäfts von K+S spiegelt sich
bisher in keiner Weise im Aktienkurs wider. Analysten
sehen nur das Auftausalz, es mangelt an Kenntnis der
anderen Geschäftssparten. Aber wir werden weiter die
Wahrnehmung unseres Salzgeschäftes erhöhen – ob
bei Analystenkonferenzen, Roadshows oder auf andere
Weise. Das ist ein Erziehungsprozess. Und eine Menge
Arbeit.
Beobachten wir beim Salz derzeit eine ähnliche
Entwicklung wie bei Kali – weg von Auftausalz und
Standarddüngemittel hin zu Produkten mit höheren
Margen?
Ja, das ist in gewisser Hinsicht vergleichbar. Auftausalz
hat weiterhin einen hohen Stellenwert, woran wir
nichts ändern möchten. Dennoch müssen wir nach
vorne blicken und auch über 2020 hinaus neues
Wachstum generieren.
20
VON DEN STANDORTEN
SCOOP 3/2016
NACHRICHTEN
OJIBWAY
60
MILLIONEN
investiert K+S Windsor Salt in die
Vergrößerung seiner Ojibway Mine
in Windsor, Ontario. In den nächsten fünf Jahren erweitert das Unternehmen sein Bergwerk um etwa 122
Meter in die Tiefe. Mit der Investition wird nicht nur die Technologie
erneuert, sondern auch die Produktion erhöht und die Nutzungsdauer
der Mine um 40 Jahre verlängert.
KASSEL
Erster Grundwassertag
bei K+S
Die Einheit Hydro-/Environmental
Geology (T-GH) lud am 11. Oktober
Vertreter aller Geschäftsbereiche
zum ersten K+S-internen Grundwassertag ein. Standortübergreifend
diskutierten die Teilnehmer Herausforderungen rund um das Thema
Wasser. Das positive Feedback der
Teilnehmer wie auch der intensive
Informationsaustausch bestätigten
den Erfolg der Veranstaltung. Der
nächste Grundwassertag findet voraussichtlich im Frühjahr 2017 statt.
SANTIAGO DE CHILE
Hessischer
Ministerpräsident auf
Stippvisite in Chile
Einen kleinen Löwen aus Porzellan
hatte Volker Bouffier als Gastgeschenk für Matthias Mohr, CEO von
K+S Chile, dabei. Gemeinsam mit einer 37-köpfigen Delegation besuchte der Ministerpräsident aus dem
deutschen Bundesland Hessen die
Unternehmenszentrale in Santiago
de Chile. Die Stippvisite war Bestandteil einer mehrtägigen Reise
Bouffiers durch Südamerika. Begleitet wurde er von einer Delegation
von Vertretern aus Politik und Wirtschaft. K+S-Vorstandsvorsitzender
Norbert Steiner und Matthias Mohr
stellten die Aktivitäten der K+S Chile
S.A. als internationales Unternehmen in Südamerika vor.
Beeindruckende
Unterstützung für
die Kalikumpel im
Werratal
Mehr als 12.000 Menschen haben am
8. September ein Zeichen für den Kalibergbau im
Werratal gesetzt. Sie bildeten eine 13 Kilometer
lange Menschenkette von Unterbreizbach über
Philippsthal nach Heringen. Solidaritätsaktionen
gab es auch an anderen K+S-Standorten – sogar
auf der Legacy-Baustelle in Kanada.
A
us ganz Deutschland hatten sich
insgesamt rund 1.700 Kollegen
von fast allen K+S-Standorten auf
den Weg ins Werratal gemacht, um dem
Aufruf des Betriebsrates des Werks Werra und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) zu folgen.
Gemeinsam mit Mitarbeitern, Familien,
Freunden, Partnerfirmen, Vereinen sowie Vertretern aus der Politik und weiteren Unterstützern reihten sie sich in die
Menschenkette ein. Allein 400 kamen
vom Kaliwerk Neuhof-Ellers, 50 vom Kaliwerk Bergmannssegen-Hugo, etwa 160
vom Kaliwerk Sigmundshall und mehr
als 300 vom Kaliwerk Zielitz.
Vertreten waren auch Standorte anderer Gesellschaften der K+S Gruppe. Aus
Bernburg reisten etwa 50 Kollegen an,
aus Braunschweig-Lüneburg etwa 20,
aus Borth etwa 50 und aus der esco-Zentrale in Hannover etwa 20. Über 400 Kollegen kamen vom Standort Kassel, gut
30 aus Bad Salzdetfurth (Inaktive Werke
und Tierhygiene) und knapp 50 von K+S
Transport in Hamburg. Für viele bedeutete die Teilnahme an der Menschenkette stundenlange Busfahrten mit einer
Rückkehr am späten Abend.
Ihre Solidarität bekundeten ebenso
daheimgebliebene Kollegen, die an ihren
Standorten dafür sorgten, dass die Produktion weiterlief. In Zielitz formierten
sich einige Hundert als Hammer und
Schlägel. Sogar die kanadischen Kollegen
auf der Legacy-Baustelle bildeten eine
Menschenkette und sandten diese als
Videobotschaft nach Deutschland.
„Heute ist ein Tag der Ermutigung. Ein
Tag mit einem starken Signal“, sagte IGBCE-Vorsitzender Michael Vassiliadis bei
der Abschlusskundgebung. „Und dieses
Signal ist ein ganz eindeutiges Ja zum
Kalibergbau.“ In Deutschland werde unter den weltweiten besten Arbeitsbedingungen und Umweltstandards Kali
gefördert. Es seien bereits viele Millionen in den Gewässer- und Umweltschutz investiert worden. Das sei auch
weiter nötig und möglich, „aber es kann
nicht sein, dass wir auf dem Weg dahin
einfach dicht machen und keine Lösung
finden, ohne die Beschäftigten in Kurzarbeit zu schicken“, so Vassiliadis.
Eindeutig zum Standort im Werratal
bekannte sich K+S-Vorstandschef Norbert Steiner, der mit seinen Vorstandskollegen Dr. Burkhard Lohr und Dr. Thomas Nöcker sowie der Geschäftsführung
der K+S KALI GmbH teilnahm: „Wir
kämpfen gemeinsam um den heimischen Bergbau – und wir stehen zum
Werk Werra. Unsere Standorte Hattorf,
Unterbreizbach und Wintershall leisten
einen wesentlichen Beitrag für den Unternehmenserfolg unseres Geschäftsbereiches Kali- und Magnesiumprodukte
und damit der gesamten K+S Gruppe.“
SCOOP 3/2016
„Ein großartiges
Signal der Solidarität
aller K+S-Kollegen“
Harald Döll, Vorsitzender des
K+S-Gesamtbetriebsrates, im
Interview über die Menschenkette
an der Werra.
