Gea Campus-Seite November 2016

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CAMPUS
DIENSTAG, 29. NOVEMBER 2016 – REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER
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E-Mail aus …
SINGAPUR
Jana Reismann studiert International Business an der ESB Business School und verbringt ihr Praxissemester bei Foodpanda in
Singapur. So hat sie die Gelegenheit, neben
einem spannenden Unternehmen auch die
asiatische Metropole kennenzulernen.
»Many cultures, one
nation«: Jana Reismann meldet sich
aus der südostasiatischen Millionenmetropole Singapur.
FOTO: PRIVAT
Ethik und Nachhaltigkeit – Programm für verantwortliches Handeln stößt bei Studierenden auf immer mehr Interesse
Managen mit Moral
VON DR. ULRIKE BAUMGÄRTNER
REUTLINGEN. Ethik und Nachhaltigkeit
sind inzwischen bei vielen Unternehmen
feste Bestandteile der Geschäftsstrategie.
Sind diese Themen auch bei Studierenden, die bald in den Beruf einsteigen,
wichtig? Das Referatsteam für Ethik und
Nachhaltigkeit an der Hochschule Reutlingen kann das mit einem deutlichen Ja
beantworten. Die Nachfrage nach Ethikum-Angeboten steigt rasant – während
2014 noch neun Studierende am Kursprogramm Ethik und nachhaltige Entwicklung teilnahmen, sind es heute 100.
Hallo Reutlingen,
Sommer- und Essensliebhaber aufgepasst! Wer auf der Suche nach einem
Land ist, in dem jeden Tag die Sonne
scheint, es niemals weniger als 28 Grad
hat und man an jeder Ecke die exotischsten Gerichte probieren kann, der
kommt an Singapur nicht vorbei!
Der perfekt organisierte Stadtstaat ist
voller faszinierender Gegensätze: Vor der
Kulisse hochmoderner Wolkenkratzer
fühlt man sich auf dem wuseligen Markt
in Little India wie auf einem Ausflug
nach Indien. Direkt daneben kann man
in Chinatown buddhistische Tempel und
in der Nachbarstraße prachtvolle
Moscheen bewundern. Singapur vereint
all diese Kulturen ganz selbstverständlich, deshalb auch das Motto »Many
cultures, one nation«. Ich habe das
Gefühl, während meiner Zeit hier
nicht nur ein, sondern gleich mehrere Länder kennengelernt zu
haben, ohne dabei auf westlichen Komfort verzichten zu müssen. Wem das nicht reicht, der
kann von Singapur aus auch
ganz bequem viele andere asiatische Länder erkunden. Indonesien, Malaysia, Thailand
und Kambodscha lohnen auf
jeden Fall einen Wochenendtrip!
Sonnige Grüße aus Asien, Eure
100 Punkte und drei Scheine
Der Weg bis zur Ethikum-Auszeichnung ist recht lang: Studierende benötigen 100 Ethikpunkte und drei benotete
Scheine. Diese erhalten sie durch die Teilnahme an Seminaren, Workshops, Summer Schools, Online-Veranstaltungen
oder auch am Studium generale. Die
Hochschule bietet dafür ein breit gefächertes Programm, beispielsweise Nachhaltigkeit in der textilen Lieferkette, Konflikt- und Kommunikationsmanagement,
philosophische Betrachtungen zur Technikfolgenabschätzung oder Ethik, Nachhaltigkeit und soziale Kompetenz in der
Personalführung. Studierende können
auch Kursangebote anderer Hochschulen
besuchen und sich dafür Ethikpunkte
anrechnen lassen.
Für das Programm wurde der Bereich
»Lernkooperationen« weiter ausgebaut.
Dadurch können Studierende in praktischer Projektarbeit für kirchliche Einrichtungen, Schulen oder beispielsweise das
Reutlinger Kaffeehäusle lernen. Sie
berichten dann über ihre Erfahrungen im
Kolloquium und diskutieren diese mit
Blick auf größere gesellschaftliche
Zusammenhänge. Dafür gibt es ebenfalls
Ethikpunkte.
Aber die besten Bemühungen einer
verantwortungsbewussten Hochschullehre nützen wenig, wenn sie nicht mit
dem regulären Kursangebot verknüpft
sind. Hier hat die Hochschule Reutlingen
bereits große Schritte gemacht: Seit knapp
zwei Jahren hat die Fakultät Textil &
Design das Ethik- und Nachhaltigkeitsprogramm in ihre Lehre integriert und
verlangt so genannte »social credits«,
ohne die ein Abschluss nicht möglich ist.
Studierende: mehr davon!
