Fernsehserien - utb-Shop

Zusatzmaterialien zum utb-Band
Jonas Nesselhauf, Markus Schleich,
Fernsehserien
Die erste systematische Einführung in das Format der
Fernsehserie.
Dieses Studienbuch bearbeitet drei Bereiche des seriellen
Erzählens im Fernsehen: Geschichte, Theorie und Narration
der Fernsehserie.
Es stellt Analysekategorien und Definitionen vor und führt
zahlreiche Fallbeispiele zu den verschiedenen erzählerischen
Typen sowie typischen Elementen auf.
Das Buch bietet sowohl Studierenden als auch Forschenden
der Kultur- und Medienwissenschaften eine umfassende
Einführung ins Thema.
Die Zusatzmaterialien wurden vom Autor / der Autorin / den Autoren zur Verfügung gestellt und sind
genau auf den Inhalt des Werkes abgestimmt.
Nutzung und Copyright
Die Nutzung der Materialien für eigene Studienzwecke ist kostenlos, das Copyright liegt
bei den Autoren bzw. beim Verlag. Eine Weiterverbreitung gleich in welcher Form ist nur
mit schriftlicher Genehmigung der utb GmbH Stuttgart gestattet.
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Szenenblatt 2
Durchbrechen der ‚vierten Wand‘ in der Serie House of Cards
(Ergänzung zu § 10.3c)
Die US-amerikanische Politik-Serie House of Cards läuft seit dem Jahre 2013 auf Netflix und dreht
sich um den Aufstieg des skrupellosen Politikers Francis („Frank“) J. Underwood durch Intrigen und
Machtspiele bis zum US-Präsidenten.
(S1.01, 00:55 min.)
(S1.01, 01:37 min.)
Interessant an diesem Antihelden (und in ähnlicher Weise
ja auch Walter White in Breaking Bad) ist seine erste Präsentation, schließlich beeinflusst der Auftritt innerhalb der
Serie den weiteren Weg wie auch die Wahrnehmung des
Zuschauers. House of Cards eröffnet mit einem Unfall unmittelbar vor dem Haus des Kongressabgeordneten Underwood in Washington, D.C.: Der Nachbarshund wurde von
einem Auto angefahren und liegt schwer verletzt auf der
Straße, als Underwood aus dem Haus kommt und sich über
den sterbenden Hund beugt (und diesen schließlich von
seinen Schmerzen ‚erlöst‘).
Als der Kongressabgeordnete dabei unvermittelt beginnt,
über Schmerz zu philosophieren (00:47 min.), scheint er
dies noch laut zu murmeln. Doch als der Politiker wenige
Sekunden später (00:55 min.) direkt in die Kamera blickt
und damit den Zuschauer fokussiert, gibt es keinen Zweifel
mehr – die ‚vierte Wand‘ ist durchbrochen, und Underwood
bezieht den Rezipienten in seine Gedanken und Taten direkt mit ein.
Von diesem Moment an befindet sich der Zuschauer regelrecht im Bann des skrupellosen Politikers, der ihn regelmäßig ‚durch die Mattscheibe hindurch‘ fokussiert (etwa 01:37
min.). Ohnehin macht bereits die Mitwisserschaft um den
Tod des Nachbarshundes den Rezipienten zum Mitverschwörer, im weiteren Verlauf der Serie und nach anderen
direkt beobachteten Taten dann regelrecht zum ‚Mittäter‘.
(S1.01, 26:37 min.)
Sechs weitere Male wird sich Underwood im Laufe der Episode noch direkt an den Rezipienten werden, regelmäßig
werden vielsagende verschwörerische Blicke ausgetauscht
(etwa 26:37 min.) – und sogar bei der Amtseinführung des
neuen Präsidenten durchbricht er die ‚vierte Wand‘ (46:28
min.) und winkt sogar in die Kamera.
Alle diese Gesten und Worte bleiben dabei natürlich ‚unbemerkt‘ von Underwoods Umgebung (teilweise scheint
die Zeit sogar angehalten und Figuren im Hintergrund pausieren regungslos). In diesem Punkt entspricht die angewandte narrative Technik klar der Illusion des Theaters, das
ja beispielsweise auch das ‚Zur Seite Sprechen‘ kennt –
andere Figuren auf der Bühne hören nicht, was gerade gesagt wird, obwohl die Figur natürlich so laut spricht, dass es
der Zuschauer hören kann.
Ergänzungsmaterial: Szenenblatt 2
Markus Schleich und Jonas Nesselhauf: Fernsehserien
ISBN 978-3-8252-4682-2