IHK WirtschaftsForum 11.16 - IHK Frankfurt am Main

139. Jahrgang
www.frankfurt-main.ihk.de
11.16
A 4836
BAU- UND
IMMOBILIENWIRTSCHAFT
8 – 25
WOHNUNGSMARKTPOLITIK – HOCHTAUNUS, MAIN-TAUNUS:
GROSSER NACHHOLBEDARF – INTEGRIERTE STADTENTWICKLUNG
STANDORTPOLITIK
AUSBILDUNG
INTERNATIONAL
STEUERN
Initiative Perform:
Von der Idee zum
konkreten Projekt 34
Neue Wege in der
beruflichen Sprachförderung
43
Kanada: Investitionen in die Infrastruktur geplant 48
Betriebsveranstaltungen: Firmenfeiern ohne Reue 54
Finanzierung
Electronic Banking
Internationales
Kundengeschäft
Geschäftskonten
Karten
Unternehmensnachfolge
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Editorial
Die Zukunftsfähigkeit sichern
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
F
„Unser Blick darf nicht an der
Stadtgrenze Frankfurts enden.“
rankfurt verzeichnete in den vergangenen zehn Jahren ein Bevölkerungswachstum von etwa 80 000 Einwohnern. Dieses Wachstum
spricht für die Attraktivität von Stadt und Region. Und es ist davon
auszugehen, dass der Zuzug nach Frankfurt und in die angrenzenden
Landkreise anhalten wird. Bereits in fünf Jahren könnte die Marke von
800 000 Einwohnern in Frankfurt überschritten werden.
Diese Entwicklung spiegelt sich auf dem Immobilienmarkt wider.
Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem, steigende Mieten
und Kaufpreise sind die Folge. Die Zahlen für den IHK-Bezirk Frankfurt sind alarmierend: Demnach werden allein in Frankfurt bis 2030
circa 102 000 zusätzliche Wohnungen benötigt. Das WohnbaulandEntwicklungsprogramm der Stadt weist derzeit jedoch lediglich ein
Gesamtpotenzial von etwa 30 000 Wohnungen aus.
Dabei stellt die Wohnraumentwicklung nur einen Aspekt unter
vielen anderen – wie Gewerbe, Industrie, Verkehr und Naherholung – dar.
Berechtigte Ansprüche an die knapper werdenden Flächen gibt es somit von vielen Seiten. Diese müssen miteinander in Einklang gebracht
werden. Es gilt daher, den Prozess der integrierten Stadtentwicklung
für Frankfurt zu nutzen und die zukünftigen Herausforderungen
wirksam anzugehen.
Unser Blick darf aber nicht an der Stadtgrenze Frankfurts enden,
denn für die Lösung dieser komplexen Gemengelage ist eine regionale
Anstrengung nötig. Was folgen muss, ist ein integriertes regionales
Konzept für FrankfurtRheinMain. Denn jetzt ist die Zeit, um die Entwicklung der kommenden Jahrzehnte in die richtigen Bahnen zu lenken
und die Zukunftsfähigkeit von Stadt und Region nachhaltig zu stärken.
Prof. Mathias Müller
Präsident, IHK Frankfurt
IHK WirtschaftsForum 11.16
3
08–25
INHALT 11.16
VORWORT 3
03 Die Zukunftsfähigkeit sichern Prof. Mathias Müller,
Präsident, IHK Frankfurt
SPECIAL BAU- UND IMMOBILIENWIRTSCHAFT 3
8
10
12
14
16
18
20
22
24
25
4
Integrierte Stadtentwicklung „Warnzeichen ernst nehmen“
Frankfurt Der Wohnungsnot entgegenwirken
Wohnungsmarktpolitik Investitionen ermöglichen
Stadtplanung Enge Zusammenarbeit geplant
Wohnhochhäuser Ein Modell für die Zukunft
Frankfurt Stadtverwaltung auf Reformkurs
Frankfurt Ungebremste Nachfrage
Main-Taunus und Hochtaunus Großer Nachholbedarf
Hochtaunuskreis Modell für inklusive Bildung
Main-Taunus-Kreis Immobilienportfolio erweitert
IHK WirtschaftsForum 11.16
26
32
37
48
UNTERNEHMENSREPORT 3
26 Serie Existenzgründung Das Reisebüro der Zukunft
STANDORTPOLITIK 3
28
30
32
34
37
38
Europäisches Parlament Deutlich Flagge gezeigt
Tourismus Die Sorgenkinder der Branche
Tourismusabgabe Eine Abgabe als Chance
Initiative Perform Von der Idee zum Projekt
Demografie Arbeitszeit flexibel gestalten
15. Hessischer Unternehmerinnentag Ressourcen
intelligent nutzen
AUS- UND WEITERBILDUNG 3
INNOVATION UND UMWELT 3
46 Energieeffizienz Im Team Spart sich’s besser
INTERNATIONAL 3
48 Kanada Investitionen in Infrastruktur
RECHT UND STEUERN 3
52 Wirtschaftskriminalität Beim Ja schnappt die Falle zu
53 Amazon Marketplace Abgehängt beim Anhängen
54 Besteuerung Feiern ohne Reue im Betrieb
67 VORSCHAU | AMTLICHES | IMPRESSUM |
UNTERNEHMENSREPORT 3
40 Karriereplanung Fortbildung zahlt sich aus
42 Deutschherrenschule Hochwertige Berufsorientierung
43 Kongress Berufliche Sprachförderung
Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegen Beilagen der Fattoria La Vialla, Frankfurt
und der Wortmann AG, Hüllhorst, sowie Teilbeilagen der BIEG Hessen GbR, Frankfurt,
und der IHK Frankfurt bei. Wir bitten um freundliche Beachtung!
IHK WirtschaftsForum 11.16
5
KURZMELDUNGEN
IHK INTERN
STANDORTPOLITIK
Zum zweiten Mal stellt die IHK
Frankfurt in Zusammenarbeit mit
der Frankfurter Galerie Appel die
Arbeiten von etablierten Künstlern
und Newcomern aus. In diesem
Jahr sind Werke von Leena van
der Made (l.) und Corinna Mayer
(r.) unter dem Motto: „Strange in
Paradise“ noch bis zum 23. Dezember in der IHK zu besichtigen. Der
Journalist Christoph Schütte betonte bei der Vernissage: „Mayers
eines fragmentarischen Erzählens,
wie es alles Erzählen der Moderne
ist. Die wir, gerade wie die Künstlerin, uns immer neu und immer
anders zusammensetzen, um uns
ein Bild der Welt zu machen.“ Van
der Made folge dagegen scheinbar
einer gänzlich anderen Spur. Und
doch gehe es hier ebenso darum,
sich ein Bild zu machen. „Wenn
auch mit einem gänzlich anderen
Vokabular, mit anderen Begrifflichkeiten.“ Kunst sei, so Schütte,
anders als man im Allgemeinen
denke, nicht das Medium, das
Antwort auf alle Fragen zu geben
wüsste. Es sei das Gegenteil: „Es
ist die Kunst, die Fragen stellt.
Unsere Fragen. Nach Liebe, Lust
und Leidenschaft und Tod. Nach
der Sehnsucht, der Gesellschaft,
dem Alleinsein. Nach dem Woher,
nach dem Wohin, nach Raum und
Zeit. Mit nichts als malerischen
Mitteln.“
\
Mit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), dass
öffentliche WLAN-Angebote unter
bestimmten Umständen nicht der
Störerhaftung unterliegen, herrscht
Klarheit für die Gewerbetreibenden
und für die Kommunen, die solche
Angebote betreiben. Vor dem Hintergrund der EuGH-Entscheidung
haben sich Fachausschüsse der IHK
Frankfurt mit Fragen der Ausgestaltung von öffentlichen WLANAngeboten in den Kommunen des
IHK-Bezirks befasst. Die Einführung
von öffentlichem WLAN in den
Innenstädten kann aus Sicht der
IHK ein Beitrag zur Standortqualität
sein. Die WLAN-Angebote sind vor
allem für den Einzelhandel und den
Tourismus von Bedeutung, erhöhen
die Aufenthaltsqualität und dienen
damit der Sicherung lebendiger
Innenstädte. Weitere Infos online unter www.frankfurt-main.
ihk.de (Suchbegriff „öffentliches
WLAN“).
\
FOTO: PICTURE-ALLIANCE / DPA
FOTO: STEFAN KRUTSCH
Kunst in der IHK: Strange in Paradise Öffentliches WLAN steigert
Bilder, das sind vielmehr Facetten Aufenthaltsqualität
STANDORTPOLITIK
UMWELT
Nahmobilitäts-Check
in fünf Städten
Frankfurt-Greencity online
„Die Verkehrsinfrastruktur in den
Städten und Gemeinden ist immer noch sehr stark auf das Auto
ausgerichtet, obwohl sich die Mobilitätsgewohnheiten der Bürger
ändern“, sagte Verkehrsminister
Tarek Al-Wazir. „Wir unterstützen
die Kommunen, sich diesem Trend
anzupassen, denn gute Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer
steigern Lebensqualität und Verkehrssicherheit.“ In dem Projekt
arbeitet die ivm (Integriertes Ver-
6
kehrs- und Mobilitätsmanagement Region Frankfurt RheinMain)
gemeinsam mit Planungsbüros
für die Kommunen Nahmobilitätskonzepte aus. Das Land übernimmt über die Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen pro
Pilotkommune Kosten in Höhe von
25 000 Euro. Als weitere Unterstützung hat das Land die Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen
ins Leben gerufen. Infos unter
www.nahmobil-hessen.de.
\
Im Juli wurde der Bericht „Green
City Frankfurt 2016 – Status und
Trends“ vorgestellt, der die wichtigsten Projekte für eine nachhaltige Stadt beinhaltet. Nun können
sich Interessierte auch online informieren. Fast wöchentlich werden
auf der städtischen Internetseite
unter www.frankfurt-greencity.
de unter anderem Projekte für ein
grüneres, lebendigeres Frankfurt
vorgestellt. In der Rubrik „Nachhaltig leben“ sind viele Tipps und Kontakte zusammengestellt und nach
zwölf Kategorien sortiert. Beispiele
sind Mobilität, Essen und Trinken,
Kleidung und Mode, Elektrogeräte und Unterhaltungselektronik,
Wirtschaften, Arbeit und Finanzen
und andere. Im Kalender finden
sich viele Veranstaltungen, wie
die Klimagourmetwoche, Tag der
Regionen, Urban-Gardening-Tour
oder Familienmesse. Wer die Tipps
und Hinweise gern auf Papier haben möchte, kann den Frankfurter
Agenda-Stadtplan des Umweltforums Rhein-Main beim Umwelttelefon unter 0 69 / 2 12-3 91 00
bestellen.
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IHK WirtschaftsForum 11.16
FOTO: STEFAN KRUTSCH
IHK INTERN
Prof. Martin Wentz mit Ehrenplakette ausgezeichnet
Der ehemalige Bau- und Planungsdezernent der Stadt Frankfurt und IHK-Vizepräsident,
Prof. Martin Wentz (r.), wurde
am 14. Oktober von Oberbürgermeister Peter Feldmann (M.)
mit der Ehrenplakette der Stadt
Frankfurt ausgezeichnet. Wentz
wurde insbesondere für seine
gestaltende und vorausschauende
Planungspolitik geehrt. „Die Projekte, die mit dem Namen Martin
Wentz verbunden sind, bestimmen noch heute wesentliche Ent-
wicklungen der Stadt Frankfurt“,
sagte Feldmann in der Laudatio.
„So entstammen die Konzepte des
Riedbergs, des Europaviertels, der
Konversion von Militärflächen und
die Bebauung des Rebstocks und
der City-West den Arbeiten aus
der Amtszeit Martin Wentz‘.“ Die
Bevorratung, Bereitstellung und
Entwicklung heutiger Bauflächen
fänden ihren Ursprung in der
Tätigkeit von Martin Wentz. Er
sehe ihn als „visionären Praktiker“,
der entscheidend die Zusam-
menarbeit der Nachbarstädte
geprägt habe, ergänzte der Offenbacher Oberbürgermeister Horst
Schneider in seiner Würdigung
des Lebenswerks. „Angesichts der
Herausforderung der wachsenden
Stadt brauchen wir den Mut der
politischen Entscheidung und
Führung, wie ihn Martin Wentz
vorgelebt hat, und von dessen
Mut wir bis heute profitieren“,
so Feldmann.
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FOTO: GETTYIMAGES / EZRA BAILEY
STEUERN
Rechtssicherheit für Unternehmen
Durch den vom Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat gefundenen Kompromiss
zur Erbschaftsteuer erhalten die
Nachfolger endlich die vom DIHK
angemahnte Rechtssicherheit.
Dennoch ist klar, dass es zu höheren Belastungen bei der Übertragung von Unternehmen kommen
wird. Umso mehr ist wichtig, dass
nun auch die Bewertung von Un-
ternehmen praxisnäher ausgestaltet wird. Denn der auch vom DIHK
geforderte Vorab-Abschlag von bis
zu 30 Prozent ist weiterhin ein
wichtiger Teil der Neuregelung.
Allerdings: Die Anforderungen
für eine Inanspruchnahme des
Abschlags werden strenger gefasst. Dies betrifft die Entnahme
von Gewinnen, die nunmehr auf
\
37,5 Prozent begrenzt ist.
STANDORTPOLITIK
Integrationskonzepte vorgestellt
Wie Geflüchtete erfolgreich in Ausbildung und Beschäftigung kommen
können, erläuterte DIHK-Vizechef
Achim Dercks kürzlich bei einem
Parlamentarischen Abend in Brüssel
am Beispiel des DIHK-Programms
„Ankommen in Deutschland“ sowie des Netzwerks „Unternehmen
integrieren Flüchtlinge“. Dreh- und
Angelpunkt ist dabei insbesondere
der frühzeitige Spracherwerb. Mit
zahlreichen Projekten tragen die
IHK WirtschaftsForum 11.16
IHKs zur Integration vor Ort bei.
Gemeinsam mit den EU-Abgeordneten Thomas Mann und Thomas
Händel, dem Unternehmer Franz
Przechowski sowie dem Leiter der
Europavertretung der Bundesagentur für Arbeit, Wolfgang Müller,
wurden in der Podiumsdiskussion
Konzepte erörtert, wie Flüchtlinge
in Europa bestmöglich mit Unternehmen zusammengebracht
werden können.
\
STARTHILFE
Leitfaden für die Gründungsberatung 45 plus
Gründungsinteressierte 45 plus
benötigen eine Gründungsberatung, die ihre unterschiedlichen
Lebenslagen, Kompetenzen und
Bedürfnisse berücksichtigt. Der
neue Leitfaden, der auf den Empfehlungen des Expertenkreises
„Senior Entrepreneurship“ des
RKW-Kompetenzzentrums basiert, bietet eine Praxishilfe für
Gründungsberater, aber auch eine
Orientierung für angehende ältere Gründer. Er ist als Baukasten
aufgebaut und enthält Hinweise
mit Erläuterungen zu typischen
Herausforderungen für SeniorEntrepreneure, praxisnahe Ratschläge zum Umgang mit diesen
Herausforderungen, weiterführende Informationen für die alltägliche Beratungspraxis, Checklisten,
verwendbar als Arbeitsunterlagen
für das Beratungsgespräch, und
Best-Practice-Beispiele. Besonders ausführlich wird das Thema
Finanzierung behandelt. Der Leitfaden ist online unter www.rkwkompetenzzentrum.de abrufbar. \
7
INTEGRIERTE STADTENT WICKLUNG
„WARNZEICHEN ERNST NEHMEN“
Frankfurt ist eine attraktive
Stadt – sowohl zum Leben als auch
zum Arbeiten. Indiz hierfür ist
unter anderem auch der enorme
Bevölkerungszuwachs in den vergangenen zehn Jahren. Frankfurt
entfaltet allerdings nicht nur als
Wohnstandort eine starke Sogwirkung, sondern zieht auch jeden
Tag über 300 000 Arbeitnehmer
an. Nehmen Sie das Wachstum
eher als Chance oder als Bedrohung wahr?
JOSEF: Eindeutig als Chance. Wir
können, dürfen und wollen uns
dem Bevölkerungswachstum nicht
verschließen. Weder könnten wir
als Kommune den Zuzug reglementieren. Noch sollten wir es tun,
da dadurch die hohe Attraktivität
unserer Stadt belegt wird. Und nicht
zuletzt sind wir abhängig von der
positiven Wechselwirkung zwischen
Arbeitsplatzdichte und Bevölkerungswachstum. Die Herausforderung ist, das Wachstum nicht
nur ökologisch und ökonomisch
nachhaltig, sondern insbesondere
auch sozial zu gestalten.
MÜLLER: Die gute Botschaft hat
sich inzwischen herumgesprochen:
Frankfurt ist ein attraktiver Standort – zum Wohnen, Leben und Arbeiten. Dass es die Menschen in die
Stadt zieht, weil sie hier nicht nur
Wohnraum, sondern auch Arbeitsplätze vorfinden, ist allerdings kein
Selbstläufer. Wenn man will, dass
der Standort auch in Zukunft prosperiert, müssen heute die Weichen
dafür gestellt werden. Dabei spielt
die Flächenentwicklungsplanung
eine strategisch herausragende
Rolle. Wenn es nicht gelingt, ausrei-
8
FOTO: ZABEL PROPERTY AG
Ein Gespräch mit Mike Josef, Planungsdezernent, Stadt Frankfurt, und Prof. Mathias Müller, Präsident, IHK Frankfurt,
über die Attraktivität Frankfurts als Wirtschafts- und Wohnungsstandort sowie die daraus resultierende Flächenkonkurrenz und -politik.
Im Bau: Mit einer Höhe von 172 Metern und 47 Etagen wird der Grand
Tower nach seiner Fertigstellung Deutschlands höchster Wohntower sein.
IHK WirtschaftsForum 11.16
Immobilien- und Bauwirtschaft
Prof. Mathias Müller, Präsident, IHK Frankfurt: „Die Menschen und Unternehmen
in der Region brauchen langfristig Planungssicherheit. Es reicht nicht aus, bei
den Flächenausweisungen nur auf aktuelle
Bedarfe abzustellen. Wirtschaft muss auch
verlässlich für die Zukunft planen können.“
chend Gewerbe- und Industriegebiete zu sichern, die den Anforderungen
moderner Unternehmen genügen, und vielfältige Wohnungsangebote für
unterschiedliche Zielgruppen zu schaffen, dann wird nicht nur ein weiteres
Wirtschaftswachstum schwer möglich sein. Die Unternehmen werden
es auch schwer haben, dringend benötigte Arbeits- und Fachkräfte zu
gewinnen. Um erfolgreich in der Champions League spielen zu können,
muss man sich dauerhaft steigern.
Wenn man sich anschaut, welchen Verlauf Ideen für größere Entwicklungsvorhaben nehmen, fällt eines auf: Die Resonanz ist selten positiv.
Ganz gleich, ob es um Infrastrukturprojekte, die Sicherung von Gewerbeflächen oder neue Wohngebiete geht. In aller Regel hagelt es Kritik,
wenn nicht sogar deutlichen Protest. Das ist nicht nur in Frankfurt so,
sondern ein deutschlandweit zu beobachtender Trend. Wie erklären Sie
sich diese augenscheinlich negative Grundstimmung?
JOSEF: Es ist richtig: Manchmal hat man den Eindruck, Großprojekte
finden bei uns nicht mehr statt. Aber es gibt auch positive Beispiele: Das
Dom-Römer-Projekt, unsere neue Altstadt, hat überwiegend Befürworter,
selbst bei Menschen, die anfangs gegen das Projekt waren. Das gibt mir
Hoffnung, dass qualitätsvolle Großprojekte eben doch vermittelbar sind.
MÜLLER: Es scheint in der Tat so, dass sich Menschen durch Wachstum
mitunter eher bedroht fühlen, anstatt darin eine Chance zu sehen. Die
Konsequenz daraus darf allerdings nicht sein, in eine regungslose Starre
zu verfallen. Wenn man die Attraktivität von Frankfurt stärken will, muss
man offen kommunizieren, was das für die Stadtentwicklung bedeutet.
Alleine an der Frage, ob und wie viel landwirtschaftlich genutzte Flächen
man sich in einer wachsenden Metropole mit engen Stadtgrenzen dauerhaft leisten will, wird deutlich: Die Verantwortlichen müssen in der Lage
sein, auch unpopuläre Entscheidungen treffen zu können, wenn sie richtig
sind. Wenn man die Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt betrachtet,
zeichnet sich ab, dass die Dynamik im Neubau bereits nachlässt: 2015 ist
die Zahl der Baugenehmigungen um neun Prozent eingebrochen. Das ist
ein Warnzeichen, das man ernst nehmen muss.
Die Wirtschaft scheint sich in Frankfurt nicht nur wohlzufühlen, sondern
auch gut zu funktionieren. In den ersten sechs Monaten dieses Halbjahres
konnte Frankfurt Gewerbesteuereinnahmen von beinahe einer Milliarde
LINK ZU THEMA
Der IHK-Statusbericht zum integrierten Stadtentwicklungskonzept der
Stadt Frankfurt ist online unter www.frankfurt-main.ihk.de (Suchbegriff „Stadtentwicklungskonzept“) abrufbar.
IHK WirtschaftsForum 11.16
Mike Josef, Planungsdezernent, Stadt Frankfurt: „Wir können, dürfen und wollen uns
dem Bevölkerungswachstum nicht verschließen. Die Herausforderung ist, das Wachstum
nicht nur ökologisch und ökonomisch nachhaltig, sondern insbesondere auch sozial zu
gestalten.“
Euro verbuchen. Das ist ein neuer Rekordwert. Welche stadtplanerischen
Maßnahmen sind aus Sicht der IHK erforderlich, damit Frankfurt seine
Attraktivität als Wirtschaftsstandort sichert?
MÜLLER: Der IHK-Arbeitskreis Stadtentwicklung hat dazu im vergangenen
Jahr ein umfangreiches Konsultationspapier erarbeitet, indem die zentralen
Handlungsfelder benannt und die jeweils zutreffenden Maßnahmen klar
umrissen sind. Fest steht, dass die Menschen und Unternehmen in der
Stadt und Region langfristig Planungssicherheit brauchen. Es reicht nicht
aus, bei den Flächenausweisungen nur auf aktuelle Bedarfe abzustellen.
Wirtschaft muss auch verlässlich für die Zukunft planen können.
Findet die Wirtschaft bei der Stadtplanung mit ihren Anliegen Gehör?
JOSEF: Die Wirtschaft und die IHK als eine ihrer herausragenden Institutionen haben ihren festen Platz in der Stadtplanung. Das war beispielsweise bei der Erarbeitung des Masterplans Industrie so und das gilt
in gleichem Maße für die derzeit laufende Erstellung eines integrierten
Stadtentwicklungskonzeptes.
Bei einer Größe von 250 Quadratkilometern kommt irgendwann der
Punkt, an dem die Grenzen des Wachstums innerhalb der Stadtgrenzen
erreicht sind. Wie realistisch beziehungsweise notwendig ist es, sich
bereits heute in der Region FrankfurtRheinMain über eine interkommunale Flächenpolitik zu verständigen?
JOSEF: Eine engere interkommunale Kooperation ist keine bloße Option,
sondern eine zwingende Notwendigkeit. Wir als Stadt Frankfurt können
beispielsweise das erwartete Bevölkerungswachstum gar nicht alleine
stemmen, was den Wohnungsbau angeht. Und es wäre illusorisch, zu
glauben, dass Frankfurt für jedes ansiedlungs- oder expansionswillige
Unternehmen bereits ein maßgeschneidertes Areal bei der Hand hat.
Wenn man die ganze Region im Blick hat, sieht das natürlich anders aus.
MÜLLER: Eine integrierte und nachhaltige Stadtentwicklung kann innerhalb
einer polyzentrischen Metropolregion wie FrankfurtRheinMain nicht an
den Stadtgrenzen enden. Das wäre illusorisch. Das Credo der IHK lautet
\
nicht umsonst: Die Region ist die Stadt der Zukunft.
INTERVIEW
SEBASTIAN
TRIPPEN
Geschäftsführer,
Wirtschaftspolitik
und Metropolenentwicklung,
IHK Frankfurt
[email protected]
9
FRANKFURT
DER WOHNUNGSNOT ENTGEGENWIRKEN
Die Stadt Frankfurt wächst und wächst, was vor allem ihrer Attraktivität als Wirtschaftsmetropole geschuldet ist.
Gleichzeitig wächst die Wohnungsnot. Eine Herausforderung für die verantwortlichen Politiker, die durchaus an erprobte
Instrumente der Stadterweiterung anknüpfen könnten.
M
ünchen tut es! Wien und Hamburg auch, ebenso Berlin, aber auch
beispielsweise Freiburg, Münster oder Kiel. Die Einwohnerzahlen
dieser Städte wachsen seit Jahren; sie errichten deshalb großflächig neue Stadtteile oder Quartiere in ihren Außenbereichen, vorwiegend
auf Ackerland. Sie tun es, um einer neuen Wohnungsnot entgegenzuwirken.
Frankfurt wächst ebenfalls seit nun bald zehn Jahren. Die hohe
Lebensqualität sowie die attraktiven Ausbildungs- und Arbeitsplätze
ziehen insbesondere junge Menschen an, die hier leben und arbeiten
wollen. Ende 2015 waren über 750 000 Menschen mit Haupt- und
Nebenwohnsitz in unserer Stadt angemeldet. Allein seit Beginn des
Jahres 2010 ist Frankfurt damit um rund 74 000 Menschen gewachsen.
Entgegen allen offiziellen Prognosen wird Frankfurt bei diesem Trend
noch vor dem Jahr 2020 die Zahl von 800 000 Einwohnern überschreiten.
Warum nur wird in Frankfurt – anders als in den vorgenannten Städten –
diese rasante Entwicklung von der Politik und den meisten Institutionen
weitgehend ignoriert? Warum gibt es keinen Konsens zwischen den verantwortlichen Parteien, auf diese nun nicht neue Herausforderung für die
Stadtentwicklung mit dem seit dem 19. Jahrhundert erprobten Instrument
der Stadterweiterung in einer gemeinsamen großen Kraftanstrengung der
Ausweisung neuer großflächiger Stadtteile und -quartiere zu reagieren?
Regelmäßige Wachstumsschübe
In dieser unverständlichen Situation ist es wichtig, sich an die Frankfurter Traditionen der Stadtentwicklung zu erinnern: an die gründerzeitlichen Stadterweiterungen im späten 19. Jahrhundert, die Neubaugebiete
der Moderne der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts, die über 50
neuen Stadtquartiere der Fünfzigerjahre, die Nordweststadt der Sechzigerjahre sowie den Riedberg oder das Europaviertel der Neunzigerjahre.
Der Wohnungsbau in den Ländern
Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 247 700 Wohnungen fertiggestellt; das waren 1,0 Prozent mehr als
im Jahr 2014.
Veränderung gegenüber 2014
Fertigstellungen in
in Prozent
Bayern
Nordrhein-Westfalen
Baden-Württemberg
Niedersachsen
Hessen
Rheinland-Pfalz
Berlin
Schleswig-Holstein
Brandenburg
Hamburg
Sachsen
Mecklenburg-Vorpomm.
Thüringen
Sachsen-Anhalt
Saarland
Bremen
11189
10
© Globus
53 352
40 670
+ 3,5 %
- 12,1
37 686
25 453
+ 5,9
- 0,6
17 792
11 197
+ 3,6
- 10,9
10 722
10 293
+ 22,6
- 1,6
9 234
+ 4,4
8 521
+ 22,2
7 795
+ 8,4
4 558
3 796
3 253
1 729
1 671
+ 0,2
- 6,0
+ 13,4
+ 5,5
+ 27,9
Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- u. Raumforschung
Alle diese großflächigen Entwicklungen halfen, die Wohnungsnot der
Bevölkerung erfolgreich zu bekämpfen.
Auf diese regelmäßigen Wachstumsschübe antworteten die Verantwortlichen der Stadt stets mit dem seit Jahrhunderten zur Verfügung
stehenden Instrument der Stadterweiterung. So entstanden im Kampf
gegen den Wohnungsmangel des ausgehenden 19. Jahrhunderts Stadtteile wie das Westend, Nordend oder Ostend auf der grünen Wiese
vor der Stadt. Innerhalb von 25 Jahren verdreifachte sich damals die
Einwohnerzahl. Der Bau dieser gründerzeitlichen, damals suburbanen
Trabantenstädte am Stadtrand linderte die Wohnungsnot. Heute sind
diese Stadtteile hoch begehrt und nicht mehr wegzudenken.
Die folgende Wohnungsnot in den Zwanzigerjahren des vorigen
Jahrhunderts wurde unter der Verantwortung von Ernst May durch
großflächige Siedlungen wie die Römerstadt oder Westhausen am Rand
der Stadt bekämpft. Legendär ist der von May am Ende seiner Amtszeit
entworfene Flächenentwicklungsplan, der große Neubaugebiete auf
der grünen Wiese nördlich und südlich des Niddatals auswies.
Diese von May projektierte umfangreiche Stadterweiterung wurde
nach dem Zweiten Weltkrieg die planerische Grundlage zur Bekämpfung
der Wohnungsnot. Für über 200 000 Menschen musste damals in gut zehn
Jahren Wohnraum geschaffen werden. In der Konsequenz wurden über
50 Siedlungen auf unbebauten Flächen in kurzer Zeit errichtet. In
den Sechzigerjahren kam die Nordweststadt hinzu. Anfang der Siebzigerjahre schließlich der Ben-Gurion-Ring, auch wenn Letzterer in
seiner städtebaulichen Konzeption kein Beispiel einer ausgewogenen
Stadtentwicklung darstellt.
Anfang der Neunzigerjahre erlebte Frankfurt einen erneuten
Wachstumsschub: Infolge der Wiedervereinigung Deutschlands und
des Kriegs im früheren Jugoslawien kamen innerhalb von vier Jahren
über 40 000 Neubürger in die Stadt. Dabei herrschte bereits 1989
infolge eines ungenügenden Wohnungsbaus in den Achtzigerjahren
ein erheblicher Wohnungsmangel.
