Instituto Alemán Carlos Anwandter Los Laureles 050 Casilla 2D Valdivia Chile www.dsvaldivia.cl Praktikumsbericht 11. März – 28. Juni 2013 Von Charlotte Wittnebel aus Emmendingen Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ...................................................................................................................2 2. Hauptteil ....................................................................................................................3 2.1 Vorstellung der Deutschen Schule Valdivia ...................................................3 2.1.1 Eigene Erfahrungen: Erster Kontakt mit der DSV und Mentoring .............7 2.1.2 Eigene Erfahrungen: Hospitationen.............................................................8 2.1.3 Eigene Erfahrungen: Unterricht.................................................................10 2.1.4 Andere Tätigkeiten innerhalb der Schule ..................................................13 2.2 Erfahrungen außerhalb der Schule – Valdivia und Chile ..............................16 3. Schluss ......................................................................................................................19 1 Einleitung 1. Einleitung Im Verlauf meines Lehramtsstudiums an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg habe ich die Möglichkeit, während meines Praxissemesters vier Monate praktische Erfahrung an einer Schule zu sammeln. Das Praxissemester ist Teil des Studiums und eine Voraussetzung für die Erste Staatsprüfung. Ich habe diese Praxisphase vom 11. März bis zum 28. Juni an der „Deutschen Schule Carlos Anwandter“ in Valdivia (Chile) absolviert. Chile war für mich kein unbekanntes Land. Bereits vor sechs Jahren habe ich für mehrere Monate in Viña del Mar in einer chilenischen Gastfamilie gelebt. Auf die südamerikanische Gelassenheit und Spontanität war ich vorbereitet, denn sie ist mir durch das Leben bei meiner chilenischen Familie lebhaft in Erinnerung geblieben. Trotzdem war ich – von der Universität in Deutschland an eine genaue Tagesplanung, feste Abgabezeiten und ein hohes Arbeitspensum gewöhnt – von neuem über die Gelassenheit der Menschen erstaunt. Ich brauchte einige Wochen um mich an das Sprachniveau und die Arbeitseinstellung der Schüler zu gewöhnen. Gerade in den ersten Wochen beschlich mich oft der Gedanke: „Das geht doch effizienter!“. Spätestens nach zwei Monaten begreift man: Die Uhren ticken einfach langsamer. Mit „schneller und besser“ erreicht man hier nicht viel, erst mit genügend eigener Spontanität und Ruhe kommt man richtig in Chile an und kann den Kontakt mit der anderen Kultur und Mentalität genießen. Während des Aufenthalts an der Deutschen Schule Valdivia konnte ich viele Einblicke in das gesamte Schulleben gewinnen und selbst Teil der Schulgemeinschaft werden. Ich habe im Unterricht hospitiert, als Unterrichtsassistenz in einer chilenischen Schule in Paillaco mitgeholfen und in meinen Klassen II°Medio und III°Medio eigenen Unterricht gehalten. Bei personellen Engpässen bin ich als Vertretungslehrerin eingesprungen. Auch an außerunterrichtlichen Veranstaltungen wie Fachkonferenzen, Preisverleihungen, Schulfeiern und Sportfesten oder Theateraufführungen nahm ich gerne teil. Das Schulpraxissemester war für mich ein sehr wichtiger Teil meines Studiums und gab mir die Gelegenheit praktische Erfahrungen zu sammeln. Ich bin sehr froh, dass es die Möglichkeit gibt, das Praxissemester an einer Deutschen Schule im Ausland zu absolvieren und ich möchte mich für die finanzielle Unterstützung beim DAAD bedanken, der mir die Chance des Aufenthalts an der Deutschen Schule Valdivia ermöglichte. 2 2 Hauptteil 2. Hauptteil 2.1 Vorstellung der Deutschen Schule Valdivia Im Folgenden werde ich meine Praktikumsschule die „Deutsche Schule Carlos Anwandter“ übersichtsartig vorstellen. Sie wird mit DSV (Deutsche Schule Valdivia) abgekürzt. Die DSV hat eine angenehme Schulgröße: Auf die DSV gehen etwa 800 Schüler. 