APEL in Québec City - Student und Arbeitsmarkt

Praktikumsbericht
Student und Arbeitsmarkt
Praktikum bei: APEL in Québec City, Kanada
Das Praktikum wurde im Rahmen des Geographie Studiums durchgeführt und mit der
Bachelorarbeit gekoppelt. Der Arbeitgeber war die Umweltorganisation APEL in Québec,
Kanada. APEL (Association pour la protection de l'environnement du Lac Saint-Charles
et les Marais du Nord) ist eine gemeinnützige Institution, die das Wassereinzugsgebiet
des Saint-Charles Sees ökologisch überwacht. Es wird hauptsächlich von der
Stadtgemeinde Québec City finanziert und führt Forschungsaufträge in ihrem Namen
durch, da der See auch als größter Trinkwasserspeicher der Stadt agiert. Mit fünf
Festangestellten Mitarbeitern ist es eine sehr kleine Institution, die wiederum im
Sommer durch temporäre Mitarbeiter und Praktikanten auf 10-15 Angestellte wächst.
Der Bezug zur Geographie spiegelt sich in jedem Aspekt der Institution wieder. Im
Kontext des Umweltmonitorings führt APEL jährliche Feldkampagnen durch um jegliche
Umweltverschmutzung zu verstehen und zu vermeiden.
Das Praktikum wurde durch einen Professor des Departments der Geographie und
Geowissenschaften ermöglicht. In seiner Vorlesung erwähnte er mehrmals seine
Kontakte in Québec, Kanada, vorauf sich aus persönlichem Interesse in der
Sprechstunde über potentielle Praktika informiert wurde. Nach einem Gespräch zur
Eignung und Qualifizierung, setzte der Professor mich mit der Praktikumsstelle in
Kontakt, wo ich ein Bewerbungsschreiben mit Empfehlung des Professors einreichte.
Dies geschah circa 8 Monate vor Vertragsbeginn. Die Kommunikation zwischen
Praktikant und Arbeitgeber verlief ausschließlich über E-Mail in der Vorlaufzeit.
Obwohl es sich um ein Auslandspraktikum handelte, wo meist Kulturschock und
Fremdsprache dazu gehören, musste ich mich keinerlei auf das Leben dort vorbeireiten.
Da ich bereits die 10. Klasse als Austauschschülerin in Québec verbracht habe, waren
Kultur, Natur und Sprache des Landes mir im Voraus bekannt. Ich hatte auch noch einige
soziale Kontakte, die vor allem am Anfang das Einleben erleichtert haben. Jedoch ist es
sehr zu empfehlen einen intensiven Sprachkurs zu besuchen in sofern man die Sprache
noch nicht mit Sicherheit beherrscht, da es sich schließlich um ein Arbeitsverhältnis
handelt.
Um sich in Kanada länger aufzuhalten muss ein Visum beantragt werden. Es gibt ein
spezielles Visum für immatrikulierte Studenten in Deutschland die in Kanada im
Rahmen ihres Studiums ein Praktikum absolvieren. Dieses International Co-op
Internship Visa ist Teil einer Visagruppe für junge Leute unter 30 Jahren, wo auch das
Work and Travel Visum inbegriffen ist. Das Visum kann komplett online beantragt
werden. Dafür benötigt man unter anderem ein polizeiliches Führungszeugnis,
Kontoauszüge, Versicherungsnachweise und diverse Dokumente der Universität. Nach
dem der durchaus unübersichtliche Prozess abgeschlossen ist, bekommt man einen
Letter of Introduction. Dieser Brief ist dann gemeinsam mit allen Originaldokumenten
an dem Point of Entry (erste Einreise in Kanada) bei der Einwanderungsbehörde
vorzulegen. Wenn die Angaben alle auf ihre Richtigkeit überprüft worden sind, wird das
Visum in den Reisepass eingeklebt. Hier ist es wichtig dass dies, bei der ersten Einreise
geschieht. Wenn also auf dem Weg zum Praktikumsort in Kanada bereits einmal
umgestiegen wird, muss genug Zeit zum Umsteigen eingeplant werden um all dies zu
erledigen. Da Kanada nicht viele große, internationale Flughäfen hat, sind lange
Wartezeiten und mindesten drei Stunden Aufenthalt vor dem Anschlussflug
einzuplanen. Das kanadische öffentliche Verkehrssystem lässt zu wünschen übrig. In
diesem
Sinne
ist
es
generell
sinnvoll
tagsüber
anzureisen
um
auch
eine
Nahverkehrsverbindung zu Unterkunft nehmen zu können.