21
WEEKS ISLAND
BERNBURG
2,3 MILLIONEN
Arbeitssicherheit im
Mittelpunkt vom ersten Tag an
TONNEN im Jahr sind das neue Förderziel der Morton-Salt-Mine in Weeks Island, Louisiana (USA). Dafür wurde der Förderschacht erweitert. Außerdem
wird derzeit eine neue unterirdische Speicheranlage angelegt, um die Zuverlässigkeit zu steigern und
die Anzahl der benötigten Förderbänder zu reduzieren, da Morton Salt plant, die Mine um zusätzliche
Ebenen zu erweitern. So werden neue Voraussetzungen geschaffen, jährlich 2,3 Millionen Tonnen zu
fördern – eine Steigerung der bisherigen Förderkapazität von 1,45 Millionen Tonnen.
„Safety for you“ – unter diesem Motto macht das
esco-Salzwerk Bernburg Auszubildende mit dem
Arbeitsschutz vertraut. Dazu hat esco mit den
Firmen Solvay Chemicals GmbH
und Pöttinger Sätechnik
GmbH sowie dem Bildungs- und Technologiezentrum in Bernburg
ein Konzept erarbeitet.
Fester Teil davon: Thementage mit realitätsnahen Übungen.
Z
ahlreiche Helfer sorgten am 8. September
dafür, dass auf der Strecke zwischen Unterbreizbach, Philippsthal und Heringen keine
Lücken blieben. Über den Moment, als die Menschenkette stand, spricht der Vorsitzende des Betriebsrates Werk Werra und des K+S-Gesamtbetriebsrates, Harald Döll, im Interview mit der scoop.
Was ging in Ihnen vor, als sie feststellten, dass
es gelingt, mit der Menschenkette die drei
Standorte des Werks Werra zu verbinden? Harald Döll: Dass wir die erhoffte Zahl von
10.000 Teilnehmern übertroffen haben, lag auch
an der tollen Beteiligung aller K+S-Standorte. Es
war ein großartiges Signal der Solidarität aller
K+S-Kollegen, das mich sehr bewegt hat und
noch immer freut. Beeindruckend waren auch die
Solidaritätsaktionen der Kollegen in Übersee und
der Daheimgebliebenen.
Was hat die Menschenkette bewirkt? Den politisch Verantwortlichen dürfte damit sehr
deutlich geworden sein, dass es nicht nur um
4.400 Arbeitsplätze im Werk Werra geht, sondern um das Schicksal einer ganzen Region und
letztlich um das ganze Unternehmen. Ja, die
Menschenkette war erfolgreich, aber wir dürfen
nicht lockerlassen und müssen alle politisch Verantwortlichen an ihre Worte erinnern, damit es
nicht nur bei Sonntagsreden bleibt, sondern auch
Taten folgen für den Erhalt unserer Arbeitsplätze.
Fotos: K+S AG
Es kommt stets der Vorwurf, K+S würde nicht
genug tun für den Umweltschutz. Zu Recht? Viele, die uns kritisieren, wollen nicht sehen, was
geleistet wurde. Seit 2007 ist das Aufkommen
des Salzabwassers halbiert worden. Und es werden viele hundert Millionen Euro investiert, um
noch weiter zu reduzieren. Aber selbst Genehmigungen für ergänzende Entsorgungsmöglichkeiten zur kurzfristigen Selbsthilfe gestalteten sich
zuletzt äußerst zäh oder sie wurden mit politischem Kalkül blockiert. Das darf nicht sein. Politik
und Behörden müssen ihre Ermessensspielräume
endlich wieder im Sinne der Arbeitsplätze nutzen.
Kaianlage auf den Bahamas wird
nach Hurrikan-Schäden erneuert
INAGUA Schwere Schäden hat der Hurrikan Joaquin im Herbst 2015 auf den Bahamas verursacht. Betroffen war auch der
Solar-Salz-Standort von Morton Salt auf
der Insel Great Inagua. Die Kaianlage wurde schwer beschädigt, sodass die Mannschaft am Standort in der Folge nur kleinere Schiffe beladen konnte. Dank der
guten Zusammenarbeit des Inagua-Teams
mit Einheiten von Morton Salt in Chicago
und K+S in Kassel konnte der Morton-Vor-
stand eine millionenschwere Investition
genehmigen, damit die Kaianlage erneuert wird. Darüber freut sich auch Curtis
Robinson (rechts), Senior Accountant bei
Morton Salt, als sie sich gemeinsam mit
Etienne Farquharson, Environment Health
& Safety Manager in Inagua, ein Bild von
der Kaianlage machte. Und glücklicherweise wurde Inagua nicht direkt getroffen
von Matthew, einem schweren Hurrikan
am 4. Oktober 2016.
22
WISSEN
SCOOP 3/2016
ZAHLEN UND FAKTEN
Wissen Sie ...
... dass Nachwuchskräfte für das Kaliwerk Zielitz sogar
bei Nacht gefunden werden? Dass das Tote Meer nicht
der See mit dem höchsten Salzgehalt ist? Oder dass die
Kali-Kumpel unter Tage auch mobil surfen können?
150
KILOMETER
GLASFASERKABEL werden im Zuge
des Projekts Digitalisierung Grube/
mobile Instandhaltung bis Ende 2017
unter Tage in den Werken der K+S
KALI GmbH verlegt.
300
POTENZIELLE
AZUBIS
TOTES MEER
28 %
ASSALSEE
35 %
SALZGEHALT Der Assalsee in Dschibuti ist mit
knapp 35 Prozent der See mit dem weltweit
höchsten Salzgehalt. Zum Vergleich: Der Salzgehalt im Toten Meer liegt bei etwa 28 Prozent.
2
GRAMM
KALIUM täglich sind für die Gesundheit von
Nerven, Muskeln und lebenswichtigen
Stoffwechselvorgängen im menschlichen
Körper notwendig. Eine Menge von drei bis
vier Bananen deckt diesen Bedarf an Kalium.
Grafik: C3 Visual Lab
Rund 300 Besucher und potenzielle Azubis
nahmen im September an der fünften Nacht
der Ausbildung im Kaliwerk Zielitz teil. Im
Vergleich zu 2015 zog es dieses Jahr 100 junge
Interessenten mehr zur Ausbildungsnacht.