200 davon gehen in die Spielgruppe oder in den Kindergarten. Diese Größenordnung der Schule empfand ich als positiv, denn schon nach wenigen Wochen traf ich in den Gängen und auf dem Pausenhof viele bekannte Gesichter wieder. Auf welche Schule Schüler in Chile gehen, entscheidet selten ihre Leistung, stattdessen bestimmt meist die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Eltern und die der Verwandtschaft die Wahl der Schule. In Chile gibt es staatliche Schulen, die man kostenlos besuchen kann, staatlich unterstützte Schulen, die nur eine geringe Schulgebühr erheben und Privatschulen, die ein hohes Schulgeld verlangen. Die DSV ist eine Privatschule. Das bedeutet, dass die Eltern für ihre Kinder pro Monat zwischen 185.000 chilenische Pesos (Spielgruppe) und 235.000 Pesos (9. Klasse bis 12. Klasse) bezahlen müssen. Dies entspricht beim heutigen Währungskurs etwa 285-360 Euro pro Monat und Kind. Die Höhe des Schulgeldes beeinflusst in starkem Maße die Auswahl der Schüler. Wer auf eine Privatschule geht, kann sich im Vergleich zu einer nationalen Schule einer qualitativ hochwertigen Ausbildung sicher sein. Die Schüler der DSV werden schon sehr früh sehr gut gefördert. Auf der DSV wird ein Teil der zukünftigen sozialen Elite Chiles ausgebildet. Die DSV ist auf der „Isla Teja“, einer Flussinsel, die zur Stadt Valdivia gehört. Die Schule liegt auf der gleichen Flussseite des „Río Valdivia“ wie die Universitätsgebäude der „Universidad Austral de Chile“. In meiner Zeit in Valdivia habe ich den Eindruck gewonnen, dass der Fluss „Río Valdivia“ reicheren und damit meist bildungsnäheren Gesellschaftsschichten als eine natürliche Grenze dient, um sich auch von ärmeren sozialen Schichten der Bevölkerung abzugrenzen. Die Abgrenzung dieser Bildungsinstitutionen zu anderen Gebäuden der Stadt wie z.B. Einkaufsläden und nationalen Schulen wird von anderen Menschen auch bewusst so empfunden. Im Gespräch mit Personen, die aus anderen gesellschaftlichen Schichten kommen, hört man oft, auf der „Isla Teja“ lebten die Reichen. Die Abgrenzung der Schulgebäude der DSV zu anderen Gebäuden wird durch einen Zaun um 3 2 Hauptteil das gesamte Schulgebäude verdeutlicht, wobei man sagen muss, dass sehr viele Häuser durch umgebende Zäune vor Einbrüchen und Zerstörung gesichert werden. Am Eingang der Schule gibt es eine Eingangskontrolle. Die Infrastruktur der Schule ist sehr gut. Alle Gebäude vom Kindergarten bis zur Grundschule und den Räumen für Mittel- und Oberstufe liegen sehr eng beieinander, dadurch geschieht für die Schüler räumlich gesehen kaum ein Bruch beim Wechsel vom Kindergarten zu weiterführenden Klassen. In sehr vielen Räumen steht ein Computer mit einem Beamer zur Verfügung. Es gibt zwei Computerräume, zusätzlich gibt es auch in der Bibliothek die Möglichkeit am PC zu arbeiten. Die Bibliothek ist für eine Schulbibliothek sehr gut ausgestattet und bietet von Kinderbüchern zu spanischen Texten, klassischer deutscher Literatur auch Forschungsliteratur aus Deutschland. Zusätzlich zur Bibliothek gibt es zwei Sporthallen und draußen einen großen Sportplatz. Außerdem gibt es an der Schule ein großes „Auditorium“, welches oft für Veranstaltungen wie Lesungen, Filmvorstellungen, Theater und Preisverleihungen genutzt wird. Solche Schulevents werden regelmäßig sehr aktuell auf der Schulhomepage angekündigt, zusätzlich gibt es jeden Monat einen elektronischen Newsletter, der über Neuigkeiten an der Schule informiert. Diesen regelmäßigen Informationsfluss fand ich sehr gut. An der DSV gibt es eine Schuluniform: Die Mädchen tragen ein marineblaues Trägerkleid oder eine blaue Hose mit einer weißen Bluse und schwarzen Schuhen. Die Schuluniform der Jungen ähnelt der Kleidung der Mädchen: Ein marineblauer Pullover mit einem weißen Hemd, einer grauen Hose und schwarzen Schuhen. Dazu gibt es für beide Geschlechter noch eine separate Sportkleidung, die allerdings oft von den Schülern auch einfach mit den anderen Kleidungsstücken der Schuluniform kombiniert wird. Generell gilt die Schuluniform zwar als verbindlich, wird von den Schülern aber selbst eigenständig nochmal umgewandelt. So haben sich über die Zeit auch Kleidungsstücke wie ein Pullover für 4 2 Hauptteil den Schüleraustausch mit dem Namen jedes Schülers im alltäglichen Schulleben etabliert. Bild: Die Schülerinnen und Schüler der II°Medio (10. Klasse) beim „Día del Color“ In regelmäßigen Abständen gibt es an der DSV den „Día del color“, an dem die Schüler ohne Schuluniform in die Schule kommen dürfen. Dafür müssen sie 200 chilenische Pesos (ca. 0,30 Euro) bezahlen. Das Geld wird gesammelt