Philharmonie für Einsteiger 3 Artemis Quartett Sonntag 4. Dezember 2016 20:00 Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird. Philharmonie für Einsteiger 3 Artemis Quartett Vineta Sareika Violine Anthea Kreston Violine Gregor Sigl Viola Eckart Runge Violoncello Sonntag 4. Dezember 2016 20:00 Pause gegen 20:50 Ende gegen 21:50 PROGRAMM Leoš Janáček 1854 – 1928 Streichquartett Nr. 1 JW VII/8 (1923) nach der Erzählung »Die Kreutzersonate« von Lew Nikolajewitsch Tolstoj Adagio con moto Con moto Con moto – Vivo Andante Con moto Robert Schumann 1810 – 1856 Streichquartett A-Dur op. 41,3 (1842) Andante espressivo – Allegro molto moderato Assai agitato – L’istesso tempo – Un poco Adagio – Tempo risoluto Adagio molto Finale. Allegro molto vivace Pause Dmitrij Schostakowitsch 1906 – 1975 Streichquartett Nr. 5 B-Dur op. 92 (1952) Allegro non troppo Andante Moderato – Allegro 2 ZU DEN WERKEN Leoš Janáček: Streichquartett Nr. 1 JW VII/8 (1923) nach der Erzählung Die Kreutzersonate von Lew Nikolajewitsch Tolstoj Tula (Zentralrussland), 1887: Angeekelt von der Unmoral und den Institutionen der bürgerlichen Gesellschaft im Allgemeinen und der Ehe im Besonderen, begann der 59-jährige Lew Nikolajewitsch Tolstoj die Arbeit an seiner Novelle Die Kreutzersonate. Die Handlung dieser durchaus autobiografische Züge aufweisenden Erzählung: Nach zügellosen Junggesellenjahren beschließt der adlige Grundbesitzer Posdnyschew, endlich zu heiraten und ein bürgerlich-sittliches Leben zu führen. Doch es dauert nicht lange, da schlägt die Liebe zu seiner Frau in Gleichgültigkeit und Gereiztheit, ja mehr noch, in Hass um; Gefühle, die gepaart wsind mit einem sexuellen Verlangen nach ihr, das er für »tierisch« hält. Als seine Frau schließlich einen jungen Geiger kennenlernt und mit diesem Ludwig van Beethovens dramatisch-leidenschaftliche »Kreutzersonate« spielt, spitzt sich der Konflikt derart zu, dass der in seiner Ehre gekränkte, eifersüchtige Posdnyschew die vermeintliche Ehebrecherin ermordet. Nach neunmaliger Umarbeitung war Tolstojs Opus anno 1889 endgültig druckreif. Aber die russische Staatszensur machte dem Schriftsteller einen Strich durch die Rechnung. Der Inhalt und – so der Zensurbeauftragte – die bisweilen »schweinigligen« Ausdrücke wurden als sittenwidrig abgestempelt, der Druck wurde kurzerhand verboten. Was nicht verhindern konnte, dass verschiedene Abschriften der Kreutzersonate in Umlauf gerieten, deren provozierender Inhalt das Gemüt der Leser erhitzte und sowohl heftige Zustimmung als auch entrüstete Ablehnung hervorrief. Doch gab sich Tolstoj keineswegs damit zufrieden, die Ehe an den Pranger zu stellen. In seinem im Jahr 1890 verfassten Nachwort zur Novelle hatte er für »das gesellschaftliche Problem« auch Lösungen parat: die Reform des Zusammenlebens der Geschlechter – entweder durch Abschaffung der Ehe oder aber durch deren Umwandlung in eine Funktionsgemeinschaft mit dem alleinigen Ziel, Nachkommen hervorzubringen und 3 aufzuziehen; oder besser noch: Verzicht auf jegliche Mann-FrauBeziehung und sexuelle Enthaltsamkeit. Hukvaldy (Mähren), 1923: Erschüttert von der Lektüre der Tolstoj’schen Kreutzersonate, verarbeitete der bereits 69-jährige Leoš Janáček seine Eindrücke in einem Streichquartett, seinem bemerkenswerterweise ersten Beitrag zu dieser Gattung. In nur einer Woche fiel ihm die Komposition »Note für Note glühend in die Feder«. Und wie in fast allen Werken seines letzten, künstlerisch überaus fruchtbaren Lebensjahrzehntes, zeigte sich Janáček auch hier als musikalischer Querkopf: Sonatensatzschema und motivisch-thematische Arbeit, die Säulen des Streichquartettes klassischer Prägung, bedeuten ihm herzlich wenig. Stattdessen schleudert er dem Hörer kaleidoskopisch schroff aufeinanderprallende, emotional dichte Motive entgegen, die er – dramaturgisch geschickt zwischen expressiver Spannung und lyrischer Entspannung pendelnd – immer wieder neu gruppiert und miteinander verschränkt. Man hat das Gefühl, auf einem brodelnden Vulkan zu sitzen und voller Spannung darauf zu lauern, ob dieser sich wieder beruhigen oder aber ausbrechen wird. Im Kopfsatz wird dieses Gefühl ausgelöst durch die rasche Folge und Verquickung von drei sehr verschiedenartigen Partikeln: einem expressiven Motiv mit markantem, aufsteigendem Quart-Sekund-Sprung, einer prägnanten Staccato-Figur und einem Triolen-Motiv. Im Con-moto-Satz durch eine mit »schüchtern« apostrophierte Sehnsuchtsmelodie, die einerseits von unheimlichen Tremolokaskaden vergewaltigt und andererseits von einer neckischen Floskel umspielt wird. Und auch der dritte Satz, in dem ein erregtes, dissonantes Motiv eine lyrisch verinnerlichte Phrase konterkariert, suggeriert derlei Gefühle. Schließlich erobert im Finale das Quart-Sekund-Motiv aus dem Kopfsatz wieder das musikalische Terrain, zunächst in der Grundform und innig klagend, dann verkürzt, rhythmisch variiert und dramatisch zugespitzt. Bis Janáček es in eine Fortissimo-Apotheose münden lässt, die jedoch schon nach wenigen Takten im zarten Pianissimo versinkt. Ob Janáček sein Streichquartett als absolute Musik verstand oder die vier Sätze – wie so oft in der Literatur behauptet – programmatisch vier Stationen des Dramas (Porträt der gequälten 4 Frau, Begegnung der Ehefrau mit dem Geiger, Krise, Katastrophe/Katharsis) beleuchten, muss offen bleiben. Der Komponist äußerte sich nie dazu. Allerdings können die in den knapp gehaltenen Sätzen stetig wechselnden Motive, Metren und Tempi durchaus die mannigfaltigen menschlich-emotionalen Befindlichkeiten und Konflikte der Protagonisten der Tolstoj’schen Kreutzersonate assoziieren – wobei Janáček im Gegensatz zu Tolstoj nicht den egoistischen Moralisten Posdnyschew in den Mittelpunkt seines musikalischen Kommentars stellte, sondern dessen Ehefrau. »Ich hatte«, so der Komponist an seine späte Muse Kamila Stösslová, »die arme, gequälte, geschlagene, zu Tode geplagte Frau im Sinn, wie sie der russische Schriftsteller Tolstoj in der ›Kreutzersonate‹ beschrieben hat.« Geburtstagsgeschenk Robert Schumann: Streichquartett A-Dur op. 41,3 (1842) Robert Schumanns Begegnung mit dem Streichquartett war kurz, aber intensiv. Nachdem er schon eine ganze Weile geplant hatte, ein Werk dieser Gattung in Angriff zu nehmen, entstanden innerhalb nur gut eines Monats gleich drei Streichquartette. Am 22. Juli 1842 notierte Schumann glücklich in sein Tagebuch: »Das dritte Quartett vollendet. Freude.