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CFP: Nachwuchskonferenz: Grenzüberschreitungen in
Literatur und Kultur|theorie, Wien (31.3.2017)
Discussion published by Vera Faber on Friday, December 9, 2016
Call for Papers
Nachwuchskonferenz
Grenzüberschreitungen in Literatur und Kultur|theorie
28.–30. September 2017 | Universität Wien
Grenzüberschreitungen können als ein wesentliches Kennzeichen postmoderner Denkbewegungen
angesehen werden: die vermeintlich festen Kategorien der Moderne werden problematisiert, destabilisiert
und überschritten. Poststrukturalistische Theorien und Strategien richten ihren Fokus auf Praktiken und
Prozesse von Grenzziehungen und auf die mit ihnen erzeugten Ordnungen. So könnte man mit Foucault
das „Auftauchen einer Form des Denkens” konstatieren, „in der das Fragen nach der Grenze an die Stelle
einer Suche nach der Totalität tritt“ (1963).
Untersucht werden jene kulturellen Ordnungen vor allem aus der Perspektive/unter Einbezug dessen,
was ausgeschlossen beziehungsweise als das jeweils Andere oder Fremde konstruiert wird. Dichotomien
wie Kultur/Natur, Mann/Frau, Vernunft/Wahnsinn, Zivilisation/Barbarei, Okzident/Orient,
Signifikant/Signifikat werden solcherart von innen heraus, ausgehend von der sie erzeugenden
Grenzziehung, dekonstruiert. Es wird zudem eine dritte Position zugelassen und als etwas Neues
ermöglichend konzipiert. Die différance, das Hymen (Derrida), die Pfropfung (Derrida/Wirth),
das Rhizom (Deleuze/Guattari), die Heterotopie (Foucault), der Dritte
Raum (Bhabha), postnationale und trans-/postgender-Identitäten sowie das/der Cyborg (Haraway) sind
nur einige Beispiele solcher innovativen Konzepte. Kategorien wie Subjekt, Identität, Geschlecht,
Ethnizität, Raum, Nation oder Gattung erfahren auf diese Weise Umbrüche, Umstürze, Erweiterungen,
Dekonstruktionen und Rekonstruktionen. Sie werden nicht mehr als a priori gegebene, stabile Entitäten
verstanden, sondern vielmehr als historisch bedingte und instabile kulturelle Konstrukte, die diskursiv
und performativ erzeugt werden, mit Macht- und Herrschaftsansprüchen verbunden und interdependent
verstrickt sind. Um zu funktionieren, müssen sie eine ständige Ordnungsbestätigung und -stärkung
erfahren, und sie müssen von den Mitgliedern einer Kultur sowohl erkannt als auch anerkannt werden –
woraus folgt, dass sie auch dekonstruiert und resignifiziert werden können.
Die Revisionen traditioneller Vorstellungen und Kategorien sowie die damit einhergehende Bildung
neuer Denkfiguren und Begrifflichkeiten bewirken eine Weiter-/Neuentwicklung der theoretischen und
analytischen Instrumentarien sowie der spezifischen Gegenstandsfelder unterschiedlichster
Wissenschaftszweige. Diese interdisziplinären Auseinandersetzungen mit und die Anwendungen von
unterschiedlichen Ansätzen und Methoden bringen neue Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen mit
sich, die im Rahmen der Konferenz diskutiert werden sollen.
Mögliche Fragestellungen, die lediglich als Anregungen verstanden werden sollen, sind:
- Das komplexe und dynamische Wechselspiel zwischen der Überschreitung, Ziehung, Verschiebung und
Auflösung von Grenzen ist ein konstitutives Merkmal der menschlichen Lebenswelt. Weshalb (und wie)
Citation: Vera Faber. CFP: Nachwuchskonferenz: Grenzüberschreitungen in Literatur und Kultur|theorie, Wien (31.3.2017). HGermanistik. 12-09-2016. https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/156209/cfp-nachwuchskonferez-grenz%C3%BCberschreitungen-literatur-und
Licensed under a Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 3.0 United States License.
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wird einerseits immer wieder versucht, Grenzen zu fixieren und zu naturalisieren? Weshalb werden
andererseits Theorien entwickelt, die das Vorhandensein von Grenzen negieren, wodurch
Grenzüberschreitungen eigentlich obsolet werden?