und anschließend gespendet oder für schulinterne Veranstaltungen verwendet, die die Schüler organisieren. Ich fand es sehr spannend, die Schüler auch mal in ihrer Kleidung kennenzulernen, die sie sich selbst ausgesucht haben, da dadurch viel stärker der individuelle Geschmack und die Vorlieben der Schüler deutlich werden. Anderseits hatte man als Lehrer auch den Eindruck, dass die Schüler an den Tagen, an denen sie ohne Schuluniform in die Schule kommen dürfen, den Unterricht nicht so ernst nehmen, da sie durch die Kleidung in eine lockere Festtagsstimmung versetzt werden. Die Schule begleitet die Schüler durch ihre gesamte Kindheit und Jugend: Die deutsche Sprache ist dabei ein beständiger Begleiter. Bereits im Kindergarten spricht eine Erzieherin Deutsch mit den Kindern. Die Muttersprache der Schüler bleibt trotzdem Spanisch, da viele Schüler aus spanischsprachigen Familien stammen und nur manche deutschsprachige Verwandte haben. Die deutsche Sprache wird als eine Fremdsprache (DaF) unterrichtet. Die 5 2 Hauptteil Schüler der DSV haben pro Woche je nach Klassenstufe zwischen sechs und sieben Stunden Deutsch. Manchmal wird auch Sport, Sachkunde und Kunst in der Grundschule bilingual unterrichtet. Ab der sechsten Klasse haben die Schüler zusätzlich zwei Stunden Geschichte auf Deutsch und in der siebten Klasse kommt Biologie auf Deutsch hinzu (DFU – deutschsprachiger Fachunterricht). Die Schüler müssen im Laufe ihres Schullebens neben Klassenarbeiten und Tests drei große Sprachprüfungen in Deutsch ablegen: Eine A2-Prüfung in der sechsten Klasse, das „Sprachdiplom I“ (A2/B1) in der neunten Klasse und das „Sprachdiplom II“ (B2/C1) in der zwölften Klasse. In der sechsten Klasse müssen die Schüler die A2-Prüfung bestehen, die man einmal wiederholen kann. Gelingt auch die Wiederholung der Prüfung nicht, muss der Schüler die Schule verlassen. Die Sprachdiplome sind in vier Prüfungsteile unterteilt: Leseverstehen, Hörverstehen, „Schriftliche Kommunikation“ und „Mündliche Kommunikation“. Bei der B2/C1-Prüfung müssen alle Prüfungsbereiche bestanden werden, sowohl das Lesen als auch das Schreiben und Hörverstehen. Den Höhepunkt der sprachlichen Deutsch-Kenntnisse der Schüler bildet meist der Schüleraustausch mit Deutschland. Zusätzlich zum Sprachdiplom müssen die Schüler in IV°Medio (12. Klasse) den Auswahltest für chilenische Universitäten PSU (Prueba de Selección Universitaria) bestehen. Schaffen die Schüler das „Sprachdiplom II“ und erreichen die Schüler bei der PSU mehr als 600 Punkte, dann dürfen sie unabhängig vom GIB (Gemischtsprachiges International Baccalaureate), das auch an der Schule angeboten wird, in Deutschland studieren. 6 2 Hauptteil 2.1.1 Eigene Erfahrungen: Erster Kontakt mit der DSV und Mentoring Bild: Eingangsbereich der DSV Im Gegensatz zu anderen Deutschen Schulen in Chile gibt die DSV auf ihrer Schulhomepage eine direkte Kontaktmöglichkeit für Praktikanten an. Dadurch wird gewährleistet, dass die Bewerbungen der Praktikanten nicht im Sand verlaufen, sondern dass es einen Ansprechpartner während der ganzen Praktikumszeit gibt: Angefangen von der Bewerbungsphase bis zur Planung des Praktikums, den Hospitationen, dem eigenen Unterricht bis zur Verabschiedung und dem Abschlussbericht habe ich sehr vieles mit meinem Praktikumskoordinator Daniel Berghoff besprochen. Während ich bei anderen Deutschen Schule in Chile keine oder nur unzureichend Rückmeldung auf meine Bewerbung bekam, verlief die Kommunikation mit der DSV stets sehr gut. Ich fühlte mich während meiner gesamten Praktikumszeit sehr gut betreut. Bei Fragen oder organisatorischen Dingen konnte ich mich immer an Herrn Berghoff oder das Lehrerkollegium wenden. Mein Dank geht deshalb auch an meinen Praktikumskoordinator Daniel Berghoff, der vor Ort alles sehr gut und zuverlässig organisierte. 7 2 Hauptteil Bereits am ersten Tag wurde ich sehr herzlich willkommen geheißen. Herr Berghoff zeigte mir die Schule und stellte mich allen vor. Durch die offene und sehr unkomplizierte Art der Menschen wurde mir die Kontaktaufnahme sehr leicht gemacht. Meine beiden Mentoren waren Albert Engelke (Fach: Deutsch) und Michael Grafenburg (Fächer: Deutsch und Geschichte). Mit beiden verstand ich mich sehr gut. Wir sprachen regelmäßig über den Unterricht, von beiden bekam ich konkrete Tipps und Ideen zur Unterrichtsgestaltung. 