Auf diese Situation reagierte 1993 die Bundesregierung mit der
Vorlage eines „Wohnungsbauerleichterungsgesetzes“ (warum reagiert die
Bundesregierung heute nicht?), in dem das Instrument der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme festgeschrieben wurde. Diese ermöglicht
den Kommunen, die Grundstücke eines Neubaugebiets, gegebenenfalls
durch Enteignung, zum Anfangswert des Agrarlands anzukaufen und zum
Wohnbaulandpreis an Bauherren nach der Herstellung der Erschließung
wieder zu veräußern. Aus der Wertdifferenz kann so die soziale und
technische Infrastruktur für den geplanten Stadtteil finanziert werden – eine kolossale Entlastung des städtischen Haushalts. Heute sind
sich die Experten einig, dass nur über diesen Weg, jenseits kommunaler
Subventionen, kostengünstiger Wohnungsbau ermöglicht werden kann.
IHK WirtschaftsForum 11.16
Immobilien- und Bauwirtschaft
FOTO: PICTURE-ALLIANCE / WESTEND61
Über den Einwohnerzuwachs sollte sich die Stadt freuen, auch wenn
diese Entwicklung sie vor große Herausforderungen stellt. Es kommen
viele Menschen, die hier arbeiten wollen und am urbanen öffentlichen
Leben teilhaben. Das macht unsere Stadt lebenswert. Die IHK hat immer
wieder darauf hingewiesen, dass FrankfurtRheinMain nur mit diesen
Menschen seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, seine Vitalität und
seinen Wohlstand aufrechterhalten kann.
Ein weiterer wichtiger Effekt ist, dass dank der Zuwanderung und
der steigenden Geburtenrate die Stadt in ihrem Altersdurchschnitt
wieder jünger wird. Die noch nicht lange zurückliegenden Vorhersagen
der Demoskopen von einer „alternden, verarmenden Gesellschaft“ sind
für Städte wie Frankfurt überholt.
Sicherung des sozialen Friedens
Trotzdem gibt es Schattenseiten: Zur Sicherung des sozialen Friedens in
Frankfurt ist es vor dem Hintergrund des starken Bevölkerungswachstums zwingend, für ein dem Bedarf entsprechendes Wohnungsangebot
zu sorgen. Anders werden wir der bestehenden Wohnungsnot nicht
Herr. Nach Angabe des Wohnungsamtes der Stadt betrug Ende 2014 die
Wohnungsversorgung der Frankfurter Haushalte nur noch 92,6 Prozent.
Mit anderen Worten: Circa 7,4 Prozent der Haushalte verfügen nicht
mehr über eine eigene Wohnung. Da diese in anderen Wohnungen
Unterschlupf finden mussten, lebten Ende 2014 bereits circa 15 Prozent
der Haushalte in Wohnungen, die sie sich mit einem anderen Haushalt
teilen mussten. Das heißt, jeder siebte Frankfurter Haushalt war schon
vor eineinhalb Jahren von dieser harten Lebenswirklichkeit betroffen.
Diese enorme Einschränkung der Lebensqualität findet nur am
unteren Ende der Einkommensskala statt. Obere und mittlere Einkommensschichten bekommen von dieser sozialen Abwertung der betroffenen Familien und Haushalte relativ wenig mit. Sie spüren zwar die
enorme Steigerung der Mieten, können sich aber in der Regel noch am
Wohnungsmarkt (halbwegs) behaupten. Das ist der Grund dafür, dass
die politischen Parteien die tatsächliche Lage auf dem Wohnungsmarkt
kaum wahrnehmen und nicht radikal ihre politischen Vorstellungen für
die Baulandentwicklung verändern: Ihre Wählerschichten sind „nur“ von
den steigenden Mieten betroffen, aber nicht von der Not, überhaupt
eine halbwegs passable Wohnunterkunft zu finden.
Die jüngsten, bezüglich des Einwohnerzuwachses noch zurückhaltenden Prognosen sagen, dass Frankfurt bis zum Jahr
2030 noch circa 100 000 neue Wohnungen braucht. Nochmals: Ende 2014 fehlten bereits rund 30 000 Wohnungen. In dem Neubaugebiet Riedberg werden dagegen nur circa
6 500 neue Wohnungen gebaut. Diese Zahlen zeigen, dass die Stadt bis
zum Jahr 2030 bis zu zehn neue Baugebiete mit der Größe des Riedbergs entwickeln müsste, um wirksam die wachsende Wohnungsnot
zu bekämpfen.
Das mittlere verfügbare Monatseinkommen der erwerbstätigen Menschen in Frankfurt beträgt rund 2 000 Euro. Bei Monatsmieten zwischen
800 und 1 000 Euro bleibt hiervon nicht mehr viel zum Leben übrig.
Wohlgemerkt, das ist die Situation für die Mitte der Gesellschaft! Wie
aber sehen die Verhältnisse bei den Haushalten unterhalb dieser Mitte
aus? Neben Zweiteinkommen und Nebenjobs bleibt nur das selektive
engere Zusammenrücken in den Wohnungen und damit eine deutlich
wahrnehmbare Abqualifizierung der Lebenssituation. Diese Wirklichkeit
IHK WirtschaftsForum 11.16
Wohnhaus am Riedberg: Die Siedlung soll bis 2020 fertiggestellt sein.
werden die betroffenen Menschen aller sozialpolitischen Erfahrung
nach mit einer Distanzierung von der Mehrheitsgesellschaft quittieren.
Die hieraus folgenden sozialen und politischen Verwerfungen
darf eine demokratische Wohlstandsgesellschaft nicht hinnehmen.
Sie könnten leicht zum politischen (AfD-)Bumerang werden. Schon
im ausgehenden 19. Jahrhundert kämpfte deshalb die konservative
Lebensreformbewegung neben den gewerkschaftlichen Organisationen
gegen die damalige Wohnungsnot der Arbeiterklasse. Heute fehlt eine
solche konservative, politische Gerechtigkeitsbewegung.
Frankfurt wird aus diesem politischen Dilemma der Wohnraumversorgung nur durch die Entwicklung neuer Stadtteile im Außenbereich
herauskommen. Mit Nachverdichtungen in den Stadtteilen lassen sich
die Probleme der Wohnungsversorgung nicht mehr lösen. Es werden
deshalb neue Stadtteile an der Peripherie geplant werden müssen,
wenn wir eine solidarische Grundstruktur unserer Gesellschaft erhalten
wollen. Alles andere würde zu einer gewaltigen Segregation führen,
in deren Folge unser heutiges Gemeinwesen massiven Veränderungen
ausgesetzt wäre.
Schaut man aus historischer Sicht auf die Entwicklung des neuen
Stadtteils Riedberg, war dessen Entstehung kein ungewöhnliches Ereignis. Vor dem Hintergrund der damaligen Wohnungsnot suchte das
Planungsdezernat Anfang der Neunzigerjahre gezielt nach Flächen für
einen neuen Stadtteil. Infrage kamen der Riedberg und der Pfingstberg.
Warum also sollte es heute falsch sein, einen Riedberg Nummer zwei,
drei und vier zu entwickeln? München, Wien, aber auch Freiburg,
Münster oder Kiel tun es jedenfalls.
\
AUTOR
PROF. MARTIN
WENTZ
Vizepräsident,
IHK Frankfurt
m.wentz@
wentz-co.de
11
FOTO: PICTURE-ALLIANCE / AP PHOTO
Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in der Finanzmetropole steigt stetig.
WOHNUNGSMARK TPOLITIK
INVESTITIONEN ERMÖGLICHEN
Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in Frankfurt steigt, trotz Nachverdichtung sind die Baulandressourcen
jedoch endlich. Von daher ist es Aufgabe aller regionalen Akteure, diese Zukunftsaufgabe gemeinsam zu lösen.
F
rankfurt steht vor riesigen Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt. Die Nachfrage nach Wohnraum steigt schon länger
aufgrund der hohen Geburtenrate und des Trends zum Wohnen
in der Stadt, nun ist auch noch die Flüchtlingswelle hinzugekommen.
Und der Brexit könnte eine weitere Wanderungsbewegung aus London
auslösen. Wie neuere Zahlen des Wohnungsamts zeigen, fehlt es an
Unterkünften für etwa 30 000 Haushalte. Vor allem Mietwohnungen
im unteren Preissegment sind gefragt.
Frankfurt und die RheinMain-Region haben zweifellos das Potenzial,
diese Herausforderung zu meistern. Es fehlt dem hiesigen Immobilienmarkt nicht an Kapital und an versierten Akteuren. Voraussetzung
ist aber, dass die Politik auf die Entwicklungen zügig und weitsichtig
reagiert. Sie muss die Voraussetzungen für Investitionen schaffen, und
sie muss die Infrastruktur ausbauen.
Nun wird die Wohnungspolitik nicht zuletzt vom Bund bestimmt.
Die Vorgaben aus Berlin sind allerdings nicht gerade hilfreich. Vielmehr bürden sie vor allem Eigentümern und Investoren immer neue
Lasten auf: Man denke nur an die Mietpreisbremse und an die immer
12
strengeren energetischen Standards für Sanierungen und Neubauten.
Oder an Überlegungen, den Erhebungszeitraum für den Mietspiegel
so auszudehnen, dass er noch preisdämpfender wirkt als ohnehin
schon. Zu nennen ist auch das Bestellerprinzip, wonach in aller Regel
der Vermieter die Maklercourtage zahlt. Zwar hat die große Koalition inzwischen erkannt, dass sie auf diese Weise keine einzige neue
Wohnung schafft. Dennoch fällt es den beiden Volksparteien schwer,
sich auf eine Form der Sonderabschreibung für die Schaffung von
preiswertem Wohnraum zu einigen, um damit für mehr Angebote auf
dem Wohnungsmarkt zu sorgen.
Fehlentscheidungen überwiegen
Auch das Land Hessen tut wenig, um den Mangel an Wohnraum zu
beheben. Mit der dramatischen Erhöhung der Grunderwerbsteuer in den
vergangenen Jahren hat es sich sogar als Preistreiber betätigt. Es ist an
der Zeit, darüber nachzudenken, die Grunderwerbsteuer für Projekte des
sozialen Wohnungsbaus und für die Errichtung günstigen Mietwohnraums zu senken. Nicht zuletzt hat die Kommunalpolitik erheblichen
IHK WirtschaftsForum 11.16
Bau- und Immobilienwirtschaft
Einfluss auf den Wohnungsmarkt: Sie kann über ihre Planungs- und
Grundstückspolitik und über Satzungen, etwa zum Milieuschutz und zu
Stellplätzen, die Entwicklung stark beeinflussen. Etliche Städte, darunter
Frankfurt, verfügen zudem über eigene Wohnungsgesellschaften, die
als wichtige Player den Markt mitbestimmen.
Auch in Frankfurt überwiegen die Fehlentscheidungen: Die Anwendung der Mietpreisbremse in großen Teilen des Stadtgebiets erschwert
Investitionen. Das gilt noch einmal besonders für die städtische Wohnungsgesellschaft ABG Holding mit ihren 32 000 Wohnungen. Sie wird
von der schwarz-rot-grünen Koalition genötigt, die Mieten faktisch
einzufrieren. Das schwächt das Unternehmen und privilegiert die Mieter
der ABG – und zwar auch die Gutverdiener unter ihnen – gegenüber
jenen, die sich auf dem freien Wohnungsmarkt umschauen müssen.
Auch Milieuschutzsatzungen und Umwandlungsverbote schränken
die Freiheit von privaten Immobilieneigentümern ein. Sie treibt die
Sorge um, in welcher Form Wohnungseigentum überhaupt noch eine
lohnende Anlageform darstellt. Wenn Kommunen und Staat über immer
neue Auflagen die Erträge immer stärker schrumpfen lassen, stellt sich
für immer mehr Eigentümer die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, ihre
Wohnungen zu verkaufen. Es ist aus Sicht der Politik töricht, diejenigen
zu vergrämen, die knapp 80 Prozent des Wohnungsbestandes stellen
und inzwischen kaum mehr in Neubauten im unteren und mittleren
Preissegment investieren. Diese Entwicklung ist durch verstärkte kommunale Wohnungsbauaktivitäten nicht auszugleichen.
Baulandressourcen sind endlich
Schwer wiegt auch das Unvermögen der Frankfurter Politik, zügig
Bauland im großen Stil auszuweisen. Zwar ist die Zahl der Neubauten
in den vergangenen Jahren gestiegen. Doch dieser Trend wird sich nicht
mehr lange fortsetzen, da die großen Neubaugebiete Riedberg und
Europaviertel demnächst fertiggestellt sind. Auf der Habenseite kann
der Römer die Lockerung der Stellplatzsatzung verbuchen. Erfreulich ist
auch, dass der neue Planungsdezernent Mike Josef der Nachverdichtung
von Siedlungen der Fünfzigerjahre offen gegenübersteht, obwohl er dort
mit erheblichem Widerstand der Bestandsmieter rechnen muss. Viel
wird nicht nur in diesem Fall davon abhängen, inwieweit die Politik in
der Lage ist, Vorbehalte der Bürger gegen Projekte in ihrer jeweiligen
Nachbarschaft zu überwinden.
Die zunehmende Bevölkerungsdichte in Städten wie Frankfurt sorgt
nicht nur für Konflikte um beinahe jedes Bauprojekt. Die Konkurrenz um
Flächen zwischen Wohnen, Gewerbe, Verkehr und Erholung bringt auch
das geltende Planungsrecht an seine Grenzen. Zwischenzeitlich plant
der Bund, die scharfe planungsrechtliche Trennung zwischen Wohnen
und Gewerbe zu lockern. Viele Bürger sind durchaus bereit, die Nähe
von Gewerbe mit mäßigen Lärmemissionen in Kauf zu nehmen, wenn
sie dafür in einem belebten Quartier in Innenstadtnähe wohnen können.
Die Idee, künftig sogenannte urbane Mischquartiere in der Baunutzungsverordnung vorzusehen, ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Selbst wenn Frankfurt die Ausweisung neuer Baugebiete angeht
und mit der Nachverdichtung vorankommt, sind die Baulandressourcen
endlich. Durch den Flughafen und die Siedlungsbeschränkung sind
südlich des Mains kaum noch Flächen verfügbar. Es wird daher mehr
denn je darauf ankommen, dass die Region die Herausforderungen
gemeinsam angeht. Die Verbindungen innerhalb des RheinMain-Gebiets
IHK WirtschaftsForum 11.16
sind ohnehin eng: Ein erheblicher Teil der Bevölkerung arbeitet in der
einen Stadt und lebt in einer anderen, um in einer dritten einzukaufen
oder ein Konzert zu besuchen. An diese gelebte Vernetzung im Alltag
der Bürger wird auch die Planungspolitik stärker anknüpfen müssen.
Wohnraum zu schaffen, ist Aufgabe aller Kommunen im RheinMainGebiet. Der Regionalverband hat darauf hingewiesen und wäre der
Idee nach der zuständige Akteur – allerdings ist sein Einfluss begrenzt.
Ausbau der Verkehrsinfrastruktur stockt
Nach wie vor zeigen sich etliche Städte aber weiter uneinsichtig. Sie
wollen auf ihrer Gemarkung keine weiteren Neubaugebiete zulassen
und sind zur Zusammenarbeit mit Nachbarn nicht bereit. Es gibt aber
auch Ausnahmen von diesem Kirchturmdenken: Offenbach etwa, hat
erkannt, welche Chancen das Bevölkerungswachstum im Ballungsraum
für die eigene Prosperität birgt. Mehr als die Hälfte seiner Neubürger
kommen inzwischen aus Frankfurt, und es sind viele junge Leute und
Familien mit guten Einkommen darunter. Diese erfreuliche Entwicklung
ist auch Lohn dafür, dass die beiden Stadtregierungen inzwischen einen
regen Austausch pflegen. Die alte Rivalitätsfolklore ist längst einer
pragmatischen Zusammenarbeit gewichen. So ist die ABG Frankfurt
Holding früh als wichtiger Investor in Offenbach aufgetreten, inzwischen
ist sie auch in Friedberg tätig.
Damit es in Frankfurt und der Region angesichts des Bevölkerungswachstums nicht zum Kollaps kommt, ist der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur von elementarer Bedeutung. Doch er stockt. Über den Riederwaldtunnel, die nordmainische S-Bahn, den Ausbau der Eisenbahnstrecke nach
Friedberg, die ICE-Trasse nach Mannheim und die Regionaltangente West
ist seit vielen Jahren vor allem zu lesen, dass es nur langsam vorangeht,
wenn überhaupt. Schwierigkeiten gibt es auch beim Neubau und bei der
Sanierung von Schulen. Die Politik auf allen Ebenen ist dringend gefordert, für schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren zu sorgen.
Andernfalls verlieren alle Beteiligten.
\
AUTOR
JÜRGEN
CONZELMANN
Rechtsanwalt,
Vorstandsvorsitzender, Haus und
Grund, Frankfurt
conzelmann@
co-ffm.de
13
FOTO: PICTURE-ALLIANCE / ZB / EUROLUFTBILD
Blick auf Frankfurt und die Baustelle der Hafeninsel am Main.
STADTPL ANUNG
ENGE ZUSAMMENARBEIT GEPLANT
Bei einem ersten Austausch von Repräsentanten der IHK Frankfurt mit Mike Josef, dem neuen Planungsdezernenten der
Stadt Frankfurt, wurde vereinbart, künftig regelmäßig Ideen zur Stadtentwicklung zu diskutieren und auszutauschen.
D
ie Stadt Frankfurt und die IHK Frankfurt arbeiten bei der
integrierten Stadtentwicklung künftig eng zusammen. Anfang September hatten sich Vertreter der IHK Frankfurt erstmals mit dem
neuen Planungsdezernenten Mike Josef getroffen, um ihre Sichtweisen
und Ideen zur Stadtentwicklung auszutauschen. Dieser Austausch soll nun
kontinuierlich stattfinden. „Die Interessen der Wirtschaft sind für die Stadt
und die Region entscheidend. Deshalb ist es wichtig, dass sie von Anfang
an mitgedacht werden“, so Matthias Gräßle, IHK-Hauptgeschäftsführer.
Der Zuzug von 15 000 Menschen pro Jahr in die Mainmetropole eröffnet
Gestaltungsspielräume, erfordert aber zugleich auch Gestaltungswillen.
Und den gibt es: „Die Motivation für eine integrierte Stadtentwicklung
ist unsere Liebe zu Frankfurt“, sagte Gräßle.
Frankfurt hat ein Flächenproblem und die Stadt ist auf die Flächenwünsche der Wirtschaft nicht ausreichend vorbereitet. Eine
vorausschauende und bevorratende Flächenpolitik benötigt eine auf
einzelne Flächennutzungen abgestimmte Planung unter BerücksichLINK ZUM THEMA
Das Positionspapier „Anforderungen der Wirtschaft an eine integrierte Stadtentwicklung der Stadt Frankfurt für eine zukunftsorientierte
Metropolregion FrankfurtRheinMain“ ist online unter www.frankfurtmain.ihk.de/position_stadtentwicklung abrufbar.
14
tigung aller Belange. Die Bedarfe der Wirtschaft orientieren sich am
IHK-Positionspapier „Anforderungen der Wirtschaft an eine integrierte
Stadtentwicklung der Stadt Frankfurt für eine zukunftsorientierte Metropolregion FrankfurtRheinMain“. Die wirtschaftliche Entwicklung, die
Wohn- und Aufenthaltsqualität wie auch die Infrastruktur bilden hierin
die zentralen Handlungsfelder.
Vonseiten der IHK nahmen außer dem Hauptgeschäftsführer auch
Mitglieder der Ausschüsse Bau- und Immobilienwirtschaft, Einzelhandel,
Industrie, Tourismus, Verkehr sowie des Arbeitskreises Nachhaltigkeit teil.
Die Stadt wurde von ihrem Planungsdezernenten vertreten. Gemeinsamkeiten sehen beide Seiten in der vorausschauenden bevorratenden
Flächenpolitik, der Innen- und Außenentwicklung und der Verkehrsinfrastruktur. Bei der Schaffung und Bereitstellung von Gewerbe- und
Industrieflächen hingegen gibt es noch Diskussionsbedarf.
Städte sind hochkomplexe Systeme, deren Funktionen sehr voneinander abhängig sind. Integrierte Stadtentwicklung sei folglich mehr als
die Summe der Verkehrsprojekte und mehr als die Summe der Wohn- und
Gewerbeflächenpläne, betonte Gräßle. Eine derart integrierte Planung
hat es bisher weder in der Stadt Frankfurt noch in der Region gegeben.
„Wir stehen vor einer gewaltigen Aufgabe“, sagte er.
Josef unterstrich die Notwendigkeit eines politischen Konsenses zum
Thema integrierte Stadtentwicklung. Er beanstandete, dass es in Frankfurt
keinen politischen Konsens zum Thema integrierte Stadtentwicklung
IHK WirtschaftsForum 11.16
FOTO: JOCHEN MÜLLER
Bau- und Immobilienwirtschaft
Vertreter der IHK Frankfurt trafen sich mit dem neuen Planungsdezernenten der Stadt Frankfurt, Mike Josef (1. v. l.),
um Ideen zur weiteren Stadtentwicklung auszutauschen.
gebe, und sieht es als erforderlich an, diesen zu entwickeln. Mühsame
Grundsatzdiskussionen unter den verschiedenen Interessengruppen
würden Zeit kosten. Die Partizipation der Bürger und Multiplikatoren sei
in diesen Prozessen dennoch unabdingbar. Jedoch sei es nicht möglich,
jedes Interesse zu bedienen, es sei eine Entweder-oder-Entscheidung.
Wegweisende Leitsätze würden daher dringend benötigt. In ihrem Positionspapier hat die IHK dargelegt, dass die notwendigen Flächenbedarfe
für die erforderlichen wohnungswirtschaftlichen und gewerblichen
Nutzungen vor dem Hintergrund der langen Planungszeiträume vorausschauend geplant und bearbeitet werden müssen. Diese Flächenplanung
betrifft sowohl die Innen- wie auch die Außenentwicklung.
Josef stimmte zu: „Wir benötigen einen neuen Stadtteil.“ Eine große
Schwierigkeit der Stadtentwicklung bestehe allerdings darin, dass kaum
noch Möglichkeiten einer Flächenausweisung im Stadtgebiet bestehen, da
Großteile des Stadtgebiets Schutz- und Siedlungsbeschränkungsgebiete
seien. Josef möchte sich dieser Problematik annehmen und abwägen, wo
Kompromisse möglich sind. Frankfurt hat lange Zeit keine strategische
Bodenvorratspolitik betrieben, was nun eine große Herausforderung
darstellt. IHK-Vizepräsident Prof. Martin Wentz bekräftigte, wie wichtig
ein Flächenmanagement ist: „Alles dreht sich um die Verfügbarkeit von
Flächen für Wohnen und Gewerbe. Die mangelnde politische Bereitschaft,
auf die bestehende Wohnungsnot, auch gegen lautstarke Interessengruppen, mittels einer großflächigen Baulandausweisung zu reagieren, ist
erschreckend.“ Im Hinblick auf den allgemeinen Unmut über die hohen
Immobilienpreise müssten die Zusammenhänge zwischen den infolge
des zu geringen Flächenangebots steigenden Baulandkosten und den
ständig steigenden Anforderungen an die Gebäudeausstattung mit den
folglich steigenden Wohnkosten vermittelt werden.
Josef fasste die integrierte Stadtentwicklung treffend zusammen,
indem er Prof. Hanspeter Gondring von der Dualen Hochschule BadenIHK WirtschaftsForum 11.16
Württemberg zitierte: „Stadtentwicklung muss die Antworten auf die
Fragen geben: ‚Wie wollen wir in der Zukunft leben, wohnen, arbeiten
und unsere freie Zeit verbringen’“, denn Wohnen, Arbeit und Freizeit
müssten in einen Gedankengang gefasst werden. Die neue Baugebietskategorie „Urbane Gebiete“ zielt genau darauf ab, Wirtschaft und
Wohnen inklusive Freizeitgestaltung miteinander zu verbinden, wie einst
die Gründerzeitviertel. Heute sind diese mit ihrer hohen baulichen Dichte
und Mischnutzung die begehrtesten Quartiere.
Die Angabe der Wohnraumversorgungsquote, ein Maßstab für den
Umfang des zur Verfügung stehenden Wohnraums, die derzeit 93 Prozent
beträgt, bestätigt die Flächenknappheit und vor allem die Wohnungsnot.
Erst bei einer Wohnraumversorgungsquote von 103 Prozent kann von
einem ausgeglichenen Wohnungsmarkt ausgegangen werden. Ein Ziel
von Josef ist es, die geforderten 30 Prozent geförderten Wohnungsbau
im ersten und zweiten Förderweg ohne Ausnahmen umzusetzen.
Die Stadt ist bemüht, die vorhandenen Gewerbeflächen zu schützen,
und ist sich zugleich bewusst, dass außerhalb der Industrieparks Flächen benötigt werden. „Bei optimistischer Betrachtung des Potenzials
aktivierbarer Gewerbeflächen fehlen bis 2030 mindestens 43 Hektar
Gewerbe- und Industriefläche außerhalb der Industrieparks“, so Detlev
Osterloh, Geschäftsführer Innovation und Umwelt, IHK Frankfurt.
Einigkeit gebot die Thematik Verkehr. Die Realisierung der
erforderlichen, teilweise seit vielen Jahren beschlossenen Verkehrsinfrastruktur, insbesondere im Schienenverkehr, ist dringend
zu bearbeiten. Schlagworte waren die Regionaltangente West und
der S-Bahn-Ausbau. „Eine Herausforderung für den Einzelhandel ist
der wachsende Onlinehandel“, sagte Dr. Joachim Stoll, Vorsitzender,
IHK-Einzelhandelsausschuss. Das hat auch Auswirkungen auf die
Verkehrssituation. Sogenannte Microdepots für KEP-Dienstleister
(Kurier-Express-Paketdienst) können die Straßen entlasten. „Intelligente und innovative Lösungen sind gefragt“, so Dr. Alexander Theiss,
Geschäftsführer Standortpolitik, IHK Frankfurt.
Der Tourismus in Frankfurt ist eine Erfolgsgeschichte. „Um die Willkommenskultur weiter zu stärken, gibt es jedoch noch viele Stellschrauben“, sagte Thomas Reichert, IHK-Vizepräsident. Insbesondere attraktive
Ankunftsorte seien für die Stadt dringend erforderlich. Ein weiteres großes
Anliegen Reicherts ist die Zweckbindung der Tourismusabgabe; sie solle
der Tourismusförderung zugutekommen. Dem Wachstum der Stadt muss
auf ökonomischer, sozialer, ökologischer und nachhaltiger Ebene begegnet
werden. Daher sieht IHK-Vizepräsidentin Marlene Haas die Nachhaltigkeit
als eine Rahmenbedingung der integrierten Stadtentwicklung. Kernaussage der Sitzung war die Notwendigkeit eines politischen Konsenses in
Verbindung mit klar definierten Zukunftszielen für die Stadt Frankfurt.
Die langwierigen Planungsprozesse heißt es zu straffen, und aufhaltende
Diskussionen müssen durch klare Entscheidungen verkürzt werden. \
AUTOREN
DR. ALEXANDER
THEISS
Geschäftsführer,
Standortpolitik,
IHK Frankfurt
[email protected]
SVENJA
WINTERNHEIMER
Referentin, Standortpolitik, IHK Frankfurt
s.winternheimer@
frankfurt-main.ihk.de
15
FOTO: JOCHEN MÜLLER
Europaviertel.
WOHNHOCHHÄUSER
EIN MODELL FÜR DIE ZUKUNFT
Das Wohnen in Hochhäusern war lange Zeit verpönt, inzwischen erlebt es eine Renaissance. Allerdings haben die neuen
hochwertigen, komfortablen Wohnhochhäuser mit den tristen, grauen Bauwerken der Sechzigerjahre nichts mehr gemein.
H
ochwertige Wohnhochhäuser scheinen gerade besonders
angesagt auf dem Frankfurter Immobilienmarkt. Gleich
mehrere sind derzeit parallel in der Entwicklung oder Entstehung, nachdem dieser Gebäudetyp zuvor lange Jahre keinen
besonders guten Ruf hatte und daher nur Hotel- und Bürotürme
in den Himmel über FrankfurtRheinMain wuchsen. In Misskredit
geraten war das Stapeln von Wohnungen in Deutschland, weil einzelne Wohnhochhäuser am falschen Ort, mit mangelnder Qualität
oder für den falschen Nutzerkreis gebaut worden waren. Manchmal
kam auch alles zusammen. Die Projekte scheiterten, einzelne sind
heute bekannte soziale Brennpunkte. Die Vielzahl funktionierender
Wohnhochhäuser konnte dieses Negativimage nicht kompensieren.
Das Wohnhochhaus galt vielen als sozial schwieriger Problemtypus.
Die neuen Wohnhochhäuser in der Frankfurter Skyline sind
nicht zuletzt deswegen alle mehr oder weniger im Luxussegment
angesiedelt. Die Hoffnung ist, die Häuser damit gegen solche Negativentwicklungen zu immunisieren. Die Positionierungsstrategie
drückt sich nicht nur in klingenden Projektnamen aus, sondern
auch im erhöhten architektonischen Anspruch. Der zeigt sich in
16
Wettbewerbs- oder Gutachterverfahren zur Architektenfindung und
ist grundsätzlich zu begrüßen. Und natürlich rechtfertigen auch
nur hohe Verkaufs- oder Vermietungspreise den deutlich höheren
technischen und konstruktiven Aufwand, der für Hochhäuser nun
einmal betrieben werden muss, selbst wenn dieser in Teilen durch
eine höhere Grundstücksauslastung kompensiert werden kann.