Es ist nicht nur für das Visum notwendig eine Versicherung abzuschließen sondern auch
für
den
Arbeitgeber
und
eventuell
den
Vermieter.
Es
wurde
eine
Auslandskrankenversicherung und eine private Haftpflichtversicherung bei Care
Concept AG abgeschlossen für die gesamte Aufenthaltsdauer.
Die Kommunikation bereits vor Praktikumsbeginn war sehr umfangreich und daher
waren viele Fragen und Anliegen vorher schon geklärt. Ich hatte erwartet unter direkter
Leitung an einem Projekt mitzuarbeiten mit relativ wenig Raum für eigene
Entscheidung. Des weiteren schienen die Arbeitszeiten unflexibel und Möglichkeiten für
eventuelle freie Tage begrenzt. Vor Ort wurde mir ein eigenes Projekt zugeteilt in dem
ich auch meine Bachelorarbeit absolvierte und das unter meiner Leitung ablief. Im
Rahmen dieses Projektes führte ich eine umfangreiche Literaturrecherche, eine
Messkampagne im Gelände und eine Modellierung durch. Abschließend wurde meine
Bachelorarbeit als Projektbericht verwendet und zwei Vorträge mussten vorbereiten
werden. Andere Aufgaben außerhalb des eigenen Projektes beinhalteten administrative
Aufgaben, der Verkauf von Pflanzen und die Teilnahme an fortbildenden Konferenzen.
Meine Erwartungen wurden im positiven Sinne nicht erfüllt, da ich sehr viel
Verantwortung und Mitspracherecht hatte und auch die Arbeitszeiten flexible waren,
um sich Überstunden anzusammeln und eventuelle lange Wochenenden zu verreisen.
Das Pflichtpraktikum wurde wie erwähnt im Rahmen des Studiums absolviert und war
deshalb auch fachlich mit dem Studium zu vergleichen. Das Projekt griff kontextuell vor
allem auf die Lehrveranstaltungen aus dem Nebenfach Meteorologie und einige
theoretische Vorlesungen der physischen Geographie zurück. Physikalische Grundlagen
spielten eine große Rolle zu Eingliederung des methodischen Teils in einen
geographischen Hintergrund. Im Studium erlernte GIS und Fernerkundungs-Fähigkeiten
waren eine absolute Notwendigkeit. Trotz der kurzen Einführung in hydrologische
Modellierung, mussten Modellierungsgrundlagen für dieses spezifische Model erlernt
werden. Ebenfalls wäre eine bessere Grundlage in angewandter Statistik notwendig um
Felddaten wissenschaftlich auszuwerten. Während die Vorlesung Statistik im ersten
Semester höchst informativ war, wäre es sicherlich sinnvoll ein Übung einzuführen wo
Programme wie Sigma Plot oder MadLab und selbst einfache Statistiken in Excel
behandelt
werden.
Besonders
im
Bereich
der
Modellierung
hätten
sich
Programmierungsgrundlagen hilfreich erwiesen. Grundsätzlich bereitete das Studium
gut auf fachübergreifende Zusammenhänge und Projekte vor, wo das verknüpfende
Denken aus der Geographie einsetzbar ist. Neugelernt im Praktikum wurde vor allem
die Organisation eines Projektes und Zeit-Management um Aufgaben zu planen und auf
Deadlines hinzuarbeiten. Die Methodik des Projektes war auch neu und musste erlernt
werden. Meine französischen Sprachkenntnisse wurden durch dieses Praktikum nun
auch im wissenschaftlichen Bereich gefestigt.
Die Aufgaben waren sehr umfangreich für die Praktikumszeit und wären auch in
weniger Zeit nicht möglich gewesen. Trotz der Auslastung hat das Praktikum viel Spaß
gemacht und mich sowohl fachlich als auch persönlich bereichert. Die Atmosphäre am
Arbeitsplatz war auch durch die kleine Mitarbeiterzahl (10) auch sehr familial und
angenehm. Es wurden öfters Aktivitäten gemeinsam geplant und auch am Arbeitsplatz
wurde man viel unterstützt und auch als Praktikant sehr gut eingespannt. Probleme gab
es daher keine und das Praktikum verlief reibungslos.
