Medienmitteilung Akademien fordern eine strengere Klimapolitik

Medienmitteilung
Akademien fordern eine strengere Klimapolitik nach 2020
Bern, 30. November 2016
Die Akademien der Wissenschaften Schweiz begrüssen die Stossrichtung der vom Bundesrat vorgeschlagenen Klimapolitik nach 2020. Sie genügt aber nicht, um die langfristigen Reduktionsziele gemäss den internationalen Abkommen zu erreichen. Deshalb fordern die
Akademien, dass die Massnahmen konsequenter auf die Erreichung dieser Ziele ausgerichtet werden. So stehen die Akademien dem Beitritt zum europäischen Emissionshandelssystem kritisch gegenüber: Die Menge der von der EU ausgegebenen Zertifikate sei viel zu hoch
und entspreche nicht den angestrebten Zielen. Sie empfehlen zudem, das Reduktionsziel im
Inland von 30 auf 40% zu erhöhen, damit das langfristige Ziel von Null Emissionen nicht später enormen Aufwand erfordert.
Die Stossrichtung der vom Bundesrat vorgeschlagenen Klimapolitik nach 2020 geht im Grundsatz in
die richtige Richtung, schreiben die Akademien der Wissenschaften Schweiz in ihrer Stellungnahme. Sie unterstützen einhellig den Beitritt zum Übereinkommen von Paris. Die Forschenden sehen
aber noch ein grosses Verbesserungspotenzial in verschiedenen Bereichen, so auch in der Wahl
der relevanten Zeithorizonte. In ihrer Stellungnahme zur Vorlage des Bundesrats schreiben die Forschenden, dass die Instrumente so ausgestaltet sein sollten, dass die gesetzten Reduktionsziele
mit hoher Wahrscheinlichkeit erreicht werden können. Folgt man dem Vorschlag des Bundesrates,
so werden diese Ziele kaum zu erreichen sein. Die Expertinnen und Experten weisen darauf hin,
dass beispielsweise eine CO2-Abgabe so lange erhöht werden müsste, bis die Emissionsziele erreicht seien, und dass auch der Verkehr der CO2-Abgabe unterstellt werden müsste. Alternativ
könnte in einem umfassenden Emissionshandelssystem die ausgegebene Zertifikatmenge ausschliesslich auf das Reduktionsziel ausgerichtet werden, heisst es in der Stellungnahme.
30 Prozent Inlandreduktion als absolutes Minimum
Weiter sehen die Akademien eine Inlandreduktion der Emissionen bis 2030 von 30 Prozent als das
absolute Minimum. Diese Reduktionen sollten unbedingt verbindlich sein und Massnahmen vorgesehen werden, welche die Erreichung der Ziele garantieren können. Eine Reduktion von mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 im Inland wird dringend empfohlen. Je später auf eine CO2-arme
Wirtschaftsweise umgestellt wird, desto stärker müssen die CO2-Emissionen zu einem späteren
Zeitpunkt reduziert werden, damit das 2-Grad-Klimaziel erreicht werden kann. Rasches Handeln ist
wegen der langen Investitionszyklen insbesondere im Gebäudebereich wichtig: Bei Neubauten
müsste CO2-freies Heizen Standard sein und Massnahmen zugunsten der Sanierung von Gebäuden dürfen nicht ersatzlos abgebaut werden.
Kritische Haltung gegenüber europäischem Emissionshandelssystem
Dem Beitritt zum europäischen Emissionshandelssystem stehen die Akademien kritisch gegenüber.
Er ist nur dann sinnvoll, wenn das europäische System die ausgegebenen Zertifikatmengen so
stark reduziert, dass diese den Emissionsreduktionszielen entsprechen. Im heutigen Zustand ist die
ausgegebene Menge viel zu gross und der Zertifikatspreis viel zu tief. In dieser Form ist das Instrument wirkungslos.
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