WISSEN 23
SCOOP 3/2016
UNTERNEHMENSKULTUR
Enge Abstimmung
in S
­ achen Compliance:
Die Teams von Dr. Daniel
Thomas Laumann (links) und
Sascha Gaipl-­Hottenroth
achten darauf, dass korrektes Handeln Maxime für alle
Mitarbeiter im gesamten
Unternehmen ist.
Das Grundverständnis von Compliance
soll jeden Mitarbeiter erreichen
Bei K+S arbeiten die Bereiche Legal, GRC,
Corporate Secretary und Interne Revision Hand
in Hand, um konzernweit Compliance – das
Bewusstsein für korrektes Handeln – als
Bestandteil der Unternehmenskultur zu schärfen.
Foto: Andreas Fischer
V
erstöße gegen die Compliance-Regeln können in sehr unterschiedlichem Gewand daherkommen:
Diebstahl von Arbeitshandschuhen oder
Kupferdraht, nicht korrekte Lagerung von
Sprengstoffen oder Abfällen, gefälschte
E-Mails zur Auslösung von Zahlungsvorgängen, Verstöße gegen Ladevorschriften, Mauscheleien bei der Reisekostenabrechnung, Missachtung von Umweltrecht
bei der Steuerung von Anlagen … Bislang,
so Dr. Daniel Laumann, seit 1. Juli Leiter Legal, Governance, Risk & Compliance (GRC)
sowie Corporate Secretary, halten sich die
Verstöße innerhalb der K+S Gruppe zwar
in Grenzen: „Aber wir müssen weiter daran arbeiten, dass das Grundverständnis
für Compliance, wie vom Vorstand gewünscht, jeden einzelnen Mitarbeiter erreicht.“
Deutlich enger als zuvor arbeitet deshalb jetzt der Bereich Dr. Laumanns mit
insgesamt 18 Köpfen und die Interne Revision mit zwölf Mitarbeitern auf drei Kontinenten unter Führung von Sascha Gaipl-Hottenroth beim Thema Compliance
zusammen. Während die eine Seite für ein
funktionierendes Compliance-Manage-
mentsystem zuständig ist, analysiert die
andere konkrete Abläufe und gibt Hinweise auf notwendige Verbesserungen. Sie
fragt auch nach, welche Konsequenzen
daraus gezogen wurden. Für die Umsetzung sind dann die jeweiligen Vorgesetzten des betroffenen Bereichs zuständig.
Compliance-Beauftragte gibt es an allen deutschen K+S-Standorten, aber auch
bei den Tochtergesellschaften im Ausland. Regelmäßige Berichte dienen dem
Austausch, zweimal im Jahr trifft sich zudem der zehnköpfige Compliance-Ausschuss der K+S Gruppe unter Führung
des neuen Chief Compliance Officers
Dr. Laumann am Standort Kassel. Die ausländischen Tochtergesellschaften regeln
ihre Compliance-Angelegenheiten im
Rahmen der gruppenweiten Vorgaben.
„Wegen der unterschiedlichen Rechtssysteme“, sagt Sascha Gaipl-Hottenroth,
„können wir da von Kassel aus nur die
Leitplanken vorgeben.“ Dr. Laumann freut
es, dass – wie zuletzt geschehen – das
Landgericht Meiningen und die Staatsanwaltschaft Kassel die Rechtsauffassung
von K+S für die Versenkung voll bestätigt
haben. „Dies zeigt, dass unser Unternehmen auch in diesen Fällen absolut Compliance-konform gehandelt hat.“
Nicht jeder Fall ist so einfach zu durchschauen, wie jener der gestohlenen
Handschuhe oder der Mauschelei bei
den Reisekosten. Oft sind es komplizierte
Rechtsfragen, die dann auch im Extremfall externe Juristen beschäftigen.
Damit schwer Image schädigende Vorgänge bei K+S niemals ein Thema sein
können, ist jeder einzelne Mitarbeiter
aufgerufen, die Augen offen zu halten
und sich im Falle von Verstößen an seinen
Vorgesetzten, den jeweiligen Compliance-­
Beauftragten oder die Compliance-Help-/
Hotline zu wenden.
SCOOP 3/2016
PRODUKTION
» Es ist spannend zu
sehen, wie ein Produkt
entsteht, dass ich
sonst einfach kaufe. «
Katzenbesitzerin
Julia Böger-Ketelharke mit Cleo
VON STINA BEBENROTH
W
enn Cleo gute Laune hat, merkt Julia
Böger-Ketelharke das sofort. Durchgebogener Rücken, zuckende Ohren
und ein tiefes Schnurren aus der Kehle: an solchen Tagen lässt sich die dreijährige Katzendame
nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Sie kann allerdings auch anders: „Wenn ich sie zu lange alleine lasse, ist sie beleidigt und fährt auch mal
die Krallen aus“, schmunzelt Julia. Als sie die Zusage für einen Praktikumsplatz im betrieblichen
Gesundheitsmanagement bei K+S in Bad Salzdetfurth bekam, war deswegen auch klar: Cleo
muss mit. Jetzt sitzt sie zu Hause, während Julia in dem ehemaligen Kaliwerk jeden Tag andere Katzen bewundert. Die hängen auf Fotos und
Verpackungen in allen Ecken des Werksgeländes.
Denn hier produziert K+S seit 24 Jahren in Kooperation mit dem amerikanischen Mars-Konzern das Katzenstreu „Catsan“.
Langjährige Zusammenarbeit
91 Jahre wurde in Bad Salzdetfurth Kali produziert. Anfang der Neunzigerjahre war dann
Schluss und dem Standort drohte die Schließung.
Zur selben Zeit musste Mars erkennen, dass die
bisherige Fabrik für Katzenstreu an die Kapazitätsgrenze stieß und ein neuer Produktionspartner nötig war. Da K+S zu diesem Zeitpunkt schon
mehrere Jahre lang Magnesiumchloridlösung an
Mars lieferte, war die Entscheidung, die Zusammenarbeit auszuweiten, naheliegend. Seit 1992
laufen die Fabrikanlagen über Tage in Bad Salzdetfurth ausschließlich zur Produktion von Katzenstreu.
Als Julia Böger-Ketelharke zum ersten Mal die
Produktionshalle betritt, ist sie beeindruckt: „Ich
kaufe für Cleo tatsächlich immer Catsan. Aber
ich habe mich nie so wirklich gefragt, wie das
Streu eigentlich hergestellt wird. Mit einer solchen Anlage hätte ich auf keinen Fall gerechnet.“
Die Maschinen in Bad Salzdetfurth produzieren
leistungsstark und effizient, 2000 Paletten Katzenstreu landen so pro Tag im Lager. Was für Julia eine Überraschung, ist für den Leiter Tierhygieneprodukte, Dr. Peter-Michael Beier, nichts
Ungewöhnliches: „Die wenigsten Leute können
Fotos: Franz Bischof (4), Mars (2)
24
WISSEN
WISSEN 25
SCOOP 3 /2016
PRODUKTION
Bei der Herstellung der Katzenstreus greift
K+S auf die Technik des Brechens und Siebens zurück, die auch in der Kaliproduktion
angewendet wird. Per Förderband kommt
es danach in die Verpackungsanlage.
