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katholisch: Kirche in WDR 3 | 03.12.2016 | 07:50 Uhr | Claudius Rosenthal
Die beste Werbekampagne Gottes
Guten Morgen!
Stellen Sie sich vor: Ihr Kegelclub braucht Verstärkung. Also fragen Sie einen
guten Freund. Ob er nicht mitmachen will.
Der kommt auch. Weil Sie aber ein ehrlicher Mensch sind, klären Sie ihn auf.
Sie sagen ihm ganz offen, dass der Wirt ein ziemlich grantiger Pfennigfuchser
ist. Dass die Bahn stumpf ist. Die Kegel abgewetzt. Bei der Kreide, sagen Sie,
da müsse man aufpassen: Die ist muffig. Genau wie die Kegelbrüder Müller und
Schulze. Außerdem sei die Bahn immer kalt. Dafür aber das Bier lauwarm.
Ok. Der Freund lässt sich auf all das ein und kommt. Und ehe an diesem Abend
alle nach Hause gehen, fragen Sie noch einmal: Und, willst Du widerkommen
und hier mitmachen in unserem Kegelclub?
Ich vermute mal, der Freund würde dankend ablehnen – oder?
Und jetzt erlauben Sie mir ruhig, diese Erfahrung mit dem aktuellen Bild von
Kirche zu vergleichen: Denn wenn ich höre, wie es so um Glauben und Kirche
bestellt ist: Der Pfarrer ist da nur zu oft auch so eine Art grantiger
Pfennigfuchser. Die Bischöfe sind stumpf. Die Gebete abgewetzt. Die
Atmosphäre muffig, der Nachbar in der Bank verlogen, die Kirche kalt und die
Predigt lauwarm.
Also, wenn ich das höre, dann würde ich sagen: Gutes Marketing sieht anders
aus…
Vielleicht ist es deshalb ganz gut, dass gerade die Adventszeit begonnen hat.
Die ist so ein bisschen wie Nachhilfe in Sachen PR und Öffentlichkeitsarbeit.
Weil Weihnachten ziemlich cool ist. Selbst für Nicht-Christen. Und mit dem
Advent beginnt der Countdown auf dieses Schöne, Großartige. Der Advent –
der ist marketingmäßig gesprochen so etwas wie eine kleine Schule der Freude.
Denn für mich ist der Advent die beste Werbe-Kampagne, die sich der liebe
Gott hat einfallen lassen. Versehen mit einem der besten Werbe-Slogans:
„Freut Euch!“
Diese Freude – die bekomme ich im Advent nämlich mit allen Sinnen
präsentiert. Ich darf die Freude schmecken. Mit Lebkuchen zum Beispiel. Ich
darf sie hören und singen. Der Advent kennt wunderbare Lieder. Und wenn ich
mich an der Freude ganz voll und satt gegessen und getrunken habe – dann
darf ich sie sogar verschenken.
Dieses „Freut Euch“ – das ist aber nicht nur einfach ein guter Werbespruch.
Der zeigt auch Wirkung. Zumindest dann, wenn wir das wollen. Ich kenne das
zumindest von mir: Wenn ich morgens mit dem falschen Bein aufgestanden bin,
wenn ich im Auto sitze und genervt gucke, weil mir da wieder einer die Vorfahrt
genommen hat, wenn ich die Arbeitskollegen nur verhalten grüße – naja:
entsprechend verhalten ist das Echo. Wenn ich aber an der Kreuzung lache,
obwohl der andere sich vordrängelt, wenn ich die Kollegen nicht nur grüße,
sondern vielleicht noch Zeit für ein kurzes Wort habe … ich sag‘s Ihnen: Der Tag
fängt gleich ganz anders an. Und im Advent – da ist das für mich ein wenig so,
als wäre es der liebe Gott selbst, der mir nicht grantig begegnet, sondern der
lacht und grüßt und sich freut. Der mir sagt: Was ist das Leben toll. Und das
Beste – das Beste, das kommt ja erst noch!
Für mich ist das das Schönste an meinem Glauben: Dass ich froh und frei ins
Leben gehen kann. Dass ich mich freuen kann. Dass ich das Leben genießen
kann. Und dass ich ein wenig von dieser Freude vielleicht sogar weitergeben
kann.
Aus Alt-Wenden grüßt Sie Diakon Claudius Rosenthal.
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