"Nature" an 150 Jahre Stammbäume - Friedrich-Schiller

URL: http://www.uni-jena.de/Forschungsmeldungen/FM161201_Stammbaum150.pdf
Bäume des Lebens wurzeln in Jena
Wissenschaftshistoriker erinnern in "Nature" an 150 Jahre
Stammbäume
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
Prof. Dr. Uwe Hoßfeld (l.) und Dr. Georg S. Levit erinnern in "Nature" an 150 Jahre Stammbäume
und den Schöpfer Ernst Haeckel.
Wie visualisiert man Vielfalt? Mit dieser Frage sahen sich Biologen im 19. Jahrhundert konfrontiert,
als ihnen nicht nur die Diversität der Pflanzen- und Tierarten bewusst wurde, sondern auch, dass
diese miteinander in Verbindung stehen. Die Antwort lieferte schließlich Ernst Haeckel.
Der berühmte Gelehrte schuf ausgehend von der Darwinschen Evolutionstheorie vor genau 150
Jahren in Jena den ersten Darwinschen phylogenetischen Stammbaum der Organismen und
Bäume des Lebens wurzeln in Jena
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veröffentlichte ihn in seiner Schrift "Generelle Morphologie der Organismen". In der aktuellen
Ausgabe des Fachmagazins "Nature" erinnern die Wissenschaftshistoriker und Biologiedidaktiker
Prof. Dr. Uwe Hoßfeld und Dr. Georgy S. Levit von der Friedrich-Schiller-Universität Jena an
dieses Jubiläum des "Tree of Life" (Baum des Lebens), wie ein Stammbaum im englischen
Sprachraum bezeichnet wird.
"Es hat bereits früher die Idee gegeben, Arten und ihre Entwicklung bildlich darzustellen", erklärt
Levit. "Allerdings haben diese nie das Prinzip des Monophyletismus und selektionistische
Mechanismen der Artbildung berücksichtigt." Erst durch Charles Darwins Theorien war diese
Verbindung hervorgetreten. Der britische Evolutionstheoretiker hatte bereits in einer Tagebuchnotiz
1837 die Idee eines Stammbaums skizziert und später in seinem bahnbrechenden Werk "Die
Entstehung der Arten" (1859) als Diagramm dargestellt. Haeckel nutzte die Abstammungslehre des
englischen Kollegen und entwarf 1866 in seinem Buch "Generelle Morphologie der Organismen" u.
a. den ersten phylogenetischen Stammbaum der Organismen. "Phylogenie bedeutet die
stammesgeschichtliche Entwicklung von Lebewesen", erläutert Hoßfeld. "Da Haeckel diesen
Begriff im selben Werk überhaupt erst definiert hat, war es nur ihm möglich, eben auch den ersten
Stammbaum dieser Art so zu bezeichnen." Genauer gesagt, handele es sich dabei um einen
monophyletischen Stammbaum, denn alle drei von Haeckel eingeteilten Organismenreiche - Tiere,
Pflanzen und Protisten (Organismen, die weder Blut noch Chlorophyll besitzen) - seien aus einer
einzigen Wurzel (Moneren-Radix) hervorgegangen.
Auch ein Jenaer Sprachwissenschaftler inspirierte Haeckel
Doch nicht nur Darwin beeinflusste den deutschen Zoologen bei der Erfindung der Stammbäume.
Auch ein Jenaer Kollege und Freund aus der Sprachwissenschaft inspirierte ihn. "Der Linguist
August Schleicher hatte bereits 1863 einen ersten Stammbaum angefertigt, um die Entwicklung
der indogermanischen Sprachen bildlich festzuhalten", sagt der Jenaer Biologiedidaktiker Hoßfeld.
"Ernst Haeckel griff diese Art der Visualisierung schließlich auf."
Bis heute gibt es keine bessere Methode, um biologische Vielfalt zu illustrieren. Zwar kommen
neue Techniken und Methodiken zum Einsatz und die Stammbäume werden als Kladogramm,
Diagramm etc. wiedergegeben, am Prinzip hat sich aber nichts geändert. "Es ist einfach die beste,
übersichtlichste Art und Weise, biologische Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet
darzustellen", resümiert Uwe Hoßfeld.
Dass ein so renommiertes Fachjournal wie "Nature" an dieses Jubiläum und die Leistung Haeckels
erinnert, freut die beiden Jenaer Wissenschaftshistoriker ganz besonders. "Für uns ist es immer
wieder ein Erfolg, wenn unsere Fachdisziplinen die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen",
sagt Hoßfeld, dem es nun bereits zum sechsten Mal gelungen ist, in "Nature" einen Artikel zu
veröffentlichen. "Das zeigt uns, dass noch immer ein großes Interesse an der
Wissenschaftshistorie und an Science Education existiert und sie immer wieder zu aktuellen
Diskussionen etwas beitragen können", sagt Levit, der auf drei Publikationen im britischen
Wissenschaftsmagazin verweisen kann. Gerade für die Friedrich-Schiller-Universität seien diese
Veröffentlichungen Belege, wie aus der langen Tradition in Jena immer wieder auch aktuelle
Forschung hervorgeht.
Original-Publikation:
Hoßfeld, U. & Levit, G. S. (2016): 'Tree of life' took root 150 years ago. Nature 540, 38, 1
December 2016, DOI: 10.1038/540038a
Kontakt:
apl. Prof. Dr. Uwe Hoßfeld
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Arbeitsgruppe Biodidaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Steiger 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949491
E-Mail: [email protected]
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