Für APEL ist die Fortbildung und Entwicklung von Studenten sehr wichtig und sie
nehmen jeden Sommer circa zwischen drei und acht Praktikanten auf. Auch
internationale Studenten sind sehr erwünscht, jedoch ist die französische Sprache eine
absolute Notwendigkeit dort arbeiten zu können. Ein Praktikum bei APEL ist sehr zu
empfehlen. Als Praktikant bekommt man mit eigenen Projekten viel zugetraut und wird
dadurch extrem gefordert und gebildet. Die Mitarbeiter sind hilfsbereit und freundlich
und stehen auch für Fragen außerhalb der Arbeit zur Verfügung.
Das Praktikum
ermöglicht einen Einblick in die Forschung und ein potentielles Arbeitsleben nach dem
Geographie Studium. Man merkt dass das Studium sehr wichtig ist für die
Grundlagenbildung und diese auch täglich abgefragt werden. Am Ende des Studiums
beweist das Praktikum auch inwiefern man bereit ist für das Arbeitsleben und motiviert
sich eventuell weiterzubilden.
Das soziale Umfeld war bei mir in Québec City durch den Austausch in der 10. Klasse
bereits gegeben. Jedoch ist die Stadt auch klein genug um sich schnell einzuleben und
Kontakte zu knüpfen. Zugang zu der Universität und den dazugehörigen Aktivitäten
(Sportmannschaften, Vereine, etc.) ist leider nicht möglich, da man als Praktikant bei
APEL nicht vor Ort immatrikuliert wird. Dennoch gibt es viele andere Möglichkeiten sich
sportlich oder kulturell zu betätigen und vor allem im Sommer werden in Québec viele
Veranstaltungen und Festivals organisiert. Das Reisen ohne Auto ist in Kanada deutlich
schwerer als in Europa. Mitfahrgelegenheiten werden von Kollegen organisiert um auf
Arbeit zu gelangen. Innerhalb der Stadt ist die Anschaffung eines Fahrrads zu empfehlen,
während für längere Strecken am Wochenende entweder Mitfahrgelegenheiten
organisiert oder ein Auto ausgeliehen wird. Eine Prepaid SIM Karte des Anbieters Koodo
eignet sich am besten für kurze Aufenthalte.
Der Wohnungsmarkt in Québec City ist zwar nicht mit Münchener Verhältnissen zu
vergleichen, man sollte sich aber dennoch im Voraus organisieren. Webseiten wie WGgesucht gibt es in Kanada nicht. Zimmer werden hier über kijiji.ca, Facebook Gruppen
oder
privat vermittelt. Allerdings habe ich in meinem Fall einfach meine noch
vorhandenen Freunde vor Ort gefragt, die mir prompt ein Zimmer zur Verfügung
stellten.
Kanada ist ein sehr angenehmes Land für eine Auslandserfahrung. Seine westliche
Kultur ähnelt der Deutschen und viele Eindrücke werden auch durch Filme und
Fernsehprogramme vermittelt. Die unendlichen Weiten und Distanzen zwischen Städten
oder Naturattraktionen sind gewöhnungsbedürftig sowie der Mangel an bezahlbaren
Bus- und Zugverbindungen. Die Kanadier konsumieren deutlich mehr Fleisch und leben
generell etwas umweltunbewusster als der Deutsche. Der Nationalsport Eishockey ist
ein soziales Phänomen und es sollte auf jeden Fall ein Spiel besucht werden während
dem Aufenthalt. Die Arbeitsbedingungen sind sehr vom Arbeitgeber abhängig. APEL
schreibt zum Beispiel 35 Stunden Wochen mit bezahlten Urlaub, abhängig davon wie
lange man bereits dort arbeitet. Die Wetterbedingung vor Ort sollte man sich davor
anschauen. In Québec liegt jährlich bis circa Mitte Mai Schnee und es herrschen kalte
Temperaturen. Der Sommer ist dann jedoch fast unangenehm heiß, und die Installation
einer Klimaanlage oder eines Ventilators sind fast unumgänglich.
Die Organisation und Unterstützung von Student und Arbeitsmarkt hat das Praktikum
nicht nur finanziell erleichtert. Die „monthly diaries“ helfen dabei, das Praktikum auch
währenddessen zu beurteilen und auszuwerten. Die Interesse und Kommunikation von
Herr Hoch und seinem Team vermitteln das Gefühl begleitet zu werden und bei
Problemen auch Hilfe suchen zu können. Durch meinen reibungslosen Ablauf und sehr
positive
Erfahrung
Praktikumsförderung.
gibt
es
auch
keinerlei
Verbesserungsvorschläge
für
die