2.1.2 Eigene Erfahrungen: Hospitationen Die erste Schulstunde beginnt jeden Tag um 7.50 Uhr. Meine Unterrichtszeiten waren meist von der 1. Stunde bis zur 7. Stunde um 13.30 Uhr. Eine Unterrichtsstunde dauert 45 Minuten. Es gibt zwischen den Stunden offiziell keine Fünf-Minuten-Pause, daher sind die zwei großen Pausen recht kurz (fünfzehn und zehn Minuten). Weil Schüler und Lehrer aber nach fast jeder Stunde das Klassenzimmer wechseln müssen, entstehen dann aber doch oft kurze Pausen zwischen den Stunden. Gerade für die Fächer Deutsch, Geschichte und Biologie haben die Schüler je nach Leistungsstand ihren eigenen, persönlichen Stundenplan und müssen den Klassenraum wechseln. In der Schule habe ich von der 5. bis zur 12. Klasse in allen Klassenstufen hospitiert und mir auch den Unterricht in anderen Fächern wie Musik und Erdkunde angeschaut. Die meiste Zeit habe ich bei meinen beiden Tutoren Herr Engelke und Herr Grafenburg hospitiert. Einen Großteil der Stunden war ich bei ihnen in den Kursen von der 8. bis zur 12. Klasse in Deutsch und Geschichte. Mein drittes Studienfach Politik wird an der DSV leider nicht unterrichtet. Im Fach Geschichte finden sich aber zahlreiche Parallelen zum Gemeinschaftskunde-Unterricht. In Geschichte wurde während meiner Hospitationszeit das römische Reich (8. Klasse), unterschiedliche Staatsformen (9. Klasse), der Beginn des Ersten Weltkrieges (10. Klasse), die Weimarer Republik und der Nationalsozialismus (11. Klasse) und der Kalte Krieg (12. Klasse) behandelt. Neben dieser inhaltlichen Ausrichtung des Unterrichts wird vor allem in den unteren Klassenstufen noch verstärkt auf die Vermittlung der Sprache Wert gelegt. Der Unterricht ist sehr stark auf die Vorbereitung und die Anforderungen des GIB und des „Sprachdiploms I und II“ ausgerichtet. Mit dem Erwerb des GIB erhalten die Schüler die Möglichkeit, an einer Universität in Deutschland zu studieren, so ist beispielsweise für die Schüler ein Studium an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg möglich. 8 2 Hauptteil Der Unterricht unterscheiden sich je nach Klassenstufe im Anforderungsgrad: Vor allem in den unteren Klassenstufen gibt es deutlich mehr Grammatikunterricht und die Schüler werden oft im Singular angesprochen statt im Plural. So heißt es oft: „Du sollst die Aufgabe bearbeiten“, statt die Schüler als „ihr“ im Klassenverbund anzusprechen. Damit werden eine bessere Verständigung und eine direktere Ansprechform gewährleistet und es verhindert, dass die Aufgabenstellung an der Sprachbarriere scheitert. In den höheren Klassenstufen wird im Deutschunterricht weniger Grammatik unterrichtet. Grammatikunterricht wird meist von den Lehrern nur noch eingeschoben, um bestimmte grammatische Themen aufzufrischen, bei denen es noch Schwierigkeiten gibt. Stattdessen wird mehr auf die Vermittlung und das Kennenlernen der deutschen Kultur Wert gelegt. Gruppenarbeit und Schülerpräsentationen nehmen dabei eine wichtige Rolle ein. Sehr oft bearbeiten die Schüler Aufgaben in Gruppenarbeit und stellen diese später vor. Vor allem die Präsentationen am Ende eines Themas bewirken, dass die Schüler viel sprechen. Dies ist eine wichtige Vorbereitung für die Schüler auf das Sprachdiplom II, da eine mündliche Präsentation Element der Prüfung ist. Für das Verstehen von fremden und das Verfassen von eigenen Texten arbeiten die Schüler oft mit Wörterbüchern. Mir ist aufgefallen, dass viele Schüler sehr detaillierte Fragen mit dem Wörterbuch klären und damit nicht lernen, den Inhalt aus Schlüsselwörtern und dem Kontext zu erschließen. So verstand beispielweise eine Schülerin den Satz „Es ist durchaus wichtig“ nicht. Sie begann dann das Wort „durchaus“ im Wörterbuch nachzuschlagen, um den Text zu verstehen. Oft wird man als Lehrer von den Schülern auch nach Vokabeln gefragt. Hierfür waren meine Spanischkenntnisse auf jeden Fall von Vorteil. Generell kann man sich aber auch ohne Spanischkenntnisse in der Deutschen Schule gut zurechtfinden. Erstaunt stellte ich auch fest, dass von den Lehrern kaum Hausaufgaben aufgegeben werden. Hausaufgaben könnten fast nicht gegeben werden, weil die Schüler ein so großes Stundenpensum zu bewältigen hätten, dass man davon ausgeht, dass sie die Hausaufgaben nicht machen würden. Meine Schüler aus II°Medio (10. Klasse) haben pro Woche 41 Schulstunden Unterricht. Sieben Stunden haben sie jeden Tag bis nachmittags um 13.30 Uhr. Danach gibt es noch drei Tage pro Woche, an denen sie zwei Stunden Nachmittagsunterricht haben. Viele Schüler kommen erst um 16 Uhr aus der Schule, andere Schüler, die noch am Chor teilnehmen, Basketball oder Volleyball spielen, sind dann meist erst um 21 Uhr zu Hause. 