Zugang zu Licht und Luft
Für den Mehraufwand können Käufer oder Mieter – am richtigen Standort und im richtigen urbanen Kontext – aber auch die Vorteile der Höhe
genießen: den unverbaubaren Zugang zu Licht und Luft, den weiten
Ausblick und die Vielfalt der Blickbeziehungen. Im Hafenparkquartier
Süd den Blick auf die Mainschleife und die Frankfurter Skyline, den
sonst nur die Banker der EZB genießen dürfen. Vom Henniger Turm aus
den Blick gleich über die ganze Stadt. Oder bei den Wohnhochhäusern
in der Innenstadt der Blick auf den urbanen Trubel, dank der Höhe aber
auch mit dem nötigen Abstand.
Die aktuelle Nachfrage bestätigt offenbar den Trend zum Hochhaus. Zum einen liegt dies sicher daran, dass dieser Gebäudetypus
IHK WirtschaftsForum 11.16
Bau- und Immobilienwirtschaft
sich besonders für Wohnungszuschnitte eignet, die zur steigenden
Anzahl von Single- oder Paarhaushalten passen. Hochhäuser
vermitteln zudem ein Bild von Modernität, Hochtechnologie und
Urbanität, das gut zum immer beliebteren städtischen Lebensgefühl
passt. Und schließlich – und das ist in einer zunehmend durch ihr
internationales Publikum geprägten Stadt wie Frankfurt sicher auch
ein Aspekt – gehören sie in internationalen Großstädten ohnehin
zum Standard, sind den potenziellen Kunden also vielfach von einer
ihrer vorherigen Stationen bereits geläufig.
Sie passen also gerade in die Zeit, erweitern den Typenkanon
für Architekten und Stadtplaner, und sie bereichern im besten Fall
das Stadtbild – sind die Vorbehalte der Vergangenheit also obsolet?
Pauschale Vorbehalte sind tatsächlich obsolet, denn grundsätzlich
spricht nichts dagegen, in bestimmten Situationen und mit dem
richtigen Konzept in die Höhe zu bauen. Es sollten aber ein paar
wesentliche Aspekte berücksichtigt und sorgfältig abgewogen
werden, um für die Stadt, das Quartier und das Gebäude selbst eine
nachhaltige Entwicklung zu sichern.
zeitweilig zugänglich zu machen, was nicht zuletzt die Akzeptanz von
Hochhäusern erhöht. Dies ist bei reinen Wohnhochhäusern komplex,
bei Hybriden aber durchaus denkbar.
Besonderer Wohnwert
Der besondere Wohnwert von Hochhäusern entsteht – zumindest für
uns Europäer – ganz besonders durch ihren Solitärcharakter. Einerseits,
weil sie nur dann die Vorteile von Licht, Luft und freiem Blick wirklich
entfalten können. In den dichten Hochhausclustern, beispielsweise der
Boomstädte der Golfregion, kann man erfahren, wie schnell zu eng
gepackte Hochhäuser diese Attraktivität einbüßen. Andererseits, weil
sie nur als Solitäre auch besondere Bauten, Highlights, Landmarken
bleiben. Als solche sollten sie betrachtet und bewusst und mit Bedacht
eingesetzt werden. Das spricht nicht gegen Wohnhochhäuser, sondern
dafür, sie nicht durch eine zu große Anzahl zu entwerten.
\
AUTOREN
GERHARD BRAND (l.)
Geschäftsführender Gesellschafter,
AS+P Albert Speer+
Partner, Frankfurt
[email protected]
Städtebauliche Dominante
Eine tragfähige Evaluierung des tatsächlichen Nachfragepotenzials ist
ein solcher wesentlicher Aspekt. Aufgrund der Einschränkung in der
Bandbreite der adressierten Kunden ist dieser Aspekt noch wichtiger als
bei anderen Wohnimmobilien. Wohnhochhäuser sind zudem in besonderem Maße – aufgrund ihrer Eigenschaft als Premiumprodukt – anfällig
für das Phänomen faktischen Leerstands trotz vollständigen Verkaufs der
Wohneinheiten an zumeist internationale Kunden. In München gibt es
dieses Phänomen bereits vereinzelt, in London erreicht es Dimensionen,
die teilweise problematisch sind. Frankfurt hat hier den Vorteil, noch
kein vorrangiger Zielmarkt für derartige Käufer und Investoren zu sein,
die mit dem Kauf einer Wohnung in erster Linie ihr Geld sicher anlegen
wollen. Das kann sich aber schnell ändern – und nicht nur, wenn es der
Stadt am Main gelingen sollte, vom Brexit zu profitieren.
Ein Wohnhochhaus ist eine städtebauliche Dominante. Im gestalterischen Sinn, aber auch aufgrund der hohen Verdichtung, die zur
Erhöhung der Dichte des Gesamtquartiers beiträgt. Daher ist neben
der richtigen Lage und Orientierung – die immer von innen nach außen mitgedacht werden müssen – stets auch die mögliche und wünschenswerte Dichte zu entwickeln. Mindestens städtebaulich, je nach
Dimension auch stadtplanerisch. Kriterien für die richtige Dichte sind
neben einer ausreichenden Leistungsfähigkeit der technischen und
sozialen Infrastruktur auch das richtige Verhältnis von Baumasse zu
Freiflächen. Eine reine Betrachtung auf Ebene des einzelnen Projekts
führt hier nicht zum Ziel. Vielmehr muss dieser Aspekt mindestens
auf Quartiersebene betrachtet und behandelt werden, analog der
Vorgehensweise bei Neuentwicklungen großer Quartiere wie dem
Europaviertel oder dem Riedberg.
Gerade Hochhäuser sollten durch eine öffentliche Nutzung und Zugänglichkeit der Erdgeschosszone mit ihrer Umgebung vernetzt werden,
um sie – und damit auch ihre Bewohner – trotz ihres Solitärcharakters zu
einem Teil des umgebenden Quartiers zu machen und soziale Interaktion
und Kommunikation zu ermöglichen. Wünschenswert ist natürlich
auch eine entsprechende Zugänglichkeit und Nutzung der obersten
Geschosse, um einem breiteren Publikum die Höhenluft zumindest
IHK WirtschaftsForum 11.16
AXEL BIENHAUS (r.)
Geschäftsführender Gesellschafter,
AS+P Albert Speer+
Partner, Frankfurt
[email protected]
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17
FOTO: PICTURE-ALLIANCE / DPA
Bau- und Immobilienwirtschaft
Mit einer neuen Ämteraufteilung will die Stadt Frankfurt eine schnellere und kostengünstigere Abwicklung des Hochbau- und Liegenschaftsmanagements realisieren.
FRANKFURT
STADTVERWALTUNG AUF REFORMKURS
Die Stadt Frankfurt optimiert ihr Hochbau- und Liegenschaftsmanagement: Ziel des neuen Amts für Bau und Immobilien ist es, immobilienrelevante Projekte künftig schneller, kostengünstiger und rechtssicherer zu realisieren.
N
ur knapp eineinhalb Jahre nach Projektstart zur Optimierung
des städtischen Hochbau- und Liegenschaftsmanagements
hat der Magistrat in seiner Sitzung am 11. Dezember 2015 die
Organisationsform eines neuen Amtes beschlossen, das sich künftig um
das Bauen und die Immobilien der Stadt Frankfurt kümmern soll und
deshalb auch die Bezeichnung „Amt für Bau und Immobilien“ erhält.
Durch diesen Beschluss wurde der Weg frei gemacht, das Hochbauamt
und das Liegenschaftsamt zu fusionieren und weitere immobilienrelevante
Bereiche derzeitiger Bauherrenämter in das neue Amt zu integrieren.
Ziel ist es, eine schnellere, rechtssichere und kostengünstigere Abwicklung des Hochbau- und Liegenschaftsmanagements zu erreichen. Hierfür
wurden in einer etwa einjährigen, von einem externen Beratungsunternehmen begleiteten Analysephase Arbeitsabläufe und wiederkehrende
Problemfelder in den Ämtern eingehend untersucht. Anschließend wurde
gemeinsam intensiv in ämterübergreifenden Arbeitsgruppen und in enger
Abstimmung mit den Mitarbeitern aus den Ämtern und Betrieben an
optimierten Prozessen und Lösungen gearbeitet.
Mit der Neubildung des Magistrats und der neuen Dezernatsverteilung wurden die Bereiche Bau und Immobilien Mitte Juli dem bisherigen
Dezernat Reformprojekte, Bürgerservice und IT zugeordnet. In der Umsetzungsphase gilt es nun, neben der Fusion der beiden großen Ämter
und der Eingliederung immobilienrelevanter Bereiche anderer Ämter
und Betriebe neue Prozesse und Strukturen einzuführen und ein neues
IT-System auszuschreiben, damit die neue zentrale Organisationseinheit
erfolgreich arbeiten kann.
Während die Liegenschaften der Stadt Frankfurt zurzeit noch dezentral
von den jeweiligen Fachämtern verwaltet und durch das Hochbauamt
18
technisch betreut werden, wird das neue Amt für Bau und Immobilien
dann für etwa 2 500 Gebäude zuständig sein. Dabei fungiert das Amt
für Bau und Immobilien in einem sogenannten Mieter-Vermieter-Modell
als zentraler Vermieter, der die Gebäude nach Vereinbarung mit den
Mietern, also anderen städtischen Ämtern und Betrieben, bewirtschaftet
und unterhält.
Neben den genannten Zielen sollen durch die Reform hin zum neuen
Amt für Bau und Immobilien auch Vorteile wie eine gute Umsetzbarkeit
von Lebenszyklusbetrachtungen, die Festlegung stadtweiter Standards, ein
effektiver Ressourceneinsatz sowie schlanke und transparente Prozesse
erreicht werden. Ferner werden sich die Fachämter wieder mehr auf ihre
Kernaufgaben konzentrieren können, sodass auch hier ein zusätzlicher
Nutzen in allen Bereichen der Stadtverwaltung zu erwarten ist.
Mit dem optimierten Hochbau- und Liegenschaftsmanagement
wird die Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und den Externen
(Handwerker, Bauunternehmer, Architekten, Sachverständige) in Zukunft
noch reibungsloser verlaufen, sodass die Herausforderungen an eine
wachsende Stadt gut gemeistert werden können.
\
AUTOR
JAN SCHNEIDER
Dezernent für Bau
und Immobilien,
Reformprojekte,
Bürgerservice und
IT, Stadt Frankfurt
dezernatv@
stadt-frankfurt.de
IHK WirtschaftsForum 11.16
Bau- und Immobilienwirtschaft
FRANKFURT
UNGEBREMSTE NACHFRAGE
In der Mainmetropole steigen die Kaufpreise für Wohnungseigentum kontinuierlich. Mangels neuer
Wohnbaugebiete wird nicht nur innerhalb des Stadtgebiets teilweise stark verdichtet, sondern auch
in den Nachbarkommunen ist eine intensivere Bautätigkeit festzustellen.
Teure Eigentumswohnungen
Durchschnittlicher Kaufpreis für Neubauwohnungen im Jahr 2015 in den 20 größten
Städten Deutschlands in Euro pro Quadratmeter
München
Stuttgart
Frankfurt/Main
Berlin
Düsseldorf
Hamburg
Köln
Münster
Nürnberg
Hannover
Bremen
Bonn
Leipzig
Dortmund
Dresden
Essen
Bochum
Wuppertal
Bielefeld
Duisburg
6 300 €/qm
5 100
4 400
4 300
4 300
4 200
3 800
3 800
3 600
3 500
3 500
3 400
3 200
3 000
3 000
2 900
2 800
2 800
2 500
2 400
Quelle: Gutachterausschüsse für
Grundstückswerte, GEWOS
D
Steigerung
zu 2010
in Prozent
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
11269
56 %
62
39
45
34
35
52
44
39
38
25
21
43
48
36
20
36
31
34
26
© Globus
ie Nachfrage nach Wohnimmobilien in den Metropolen, aber auch
in vielen kleineren Universitätsstädten ist ungebrochen. Grund für
diese ungebremste Nachfrage ist einerseits das Bestreben nach
kurzen Wegen zur Arbeitsstelle und auch zu zentralen Verkehrsknoten, andererseits die fehlende Alternative an stabilen und lukrativen Anlageformen.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass seit zehn Jahren die Neubaupreise
von Eigentumswohnungen in Frankfurt jährlich um durchschnittlich fünf
Prozent steigen. Lediglich die Immobilienkrise in 2006 / 2007 führte 2008
und 2009 kurzfristig zu einer Stagnation der Preise auch im Wohnungsbau.
Die Möglichkeiten der Stadt, entsprechend der Nachfrage Wohnraumareale
zur Verfügung zu stellen, sind begrenzt. Die großen Wohnbauprojekte
Riedberg und Europaviertel sind größtenteils beendet und führen daher
zu einer Reduktion des Angebots. Sollten in den kommenden Jahren die
Kapitalmarktzinsen keine wesentliche Veränderung erfahren, wird der Preisanstieg weiter anhalten – voraussichtlich aber nur im einstelligen Bereich.
Die bisher in Frankfurt nicht geliebte Wohnform in Großanlagen
und Hochhäusern erfreut sich seit wenigen Jahren mangels Alternativen einer wachsenden Beliebtheit. Etwa 15 Wohnhochhäuser, die
bereits in der Vermarktung oder erst in der Planung sind, sorgen für
ein Angebot von etwa 3 000 Wohneinheiten. Die bei der Erstellung
von Wohnhochhäusern anfallenden erhöhten Baukosten können durch
höhere Kaufpreise, vor allem in den oberen Stockwerken, kompensiert
werden. In den unteren Stockwerken werden übliche Neubaukaufpreise
von 4 500 Euro pro Quadratmeter erzielt. In den höheren Stockwerken
20
liegen die Kaufpreise oft bei 7 000 Euro und in Einzelfällen sogar über
10 000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Auch weniger attraktive
Standorte, die bisher gewerblich genutzt wurden, werden vom Markt
aufgenommen. Da kurzfristig keine neuen Wohnbaugebiete zur
Bebauung anstehen, intensiviert sich auch die Bautätigkeit in den
Nachbargemeinden und sorgt dort ebenfalls für gestiegene Kaufpreise.
Vor allem das Angebot an Bauflächen für Eigenheime ist in Frankfurt
extrem eingeschränkt. Falls Wohnbauflächen zur Verfügung stehen, werden
diese, falls möglich, intensiv durch Geschosswohnungen bebaut. Hierbei
wird mittlerweile ein Maß der baulichen Nutzung erreicht, das erheblich
höher ist als in früheren Jahren. Dies muss nicht automatisch mit einer
Verschlechterung der Wohnqualität einhergehen, da diese intensive Bebauung oft in der Nähe von Grünflächen realisiert wird.
Welche Auswirkungen der Brexit für Frankfurt zeigen wird, ist unter
Experten noch sehr umstritten. Es ist damit zu rechnen, dass der Brexit sich
nicht negativ auf Frankfurt auswirkt, vielmehr wird sich die Nachfrage – in
welchem Umfang auch immer – nach Büro- und Wohnraum erhöhen. Da
der Leerstand von Büroflächen noch relativ hoch ist, Baurecht noch für
weitere Bürogebäude besteht und auch aus dem Markt genommene, derzeit nicht vermietbare Büroflächen wieder dem Markt zugeführt werden
können, ist Frankfurt im Bürosektor für eine Erweiterung der benötigten
Büroflächen gut gerüstet.
Neben mehreren planungsrechtlich bereits möglichen Neubaumaßnahmen in zentraler Lage gibt es weitere Standorte wie Merton, NiederEschbach, Rödelheim, Sossenheim und Niederrad, die dann wieder in den
Fokus der Investoren gerückt würden. Der Umzug von Mietern aus diesen
dezentralen Lagen ins Zentrum würde gestoppt, eventuell würde sogar
eine entgegengesetzte Wanderung einsetzen.
Im Wohnungsbau würde allerdings eine erhöhte Nachfrage auf
einen bereits angespannten Wohnungsmarkt treffen und die Gefahr
einer Gentrifizierung noch erhöhen. Aber auch hier ist Frankfurt in den
vergangenen Jahren einen guten Weg gegangen, indem das Umland in
die Wohnbauentwicklung verstärkt einbezogen wurde. Es ist nicht nur der
Wohnstandort Frankfurt im Fokus, sondern die Region RheinMain mit ihrer
sehr guten Verkehrsinfrastruktur.
\
AUTOR
MICHAEL DEBUS
Vorsitzender,
Gutachterausschuss
für Immobilienwerte, Bereich
Stadt Frankfurt
michael.debus@
stadt-frankfurt.de
IHK WirtschaftsForum 11.16
Advertorial
Bauunternehmung Jökel, Schlüchtern:
„Bauunternehmen des Jahres 2016“ –
bundesweit und kategorienübergreifend
Aller sehr guten Dinge sind drei: Nachdem die Bauunternehmung Jökel im vergangenen Jahr den Ludwig-Erhard-Preis gewann, in diesem März zur No. 1
des GPTW – Great Place To Work innerhalb der Bauwirtschaft gekürt wurde und sich deutschlandweit
und branchenübergreifend in die Top 100 auf Platz
35 einreihte, erlebte nun das Schlüchterner Bauunternehmen einen weiteren Höhepunkt im Rahmen
seiner unternehmerischen Entwicklung. Peter und
Stefan Jökel, beide Geschäftsführende Gesellschafter,
nahmen unlängst für ihr Unternehmen die Auszeichnung „Bauunternehmen des Jahres 2016“ entgegen.
Alljährlich wird dieser Wettbewerb von dem Lehrstuhl für Bauprozessmanagement und Immobilienentwicklung (LBI) der Technischen Universität München gemeinsam mit „THIS – Das Fachmagazin für
erfolgreiches Bauen“ ausgeschrieben. Der diesjährige
Preisträger Jökel gewann nicht nur in der Kategorie
Hochbau kleinere und mittlere Unternehmen, sondern
ist zugleich auch einziger Gesamtsieger des Wettbewerbs – bundesweit und kategorienübergreifend. Ziel
des Wettbewerbs ist es, Erfolgsfaktoren und Innovationen in strategischen und operativen Bereichen von
Unternehmen der Bauwirtschaft zu identifizieren und
auszuzeichnen.
Prof. Dr. Zimmermann, Ordinarius des Lehrstuhls der
TU München, entwickelte für die Bewertung mit seinem Team einen inhaltlich qualitativ sehr hoch angesiedelten und umfangreichen Fragebogen. Dieser ist
keineswegs nur wissenschaftlich ausgerichtet, sondern orientiert sich gleichermaßen an der Baupraxis und Umsetzung im Interesse der Kunden. Dabei
werden auf wissenschaftlicher Basis alle erforderlichen und grundlegenden Fähigkeiten rund um die
unterschiedlichen Bauprozesse der Bauunternehmen
ermittelt. Jedes Unternehmen erhält im Anschluss an den Wettbewerb eine individuelle Auswertung, die besondere
Stärken, eventuelle Schwächen und mögliche Potenziale ausleuchtet. „Wir sind sehr stolz auf diese Auszeichnung, doch ist es gerade dieses Benchmarking,
das uns immer wieder antreibt, uns an hochqualifizierten Wettbewerben zu beteiligen“, beschreibt
Stefan Jökel die Motivation des Unternehmens.
„Schließlich verstehen wir uns als „Lernende Organisation“ und streben eine stetige Verbesserung in allen
erfolgsrelevanten Bereichen an.“ Und Peter Jökel
ergänzt: „Wir sehen in den Wettbewerben eine große
Chance, unser Unternehmen kontinuierlich zu hinterfragen und konsequent nach vorne zu bringen.“ Es
sei vor allem auch die Philosophie, sich als innovativer
Geschäftsführer und Abteilungsleiter freuen sich über ihre Auszeichnung. Das Foto zeigt von links nach rechts (hintere Reihe): Marcus
Liedtke, Mathias Zarse, Stefan Jökel, Kay Praag; und in der vorderen
Reihe: Timo Gaul, Peter Jökel, Harald Berthold. Auf dem Foto fehlt
Klaus Köhler.
Partner mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis
sowie durch Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit
und Kostenbewusstsein vom Wettbewerb abzuheben. „Doch wissen wir auch, dass wir unsere Ziele
nur mit äußerst engagierten Mitarbeitern erreichen
können. Schließlich erzeugt Ihre Identifikation mit der
Philosophie unseres Unternehmens die Begeisterung,
mit der sie ihre Aufgaben bewältigen und ihre Überzeugungen unseren Kunden nachhaltig vermitteln.“
Seit 2001 wird die Schlüchterner Bauunternehmung
Jökel in fünfter Generation von den Brüdern Peter und
Stefan Jökel geführt. Sie beschäftigt rund 100 Mitarbeiter und setzte im Jahr 2015 45,92 Mio. Euro
um. Das Leistungsspektrum des Unternehmens ist
bewusst sehr breit angelegt, um zum einen bedarfsgerecht Synergien zu nutzen und zum anderen gewisse
Risiken möglichst breit zu streuen. Dazu gehören
Hochbau (Rohbau), Tief- und Straßenbau, schlüsselfertiges Bauen sowie eine eigene Planungsabteilung
im Unternehmen. Außerdem setzt das Unternehmen
eigene Projektentwicklungen als Bauträger um.
Bauunternehmung Jökel
Gartenstraße 44, 36381 Schlüchtern
Tel.: (0 66 61) 84-0 · Fax: (0 66 61) 84-20
E-Mail [email protected]
Internet: www.joekel.de
FOTO: JOCHEN MÜLLER
In den Landkreisen Hochtaunus und Main-Taunus übersteigt
die Nachfrage nach Wohneigentum das Angebot bei Weitem.
MAIN-TAUNUS UND HOCHTAUNUS
GROSSER NACHHOLBEDARF
Die Nachfrage nach Wohnraum im Hochtaunus und Main-Taunus ist deutlich gestiegen. Vor allem Kommunen,
die gut an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden sind, profitieren von dieser Entwicklung.
A
ufgrund der Schlagzeilen, die die Entwicklungen auf dem
Frankfurter Wohnungsmarkt regelmäßig produzieren, gerät die
Situation in den beiden Landkreisen des IHK-Bezirks häufig etwas
aus den Augen. Auch wenn die Bevölkerungsentwicklung im Hochtaunuskreis und Main-Taunus-Kreis in den zurückliegenden zehn Jahren
nicht mit der Entwicklung Frankfurts (plus 11,8 Prozent) mithalten
konnte, ist die Bevölkerung und somit die Nachfrage nach Wohnraum
aber in vielen Gemeinden der Landkreise deutlich angestiegen.
Während einzelne, nicht optimal angebundene Gemeinden im
Hochtaunuskreis zwar mit Bevölkerungsrückgängen zu kämpfen haben,
steht beispielsweise Oberursel mit einem Bevölkerungszuwachs von
mehr als sechs Prozent innerhalb von zehn Jahren im Hochtaunuskreis
an der Spitze. Im Main-Taunus-Kreis liegen Hattersheim mit etwa sechs
Prozent sowie Kelkheim und Liederbach mit etwa fünf Prozent bei der
Entwicklung ganz vorne.
FRANKFURTER IMMOBILIENBÖRSE BEI DER IHK FRANKFURT
Die Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt ist ein Zusammenschluss von Maklern, Sachverständigen, Entwicklern, Verwaltern
und weiteren rund um die Immobilie engagierten Unternehmen und Institutionen. Sie wurde 1967 unter der Trägerschaft der IHK Frankfurt
gegründet und verfolgt im Wesentlichen das Ziel der Verbesserung der
Markttransparenz auf dem Immobilienmarkt im IHK-Bezirk Frankfurt.
Hierzu erstellen die Mitglieder und die IHK gemeinsam regelmäßig Immobilienmarktberichte. Der Gewerbemarktbericht enthält Angaben zu
Büromieten, Einzelhandelsmieten sowie Mieten für Lager- und Produktionsflächen. Der Wohnungsmarktbericht zu Mietwohnungen, Eigentumswohnungen, Reihenhäusern, Doppelhaushälften, Einfamilienhäusern, Baugrundstücken sowie zum Jahresmietfaktor. Weitere Infos
online unter www.frankfurt-main.ihk.de/immobilienboerse.
22
Diese Entwicklung schlägt sich auch in den Transaktionen auf
dem Wohnungsmarkt nieder. Rund 1 650 Kauffälle für unbebaute und
bebaute Wohngrundstücke im Hochtaunuskreis und 1 300 Kauffälle im
Main-Taunus-Kreis ergeben die Gesamtzahl von knapp 3 000 Kauffällen für unbebaute und bebaute Wohngrundstücke in den Landkreisen
im Jahr 2015. Damit wurde ein Umsatz von 1,46 Milliarden Euro
generiert. In 2014 waren es insgesamt noch rund 2 600 Kauffälle für
etwa 1,25 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Steigerung von rund
360 Kauffällen (plus 13,9 Prozent) und circa 210 Millionen Euro (plus
16,8 Prozent) innerhalb eines Jahres.
Nachholbedarf in den Landkreisen
Zudem wurden 2015 im Hochtaunuskreis rund 1 050 Kauffälle für
Wohneigentum und im Main-Taunus-Kreis knapp 1 500 Kauffälle für
Wohneigentum registriert. Zusammen also 2 550 Kauffälle, mit denen
ein Umsatz von knapp 590 Millionen Euro erzielt wurde. In 2014 waren
es noch rund 2 350 Kauffälle für etwa 503 Millionen Euro. Das Plus
binnen Jahresfrist entspricht in diesem Segment also rund 200 Kauffällen (plus 8,9 Prozent) und circa 82 Millionen Euro (plus 16,3 Prozent).
Diese Zahlen verdeutlichen die hohe Nachfrage nach Grundstücken
und Wohneigentum in den Landkreisen. Im Gegenzug tritt hier aber ein
ähnliches Problem wie in Frankfurt auf: Die Nachfrage übersteigt das
Angebot bei Weitem. In diesem Jahr wurden gleich zwei Studien mit
Wohnungsbedarfen in FrankfurtRheinMain veröffentlicht und beide
kommen zu ähnlichen Ergebnissen für die Landkreise Main-Taunus
und Hochtaunus.
Eine Prognose des Regionalverbands ermittelt für den Main-TaunusKreis einen Bedarf von etwa 16 500 Wohnungen und für den Hochtaunuskreis von circa 14 000 Wohnungen bis zum Jahr 2030. Gemessen
IHK WirtschaftsForum 11.16
Bau- und Immobilienwirtschaft
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EA-B: 60,0-87,0 kWh/(m²a), BHKW, Bj. 2015, EEK B-C
Auch in der jüngsten Vergangenheit sind die Baufertigstellungen für
Wohnungen viel zu niedrig ausgefallen. Im Schnitt der Jahre 2011 bis
2015 wurden im Hochtaunuskreis pro Jahr gerade einmal 470 Wohnungen und im Main-Taunus-Kreis 675 Wohnungen fertiggestellt.
Alleine bis 2020 gibt das IWU jedoch einen jährlichen Bedarf von rund
1 600 Wohnungen für den Hochtaunuskreis und circa 1 700 Wohnungen
für den Main-Taunus-Kreis an.
Der jährliche Bedarf übersteigt die tatsächlichen Fertigstellungszahlen also deutlich. Dass sich dies auf die Entwicklung der Mieten und
Kaufpreise insbesondere in den Städten und Gemeinden auswirkt, die
über eine gute Anbindung an den Schienenverkehr verfügen, ist sehr
verständlich und war zu erwarten. Um hier entgegenzuwirken, sollten
die Kommunen in den Landkreisen Hochtaunus und Main-Taunus die
Wohnbauentwicklung nicht nur der Stadt Frankfurt überlassen, sondern
die im regionalen Flächennutzungsplan seit vielen Jahren vorgesehenen
Wohnbauflächen nutzen, um somit eine Nachfragedeckung für die
eigenen und für neu hinzukommende Bürger zu gewährleisten.
Neben der zügigen Aktivierung bereits ausgewiesener Areale in
den Landkreisen empfiehlt die Frankfurter Immobilienbörse zudem
die Ausweisung zusätzlicher Entwicklungsareale für Wohnbauland.
Bedarf besteht insbesondere im Geschosswohnungsbau in den vorderen
Städten der Landkreise und entlang der zentralen Achsen des öffent-
AUTOR
HELMUT
CHRISTMANN
Vorstandsvorsitzender, Frankfurter
Immobilienbörse bei
der IHK Frankfurt
[email protected]
MIET- UND KAUFPREISE IM HOCHTAUNUS UND MAIN-TAUNUS
Laut Wohnungsmarktbericht 2015 / 2016 der Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt beginnen die Mietpreise auf dem Wohnungsmarkt bei vier Euro pro Quadratmeter in einzelnen Gemeinden des
hinteren Hochtaunuskreises und reichen bis zu 13,50 Euro pro Quadratmeter in Königstein und Kronberg beziehungsweise 13 Euro pro Quadratmeter in Bad Homburg, Oberursel und Bad Soden. Vor allem in den
bevorzugten Kernstadtlagen des Main-Taunus-Kreises und des Hochtaunuskreises ist derzeit eine hohe Nachfrage nach Mietwohnungen zu verzeichnen. Die Preise für Eigentumswohnungen liegen in der Regel zwischen 800 Euro für ältere Wohnungen und 4 800 Euro pro Quadratmeter
für Neubauwohnungen im Vordertaunus. In den Kernstädten, unter anderem in Hofheim, Bad Soden und Kelkheim, können aber auch höhere Preise erzielt werden. Für Reihenhäuser und Doppelhaushälften in
den Landkreisen liegen die Preise zwischen 90 000 und 650 000 Euro.
Für Einfamilienhäuser werden Preise zwischen 95 000 und 1,5 Millionen Euro erreicht. Die Preisspanne ist in diesem Marktsegment aufgrund
der teilweise sehr ländlichen Struktur und des oft noch vorhandenen hohen Sanierungsaufwands sehr breit gefächert und nach oben nicht limitiert. Daher können für Spitzenimmobilien auch deutlich höhere Preise
aufgerufen werden. Im oberen Preissegment liegen auch hier die Städte im Vordertaunus. Deutlich niedrigere Kaufpreise werden in den nicht
optimal angebundenen Taunusgemeinden erzielt, beispielsweise in Grävenwiesbach und Weilrod. Bei Baugrundstücken für den Mietwohnungsbau reicht die Preisspanne von 80 Euro in Weilrod bis zu 1 200 Euro pro
Quadratmeter in Bad Homburg. Im Durchschnitt werden für Baugrundstücke in guten Lagen Preise von 500 Euro pro Quadratmeter realisierbarer Wohnfläche vereinbart und in Spitzenlagen entsprechend mehr.