Auch die Fakultät ESB Business School
macht sich auf den ehrgeizigen Weg,
Aspekte der Ethik und nachhaltigen Entwicklung vermehrt in der regulären Lehre
zu integrieren; Prüfungsfragen und sonstige Leistungsnachweise werden an diesen Themen ausgerichtet. Schließlich
gehört die Einhaltung und Förderung
einer »ethical awareness« zum Selbstverständnis der Fakultät.
Das Team des Referats für Ethik und
Nachhaltigkeit an der Hochschule Reutlingen liegt mit seinen
Angeboten im Trend,
denn Absolventen
fordern einen wei-
teren Ausbau des Kursangebots. Vielleicht ist es der »Generation Y« wichtiger,
einer Sinn bringenden Tätigkeit nachzugehen, als um jeden Preis viel Geld zu verdienen. Jana Hack, die Anfang November
mit dem Ethikum-Zertifikat der Hochschule ausgezeichnet wurde, bestätigt
das: »Ich finde, es ist wichtig, sich über
das eigene Studienfach hinaus zu engagieren und ein umfassenderes Wissen
über ganz andere Bereiche zu erhalten.
Auch der Kontakt zu Studenten aus anderen Studiengängen mit teilweise völlig
unterschiedlichen Perspektiven war eine
tolle Erfahrung.« Die Hochschule Reutlingen will solches Engagement weiter stärken und unterstützt mit ihrem Ethik- und
Nachhaltigkeitsprogramm Studierende
darin, verantwortungsbewusste Fachund Führungskräfte zu werden. (HS)
IM NETZWERK
Die Hochschule Reutlingen ist landesweit über das Referat für Technik- und
Wissenschaftsethik (RTWE) in Karlsruhe mit allen Hochschulen für angewandte Wissenschaften vernetzt.
Zudem ist sie der globalen Initiative der Vereinten Nationen für
die verantwortungsbewusste
Ausbildung von Führungskräften (PRiME, Principles for
Responsible Management
Education) beigetreten. Das
PRiME-Sekretariat in New York
unterhält einen Internetblog
mit Best-Practice-Beispielen,
auf dem nun auch die Auszeichnung des Reutlinger Ethikum-Zertifikats vorgestellt
wird. (HS)
Jana
Vera Plessing und Johanna Grebe
(in der Mitte links und rechts),
zwei der insgesamt sechs EthikumPreisträgerinnen 2016. Überreicht wurde das Zertifikat von
dem Ethik-Beauftragten der
Hochschule, Prof. Dr. Bernd Banke
(links), und Prof. Dr. Hendrik
Brumme, Präsident der Hochschule Reutlingen (rechts).
NACHGEFORSCHT
Heute: Worum geht es
bei Professor
Michael Lauxmann?
Schon gehört? Prof. Dr.-Ing. Michael Lauxmann ist Professor für Technische Mechanik und Dynamik an der Fakultät Technik,
Spezialgebiet: Ohr. Woran forscht er
genau? Wir haben nachgefragt.
FOTO: SCHEURING
Didaktik – Fakultät Informatik setzt bei Grundlagenfächern auf neue Formen des Lehrens
und des Lernens. Auszeichnung des Konzepts mit »Curriculum 4.0«-Förderpreis
Sein Spezialgebiet
ist das Ohr: Professor Michael Lauxmann forscht für
das bessere Hören.
FOTO: KINDERMANN
Das menschliche Gehör ist ein komplizierter Prozess. Einfach gesagt passiert
Folgendes: Schallwellen gelangen in den
Gehörgang und bringen die sogenannten
Gehörknöchelchen im Mittelohr zum
Schwingen, was zu Druckschwankungen
in der Innenohrflüssigkeit führt. Dadurch
werden die Haarsinneszellen des Innenohrs ausgelenkt und es entstehen elektrische Signale, die an das Gehirn weitergeleitet werden. Alle Elemente des Mittelund Innenohrs sind bei diesem Prozess
harmonisch aufeinander abgestimmt.