Der größte Anteil des Katzenstreus
geht nach Frankreich, es folgen der
britische und der deutsche Markt.
Kaliwerk
macht Katzen froh
In der ehemaligen Kali-Produktion in Bad Salzdetfurth stellt K+S für den
Konzern Mars Katzenstreu her. Gemeinsam mit Katzenbesitzerin Julia
Böger-Ketelharke besuchte scoop die moderne Anlage und erlebte eine
hocheffiziente Produktion.
sich vorstellen, welche Prozesse hinter der Produktion eines Alltagsgegenstands wie Katzenstreu stecken.“
Natürliche Inhaltsstoffe
Die Grundzutat für das Streu kommt von der
anderen Straßenseite: Die Firma Cirkel GmbH
stellt ein synthetisches Calciumsilikathydrat
her, bestehend aus Quarz aus dem nahe gelegenen Harz, Sand aus dem Standortumfeld und
Wasser aus den Quellen von Bad Salzdetfurth.
Dazu werden die Inhaltsstoffe gemischt, in großen Blöcken gebacken und anschließend grob
zerkleinert über Förderbänder in das K+S-Werk
transportiert. „Ich bin bisher automatisch davon ausgegangen, dass Catsan ein künstliches
Produkt ist. Dass das Streu nur aus natürlichen
Materialien besteht, finde ich richtig gut“, sagt
Julia. Dr. Beier zeigt ihr in der Fabrik, wie der
Rohstoff vor Ort weiterverarbeitet wird: „Wir
zerkleinern das Ganze und sieben es anschließend. Je nach Größe landen die Hydratstück-
2000
PALETTEN CATSAN
werden täglich im
Werk Bad Salzdetfurth
produziert und
per Lkw und Bahn
abtransportiert.
chen danach in einer der drei Fraktionen.“ Alles,
was größer als 6,3 mm ist, wird dem Mahlsiebkreislauf erneut zugeführt. Die Körner mit einer
Größe zwischen 6,3 und 0,5 mm sind das sogenannte Primärkorn, das 65 Prozent von Catsan
ausmacht. Alles, was kleiner als 0,5 mm ist, wird
kompaktiert und aufgemahlen. Das daraus entstehende Kompaktkorn bildet die restlichen 35
Prozent in Catsan. „Kompakt- und Primärkorn
wird vermischt, getrocknet und dann mit einer
Magnesiumchloridlösung besprüht. Das beziehen wir von der Fabrik in Wintershall“, so Beier. Die Lösung ist sozusagen das Herzstück des
Katzenstreus. „Die Wirkstoffe auf dem Streu erzeugen eine Art Wüste Gobi für Bakterien. Diese siedeln sich daher nicht an und das verhindert, dass der Harnstoff zersetzt wird. Ohne
zersetzten Harnstoff gibt es keine Geruchsbildung. Auf gut Deutsch: Es stinkt nicht.“
Das fertige Produkt wandert anschließend in
die Abpackanlage. Hier wird es in verschiedene Beutelgrößen von fünf bis 30 Liter verpackt.
Ein spezielles Produkt ist dabei der Superabsorber, bei dem das Streu schon in einem Beutel an
den Kunden geliefert wird. Ist es Zeit für einen
Wechsel, kann der oder die Katzenbesitzerin den
Beutel zuziehen und direkt entsorgen. „Das ist
umwelttechnisch natürlich nicht optimal“, sagt
Dr. Beier. „Aber gerade dieses Produkt wird vor
allem in Großstädten und an Singlehaushalte verkauft. Es ist auch das einzige, das Mars in
Australien vertreibt.“ Eine Frage zu dem Produkt
liegt Julia Böger-Ketelharke noch auf der Zunge:
„Warum ist auf den australischen Verpackungen eine grau-braun gemusterte Katze und keine weiße wie auf den europäischen?“ Aber hier
kann Dr. Beier nur mit den Schultern zucken:
„Das ist Marketingstrategie von Mars. Da haben wir gar keinen Einfluss drauf. Vielleicht fühlen sich die Australier von einer solchen Katze
eher angesprochen?“
Neubauten in Planung
Letzte Station der Fabrikführung ist die Lagerhalle, in der das abgepackte Katzenstreu bis zur Decke gestapelt ist. „Als wir angefangen haben, lag
unsere Produktion pro Jahr bei rund 90.000 Tonnen. Seitdem konnten wir diese Menge mehr als
verdoppeln. So langsam stoßen wir an die Kapazitätsgrenze“, so Beier. Deswegen steht jetzt auch
eine Erneuerung des Vertrags mit Mars bevor. In
diesem ist der Bau eines neuen Palettenstelllagers und eines zweiten Produktionsstrangs festgelegt. Dadurch soll die Produktion um 50 Prozent gesteigert werden. „Das ist ein schönes
Bekenntnis zu dem Standort Bad Salzdetfurth
und dem qualitativ hochwertigen Produkt, dass
wir hier produzieren“, sagt Dr. Beier.
Verschiedene Katzenfotos für
unterschiedliche Kontinente:
Die australische (rechts) und
die europäische Verpackung.
SCOOP 3/2016
K+S SOZIAL
Kollegen ermöglichen
eine Rückkehr in den Job
G
Kevin Nisius ist querschnittsgelähmt
und kann trotzdem arbeiten. Denn:
Nach einem schweren Unfall ist er
dank seiner Kollegen im Werk Borth
voll in die Abläufe des Elektrobetriebs
über Tage eingebunden.
» E rstes Provisorium: Zurück an die Ar-
beit kehrt Kevin Nisius im Oktober
2014, über ein Jahr nach dem Unfall.
Die Kollegen richten einen vorläufigen
Arbeitsplatz in einem Pausenraum ein.
ohne
» F ührerschein: Um ein Auto auch Kevin
Füße bedienen zu können, muss
Nisius eine Extraprüfung ablegen.
» F örderung: Nach vielen Gesprächen ist
im Herbst 2014 klar, dass die Agentur
für Arbeit, Kreis Wesel, den Umbau des
Arbeitsplatzes finanzier t. Im März 2016
wurden die Bauarbeiten beendet.
anz ruhig legt Matthias Hüppe
­seine Hand auf den zuckenden
Oberschenkel von Kevin Nisius.
