Dr. Thomas Steg analysiert zwei Seiten einer

11
Das Nachhaltigkeitsmagazin von Volkswagen
NAMENSBEITRAG
Lobbyismus und Nachhaltigkeit –
zwei Seiten einer Medaille
Es war kein Geringerer als der Nobelpreisträger Milton Friedman, für
den die soziale Verantwortung eines Unternehmens allein darin bestand,
den Profit zu erhöhen. Welch ein Irrtum und was für ein Glück, dass sich
diese Sichtweise nicht durchgesetzt hat.
Einst entsprangen Wohltätigkeit und großzügiges Mäzenatentum
der ethischen oder moralischen Verpflichtung einzelner Industrieller.
Heute hat sich unternehmerisches Engagement im Einklang mit Stakeholder-Erwartungen längst zum strategischen Ansatz entwickelt.
Die einen reden von Corporate (Social) Responsibility, andere nennen
es Nachhaltigkeitsmanagement.
Dabei ist solches Engagement im Kern kein Zugeständnis an
externe Erwartungen. Vielmehr folgt es der Einsicht, dass unternehmerischer Erfolg ohne intaktes Umfeld auf die Dauer unmöglich ist.
Wenn Firmen also Ressourcen – Know-how und Geld – für die Lösung
gesamtgesellschaftlicher Aufgaben bereitstellen, handeln sie im eigenen
Interesse. Glaubwürdigkeit entsteht dabei durch ein Höchstmaß an
„Unternehmerischer
Erfolg
ist ohne
intaktes
Umfeld
unmöglich.“
Transparenz und öffentliche Rechenschaft.
Es lohnt auch nicht, lange darüber zu räsonieren, ob Bildungsförderung oder Naturschutz nicht doch eher staatliche Aufgaben seien.
Wo kollektive Güter fehlen, müssen sie eben in öffentlich-privaten
Partnerschaften erbracht werden. Und wo staatliche Regulierung versagt, müssen Wirtschaft und Zivilgesellschaft Standards setzen. So klar
wie in der Theorie waren die Sphären des Staates und der Wirtschaft
ohnehin nie getrennt.
Die Chancen mutiger Verantwortungsübernahme liegen dagegen
auf der Hand. Je besser es einem Unternehmen gelingt, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass seine partikularen Interessen im allgemeinen Wohl aufgehoben sind, desto größer ist die Chance, in der
Politik mit seinen Anliegen Gehör zu finden.
Anders formuliert: Nachhaltigkeit und Lobbyismus sind per se
keineswegs unvereinbar, im Gegenteil: Sie gehören zusammen,
vorausgesetzt natürlich, dass unredliche Methoden oder Arrangements im Hinterzimmer tabu sind. Unternehmen benötigen eine
Porträt: Uli Knörzer
Kultur des Corporate Citizenship, mehr denn je. Und jede Gesellschaft
ist angewiesen auf verantwortungsbewusst handelnde Unternehmen.
Dr. Thomas Steg,
56, Generalbevollmächtigter
des Volkswagen Konzerns,
Leiter Außenbeziehungen und
Nachhaltigkeit