Kaufpreise für Renditeobjekte liegen im Bereich des Neun- bis 20-fachen der Netto-Jahreskaltmiete.
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EA-B: 61-65 kWh/(m²a), BHKW, Bj. 2015, EEK B
Ausgewiesene Areale zügig aktivieren
lichen Personennahverkehrs. Denn es bleibt aufgrund der positiven
Beschäftigungsentwicklung eine der größten Herausforderungen der
Kommunen, eine angemessene Wohnraumversorgung für Fachkräfte
\
mit geringen bis mittleren Einkommen zu ermöglichen.
EA-B: 58,9 kWh/(m²a), BHKW, Bj. 2015, EEK B
am heutigen Wohnungsbestand beträgt der Bedarf im Hochtaunuskreis
zwischen 9,3 Prozent in Weilrod und 14,1 Prozent in Königstein. Im
Main-Taunus-Kreis liegt der Bedarf zwischen 12,9 Prozent in Hochheim
und 16,5 Prozent in Hofheim und Flörsheim. Eine Studie des Instituts
Wohnen und Umwelt in Darmstadt geht sogar von noch höheren
Zahlen aus: Für den Main-Taunus-Kreis geht diese Studie bis 2030
von einem Bedarf von circa 20 000 zusätzlichen Wohnungen aus, für
den Hochtaunuskreis von einem Bedarf von etwa 18 000 Wohnungen.
Unabhängig von den leicht abweichenden Zahlen der Studien wird
insgesamt ein großer Nachholbedarf in den Landkreisen deutlich. Dieser
ist vor allem auch dadurch entstanden, dass in den größeren Städten
der beiden Kreise viel zu wenig gebaut wurde. Im Zeitraum von 1996 bis
2015 wurden nach einer Untersuchung des Regionalverbands nämlich
meist nur vier oder weniger Wohnungen je 1 000 Einwohner pro Jahr
gebaut. Lediglich in Bad Soden und Flörsheim wurden in diesem Zeitraum über fünf Wohnungen je 1 000 Einwohner pro Jahr fertiggestellt.
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HOCHTAUNUSKREIS
MODELL FÜR INKLUSIVE BILDUNG
FOTO: LEITENBACHER SPIEGELBERGER ARCHITEKTEN BDA
Das neue Schulzentrum Usingen soll im Frühjahr 2017 fertiggestellt sein und ist ein Baustein, um die Attraktivität
des Usinger Landes weiter zu erhöhen. Die Kosten für den neuen Schulbau und dessen Ausstattung belaufen sich
auf rund 38,8 Millionen Euro.
Modell des neuen Schulzentrums Usingen.
A
m Ortsrand der Stadt Usingen entsteht momentan das Schulzentrum Usingen, in dem gleich mehrere Schulen unter einem
Dach Platz finden. Neben der Konrad-Lorenz-Schule (Haupt- und
Realschule) wird die in Wehrheim angesiedelte Heinrich-Kielhorn-Schule
(Förderschule) in den Schulneubau integriert. Durch die Nachbarschaft
des Schulneubaus zur Astrid-Lindgren-Schule (Grundschule) und der
berufsbildenden Saalburgschule entsteht mit dem Neubau eine Art
Schulcampus.
Das Konzept des neuen Schulzentrums Usingens basiert auf einem
bereits im Jahr 2007 durchgeführten Architektenwettbewerb. Die für
die beiden Schulen erforderliche relativ große Baumasse wird durch
die aufgelöste Clusterstruktur, die maßvolle Höhenentwicklung und die
gute Geländeeinbindung in die Umgebung eingefügt. Der umgebenden
Bebauung und der Lage am Ortsrand wird dadurch Rechnung getragen.
Das Schulgebäude besteht aus acht Bauteilen, die mit zwei
Magistralen untereinander verbunden sind. Diese beiden in OstWest-Richtung verlaufenden Magistralen sind durch die versetzte
Anordnung der einzelnen Bauteile optimal belichtet. Durch die
funktionsgerechte Anordnung der einzelnen Bereiche entsteht eine
nachvollziehbare Logik, die die Organisation der zusammengeführten
Schulen widerspiegelt.
Die Freibereiche mit offenen und geschlossenen Höfen sind mit
der angrenzenden Landschaft eng verzahnt. Das Schulgrundstück wird
locker durchgrünt, um den jeweiligen Altersklassen entsprechende
Freibereiche zu schaffen. Im Innenhof und den Pausenhöfen wird
eine gefasste Platzgestaltung für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten
geschaffen (Werken, Café).
24
Das Schulzentrum Usingen unterliegt als öffentlich zugängliches Gebäude den Auflagen des barrierefreien Bauens. In der 2009 beschlossenen
UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen haben
sich die Unterzeichnerstaaten darüber hinaus verpflichtet, ein inklusives
Bildungssystem zu errichten, in dem der gemeinsame Unterricht von
Schülern mit und ohne Behinderung der Regelfall ist.
Im Rahmen dieser in Deutschland auf Länderebene umzusetzenden
Verpflichtung erfolgte 2013 zwischen dem hessischen Kultusministerium und dem Hochtaunuskreis eine Kooperationsvereinbarung zur
Schaffung einer Modellregion für inklusive Bildung im Hochtaunuskreis.
Das Schulzentrum Usingen wurde dabei als Modellschule für den
Förderschwerpunkt Hören und Sehen benannt.
Neben der Einhaltung der bestehenden Vorschriften werden die
weitergehenden, noch nicht geregelten Anforderungen im Rahmen
der Planung und Errichtung dieses Objekts modellhaft untersucht und
realisiert. Besonders hervorzuheben sind hierbei über das Normalmaß
hinausgehende Ausstattungselemente, wie unter anderem barrierefreie
Ausführungen sämtlicher Innen- und Außentüren sowie der Möbel,
ein Pflegeraum mit Behinderten-WC und -dusche und das optische
Pausen- und Alarmsignal in allen Räumen und Fluren.
Das Schulzentrum Usingen ist Teil der seit dem Jahr 2000 bestehenden Schulbauinitiative Schulen für das 21. Jahrhundert des
Hochtaunuskreises. Die Kosten für den Bau und dessen Ausstattung
belaufen sich auf rund 38,8 Millionen Euro. Durch die stetige Modernisierung der kommunalen Infrastruktur im Usinger Land, zu der
neben den umfangreichen Investitionen des Hochtaunuskreises in seine
Schullandschaft unter anderem auch die geplante Verlängerung der
S-Bahn nach Usingen sowie der im Jahr 2014 in Betrieb genommene
Neubau der Hochtaunus-Kliniken zu zählen sind, steigt die Attraktivität
des Usinger Landes enorm.
Mit dem Schulzentrum Usingen legt der Kreis einen weiteren
infrastrukturell bedeutenden Baustein. Darüber hinaus hat der
Neubau der Konrad-Lorenz-Schule ebenso wie zuvor der Neubau
der Hochtaunus-Kliniken dafür gesorgt, dass im Zentrum Usingens
attraktive Flächen frei geworden sind, die zukünftig für Wohnungsbau
genutzt werden können.
\
AUTOR
ULRICH KREBS
Landrat, Hochtaunuskreis,
Bad Homburg
[email protected]
IHK WirtschaftsForum 11.16
FOTO: MAIN-TAUNUS-KREIS
Bau- und Immobilienwirtschaft
Flüchtlingsquartier im Main-Taunus-Kreis.
MAIN-TAUNUS-KREIS
IMMOBILIENPORTFOLIO ERWEITERT
Flüchtlinge stellen die Landkreise vor große Herausforderungen. Der Main-Taunus-Kreis ist mittlerweile nicht nur Bauherr von Schulgebäuden, sondern errichtet, saniert, kauft oder mietet auch Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber.
E
inschneidende Veränderungen spiegeln sich oft in Namenswechseln. Eines der Ämter mit dem größten Investitionsvolumen im
Main-Taunus-Kreis wurde im Februar von „Amt für Schulbau und
Gebäudewirtschaft“ in „Hochbau- und Liegenschaftsamt“ umbenannt. Dass
der Hinweis auf die Schulen wegfiel, trug einer Entwicklung Rechnung,
die sich mit den steigenden Flüchtlingszahlen in den zwei Jahren zuvor
angedeutet hatte: Der Kreis errichtet, erweitert, saniert nicht mehr nur
Schulen oder investiert im Landratsamtgebäude; inzwischen hat er auch
allerorten Unterkünfte für Asylbewerber gebaut, gekauft oder Privathäuser
als Gemeinschaftsquartiere gemietet. Mit anderen Worten: Getrieben durch
die Flüchtlingsströme hat der Kreis sein Immobilienportfolio erweitert.
Flüchtlinge aufzunehmen, ist eine humanitäre Aufgabe. Aber die Landkreise und Kommunen dürfen die Augen auch nicht vor den Belastungen
verschließen, die damit einhergehen. Und in der Tat betrachten viele Bürger
die Entwicklung mit Sorge – besonders Anwohner, in deren Nachbarschaft
neue Unterkünfte entstehen. Gleichzeitig stoßen die Verantwortlichen neben
der Kritik nach wie vor auf eine große Hilfsbereitschaft von Bürgern, die
sich ehrenamtlich für die Zugewanderten engagieren. All dies zeigt: Die
Kreise, die Kommunen sind diejenige staatliche Ebene, auf der die große
Politik in der Realität, bei den Menschen, ankommt.
Im Main-Taunus-Kreis leben derzeit 3 100 Flüchtlinge, vor allem der
Zustrom im Herbst und Winter 2015 hat die Zahl nach oben getrieben.
Um alle unterzubringen, hat der Kreis in seinen Kommunen die unterschiedlichsten Quartiere errichtet oder beschafft. Das reicht von kleinen
Mehrfamilienhäusern mit einer Belegung von zehn Personen bis zu mehrstöckigen Containeranlagen mit weit mehr als 100 Bewohnern.
Mittlerweile gibt es im Main-Taunus-Kreis mehr Flüchtlingsquartiere
als Schulen: Derzeit betreut das Hochbauamt 56 Schulen und 57 Gemeinschaftsunterkünfte; an fünf weiteren Objekten für Asylbewerber wird noch
gebaut. Das ist nicht zum Nulltarif zu haben. Monatlich wendet der Kreis
für Investitionen, Ausstattungen und laufende Kosten der Unterkünfte
IHK WirtschaftsForum 11.16
rund drei Millionen Euro auf. Ein Teil davon wird mit Landeszuweisungen
abgedeckt, für den anderen Teil muss der Kreis eigene Mittel aufbringen.
Zu den größeren Quartieren zählt die Gemeinschaftsunterkunft am
Hübenbusch in Bad Soden. Dieser Komplex am Rande einer Reihenhaussiedlung wurde für rund 2,6 Millionen Euro errichtet. Zweistöckige Wohnmodule wurden dort – mit Holzplatten verkleidet, die Dächer begrünt – um
einen Innenhof gruppiert. Die Wohnungen wurden mit Bädern und Küchen
ausgestattet, ebenso ein Gemeinschaftsraum für Sprachkurse, Gespräche
mit Sozialarbeitern und Treffen mit Ehrenamtlichen eingerichtet.
Der Landesarchitektenkammer schien diese Unterkunft das geeignete
Objekt, Flüchtlingsquartiere als neues Arbeitsfeld für Bauplaner zu illustrieren: Die Anlage wurde in das Programm des diesjährigen landesweiten
Tages der Architektur aufgenommen und mit Führungen interessierten
Besuchern zugänglich gemacht – wobei belegte Wohnungen mit Rücksicht
auf die Bewohner ausgespart blieben.
Direkt neben dieser Unterkunft hat der Kreis zudem eine neue Grundschule gebaut. Sie wurde nur ein paar Monate vor dem Flüchtlingsquartier
fertig. Das Gesamtbild des Areals hat Symbolkraft: Es steht für die beiden
großen Herausforderungen des Main-Taunus-Kreises und unserer Zeit.
Nach dem massiven, teilweise chaotischen Zustrom an Flüchtlingen im
vergangenen Herbst und Winter folgt nun die mühsame Kärrnerarbeit der
Integration. Und sie bringt noch größere Herausforderungen als der Bau
\
eines Daches über dem Kopf.
AUTOR
MICHAEL CYRIAX
Landrat, MainTaunus-Kreis,
Hofheim
[email protected]
25
FOTO: MARKUS GOETZKE
Stephanie Karwoth, Inhaberin: „Die Travellounge Sachsenhausen ist ein Reisebüro 2.0.“
SERIE E XISTENZGRÜNDUNG
DAS REISEBÜRO DER ZUKUNFT
Ein eigenes Reisebüro war für Stephanie Karwoth schon lange ein Traum. Nun ist dieser Wirklichkeit geworden,
indem sie sich mit einem neuen Konzept – der Travellounge – in Sachsenhausen selbstständig gemacht hat.
Stephanie Karwoth ist gelernte
Reiseverkehrskauffrau und arbeitet seit über 20 Jahren in der
Tourismusbranche. Sie war bei
verschiedenen Veranstaltern, in
stationären und Onlinereisebüros tätig. Daraus resultierte der
Wunsch, irgendwann einmal ein
eigenes Reisebüro zu eröffnen. Im
September 2015 fing sie an, nach
passenden Räumlichkeiten in
Sachsenhausen zu suchen. Nach
anfänglichen Schwierigkeiten
wurde sie Ende des vergangenen
Jahres fündig. „Da ich aus Sachsenhausen komme, beschränkte
sich meine Standortsuche auf
diesen Stadtteil“, erzählt Karwoth. Etwas zu finden, was zu
ihren Vorstellungen passte, war
nicht einfach, „aber manchmal
26
braucht man Geduld und auch
etwas Glück“.
Die Gründerin nahm sich drei
Monate Zeit, ihr Geschäft so einzurichten, dass es ihren Erwartungen entspricht. Ihr Ziel war es, sich
anders zu präsentieren als ihre
Mitbewerber. Im Mai eröffnete sie
dann ihr erstes eigenes Reisebüro,
die Travellounge Sachsenhausen.
Individuelles Design
Sie setzt sich durch ein individuelles, modernes Designkonzept
von der Konkurrenz ab. Bunte
Katalogwände, Werbeaufsteller
und die typische Büroatmosphäre
sind durch gemütliche Sitzecken,
ein einheitliches Farbkonzept
sowie Pflanzen und Bilder ersetzt
worden. „Die Travellounge Sach-
senhausen ist ein Reisebüro 2.0,
das durch seinen Loungecharakter
frischer, mutiger und gemütlicher
sein soll“, so Karwoth. Sie habe
bewusst eine Wohlfühl-Atmosphäre geschaffen, die eine neue
Kundengeneration verkörpern und
ansprechen soll.
Reiseprospekte sind bei ihr
auch weiterhin noch zu bekommen, jedoch bewahrt sie diese stets
im hinteren Bereich ihres Ladens
auf. Für die Beratung vor Ort nutzt
sie gerne ein Tablet, auf dem sie
den Kunden Fotos oder Videos
präsentieren kann. „Service ist mir
sehr wichtig. Ich verwöhne meine
Kunden gerne, indem ich versuche,
ihnen alle Urlaubswünsche zu erfüllen“, sagt sie. Der persönliche
Kontakt zu ihnen, herauszuhören,
was sie möchten, sei Teil ihrer täglichen Arbeit. „Die Zufriedenheit
meiner Kunden ist die Bestätigung
für meinen Job, den ich sehr liebe“,
so Karwoth.
Urlaubswünsche erfüllen
Stationäre Reisebüros in ihrer
Nähe sowie sämtliche OnlineBuchungsportale zählt die Gründerin zu ihren Mitbewerbern. Direkte
Konkurrenten fürchtet sie nicht,
da sie sich durch ihr individuelles
Konzept von der Masse abheben
möchte. Zwar habe sie einen festen
Kooperationspartner, der ihr auf
dem Weg in die Selbstständigkeit geholfen habe, diesem sei sie
aber nicht als exklusivem Partner
verpflichtet. „Bei mir können die
Kunden jeden Reiseveranstalter
IHK WirtschaftsForum 11.16
Unternehmensreport
KONTAKT
Travellounge Sachsenhausen
Cranachstraße 2
60596 Frankfurt
Telefon 0 69 / 77 01 92 07
E-Mail [email protected]
Internet www.travelloungesachsenhausen.de
Weitere Kontaktadressen und
Infos zum Thema Existenzgründung bei der IHK Frankfurt,
Team Finanzplatz, Unternehmensförderung, Starthilfe,
Börsenplatz 4, 60313 Frankfurt,
Telefon 0 69 / 21 97 - 20 10,
E-Mail unternehmensfoerderung@
frankfurt-main.ihk.de.
buchen. Diese Flexibilität war eine
bewusste Entscheidung und hat
oberste Priorität“, erklärt sie.
Individuelle Beratung
Auch das Internet sieht Karwoth
nicht als Konkurrenz an. Die Grün-
derin freut sich darüber, dass die
Kunden durch dieses Medium
viel informierter sind und schon
ziemlich genaue Vorstellungen
von ihrer Reise haben, bevor sie
Kontakt zu ihr aufnehmen. Für sie
geht der Trend eindeutig zurück
ins Reisebüro, speziell, wenn es
um individuelle Wünsche oder
aufwendigere Rundreisen geht.
„Ein Hotel in Rom kann der Kunde zwar selber über das Internet
buchen, weiß dann aber noch
nicht, wo es das beste Eis gibt,
zu welchen Zeiten der Vatikan
am leersten ist oder wie er sich
in der Stadt am sinnvollsten fortbewegt.“ Viele ihrer Kunden kennt
Karwoth schon lange und weiß
genau, was sie möchten.
Bürokratische Hürden
Neben der Raumsuche fand sie
die bürokratischen Hürden als
Herausforderung auf dem Weg
in die Selbstständigkeit. Auch hier
konnte sie auf ihren Kooperationspartner zurückgreifen, der ihr
nützliche Tipps zu Behördengängen und dem Erstellen des Internetauftritts gab. Auch bei der IHK
Frankfurt informierte sie sich über
die Regelungen für die Namensfindung, die hierfür notwendigen
Anträge und in welcher Reihenfolge die Gründungsschritte am
sinnvollsten bewältigt werden.
Die Namensfindung dauerte
nicht länger als eine Woche, es
sei eine Bauchentscheidung gewesen. „Travel sollte im Namen
enthalten sein, damit die Kunden
wissen, um was es geht. Lounge
beschreibt das besondere Konzept,
und Sachsenhausen soll die Liebe
zum Stadtteil ausdrücken“, erklärt sie. Auch wenn Karwoth viele
ihrer Kunden bereits seit Jahren
kennt, sie ihr die Treue halten und
sie weiterempfehlen, ist sie auch
bei den Marketingmaßnahmen
sehr aktiv. Ihre Website sowie der
Substanz in jeder Rubrik
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Seit September wird Karwoth von
einer Mitarbeiterin unterstützt.
„Ich freue mich sehr, dass sich das
Geschäft so positiv entwickelt hat
und ich jetzt schon eine Kollegin
einstellen konnte. Somit bin ich
nicht mehr alleine im Büro und genügend Platz hat die Travellounge
sowieso“, freut sich die Gründerin.
„Momentan genieße ich einfach
den persönlichen Kontakt zu meinen Kunden und werde jeden Tag
durch den Spaß an der Arbeit für
den Schritt in die Selbstständigkeit
belohnt“, sagt sie.
\
AUTORIN
ELISA POHLAND
Referentin,
Unternehmenskommunikation,
IHK Frankfurt
[email protected]
FOTO: PHOTOGRAPHERBRUSSELS.COM
Knapp 100 deutsche Unternehmensvertreter nahmen am Europäischen Parlament der Unternehmen in
Brüssel teil, unter anderem auch Prof. Wolfram Wrabetz, stellvertretender Präsident der IHK Frankfurt.
EUROPÄISCHES PARL AMENT
DEUTLICH FLAGGE GEZEIGT
Am 13. Oktober trafen sich zum vierten Mal mehr als 700 europäische Unternehmensvertreter in Brüssel, um im
Rahmen des Europäischen Parlaments der Unternehmen über aktuelle unternehmensrelevante Themen zu diskutieren.
Noch nie stand Europa so stark in
der Diskussion wie heute: Flüchtlingskrise, Brexit, Finanzpolitik
und die Glaubwürdigkeit der Institutionen sind dabei nur einige
der aktuell diskutierten Themen.
Dabei dürfen die Themen Wachstums- und Wettbewerbsfähigkeit
nicht in den Hintergrund treten.
Gerade für die Unternehmen sind
die Erhaltung und der Ausbau des
Binnenmarktes essenziell.
In diesem Sinne brauchen
die Unternehmen Europa mit all
den Vorteilen eines einheitlichen
Binnenmarkts. Umgekehrt braucht
Europa aber auch die Unternehmen, denn die Rückkehr zu einer
wirtschaftlichen Dynamik, die
wieder für mehr Beschäftigung
sorgt, ist ohne ein erfolgreiches
Unternehmertum nicht denkbar.
Deshalb ist die direkte Kommunikation zwischen Unternehmern
und den EU-Institutionen, zum
Beispiel im Rahmen des Europäischen Parlaments der Unternehmen, so wichtig. „Business needs
Europe – Europe needs Business“
lautete daher passenderweise das
Motto der diesjährigen Auflage.
Für die deutsche Delegation
zogen 96 Unternehmensvertreter
aus allen Branchen und Regionen
in den Plenarsaal des Europäischen Parlaments ein. Gemeinsam wurden dort europapolitische Fragen aus den Bereichen
Handel, Binnenmarkt, Nachhaltigkeit und Bildung diskutiert
und über konkrete Vorschläge
abgestimmt. Dabei ging es beispielsweise darum, wie kleine
und mittlere Unternehmen ein
stärkeres Mitspracherecht in der
EU-Handelspolitik erhalten oder
wie der europäische Binnenmarkt
besser integriert wird. Die Debatten wurden von zahlreichen
Vertretern von Kommission und
Substanz in jeder Rubrik
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Parlament begleitet. Sie hatten
dadurch die Möglichkeit, die
Auffassung von Unternehmen
unmittelbar und ungeschminkt
kennenzulernen.
Wie nahe sich die Unternehmer bei der Behandlung der
einzelnen Themen dem tatsächlichen Parlamentsalltag annäherten, zeigten die Diskussionen
und die anschließenden Abstimmungsergebnisse. Auch der im
Rahmenprogramm der deutschen
Delegation stattfindende parlamentarische Abend, an dem unter
anderem EU-Kommissar Günther
Oettinger teilnahm, diente dem
gegenseitigen Verständnis und
dem Bekenntnis zu Europa.
Für die Unternehmerdelegation aus Deutschland lobte der Präsident des Deutschen Industrieund Handelskammertages, Dr. Eric
Schweitzer, das Treffen als eine
Chance für die Wirtschaft, um auf
europäischem Parkett Flagge zu
zeigen. „Die konkreten Vorteile des
Binnenmarktes für die Wirtschaft,
aber auch für das Leben jedes
Einzelnen müssen gerade wir Unternehmer klarer machen. Nur so
können wir die gewaltige Aufgabe
stemmen, das Vertrauen in Europa wiederzugewinnen“, betonte
er. Martin Schulz, Präsident des
Europäischen Parlaments, sagte in
seiner Rede zu, dass er die Belange
der Unternehmen im Blick habe.
Er wolle sich dafür einsetzen, dass
die Stimme der Unternehmer auch
in Brüssel Gehör finde.
\
AUTOR
PROF. WOLFRAM
WRABETZ
Stellvertretender Präsident,
IHK Frankfurt
wolfram.wrabetz@
helvetia.de
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FOTO: PICTURE-ALLIANCE / DPA
Einstige Touristenhochburg Antalya: menschenleerer Strand in Konyaalti.
TOURISMUS
DIE SORGENKINDER DER BRANCHE
Die anhaltenden politischen Krisen sorgen für massive Buchungsrückgänge in Ägypten, Tunesien und der Türkei.
Die Reiseunternehmen im IHK-Bezirk Frankfurt wünschen sich mehr Unterstützung durch die Bundesregierung.
„Klassische Zielgebiete wie
Ägypten, die Türkei, ja ganz
Nordafrika melden drastische
Einbrüche.“ Diesen Worten von
Dr. Michael Frenzel würden
sich die Reiseunternehmen
im IHK-Bezirk Frankfurt mit
Sicherheit anschließen. Auf
dem 20. Tourismusgipfel des
Bundesverbands der Deutschen
Tourismuswirtschaft (BTW)
sprach der Präsident des BTW
auch von einer scheinbar omnipräsenten Terrorgefahr, die die
Menschen nicht nur in Europa
verunsichere.
Der IHK Frankfurt blieb die
Stimmung unter den Reise-
30
unternehmern in ihrem Bezirk
ebenfalls nicht verborgen. Sie
holte sich bereits in diesem
Sommer ein Stimmungsbild
unter den Unternehmen ein.
In einer Onlineumfrage wurden vornehmlich Reisebüros
und Reiseveranstalter zur
Buchungsentwicklung im Geschäftsjahr 2015 / 2016 befragt.
Im Fokus standen die Mittelmeerdestinationen Ägypten,
Marokko, Tunesien, Türkei und
Griechenland. Alles Länder, die
durch die anhaltenden politischen Krisen vermeintliche
Buchungsrückgänge verzeichneten. Eine verlässlichere Aus-
sage ermöglichten nun die vorliegenden Umfrageergebnisse.
Deutliche Unterschiede
Die Ergebnisse zeigen deutliche
Unterschiede zwischen den Destinationen. Mit der Buchungsentwicklung und somit auch mit
den Umsätzen in den Destinationen Ägypten, Tunesien und
Türkei zeigen sich die meisten
Befragten „gar nicht zufrieden“.
Betrachtet man die Ergebnisse
näher, so sprechen in der Destination Tunesien ein Drittel der
Befragten von einem Buchungsrückgang von über 50 Prozent.
Bei Reisen in die Türkei sehen
zwei Drittel der Veranstalter
und Vermittler einen Rückgang
von über 40 Prozent. In Ägypten wird der Rückgang deutlich
gemäßigter gewertet.
Vergleichsweise besser
scheint die Lage in Marokko
zu sein: Die Unternehmen sind
zwar mit den Buchungen unzufrieden, die Hälfte der Befragten verzeichnet jedoch keinen
spürbaren Buchungsrückgang
bei Reisen nach Marokko. Der
Griechenland-Tourismus scheint
sich von den Auswirkungen der
Flüchtlingskrise zu erholen. Drei
Viertel der befragten Reiseunternehmen geben an, „zufrieden“
IHK WirtschaftsForum 11.16
Standortpolitik
oder gar „sehr zufrieden“ mit der
Buchungssituation zu sein, eine
große Mehrheit vermeldet keinen
spürbaren Rückgang.
Obwohl sich nicht alle griechischen Regionen gleichermaßen von der Krise erholt haben,
scheint Griechenland insgesamt
betrachtet von den anhaltenden
Krisen in Ägypten, in Tunesien
und in der Türkei zu profitieren.
Erfreulich ist, dass über 90 Prozent der befragten Unternehmen aufgrund der Krisen noch
keine Mittelmeerdestination
aus dem Programm genommen
haben.
Touristen verunsichert
Auch zu den Sekundärursachen
der anhaltenden Buchungsrückgänge wurden die Unternehmer befragt. Mehr als die Hälfte
der Unternehmen sieht einen
Hauptgrund für die anhaltende
Entwicklung in der negativen
Berichterstattung der Medien. Sie
fordern aber auch einen besseren
politischen Dialog zwischen Bundesregierung und den Regierungen der Krisendestinationen. Die
Unternehmen finden, dass es das
Ziel sein muss, die Sicherheitslage in den Destinationen selbst
zu verbessern und das verloren
gegangene Vertrauen der Reisenden zurückzugewinnen.
flikte der vergangenen Jahre, im
Falle der Türkei insbesondere in
den zurückliegenden Monaten,
hat die Reisebranche größere
Umsatzeinbußen zu verzeichnen,
da viele Reisende enorm verunsichert sind.“ Die Reisebranche
könne ihre Kunden zwar über die
jeweilige Lage in den Zielgebieten aufklären, letztlich würde
aber nur ein offener Dialog der
Bundesregierung mit den Krisendestinationen nachhaltige
Verbesserungen bringen.
Unverzichtbare
Destinationen
Für Thomas Reichert, Vizepräsident der IHK Frankfurt und Vorsitzender des IHK-Ausschusses
für Tourismus, liegen die Zusammenhänge auf der Hand: „Durch
die politischen Krisen und Kon-
Reichert glaubt, dass der aufgeklärte Tourist sehr genau auf die
Einhaltung internationaler Standards zur Sicherheit, zu Bürgerrechten und zur Menschenwürde
achtet. Unter Wahrung dieser Gesichtspunkte und unterstützt durch
geeignete Marketingaktivitäten
könnten Stammgäste zurückgeholt
und neue Gäste gewonnen werden.
Für Reichert sind die Destinationen
Ägypten, Tunesien und vor allem
die Türkei in der Reisebranche unverzichtbar.
\
AUTOREN
DR. ALEXANDER
THEISS (l.)
Geschäftsführer,
Standortpolitik,
IHK Frankfurt
[email protected]
MARTIN SÜß (r.)
Referent, Standortpolitik, IHK Frankfurt
[email protected]
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IHK WirtschaftsForum 11.16
31
FOTO: GETTYIMAGES / ALTRENDO TRAVEL
IHK Frankfurt und Dehoga Frankfurt fordern, dass eine Tourismusabgabe zweckgebunden für die Tourismusförderung und das Stadtmarketing verwendet wird.