9 2 Hauptteil 2.1.3 Eigene Erfahrungen: Unterricht In den Monaten März und April hospitierte ich viel bei meinen beiden Mentoren Herrn Engelke und Herrn Grafenburg und übernahm nur vereinzelt immer wieder Vertretungsstunden oder Aufsicht. Ein paar Mal unterrichtete ich ein paar Stundenabschnitte oder einzelne Stunden. In den Monaten Mai und Juni änderte sich dies, da Herr Engelke aufgrund familiärer Gründe bis zum Ende des ersten Halbjahres nach Deutschland flog. In Absprache mit ihm und anderen Kollegen übernahm ich gemeinsam mit Herrn Berghoff und Herrn Grafenburg die Klassen II°A (10. Klasse) und III°A (11. Klasse) insgesamt 12 Stunden Unterricht pro Woche. In jeder Jahrgangsstufe gibt es ca. 50–60 Schüler. Für den Deutschunterricht gibt es meist drei Gruppen, die von den Lehrern je nach Leistung und Konstellation der Schüler gebildet werden. In meinen Klassen gab es 14 (II°A) und 20 (III°A) Schüler. Ich kannte die Schüler schon bevor ich mit meinen Kollegen die Klassen übernahm, da ich in Herrn Engelkes Klassen regelmäßig hospitiert hatte. In II°Medio (10. Klasse) behandelten wir das Thema „Kindheit, Jugend und Erwachsen werden“. Dabei sprachen wir über unterschiedliche Jugendgruppen in Deutschland sowie über das „Jugendschutzgesetz“ in Deutschland und den Unterschied zu Chile. Dies wird für die Schüler vor allem dann wichtig, wenn sie im Rahmen des Schüleraustausches im Dezember 2013 drei Monate in Deutschland leben werden. Im Anschluss daran besprachen wir das Thema „Sucht und Abhängigkeit“, bei dem wir vor allem Zigaretten und Alkohol besprachen und Plakate und einen Film des Ministeriums für gesundheitliche Aufklärung im Unterricht analysierten. Danach arbeiten die Schüler in Projektarbeit an einem selbstgewählten Thema zum Thema „Sucht“. Dabei diskutierten wir über Themen wie „Magersucht“ und „Cannabiskonsum“. In III°Medio (11. Klasse) hatten wir zunächst den Themenschwerpunkt „Multikulturelle Gesellschaft“ und kamen dann zum Thema „Vorurteile“. Auch dort arbeiten wir an Projekten, leider zog sich diese Projektarbeit länger hin als geplant. Einerseits benötigten die Schüler mehr Zeit für die Projektarbeit, man musste sie immer wieder zum Arbeiten auffordern und die Ergebnisse waren nur mäßig. Anderseits gab es auch während dem Vorstellungsprozess zahlreiche technische Pannen bis hin zu einem explodierten Computer, bei dem aber niemand zu Schaden kam. 10 2 Hauptteil Vertretungsweise unterrichte ich in der 7. Klasse Geschichte (Hieroglyphen und die Herstellung von Papyrus im alten Ägypten), in der 8. Klasse (Die Kurzgeschichte „Der ungeduldige Jüngling“ – pantomimisch dargestellt), in der 9. Klasse (Hörverstehen über Themen wie das Schulradio und ein Praktikum bei der Lufthansa) und in der 10. Klasse (Plakatanalyse „Alkohol“). Im Unterricht hatte ich auch Schüler höherer Klassenstufen, die nur knapp B1-Niveau hatten. Das liegt daran, dass das „Sprachdiplom I“ (A2/B1) nicht bestanden werden muss, um versetzt zu werden. Ein Schüler kann also nicht sitzenbleiben. Um zu große Leistungsunterschiede in einer Klasse zu vermeiden, teilen die Lehrer die Schüler in leistungsstärkere und leistungsschwächere Gruppen ein, die getrennt voneinander unterrichtet werden. Trotzdem merkte man oft auch innerhalb der Gruppe noch große Unterschiede beim Beherrschen des Wortschatzes und der grammatischen Strukturen. Dabei stellte sich mir oft die Frage: „Wie geht man mit Gruppen um, die sehr unterschiedlich sind?