Die Ameisen sind los Rheinfelden Urs Jost setzt sich als Ameisengötti für Waldameisen ein. Er sucht weitere Ameisenfreunde. VON THOMAS WEHRLI Urs Jost hat eine neue Mission: Waldameisen. Nach den grossen «Vierbeinern» – Jost kämpfte erfolgreich dafür, dass der Stadtbus von Rheinfelden auch die Quartiere Kapuzinerberg und Engerfeld bedient – sind nun die winzigen Sechsbeiner am Zug. Und wer Jost kennt, weiss: Was er macht, macht er zu 100 Prozent. «Der Bestand der Waldameisen ist gegenüber 1950 auf rund ein Fünftel gesunken», sagt er. «Sie brauchen unsere Hilfe.» Jost, der durch einen Dokumentarfilm auf die Not der Waldameisen aufmerksam wurde, liess sich zum Ameisengötti ausbilden – und steckte mit seinem Feuer die Kollegen im Natur- und Vogelschutzverein 14 Waldameisenhaufen haben die Naturschützer aus Rheinfelden bislang gefunden und registriert. Rheinfelden (NVVR) an. Inzwischen hat sich ein kleines Team gebildet, das sich an die Hinterbeine der Ameisen geheftet hat. Denn Ameisenschutz heisst in allererster Linie: Die Ameisenhaufen finden. «Das ist nicht ganz einfach», sagt Jost. Bei diesem Findungsprozess vertraut er stark auf seine Kollegen, denn: «Ich bin gut im Suchen, nicht im Finden», meint er schmunzelnd. Gefunden und registriert haben die Naturschützer im Rheinfelder Wald bislang vierzehn zum Teil wuchtige Ameisenhaufen. «Bei zwölf konnten wir die Ameisenart bestimmen, bei acht haben wir Schutzgitter aufgestellt.» Diese Gitter sollen sie vor dem Zugriff von natürlichen Feinden schützen. «Im Fricktal sind das vor allem Wildsäue.» Die Gitter sind in Fachkreisen nicht unumstritten, da sie einen Eingriff in die Natur darstellen. «Wir haben uns trotzdem dafür entschieden, da die Gefährdung durch Wildschweine einfach zu gross ist.» Urs Jost redet sich in Fahrt. «Wenn wir nichts tun, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Waldameisen aus gewissen Gebieten ganz verschwinden.» Das dürfe man nicht zulassen. Gerade in der Region Rheinfelden nicht, wo sich der ehemalige Förster Ernst Omlin während vieler Jahre um den Erhalt der Waldameisen verdient gemacht hat. Und ohnehin: «Der Wald braucht die Ameisen», ist Jost überzeugt, «denn sie vermindern Schädlinge, verbreiten Samen und durchlüften den Boden.» Ameisenhaufen zentral erfasst Um sie zu schützen, krabbelt der Ameisengötti ins Spiel. «Wie ein Götti zu seinem Schützling schaut, achtet ein Ameisengötti zu seinem Ameisenhaufen.» Konkret heisst das: Den Ameisenhaufen zweimal pro Monat besuchen und dafür sorgen, dass er nicht überwuchert wird und dass er ausreichend Sonnenlicht bekommt. Das Know-how könne man in Kursen lernen, sagt Jost, nur etwas müsse man mitbringen: «Man muss die Natur gerne haben.» Die Angabe, wo sich die Ameisenhaufen befinden, nimmt Förster Bruno Staudacher in das Forst-EDV-System auf. «So sind die Haufen zentral erfasst und alle Förster im Raum von Kaiseraugst bis Wallbach, vom Rhein bis Magden wissen, wo es Waldameisenhaufen gibt.» Dies wiederum sei die Basis, um die Haufen bei forstlichen Arbeiten zu schützen. Jost wäre nicht Jost, wenn er nicht Grösseres im Sinn hätte. Seine Vision: «Dass auch die anderen Naturschutzvereine in der Region aktiv mithelfen, die Waldameisen zu schützen.» Ein erster Austausch hat bereits stattgefunden. «Das Projekt ist auf Anklang gestossen.» Starthilfe leisten die Ameisengötti des NVVR dabei gerne. Auch in anderen Regionen? Natürlich wäre es super, so Jost, wenn sich im ganzen Fricktal Ameisengötti fänden. Aber er müsse sich auf den Grossraum Rheinfelden beschränken. «Sonst ist die Gefahr gross, dass der Jost nicht durchhält.» Was tun, wenn man in der Region auf einen Waldameisenhaufen stösst? «Bewundern», sagt Jost. «Und uns wenn möglich den Standort melden.»
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