« Auf die Gattung sollte er gleichwohl nie wieder zurückkommen. Es ist Schumann-typisch, dass er sich phasenweise vor allem einer einzigen Gattung widmete: So schrieb er von 1828 bis 1839 fast nur Klaviermusik; danach folgte ein Jahr, in dem der Frischvermählte nahezu ausschließlich Lieder komponierte; 1841 konzentrierte er sich auf Orchesterwerke und 1842, in seinem »Kammermusikjahr«, entstanden dann ein Klavierquintett, ein Klavierquartett und die besagten drei Streichquartette – wobei Schumann die Tatsache, dass er die Quartette seiner Gattin Clara im August zum Geburtstag schenken wollte, ihn wahrscheinlich bei der Arbeit beflügelten. Technisch war er bestens gerüstet, hatte er doch in den Monaten zuvor intensiv die Streichquartette 5 seiner Vorgänger Mozart und Beethoven studiert. So verwundert es denn auch nicht, dass die Anlage der Schumann’schen Quartette klassisch geprägt ist, Stil und Gestus aber den spezifischen Tonfall des Romantikers aufweisen. Gleichsam tastend, mit einer langsamen und von Pausen durchsetzten Einleitung, hebt der positiv gestimmte Kopfsatz an. Hier erklingt bereits jenes Motiv, das im weiteren Verlauf des Satzes immer wiederkehren wird: eine fallende Quinte. Das euphorische Hauptthema wird davon ebenso bestimmt wie das Seitenthema, eine geschmeidig sich windende Cellomelodie, die durch zwei heftig dreinfahrende Akkorde angekündigt wird. Und in der Coda hat die fallende Quinte noch einmal ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Ungewöhnlich und originell kommt der zweite Satz daher: Sein rhythmisch bewegter Puls hat Scherzo-Charakter, formal aber ist es ein Variationensatz. Ausgangspunkt der vier Variationen ist ein fiebrig-erregtes Thema voller Synkopen und Pausen. Die zweite, fugenartige Variation spiegelt aufs Schönste Schumanns intensive Beschäftigung mit dem Kontrapunkt wider, wozu die dritte Variation, ein punktiertes, sich wiegendes Siciliano, einen wunderbaren Kontrast bietet. Das lyrische Adagio molto ist gewissermaßen das Herzstück des Quartetts und entfaltet seine bisweilen Moll-getrübte, weitgespannte Melodie überraschenderweise über einem starren, marschartigen Rhythmus. Als Abschluss der Komposition erklingt ein rondoartiger, gleichermaßen flotter wie unbekümmerter »Kehraus«, der das Quartett frohgemut beendet. 6 Eine höchst persönliche Ausdruckswelt Dmitrij Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 5 B-Dur op. 92 (1952) Für seine ideologischen, mit schmissigen Märschen und triumphierenden Fanfaren gespickten, volkstümlich-heroischen Werke von der sowjetischen Terror-Diktatur Stalins hofiert und als Nationalkomponist verehrt – ob seiner »ultra-individualistischen« Weltsicht sowie der von Jazzklängen und romantischempfindsamen Melodien durchsetzten Kompositionen von selbiger als »pervers und primitiv« gebrandmarkt: Das ist das Spannungsfeld, in dem sich Dmitrij Schostakowitschs Leben und Wirken abspielte: Dem Motto »Zuckerbrot und Peitsche« folgend, wurde nach frühen kompositorischen Erfolgen seine zweite Oper Lady Macbeth von Mzensk im Jahr 1936 in dem berühmten Prawda-Artikel Chaos statt Musik als »Gepolter, Geprassel und Gekreisch« verunglimpft und rüde gemaßregelt. Womit er noch vergleichsweise glimpflich davonkam, waren doch im Zuge der »Säuberungs«-Aktionen in den 1930er-Jahren für einige seiner Kollegen Zwangsaufenthalte in sibirischen Arbeitslagern, Verfolgung und Tötung durchaus keine Seltenheit. Mit der Uraufführung seiner fünften Sinfonie war Schostakowitsch dann zunächst rehabilitiert, erhielt 1941 für sein Klavierquintett op. 57 sogar den Stalin-Preis Erster Klasse für das beste Kammermusikwerk