“. Besonders bei den Schülern in III°Medio (11. Klasse), die bereits drei Monate in Deutschland gelebt hatte, ist mir dies sehr stark aufgefallen. Während einige Schüler ohne Probleme frei und flüssig Deutsch sprechen konnten, kostete es andere Schüler sehr viel Mühe, einzelne Sätze korrekt zu formulieren. Da die Gruppengröße aber relativ überschaubar ist und deutlich geringer als in Klassen in Deutschland, konnte ich auch auf Schüler eingehen, die noch Probleme hatten, Aufgabenstellungen oder Wörter in einem Text zu verstehen. Bei einer Klassengröße von 30 Schülern wäre dies schon deutlich schwerer gewesen. Mir hat diese Praxiserfahrung an der DSV eine neue Sichtweise zur oft in Deutschland diskutierten Gemeinschaftsschule gegeben. In II°Medio und III°Medio (10. und 11. Klasse) übten wir bereits regelmäßig die typische Aufgabenstruktur des Sprachdiploms, um sehr früh mit der Vorbereitung auf die Prüfung zu beginnen. Mir ist aufgefallen, dass sich die Unterrichtsvorbereitung und auch die Klassenarbeiten sehr an den Anforderungen der Sprachdiplome orientieren. Es läuft fast immer nach dem Schema: 1) Text zusammenfassen, 2) Pro/Contra-Erörterung, 3) eigene Meinung schildern. Kreatives Schreiben wird sehr selten erwartet. Mit meinen Kollegen Liliana Cárcamo, Daniel Berghoff, Jorge Araya, Michael Grafenburg und Ralf Kinas haben wir uns ein- bis zweimal wöchentlich eine Stunde zusammengesetzt, um das weitere Vorgehen in den Klassenstufen II°Medio und III°Medio (10. und 11. Klasse) zu koordinieren. Die Zusammenarbeit mit den anderen Deutschlehrern hat mir äußerst gut gefallen. Gemeinsam besprachen wir die Themenwahl und das weitere 11 2 Hauptteil Vorgehen, sodass wir auch Klassenarbeiten und Tests immer zum gleichen Termin und nach dem gleichen Bewertungsmaßstab geschrieben haben. Das Notensystem unterscheidet sich von dem in Deutschland: Eine Sieben ist die beste Note, die ein Schüler erreichen kann, eine Eins die schlechteste Note. Außerdem gibt es zwischen diesen Noten noch Abstufungen, da sie auf eine Dezimalstelle genau angeben werden, und es nicht wie in Deutschland eine Abstufung jede Viertel Note oder halbe Note gibt. Mir erscheint diese Bewertung gerechter als die Bewertung, die ich aus Deutschland kenne. Wenn es sich ergab, beaufsichtigte ich die Klassenarbeiten und Vokabeltests in meinen Klassen. Während des Unterrichts lernt man Feinheiten und Regelsätze der deutschen Sprache wie z.B. „von, aus, bei, mit, nach, seit, von, zu – kommst nur mit dem Dativ du“, die man als Muttersprachler intuitiv verwendet. Ich habe gemerkt, welche Schwierigkeiten es Schüler machen kann, das Verb je nach Haupt- oder Nebensatz an die richtige Stelle zu stellen. Auch bei der Groß- und Kleinschreibung haben die Schüler Schwierigkeiten. Bei der Unterrichtsvorbereitung zahlt es sich aus, den Unterricht so zu planen, dass möglichst viele Störungen vermieden werden (Blätter vorher lochen, um das Herumgereiche eines Lochers während der Unterrichtsstunde zu vermeiden; Computer und Beamer immer schon in der Pause testen; genügend Kopien und Kreide dabeihaben etc.). Didaktisch ansprechendes Material zum Unterrichtsbeginn kann wirklich helfen, die Schüler gleich zu Beginn der Stunde zu motivieren. Ob ein Einstieg gelungen ist oder nicht, merkt man der Motivation der Schüler für den Verlauf der Stunde an, und eine Diskussion kann auf einmal viel spannender werden. 12 2 Hauptteil 2.1.4 Andere Tätigkeiten innerhalb der Schule 2.1.4.1 Vorbereitungen für den Schüleraustausch Da ich selbst vor sechs Jahren an einem Schüleraustausch mit der „Deutschen Schule Valparaíso“ teilgenommen hatte, nahm ich an den Vorbereitungen für den Schüleraustausch 2013/2014 teil. Im Rahmen dieser Vorbereitungen hielt ich zwei Vorträge, bei welchen ich von meinen Erfahrungen sprach, den Schülern Tipps gab und auf ihre Fragen einging. 2.1.4.2 Arbeitsgemeinschaften Erstaunlich fand ich die große Bandbreite an Arbeitsgemeinschaften, die die Schule anbietet. In meiner Freizeit habe ich am Nachmittag vor allem mit den Schüler aus der I°MedioIV°Medio Volleyball gespielt, weil ich das in meiner Freizeit in Deutschland als Schülerin auch schon immer gerne getan habe. In der Volleyballgruppe wurde ich sehr liebevoll aufgenommen. In Vertretungsstunden habe ich dann auch in Klassen unterrichtet, mit deren Schülerinnen ich schon am Nachmittag Volleyball gespielt hatte. Zuerst hatte ich Sorgen, dass ich dann nur als Volleyballkollegin angesehen werde, aber es funktionierte gut. Während der Schulstunden war ich die Lehrerin, am Nachmitttag war ich Teil der Volleyballmannschaft. 