Wolfgang Schnur. Der verratene Verräter

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PRESSEMITTEILUNG
Leipzig, den 02.12.2016
Unser Zeichen:pm_467_wolfgang_schnur.doc
"Wolfgang Schnur. Der verratene Verräter" Veranstaltung aus Anlaß des Jahrestages der Stasibesetzung
am 5. Dezember 2016 in der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke"
Am 4. Dezember 1989 besetzten mutige Bürger die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in Leipzig und
legten in der Folge die wichtigste Stütze der SED-Diktatur lahm. An der Besetzung beteiligt war auch der
extra aus Berlin angereiste Wolfgang Schnur. Anlässlich des Jahrestages der Besetzung lädt die
Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zu einer Abendveranstaltung ein und diskutiert mit
Zeitzeugen auch über die Rolle Wolfgang Schnurs bei der Leipziger Stasi-Besetzung.
Seit dem 2. Oktober 1989 führte der Weg der Montagsdemonstranten an der „Runden Ecke“ vorbei. Hier kochten die
Emotionen wie an keiner anderen Stelle hoch. Am 4. Dezember erfüllte sich dann ein lang gehegter Traum: Bürger besetzten
die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit. Eine der Forderungen Tausender Menschen wurde nun immer deutlicher: Die
Zerschlagung von Mielkes „Ministerium der Angst“. Die „Runde Ecke“ war in Leipzig das Synonym für die zerstörerische
Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Am Vormittag des 4. Dezembers war bereits die Stasi-Zentrale in Erfurt
besetzt wurden. Viele andere Bezirksverwaltungen und Kreisdienststellen folgten am Abend sowie am nächsten Tag.
An der Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale beteiligt war auch Wolfgang Schnur, der extra aus Berlin angereist war. Als
Rechtsanwalt vertrat Schnur schon seit vielen Jahren von der SED und der Stasi verfolgte Bürger und galt als absolute
Vertrauensperson. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass er als „IM Torsten“ und „IM Dr. Ralf Schirmer“ Mitbürger
und Mandanten an die Stasi verriet. Über 25 Jahre systematisch für die Infiltration der Opposition aufgebaut, ist er bei der
ersten freien Volkskammerwahl im Frühjahr 1990 der Spitzenkandidat der „Allianz für Deutschland“ und wird beinahe der
letzte Ministerpräsident der DDR. Kurz vor der Wahl informierten ehemalige Stasi-Offiziere die Öffentlichkeit und Schnur
musste zurücktreten.
Historiker und Zeitzeugen diskutieren über Schnurs Rolle bei der Stasi-Besetzung am 4. Dezember
1989 in Leipzig
Der Journalist und Autor Alexander Kobylinski war Mitte der 1980er Jahre wegen „staatsfeindlicher Aktivitäten“ in Haft und
wurde Mandant von Schnur. Für sein neues Buch „Wolfgang Schnur. Der verratene Verräter“ hat er dessen umfangreiche
Stasi-Akten studiert, sich mit einstigen Weggefährten unterhalten und auch mit dem inzwischen verstorbenen Wolfgang
Schnur mehrere Gespräche geführt.
Am Montag, den 5. Dezember 2016, um 19.00 Uhr, lädt das Bürgerkomitee Leipzig e.V. zur Buchpräsentation, Film und
Gespräch ein. Nach der Vorstellung des Buches werden Filmaufnahmen von Wolfgang Schnur bei der Stasi-Besetzung in
Leipzig gezeigt und Audioaufnahmen von Treffen zwischen Schnur und seinen Führungsoffizieren zu hören sein. Im Anschluss
diskutieren die Zeitzeugen Stephan Krawczyk sowie Tobias Hollitzer über das Leben Wolfgang Schnurs und seinen Verrat sowie
auch seine Rolle am 4. Dezember 1989 in Leipzig. Die Veranstaltung wird moderiert von dem Spiegel-Journalisten und
langjährigem Begleiter der DDR-Opposition Peter Wensierski.
Die Veranstaltung findet im ehemaligen Stasi-Kinosaal statt. Der Eintritt ist frei.