TOURISMUSABGABE
EINE ABGABE ALS CHANCE
In der Stadt Frankfurt steht die Einführung einer Tourismusabgabe unmittelbar bevor. Die IHK Frankfurt fordert
in diesem Zusammenhang ein Mitspracherecht der Wirtschaft und plädiert für eine Stärkung des Stadtmarketings.
100 Millionen Euro. Allein diese
Zahl spricht schon für sich. Denn
diesen Betrag nimmt die Stadt
Frankfurt jährlich an direkten
und indirekten Steuern aus der
Tourismusbranche ein. Die Vollversammlung der IHK Frankfurt
war sich in ihrer Sitzung im Dezember 2015 deshalb einig: keine
weiteren Abgaben für die Tourismuswirtschaft im IHK-Bezirk.
Die Hoffnung währte nicht
lange. Denn nur ein paar Tage
später schaffte die hessische Landesregierung die Voraussetzungen
für eine weitere Abgabe für die
Tourismusbranche, die sogenannte
Tourismusabgabe. Die Änderung des
kommunalen Abgabegesetzes hat
die gesetzliche Grundlage dafür
geschaffen. Zukünftig können nicht
nur Gemeinden mit der Bezeichnung „Bad“ oder „Erholungsort“
eine Abgabe von den Touristen
verlangen, sondern auch jene mit
der Bezeichnung „Tourismusort“.
Auch die Stadt Frankfurt wird aller
Voraussicht nach in Zukunft als
Tourismusort eingestuft.
Dafür sorgen alleine schon die
8,7 Millionen jährlichen Übernachtungen, das Städel oder das Muse-
LINK ZUM THEMA
Das gemeinsame Positionspapier der IHK Frankfurt und des Dehoga
Frankfurt zur Tourismusabgabe online unter www.frankfurt-main.ihk.de/
positionspapier_tourismusabgabe.
32
umsuferfest. Denn um als Tourismusort eingestuft zu werden, gelten
unter anderem Kriterien wie das
Verhältnis aus Einwohnerzahl und
Anzahl der Gästeübernachtungen,
das Vorhandensein bedeutender
kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen von internationalem
Format. Das Netz des Gesetzgebers
ist recht engmaschig genäht, sodass
in Zukunft nur noch wenige Gemeinden durch das Raster fallen dürften.
Die konkrete Umsetzung der
Tourismusabgabe wird in den jeweiligen Gemeindesatzungen
festgelegt, im Falle von Frankfurt
steht diese noch aus. Es gilt als
wahrscheinlich, dass Privatreisende
für Übernachtungen eine zusätzliche Abgabe zu entrichten haben.
Beherbergungsbetriebe müssten
in diesem Fall die Abgabe erhe-
ben und an die Stadt weiterleiten.
Geschäftsreisende sollen von der
Regelung ausgenommen werden.
Die IHK Frankfurt hat sich frühzeitig mit dem Thema auseinandergesetzt und zusammen mit dem
Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Frankfurt einen
Arbeitskreis einberufen. Das Mitwirken der Wirtschaft im Umsetzungsprozess ist seitens der Stadt
Frankfurt ausdrücklich gewünscht
und im Koalitionsvertrag von CDU,
SPD und Grünen verankert. In intensiven Diskussionsrunden hat
sich der Arbeitskreis mit Fragen
zur möglichen Mittelverwendung,
zur Bürokratievermeidung und zu
Satzungsinhalten beschäftigt. Die
Ergebnisse wurden in einem gemeinsamen Positionspapier von
IHK und Dehoga Ende September
IHK WirtschaftsForum 11.16
Standortpolitik
veröffentlich und der Stadt Frankfurt zur Verfügung gestellt.
Die IHK Frankfurt und der Dehoga Frankfurt fordern, die aus
der Tourismusabgabe hervorgehenden Mittel zweckgebunden für
die Tourismusförderung und das
Stadtmarketing einzusetzen. Denn
es besteht zumindest die Gefahr,
dass die Mehreinnahmen nach dem
Gießkannenprinzip ressortübergreifend ausgeschüttet werden und der
dringend benötigte Schub für den
Tourismus in Frankfurt ausbleibt.
Das Ziel muss daher sein, Frankfurts
Tourismus- und Stadtmarketing
im nationalen und internationalen Wettbewerb zu stärken und
die finanzielle Ausstattung der
Tourismus+Congress Frankfurt dauerhaft und spürbar zu verbessern.
Ansonsten besteht die Gefahr,
dass andere Städte, deren Marketinggesellschaften finanziell
wesentlich besser ausgestattet
sind, Frankfurt beim Werben um
Touristen zunehmend den Rang
ablaufen. In diesem Sinne kann die
Tourismusabgabe zu einer echten
Chance für die Stadt werden. Die
Voraussetzung dafür ist, dass die
Chance auch als ehrlicher Neuanfang wahrgenommen wird und
Stadt und Wirtschaft an einem
gemeinsamen Strang ziehen.
Da die Betriebe der Tourismuswirtschaft die Hauptlast zu tragen
haben, fordern IHK Frankfurt und
Dehoga Frankfurt die Einrichtung
eines Beirats unter ihrer Beteiligung. Dieser sollte bei Fragen der
Mittelverwendung und -verteilung
miteinbezogen werden und bei
der Aufstellung der Satzung ein
Mitspracherecht haben.
Der zusätzlich zu erwartende
Verwaltungsaufwand für die Unternehmen – beispielsweise mögliche
Dokumentationspflichten – scheint
die zu erwartenden Einnahmen
ohnehin kaum zu rechtfertigen.
Selbst unter Berücksichtigung eines
einfachen Meldeverfahrens werden nach Berechnungen der IHK
IHK WirtschaftsForum 11.16
Frankfurt und des Dehoga Frankfurt für die betroffenen Unternehmen Verwaltungskosten von bis zu
4,3 Millionen Euro anfallen. Grundlage dieser Berechnung ist das vom
Statistischen Bundesamt anerkannte
Standardkostenmodell zur Messung
von Bürokratiekosten. Es rechnet die
benötigte Zeit für Arbeitsabläufe
in Kosten um. Die Basis der Kosten bilden die durchschnittlichen
Lohnkosten eines Rezeptionisten in
Frankfurt. Bei diesem Betrag sind die
Kosten, die bei der Stadt anfallen,
noch nicht berücksichtigt.
Aus diesem Grund appellieren IHK und Dehoga an die Stadt,
die Satzung möglichst einfach zu
halten. Sie sollte es den betroffenen Unternehmen ermöglichen,
erforderliche zusätzliche Dokumentationspflichten ohne großen
Mehraufwand zu bewerkstelligen.
Die Zusatzbelastung einer möglichen Dokumentationspflicht lässt
aus Sicht der IHK und des Dehoga
höchstens eine Erweiterung des
herkömmlichen Meldescheins zu.
Bereits vor der Einführung der
Tourismusabgabe lassen sich durch
eine durchdachte Informationspflicht weitere Probleme vermeiden. Die Informationen müssen
sowohl an die Unternehmen als
auch an die Touristen gerichtet
werden. In anderen Städten mit
vergleichbaren Abgaben dachten
die Verantwortlichen zu kurz. Der
Umsetzungsprozess verlief mancherorts regelrecht chaotisch, und
es blieben zu viele Ausnahmen in
der Satzung unberücksichtigt.
Deshalb schlagen IHK und
Dehoga die Bereitstellung eines
elektronischen Fragen- und Antwortkatalogs vor. Daraus sollte
unmissverständlich hervorgehen,
welche Touristengruppen von der
Abgabe betroffen oder befreit sind
und insbesondere, welche Unternehmergruppen die Abgabe einzufordern haben. In diesem Kontext
wird auch gefordert, digitale Vermittlungsplattformen mitzuberück-
sichtigen. Zur Informationspflicht
gehört zweifelsfrei auch eine klare
Regelung zu den Abgabebeträgen.
Die praktikablere und transparentere Lösung im Vergleich zu einer
prozentualen Abgabe ist aus Sicht
von IHK und Dehoga ein gleicher
Abgabebetrag pro Person und pro
Übernachtung. Die Tagestouristen
sollten von einer Abgabe ausgenommen sein, da der damit verbundene
Aufwand an den Verkaufsstellen
der betroffenen Einrichtungen wie
Museen, Kinos oder Sportveranstaltungen nicht zu rechtfertigen ist.
Die Stadt Frankfurt sollte aus
den Fehlern anderer Städte lernen
und konkret regeln, welche Tourismusgruppen die Abgabe entrichten
und welche Betriebe die Abgabe
einfordern müssen. Je umfangreicher
die Beteiligten über die Rahmenbedingungen informiert werden, desto
besser können sie sich auf die Situation einstellen. Die Akzeptanz der
Tourismusabgabe wird letztendlich
auch davon abhängen, ob die Mittel
in den Frankfurter Tourismus zurückfließen und Marketingaktivitäten
spürbar werden.
\
AUTOREN
DR. ALEXANDER
THEISS (l.)
Geschäftsführer,
Standortpolitik,
IHK Frankfurt
[email protected]
MARTIN SÜß (r.)
Referent, Standortpolitik, IHK Frankfurt
[email protected]
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33
FOTO: PICTURE-ALLIANCE / SVEN SIMON
Raus aus dem Stau: Im Rahmen eines Wettbewerbs sollen Bürger ihre Vorschläge
zur Optimierung des Verkehrsflusses in FrankfurtRheinMain einbringen können.
INITIATIVE PERFORM
VON DER IDEE ZUM PROJEKT
Anhand konkreter und vorbildlicher Projekte will die Initiative Perform Zukunftsregion FrankfurtRheinMain
die Weiterentwicklung der Metropolregion vorantreiben. Die Verantwortlichen und Akteure sind aufgerufen,
sich mit Ideen in den Prozess einzubringen.
Wer in FrankfurtRheinMain etwas
bewegen und die Zukunft gestalten
will, der kommt an konkreten Projekten vor Ort nicht vorbei. Auch
die elf Wirtschaftskammern der
Region haben deshalb beim diesjährigen Tag der Metropolregion
am 17. Mai in Frankfurt versprochen, die Weiterentwicklung der
Region in konkreten Projekten
vor Ort anzugehen. Was auf den
ersten Blick einfach klingt, birgt
große Herausforderungen. Denn
die Metropolregion umfasst drei
34
Bundesländer und viele starke
Städte mit eigenen Interessen und
hohen Freiheitsgraden im Handeln.
Die Wirtschaftskammern
hatten daher die Idee, mit ihrer
Initiative Perform Zukunftsregion
FrankfurtRheinMain und Arbeitsgruppen vorzumachen, wie Akteure
über Länder- und Stadtgrenzen
hinweg kooperieren und gemeinsam am Vorankommen einer Sache
arbeiten können. In den Arbeitsgruppen treffen sich Mitarbeiter
der Kammern aus Rheinland-Pfalz,
Hessen und Bayern. Sie arbeiten
gemeinsam an der Entwicklung
und Umsetzung von Ideen und Projekten zur Weiterentwicklung der
Region in den vier für FrankfurtRheinMain wichtigen Handlungsfeldern: Mobilität und Verkehr,
Flächenaktivierung, Digitalisierung
und räumliche Entwicklung sowie
Gründungs- und Innovationsregion
FrankfurtRheinMain. Und es ist
ihnen gelungen, der Ankündigung
auf dem Tag der Metropolregion
nun auch Taten folgen zu lassen:
Seit Anfang September sind vier
Projekte in der Umsetzung und
weitere sind in Planung. Das ist
ein guter Start.
Die Arbeitsgruppe Mobilität
und Verkehr befasst sich unter
anderem mit den Fragen, wie sich
Verkehr und Mobilität kommunal und regional zukunftssicher
gestalten und die Verkehrsinfrastruktur in der Region optimieren
lassen. Die Arbeitsgruppe stellt in
einem ersten Schritt die wichtigsten Verkehrsprojekte für die Metropolregion aus Sicht der Kammern zusammen und wird eine
Übersicht herausgeben. Damit
sprechen die Wirtschaftskammern
der Region erstmalig mit einer
Stimme und zeigen gleichzeitig
praktische Schritte auf, wie dem
seit Jahren schon prophezeiten
Verkehrsinfarkt in der Region entgegengewirkt werden kann.
Neben den großen verkehrspolitischen Vorhaben lässt sich
auch an kleineren Stellschrauben
drehen. Jeden Werktag durchfahren Ströme von Berufspendlern die
Metropolregion – Staus gehören für
viele Pendler zum Alltag. Nicht alle
Staus, aber einige von ihnen, lassen
IHK WirtschaftsForum 11.16
Standortpolitik
PROJEKTE IN DER UMSETZUNG
PERFORM – ZUKUNFTSREGION FRANKFURTRHEINMAIN
Projekt 1: Wettbewerb „Raus aus dem Stau”
Projekt 2: Verkehrspolitische Positionen für die Metropolregion FrankfurtRheinMain
Ansprechpartner: Dr. Alexander Theiss, Geschäftsführer, Standortpolitik,
IHK Frankfurt, Federführer Verkehr, IHK-Arbeitsgemeinschaft Hessen,
und Arbeitsgruppenleiter Mobilität und Verkehr, Telefon 0 69 / 21 9713 32, E-Mail [email protected]
Die Initiative der bayrischen, hessischen und rheinland-pfälzischen Wirtschaftskammern Perform – Zukunftsregion FrankfurtRheinMain hat vier
Arbeitsgruppen eingerichtet. Damit ist der Weg frei für eine länderübergreifende Zusammenarbeit an konkreten Projekten zu den Themen
Mobilität und Verkehr, Gründungs- und Innovationsregion, Flächenaktivierung sowie Digitalisierung und räumliche Entwicklung. In den kommenden Monaten wird die webbasierte Perform-Plattform neu aufgesetzt. Social-Media-Aktivitäten werden eingebunden, Ideen und
Vorschläge sollen von Dritten eingegeben werden können. Die Seite soll
somit zum zentralen Diskussionsforum für die künftige Entwicklung der
Metropolregion FrankfurtRheinMain werden. Anfang September wurde zudem festgelegt, welche Projekte durch die vier Arbeitsgruppen umgesetzt werden. Für diese und für weitere Arbeitsgruppen, beispielsweise
in den Bereichen Bildung, Ökologie oder Kultur, möchten die Initiatoren
gerne neue Mitglieder gewinnen. Kontakt: Projektbüro Perform, c/o IHK
Darmstadt Rhein Main Neckar, Almut Weber, Telefon 0 61 51 / 87 11 78,
E-Mail [email protected].
Projekt 3: Bedarfsanalyse Digitalisierung für kleine und mittelständische Unternehmen
Projekt 4: Fachkräftemonitor für die Metropolregion FrankfurtRheinMain
Ansprechpartner: Claus Gilke, Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik,
Informationsmanagement, IHK Darmstadt Rhein Main Neckar,
Telefon 0 61 51 / 87 12 82, E-Mail [email protected]
PROJEKTE IN DER PLANUNG
Projekt 5: Veranstaltungsreihe „Gewerbeflächen in FrankfurtRheinMain“
Ansprechpartnerin: Raija Hawly, Leiterin, IHK-Forum Rhein-Main,
Telefon 0 61 81 / 92 90 81 20, E-Mail [email protected]
Projekt 6: Datenbereitstellung zu relevanten Informationen für Gründer
Projekt 7: Vermarktungskonzept
Projekt 8: Vernetzung der Gründerszene
Ansprechpartner: Martin Proba, Leiter, Existenzgründung und Unternehmensförderung, International, IHK Darmstadt Rhein Main Neckar,
Telefon 0 61 51 / 87 12 34, E-Mail [email protected]
sich deutlich verkürzen. Beispielsweise durch Veränderungen bei
Zufahrtsregelungen, Verlängerung
von Beschleunigungsspuren oder
durch die Anpassung der Taktung
von Ampelschaltungen. Deswegen
wird die Perform-Initiative einen
Wettbewerb ins Leben rufen, bei
dem jene, die jeden Tag auf den
Straßen unterwegs sind, Vorschläge zur Optimierung des Verkehrsflusses machen können.
Die Devise des Wettbewerbes
ist „Raus aus dem Stau“. Bei der
Umsetzung wird die Arbeitsgruppe
mit den Verkehrsbehörden der drei
Bundesländer – Hessen Mobil,
Autobahndirektion Nordbayern,
Staatliches Bauamt Aschaffenburg und dem rheinland-pfälzischen Landesbetrieb Mobilität –
zusammenarbeiten. Ein wichtiger
erster Schritt hin zu mehr Kooperation und Zusammenarbeit auf
Landesebene. Die Preisträger des
Wettbewerbs werden auf dem Tag
der Metropolregion am 11. Mai in
der IHK Frankfurt prämiert.
IHK WirtschaftsForum 11.16
Auch die Arbeitsgruppe Digitalisierung und räumliche Entwicklung setzt Projekte um: Hier
werden Interviews mit kleinen
und mittelständischen Unternehmen in der Metropolregion
geführt, um den Unterstützungsbedarf seitens der Unternehmen beim Thema Digitalisierung genauer zu erfassen. Die
Arbeitsgruppe hat sich zum Ziel
gesetzt, das Beratungsangebot
der Kammern noch mehr an die
Bedürfnisse der Unternehmen
anzupassen beziehungsweise unter Umständen neu auszurichten.
Denkbar sind auch Handlungsempfehlungen an die Politik,
die eine bessere Unterstützung
der Unternehmen beim digitalen
Umbau der eigenen Geschäftsprozesse bewirken. Mitmachen
sollten alle Wirtschaftskammern
der Region, weswegen auch ein
Leitfaden für einen Fragebogen
entwickelt wird, der die Unterschiedlichkeit der Kammerbezirke
und Branchen abdeckt.
In den anderen beiden Arbeitsgruppen Flächenaktivierung sowie Gründungs- und
Innovationsregion sind ebenfalls Projekte vorgesehen. Zum
Thema Flächenaktivierung in
der Metropolregion wird es eine
Veranstaltungsreihe zum Thema Gewerbeflächen in FrankfurtRheinMain geben. Ziel dieser
Reihe ist es, durch Veranstaltungen vor Ort praktische Lösungsmöglichkeiten für die Herausforderungen beim Thema Flächen
aufzuzeigen beziehungsweise
ein Forum für Diskussionen und
Austausch darüber zu bieten.
Die Arbeitsgruppe Gründungsund Innovationsregion plant die
Bereitstellung neuer Daten, die
für Gründer relevant sind, sowie
eine Marketingkampagne zur
Steigerung der Attraktivität der
Region für Gründer. Auch wird die
Vernetzung der Gründerzentren
in der Region in einem Projekt
vorangetrieben. Diese Projektideen müssen allerdings noch in
den kommenden Sitzungen der
Arbeitsgruppe zu Ende diskutiert
werden, bevor sie in die Umsetzung gehen können.
Parallel dazu geht die Suche
nach Ideen und Projekten weiter. Perform geht es auch darum,
Impulse zu setzen und Betroffene
zu Beteiligten zu machen. Dazu
möchten die Verantwortlichen
mit vielen anderen Akteuren in
der Region zusammenarbeiten.
Gedacht wird dabei an Initiativen,
Vereine und Verbände aus der Region, an Hochschulen, Agenturen
und an alle, die innovative Ideen
haben und diese umsetzen wollen.
Unterstützt werden sie dabei von
Perform.
Dabei geht es nicht darum,
mit anderen in einen Wettbewerb
einzusteigen. Sondern die Akteure
möchten, dass in der Region etwas
passiert, und es soll auch sichtbar
werden. Sie möchten zeigen, was
passiert und was passieren sollte.
Deswegen wird aktuell eine interaktive Webplattform aufgebaut,
die zentrale Anlaufstelle für Ideen und Projekte zur Weiterentwicklung der Region werden soll.
Mit deren Hilfe wird es gelingen,
Wissen und Kompetenzen in der
Region noch besser zu bündeln,
darzustellen und umzusetzen. \
AUTORIN
ALMUT WEBER
Projektmanagerin, Projektbüro
Perform, c/o IHK
Darmstadt Rhein
Main Neckar
almut.weber@
darmstadt.ihk.de
35
FÜHRUNG 4.0
MEHR MUT ZU LEADERSHIP
Wer die digitale Transformation in seinem Unternehmen bewältigen will, muss die Mitarbeiter auf diesem
Weg mitnehmen. Denn starre Hierarchien werden sich auflösen und neuen Formen des Denkens weichen.
7. DEMOGRAFIEKONGRESS
Dienstag, 28. März, 14.30 Uhr bis 19 Uhr, IHK Frankfurt
Führen 4.0 – Aufbruch in eine neue Arbeitswelt, so das Motto des
nächsten Demografiekongresses. Durch die Digitalisierung angetrieben, ändert sich auch die Führungskultur. Mitarbeiter werden flexibler, damit Innovationen schneller auf den Markt kommen. Der Keynotespeaker, Prof. Gunter Dueck, zeigt auf, wie es auch in mittelständischen
Firmen funktionieren kann. Und in einer Talkrunde sowie in vier Foren
können die Teilnehmer über die Zukunft der Arbeitswelt mitdiskutieren. Die Teilnahme kostet 150 Euro (plus Mehrwertsteuer). Veranstalter
ist das Demografienetzwerk FrankfurtRheinMain. Infos und Anmeldung
online unter www.demografienetzwerk-frm.de.
Agilität für alle – so hieß eine
Themeninsel auf dem diesjährigen
Demografiekongress in der IHK
Frankfurt. Sie erfreute sich großer
Nachfrage. Denn diese Methode
aus dem Projektmanagement, die
auf kürzere Arbeitsabschnitte,
mehr Austausch im Team und
schnellere Lernkurven setzt, wird
immer mehr zum Hoffnungsträger
für das klassische Management.
Und tatsächlich machten die lebhaft diskutierten Praxisbeispiele
deutlich: Die Geschäftsmodelle
der meisten Unternehmen werden
eine tief greifende Transformation
erleben. Und dieser Prozess wird
starke Auswirkungen auf die Art
In allen Größen.
Hallen mit System.
www.renz-container.com
36
der Beschäftigungsverhältnisse
haben – auf ihre Qualität wie auch
auf den Inhalt der Tätigkeiten.
Naturgemäß ist damit Führung
nicht nur besonders gefordert. Sie
muss sich selbst stark verändern.
Immer mehr alteingesessene Unternehmen haben in
jüngster Zeit Begegnungen der
unheimlichen Art. Junge Hightech-Unternehmen drängen in
ihre Märkte und verändern die
Spielregeln. Nach Angaben des
Marktforschungsunternehmens
International Data Corporation
(IDC) müssen heute schon zwei
Drittel der Unternehmen mit stark
gewandelten Kundenanforderungen umgehen. Mit zunehmender
Geschwindigkeit beeinflusst diese
Entwicklung unsere Arbeitswelt.
Wer sich behaupten will, muss in
der Lage sein, die eigenen Kernkompetenzen zu erkennen, sie
mit Daten zu beschreiben und
diese dann über Algorithmen
softwarebasiert weltweit 24 / 7
anzubieten.
Dieser Prozess setzt neben
Technik vor allem eine neue Form
des Denkens voraus. Dazu gehört
auch, zu erkennen, dass die digitale
Transformation neben techno-
logischem vor allem kulturellen
Wandel bedeutet. Es geht darum,
die Menschen in den Unternehmen
flexibler, anpassungsfähiger, agiler
zu machen, um Entscheidungen zu
beschleunigen und Innovationen
schneller auf den Markt zu bringen. Das ist der Kern von Digital
Leadership oder von Führung 4.0.
Klassische Unternehmen werden starre Hierarchien auflösen
und Verantwortung in Teams delegieren müssen, die nahe am
Markt und am Kunden agieren. Sie
werden gewohnte Strukturen aufbrechen und damit die Vernetzung
der Menschen fördern müssen, um
jederzeit auf das gesamte Wissen
der Organisation zugreifen zu
können. Herrschaftswissen passt
nicht mehr in die Zeit.
Das klingt ambitioniert. Wie
weit sind wir auf dem Weg? Einer
Umfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft zufolge sieht
nur jede fünfte Führungskraft
das eigene Unternehmen auf dem
gewünschten Transformationsstand. Immerhin: Die Bedeutung
der Digitalisierung ist bei den
meisten befragten Führungskräften angekommen. 80 Prozent der
Unternehmen hinterfragen inzwischen, ob ihr Geschäftsmodell vor
dem Hintergrund der digitalen
Transformation noch funktioniert.
Gleichzeitig attestieren sich die
Führungskräfte selber eine geringe Digitalkompetenz und sehen in
ihr vor allem die technische Seite
der Transformation.
Dabei liegt der wesentliche
Erfolgshebel in einer digitaltauglichen Unternehmenskultur. Einer
Kultur, in der weniger kontrolliert
und mehr begleitet wird. In der
angesichts des raschen technologischen Wandels mehr experimentiert und weniger geplant
wird. All das wird sich nur einstellen, wenn es gelingt, die mit der
Transformation zwangsläufig verbundenen Ängste abzubauen und
Begeisterung für den Wandel zu
erzeugen. Hier stößt klassisches
Management an Grenzen. Gefragt
ist viel mehr Führung. Ihr muss
es gelingen, bei der bestehenden
Belegschaft Vertrauen in die neue
Form der Arbeit zu wecken. Sie
muss den Elan und die Impulse der
jungen Talente nutzen, ohne dass
sich die alten Hasen abgehängt
fühlen. Aber mehr Freiheit und
Eigenverantwortung sind leichter
gefordert als etabliert, wenn man
seit vielen Jahren gewohnt ist,
anders zu arbeiten. Neue Formen
der Zusammenarbeit erfordern
auch neue Regeln, die viele Unternehmen sich erst erarbeiten
müssen.
\
AUTOREN
FRANK WEBER (l.)
Inhaber, Weber.
advisory, Idstein
[email protected]
KARL-HEINZ
SCHULZ (r.)
Geschäftsführender Gesellschafter,
Mandelkern Marketing und Kommunikation, Frankfurt
[email protected]
IHK WirtschaftsForum 11.16
Standortpolitik
DEMOGRAFIE
ARBEITSZEIT FLEXIBEL GESTALTEN
FOTO: MAURITIUS IMAGES / CULTURA
Durch eine an Lebensphasen orientierten Personalpolitik können auch mittelständische Unternehmen punkten.
Mit den richtigen Instrumenten kann es ihnen gelingen, Fachkräfte zu gewinnen und zu binden.
Im Zuge der demografischen
Entwicklung sind Instrumente
der flexiblen Arbeitszeitgestaltung – wie Arbeitszeitkonten,
Wertguthaben und betriebliche
Altersvorsorge – auch im Mittelstand ein wichtiges Thema,
um Fachkräfte zu gewinnen und
zu binden. Betriebe können mit
einer lebensphasenorientierten
Personalpolitik punkten, in der
sie passende Angebote für Elternzeit, Pflegezeit oder Sabbatical
machen.
Eine besondere Form der Arbeitszeitkonten stellen Langzeitund Lebensarbeitszeitkonten dar.
Beschäftigte können darin Guthaben über einen längeren Zeitraum
ansparen (mindestens über ein
Jahr) und mittel- bis langfristig
durch spezielle Verwendungszwecke bei fortlaufendem Entgelt
wieder ausgleichen. Dabei sollen
Langzeitkonten die Arbeitszeit
innerhalb des gesamten Erwerbslebens flexibilisieren, während
Lebensarbeitszeitkonten fast ausIHK WirtschaftsForum 11.16
schließlich auf eine Verkürzung
der Arbeitszeit bis zum Ruhestand
ausgerichtet sind.
Bei der Einführung von Langzeitkonten ist es wichtig, eine
Reihe von Rahmenbedingungen
zu beachten. Im Mittelpunkt
stehen die Ausgestaltung der
Konten, die Schließung einer
Betriebsvereinbarung und die
Festlegung, welche betrieblichen
Personengruppen in ein solches
Modell tatsächlich miteinbezogen werden sollen. Langzeitkonten können grundsätzlich in den
Einheiten Zeit oder Geld geführt
werden, sie werden daher auch
als Zeitwertkonten bezeichnet.
Es bestehen unterschiedliche Varianten, Guthaben auf
dem Konto anzusparen: Diese
können zum Beispiel Mehrarbeits- und Überstundenzeiten,
eine Verlängerung der Arbeitszeit ohne Entgeltanpassung oder
auch der Übertrag von Prämien,
Weihnachts- und Urlaubsgeld (in
brutto) sein.
ARBEIT. ZEIT. FAMILIE.
Vereinbarkeit 4.0: flexibel, digital oder klassisch?
Donnerstag, 8. Dezember, 14 bis 19 Uhr, IHK Frankfurt
Tarifverträge zur Lebensarbeitszeit und gesetzliche Instrumente
wie Wertguthaben und Familienpflegezeit deuten an, dass Wertevorstellungen und Lebensentwürfe der Beschäftigten zunehmend
in der Gestaltung der betrieblichen Arbeitswelt berücksichtigt werden. Vor diesem Hintergrund soll mit dem Kongress die Debatte intensiviert werden, wie Zeitsouveränität und betriebliche Interessen
in der Lebenslaufperspektive in Einklang gebracht werden und welche Rahmenbedingungen hierfür förderlich sein können. Die Teilnahme kostet 47,60 Euro inklusive Catering. „Arbeit. Zeit. Familie.“
ist eine gemeinsame Veranstaltung des hessischen Sozialministeriums, der Hessenstiftung – Familie hat Zukunft und der IHK Frankfurt. Weitere Infos und Anmeldung online unter www.demografienetzwerk-frm.de/veranstaltungen.
Auch bei der Entnahme der
Guthaben bestehen verschiedene
Optionen: Das Angesparte kann
beispielsweise für eine längere
Auszeit während des Erwerbslebens genutzt werden (Sabbatical),
für eine temporäre Reduzierung
der Arbeitszeit oder für eine Freistellungsphase vor Eintritt in den
Ruhestand. Wichtig ist es, auch
Regeln für die Zeit während oder
nach der Freistellungsphase zu
entwickeln, wenn es beispielsweise um die Rückkehr an den
alten Arbeitsplatz geht. Während
der Freistellungsphase haben die
Beschäftigten grundsätzlich vollständigen Versicherungsschutz.