2.1.4.3 Unterrichtsassistenz an der Schule in Paillaco Schon zu Beginn meines Praktikums hatte mir mein Praktikumskoordinator Herr Berghoff angeboten, dass ich auch mal einige Tage in einer nationalen, chilenischen Schule hospitieren könne. Von April bis Mai fuhr ich nun jeden Montag in die Schule „Proyecto de Futuro“ in Paillaco. An dieser Schule werden nur die Schüler der Grund- und Mittelstufe (I°Basico bis VIII°Basico) unterrichtet. Deutschunterricht gibt es an der Schule nicht, deshalb half ich im Englischunterricht der Klassen I°Basico (1. Klasse) und III°Basico (3. Klasse) als Unterrichtsassistentin mit. Die Kinder lernen schon im Kindergarten die ersten englischen Wörter. In der ersten Klasse haben wir die Familiennamen durchgenommen und in der dritten Klasse die Ordnungszahlen bis 20. Der Unterricht begann um 8.30 Uhr und ging bis nachmittags. Die Schüler waren noch sehr anhänglich, standen während des Unterrichts oft auf, um die Lehrer zu umarmen. Auch das Verhalten bei einer Klassenarbeit musste erst eingeübt werden. Zum Schluss bereitete ich eine kleine Präsentation über meine Familie und 13 2 Hauptteil das Leben in Deutschland vor. Ich fand es sehr spannend, auch mal eine staatliche Schule in Chile kennenzulernen. 14 2 Hauptteil 2.1.4.4 Schulinterner und regionaler Vorlesewettbewerb Bild: Die Preisverleihung der Urkunden für den schulinternen Vorlesewettbewerb Am jährlich stattfindenden Vorlesewettbewerb war ich als Jurymitglied beim schulinternen und regionalen Wettbewerb mit den anderen Deutschen Schulen aus La Unión, Osorno und Villarica beteiligt. Gemeinsam mit Herrn Berghoff übte ich mit den Schülern das Vorlesen. Beim regionalen Wettbewerb in Villarica gewannen fünf unserer acht Schüler. Diese dürfen nun am nationalen Vorlesewettbewerb der Deutschen Schulen teilnehmen. 15 2 Hauptteil 2.2 Erfahrungen außerhalb der Schule – Valdivia und Chile Bereits 2007 hatte ich die Möglichkeit, Chile im Rahmen eines Schüleraustausches mit der „Deutschen Schule Valparaíso“ kennenzulernen. 2006 lebte meine chilenische Austauschschwester drei Monate in meiner Familie, bis ich sie dann von Juli bis September 2007 in Viña del Mar besuchte. Für mich war der Austausch vor sechs Jahren eine sehr bereichernde Erfahrung. Auf einer Reise während meines Schüleraustausches in den Süden besuchte ich auch zwei Tage Valdivia. Die Stadt gefiel mir gut, deshalb konnte ich mir, als ich mich für mein Praxissemester an der DSV bewarb, gut vorstellen, dass es mir in Valdivia gefallen würde. Bild: Blick vom „Río Valdivia“ auf das Zentrum der Stadt Valdivia In Valdivia wohnte ich auf der Isla Teja im „Casa azul“ direkt neben einer „Frutería“ und einem kleinen Einkaufsladen, der meinem Vermieter gehört. Die Wohnung lag nur etwa fünf Minuten von der DSV entfernt, was vor allem bei sehr regnerischem Wetter von Vorteil war. Meine Wohnung kostete 120 000 Pesos (182 Euro) an Miete zzgl. ca. 20 000 Pesos (30 Euro) Nebenkosten. Zu den Nebenkosten gehören Wlan, Gas, Wasser, Licht und Holz zum Heizen. Ich wohnte mit vier anderen Mitbewohnern zusammen: Einem 30-jährigen 16 2 Hauptteil Landwirtschaftsstudenten aus Panama, einer 21-jährigen Tourismusstudentin aus Mexiko, einem 35-jährigen chilenischen Psycholgen und einer 26-jährigen deutschen DAADStipendiatin, die an der „Universidad Austral de Chile“ Deutschunterricht gab. Unsere Nachbarn kamen aus Costa Rica und Guatemala und waren Austauschstudenten. Auf diese Weise lernte ich zahlreiche Austauschstudenten aus Chile, Cuba, Frankreich, Japan, Mexiko, Spanien und den USA kennen. Gerade diese internationale Mischung in meiner Umgebung gefiel mir sehr gut. Valdivia ist mit etwa 150 000 Einwohnern eine überschaubare Stadt. Schon nach einigen Tagen kennt man sich in der Stadt aus und trifft in der kleinen Stadt viele bekannte Gesichter. Das ist auch der Nachteil: Im Vergleich zu Viña del Mar oder Valparaíso hat Valdivia als Stadt im Süden nicht so viel zu bieten. Im Sommer ist es sehr schön, an Strände und schöne Naturparks in der Umgebung zu fahren, aber im Winter besteht Valdiva aus Nebel und rauchigen Abgasen der Öfen. Da es im Winter in Valdivia auch viel regnet, traut man sich dann teilweise gar nicht richtig aus dem Haus. Chile hat wunderschöne Landschaften. Da ich bei meinem Austausch vor sechs Jahren vor allem den Norden und die