des Jahres. Doch als der Zweite Weltkrieg beendet war und Schostakowitsch wie das Gros der sowjetischen Künstler an eine Lockerung der behördlichen Kontrolle von Kunst und Kultur sowie einen größeren Spielraum an kreativer Freiheit glaubte, wurde er alsbald eines Besseren belehrt: Von Stalin und seinen Schergen in den Jahren 1946 bis 1952 erneut als Abweichler und »pathologischer Störenfried« bezeichnet, sah er sich allenthalben politischer Schikane ausgesetzt, die ihn in Angst und Schrecken versetzte. Woraufhin Schostakowitsch beschloss, keine seiner neuen Kompositionen mehr zur Aufführung freizugeben. Zu jenen Werken, die erst nach Stalins Tod im März 1953 uraufgeführt wurden, gehörte auch Schostakowitschs fünftes Streichquartett. Intensiver als Janáček und Schumann widmete er sich dieser Gattung, die er als eines der schwierigsten Musikgenres 7 überhaupt bezeichnete. Dies macht auch seine anfängliche Zurückhaltung verständlich, denn erst vierzehn Jahre nach seiner ersten Sinfonie – und zwischenzeitlich waren bereits neun weitere Sinfonien entstanden – nahm er 1938 die Arbeit an seinem ersten Streichquartett auf. Und ob bei diesem Erstling oder den folgenden Quartetten, die zusammen mit der Sinfonie den schöpferischen Schwerpunkt seines Schaffens bilden und bei denen ihm häufig die späten Streichquartette Ludwig van Beethovens als Vorbild dienten: Die von Haus aus eher intime Gattung, die in seinem Œuvre vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg mächtig Fahrt aufnahm, bot dem in sich gekehrten Künstler die Möglichkeit, seine persönliche Ausdruckswelt – seine Ohnmacht und Verzweiflung, seine Wut und Trauer – adäquat in Töne zu fassen. Ob seines Ausmaßes und der weitgespannten Entwicklung der Sätze gleichsam eine Sinfonie für vier Instrumente, gehört das mit seinen drei ohne Zäsur ineinanderübergehenden Sätzen bei Schostakowitsch erstmals von der Viersätzigkeit abweichende fünfte Streichquartett zu seinen komplexesten und individuellsten Kammermusikwerken. Chromatische Linien, vorwärtsdrängende Rhythmen, harmonisch harte, häufig dissonante Ballungen sowie dynamische Kraft und schroffe Akzente: Das sind die Hauptmerkmale des ersten Satzes, der interessanterweise mit in klassischer Manier wiederholter Exposition aufwartet. Thematisches Hauptelement ist ein markantes, die Töne C-D-Es-H-Cis umfassendes Motiv, das mit einem aus drei chromatischen Tönen bestehenden »Anlauf« anhebt und den Satz derart beherrscht, dass das ihm gegenübergestellte lyrische Seitenthema – zumal dieses stetig von einem marschartigen Trommelrhythmus in seiner Ruhe gestört wird – kaum Chancen hat, sich zu behaupten. Die Durchführung des Satzes führt zu einem intensiven und immens dichten Höhepunkt, bei dem die Instrumente in höchste Gefilde aufsteigen. Im Kontrast dazu mündet die verkürzte Reprise in einen immer ruhiger werdenden Violinmonolog, dessen lang gehaltenes, viergestrichenes F direkt in die dreiteilige Elegie des zweiten Satzes überleitet – in einen schier endlosen, gebetsartigen Klangstrom, in dem vor allem in der ersten Hälfte griffige Motive kaum auszumachen sind und der mehr den Eindruck erweckt, der Komponist summe ihn still vor sich hin, als 8 habe er die Töne für eine Öffentlichkeit komponiert. Flageolettund »Con sordino«-Wirkungen steigern die Ausdrucksintensität und verleihen der Musik eine fahle