Langsam kommt der Muskel zur Ruhe.
Hüppe nimmt seine Hand hoch. Er blickt
Nisius an, der nickt kurz zurück – alles
­wieder o.k.
Es ist sicher eine besondere Situation,
wenn ein Vorgesetzter seinem Mitarbeiter so nahekommt. Für Matthias Hüppe,
Leiter des Elektrobetriebs über Tage im
esco-Salzwerk Borth und Kevin Nisius gehört das zum Alltag. Falls nötig auch durch
Handauflegen zu helfen, ist für Hüppe sowie alle anderen Kollegen im Elektrobetrieb selbstverständlich. Kevin Nisius ist
querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Kontrollieren kann er seine Beine
nicht. Aber Gefühl habe er dort schon, erklärt Nisius. Ab der Brust abwärts ist der
25-Jährige gelähmt.
Der 14. Juni 2013 ist der Tag, der alles verändert. Nisius, damals 22 Jahre alt, ist mit
seiner Fußballmannschaft in den Niederlanden. Bei einem Streich springt er in eine
Gracht. Dabei schlägt er so unglücklich
auf dem Grund auf, dass er sich schwerste
Verletzungen zuzieht. Über ein halbes Jahr
wird er in Spezialkliniken behandelt. Immer wieder besucht ihn sein Chef zusammen mit Sebastian Wardemann, Meister
in der Elektrowerkstatt. Emotional wird es
dann, als Hüppe die Nachricht von Werksleiter Hans-Heinrich Gerland überbringt:
Der eigentlich auslaufende Arbeitsvertrag
wird verlängert – ohne weitere Befristung.
Kevin Nisius’ Vater kann die Tränen nicht
zurückhalten.
Alles wurde umgebaut
Dabei ist sicher, dass sein Sohn nicht wie
bisher als Elektriker tätig sein kann. Der Arbeitsbereich im Elektrobetrieb muss umgebaut werden. Hüppe und Wardemann
ficht das nicht an. So stellen sie Antrag
um Antrag, gemeinsam mit der Schwerbehindertenvertretung kämpfen sie sich
über bürokratische Hürden – mit Erfolg.
Seit März 2016, fast drei Jahre nach dem
Unfall, ist der Arbeitsplatz von Kevin Nisius nun behindertengerecht. „Ich bin stolz
darauf, dies als Teamleistung erreicht zu
haben“, sagt Hüppe. Seinen Mitarbeiter
ermutigt er, sich weiter zu qualifizieren.
Nisius will sich zum Techniker weiterbilden, um Aufgaben in der Arbeitsvorbereitung zu übernehmen. „Ich bin ja nicht auf
den Kopf gefallen“, sagt er. „Ich habe mir
nur den Hals gebrochen.“
Mobil: Den VW-Bus mit Spezialausstattung kann
Kevin Nisius komplett per Hand steuern.
200.000
EURO hat die komplette
Wiedereingliederung von Kevin
Nisius gekostet. Ein Großteil des
Geldes wurde in den Umbau des
Arbeitsplatzes investiert.
Am Arbeitsplatz: Eine
Spracherkennung hilft
Kevin Nisius, seinen
Computer zu bedienen.
Fotos: K+S AG
26
MENSCHEN
MENSCHEN 27
SCOOP 3/2016
HOBBY
„Ich habe einfach Benzin im Blut“
Marcus Gesell ist Kfz-Schlosser im Werk Werra und fährt in seiner Freizeit
Autorennen. Dabei unterstützen ihn die ganze Familie und einige Kollegen.
In dieser Saison landete er bei der „Cup & Tourenwagen Trophy“ in seiner
Fahrzeugklasse auf dem zweiten Platz.
Fotos: Claas Michaelis
Z
wei Mal klopft Petra Gesell auf die
Haube des Seat Leon Supercopa. Zu
hören ist das kaum. Der Zwei-LiterMotor röhrt, als Sohn Marcus aufs Gaspedal tritt und losbraust. Bei fast jedem Rennen sind sie und ihr Ehemann Uwe dabei,
und doch mag die Mutter nicht hinsehen,
wenn der Sohn mit mehr als 230 Kilometern pro Stunde über die Piste schießt. „Ich
habe jedes Mal Herzklopfen“, sagt sie.
Seit er 18 Jahre alt ist, sitzt Marcus Gesell in Rennautos. Motorsportbegeistert
ist er seit der Kindheit, als ihn sein Onkel
mit zu Autorennen nahm. „Ich habe einfach Benzin im Blut“, sagt der
31-Jährige, der als Kfz-Schlosser Bergbaufahrzeuge im Revier der Grube Hattorf/
Wintershall des Kaliwerks Werra repariert. Sein erstes Auto war ein Trabant.
Mittlerweile fährt er Seat, der ist schneller, „aber finanziell trotzdem erschwinglich“. Sein Traum: Irgendwann ein Rennwagen von Audi.
Inzwischen ist Marcus Gesell wie ein
Profi unter den Amateuren der Rennserie
„Cup & Tourenwagen Trophy“. Die Saison 2016 war sehr erfolgreich. Nach sieben Rennwochenenden landete er in seiner Klasse auf dem zweiten Platz, in der
Gesamtwertung auf dem beachtlichen elften. Bei je-
dem Rennen unterstützt ihn ein Team
von Freunden. Sie alle schlafen in einem Lkw mit voll ausgestatteter Küche und Duschkabine. An den Anhänger baut das Team ein großes Zelt, in dem
nicht nur das Auto flottgemacht, sondern
auch gegessen und entspannt wird.
Mit ganzer Familie unterwegs
Auf dem Formel-1-Kurs im belgischen SpaFrancorchamps sind neben den Eltern
und Ehefrau Desirée fünf Freunde dabei:
Achim Lemcke kümmert sich um die Reifen, Ronny Konitzko um den Funk, Frank
Wingold schraubt am Motor herum und
dessen Ehefrau Ilona und Tochter Sabrina
sorgen dafür, dass etwas zu essen auf den
Tisch kommt. Aber eigentlich packt jeder
dort an, wo er gerade gebraucht wird.
Alle helfen mit: Marcus Gesell inmitten
seines Teams aus Familie und Freunden
beim Rennen in Spa-Francorchamps.
„Wenn alle dabei sind, haben wir 14 Leute
im Team“, sagt Gesell. Darunter die K+SKollegen Bryan Standop, Thomas van der
Weth und Nici Zimmermann. „Ohne die
Unterstützung von Familie und Freunden
geht’s nicht. Und ohne Sponsoren auch
nicht.“ Motorsport kostet. Einige Sponsoren halten ihm seit Jahren die Treue. Im
Gegenzug ist er präsent bei Tagen der offenen Tür oder Messen.
