Paradiesisch Musizieren – ein Projekt der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit Text: Christoph Müller Fotos: Clemens Hirschwald Es begann damit, dass im Sommer 2015 ein Dozent der Evangelischen Hochschule regelmäßig mit Kindern der Erstaufnahmeeinrichtung Bremer Straße im „Kinderzelt“ musizierte: auf Trommeln, Xylophonen, Rasseln und Gong. Dabei waren immer auch Erwachsene, die sehr interessiert zuhörten oder mitspielten. Es war eine Form interkultureller Kommunikation auf niedrig-schwelliger Ebene. Auch war nicht zu verkennen, dass dabei lange aufgestaute Energien freiwurden. Als die Kinder einmal zum Schwimmen eingeladen und deshalb nicht anwesend waren, standen junge und ältere Männer auf der Matte und begannen mit großer Lust und Kraft zu trommeln und zu tanzen, begleitet vom Klatschen der Frauen. Diese niedrigschwellige ästhetische Kommunikation ist eine Seite unseres Projekts, auch nachdem es in die Evangelische Hochschule (ehs) für Soziale Arbeit umgezogen ist, wo es kostenlos Räume zur Verfügung gestellt bekommt. Das Projekt wurde damit ein Projekt der ehs und zog um in einen Stadtteil Dresdens mit hohem Anteil an geflüchteten Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund. Nun gibt es eine Trommelgruppe, die hauptsächlich von jüngeren und älteren Männern besucht wird, weshalb wir eine weitere für Frauen ( kleineren Kindern) gegründet haben, für die wir noch weitere Interessentinnen suchen. Außerdem gibt es im Projekt inzwischen 14 Lehrer/innen, die 25 Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen Unterricht im Klavier-, Gitarre-,Violine- Saxophon- und Cellospiel geben. Regelmäßig finden Schüler-Lehrer-Treffs mit Gelegenheit zum Vorspielen statt. Eine andere Seite des Projekts ist das „Paradiesorchester“, gebildet aus Menschen jeglicher Herkunft und jeglichen Alters, ein inklusives transkulturelles Vorhaben, auf Zukunft hin entworfen – und doch in der Gegenwart schon lebendig. Mitglieder sind sowohl erfahrene Musiker mit und ohne Migrations-hintergrund als auch Laien, eng verbunden mit dem Studium Generale „Instrumentales Zusammmenspiel“ der ehs. Studierende musizieren also zusammen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Auch der Chor der ehs trat mehrfach gemeinsam auf mit dem Orchester, das zur Zeit aus 19 Mitgliedern besteht und orientalische und europäische Musik spielt. Das Orchester hatte schon etliche Auftritte, zuletzt bei der Eröffnung der Interkulturellen Tage in Dresden und bei der Feier zum 15.jährigen Jubiläum der Evangelischen Hochschule. Auch Teilgruppen des Orchesters oder kleinere Ensemble, die sich im Rahmen des Projekts gefunden haben, spielen öfter zu unterschiedlichen Anlässen wie Ausstellungseröffnungen, Konferenzen o.ä. Das Gesamtprojekt hatte einen großen Auftritt mit einem 2 ½ stündigen Konzert in der prominenten Konzertreihe „Musik zwischen den Welten“. Es soll nun mit den Schülern ein Schülerorchester gegründet werden, das den Spaß am Lernen durch gemeinsames Musizieren erhöhen und dem „Paradiesorchester“ Nachwuchs bringen soll. Außerdem planen wir die Wiedergründung einer Kindermusikgruppe (Eltern dürfen mitkommen, die ehs hat sogar für evtl. Bedürfnisse, den muslimischen Gebeten nachzukommen, die in der Nachmittagszeit stattfinden, ihren Andachtsraum zur Verfügung gestellt.) Wir freuen uns sehr, wenn unsere Idee des kulturellen Austauschs auf Augenhöhe im geschützten, „paradiesischen“ Raum weitergetragen und unterstützt wird. Und wir suchen Leute, die einfach mitmachen – organisatorisch und künstlerisch! www.paradies-musik.blogspot.de E-Mail [email protected] https://www.facebook.com/paradiesischmusizieren/?fref=ts
© Copyright 2024 ExpyDoc