Farbe, die durch die Bevorzugung extremer Lagen – überirdische Höhen in den Violinen, düster-dunkle Tiefen in der Bratsche und im Cello – noch unterstrichen wird. Diesmal ist es ein ausgehaltener Akkord, der zum nächsten Satz, dem Finale, führt, wobei zunächst die Ausdruckswelt des Mittelsatzes beibehalten wird, sodass der Hörer nur schwer den definitiven Beginn des Schlusssatzes ausmachen kann. Erst nach einiger Zeit hebt das eigentliche Allegretto an. Eine kapriziöse Walzermelodie erklingt, nicht mehr als eine Episode, die in immer vagere Mutationen und gegensätzliche Ausdruckswelten führt. In puncto Verdichtung und Dramatik kann es das Finale schon bald mit dem ersten Satz aufnehmen. Noch einmal erklingt die Walzermelodie. Dann hebt ein Abgesang an, eine Apotheose, die in immer transzendentere Gefilde führt und das Werk einem beruhigten »Morendo«-Ende zuführt. Ulrike Heckenmüller 9 BIOGRAPHIE Artemis Quartett Das Artemis Quartett gastiert seit mehr als 20 Jahren in allen großen Musikzentren und bei internationalen Festivals in Europa, den USA, Asien, Südamerika und Australien. Eigene Zyklen gestaltet das Ensemble seit 2004 im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, seit 2011 im Wiener Konzerthaus (gemeinsam mit dem Belcea Quartet) und ab der Saison 2016/17 im Prinzregententheater in München. Das in Berlin ansässige Quartett wurde 1989 an der Musikhochschule Lübeck gegründet und zählt heute zu den weltweit führenden Quartettformationen. Wichtige Mentoren waren Walter Levin, Alfred Brendel, das Alban Berg Quartett, das Juilliard String Quartet und das Emerson Quartet. Erste Preise beim ARD Wettbewerb 1996 und ein halbes Jahr später beim »Premio Borciani« bedeuteten für das Artemis Quartett den internationalen Durchbruch. Dennoch folgten die vier Musiker 1999 einer Einladung des Wissenschaftskollegs zu Berlin, um ihre Studien als Ensemble zu vertiefen und im interdisziplinären Austausch mit renommierten Wissenschaftlern erweitern zu können. Mit dem Debüt in der Berliner Philharmonie wurde 10 die Konzerttätigkeit wieder aufgenommen. 2003 zeichnete der Verein Beethoven Haus Bonn das Artemis Quartett für seine Verdienste um die Interpretation der Werke Beethovens mit der Ehrenmitgliedschaft aus. Die Zusammenarbeit mit Musikerkollegen war dem Ensemble von Anfang an eine wichtige Inspiration. So war das Quartett mit Musikerpersönlichkeiten wie Sabine Meyer, Elisabeth Leonskaja, Juliane Banse und Jörg Widmann auf Tournee. Die künstlerische Zusammenarbeit mit einigen Partnern ist auf diversen Einspielungen dokumentiert wie z. B. die Klavierquintette von Schumann und Brahms mit Leif Ove Andsnes, das Schubert-Quintett mit Truls Mørk oder die Verklärte Nacht von Arnold Schönberg mit Thomas Kakuska und Valentin Erben vom Alban Berg Quartett. Das Artemis Quartett blickt inzwischen auf eine umfassende Diskographie zurück. Die Einspielungen des Ensembles wurden mehrfach mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik, dem Gramophone Award und dem Diapason d’Or ausgezeichnet. Die Gesamtaufnahme der Beethoven Streichquartette wurde 2011 mit dem bedeutenden französischen Grand Prix de l’Académie Charles Cros gewürdigt. Viermal wurde das Quartett mit dem ECHO Klassik geehrt, zuletzt 2015 und 2016 mit der Einspielung von Werken Mendelssohn-Bartholdys sowie mit dem seinem im Juli 2015 tragisch verstorbenen Bratschisten Friedemann Weigle gewidmeten Album der Brahms-Quartette op. 51/1 und op. 67. Die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik ist für das Ensemble seit seinem Bestehen ein wichtiger Teil der künstlerischen Selbstverständnisses, nicht zuletzt auch um den Blick für das Neue in etablierter Musik zu schärfen. Komponisten wie Mauricio Sotelo (2004), Jörg Widmann (2006), und Thomas Larcher (2008) schrieben Werke für das Artemis Quartett. 