Einladung zum Gastvortrag - Fakultät für Psychologie

Einladung zum Gastvortrag
Migration, Selektive Reproduktion und Darwinian
selection: Erklärungen für Stagnation und Umkehr
des Flynn-Effekts?
Dr. Jakob Pietschnig
Fakultät für Psychologie
Institut für Angewandte Psychologie:
Gesundheit, Entwicklung und Förderung
Differentielle Psychologie
Liebiggasse 5
1010 Wien
www.univie.ac.at/Psychologie
Universität Wien
Institut für Angewandte Psychologie:
Gesundheit, Entwicklung und Förderung Differentielle Psychologie
Dienstag, 13.12.2016 - 10:30 – 11:15
HS I Neues Institutsgebäude (NIG)
Liebiggasse 6
1010 Wien
Jakob Pietschnig
Migration, Selektive Reproduktion und Darwinian selection:
Erklärungen für Stagnation und Umkehr des Flynn-Effekts?
studierte Psychologie an der Universität Wien und promovierte 2012
zum Thema IQ-Testnormverschiebungen. Von 2012 bis 2015 war er an
der Britischen Middlesex University in Dubai tätig und ist seit Mai
2015 als Universitätsassistent (postdoc) am Arbeitsbereich für
Differentielle Psychologie der Fakultät für Psychologie an der
Universität Wien beschäftigt. Ebendort war er im SoSe 2016
Gastprofessor für Psychologische Methoden. Seine bisherige
Lehrtätigkeit ist den Gebieten Differentielle Psychologie und
Persönlichkeitsforschung, Statistik und Methodenlehre, sowie
Psychologische Diagnostik zuzuordnen.
Jakob Pietschnig ist (Ko-)Autor von über 40 Artikeln in internationalen
peer-reviewten Fachzeitschriften und trägt regelmäßig aktuelle
Ergebnisse auf nationalen und internationalen Konferenzen und in
eingeladenen Präsentationen vor. Er fungierte als ad-hoc Reviewer für
über 20 Fachzeitschriften und ist momentan Associate Editor der
Zeitschrift PLOS ONE.
In seiner Forschung fokussiert er auf Fragestellungen aus dem
Themenkreis der Intelligenzforschung, meta-analytische Anwendungen
und Entwicklungen, sowie verschiedene Formen von Bias aufgrund
von publikationsbedingten Mechanismen. 2011 erhielt er den John B.
Carroll Award for Research Methodology der International Society for
Intelligence Research.
Testnormverschiebungen über die Zeit in der Allgemeinbevölkerung in
Fähigkeitstests (bekannt als Flynn-Effekt) zeigten über das vergangene
Jahrhundert (nichtlineare) Zuwächse im Ausmaß von ungefähr 3 IQPunkten pro Dekade. Im Allgemeinen erklärt man sich diese Zuwächse
durch verbesserte Beschulung, Ernährung, medizinische Versorgung
und sogenannte soziale Multiplier Effekte (d.h., intelligenzfördernde
Verstärkung durch die Umwelt). In jüngerer Zeit zeigen sich jedoch in
mehreren Ländern Abnahmen in der Stärke der Zuwächse und es
wurden bereits Stagnation und sogar eine Umkehr des Flynn-Effekts
beobachtet. Die Ursachen für diese Trendumkehr sind bisher noch
wenig erforscht, werden aber von einigen Forschern aufgrund von
theoretischen Modellen auf verstärkte Migration (insbesondere von
weniger entwickelten in besser entwickelte Länder), unterschiedliche
Reproduktionsraten von verschieden fähigen Populationen sowie
sogenannte relaxed Darwinian selection Bedingungen in der modernen
Umwelt (d.h., höhere Erlebensraten des fertilen Alters von Individuen
geringerer Fitness) zurückgeführt. In diesem Vortrag werden die
genannten hypothetisierten Ursachen anhand von empirischen Daten
geprüft und alternative Erklärungsmodelle (z.B.: Deckeneffeckte und
sogenannte diminishing returns IQ-erhöhender Ursachen sowie
negative Zusammenhänge des Flynn-Effekts mit psychometrischem g)
vorgestellt.