Seine Urlaubstage legt sich Marcus Gesell
immer um die Rennwochenenden herum.
„Es ist ein aufwendiges Hobby“, gesteht
er. Ehefrau Desirée nickt, sie hält ihm mit
viel Fleiß im Hintergrund oft den Rücken
frei. Im Januar 2017 erwarten die Gesells
ihr erstes Kind – rechtzeitig bevor die Saison wieder losgeht. „Dann ist der Nachwuchs aus dem Gröbsten raus und kann
mit“, sagt Desirée und lächelt.
Vorne dabei: In der abgelaufenen
Saison belegte Marcus Gesell mit
seinem Seat Leon Supercopa den
zweiten Platz in seiner Klasse.
28
MENSCHEN
SCOOP 3/2016
MEINE HEIMAT
Am „Duft“ der Durian
scheiden sich die Geister. Auf dem Markt in
Chinatown ist die Tropenfrucht sehr gefragt.
Singapur:
Leben im Mikrokosmos
VON THOMAS BRANDL
D
er Ausblick von den Räumen der
K+S Asia Pacific an der Harbourfront in Singapur weckt Fernweh: Lastkräne überall, Container, Schiffe, Lkws, dazwischen wuseln Menschen
herum. Seit elf Jahren arbeitet Charlotte
Cheong hier und hat es keinen Tag bereut:
„Der Job ist unglaublich abwechslungsreich – und ich habe lauter nette Kollegen.“ Als rechte Hand von Büroleiter Dr.
Rolf Härdter managt Charlotte die Finanzen und den Personalbereich, steht regelmäßig in Kontakt mit Kollegen in der Kasseler Zentrale, hilft mit Singapur-Tipps für
Gäste und Kunden aus und kümmert sich
auch mal um verstopfte Abflüsse und kaputte Lampen. „Da braucht man manchmal einige Geduld, bis der Handwerker
endlich kommt …“
Wie die Mehrheit der 5,5 Millionen Einwohner des Stadtstaates ist Charlotte
chinesischer Abstammung. Was ihr so
besonders gefällt an ihrer Heimat, ist die
unglaubliche Vielfalt der Kulturen und
Sprachen. Kantonesisch, Hokkien, Mandarin, Malaiisch, Hindi, Tamil, Englisch –
Singapur ist aufgrund seiner Geschichte
ein Schmelztiegel. Dies schlägt sich auch
in der Küche nieder. Als absolute Spezialität gilt „Chili Crab“ oder – die etwas
schärfere Variante – „Black Pepper Crab“.
An den zahllosen Straßenständen und
„Food Stalls“ in Chinatown, in Little India
oder im alten malaiischen Viertel Kampong Glam kann man sich die Küchen
Asiens hinauf- und hinunter durchprobieren und wird immer wieder Neues entdecken – ohne Risiko für Magen und Darm,
da im Stadtstaat Sauberkeit oberste Maxime ist.
Gibt es etwas, was man als Tourist auf
jeden Fall gesehen haben muss in Singapur? – „Da reichen zwei Hände nicht,
um alles zu nennen!“, strahlt Charlotte. Sentosa Island mit seinem Aquarium
und den Stränden empfiehlt sie den Be-
SUPERTREES
1
Tropenpark
„Gardens by the Bay“ gilt als Geniestreich:
ein Tropenpark mit üppiger Vegetation
und 25 bis 50 Meter hohen künstlichen, bei
Nacht beleuchteten Bäumen mit Rundgang
in luftiger Höhe mitten in der Stadt. Im
Hintergrund das Marina Bay Sands Hotel.
suchern der Stadt, Chinatown mit seinen
exotischen Märkten, die Botanic Gardens,
eine Nachtsafari im berühmten Zoo, den
Sky Park auf dem Dach des 200 Meter hohen Marina Bay Sands Hotels, dem neuen
Wahrzeichen Singapurs, oder „Gardens by
the Bay“, ein 2012 eingeweihter tropischer
Park mit 25 bis 50 Meter hohen künstlichen Bäumen, die abends solarbetrieben
in den buntesten Farben leuchten. Fast direkt daneben, auf der anderen Seite des
Flusses, steht der „Singapore Flyer“ ein
165 Meter hohes Riesenrad, das großar-
» Wir Singapurer haben
einen Nationalsport –
Shopping. «
tige Ausblicke auf die Millionenstadt und
ihre eindrucksvolle Skyline bietet.
Wenn Charlotte Cheong nicht gerade im K+S-Büro an der Harbourfront
dafür sorgt, dass alles glatt läuft, geht
sie viel joggen oder Rad fahren im East
Coast Park. „Wir Singapurer haben allerdings noch einen anderen Nationalsport“, grinst sie – „das Shopping …“ In
der Tat gleichen große Teile der Millionenmetropole einem einzigen großen
Shoppingcenter, am dichtesten konzentriert entlang der Orchard Road. Alle Designer- und Modemarken dieser Welt findet man dort, irgendwo ist immer gerade
„Sale“ und mancher Tourist flüchtet sich
auch vor der tropischen Schwüle draußen
in die wohltemperierten Konsumtempel.
Fotos: JeFFChiang photography (6), K+S AG | Grafik: C3 Visual Lab
Charlotte Cheong, zuständig für HR und Finanzen,
ist so etwas wie die „gute Seele“ im Büro von K+S
Asia Pacific. Ihre Heimatstadt Singapur liebt sie
über alles: „Das ist ein faszinierender Mikrokosmos
hier – voll von buntem Leben.“
MENSCHEN 29
SCOOP 3/2016
MEINE HEIMAT
3
K+S-BÜRO
Tolle Aussicht
2
Vom Büro der K+S Asia
Pacific gibt‘s eine tolle
Aussicht über den Hafen
von Singapur und das
Container-Terminal.
Charlotte Cheong bei der
morgendlichen Besprechung mit ihren
Kolleginnen Bianca Katzenmeyer und Susan Lian.
SKY PARK
Himmlisch
Im Sky Park auf dem Dach
des Marina Bay Sands Hotels
ist man dem Himmel ganz
nah: In 200 Meter Höhe gibt
es Rundum-Blick auf die
Skyline, ein Café und einen
Infinity Pool. In diesen
dürfen aber nur Hotelgäste.