2014 fand in Frankfurt die Uraufführung eines Konzerts für Quartett und Orchester von Daniel Schnyder statt. 2015 riefen die Musiker einen eigenen Kompositionswettbewerb ins Leben. Der Preisträger Eduard Demetz wurde im November 2015 gekürt und sein Streichquartett Nr. 2 Broken Islands erlebte im Mai 2016 in Berlin eine enthusiastisch aufgenommene Uraufführung. 11 Neben ihrer intensiven Konzerttätigkeit sind die vier Musiker Professoren an der Universität der Künste in Berlin und an der Chapelle Musicale Reine Elisabeth in Brüssel. In der Kölner Philharmonie war das Artemis Quartett zuletzt im Dezember 2015 zu Gast. 12 KölnMusik-Vorschau Dezember SO 11 20:00 Di 06 Eric Bibb & 33 Strings Eric Bibb voc, git Solo Cissokho kora, djembe Olli Haavisto git 20:00 Nachholtermin für das am 19. November 2016 entfallene Konzert. Cecilia Bartoli Mezzosopran MI Les Musiciens du Prince – Monaco Ada Pesch Konzertmeisterin 14 Arien von Georg Friedrich Händel 20:00 Jeremy Denk Klavier Bereits erworbene Karten behalten ihre Gültigkeit. Franz Schubert Fantasie C-Dur op. 15 D 760 für Klavier »Wandererfantasie« MI Charles Ives Sonate für Klavier Nr. 2 (Concord, Mass., 1840 – 60) 07 20:00 19:00 Einführung in das Konzert durch Christoph Vratz Moskauer Kathedralchor Meisterwerke der russisch-orthodoxen Weihnachtsliturgie, Lobgesänge von Rachmaninow sowie volkstümliche Weihnachtslieder Piano 3 MI 14 SO 20:00 Filmforum 11 Orchester und ihre Städte: Kopenhagen 16:00 The Danish Girl DE/GB/US 2015, 120 Min., FSK 6, OmU, Regie: Tom Hooper Mit: Eddie Redmayne, Alice Vikander, Ben Whishaw u. v. m. Horácio Ferreira Klarinette Dávid Bekker Klavier Nominiert von Calouste Gulbenkian Foundation Lisbon und Casa da Música Porto KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln Werke von Bohuslav Martinů, Claude Debussy, Johannes Brahms, Bruno Mantovani, Kimmo Hakola und Carl Maria von Weber Karten an der Kinokasse 15:00 Einführung in das Konzert durch Niklas Rudolph 15:45 Familiensache – gemeinsam ins Konzert Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V. Rising Stars – die Stars von morgen 3 13 DO MI 15 21 20:00 20:00 Chouchane Siranossian Violine Wiener Philharmoniker Daniel Barenboim Dirigent Anima Eterna Brugge Jos van Immerseel Dirigent Bedřich Smetana Má Vlast (Mein Vaterland) Zyklus sinfonischer Dichtungen für Orchester Ludwig van Beethoven Ouvertüre aus: Die Geschöpfe des Prometheus D-Dur op. 43 Ballettmusik für Orchester KölnMusik gemeinsam mit der Westdeutschen Konzertdirektion Köln Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61 Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Klassiker! 