Praxisprobleme Schleifenimpedanzmessung mit FU DIN VDE 0100-410 Problem Wie führe ich eine Schleifenmessung an einen Drehstrommotor mit Frequenzumrichter durch? Meiner Meinung nach ist das nicht möglich. Hierfür den Frequenzumrichter im Schaltschrank zu überbrücken, ist für mich keine Lösung. Jedoch fordert unser Kunde die Schleifenmessung. P. S., Bayern Antwort Zwei grundlegende Ausführungen möglich Es gibt zunächst verschiedene Ausführungen von »Drehstrommotor mit Frequenzumrichter«. Die klassische Variante ist der getrennte Aufbau von Frequenzumrichter (FU) im Schaltschrank oder im Feld, der Motor wird über eine Leitung mit dem FU verbunden. Seit einigen Jahren gibt es auch Motoren mit direkt aufgebauten FU. Ihrem Text entnehme ich, dass es sich anscheinend um die erste Variante handelt. Bei der getrennten Aufstellung von FU und Motor muss eigentlich die Schutzmaßnahme bis zum Motor nachgewiesen werden. Bilden FU und Motor eine bauliche Einheit und sind somit als ein Betriebsmittel anzusehen, so endet die Prüfung der Schutzmaßnahmen an den Einspeiseklemmen des FU. www.elektro.net Problem: Messung im Sekundärkreis des FU Nun gibt es jedoch ein paar technische Probleme, die eine Schleifenimpedanzmessung im Sekundärkreis des FU verhindern. So ist die Ausgangsfrequenz des FU nicht unbedingt 50 Hz und schon gar nicht sinusförmig. Selbst wenn das Schutzmaßnahmenprüfgerät hier ein Netz erkennen würde und sich starten ließe, würde der FU die Stromentnahme durch das Messverfahren des Schutzmaßnahmenprüfgerätes als Erdschluss erkennen und die Ausgangsspannung abschalten. Der Elektriker vor Ort kann nur den Nachweis erbringen, dass der Schutzleiter an allen relevanten Teilen niederohmig vorhanden ist. Weitergehende messtechnische Prüfungen sind nicht vorgesehen, denn der Hersteller des FU muss den Schutzzielen und letztendlich auch den Schutzmaßnahmen nach DIN VDE 0100-410 gerecht werden und dies in seiner Dokumentation auch beschreiben. Der FU muss alleine schon zum Schutz seiner Bauteile einen sehr guten Kurz- und Erdschlussschutz besitzen, da die Halbleiterelemente auf der Lastseite des FU sehr viel empfindlicher gegenüber Kurzschlussströmen sind als Leitungsanlagen. Wie und ob ein Zusatzschutz gewährleistet ist, kann nur der Hersteller des FU sagen – prüfen lässt sich dies mit einem handelsüblichen Schutzmaßnahmenprüfgerät nicht mehr. Den FU nicht überbrücken Ein Überbrücken des FU ist in keinem Fall eine Lösung, denn durch die Klemmarbeiten können wieder zusätzliche Schwachpunkte auftreten. Selbst wenn man so vorgehen würde, könnte nicht die Gesamt-Schleifenimpedanz beurteilt werden, denn die Lastseite des FU wird ja nicht mit der Netzfrequenz von 50 Hz betrieben, sondern mit der nicht-sinusförmigen Taktfrequenz des FU – hier müsste dann noch ein Zuschlag für den kapazitiven/ induktiven Widerstand aufgrund der höheren Frequenz eingerechnet werden. Faktisch ist der FU jedoch als »galvanische Trennstelle« zu sehen. Auf der Lastseite wird ein neuer Stromkreis gebildet, der aus Sicht der Schutzmaßnahmen, nichts mehr mit dem speisenden Netz zu tun hat. Korrekte Vorgehensweise bei der Messung •• Nachweis der Niederohmigkeit von allen Teilen, die am Schutzleiter angeschlossen sein sollen •• Bewertung der Herstellerunterlagen auf korrekten (bestimmungsgemäßen) Aufbau des Systems •• Vermerk über diese Vorgehensweise im Prüfprotokoll. Michael Lochthofen 23
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