Wenn nur ein Element ausfällt – wenn beispielsweise ein Gehörknöchelchen wegen
einer Krankheit abgebaut wird oder ein
Band versteift –, ist das Hören stark beeinträchtigt. Abhilfe schaffen winzige
Implantate, zum Teil ausgestattet mit
Mikrofon und Sound-Prozessor, die Schall
weiterleiten und die natürliche Wirkungsweise des Gehörs nachahmen. So vielschichtig und individuell die Abläufe im
menschlichen Ohr sind, so unterschiedlich sind auch die Implantate. Um Implantate mit der bestmöglichen Wirkung im
Ohr zu finden, führt Michael Lauxmann
Simulationen am Ohr durch. Diese ergänzen klinische Studien und helfen, das
optimale Implantat für jeden Patienten zu
entwickeln. (HS)
Eine Seite des GEA in Zusammenarbeit mit
der Hochschule Reutlingen.
www.gea.de/campus
Nicht jeder lernt gleich
VON ALFRED SIEWE-REINKE
REUTLINGEN. Erfolgreicher studieren –
aber wie? Gerade in den ersten Semestern
tun sich viele Studierende schwer und
hadern mit ihrer Studienwahl. Mit einem
neuen Konzept für Lehr- und Lerninhalte
in den Grundlagen der Informatik während der ersten zwei Semester will nun die
Fakultät Informatik an der Hochschule
Reutlingen den Start ins Studium erleichtern und die Studierenden motivieren, am
Ball zu bleiben.
Das Lehr- und Lernkonzept, das kürzlich mit dem Curriculum 4.0-Förderpreis
der Carl-Zeiss-Stiftung ausgezeichnet
wurde, entwickelten Prof. Dr. Oliver Burgert, Studiendekan für die Lehre an der
Fakultät Informatik sowie die Pädagogin
Irene Merdian von der Fakultät Informatik. Umgesetzt wird es zunächst im
Bachelorstudiengang Medizinisch-Technische Informatik. Später sollen die dabei
gewonnenen Erkenntnisse auch allen
anderen Studiengängen zur Verfügung
gestellt werden.
Einer der Hauptgründe, warum sich
viele Studierende gerade in den ersten
Semestern schwertun, so die Analyse von
Irene Merdian und Oliver Burgert, ist
deren heterogene Zusammensetzung. An
der Fakultät Informatik haben 35 Prozent
der Studierenden das Abitur, 55 Prozent
die Fachhochschulreife und 10 Prozent
haben eine ausländische Hochschulzugangsberechtigung. Auf die damit verbundenen Wissensunterschiede der Studieneinsteiger und das sehr unterschiedliche Lerntempo zum Studienbeginn gehen
die bisherigen Lehr- und Lernkonzepte
nur unzureichend ein.
Mit dem neuen didaktischen Konzept,
so Irene Merdian, soll die Kompetenzvermittlung durch die Verknüpfung und Neugestaltung digitaler Elemente in den
Grundlagenfächern der Informatik umge-
Mehr Durchblick in den Grundlagen: Individuelle Angebote und unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten sollen Motivation und Erfolg im Studium steigern. FOTO: SIEWE-REINKE
stellt werden. So soll zukünftig zu Beginn
des Studiums stärker auf die individuellen
Voraussetzungen und Bedürfnisse der
Studierenden eingegangen werden, um
die unterschiedlichen individuellen Bildungswege aufzufangen. Dazu werden
die Grundlagenmodule der Informatik auf
verschiedene Abstraktionsniveaus gebracht und mehrfach angeboten, um so
ein individuelles Lerntempo zu ermöglichen. »Durch die Unterstützung unterschiedlicher Lerngeschwindigkeiten erwarten wir einen deutlich höheren Erfolg
beim Einstieg ins Studium«, so Prodekan
Oliver Burgert.
Zusätzlich werden die Lerninhalte
weiter digitalisiert, damit sie individuell
abgerufen werden können. Die Präsenzveranstaltungen, die im gleichen zeitlichen Umfang wie bisher angeboten werden, dienen dann der Anwendung und
Verknüpfung des Gelernten. Damit üben
sich die Studierenden in entscheidenden
Schlüsselkompetenzen für die Arbeitswelt 4.0, den sogenannten »21st century
skills«, darunter Informations- und
Medienkompetenz, Teamarbeit und Problemlösungsfähigkeiten sowie Eigeninitiative und Selbstorganisation.
Das neue Konzept kommt dabei nicht
nur lernschwächeren Studierenden zugute. Aus Sicht von Burgert profitieren alle
Studierenden von der Individualisierung:
»Fachliche Inhalte in unterschiedlicher
inhaltlicher Tiefe anzubieten, hilft Studierenden ohne Vorkenntnisse beim Einstieg
in eine Thematik. Sehr gute Studierende
werden zu einer noch tieferen Beschäftigung mit dem Thema angeregt.« (HS)
TIPPS UND TERMINE
Ersti-Get-together
REUTLINGEN. Die ersten Wochen im Studium sind geschafft, nun geht es mit großen Schritten auf die Prüfungen zu! Hilfreiche Tipps zu Zeitmanagement und
Lernstrategien gibt es beim Ersti-Gettogether der Hochschule am Donnerstag,
1. Dezember, ab 17 Uhr in der Aula.