Raus aus der Komfortzone Sechs Jurastudierende vertreten die Uni

URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM161205_VisMootCourt.pdf
Raus aus der Komfortzone
Sechs Jurastudierende vertreten die Uni Jena beim internationalen
Willem C. Vis Moot Court in Wien
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus - das merken derzeit auch sechs
Rechtswissenschaftsstudierende der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie haben sich
entschieden, in diesem Semester Pause von Stundenplan und Theorie zu machen und ihre ganze
Energie stattdessen in eine maximal praktische Herausforderung zu stecken: Sie treten beim 24.
Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court an, der im kommenden Jahr in Wien
stattfindet.
Bei dem internationalen Wirtschaftsrechtswettbewerb treffen Berthold Blatecki-Burgert, Emily
Feigel, Laura Fleischmann, Corinna Hofmann, Nicolas Koerrenz und John Varga auf mehr als 300
weitere Teams aus der ganzen Welt. Sie sind die sechste Mannschaft, die die Uni Jena ins
Rennen schickt, um komplett auf Englisch über einem Fall im UN-Kaufrecht und im
Schiedsverfahrensrecht zu brüten und über sich hinauszuwachsen. Wie schon im vergangenen
Jahr werden sie dabei von Pauline Köstner, Robert Heß und Prof. Dr. Giesela Rühl von der
Rechtswissenschaftlichen Fakultät sowie Dr. Hazel-Ann Slinn vom Sprachenzentrum unterstützt.
Momentan sind die Teammitglieder, die mehrheitlich im 5. Semester studieren, in der ersten Phase
des angesehenen Wettbewerbs: "Bis zum 8. Dezember müssen wir den Klägerschriftsatz
einreichen", erklärt Nicolas Koerrenz. "Direkt danach startet Phase zwei mit dem Verfassen des
Beklagtenschriftsatzes, der bis Ende Januar fertiggestellt sein muss." Darin müssen sie bereits auf
den Klägerschriftsatz eines gegnerischen Teams eingehen, das ihnen zugelost wird. Doch wer
klagt hier eigentlich gegen wen?
Fiktiver Fall, real verhandelt
In dem fiktiven Fall ist der Kläger ein Zulieferer von Teilen für Flugzeugturbinen, der den Käufer
dieser Teile wegen der Bezahlung eines zu geringen Betrages belangt. Streitpunkt ist der
Wechselkurs, weil die Parteien in verschiedenen - fiktiven - Staaten mit unterschiedlichen
Währungen leben. Während der Kläger auf den Kurs von 2015 besteht, als die Lieferung erfolgte,
zahlte der Beklagte entsprechend dem Umrechnungskurs beim Zustandekommen des Vertrages
2010 - und sparte damit 2,5 Mio. Dollar, auf die sich der Streitwert beläuft. Damit sich die
Teilnehmer zusätzlich im Schiedsrecht erproben, geht es außerdem um verpasste Fristen und
Formfehler.
Vor allem diese Kombination außergewöhnlicher Rechtsgebiete motiviert die Studierenden zur
Teilnahme. So beschreibt Corinna Hofmann "den Einblick in unbekannte Rechtsgebiete als
spannende Herausforderung". Inmitten des theorielastigen Studiums sei das Mitwirken an dem
berühmten Wettbewerb zudem "ein echtes Erlebnis, bei dem man mal raus muss aus seiner
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Komfortzone." Damit meint Hofmann vor allem die letzte Etappe im Vis Moot Court: die Woche
vom 7. bis 13. April, wenn die Verhandlungen mit den gegnerischen Teams in Wien stattfinden.
Allein in der Vorrunde, für die alle rund 300 Teams nach Österreich reisen, müssen sie sich
zweimal als Kläger und zweimal als Beklagte im Gerichtssaal beweisen. Können sie überzeugen,
sind sie in der K.o.-Runde der letzten 64. "Hauptsache, wir treffen da nicht wieder auf
Pennsylvania", lacht Coach Pauline Köstner. "Die letzten beiden Male sind wir gegen eine Uni von
dort ausgeschieden."
Reizvoller Gegner: Harvard
Sonst gibt es im Grunde keine Angstgegner, wobei es die angehenden Juristen reizen würde,
gegen eine amerikanische Eliteuni wie Harvard oder Yale anzutreten. Erklärtes Ziel ist es, die
Vorrunde zu überstehen wie die beiden vorhergehenden Jenaer Teams. Für andere Spekulationen
sei es noch zu früh im Wettbewerb, so Emily Feigel. Und obwohl er nicht damit rechnet, wünscht
sich Nicolas Koerrenz augenzwinkernd "einen Empfang mit Pauken und Trompeten, wenn wir den
ersten Platz machen."
Bis dahin jedoch liegt noch viel Arbeit vor den sechs Studierenden und ihren Betreuern. Zunächst
feilen sie weiter an den Schriftsätzen, während es ab Februar gilt, die "Pleadings", also die
Verhandlungen selbst, zu üben. Aussprache, Argumentation, Mimik, Gestik: Mit allem wollen sie
überzeugen. Zur Vorbereitung verfeinern sie ihr Englisch, arbeiten mit Kanzleien zusammen und
nehmen an Pre-Moots (Moot Courts zu Übungszwecken) teil. Größtes Highlight, bevor sie im
Willem C. Vis Moot Court wie echte Anwälte prozessieren, stellt ein einwöchiger, durch Sponsoren
finanzierter Aufenthalt in New York mit einem straffen Übungsprogramm im März dar. Dort treffen
sie auf Topkanzleien und absolvieren die Generalprobe beim Pre-Moot der New York University.
Die To-do-Liste bis zum großen Finale im April ist also lang - aber zumindest die Schatten werden
dann längst wieder kürzer.
Kontakt:
Prof. Dr. Giesela Rühl, Pauline Köstner, Robert Heß
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 942160, 03641 / 942165
E-Mail: [email protected], [email protected], [email protected]
Meldung vom: 05.12.2016 09:15 Uhr
Sechs Jurastudierende vertreten die Uni Jena beim internationalenWillem C. Vis Moot Court in Wien
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