3 Das Kleine Wiener 1 Köln-Zyklus der Wiener Philharmoniker 3 SO DO 18 22 15:00 Filmforum 20:00 Cameron Carpenter Orgel Der Lieblingsfilm von Daniel Barenboim Werke von Johann Sebastian Bach Cameron Carpenter Improvisierte Sinfonie über Weihnachtslieder Mr. Bean macht Ferien BG 2007, 90 Min, DF, DVD Regie: Steve Bendelack Mit: Rowan Atkinson, Willem Dafoe, Steve Pemberton Orgel Plus 3 Medienpartner: choices SA KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln 24 Karten an der Kinokasse 15:00 Heiligabend Blechbläser der Kölner Dommusik SO Kölner Domchor Eberhard Metternich Leitung 18 18:00 Mädchenchor am Kölner Dom Oliver Sperling Leitung Anna Dennis Sopran Robin Blaze Countertenor Jeremy Budd Tenor Ashley Riches Bariton Christoph Biskupek Moderation Wir warten aufs Christkind Choir of the Age of Enlightenment Orchestra of the Age of Enlightenment Masaaki Suzuki Dirigent Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium BWV 248 14 Franz Schubert »Forellenquintett« sowie Improvisationen zu Volksmusik und Kammermusik von Franz Schubert Pekka Kuusisto Violine Lily Francis Viola Nicolas Altstaedt Violoncello Knut Erik Sundquist Kontrabass Alexander Lonquich Klavier Auf persönlichen Wunsch von Gidon Kremer übernahm Nicolas Altstaedt vor fünf Jahren das legendäre Kammermusikfestival Lockenhaus. In dieser Zeit hat er dem Festival mit mutigen, kunstübergreifenden Programmen sowie ihm verbundenen erstklassigen Künstlern ein eigenes Profil gegeben. Auch in diesem Jahr begibt sich Altstaedt wieder mit Freunden auf Tournee durch die europäischen Konzertsäle, um den Geist von Lockenhaus nach außen zu tragen. Während die zweite Konzerthälfte Schuberts »Forellenquintett« in den Fokus rückt, werden die Werke der ersten Programmhälfte ganz nach Lockenhauser Tradition erst am Abend selbst bekannt gegeben. Um 19 Uhr hält Bjørn Woll eine Einführung in das Konzert. Foto: Marco Borggeve Freitag 9. Dezember 2016 20:00 MO DO 26 29 20:00 2. Weihnachtstag 20:00 duo tuba & harfe Andreas Martin Hofmeir Tuba Andreas Mildner Harfe Kit Armstrong Klavier Eric Le Sage Klavier Andrej Bielow Violine Christian Poltéra Violoncello Sebastian Klinger Violoncello Alec Frank-Gemmill Horn Besser ohne Worte Wenn zwei solche Musiker sich auf Tuba und Harfe romantisches Liedgut und die große Opernarie vornehmen, kann nur eine musikalische Gaudi voller Esprit und Humor herauskommen. Seit zehn Jahren bilden Andreas Martin Hofmeir und Andreas Mildner ein etwas anderes, aber höchst erfolgreiches Duo. Mit ihrem Programm beweisen sie, dass Lieder und Arien von Schubert bis Puccini auch ganz ohne Texte zünden können. Werke von Robert Schumann und Johannes Brahms DI 27 20:00 Igudesman & Joo Aleksey Igudesman Violine Hyung-ki Joo Klavier FR And Now Mozart 30 20:00 MI Chilly Gonzales p 28 Kaiser Quartett 20:00 Filmforum Imperfect Harmony NL 2014, 76 Min., OmeU Regie: Carmen Cobos Mit dem Königlichen Concertgebouworchester Amsterdam, Mariss Jansons KölnMusik gemeinsam mit dem Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund | Köln e. V. Karten an der Kinokasse 16 Ronald Brautigam Hammerklavier Die Kölner Akademie Michael Alexander Willens Foto: Marco Borggreve Dirigent Sonntag 25. Dezember 2016 (1. Weihnachtstag) 18:00 Sinfonien und Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart Der niederländische Fortepiano-Spezialist und die von Michael Alexander Willens geleitete Kölner Akademie sind alte Bekannte und wahre Mozart-Experten: Die gemeinsamen preisgekrönten Einspielungen erwecken Mozarts Werke durch die Authentizität des Hammerklaviers zu neuem Leben. Am ersten