Bei Langzeitkonten spielen
sogenannte Störfälle eine wichtige Rolle. Ein solcher kann zum
Beispiel der Tod des Beschäftigten (Ansprüche sind vererbbar)
oder ein Arbeitgeberwechsel
sein. Langzeitkonten müssen zum
Schutz der Beschäftigten zwingend gegen Insolvenz gesichert
werden. Für alle diese Regelungen,
die keinen Betrieb überfordern
müssen, braucht es eine gute und
unabhängige Beratung.
Langzeit- und Lebensarbeitszeitkonten sind ein flexibel
gestaltbares Mittel für die Arbeitnehmer, um den Kürzungen
der gesetzlichen Rente entgegenzuwirken oder um erworbene
Zeitansprüche für individuelle
Pläne wie beispielsweise Weiterbildung zu nutzen. Die Vorteile
für Arbeitgeber liegen in der verstärkten Bindung der Mitarbeiter
an das Unternehmen, der besseren
Möglichkeit zur sozialverträglichen Personalplanung und in der
Reduzierung erhöhter altersbedingter Fehlzeiten.
\
AUTOR
DR. ULRICH
KUTHER
Geschäftsführer,
Hessenstiftung –
Familie hat Zukunft, Bensheim
[email protected]
37
Standortpolitik
15. HESSISCHER UNTERNEHMERINNENTAG
RESSOURCEN INTELLIGENT NUTZEN
„Den Frauen gehört nicht nur
die Hälfte des Himmels, sondern
auch die Hälfte der Wirtschaft“,
betonte Tarek Al-Wazir, hessischer
Wirtschaftsminister, in seinem
Grußwort beim 15. Hessischen
Unternehmerinnentag. Tatsächlich gehen 43 Prozent aller Gründungen in Deutschland im Jahr
2015 auf Frauen zurück. Al-Wazir
appellierte daher, den unternehmerischen Mut von Frauen noch
stärker zu fördern. Denn die Zukunftsfähigkeit des Landes hänge
maßgeblich von der Gründungsneigung seiner Bürgerinnen und
Bürger ab.
FOTO: JUMPP
Der Erfolg eines Unternehmens hängt nicht nur von den persönlichen Kompetenzen der Gründerin oder des Gründers
oder dem Geschäftsmodell ab. Entscheidende Faktoren sind auch dessen Innovationsfähigkeit und Effizienz.
Christiane Stapp-Osterrod, geschäftsführender Vorstand,
Jumpp, und Tarek Al-Wazir, hessischer Wirtschaftsminister.
Erfolgsfaktoren
Doch welche Eigenschaften befähigen Frauen und Männer zur
Unternehmensgründung? Laut
Prof. Jutta Rump, Direktorin,
Institut für Beschäftigung und
Employability, Hochschule Ludwigshafen, sind die persönlichen
Qualifikationen und Kompetenzen
in Kombination mit der eigenen
Motivation und Identifikation mit
dem Vorhaben eine Grundvoraussetzung für das Gelingen einer
Unternehmensgründung. Neben
diesem Eigenantrieb sind weitere unerlässliche Erfolgsfaktoren
das eigene Wohlbefinden und die
Gesundheit. Aber auch die Innovationsfähigkeit und Produktivität
einer Unternehmung spielen für
den langfristigen und nachhaltigen
Bestand eine wesentliche Rolle.
Darüber hinaus trügen Unternehmerinnen und Unternehmer
eine gesellschaftliche Verantwortung, die über die Generierung
von Gewinnen und Schaffung von
38
Arbeitsplätzen hinausgeht, fuhr
Rump fort. „In erster Linie aber
muss ein Gründer für die eigene
Geschäftsidee brennen und Mut
aufbringen“, sagte sie.
Sorgfältige Planung
Dass die Selbstständigkeit und
Unternehmensnachfolge großen Mut erfordert, konnten die
Teilnehmerinnen der Talkrunde
„Geld – Menschen – Kreativität:
Ressourcen sinnvoll nutzen“ bestätigen. „Dabei sind es Frauen,
die ihre unternehmerischen Fähigkeiten realistischer einschätzen und ihr Gründungsvorhaben
sorgfältiger planen als Männer“,
sagte Dr. Ralf Geruschkat, Chefvolkswirt, IHK Frankfurt. „Aufholbedarf besteht bei Gründerinnen
allerdings bei der Vermarktung
der eigenen Idee.“
In Mint-Berufen seien Frauen
derzeit noch unterrepräsentiert,
bestätigten Sabine Bender-Suhr,
geschäftsführende Gesellschafterin,
Bender, Grünberg, und Prof. Mira
Mezini, Vizepräsidentin für Wissensund Technologietransfer, TU Darmstadt. Denn Frauen gründen überwiegend im Bereich der persönlichen
Dienstleistungen. Dass das auch
anders geht, beweist Birgit Storz,
Founder Director, Main Incubator,
Frankfurt. Sie investiert mit ihrem
Unternehmen in Fintech-Start-ups
und greift dabei auf zahlreiche Förderungsmöglichkeiten zurück.
Welche Möglichkeiten Hessen und der Bund bezüglich der
Finanzierung und Förderung
von Unternehmensgründungen
bieten, erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im
Rahmen eines Forums zur Fördermittelberatung. Dabei reicht
die Förderung des Bundes vom
Mikrokredit bis hin zum Innovationskredit. Neben der Finanzierung des Gründungsvorhabens
ist auch die Marketingstrategie
entscheidend für den Unternehmenserfolg. In einem zweiten
Forum ging es darum, wie nachhaltiges Wirtschaften zu mehr
Marketingpower verhilft. Dies
gelingt beispielsweise über die
Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts auf der Homepage
oder aber über Kundengespräche
und Produktinformationen.
Mit einer gehörigen Portion
Mut kann die Verwirklichung der
eigenen Geschäftsidee gelingen.
Die kluge Kombination aus Produkt,
Finanzierung, Marketing sowie Personal ermöglicht den langfristigen
\
Erfolg von Unternehmen.
AUTORIN
VICTORIA LASSAK
Referentin,
Wirtschaftspolitik
und Metropolenentwicklung,
IHK Frankfurt
[email protected]
IHK WirtschaftsForum 11.16
Aus- und Weiterbildung
IHK-BILDUNGSZENTRUM
Nähere Informationen zu den nachfolgenden Bildungsangeboten erhalten Sie unter der Rufnummer 0 69 / 21 97 +
Durchwahl sowie unter www.frankfurt-main.ihk.de/ihk-bildungszentrum oder [email protected].
IHK-SEMINARE
WORKSHOP CONTROLLING II
ab 4. November 2016 / 24 UE / jeweils an zwei Wochenenden
395 Euro
Telefon – 12 06
DER WEG IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT
ab 9. November 2016 / 20 UE / 5-Abende-Seminar
ab 7. Dezember 2016 / 20 UE / 5-Abende-Seminar
150 Euro
Telefon – 14 15
ARBEITSVERTRÄGE – EINE EINFÜHRUNG
10. November 2016 / 8 UE / eintägiges Seminar
195 Euro
Telefon – 12 06
STIL UND KNIGGE FÜR AUSZUBILDENDE
14. November 2016 / 8 UE / eintägiges Seminar
195 Euro
Telefon – 14 03
IMMOBILIEN-WERTERMITTLUNG, TEIL I
14. / 15. November 2016 / 16 UE / zweitägiges Seminar
495 Euro
Telefon – 12 99
PROFESSIONELL TELEFONIEREN – SEMINAR FÜR AUSZUBILDENDE 195 Euro
15. November 2016 / 8 UE /eintägiges Seminar
Telefon – 14 03
MODERATIONS- UND PRÄSENTATIONSTECHNIK, TEIL II
15. / 16. November 2016 / 16 UE / zweitägiges Seminar
335 Euro
Telefon – 14 15
UMSETZUNG VON FACILITY-MANAGEMENT
16. / 17. November 2016 / 16 UE / zweitägiges Seminar
495 Euro
Telefon – 12 99
GESTALTEN VON MIETVERTRÄGEN
25. / 26. November 2016 / 16 UE / zweitägiges Seminar
495 Euro
Telefon – 12 99
EINFÜHRUNG IN DAS IMMOBILIENGESCHÄFT
29. / 30. November 2016 / 16 UE / zweitägiges Seminar
495 Euro
Telefon – 12 99
BRIEFE UND E-MAILS KUNDENORIENTIERT GESTALTEN –
SEMINAR FÜR AUSZUBILDENDE
9. Dezember 2016 / 8 UE /eintägiges Seminar
195 Euro
Telefon – 14 03
TELEFONTRAINING, TEIL II
19. / 20. Dezember 2016 / 16 UE / zweitägiges Seminar
335 Euro
Telefon – 12 32
BERUFSBEGLEITENDE ZERTIFIKATSLEHRGÄNGE
KOSTEN- UND LEISTUNGSRECHNUNG
ab 5. November 2016 / 70 UE / ca. 10 Wochen
550 Euro
Telefon – 14 05
BERUFSBEGLEITENDE LEHRGÄNGE MIT IHK-PRÜFUNG
GEPRÜFTE /-R WIRTSCHAFTSFACHWIRT /-IN
ab 8. November 2016 / ca. 640 UE / 2 Jahre
3 195 Euro
Telefon – 12 99
Preise zuzüglich Prüfungsgebühr nach der jeweils gültigen Gebührenordnung.
Lehrgänge, die auf IHK-Prüfungen vorbereiten, werden auch von verschiedenen privaten
Anbietern durchgeführt. Anschriften solcher Anbieter können im Internet über die Seite
www.wis.ihk.de/ihk-pruefungen/anbieterliste abgerufen oder bei der IHK Frankfurt telefonisch unter 0 69 / 21 97-12 32 erfragt werden.
Änderungen vorbehalten.
Qualifizierte Ausbildungsbegleitung
Für Jugendliche und junge Erwachsene ist eine erfolgreich
abgeschlossene Berufsausbildung
ein wichtiger Grundstein für das
weitere Berufsleben. Aber auch
Betriebe haben aufgrund des
wachsenden Fachkräftemangels ein großes Interesse daran,
den Fachkräftenachwuchs zu
sichern. Die Ausbildungsbegleiter
des hessenweiten Programms
Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule
(Quabb) unterstützen Jugendliche, Betriebe, Berufsschulen
und Eltern dabei, Probleme wäh-
IHK WirtschaftsForum 11.16
rend der Ausbildung frühzeitig
wahrzunehmen. Sie helfen durch
professionelle Beratung und Begleitung, drohende Ausbildungsabbrüche abzuwenden oder –
sollte dies nicht mehr möglich
sein – eine tragfähige Anschlussperspektive zu erarbeiten. Dabei
arbeiten sie eng mit Betrieben,
Berufsschulen, Kammern und
weiteren Unterstützungsangeboten zusammen. Seit Anfang
des Jahres wird Quabb auch im
Hochtaunuskreis durchgeführt.
Das im Jahr 2009 ins Leben gerufene Programm wird von der
Landesregierung aus Mitteln des
hessischen Wirtschaftsministeriums und der Europäischen Union – Europäischer Sozialfonds
gefördert. Die Landesregierung
möchte damit die Quote der
faktischen Ausbildungsabbrüche
in Hessen senken. Dies ist ein
wichtiger Beitrag zur langfristigen Fachkräftesicherung. Die
hessenweit verankerte Ausbildungsbegleitung an den QuabbStandorten wird von der Koordinierungsstelle beim Institut für
berufliche Bildung, Arbeitsmarkt
und Sozialforschung begleitet
und unterstützt. Die Beratungen
sind anonym und kostenlos.
Kontakt Hochtaunuskreis: Vanessa Rückemann, Koordinatorin, Bildungswerk der Hessischen
Wirtschaft, Ober-EschbacherStraße 109, 61352 Bad Homburg, Telefon 01 76 / 19 58 08 76,
E-Mail rueckemann.vanessa@
bwhw.de. Das Quabb-Beratungsangebot gibt es auch an
den Berufsschulen in Frankfurt
und im Main-Taunuskreis, die
Ansprechpartner können unter
www.quabb-hessen.de abgeru\
fen werden.
39
FOTO: MAURITIUS IMAGES / IKON IMAGES
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Eine stärkere Wahrnehmung der Karrierechancen von Aufstiegsfortbildungen kann ein
wichtiger Baustein sein, um die Attraktivität des beruflichen Bildungswegs zu erhöhen.
K ARRIEREPL ANUNG
FORTBILDUNG ZAHLT SICH AUS
Meister, Techniker oder Fachwirte haben vielversprechende Karriere- und Einkommensperspektiven, die durchaus mit
einem Studium mithalten können. Gleichzeitig sichert Fortbildung die Fachkräfteversorgung in den Betrieben.
Die Fachkräfteversorgung ist
für Unternehmen zur Sicherung
ihrer Wettbewerbsfähigkeit und
Innovationskraft sowie zur Gestaltung des digitalen Wandels
von entscheidender Bedeutung.
Dies gilt nicht nur für den Bedarf
an Akademikern. Vielmehr stellen
Engpässe im Bereich beruflich
qualifizierter Fachkräfte sowie
bei Fortbildungsabsolventen inzwischen das größere Problem
40
bei der Fachkräftesicherung dar.
Ob sich Jugendliche für einen
beruflichen Qualifizierungsweg entscheiden und damit zur
Nachwuchssicherung in diesem
Bereich zur Verfügung stehen,
hängt von den wahrgenommenen
Arbeitsmarktperspektiven und
der damit verbundenen Attraktivität ab.
In der öffentlichen Debatte
wird die Bedeutung verschiedener
Abschlüsse und auch die Attraktivität alternativer Ausbildungswege häufig auf einen Einkommensvergleich reduziert; frei nach dem
Motto: „Akademiker verdienen
ja auch mehr als Fortbildungsabsolventen“. Doch so einfach
ist es nicht: Auch wenn der
durchschnittliche Stundenlohn
von Akademikern mit 20,60 Euro
über dem durchschnittlichen
Stundenlohn aller Fortbildungs-
absolventen (17,50 Euro) liegt,
verdient bei Weitem nicht jeder Akademiker mehr als ein
Fortbildungsabsolvent.
So erhalten 28 Prozent der
Meister, Techniker und Fachwirte
mehr als den durchschnittlichen
Akademikerlohn. Und das unabhängig vom Schulabschluss: Rund
25 Prozent der Topverdiener unter
den Fortbildungsabsolventen sind
Hauptschüler, 47 Prozent RealIHK WirtschaftsForum 11.16
Aus- und Weiterbildung
schüler – ein ansehnliches Einkommen lässt sich über einen beruflichen Bildungsweg also auch
ohne Abitur erreichen. Entscheidend sind andere Faktoren. So zeigen sich je nach Fachrichtung des
Abschlusses, Beruf und Branche
enorme Einkommensunterschiede.
Auch über einen Einkommensvergleich hinaus kann anhand einer
breiten Palette an unterschiedlichen Indikatoren wie Führungsverantwortung, Tätigkeitsspektrum
oder Zufriedenheit aufgezeigt werden, dass die Karriereperspektiven
von Fortbildungsabsolventen in
weiten Teilen durchaus gleichwertig mit denen von Akademikern
sind – wenn auch nicht gleichartig. Unterschiede zeigen sich
beispielsweise mit Blick auf die
Unternehmensbereiche, in denen
die jeweiligen Absolventen tätig
sind. So sind Fortbildungsabsolventen seltener in der Unternehmensführung oder im Marketing
tätig, dafür häufiger im Vertrieb
oder der Produktionssteuerung.
Fortbildungsabsolventen sind
häufiger weisungsbefugt als Akademiker (80 versus 69 Prozent)
und sie sind häufiger als direkte Vorgesetzte tätig (47 versus
39 Prozent). Allerdings leiten Fortbildungsabsolventen
im Mittel kleinere Teams. Aus
Unternehmenssicht weisen die
beiden Gruppen hoch qualifizierter Fachkräfte auch durchaus
unterschiedliche Kompetenzprofile auf: Während Hochschulabsolventen eine stärkere Ausprägung bei der Fähigkeit, neue
Aufgaben zu übernehmen, oder
bei der Problemlösungskompetenz unterstellt wird, schneiden
Fortbildungsabsolventen bei der
Bewertung durch die Unternehmen bei praktischer Erfahrung
und Teamfähigkeit besser ab.
Bei der Bewertung des speziellen
Fachwissens beziehungsweise
der Expertise schneiden beide
Gruppen in etwa gleich gut ab.
IHK WirtschaftsForum 11.16
Es ist jedoch zu bedenken,
dass der Vergleich mit Akademikern bei der Bewertung von
Fortbildungsabschlüssen nur
eine Seite der Medaille ist: Ein
Vergleich mit Absolventen einer
dualen Ausbildung zeigt eindeutig
den Mehrwert einer Fortbildung.
Dieser Abschluss öffnet Personengruppen Türen zu hoch qualifizierten Tätigkeiten, denen sie sonst
verschlossen geblieben wären.
Viele Ergebnisse deuten darauf hin, dass die verschiedenen
Abschlüsse in der Wirtschaft
überwiegend komplementär
sind. Es geht also nicht um ein
Entweder-oder, sondern um ein
Sowohl-als-auch. Es steht außer
Frage, dass Fortbildungsabsolventen für bestimmte spezifische Tätigkeiten unerlässlich und schwer
ersetzbar sind. Umso wichtiger ist
es, dass sich die große Bedeutung von Fortbildungsabschlüssen für die Wirtschaft auch in
einer entsprechenden Förderung
vonseiten der Unternehmen und
des Staates niederschlägt. Die
kürzlich beschlossene Ausweitung
des Meister-BAföGs durch die
Bundesregierung ist dabei ein
Schritt in die richtige Richtung.
Gerade mit Blick auf die Probleme der Unternehmen bei der
Besetzung von Ausbildungsstellen
kann eine stärkere Wahrnehmung
der Karrierechancen einer Aufstiegsfortbildung ein wichtiger
Schritt sein, um die Attraktivität
des beruflichen Bildungswegs
zu steigern. Dabei gilt es, die
Gleichwertigkeit – trotz Andersartigkeit – stärker hervorzuheben.
Eine stärkere Positionierung der
Marke „Höhere Berufsbildung“
könnte hierzu einen wichtigen
Beitrag leisten. Denn die Vorteile
und Attraktivitätsfaktoren einer
Fortbildung dürften großen Teilen
der Gesellschaft, insbesondere den
potenziellen Nachfragern einer
beruflichen Qualifizierung, nicht
bekannt sein.
Auch die Themen Durchlässigkeit und Anrechnung von Leistungen in dem jeweils anderen
System spielen eine entscheidende Rolle. Insbesondere die Unternehmensbefragung zeigt, dass
Fortbildungsabsolventen auch auf
Positionen für Akademiker eingesetzt werden und umgekehrt.
Diese Übergänge können durch
passende – tertiäre oder beruflich
orientierte – Weiterbildungsangebote, die an den vorhandenen
Kenntnisstand anknüpfen, noch
erfolgreicher gemanagt werden.
Insgesamt gilt, dass weder Hochschulabsolventen noch
Fortbildungsabsolventen durchweg bessere Einkommens- und
Arbeitsmarktperspektiven haben.
Beide Gruppen sind zwar nicht
gleichartig, aber in vielerlei Hinsicht
gleichwertig, was in der öffentlichen Diskussion noch viel stärker
herausgestellt werden sollte. So
können junge Menschen von den
Perspektiven einer beruflichen Bildung begeistert und Unternehmen
bei der Fachkräftesicherung unterstützt werden.
\
AUTOREN
DR. REGINA FLAKE
Economist, Kompetenzfeld Berufliche
Qualifizierung und
Fachkräfte, Institut der deutschen
Wirtschaft, Köln
fl[email protected]
DR. MICHAEL
ZIBROWIUS
Economist im Kompetenzfeld Berufliche
Qualifizierung und
Fachkräfte, Institut der deutschen
Wirtschaft, Köln
[email protected]
Hundertpro
weiterkommen:
www.proabschluss.de
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und Fachkräfte sichern!
Eine Initiative des Landes Hessen
Gefördert aus Mitteln des Landes Hessen und der Europäischen Union – Europäischer Sozialfonds
41
DEUTSCHHERRENSCHULE
HOCHWERTIGE BERUFSORIENTIERUNG
Erstmals ist die Frankfurter Deutschherrenschule für ihre guten Konzepte zum Übergang von Schule in Beruf mit
dem Berufswahlgütesiegel ausgezeichnet worden. Das begehrte Siegel wird für eine hervorragende Berufs- und
Studienorientierung vergeben.
Die Realschule Deutschherrenschule aus Frankfurt-Sachsenhausen war im Schuljahr
2015 / 2016 eine von acht
Schulen in Hessen, die sich zum
ersten Mal einer Zertifizierung
für das Berufswahlgütesiegel
stellten. 20 weitere Schulen
wurden wieder zertifiziert, darunter die Frankfurter Weißfrauenschule und Elisabethenschule
sowie die Hans-Thoma-Schule
aus Oberursel. Letztere erhielten das Gütesiegel vor drei
Jahren und qualifizierten sich
aufgrund ihres weiterentwickelten Angebots zur Berufs- und Studienorientierung
dafür, es für drei weitere Jahre
tragen zu dürfen. Seit Einführung des Gütesiegels im
Schuljahr 2010 / 2011 konnten
damit 190 hessische Schulen
erfolgreich erstzertifiziert und
98 rezertifiziert werden.
Gute Ausgangsposition
Dr. Manuel Lösel, Staatssekretär, hessisches Kultusministerium, betonte bei der Übergabe in
Wiesbaden die stetig steigende
Bedeutung der Berufs- und Studienorientierung an den Schulen:
„Die Förderung der beruflichen
Orientierung an unseren Schulen in Hessen ist eine überaus
wichtige Investition, um jungen Menschen bereits früh ein
Gefühl für ihre Interessen und
Neigungen zu geben.“ Nicht zuletzt würden sie damit auch in
eine gute Ausgangsposition für
ihren zukünftigen Werdegang
gebracht. „Gleichzeitig senken
wir die Quote des Ausbildungsund Studienabbruchs und damit
auch die Jugendarbeitslosigkeit
insgesamt“, fügte er hinzu.
Eine frühzeitige Berufsorientierung sei unabdingbar,
bestätigte auch Klaus Repp,
Vizepräsident, Arbeitsgemeinschaft der hessischen Handwerkskammern. „Wir müssen
unseren Kindern so früh wie
möglich erklären, wie die Berufswelt aussieht und wie vielfältig sie ist“, sagte er. Berufsund Studienorientierung könne
nicht früh genug beginnen und
auch nicht intensiv genug angeboten werden.
„Eine gute Berufsorientierung kann die Chancen junger
Menschen erheblich verbessern
und gleichzeitig dazu beitragen,
die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage auf dem
Arbeitsmarkt zu überwinden“,
sagte Sara Günnewig, Kommunikationsverantwortliche, J.P.
Morgan in Deutschland. „Das
ist für jeden einzelnen Schüler
genauso wichtig wie für alle
hessischen Unternehmen, die
qualifizierten Nachwuchs brauchen.“ Die Stiftung unterstützt
in Kooperation mit den hessischen Industrie- und Handelskammern die Zertifizierung.
welche gemäß der Olov-Qualitätsstandards in vorbildlicher
Weise ein handlungsorientiertes, fächerübergreifendes und
arbeitsweltbezogenes Konzept
zur Berufs- und Studienorientierung umsetzen. In diesem Zusammenhang kennzeichnet das
Gütesiegel die ausgezeichneten
Schulen als richtungsweisende Beispiele für eine qualitativ
hochwertige Berufsorientierung,
die für ihre Schüler Perspektiven
der Selbstverwirklichung und
individuellen Lebensgestaltung
als Grundlage für berufliche und
private Zufriedenheit schafft.
Regionale Umsetzung
Die hessenweite Strategie Olov
(Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang
Schule – Beruf) hat die Optimierung des Übergangs Schule – Beruf zum Ziel. Die regionale Umsetzung der Qualitätsstandards
bezieht vorhandene Ansätze
und Kooperationsstrukturen ein.
Olov wird von der hessischen
Landesregierung aus Mitteln
des hessischen Wirtschaftsministeriums, des hessischen
Kultusministeriums und der Europäischen Union – Europäischer
Sozialfonds gefördert.
\
Richtungsweisend
ALL INKLUSIV AB 99,00 €
AN 15 TERMINEN VOM 25. 11. – 17. 12. 2016
INFOS & BUCHUNG AUF WWW.PRIMUS-LINIE.DE
Frankfurter Personenschiffahrt Anton Nauheimer GmbH | Mainkai 36 | 60311 Frankfurt am Main
42
Das Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen wird
seit dem Schuljahr 2010 / 11
an hessische Schulen mit den
Bildungsgängen Haupt- und
Realschule sowie an Gymnasien und berufliche Gymnasien
sowie Förderschulen verliehen,
AUTORIN
DR. BRIGITTE
SCHEUERLE
Geschäftsführerin, Aus- und
Weiterbildung,
IHK Frankfurt
b.scheuerle@
frankfurt-main.
ihk.de
IHK WirtschaftsForum 11.16
Aus- und Weiterbildung
KONGRESS
BERUFLICHE SPRACHFÖRDERUNG
FOTO: GETTYIMAGES / CRISPYICON
Der Kongress „Neue Wege in der beruflichen Sprachförderung – Perspektiven für Unternehmen und Zugewanderte“ zeigte
Möglichkeiten auf, wie Flüchtlinge ihre Deutsch- und Fachsprachenkenntnisse in Arbeitsprozessen erlernen können.
berufliche Qualifizierung Hand
in Hand gehen sollten, machte
Sprachwissenschaftler Prof. Jörg
Roche von der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität.
Viele wissenschaftliche Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass
Sprachen am besten in echten
Handlungssituationen gelernt
würden. Wenn Zuwanderer den
direkten Nutzen ihres Erlernten erlebten, seien sie hoch
motiviert. Grammatikstrukturen könnten begleitend erlernt
werden. Wenn Spracherlernen
grundsätzlich mit echten Alltags- oder Berufszusammenhängen verknüpft werde, werde
das Lernen sich selbst beschleunigen, so Roche.
Lernhilfen
Müssen Unternehmen mit der
Einstellung von Flüchtlingen und
Zuwanderern warten, bis diese
in Sprachkursen Fachtermini wie
„Mise en Place“ und die Doppeldeutigkeit von „die Kaffeemaschine anwerfen“ gelernt haben?
Oder gibt es Möglichkeiten, sie
bereits früher als Arbeitskräfte
einzusetzen und ihre Deutschund Fachsprachenkenntnisse im
Arbeitsprozess zu schulen? Diesen
neuen Ansätzen in der beruflichen
Sprachförderung widmete sich
Ende August ein Kongress, den die
IHK Frankfurt gemeinsam mit der
Gemeinnützigen Frankfurter FrauIHK WirtschaftsForum 11.16
en-Beschäftigungsgesellschaft
(GFFB) ausrichtete. Die Brisanz
dieses Themas zeigt die hohe
Teilnehmerzahl: Rund 400 Führungs- und Fachkräfte im Personal- und Bildungsmanagement
sowie Ausbildungsverantwortliche
und Arbeitsmarktakteure aus dem
gesamten Bundesgebiet waren zu
diesem hierzulande ersten Kongress zum Thema berufsintegrierte
Sprachförderung nach Frankfurt
angereist.
Motivation fördern
Mut für einen integrierten Ansatz, bei dem Deutschlernen und
Ähnliche Erkenntnisse aus der
Praxis berichteten Vertreter von
Unternehmen aus Frankfurt.
Egal, ob es sich um Flüchtlinge
oder um zugewanderte junge Spanier handelte: Matthias
Ganz, Personalleiter, Samson,
und Andreas Heinzelmann, Geschäftsführer, Elektro Ehinger,
und Ausbildungsbeauftragter
der Elektroinnung Frankfurt,
schilderten, dass sie in der Ausbildung die Werkzeuge mit ihren
deutschen Begriffen beklebten
und die Ausbilder ÜbersetzungsApps einsetzten.
Marion Freddy Krämer, Personaldirektorin, Steigenberger
Frankfurter Hof, hat eine Mitarbeiterin mithilfe des Frankfurter
Projekts Faberis genau für den
Einsatz von Deutsch lernenden
Mitarbeitern schulen lassen:
„Wir haben unsere Prozesshandbücher auf Klarheit und Eindeutigkeit überarbeitet und unsere
Mitarbeiter für Anweisungen
wie ,Wirf‘ doch mal die Kaffeemaschine an’ sensibilisiert.“ Wie
alle Unternehmensvertreter bestand sie aber auch darauf, dass
das Erlernen der in der Branche
üblichen Fachausdrücke wie
„Mise en Place“ für die Vorbereitung des Restaurantservice
ein Lernziel bleiben müsse.
Mitarbeiterbindung
Die Wisag bereite ihre angehenden Gebäudereiniger auf
die Fachausdrücke in speziellen
Kursen vor, erzählte John Lotz,
Leiter Personal, Wisag Facility
Service Holding. Silke Niehaus,
Zentralbereichsleiterin Personalservicedienstleistungen,
Fraport, schilderte die Ansätze
von Fraport, mit speziellen Kursen außerhalb der Arbeitszeit
Migranten auf unterschiedliche Sprachniveaus zu bringen.
Einig waren sich die Unternehmensvertreter darin, dass
ohne solche Anstrengungen
kaum noch Mitarbeiter zu finden seien. Dennoch lohne sich
die Investition in die Sprachförderung. Sie bewirke, dass sich
die vielsprachige Belegschaft
untereinander verständigen
könne und binde die Mitarbeiter
ans Unternehmen.