SINGAPUR
Singapur
4
2
1
Der Stadtstaat an der Südspitze der malaiischen Halbinsel zählt 5,5 Millionen
Einwohner und gilt als eine der Städte
mit den höchsten Lebenshaltungskosten
weltweit. Die frühere britische Kolonie
ist erst seit 1965 unabhängig, hat sich
aber in den vergangenen 50 Jahren zum
stärksten Finanzplatz Asiens neben
Hongkong entwickelt. Der Name „Singapur“ entstammt dem Sanskrit und bedeutet Löwenstadt. 76,8 Prozent der Singapurer sind Chinesen, 13,8 Prozent
Malaien, 7,9 Prozent Inder. Der Inselstaat
umfasst knapp die Größe Hamburgs und
besteht aus einer Hauptinsel, drei größeren und 58 weiteren kleineren Inseln.
3
Multikulti an der
Harbourfront von
Singapur
Das gläserne Hochhaus an der Harbourfront von Singapur beherbergt
zahllose Unternehmen aus der ganzen Welt. Auch die achtköpfige K+STruppe um Dr. Rolf Härdter stammt
aus fünf verschiedenen Ländern.
Die andere Leidenschaft der K+S-Kollegin ist das Reisen. Wann immer sie kann,
nimmt sie mit Ehemann Jeff ein paar Tage
Auszeit und schaut sich andere Länder an:
Australien, Thailand, Hongkong – auch in
Deutschland ist Charlotte schon gewesen. „Das war 2006 bei einem FertivaMeeting in Mannheim.“ Sehr gerne würde sie bei passender Gelegenheit auch
mal in Kassel vorbeischauen – „aber in Japan und in Neuseeland war ich auch noch
nicht und das ist nicht so weit von Singapur aus. Zwölf Stunden Flug sind einfach
ganz schön lang …“
4
RAFFLES HOTEL
Kolonialer Touch
Das weltberühmte Raffles Hotel, 1899
im Kolonialstil erbaut, nimmt einen
ganzen Straßenblock ein und ist noch
immer gefragt bei den Schönen und
Reichen. Der Cocktail Singapore Sling
wurde dort übrigens 1925 vom Barman Ngian Tong Boon erfunden.
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MENSCHEN
SCOOP 3/2016
EHRENAMT
Naturschutz ist nicht
nur, aber sehr oft der
Schutz von bedrohten
Arten und Pflanzen.
Diese hundertjährigen
Eichen sollten einer
Straße weichen. KarlHeinz Neuner hat das
verhindert.
MENSCHEN 31
SCOOP 3/2016
EHRENAMT
Düngemitteln, weil es sich dabei ja sogar
um Naturprodukte handelt. Da habe ich
es deutlich leichter als ein Beschäftigter
einer Pflanzenschutzfirma. Wenn wir
uns beispielsweise die Halden anschauen, dann sehen wir, dass direkt daneben
Biotope mit seltenen Arten wachsen. Es
kann beides funktionieren, wenn der
Rahmen stimmt. Die Natur ist viel anpassungsfähiger als viele vermeintliche Naturschützer behaupten.
Der Natur
auf der Spur
K+S-Mitarbeiter Dr. Karl-Heinz Neuner engagiert sich seit über vierzig Jahren
im Naturschutz. Seine Tätigkeit im Bund Naturschutz hat ihm bereits einen
Preis des bayerischen Umweltministeriums beschert.
Hat sich Naturschutz in den vergangenen Jahrzehnten sehr verändert?
Die gesellschaftspolitische Bedeutung
von Naturschutz ist gestiegen, da hat
sich in den Köpfen viel verändert. Das
Wissen, dass die Natur geschützt werden muss, ist da. Allerdings zahlen viele
lieber einen monatlichen Beitrag an eine
Umweltorganisation anstatt selbst mit
anzupacken. Ich würde mir wünschen,
dass mehr Menschen aktiv mitarbeiten.
K
arl-Heinz Neuner ist ein echtes Kali-Urgestein. Seit 1985 betreut er
als landwirtschaftlicher Fachberater Kunden zur Wirkung und zum Einsatz
der Düngemittelprodukte der K+S KALI
GmbH. Ebenso treu wie seinem Arbeitgeber ist Dr. Neuner seiner anderen Leidenschaft, die neben der Familie mit drei
Kindern einen Großteil seines Privatlebens ausmacht: sein Engagement für den
Naturschutz. Bereits mit Anfang zwanzig
trat der heute 62-Jährige dem Bund Naturschutz Bayern bei. Seitdem ist der studierte Landwirt auf viele Arten aktiv: Er sitzt in
verschiedenen Arbeitskreisen, hält Fachvorträge und zeigt Schulkindern im Rahmen von Ferienprogrammen die Vielfältigkeit der Natur. Im vorigen Jahr wurde er
vom bayerischen Umweltministerium für
sein langjähriges Engagement mit dem
„Grünen Engel“ ausgezeichnet.
Fotos: Uwe Mühlhäußer
Wann sind Sie in den aktiven Naturschutz eingetreten und was waren damals Ihre Beweggründe?
Ich bin 1974 als Mitglied in den Bund Naturschutz Bayern eingetreten, das ist
wohl das offizielle Datum. Naturschützer
bin ich aber schon mein ganzes Leben
lang. Ich bin in einem Forsthaus aufgewachsen, da ist der bewusste Umgang
mit der Umwelt ganz natürlich. Der Wald
war mein Spielplatz und Lehrmeister. Mit
16 Jahren habe ich angefangen zu jagen.
Viele glauben ja, dass die einzige Aufgabe eines Jägers darin besteht, Tiere zu erschießen. Aber es geht um viel mehr: Jäger sind angewandte Naturschützer und
kümmern sich intensiv um die Gebiete,
in denen sie unterwegs sind.
Sie sind vielfältig im Naturschutz aktiv.
Wie hat sich das alles entwickelt?
Das meiste davon hat sich mehr oder
weniger ergeben. Schon als junger Mann
habe ich mich für unsere einheimischen
Vögel interessiert, ich wollte jeden ein-
Was ist Ihr Lieblingsort in der Natur?
Ich bin ein echtes Waldkind, ohne Wald
könnte ich nicht leben. Es ist eine geheimnisvolle Natur, die mich dort umgibt – eine, die mehr verbirgt, als dass sie
preisgibt. Aber eigentlich mag ich jede
Art von Landschaft. In den Bergen kann
ich mich am besten erholen, da vergesse
ich allen Alltagsstress.
1993
BEGANN KARL-HEINZ NEUNER, zunächst
bei Ferienprogrammen, mit Führungen für
Schüler. Mittlerweile bringen ehemalige
Zuhörer ihre eigenen Kinder zu ihm.
zelnen an seinem Gezwitscher erkennen.