Atacama-Wüste kennengelernt habe, habe ich mich dieses Mal auf den „Kleinen Süden“ Chiles konzentriert. Chile ist ein sehr sicheres Reiseland. Ich bin oft mit einer oder mehreren Freunden vereist, teilweise aber auch alleine. Dies geht sehr leicht, da Chile über ein sehr gutes Bussystem verfügt. Auch längere Strecken (ca. 1000 km) lassen sich auf diese Weise relativ bequem und kostengünstig in einer Nacht zurücklegen. Meist kann man auch spontan und ohne Probleme eine preisgünstige und schöne „Cabaña“ finden. Da ich während meiner Praktikumszeit keine Ferien hatte, habe ich vor allem die Wochenenden genutzt, um die Umgebung Valdivias zu erkunden. In der Nähe von Valdivia (3 Std. Busfahrt) liegt Pucón, das viele tolle Ausflugsmöglichkeiten bietet. Vor allem der Aufstieg auf den Vulkan Villarica gehörte für mich zu einem der Höhepunkte der Reise. Empfehlenswert ist auch ein Ausflug nach Bariloche, Argentinien. Die Landschaft dort ist wunderschön und der riesige See in Bariloche erinnert an das Meer. Die Lebensmittelkosten in Chile sind relativ hoch und in etwa mit Deutschland zu vergleichen. Es gibt auffällig viele Fastfood-Restaurants, vor allem wenn man am Busbahnhof wartet, ist es fast unmöglich, kein Fastfood zu essen. Hier hilft es oft, wenn man sich schon vor der Reise etwas zum Essen mitnimmt. Das Wasser in Valdivia ist sehr gut, fast alle trinken es direkt aus der Leitung. Dies ist in vielen Teilen Chiles nicht möglich, da es dort 17 2 Hauptteil sonst sehr stark gechlort oder nicht sauber genug ist. Es gibt ein großes Angebot an Früchten und Gemüse. Um mein Geld für meine Reisen zu sparen, habe ich mich zum Großteil von Früchten ernährt, die günstig sind und viel leckerer als in Deutschland. Die Chilenen essen sehr gerne Avocado, in Chile wird sie „Palta“ genannt. 18 3 Schluss 3. Schluss Ich habe es sehr genossen, die vier Monate in Valdivia zu verbringen. Sowohl an der Schule als auch in meiner WG habe ich mich sehr wohl gefühlt. Die Erfahrung von anderen Praktikanten, die Lehrer seien immer sehr gestresst und hätten kaum Zeit für die Praktikanten, kann ich nicht bestätigen. Ich fand es sehr gut, dass ich Rückmeldung zu meinem Unterricht bekommen habe. Meine Mentoren hatten immer ein offenes Ohr für mich. Mir hat die gute Stimmung und Zusammenarbeit der Lehrer sehr gut gefallen. Mir ist bewusst geworden, wie wichtig eine gute Beziehung und Zusammenarbeit unter den einzelnen Lehrern ist. Die Lehrer gaben mir auch die Gelegenheit, an vielen außerschulischen Veranstaltungen teilzunehmen. Je länger ich da war, umso selbstverständlicher wurde alles und umso schneller verging die Zeit. Es liegt im eigenen Verantwortungsbereich, die Praktikumszeit auch dazu zu nutzen, die Schule und Chile möglichst gut kennenzulernen und eigene Unterrichtserfahrung zu sammeln. Das gilt auch für das Erlernen der spanischen Sprache. In der Schule ist man leider nicht gezwungen, Spanisch zu sprechen, sondern spricht stattdessen einen großen Teil der Zeit Deutsch. Deshalb sollte man die Gelegenheiten im Alltag nutzen, um möglichst viel Spanisch zu lernen. Mir hat das Unterrichten sehr viel Freude gemacht und ich kann es mir auch für meine Zukunft weiterhin gut vorstellen. Manchmal ist es schwierig, die eigenen Ansprüche an seinen Unterricht in die Realität umzusetzen. Man muss versuchen, den Schülern gerecht zu werden und sie fair zu behandeln: Einerseits bei der Beteiligung im Unterricht und andererseits bei der Bewertung der Prüfungen. In einer konkreten Situation ist dies aber nicht immer gut umzusetzen. Am leichtesten fand ich es, wenn es genaue Bewertungskriterien gab und diese die Schüler diese auch schon im Vorfeld kannten. Generell gehört für diesen Beruf eine gewisse Geduld und Frustrationstoleranz dazu. Mir hat der Kontakt mit den Schülern Spaß gemacht und je besser man sie kennt, umso mehr Freude macht es dann auch zu unterrichten. Trotzdem empfinde ich eine gewisse Bewunderung für manche Lehrer in meiner Schulzeit, die bestimmte Aspekte des Unterrichts vorbildlich gelöst haben. Mein Berufswunsch, Lehrerin zu werden, hat sich durch die Praxiszeit an der DSV bestätigt und ich kann das Praktikum an der Deutschen Schule Valdivia auf jeden Fall weiterempfehlen. 19
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