Auf den Zusammenhang
zwischen Sprachkenntnissen
und guter Beschäftigung wies
Karen Hoyndorf, stellvertretende IHK-Präsidentin, hin. Das
Institut für Arbeitsmarkt- und
43
Verbesserungspotenzial
Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit habe bereits
2014 in einer Studie nachgewiesen, dass Migranten mit
sehr guten Deutschkenntnissen wesentlich eher erwerbstätig würden als Migranten mit
schlechten Deutschkenntnissen.
Der monatliche Nettolohn von
Personen, die sehr gute Sprachkenntnisse vorweisen, liegt fast
22 Prozent über dem Lohnniveau von Personen, die über
keine oder schlechte Deutschkenntnisse verfügen. Zudem ist
ihr Risiko, unterhalb des Qualifikationsniveaus beschäftigt zu
sein, um gut 20 Prozentpunkte
geringer.
Gerade die aktuelle Politik zur
Sprachförderung für Flüchtlinge
habe gezeigt, dass es noch Verbesserungspotenzial gibt. Die
zwei wichtigsten Fragen von
Unternehmen im Zusammenhang mit Zuwanderern seien
derzeit, wie sie Deutsch lernen
und wie sie in den Arbeitsmarkt
integriert werden können. „Wir
möchten den Unternehmen
aufzeigen, dass mit beruflicher Sprachförderung ein großes Potenzial an zukünftigen
Fachkräften zu finden ist“, so
Hoyndorf. Es lohne sich, in diese Art von Weiterbildung zu
investieren.
B a r b a r a W a g n e r, g e schäftsführende Gesellschafterin, GFFB, und Mitglied im
Ausschuss Bildungswirtschaft,
IHK Frankfurt, betonte in ihrem
Statement die Notwendigkeit
einer Verzahnung beruflicher
Kompetenzen mit der Fach- und
Bildungssprache im Rahmen
von Ausbildungen und Umschulungen. Die Bedeutung des
Erwerbs der Bildungssprache
werde häufig unterschätzt, sei
aber für die Abschlussprüfungen unerlässlich. Zudem fehle
es an Sprachförderkräften, die
fachsprachliche Inhalte in Verbindung mit der Bildungssprache vermitteln könnten.
Da die bisherige Arbeitsmarktpolitik diese Ansätze bislang
zu wenig in den Blick genommen
hat, haben die Kongressteilnehmer in sieben Foren Forderungen
und strategische Ziele für Unternehmen, Bildungsakteure und
die Politik herausgearbeitet (siehe
Infokasten).
\
AUTORIN
DR. BRIGITTE
SCHEUERLE
Geschäftsführerin, Aus- und
Weiterbildung,
IHK Frankfurt
b.scheuerle@
frankfurt-main.
ihk.de
Anmeldung zu den Zwischenprüfungen und Teil 1
der gestreckten Abschlussprüfung Kaufmann /-frau
für Büromanagement Frühjahr 2017
Die hessischen Industrie- und Handelskammern führen im Frühjahr
2017 Zwischenprüfungen gemäß
§ 48 Berufsbildungsgesetz durch.
Die Teilnahme an der Zwischenprüfung ist gemäß § 43 Berufsbildungsgesetz Zulassungsvoraussetzung zur
Abschlussprüfung.
Kaufleute im Einzelhandel in der
Zeit vom 1. September 2015 bis
31. März 2016
- verkürzt zweieinhalb Jahre beträgt,
Ausbildungsbeginn in der Zeit vom
1. September 2015 bis 31. März 2016
- zwei Jahre beträgt, Ausbildungsbeginn in der Zeit vom 1. September
2015 bis 31. März 2016
- verkürzt zwei Jahre beträgt, Ausbildungsbeginn in der Zeit vom
1. April bis 15. November 2016
- verkürzt ein Jahr beträgt, Ausbildungsbeginn in der Zeit vom
1. April bis 15. November 2016, und
die bisher noch keine Zwischenprüfung abgelegt haben.
Folgende Auszubildende werden
aufgefordert:
Kaufmännische und kaufmännischverwandte Ausbildungsberufe
Alle Auszubildenden, deren Ausbildungsdauer
- drei Jahre beträgt, Ausbildungsbeginn in der Zeit vom 1. April bis
30. September 2015, dreijährige
Berufe der Gastronomie und die
139
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8 – 31
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MARKETING – VERKEHRS
INFRASTRUKTUR
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Tag: POLITIK
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Halbz
30
Die praktischen Prüfungen in den Berufen des Gastgewerbes finden voraussichtlich von Anfang März bis Ende April 2017 statt.
Die praktischen Prüfungen in dem
Beruf Fachlagerist /-in finden voraussichtlich im Februar 2017 statt.
Die Abschlussprüfung Teil 1 Kaufmann/
-frau für Büromanagement findet voraussichtlich am 9. und 10. März 2017
statt.
Die Prüfungsanforderungen zu den
jeweiligen Berufsbildern können online
unter www.frankfurt-main.ihk.de/
berufsbilder nachgelesen werden.
Weitere Infos: IHK Frankfurt, Jessica
Mechenbier, Team Kaufmännische
Ausbildungsprüfungen, Geschäftsfeld Aus- und Weiterbildung, Börsenplatz 4, 60313 Frankfurt, Telefon
0 69 / 21 97-12 27, Fax 0 69 / 21 9715 55, E-Mail [email protected].
07|08.16
36
.de
METROPOLREGION
FRANKFURTRHEINMAIN
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Die praktischen Prüfungen im Beruf
Florist/-in finden voraussichtlich Ende
Januar 2017 statt.
Die praktischen Prüfungen in den Berufen Hauswirtschafter /-in und Fach-
139. Jahrgang
A 48
w.fran
Die schriftlichen Zwischenprüfungen
finden voraussichtlich wie folgt statt:
Mittwoch, 8. März 2017
praktiker /-in Hauswirtschaft finden
voraussichtlich im Februar 2017 statt.
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Prüfungstermine
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Hess : Gründu
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Wirtschaftsstrafrecht: Strafverfahren
vermeiden
46
IHK WirtschaftsForum 11.16
Aus- und Weiterbildung
Frankfurter Forderungen zur beruflichen Sprachförderung
Um Unternehmen zukünftige potenzielle Fachkräfte unter Langzeitsarbeitslosen und Flüchtlingen
zu erschließen, sind berufsbezogene Sprachkenntnisse notwendig.
Mit diesem Aspekt der Fachkräfteentwicklung hat sich ein Kongress
in der IHK Frankfurt beschäftigt.
Damit berufliche Sprachförderung
künftig zur Fachkräftesicherung
beitragen kann, haben mehr als
480 Vertreter von Unternehmen,
Weiterbildungsanbieter, Politiker
und Wissenschaftler gemeinsam
mit Akteuren der Arbeitsmarktförderung sechs Handlungsfelder
für Unternehmen und Politik identifiziert. Folgende Forderungen
wurden von den Mitwirkenden
erarbeitet.
Sprachförderung im Beruf benötigt neue Methoden
Zur besseren Integration von
Menschen mit geringen Deutschkenntnissen sind neue Ansätze
notwendig, die das Erlernen von
Fachkenntnissen mit dem Erwerb
von Deutschkenntnissen kombinieren und so zu unmittelbarem
Lernen im Betriebsalltag führen.
Das Erlernen von Deutsch, Fachkompetenz und der Berufssprache
sollte Hand in Hand gehen. Hierzu
sollten Fachtrainer mit Sprachtrainern gemeinsam im sogenannten
Teamteaching arbeiten, Anbieter
von fachlicher Weiterbildung mit
Sprachschulen kooperieren. Unternehmen sollten ihre Fachkräfte mit
Führungsfunktion für den Umgang
mit Beschäftigten nichtdeutscher
Herkunftssprache sensibilisieren.
Dies gilt auch für die Lehrer in
Berufsschulen.
Materialien zum Erlernen von
Berufssprache notwendig
Für das Erlernen von Fachsprache
gibt es bislang nur wenige Ma-
IHK WirtschaftsForum 11.16
terialien, meist im Bereich von
Erziehern, Pflege, Handel sowie
Hotellerie und Gastronomie.
Sind Materialien im Rahmen von
öffentlich geförderten Projekten
erarbeitet worden, so sollten
diese öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies könnte zum
Beispiel zentral über das IQNetzwerk erfolgen. Sprachlehrmaterialien, die Situationen im
Berufsalltag darstellen, sollten
wiederum mithilfe von Fachpraktikern erarbeitet werden.
Sprachförderung an beruflichen
Schulen sollte weiterentwickelt
werden
Die Sprachförderung an beruflichen Schulen sollte nach
Lernniveaus differenziert und
möglichst in konkrete Handlungssituationen eingebaut
werden. Eine Verknüpfung mit
Berufspraxis erscheint hierfür
sinnvoll. Die Angebote an beruflichen Schulen für Zuwanderer
ab 16 Jahren müssen darüber
hinaus bundesweit in Förderketten zum Übergang in Ausbildung
und Arbeitsmarkt einbezogen
werden. Hierfür müssen Land,
Arbeitsagenturen und Schulträger gemeinsame Programme
entwickeln. Zuwanderer, die in
Berufsausbildung übergehen, benötigen eine weitere Förderung
von fachlichen Sprachkenntnissen an der Berufsschule. Dies ist
Voraussetzung für das Erlernen
von Fachsprache und eine erfolgreiche Integration als Fachkraft
in die Unternehmen.
Förderprogramme sollten für
die Zielgruppe Zuwanderer erweitert werden
Die bisherige Arbeitsmarktpolitik
berücksichtigt bei der Entwicklung von Fachkräften bisher zu
wenig die Zielgruppe Zuwanderer
und ihren Förderbedarf. So sollte
die Umschulungsdauer ausgedehnt werden, da die bisherige
Dauer von zwei Dritteln einer
Ausbildungszeit nicht berücksichtigt, dass neben den fachlichen Inhalten auch noch die
Berufssprache gelernt und damit
die Deutschkenntnisse erweitert
werden müssen. Zur besseren Integration von Arbeitslosen sollten
diese bei ihren Feststellungsmaßnahmen generell auf Eignung und
Motivation für ein bestimmtes
Berufsbild und auf ihre Sprachlernfähigkeit getestet werden.
Die Sprachfeststellungen sollten
auf Zuwanderer ausgerichtet
sein. Wichtig dabei ist es, dass
Arbeitsagenturen und Jobcenter
systematisch den Sprachstand
der Arbeitslosen in ihren Datenbanken erheben.
Berufliche Sprachförderung braucht gleiche Bedingungen wie die allgemeine
Sprachförderung
Auf dem öffentlich geförderten
Arbeitsmarkt für Sprachlehrer herrschen ungleiche Bedingungen für Honorarsätze.
Sprachlehrer, die bei der Qualifizierung von zukünftigen
Fachkräften einzusetzen sind,
erhalten weniger Honorar als
diejenigen, die Allgemeinsprache in den Integrationskursen
unterrichten. Um die berufliche
Qualifizierung nicht zu benachteiligen, sollten zumindest die
Bundesbehörden wie Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wie auch Bundesagentur
für Arbeit ihre Förderbedingungen angleichen.
nem Gesamtförderkonzept
verknüpfen
Die bereits jetzt entstehende
Angebotsvielfalt auf kommunaler Ebene bei der Sprachförderung für Flüchtlinge zeigt, dass
Sprachförderung nicht systematisch gedacht ist. Sie sorgt zwar
für Wettbewerb um die besten
Ideen, aber auch gleichzeitig für
unterschiedliche Chancen und
Rahmenbedingungen. Um möglichst effizient sowohl Flüchtlinge wie auch schon seit Längerem
zugewanderte Menschen fördern
zu können, müssen Bund, Länder,
Arbeitsagenturen und Kommunen gemeinsam Förderketten
entwickeln. Dabei muss von den
unterschiedlichen Zielgruppen,
das heißt von ihrem jeweiligen
Schulabschluss beziehungsweise
Berufs- oder Beschäftigungsstatus, ausgegangen werden, nicht
von der jeweiligen Förderinstitution. Ehrenamtliche Sprachförderung kann nur begleiten und
darf nicht subsidiär angesetzt
werden.
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45
ENERGIEEFFIZIENZ
IM TEAM SPART SICH’S BESSER
FOTO: JOCHEN MÜLLER
Der Austausch in Netzwerken kann dazu beitragen, die Energieeffizienz in Unternehmen weiter zu verbessern.
Bundesweit haben unter dem Dach der gemeinsamen Initiative von Bundesregierung und Wirtschaftsverbänden
rund 90 solcher Netzwerke zusammengefunden – unter anderem auch in Frankfurt.
Anfang September fand in der IHK Frankfurt die Energieeffizienzmesse statt. Sie ist
Leitmesse für Energieeffizienz in Unternehmen, Kommunen und Immobilienwirtschaft.
Die deutschen Unternehmen
setzen schon seit einigen Jahren vielfältige Aktivitäten zur
Steigerung der eigenen Energieeffizienz und zur Senkung des
Energieverbrauchs um. Sie tragen
damit der politischen und der betriebswirtschaftlichen Bedeutung
des Themas Rechnung – Energieeffizienz soll als zweite Säule
der Energiewende noch stärker
in den Fokus der politischen
Rahmensetzung rücken. Mit der
Verabschiedung des Nationalen
Aktionsplans Energieeffizienz
(NAPE) ist dieser Bereich erneut
in den Blick gekommen. Dabei
soll größtenteils auf Freiwilligkeit
gesetzt werden.
Ein Effizienzpotenzial, das
nicht erkannt wird, kann jedoch
auch nicht aktiviert werden.
46
Investitions- und Förderprogramme, die nicht bekannt sind,
können nicht in Anspruch genommen werden. Umgekehrt
beeinträchtigen auch unübersichtliche Informationen, Auswahlmöglichkeiten und Komplexität die Umsetzung von
Energieeffizienzmaßnahmen.
Einsparpotenziale
identifizieren
Da die Grenzkosten von Effizienzmaßnahmen steigen (viele
schnell und günstig umzusetzende Einsparmaßnahmen sind
bereits ergriffen worden), meiden
viele Unternehmen die mit Effizienzmaßnahmen verbundene
Investitionen oder schätzen den
zeitlichen Aufwand als zu hoch
oder den Nutzen als zu gering
ein. So sank die Zahl der Unternehmen, die für die kommenden
fünf Jahre Einsparpotenziale von
mehr als fünf Prozent sehen,
von 2015 auf 2016 von 27 auf
24 Prozent.
Allerdings bleibt auch in
diesem Jahr die Anzahl der Betriebe, die sich mit dem Thema
Energieeffizienz auseinandersetzen, hoch: Nur weniger als
ein Viertel plant keine Maßnahmen in diesem Bereich. Vor
allem aber hat sich die Zahl der
Unternehmen, die bereits Effizienzmaßnahmen umgesetzt
haben, in den vergangenen vier
Jahren mehr als verdoppelt. Das
zeigt das jährliche Energiewendebarometer, die Umfrage der
IHK-Organisation unter ihren
Mitgliedsunternehmen.
Gemeinsam mehr
erreichen
Dass die Industrie durch Effizienz zur Energiewende beitragen kann sowie ein deutliches Zeichen für praktischen
Klimaschutz setzen kann, ist
unbestritten. Ein Großteil der
Unternehmen sieht dennoch die
größte Herausforderung in den
mit der Umsetzung von Effizienzmaßnahmen verbundenen
wirtschaftlichen Fragen. Unternehmen schätzen Maßnahmen
oft als nicht wirtschaftlich ein
oder erachten den Einsatz von
Personal und Investitionsmitteln
in andere Unternehmensbereiche als rentabler.
Hier zeigt die Praxis, im
Team spart sich’s besser. Und
darum geht es bei Energieeffizienznetzwerken. Unter dem
Dach der gemeinsamen Initiative von Bundesregierung und
Wirtschaftsverbänden haben
deutschlandweit bereits rund
90 solcher Netzwerke zusammengefunden. Der freiwillige
und zielgerichtete Erfahrungsaustausch von Unternehmen
aus einer Region oder Branche
zeigt: Netzwerke bieten nicht
nur Unterstützung zur Erfüllung
gesetzlicher Anforderungen,
sondern heben weitere Einsparpotenziale. So ist eine kontinuierliche Reduzierung der Energiekosten in der Regel um fünf
bis zehn Prozent im Jahr nach
dreijähriger Teilnahme möglich.
Der direkte Erfahrungsaustausch
unter den Unternehmen ermöglicht Wissensaustausch und eine
IHK WirtschaftsForum 11.16
Innovation und Umwelt
FRANKFURT SPART STROM
Für jede Kilowattstunde Strom, die durch die Umsetzung einer Energieeffizienzmaßnahme eingespart wird, zahlt die Stadt Frankfurt zehn
Cent als Investitionszuschuss aus. Kleine und mittlere Unternehmen
bis 250 Mitarbeiter und mit einem Jahresumsatz unter 50 Millionen
Euro können für eine Energieberatung bis zu 80 Prozent der Kosten
gefördert bekommen. Die Zuschüsse für eine Energieberatung können über das Programm „Energieberatung im Mittelstand“ beim Bundesamt für Ausfuhrkontrolle abgerufen werden. Das Energiereferat
der Stadt Frankfurt fördert außerdem jede eingesparte Kilowattstunde. Unternehmen sind aufgefordert, die Angebote rege zu nutzen und
so zu mehr Energieeffizienz und Klimaschutz in Frankfurt beizutragen. Die IHK Frankfurt hilft Unternehmen dabei, den Überblick über
alle möglichen Zuschuss- und Kredit- beziehungsweise Darlehensförderprogramme für die Bereiche Energie und Umwelt auf Landes- und
Bundesebene zu behalten. Weitere Infos online unter www.frankfurtmain.ihk.de/ee-foerderprogramme. Kontakt: IHK Frankfurt, Innovation
und Umwelt, Luise Riedel, Telefon 0 69 / 21 97-14 80, E-Mail l.riedel@
frankfurt-main.ihk.de.
schnellere Akzeptanz von Maßnahmenempfehlungen. Auch die
IHK Frankfurt organisiert gemeinsam mit dem Energieversorger Mainova ein BusinessEnergieeffizienznetzwerk.
Beitrag zur
Nachhaltigkeit
Es wird immer wichtiger für Unternehmen, dass sie sich ihrer
Verantwortung stellen und gesellschaftlich verantwortungsbewusst
handeln. Die Teilnahme an einem
Energieeffizienznetzwerk kann
einen guten Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen
leisten und die Marketingabteilung
nach außen zeigen, man ist aktiv und beteiligt sich, übernimmt
gesellschaftliche Verantwortung.
Durch den Austausch mit anderen Unternehmen lernt man
außerdem die vielfältigen Fördermöglichkeiten für Ressourcen- und
Energieeffizienzmaßnahmen besser kennen und kann sie leichter
umsetzen. Durch einen gemeinsamen Einkauf im Netzwerk können die Kosten für die Umrüstung
eventuell reduziert werden.
Kürzlich startete beispielsweise das Förderprogramm „Step
up – Stromeffizienzpotenziale
nutzen“ des Bundesministeriums
für Wirtschaft und Energie. Es
fördert technologie- und sektoroffen Stromeffizienzmaßnahmen.
Auto. Bach.
Unternehmen aller Branchen, so
auch Energiedienstleister beziehungsweise Contractoren, Stadtwerke und kommunale (Versorgungs-) Unternehmen, können
ihre geplanten Stromeffizienzmaßnahmen bei Step up zur Förderung einreichen. Dabei treten
alle Projekte in einen Wettbewerb
um die Fördermittel: Gefördert
werden die Maßnahmen mit der
höchsten Stromeinsparung je
Fördereuro, das heißt, diejenigen Maßnahmen, die den besten
Kosten-Nutzen-Wert (Euro / Kilowattstunde) erreichen.
\
AUTORIN
LUISE RIEDEL
Referentin, Innovation und Umwelt,
IHK Frankfurt
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FOTO: PICTURE-ALLIANCE / NURPHOTO
Toronto Pearson International Airport.
K ANADA
INVESTITIONEN IN INFRASTRUKTUR
Das Freihandelsabkommen der EU mit Kanada wird aktuell auf allen Ebenen intensiv diskutiert. Für die
Befürworter geht es um die wirtschaftliche und politische Handlungsfähigkeit der EU, die Gegner sehen
in Ceta die kleine Schwester des derzeit chancenlosen Freihandelsabkommens mit den USA.
Kanada mit seinen 36 Millionen
Einwohnern spielt wirtschaftlich
und politisch in einer anderen Liga
als die Weltmacht USA. Mit einem
Bruttoinlandsprodukt von 1,8 Billionen US-Dollar ist das nordamerikanische Land aber immerhin
die elftgrößte Volkswirtschaft
der Welt. Der wichtigste Handelspartner sind die USA. Mehr
als die Hälfte der kanadischen
Importe entfallen auf den südlichen Nachbarn, gefolgt von China
mit einem Anteil von 13 Prozent
und den EU-Märkten mit einem
Anteil von elf Prozent. Der deutsche Anteil bei den kanadischen
Importen beläuft sich derzeit auf
drei Prozent, dies entspricht einem
48
Liefervolumen im Wert von fast
zehn Milliarden Euro. Dieser Anteil
ist sicherlich noch ausbaufähig,
und 2015 konnten die deutschen
Ausfuhren nach einem schwachen
Vorjahr ein beachtliches Plus von
mehr als 15 Prozent verzeichnen.
Deutsche Unternehmen exportieren vor allem Kraftfahrzeuge,
Kfz-Teile und Maschinen nach Kanada, während Kanada insbesondere Rohstoffe nach Deutschland
ausführt. Vom geplanten Handelsabkommen zwischen der EU
und Kanada erwarten sich deutsche Unternehmen einen besseren
Zugang zum kanadischen Markt.
Durch den Brexit, den die Kanadier
mit Sorge betrachten, können die
deutsch-kanadischen Handelsbeziehungen zusätzlich profitieren.
Kanada ist der weltweit größte
Produzent von Zink, Uran, Kaliumcarbonat, Kadmium, Schwefel und
Nickel. Jeweils an dritter Stelle
rangiert das Land beim Abbau von
Aluminium, Titan, Kobalt, Molyb-
dän, Gold und Blei. Rund 80 Prozent der ausgebeuteten Rohstoffe werden exportiert. Erdöl und
Erdgas sind ebenfalls wichtige
Exportgüter. Der jüngste Verfall
des Ölpreises hat dementsprechend
Spuren hinterlassen, vor allem in
der westkanadischen Provinz Al-
KANADA-INFOVERANSTALTUNG
Dienstag, 13. Dezember, 9 bis 13 Uhr, IHK Frankfurt
Die Veranstaltung informiert über aktuelle Rahmenbedingungen und
Marktchancen im kanadischen Markt. Vor Ort engagierte Unternehmen
berichten über ihre Erfahrungen. Zudem geben Experten der DeutschKanadischen Industrie- und Handelskammer und der Regierungsagentur Economic Development Canada praktische Tipps. Die Teilnahme kostet 45 Euro. Kontakt: IHK Frankfurt, International, Monika Goldbach,
E-Mail [email protected]. Anmeldung online unter
www.frankfurt-main.ihk.de/veranstaltungen.
IHK WirtschaftsForum 11.16
International
berta. Die schweren Waldbrände
vom Frühsommer haben diesen
Effekt zusätzlich verstärkt. Künftig
soll der Anteil der erneuerbaren
Energien in Alberta deutlich gesteigert werden und die Abhängigkeit vom Erdöl verringern. Vor
allem der windreiche kanadische
Westen bietet hierfür exzellente
Bedingungen. Auch Stromexporte
in die USA sind denkbar.
Im Jahr 2015 wuchs die kanadische Wirtschaft um 1,3 Prozent,
für dieses Jahr rechnen Experten
mit einem ähnlichen Wert. Die
Aussichten in den einzelnen Wirtschaftssektoren sind dabei recht
verschieden. Der Maschinenbau
hängt stark am Rohstoffsektor und
so verzeichneten die Ausrüstungen
für die Öl- und Gasindustrie allein
im Jahr 2015 einen Absatzrückgang von mehr als einem Drittel.
Andere Bereiche, wie die Metallverarbeitung, können aber durchaus gegen diesen Trend wachsen.
Der Konsumgütermarkt im Allgemeinen und der Markt für Pkw
im Besonderen wachsen robust.
Der kanadische Verbraucher ist
traditionell ähnlich konsumfreudig wie sein US-amerikanischer
Nachbar. Bauwirtschaft und Chemie verzeichnen aktuell eine eher
schwache Konjunktur. Besser sieht
es in den Sektoren Elektrotechnik,
IT und Medizintechnik aus.
Seit gut einem Jahr ist Kanadas neue Regierung unter Justin
Trudeau im Amt. Im Wahlkampf
versprach die siegreiche Liberale
Partei ein umfassendes Infrastrukturprogramm, mit dem die
Wirtschaft angekurbelt werden
soll. Im Fokus stehen dabei der
Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Modernisierung des
Wassersektors und der soziale
Wohnungsbau. In den nächsten zehn Jahren sollen hierfür
120 Milliarden kanadische Dollar,
das entspricht circa 80 Milliarden Euro, zur Verfügung gestellt
werden. Die ersten dieser GroßIHK WirtschaftsForum 11.16
projekte kommen noch in diesem
Jahr in die Ausschreibungsphase.
Vor dem Markteintritt sollten
sich deutsche Unternehmen mit
den rechtlichen Rahmenbedingungen und den geschäftlichen
Gepflogenheiten in Kanada beschäftigen. Vieles ähnelt tatsächlich den Bedingungen in den USA,
aber es gibt auch Unterschiede.
So weist insbesondere das kanadische Rechtssystem einige
Besonderheiten auf. Zum einen
ist es durch die Zugehörigkeit zum
britischen Commonwealth durch
das Common Law geprägt. Zum
anderen gilt in der Provinz Quebec
im Privatrecht der Code Civil de
Quebec, vergleichbar unserem
Bürgerlichen Gesetzbuch. Anwälte
müssen sich hier also in beiden
Rechtssystemen auskennen.
Ähnlich wie in den USA ist die
rechtliche Autonomie der kanadischen Provinzen größer als in
Deutschland und dies gilt insbesondere im Gesellschaftsrecht.
So können in Kanada Kapitalgesellschaften nach Bundes- oder
Provinzrecht gegründet werden.
Auch die Produkthaftung wird
durch die Provinzen geregelt. Im
Vergleich zu den USA werden
in Kanada Ansprüche aus der
Produkthaftung seltener geltend
gemacht und die zugesprochenen
Summen sind deutlich niedriger.
Eine besondere Herausforderung beim Vertriebsaufbau stellt
die schiere Größe des Landes
dar. Kanada ist der zweitgrößte
Flächenstaat der Erde und mit
3,6 Einwohnern pro Quadratkilometer gleichzeitig einer der
am dünnsten besiedelten. Unter
wirtschaftlicher Betrachtung lässt
sich das Land in zwei Hauptregionen einteilen. Zum einen die
beiden bevölkerungsreichsten
Provinzen Ontario und Quebec mit
den Metropolen Toronto, Montreal
und Ottawa im Osten sowie die
Westprovinzen Alberta und British
Columbia mit den städtischen
Konjunkturausblick für die G7-Staaten
Wirtschaftswachstum in Prozent
20
15
USA
20
1,2
Frankreich
1,2
Italien
0,6
Japan
0,6
2,2
1,7
1,4
Kanada
17
1,8
2,3
Deutschland
Quelle: OECD
16
+ 2,4 %
Großbritannien
zum Vergleich:
Alle Industriestaaten
20
2,0
1,6
1,7
1,7
2,2
1,4
1,5
1,0
1,4
0,7
2,1
Stand Juni 2016
Zentren von Calgary, Edmonton
und Vancouver.
Die meisten deutschen Firmen
im Konsum- und Investitionsgüterbereich beginnen ihre Marktbearbeitung im Großraum Toronto,
der durch die Nähe zu den USA
über eine sehr gute Infrastruktur verfügt. Montreal bietet sich
ebenfalls als Standort an, hier gilt
es besonders, die Zweisprachigkeit Kanadas zu berücksichtigen.
Produktkataloge und Präsentationen sollten in Englisch und
Französisch vorgehalten werden.
Die Bearbeitung des kanadischen
Marktes über einen Vertriebsstandort in den USA sollte nur als
Übergangslösung erfolgen.
Kanadische Vertriebspartner
konzentrieren sich in der Regel
auf Verkauf und Marketing und
nicht so sehr auf die technischen
Details der Produkte. Hier muss das
0,4
1,8
2,1
2016 und 2017 Prognose
© Globus
11060
deutsche Mutterhaus daher intensiv schulen und unterstützen. Der
technische Support aus Deutschland muss dabei vor allem auch im
Aftersales-Service gewährleistet
werden. Ist dies durch eigene Techniker nicht möglich, muss eventuell
noch ein technischer Dienstleister
in Kanada mit ins Boot genommen
werden. Bei der Suche nach einem
Vertriebspartner unterstützt die
Deutsch-Kanadische Industrieund Handelskammer mit Hauptsitz
in Toronto und einer Zweigstelle in
Montreal.
\
AUTORIN
MONIKA
GOLDBACH
Referentin,
International,
IHK Frankfurt
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49
Aufgrund der wachsenden Bedeutung Koreas als Handelspartner
für Hessen haben die DeutschKoreanische Industrie- und Handelskammer in Seoul (AHK Korea)
und die IHK Frankfurt einen Korea
Desk eingerichtet. Er wurde am
7. Juli im Rahmen des 8. Wirtschaftstages Korea vor 120 Gästen
offiziell eröffnet.
Zu den Leistungen des Korea
Desks gehören unter anderem die
Förderung der deutsch-koreanischen Wirtschaftsbeziehungen,
aktuelle Erstinformationen zu Land
und Wirtschaft, interkulturelle
und branchenspezifische Informationen, Korea-Informationsveranstaltungen und Konferenzen,
Vermittlung von Ansprechpartnern
in der AHK und darüber hinaus
Beratungstage zusammen mit den
Experten der AHK.
Angesichts der Sprachbarrieren, der fremden Kultur und der
unbekannten Geschäftsgebräuche
stehen insbesondere kleine und
mittelständische Unternehmen
vor vielfältigen Herausforderungen. Mit dem kostenlosen Beratungsangebot unterstützt die IHK
Frankfurt gemeinsam mit der AHK
Korea die Mitgliedsunternehmen
bei der Überwindung dieser Hürden, um ihre Geschäftsaktivitäten
mit Korea so effizient wie möglich durchzuführen. Der Korea
Desk bietet eine fundierte und
qualifizierte Erstberatung zu den
Chancen und Herausforderungen
in dem ostasiatischen Land.
Korea ist zunehmend international vernetzt. Als einziges Land
weltweit hat Korea mit den drei
großen Wirtschaftsregionen – EU,
USA und China – ein Freihandelsabkommen geschlossen. Durch das
2011 in Kraft getretene Freihandelsabkommen mit der EU wurden
die wirtschaftlichen Beziehungen
zwischen Hessen und Südkorea
noch enger. Im vergangenen Jahr
FOTO: STEFAN KRUTSCH
Korea Desk eröffnet
Stefan Messer (l.), Vizepräsident, IHK Frankfurt, und Stefan Halusa (r.),
Präsident, AHK Korea, unterzeichneten die Vereinbarung.
sind die Exporte nach Korea um
über 28 Prozent auf fast fünf
Milliarden Euro gewachsen. Die
Importe stiegen um über 14 Prozent auf knapp eine Milliarde Euro.
70 Prozent der Waren kommen
dabei aus der Automobil- und Maschinenbauindustrie. Damit gehört
Korea seit Jahren zu den Topauslandsmärkten mit dynamischem
Wachstum.
Gleichzeitig beheimatet die
Metropolregion FrankfurtRhein-
Main die größte koreanische Business Community Europas. Viele
große koreanische Konzerne haben
ihre Deutschland- und Europazentralen hier. Von FrankfurtRheinMain
aus steuern sie ihre Marktaktivitäten sowie Forschung und Entwicklung. Hessen entwickelt sich regelrecht zum koreanischen European
Headquarter: Rund 50 Prozent der
koreanischen Direktinvestitionen in
Deutschland entfallen bereits auf
\
Hessen.
FOTO: PRIVAT
Chinesische Unternehmen besichtigten Hassia
Rund 35 chinesische Unternehmer aus der Region besuchten vor
Kurzem die Produktion von Hassia
Mineralbrunnen in Bad Vilbel. Ralf
Wessel, Direktor Sales und Marketing, begrüßte die Teilnehmer. Die
Einladung zur Betriebsbesichtigung
erfolgte im Rahmen der Veranstaltungsserie China im Gespräch, die
50
seit 2006 gemeinsam vom China
Competence Center der IHKs Frankfurt und Darmstadt, der Frankfurt
Rhein Main – International Marketing of the Region und dem Verein
der chinesischen Unternehmen
Frankfurt durchgeführt wird.
Hassia wurde durch Johann Philipp Wilhelm Hinkel im Jahr 1864
gegründet. Er erschloss damals die
erste Quelle auf dem Familiengrundstück in der Frankfurter Straße 2.
Im Laufe der Jahre kamen weitere
Quellen dazu. Inzwischen besitzt
Hassia 40 Brunnen in und um Bad
Vilbel. Übrigens ist der Name Hassia
das lateinische Wort für Hessen. Die
Hassia-Gruppe wird bereits in fünfter
Generation von der Gründerfamilie
geführt, die kräftig in den Standort
investiert hat. Mittlerweile erstreckt
sich die Produktion von Hassia Mineralbrunnen über eine Länge von
rund zwei Kilometern.
Im Unternehmen gibt es sieben
Abfüllstraßen und ein hochmodernes vollautomatisches Lager. Jedes
Jahr werden rund 800 Millionen
Liter produziert. Am Standort Bad
Vilbel sind rund 500 Mitarbeiter
beschäftigt. Durch verschiedene
Zukäufe hat Hassia sich in den vergangenen Jahren auf Platz zwei der
größten Wasser-Markenproduzenten vorgearbeitet und steht nun
direkt hinter Nestlé Waters.
Insgesamt hat Hassia hat rund
850 verschiedene Produkte im
Angebot, neben den bekannten
Wassermarken Rosbacher und
Elisabethenquelle gehören die
Fruchtsäfte von Neu‘s und Rapps
dazu wie auch die Apfelweinmarken Blauer Bock und Alter
Hochstädter. Hassia Mineralbrunnen ist seit vielen Jahren im Ausland aktiv. Einer der wichtigsten
Exportmärkte ist derzeit Japan.
Dort kann man Hassia Wasser
bei Starbucks kaufen. Auch China
gewinnt stark an Bedeutung. \
IHK WirtschaftsForum 11.16
International
Empfang für vietnamesischen Botschafter
FOTO: IHK
reiche seiner Meinung
nach nicht aus. Er appellierte an die deutsche und auch an die
hessische Wirtschaft,
vermehrt in Vietnam zu
investieren. Deutschland liege trotz seiner
starken Wirtschaftsleistung nur auf Platz
25 als Foreign Direct
Investor in Vietnam
und sei damit deutlich
Stefan Messer (l.), Vizepräsident, IHK Frankfurt, und
unterrepräsentiert.
Doan Xuan Hung (r.), vietnamesischer Botschafter.
Hung ließ sich ausdrücklich die Gründe
Im Rahmen eines Besuchs in Hessen erläutern, die deutsche und hessiwurde der neue vietnamesische sche Unternehmen von InvestitioBotschafter Doan Xuan Hung am
nen und Geschäften mit Vietnam
14. September von Vizepräsident abhalten. Messer berichtete von
Stefan Messer in der IHK Frankfurt seinen eigenen Erfahrungen als
empfangen. Thema des Gesprächs Unternehmer und führte Korrupin kleiner Runde war die wirtschaft- tion, administrative Hürden und
liche Zusammenarbeit zwischen Rechtsunsicherheit an. Er betonte
Vietnam und Deutschland mit ei- aber, dass sein Unternehmen nach
nem besonderen Fokus auf Hessen. fast 20 Jahren im Markt inzwischen
Die Gesprächsteilnehmer nahmen sehr erfolgreich operiere.
Bezug auf das erfolgreiche DeutschBesonders enge Beziehungen
Vietnamesische Wirtschaftsforum, zwischen Vietnam und Hessen bedas die IHK Frankfurt anlässlich des
stehen auch aufgrund der DeutschStaatsbesuchs von Staatspräsident Vietnamesischen Universität (VGU),
Truong Tan Sang im November 2016 an der das Land Hessen maßgebin Frankfurt ausgerichtet hatte.
lich beteiligt ist. Die VGU wurde
Der Botschafter verwies auf die 2008 gegründet und entspricht
traditionell und historisch engen dem deutschen Universitätsmodell.
Beziehungen zwischen Deutschland Die Universität bietet vietnameund Vietnam – allein die Definition sischen Studenten Bachelor- und
einer „strategischen Partnerschaft“
Master-Studiengänge sowie eine
Doktorandenausbildung in technischen, naturwissenschaftlichen
und wirtschaftswissenschaftlichen
Fächern an. Die Lehre wird von
deutschen Partneruniversitäten
übernommen. Die Messer Group
bildet gemeinsam mit B. Braun
junge Vietnamesen im Rahmen
einer zweijährigen dualen Ausbildung vor Ort aus.
Die Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass der Ausbildung
junger Menschen eine besondere
Rolle im Ausbau und der Förderung
der Wirtschaftsbeziehungen zukommt. Junge Menschen, im jeweils
anderen Land ausgebildet, seien
die beste Basis für gegenseitiges
Verständnis und zukünftige gute
Zusammenarbeit.
\
FRANKFURTER AUSSENWIRTSCHAFTSKALENDER
2. Branchenfrühstück: Handelsvertreter und Sales Manager
Donnerstag, 10. November,
IHK Frankfurt, 8 bis 10 Uhr,
Telefon 0 69 / 21 97-14 35
1. Deutscher Exporttag 2016
Montag, 28. November,
IHK Frankfurt, 9.30 bis 17.30 Uhr,
Infos online unter www.exportmanager-online.de/events
Sprechtag mit der AHK Australien
und Neuseeland
Freitag, 11. November,
IHK Frankfurt, 10 bis 15 Uhr,
Telefon 0 69 / 21 97-14 60
HR-China – Besser rekrutieren,
strategisch anstellen und sicher
entsenden
Mittwoch, 30. November,
IHK Frankfurt, 9.30 bis 13 Uhr,
Telefon 0 69 / 21 97-14 33
Gesprächsrunde: Brexit means
Brexit
Mittwoch, 16. November,
IHK Frankfurt, 12.30 bis 14.30 Uhr,
Telefon 0 69 / 21 97-14 60
Wirtschaftsforum Argentinien
Dienstag, 22. November,
IHK Frankfurt, 10 bis 15.30 Uhr,
Telefon 0 69 / 21 97-15 06
Kanada-Workshop
Dienstag, 13. Dezember,
IHK Frankfurt, 9.30 bis 13 Uhr,
Telefon 0 69 / 21 97-15 06
Lieferantenerklärungen richtig
ausstellen und anwenden
Mittwoch, 23. November,
IHK Frankfurt, 8 bis 17 Uhr,
Telefon 0 69 / 21 97-14 34
Wir optimieren Ihre Konditionen!
Seminar: Export von Waren und
Dienstleistungen nach Indien
Mittwoch, 7. Dezember,
IHK Frankfurt, 10 bis 16 Uhr,
Telefon 0 69 / 21 97-14 60
Weitere Infos und Anmeldung zu
den Veranstaltungen online unter
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an den Veranstaltungen ist teilweise gebührenpflichtig.
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WIRTSCHAF TSKRIMINALITÄT
BEIM JA SCHNAPPT DIE FALLE ZU
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Gewerbetreibende werden immer häufiger Opfer von Telefonfallen. Nachdem es früher hauptsächlich um aufgedrängte
Anzeigenaufträge ging, werden inzwischen alle Arten von Waren und Dienstleistungen per Kaltanruf beworben.
Bei der Telefonfalle werden Gewerbetreibende unaufgefordert
telefonisch im Betrieb angesprochen, um ihnen im Rahmen des
Telefonats durch Vorspiegelung
falscher Tatsachen einen Vertrag
aufzunötigen oder unterzuschieben. Dazu werden den Betroffenen
einige Fragen gestellt, die sie nur
mit Ja beantworten können. So
soll den Angerufenen eine Bestätigung in Form eines Ja entlockt
werden. In welchem Kontext dies
geschieht, ist unerheblich.
Hintergrund hierfür ist, dass
die Gespräche auf Band aufgezeichnet und anschließend von
den Anbietern zusammenge-
schnitten werden. Das entlockte
Ja wird durch geschicktes Zusammenschneiden der Gesprächsaufzeichnungen später als Bestätigung eines Vertragsabschlusses
dargestellt. Der Angerufene ist
durch die beschriebene Vorgehensweise bereits im Moment
des Hörerabhebens der Gefahr
ausgesetzt, einen Vertrag aufgedrängt zu bekommen. Selbst
dann, wenn er sich im Laufe des
Telefonats mit Nachdruck gegen
einen Vertragsabschluss wehrt.
Die hinter dem Anruf stehenden
Anbieter versuchen sich oftmals
durch mehr oder weniger externe Callcenter mit Sitz im Aus-
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Bau- und
Architektenrecht
52
land – häufig in Spanien oder
in der Türkei – aus der Affäre zu
ziehen. Denn der Sitz im Ausland
erschwert die Rückverfolgung der
Anrufe erheblich.
Eine andere Möglichkeit, derer
sich die Anbieter zu ihrem Schutz
bedienen, ist das sogenannte Call
ID Spoofing. Hierbei werden mittels eines Computerprogramms
die im Display angezeigten Anrufnummern gefälscht. Durch
das Programm können sich die
Anrufer eine beliebige Telefonnummer aneignen und den Angerufenen dadurch einen anderen
Ursprung des Anrufs vorgaukeln.
Es besteht sogar die Möglichkeit,
sich deutsche Festnetznummern
anzueignen, die gar nicht vergeben sind. In diesem Fall sind die
Anbieter dadurch geschützt, dass
ein Rückruf nicht möglich ist. Der
Anrufer erhält keinen Anschluss.
Handelt es sich bei der eigentlichen, „echten“ Nummer um eine
deutsche Nummer, so kann eine
Rückverfolgung stattfinden. Allerdings ist hierfür eine technisch
sehr aufwendige Fangschaltung
erforderlich. Dieser Weg ist daher
nur im Wiederholungsfall und
bei permanenter Belästigung
verhältnismäßig.
Nach erfolgtem Anruf folgt
die Zusendung einer Rechnung
mit dem Hinweis über einen fernmündlich geschlossenen Vertrag
mit dem Datum des Anrufs. Weigert sich der Betroffene daraufhin,
die Geldsumme zu zahlen, wird
ihm ein gefälschter Gesprächsmitschnitt vorgehalten, gefolgt von
einer Flut von Drohungen in Gestalt von Mahnungen, bei denen
das Opfer teils auch in beleidigender Form zur Zahlung genötigt
wird. Es wird enormer Druck auf
die Betroffenen ausgeübt.
Wird ein Unternehmen tatsächlich Opfer einer solchen Telefonfalle, ist es wichtig, die dem
Anruf folgende Rechnung nicht
zu bezahlen und auch nach Eingang einer Flut von Mahnungen
und Drohungen nicht einzuknicken. Gerichtliche Maßnahmen
zur Durchsetzung derartiger
Forderungen sind in der Regel
nicht zu erwarten. Betroffene haben die Möglichkeit, den Vertrag
anzufechten. Im Zweifel sollten
sich Unternehmen anwaltlicher
Hilfe bedienen und Kontakt
mit der zuständigen Industrieund Handelskammer oder dem
entsprechenden Berufsverband
aufnehmen.
Schließlich sollten Betroffene darüber hinaus Strafanzeige
erstatten. Das Zusammenschneiden aufgezeichneter Gespräche
kann von den Ermittlungsbehörden festgestellt werden, sofern
sich der Gesprächsverlauf nachweisen lässt. Bei ausreichender
Beweislage kann auch mit einer Anklageerhebung durch die
Staatsanwaltschaft und im Falle
der Verurteilung mit einer Freiheitsstrafe gerechnet werden. \
AUTORIN
ESTHER MEYER
Referendarin,
IHK Frankfurt
[email protected]
IHK WirtschaftsForum 11.16
Recht und Steuern
AMA ZON MARKE TPL ACE
ABGEHÄNGT BEIM ANHÄNGEN
Der Amazon Marketplace birgt einerseits interessante Vertriebschancen, andererseits aber auch
einige rechtliche Fallstricke. Wer von dieser Verkaufstechnik in größerem Stil Gebrauch machen
will, sollte sich auf diese Vermarktungsschiene gut vorbereiten.
Es beginnt ganz harmlos: Ein
neues Produkt kommt auf den
Markt. Damit es im Amazon
Marketplace verkauft werden
kann, erhält die Ware dort erstmalig eine sogenannte ASINummer (Amazon Standard
Identification), bevor sie zum
Verkauf angeboten werden kann.
So weit, so gut. Entschließt sich
ein Händler nun, das identische
Produkt vertreiben zu wollen, so
erfolgt eine Zuordnung zu dieser
bereits vorhandenen Nummer.
Dieser Vorgang wird im Fachjargon als „anhängen“ bezeichnet.
Wird die Ware schließlich vom
Kunden aufgerufen, werden
mehrere Anbieter angezeigt
und das Produkt kann zu unterschiedlichen Preisen erworben
werden. Doch das Anhängen
birgt auch Risiken. Im Folgenden
daher ein Überblick über die
häufigsten Fallstricke.
Fallstrick Produktbilder
Hier gilt erst mal Entwarnung:
In puncto Urheberrecht muss
sich der Unternehmer im Grundsatz keine Sorgen machen. Die
Rechtsprechung argumentiert,
dass Mitanbieter sich auf ein
Nutzungsrecht aus den AmazonAGB berufen können, wenn sie
sich durch das Anhängen die
Produktbilder von Mitbewerbern
zunutze machen. Die Rechteinhaber der Produktbilder räumten
zwar in erster Linie Amazon Nutzungsrechte ein, dennoch müsse
auch den anderen Teilnehmern
das Recht zugestanden werden, von den Bildern Gebrauch
IHK WirtschaftsForum 11.16
zu machen. Die wechselseitige Zurverfügungstellung von
Produktbildern zugunsten von
Einfachheit und Übersichtlichkeit ist ein Grundgedanke des
Marketplace.
Fallstrick Herkunftsquelle
Auf diesem Gebiet ist erhöhte
Wachsamkeit ratsam. Liefert
das sich anhängende Unternehmen nicht das identische,
sondern nur ein vergleichbares Produkt, täuscht es den
Verbraucher (die sogenannte Von-Zeile bei Amazon gibt
Aufschluss im Hinblick auf den
Hersteller beziehungsweise die
Marke). Diese Vorgehensweise
ist nach Ansicht der Instanzgerichte rechtswidrig. Daher
gilt: Wenn sich die gelieferten
Waren des sich Anhängenden
vom originären Produkt unterscheiden, muss zwingend eine
deutlich wahrnehmbare Klarstellung auf der Angebotsseite
erfolgen.
Fallstrick unverbindliche
Preisempfehlung
Angebotsinhalte auf Amazon
müssen durch den Händler
überprüft werden, ansonsten
kann es unangenehm werden.
Das zeigt ein aktuelles Urteil.
Streitgegenstand war die Irreführung durch einen sich Anhängenden, der eine veraltete
unverbindliche Preisempfehlung
(UVP) angab. Im konkreten Fall
suggerierte der Händler einen
Preisvorteil, indem er eine nicht
mehr existente UVP als Refe-
renzpreis angab. Der Einwand,
dass lediglich Amazon dazu
befugt sei, die UVP einzupflegen
und zu verwalten, greift hier
nicht. Denn es sei allein Sache
des Händlers, den Marketplace
zu nutzen. Dementsprechend
sei der Händler auch dazu verpflichtet, die angezeigten Produktinformationen und deren
Rechtmäßigkeit zu überprüfen,
so das Gericht. Dem Händler ist
also zu raten, die Angebotsin-
halte zu überprüfen und bei
falschen oder veralteten Informationen von einem Anhängen
Abstand zu nehmen.
\
AUTOR
MARTIN
SOWISLOK
Rechtsreferendar,
IHK Frankfurt
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53
Recht und Steuern
BESTEUERUNG
FEIERN OHNE REUE IM BETRIEB
FOTO: PICTURE-ALLIANCE / SHOTSHOP
In diesen Tagen laufen in vielen Unternehmen wieder die Planungen für die Weihnachtsfeiern oder
Veranstaltungen zum Jahreswechsel. Damit in steuerlicher Hinsicht der Kater danach ausbleibt,
müssen Unternehmen einige Punkte beachten.
einer Betriebsveranstaltung
heranzuziehen und für die Ermittlung des möglicherweise
steuerpflichtigen Anteils (mehr
als 110 Euro) maßgeblich sind.
Eine weitere Klarstellung, die
das Gesetz enthält, ist, dass Begleitpersonen den jeweiligen Arbeitnehmern zuzurechnen sind
und somit deren persönlichen
Freibetrag belasten.
Teilnehmerzahl
Der Begriff Betriebsveranstaltung ist gesetzlich definiert.
Im vergangenen Jahr hat der
Gesetzgeber in Reaktion auf
verschiedene Urteile des Bundesfinanzhofs die Besteuerung
von Betriebsveranstaltungen in
neue gesetzliche Bahnen gelenkt. Hierzu gehört zum einen
die erstmalige gesetzliche Definition einer Betriebsveranstaltung. Sie besagt, dass es
sich um Veranstaltungen handeln muss, die auf betrieblicher
Ebene mit gesellschaftlichem
Charakter veranstaltet werden.
Weiter hatte der Gesetzgeber
festgelegt, die bei bisherigen
Betriebsveranstaltungen geltende Freigrenze pro Mitarbeiter in
einen Freibetrag pro Mitarbeiter
zu verändern. In der Höhe blieb
es bei den seit Jahren bekannten
54
110 Euro und soweit nicht mehr
als zwei Veranstaltungen von
einer Person besucht werden.
Im Ergebnis bedeutet dies, dass
bei zwei Veranstaltungen pro
Jahr jeweils bis zu 110 Euro
keine Steuer anfällt und nur der
gegebenenfalls übersteigende
Betrag steuerpflichtig wird.
Gesamtkosten
Nächster wichtiger Punkt ist
die Ermittlung der Gesamtkosten der Veranstaltung und die
Verteilung auf die Mitarbeiter.
Hier hatte die Rechtsprechung
erfreulicherweise darauf abgestellt, zu schauen, was genau für
die Teilnehmer zu einer Bereicherung führen kann, und diesbezüglich entschieden, es müsse
für die Teilnehmer konsumierbar
sein. Das heißt, es muss etwas
zum Schauen, Hören und / oder
Essen und Trinken sein. Durch
diese Betrachtung waren nun die
Kosten für den äußeren Rahmen
der Feier, wie zum Beispiel die
Raummiete oder ein Eventmanager, aus der Kostenbetrachtung
verschwunden.
Es verwundert nicht, dass
diese für Arbeitnehmer und
Arbeitgeber gleichermaßen
günstige Betrachtungsweise
der Finanzverwaltung missfiel.
Deshalb hat sie im Gesetz gleich
mitklargestellt, dass immer alle
Aufwendungen (jedoch keine
Selbstkosten, wie zum Beispiel
anteilige Abschreibungen oder
Ähnliches) für die Bewertung
In der Praxis stellt sich nun immer
wieder die Frage, wie der Betrag
pro Person ermittelt wird und
was zu tun ist, wenn aus nicht
vorhersehbaren Gründen die tatsächliche Teilnehmerzahl plötzlich
von der ursprünglich geplanten
abweicht. Nach Auffassung der
Finanzverwaltung ist stets auf
die tatsächliche Teilnehmerzahl,
also die tatsächlich Anwesenden,
abzustellen.
Dies bedeutet, dass beispielsweise eine Abteilungsfeier, die
mit 80 Euro pro Kopf und 50 angemeldeten Personen geplant
ist, eigentlich fröhlich und vom
Finanzamt ungestört feiern kann.
Wenn jedoch durch eine plötzliche Krankheitswelle, schlechtes
Wetter oder einen anderen Grund
nur die Hälfte erscheint und die
Kosten trotzdem 4 000 Euro betragen, steht plötzlich das Finanzamt da und feiert fröhlich
mit. Denn in diesem Fall liegen
die Aufwendungen pro Kopf mit
50 Euro (4 000/25 = 160 Euro pro
Teilnehmer, abzüglich Freibetrag
110 Euro) in der Steuerpflicht und
sind Arbeitslohn.
IHK WirtschaftsForum 11.16
STEUERFÄLLIGKEITEN IM NOVEMBER
Staatssteuern
Am 10. November 2016 werden fällig: Umsatzsteuer- / Mehrwertsteuer-Vorauszahlung
für den Monat Oktober der Monatszahler.
Monatszahler ist jeder Unternehmer, dessen
Umsatzsteuer im Kalenderjahr 2015 mehr
als 7 500 Euro betragen hat; Monatszahler
sind auch solche Unternehmer, die ihre berufliche oder gewerbliche Tätigkeit im Jahr
2015 oder 2016 aufgenommen haben (Existenzgründer).
Im Oktober 2016 einbehaltene Lohn- und
Kirchensteuer sowie einbehaltener Solidaritätszuschlag, wenn die für das Kalenderjahr 2015 abzuführende Lohnsteuer mehr
als 4 000 Euro betragen hat.
Im Oktober 2016 einbehaltene Bauabzugsteuer (Abführung an das für den beauftragten Bauunternehmer zuständige Finanzamt; weitere Infos online unter www.
finanzamt.de).
Kommunale Steuern
Am 15. November 2016 werden Gewerbesteuer- und Grundsteuer-Vorauszahlung
fällig.
LINK ZUM THEMA
Weitere Infos zur lohn- und umsatzsteuerlichen Behandlung von Betriebsveranstaltungen finden sich online im Schreiben des
Bundesfinanzministeriums vom 11. Oktober
2015 unter www.bundesfinanzministerium.
de (Suchbegriff „Betriebsveranstaltungen“).
Sorgfältige Dokumentation
Die Arbeitgeber müssen daran denken,
einen Nachweis oder eine entsprechende Dokumentation über die anwesenden
Mitarbeiter bei der Betriebsveranstaltung
zu erstellen, um der beschriebenen Gefahr
ungewollter Steuerpflichten zu entgehen.
In diesem Zusammenhang erfreulich ist,
dass Leiharbeitnehmer oder Arbeitnehmer
von Konzernunternehmen eigenen Arbeitnehmern gleichgestellt werden. Aktuell gibt
es die Bitte an die Finanzverwaltung, in
dem beschriebenen Fall die Auffassung zu
überdenken. Hier bleibt abzuwarten, ob der
Fiskus ein Einsehen und Verständnis für die
Praxis hat. Denn weil es Personen gibt, die
nicht teilnehmen, haben die Anwesenden
ja nicht zwingend mehr bekommen oder
mehr konsumiert.
IHK WirtschaftsForum 11.16
Ein weiterer Stolperstein sind mögliche
Reisekosten aufgrund einer Betriebsveranstaltung. So gehören die Reisekosten im
Rahmen der Veranstaltung (zum Beispiel
gemeinsame Busfahrt zum Veranstaltungsort)
mit zu den bereits erläuterten Gesamtaufwendungen der Feier. Die Kosten der Anreise
von Mitarbeitern, die möglicherweise sonst,
zum Beispiel im Außendienst, entfernt vom
Unternehmenssitz arbeiten, dürfen jedoch
als notwendige Kosten einer Dienstreise gegebenenfalls unberücksichtigt bleiben. Hier
verlangt die Finanzverwaltung aber, dass die
betroffenen Arbeitnehmer ihre Anreise selber
organisieren. Auch gegen diese Auffassung
richtet sich die aktuelle Bitte des Überdenkens
an das Bundesfinanzministerium.
Mit
geht Ihnen beim
mobilen Arbeiten nie
wieder die Luft aus*
Enge Spielräume
Sofern sich aufgrund der engen Spielräume
ein steuerpflichtiger Betrag pro Person ergibt,
muss der Arbeitgeber die Versteuerung vornehmen. Diese kann er – wie gehabt – mittels
einer Lohnsteuerpauschalierung (25 Prozent
zuzüglich Annexsteuern wie Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuern)
vollziehen. Diese Pauschalierung führt grundsätzlich zur Beitragsfreiheit in der Sozialversicherung, sodass zumindest an dieser Stelle
durch denkbare Sozialversicherungsbeiträge
keine weiteren Kosten anfallen.
Grundsätzlich ist jeder Arbeitgeber gut
beraten, die Rahmenbedingungen bei Betriebsveranstaltungen genau zu beachten, um nicht
spätestens bei einer Lohnsteueraußenprüfung
einen unerwarteten und kostspieligen weiteren
Gast am Tisch sitzen zu haben. Es bleibt zu
wünschen, dass sich die Finanzverwaltung
beim Thema Betriebsveranstaltungen etwas
großzügiger zeigt und den Firmen und Arbeitgebern präsentiert, dass sie auch gönnen
kann. Dies wäre in der aktuellen Debatte um
Steuersenkungen eine Haltung, die vielen Bürgern wohltäte, und atmosphärisch wirksamer
wäre sie allemal.
\
AUTOR
CHRISTOPH
ACKERMANN
Steuerberater,
Partner, Ernst &
Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Eschborn
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im Durchschnitt 8,6 MBit/s) im deutschen œ Mobilfunknetz pro
Abrechnungsmonat enthalten.
Amtliches
Gemeinsamer Prüfungsausschuss
Die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main
sowie die Industrie- und Handelskammer Wiesbaden
haben vereinbart, aufgrund § 39 BBiG bei der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main einen
gemeinsamen Prüfungsausschuss für die Abnahme
der Zwischen- und Abschlussprüfungen im anerkannten Ausbildungsberuf Gestalter / Gestalterin für visuelles Marketing zu errichten.
Die Vereinbarung tritt am 1. Oktober 2016 in Kraft.
Die Zusammensetzung des gemeinsamen Prüfungsausschusses wird einvernehmlich zwischen der Indus-
trie- und Handelskammer Frankfurt am Main und der
Industrie- und Handelskammer Wiesbaden geregelt.
Die Berufung der Mitglieder erfolgt durch die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main.
Der Prüfungsausschuss ist für alle Prüfungsbewerber
aus den Bezirken der Industrie- und Handelskammer
Frankfurt am Main sowie der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden zuständig. Die Industrie- und
Handelskammer Frankfurt am Main ist für die Organisation und Durchführung der Prüfungen allein
zuständig und verantwortlich.
Die von der überweisenden zuständigen Stelle zu entrichtende Aufwandsentschädigung für die Abnahme
der Abschlussprüfung ist in einer Anlage geregelt.
Die mit der Durchführung der Prüfungen verbundenen Kosten trägt die Industrie- und Handelskammer
Frankfurt am Main.
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Die nächste Ausgabe des IHK WirtschaftsForums erscheint am 1. Dezember 2016.
HANDELSRICHTER
IMPRESSUM
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Frankfurt am Main wieder.
Titelbild: Gettyimages / rotofrankfoto
Der Präsident des Landgerichts Frankfurt am Main hat auf gutachterlichen Vorschlag der Industrie- und Handelskammer Christof MeierPreschany ab 30. September 2016 und Uwe Weiß ab 4. Oktober 2016
für fünf Jahre zum Handelsrichter bei dem Landgericht Frankfurt am
Main ernannt. Die Entscheidungen der Kammern für Handelssachen ergehen in aller Regel schnell und praxisnah, da sich der juristische Sachverstand des Vorsitzenden Richters und die kaufmännischen Erfahrungen der Handelsrichter in wirtschaftlichen Streitigkeiten ergänzen.
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