20 Jahre später ist mir das dann gelungen und irgendwann hat mich jemand
gefragt, ob ich nicht Führungen anbieten
will, um mein Wissen mit anderen zu teilen. Mittlerweile mache ich nicht nur ornithologische Führungen, sondern auch
Touren mit Kindern, bei denen ich generelle Kenntnisse zur Natur vermittele. Es
ist mir ein inneres Bedürfnis, mein Wissen an andere weiterzugeben und ein
Bewusstsein für die Vorgänge und die
Wichtigkeit der Natur zu schaffen. In den
Arbeitskreisen bin ich vor allem als Beisitzer und Berater tätig. Ich habe Landwirtschaft studiert, bin Jäger und Naturschützer und darüber hinaus für einen
Düngemittelkonzern tätig. Deswegen
fällt es mir leicht, die Zusammenhänge
zu erkennen und Brücken zu bauen zwischen Lagern, deren Meinungen weit
auseinander gehen. Mein oberstes Ziel
ist, all die Gruppen, die sich mit Naturschutz beschäftigen, zu einer großen Interessengemeinschaft zusammenzufassen. Ich möchte integrieren statt
polarisieren.
Was ist die „Neuner̕sche“ Definition
von Naturschutz?
Für mich heißt Naturschutz, eine Landschaft mit all ihren wertvollen Inhalten
zu schonen, zu pflegen und zu schützen.
Mein persönliches Ziel ist dabei die Bündelung aller Interessengruppen, die mit
der Natur leben wollen oder gar müssen.
Dazu gehören Naturschutz, Jagdwesen,
Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Teichwirtschaft, Imkerei und sanfter Tourismus. Gespräche ohne E
­ xtrempositionen
helfen am besten, ­damit unsere Natur
intakt und schön bleiben kann.
Was sagen Sie denjenigen, die in Ihrer
Arbeit für K+S und in Ihrem Engagement für den Naturschutz einen Widerspruch sehen?
Dasselbe wie den Leuten, die pauschal
davon überzeugt sind, dass Artenschutz
und intensive Landwirtschaft nicht nebeneinander koexistieren können, also
nicht zusammenpassen: Es kommt darauf an, wie groß der Wille ist, aufeinander zuzugehen. K+S investiert viel in
neue Technologien, um den Einfluss auf
die Natur so gering wie möglich zu halten. Ich stehe voll hinter unseren K+S-
» Naturschutz
funktioniert am besten,
wenn alle
Interessengruppen
zusammenarbeiten. «
Gemeinsam mit der Ortsvorsitzenden vom
Bund Naturschutz, Gerlinde Grün-Harrer.
BUNTE SEITE
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SCOOP 3/2016
RADTOUR
KALI-Stiere
überqueren
die Alpen
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Wertvolle
Schnappschüsse
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PILLERHÖHE / Innerhalb von
sechs schweißtreibenden Tagen überquerte das
Mountainbike-Team des Kaliwerks Werra die
Alpen. Die „KALI-Stiere“ legten eine beachtliche
Strecke von 360 Kilometern und 5.000 Höhe
nmetern zurück. Unter den unermüdlichen Bikern
waren André Bahn, Hartmut Baumert, Lutz Frank
e,
Christian Kunze, Ulf Mannel, Peter Schmidt, Arnd
Schneider, Thomas Schönewolf, Johannes Zapp,
Uwe Ziegenbein sowie Tourguide Nadine Maye
r.
INTERN ES NETZWERK
Yammer fördert den
gruppenweiten Austausch
KASSEL / Das interne Netzwerk Yammer hat
INTEGR ATION IM WERK WERRA
Flüchtlinge lernen
Berufe kennen
PHILIPPSTHA L / Ein Praktikum zur Berufs-
orientierung haben Flüchtlinge aus
Afghanistan, Äthiopien, Pakistan und
Syrien im Kaliwerk Werra absolviert.
Gemeinsam mit Auszubildenden entwickelten die Ausbilder ein Konzept mit
speziellem Unterrichtsmaterial. „Die
Sprache ist ein Schlüssel für den Erfolg“,
sagt Ausbilder Josef Büchel. Auch das
Werk habe durch die Praktikanten viel
hinzugelernt, so Ausbildungsleiterin
Kerstin Staudtmeister.
sich in der K+S Gruppe bewährt und läuft
seit Mitte Oktober 2016 im Regelbetrieb.
Yammer soll die internationale Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Kolleginnen und Kollegen fördern. Mittler weile
sind bereits über 2.200 Mitglieder in dem
Netzwerk angemeldet. Die Nutzung ist weiterhin auf freiwilliger Basis und setzt für die
Anmeldung eine „@k-plus-s.com“-E-MailAdresse voraus. Mehr Informationen zu
Yammer finden Sie im Portal unter:
https://portal.k-plus-s.com/content/
pages/43386.htm
»Man liest immer
viel Neues und
Interessantes in der
scoop. Wir fühlen uns
so als Bestandteil der
großen K+S-Familie.«
Gina Kácia und Myrella
Leandro von der Salina
Diamante Branco in
Brasilien freuen sich auf
jede neue scoop.
Gewinner der
letzten Ausgabe
Cindy Granger, Castile (USA)
Alexander Koch, Hosenfeld (GER)
Jana Stranska, Prag (CZE)
IMPRESSUM
Herausgeber: K+S Aktiengesellschaft
Redaktionsleitung: Thomas Brandl
Redaktion: Parissa Akhyari, Stina Bebenroth,
Claas Michaelis
Telefon: +49 561 93 01 - 14 24
Telefax: +49 561 93 01 - 16 66
E-Mail: [email protected]
Internet: www.k-plus-s.com
Anschrift: K+S Aktien­gesellschaft,
Communication Services,
Bertha-von-Suttner-Straße 7, 34131 Kassel
Bildredaktion, Layout
und Realisation:
C3 Creative Code and
Content GmbH, Berlin
Druck: Druckerei
Bernecker, Melsungen
Auflage: 20.000
Erscheinung: Dezember 2016
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nen und Lese
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eine schöne
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zeit
und alles Gu
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hr 2017.
Früher bekam die Redaktion zu hören, die druckfrische scoop würde
riechen. Die Bunte Seite dieser Ausgabe duftet! Besonders gut können
Sie einen typisch deutschen Weihnachtsduft erschnuppern, wenn Sie
vorher mit den Fingern über das
Lebkuchen-Männchen rechts reiben.
Fotos: K+S AG (4), D. Hurst/Alamy
Folgende Mitarbeiter können sich über
ein Paket mit Schweizer Delikatessen
freuen: