PDF - Katholische Kirche beim hr

Pfarrer Horst Krahl, Wiesbaden
Zuspruch am Morgen in hr2-kultur am Samstag, 3. Dezember 2016
Stress
Viele Menschen erleben die Zeit vor Weihnachten als besonders stressig. Da ist der
Einkaufstress. Die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest mit der Suche nach
passenden Geschenken, die Sorge, nicht alle Wünsche erfüllen zu können.
Unabhängig vom Stress in der Zeit vor Weihnachten klagen mehr als die Hälfte der
Deutschen über den alltäglichen Stress am Arbeitsplatz, in der Familie, dem
Termindruck oder die ständige Erreichbarkeit durch Smartphone. Besonders
Studierende an Universitäten und Hochschulen leiden unter Stress durch
Vorlesungen, Seminare, Prüfungen, Praktika und Jobs für den Lebensunterhalt.
Schon Kinder und Jugendliche sind oft voll ausgebucht mit der Schule, den
Hausaufgaben, dem Sportverein, dem Musikunterricht, der Freizeit und dem Spielen.
In Kirchengemeinden kommen die Kurse für Erstkommunion, Konfirmation und
Firmung hinzu. Und ich habe nicht alle Beispiele für Stress genannt. Es sind viele, zu
viele! Weniger bringt oft mehr. Also unter den vielen Angeboten, Möglichkeiten und
Verpflichtungen auswählen und sich bescheiden. Stress machen sich Menschen
häufig selbst, wenn sie planlos Aufgaben vor sich herschieben und dann auf einmal zu
viel erledigen sollen. Am Ende sind sie selbst erledigt.
Manchmal erlebe ich auch den guten Stress, der mich bewegt, mich auf neue Gedanken
bringt, meine Kreativität anregt. Wenn mir etwas gut gelingt, freue ich mich und fühle ich
mich bestätigt. Die Adventszeit kann gute Gelegenheiten bieten, Stress abzubauen, zum
Beispiel in einer Kirche Stille zu finden oder morgen, am Sonntag, am Gottesdienst
teilzunehmen, der hoffentlich nicht zusätzlichen Stress verursacht. Im Gottesdienst wird
nichts anderes verlangt, als selbst da zu sein. Niemand verlangt hier eine Leistung,
niemand vergibt Noten. Vertraute Adventslieder und Orgelklänge wecken schöne
Erinnerungen und regen zum Nachdenken an. Sind wir Menschen nicht mehr als das, was
wir können und leisten? Gott liebt uns Menschen – unabhängig von unseren Leistungen.