Weihnachtstag präsentieren Ronald Brautigam und Die Kölner Akademie in festlicher Atmosphäre einen Auszug der Klavierkonzerte und Sinfonien des Meisters der Wiener Klassik. Ihr nächstes Abonnement-Konzert SA Mo 31 13 18:00 Silvester Februar 20:00 Burcu Karadağ Ney Hakan Güngör Qānun Aykut Köselerli türkische Schlaginstrumente Dominic Chamot Klavier Concerto Italiano Rinaldo Alessandrini Cembalo und Leitung Claudio Monteverdi »Damigella« »Lidia spina del mio core« »O rosetta che rosetta« für drei Gesangsstimmen, zwei Violinen und Basso continuo aus: Scherzi musicali (1607) WDR Sinfonieorchester Köln Jukka-Pekka Saraste Dirigent Silvesterkonzert Fazıl Say Sinfonie Nr. 1 op. 28 für großes Orchester und türkische Instrumente »İstanbul Symphony« »Bel pastor dal cui bel sguardo« (Dialogo di ninfa e pastore) SV 168 für Sopran, Tenor und Basso continuo aus: Madrigali e canzonette […] Libro nono (1651) Franz Liszt Totentanz S 126 Paraphrase über »Dies irae«. Für Klavier und Orchester Marco Uccellini Bergamasca aus: Sonate, Arie et Correnti op. 3 (1642) für zwei bis drei Instrumente und Basso continuo Leonard Bernstein Ouvertüre aus: Candide Komische Operette in zwei Akten. Libretto von Lillian Hellmann nach Voltaires Roman »Candide oder Die beste Welt« Claudio Monteverdi »Gira il nemico insidioso Amore« SV 148 für vier Stimmen und Basso continuo. Text von Giulio Strozzi aus: Madrigali guerrieri, et amorosi […] Libro ottavo (1638) KölnMusik gemeinsam mit dem Westdeutschen Rundfunk Tarquinio Merula Chiacona. Für zwei Violinen aus: Canzoni, overo sonate concertate per Chiesa e Camera […] Libro terzo op. 12 (1637) Adriano Banchieri Festino nella sera del giovedì grasso. Terzo libro madrigalesco (1608) 18 Baroque … Classique 4 Philharmonie für Einsteiger 4 Montag 26. Dezember 2016 (2. Weihnachtstag) 20:00 Kit Armstrong Klavier Eric Le Sage Klavier Andrej Bielow Violine Christian Poltéra Violoncello Sebastian Klinger Violoncello Alec Frank-Gemmill Horn Wenn zwei international ausgezeichnete Pianisten verschiedener Generationen sich eine Bühne teilen, verspricht das einen gelungenen musikalischen Abend. Der junge Amerikaner Kit Armstrong, der sich neben seinem umfangreichen Repertoire auch schon mit Eigenkompositionen einen Namen machen konnte, trifft auf die französische Klaviergröße Eric Le Sage. Gemeinsam mit herausragenden Musikerfreunden an Geige, Celli und Horn lassen sie zum Ende der Weihnachtsfeiertage in wechselnden Konstellationen Schumann und Brahms erklingen. Werke von Brahms und Schumann Foto: Neda Navae Philharmonie-Hotline 0221 280 280 koelner-philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln koelner-philharmonie.de Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Textnachweis: Der Text von Ulrike Heckenmüller ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Artemis Quartett © Felix Broede Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH Foto: Jean-Baptiste Millot/DG Chouchane Siranossian Violine Anima Eterna Brugge Jos van Immerseel Dirigent Ludwig van Beethoven Ouvertüre aus »Die Geschöpfe des Prometheus« Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61 Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 19:00 Einführung in das Konzert durch Oliver Binder koelner-philharmonie.de 0221 280 280 Donnerstag 15.12.2016 18:00
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