- Wie und von wem wurden die verschiedenen Kategorien und Grenzkonzepte bisher in Frage gestellt
respektive aufgebrochen? Worin liegt hier das jeweilige Potenzial? Worauf zielt die damit verbundene
Kritik ab? Welche Möglichkeiten bestehen zur Weiterentwicklung dieser Denkmodelle?
- Mit welchen Konsequenzen haben diejenigen zu rechnen, die Grenzen überschreiten? Welche
Herausforderungen ergeben sich aus diesen Überschreitungen?
- Wie lassen sich Theorien der Grenzüberschreitung für die kultur- oder literaturwissenschaftliche
Anwendung (etwa die Analyse von Narrativen) fruchtbar machen?
- Welche Rolle nehmen Grenzüberschreitungen in der Literatur ein? Wie und warum werden Grenzen
befragt und problematisiert? Gibt es spezifische Literaturkategorien, in denen Grenzüberschreitungen
und Entgrenzungen in einem hohen Ausmaß thematisiert und/oder als Stilmittel eingesetzt werden? Mit
welchen Theorien und Methoden werden diese analysiert?
- Welche Narrative der Grenze respektive der mit ihr assoziierten Bewegungen lassen sich in der
Literatur|theorie erkennen? Welche Figuren von Grenzgänger_innen und Figuren am Rand, welche Brüche
in den Narrativen lassen sich mit Hilfe von Literatur|theorie beschreiben?
- Weshalb oder in welcher Weise werden zum Beispiel die sogenannte Migrationsliteratur, die Exilliteratur
oder die Frauenliteratur durch die Anbringung dieser sie distinguierenden Labels als Sonderliteratur
gekennzeichnet? Um welche Form von Kanonbildung handelt es sich bei dieser Praxis?
Die dreitägige Konferenz am Institut für EVSL der Universität Wien umfasst einleitende Keynote Lectures
von Johan Schimanski (Universität Oslo) und Wolfgang Müller-Funk (Universität Wien), Vorträge und
Posterpräsentationen von Nachwuchswissenschaftler_innen aus den Literatur- und Kulturwissenschaften
sowie Lesekreise/Diskussionsrunden. Zudem wird ein entsprechendes Rahmenprogramm mit
Abendveranstaltungen angeboten. Die Publikation eines Sammelbandes ist geplant.
Abstracts (ca. 300 Wörter) für Vorträge (20-minütig), für Posterpräsentationen oder für die Leitung von
Lesekreisen/Diskussionsrunden (90-minütig) können inklusive Titel und biographischer Notiz bis zum
31. März 2017 an [email protected] geschickt werden.
Die Einreichung kann auf Deutsch und Englisch erfolgen. Im Falle einer Annahme werden die
Bewerber_innen bis spätestens 30. April 2017 darüber verständigt.
Die Veranstalterinnen bemühen sich um die Übernahme der Reise- und Unterbringungskosten von
maximal zwei Bewerber_innen, die keine Unterstützung von ihrer Heimatuniversität erhalten. Bei
Interesse an einem solchen Scholarship bitten wir um einen Vermerk in der Bewerbung.
Organisation:
Vera Faber | Marlene Haider | Evelyn Kraut | Barbara Seidl | Gerlinde Steininger | Tanja Veverka
Kontakt: [email protected] | Webpage: www.grenzkonferenz.at
Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Mark-Georg Dehrmann] betreut – [email protected]
Related date:
March 31, 2017
Citation: Vera Faber. CFP: Nachwuchskonferenz: Grenzüberschreitungen in Literatur und Kultur|theorie, Wien (31.3.2017). HGermanistik. 12-09-2016. https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/156209/cfp-nachwuchskonferez-grenz%C3%BCberschreitungen-literatur-und
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Citation: Vera Faber. CFP: Nachwuchskonferenz: Grenzüberschreitungen in Literatur und Kultur|theorie, Wien (31.3.2017). HGermanistik. 12-09-2016. https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/156209/cfp-nachwuchskonferez-grenz%C3%BCberschreitungen-literatur-und
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