Call for articles – »Ariadne – Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte«, Heft 72 – November 2017: Entwurzelungen. Flucht, Migration, Vertreibung, Exil (Arbeitstitel) Im November 1997 erschien Heft 32 der Ariadne zum Thema »Exil – Emigration«. Im Editorial schrieben wir damals: »Das Verhältnis von Frauenbewegung und Exil oder Emigration in historischer Perspektive ist bislang kaum Gegenstand von Untersuchungen. Wichtige Fragen sind noch nicht gestellt worden, z.B. die nach vorrangig geschlechtsspezifischen Exilgründen, die es (möglicherweise) neben politischen und rassischen Gründen gab [...]«. Die Ausgabe befasste sich im Schwerpunkt mit der Thematik Exil-Emigration im Nationalsozialismus und war chronologisch ›umrahmt‹ auf der einen Seite durch einen Artikel zur 1848er Revolution und auf der anderen Seite durch einen zu »Migration und Rassismus als Herausforderung des westlichen Feminismus« der 1990er Jahre. Damals hieß es im Editorial, dass unsere – vermutlich auch reichlich ambitionierte – Hoffnung, »mit diesem Themenheft [...] all diese wichtigen Fragen und Perspektiven aufzunehmen«, sich nicht in Gänze erfüllte. Doch bot das Heft beachtenswerte Beiträge zu diesen Forschungsfragestellungen. Heute, 20 Jahre später, ist das Thema Flucht und Migration keineswegs erledigt. Im Gegenteil. Wir leben mitten in der ›Flüchtlingskrise‹, in der Deutschland noch spürbarer als bisher zum Fluchtpunkt wird, zu einem Ort, an den Menschen sich vor Verfolgung retten wollen. Und bezüglich der Vergangenheit Deutschlands als ein Land, aus dem aufgrund nationalsozialistischer Verfolgung geflüchtet werden musste, sind die Forschungen ebenfalls weiter gegangen. Genug Gründe noch einmal hinzuschauen und mit Heft 72 im November 2017 eine ›Ariadne 32 reloaded‹ zu starten und die Frage von Flucht, Migration, Vertreibung und Exil erneut zu stellen. Allerdings möchten wir das Spektrum erweitern. Wie es im Arbeitstitel anklingt, haben wir das Thema breiter aufgestellt. Im Fokus sollen auch dieses Mal Frauen und Frauenbewegung stehen, doch wünschen wir uns Beiträge aus dem gesamten 19. und 20. Jahrhundert. Politische, rassistische, sexistische Verfolgung kann ebenso thematisiert werden wie Ausbürgerungen oder Vertreibungen; der Zwang, das nackte Leben zu retten oder auch ›nur‹ die Hoffnung, ein besseres, menschenwürdigeres, selbstbestimmteres, gleichberechtigteres Leben führen zu können. Da kann es – um nur einige Beispiele zu nennen – um die Flucht der 1848erinnen nach England ebenso gehen wie um die Emigration aus Europa im Zeitalter des Nationalsozialismus, Faschismus oder Kommunismus, um Flucht aus der SBZ oder um Ausbürgerung aus der DDR, um Frauen, die heute aus frauenverachtenden Regimen nach Europa fliehen. Wir möchten ganz bewusst die unscharfen Übergänge zwischen Flucht, Migration, Vertreibung und Exil nicht glätten, sondern dieses Call for articles offen formulieren. Wir wünschen uns Beiträge, die geschlechtergeschichtlich argumentieren und über rein biografische Ansätze hinausgehen, und z.B. auf folgende Stichworte eingehen: Definitionen, Sprachregelungen, Begriffsgeschichte – Wie werden Flucht, Migration, Vertreibung und Exil gegeneinander abgegrenzt und inwieweit ist das von Bedeutung? Fluchtmotive, Fluchtmuster, ›Fluchtpraxen‹ – Welche Rollen übernehmen Frauen, in welche werden sie gedrängt? Genderspezifische Gewalt/-erfahrungen auf der Flucht, bei der Vertreibung, im Exilland. Rechtslagen – Gibt es weibliche Asylgründe, historische Wendepunkte in der Rechtsprechung? Gibt es Sonderbehandlungen von Frauen im Asylrecht? Gender und Wiedergutmachungen/Entschädigungen Geschlecht / Gender in Migrationsprozessen – Welche Rolle spielt die ›Kategorie Geschlecht‹ Wie beeinflusst Flucht, Migration, Vertreibung, Exil das Leben von Frauen verschiedener Generationen? Haben sich die migrierten Frauen an die neue Kultur angepasst und neue Identitäten angenommen oder haben sie ihre alten Identitäten beibehalten und leben in geschlossenen Gemeinschaften? Hilfe und Unterstützung durch Netzwerke, Kontakte, transnationale Verbindungen. – Gibt es weibliche Strategien rund um Freundschaft und Familie? Welche Rolle spielen Frauennetzwerke? Ankommen: Neuanfang, Integration, Verortung, Organisation. – Wer und was hilft weiter? Chancen und Grenzen neuer Handlungsräume? Zur Rezeption, Erinnerung und Wahrnehmung von Flucht. Wie entstehen Gedächtnisorte? – Was wird wie erinnert? Und was nicht? Erinnern Frauen anders? Werden Frauen anders erinnert? Wie tragen Frauen im Exil dazu bei, durch Erinnerungen nationale Diskurse am Leben zu erhalten/zu führen? Frauenbewegung und Transnationalismus: Zu Leben, Arbeiten, Wissenstransfers zwischen zwei und mehr Welten. Die Zeitschrift »Ariadne – Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte« wird von der Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung herausgegeben und erscheint zwei Mal im Jahr. Im Zentrum der Hefte stehen als Ausgangspunkt immer die (historische) Frauenbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts und die mit dieser Bewegung verbundenen Ideen, Theorien und Praxen. Wir freuen uns auf entsprechende Artikelvorschläge. Die einzelnen Beiträge haben i. d. R. einen Umfang von ca. 38.000 Zeichen, d. h. ca. 10-12 Manuskriptseiten. In Ausnahmefällen (zum Beispiel für einen einleitenden Artikel) kann von dieser Maßgabe abgesehen werden. Redaktionsschluss ist der 31. Mai 2017, das Heft erscheint im November 2017. Wenn Sie Interesse an der Abfassung eines Artikels haben, reichen Sie uns bitte möglichst umgehend ein aussagekräftiges Exposé (1-1½ Seiten) ein. Da sich die genaue inhaltliche Gestaltung des Heftes nach den eingehenden Exposés richtet, reichen Sie bitte auch Aufsatzideen ein, die am Rande des Themas zu liegen scheinen. Sie können sich auch gerne direkt mit uns in Verbindung setzen, wir stehen Ihnen für weitere Informationen jederzeit zur Verfügung. Ariadne-Redaktionsteam: Dr. Marion Röwekamp / FU Berlin Cornelia Wenzel und Laura Schibbe, Archiv der deutschen Frauenbewegung Bitte richten Sie Ihre Anfragen sowie das Exposé an: [email protected]
© Copyright 2024 ExpyDoc