WOHNSTADT JENA STADTUMBAU UND KOMMUNALE WOHNRAUMVERSORGUNG HERAUSGEGEGBEN VON DER STADT JENA – FACHBEREICH STADTENTWICKUNG UND STADTPLANUNG JENA, OKTOBER 2016 BEARBEITUNG: Tobias Jacobs LEKTORAT: pressebüro transit Wilhelm-Kritzinger-Str. 11, 06722 Droyßig Tel: Fax: 034425/227 85 034425/300 19 E-Mail: [email protected] www.timourou.de IN ZUSAMMENARBEIT MIT: Fachbereich Finanzen – Team Statistik Dezernat Stadtentwicklung und Umwelt – Fachbereich 1 Fachdienst Soziales, Team Wohnen Fachdienst Jugend und Bildung Team Integrierte Sozialplanung Wohnungsunternehmen der AG Wohnungswirtschaft TEILNEHMER DER AG WOHNEN: · · · · · · · · · · · · · · · · · · Dezernat Stadtentwicklung und Umwelt Dezernat für Familie, Bildung und Soziales Carl-Zeiss-Siedlung GmbH /Ernst-Abbe-Siedlung GmbH Fachbereich Finanzen – Team Statistik Heimstätten-Genossenschaft Jena eG Jenaer Baugenossenschaft eG Jenaer Bündnis für Familie jenawohnen GmbH Mieterverein Jena Örtliche Wohnungsgenossenschaft Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH Studentenwerk Thüringen Wohnungsbaugenossenschaft „Aufbau“ Gera eG Wohnungsgenossenschaft "Carl Zeiss" eG Wohnungsgenossenschaft Saaletal Jena eG Wohnungsgenossenschaft "Unter der Lobdeburg" eG Wohnungsgenossenschaft „Lobeda-West“ eG wohndienstjena GmbH -1- EINLEITUNG Im Jahr 2001 entstand mit dem Stadtentwick- "Analysen", "Prognosen" und "Ziele", jeweils dif- lungskonzept, Teil Wohnen ein Analyse- und ferenziert nach Marktsegmenten und räumli- Steuerungsinstrument, um vor allem die Prob- chen Kategorien. leme des Stadtumbaus zu lösen. Um die Wirkungsweise dieses Konzeptes zu evaluieren Zum anderen ist damit ein spezifischer formaler wurde 2004 ein Monitoring eingerichtet, das Aufbau verbunden, d. h. jedes Kapitel steht für seitdem jährlich aktualisiert sowie um weitere sich und kann einzeln weiter bearbeitet werden. thematische Expertisen ergänzt wurde. Dabei In der Folgezeit werden dann die aktualisierten hat sich gezeigt, dass die mit dem Monitoring Kapitel ausgetauscht bzw. durch neu erstellte gewonnenen Informationen zur aktuellen Markt- ergänzt. Der jeweils aktuelle Änderungsstand situation einerseits und der zu erwartenden de- wird dabei im Inhaltsverzeichnis in Kap. 0.1 do- mographischen Entwicklung andererseits auch kumentiert und ist auch in der Kopfzeile der Ka- für andere Planungen wie dem Flächennut- pitel zu finden. Diese Vorgehensweise hat des zungsplan, den Rahmenplänen Lobeda und Weiteren zur Folge, dass die Nummerierung der Winzerla und weitere sektorale Planungen wie Seiten und Abbildungen in jedem Kapitel wieder zum Beispiel die Schulentwicklungsplanung hilf- mit 1 beginnt. In der Kopfzeile wird auch der reich sind. Auch einige Wohnungsunternehmen Umfang des jeweiligen Kapitels dokumentiert. nutzen die Daten als Grundlage für ihre strate- Für die erstmalige Erstellung des Konzept-Ord- gischen Entscheidungen. ners wurden auch vorhandene Planungsgrundlagen der vergangenen Jahre übernommen. Insgesamt hat sich gezeigt, dass eine stärkere Wurden in diesen Kapiteln einzelne Aktualisie- Verknüpfung stadtplanerischer, wohnungswirt- rungen vorgenommen, so verweisen sie auf den schaftlicher und sozialer Belange erforderlich aktuellen Bearbeitungsstand, wurde nichts ge- ist. Darum hat der Fachbereich Stadtpla- ändert, das Jahr ihres ersten Erscheinens. nung/Stadtentwicklung der Stadt Jena das Monitoring qualitativ weiterentwickelt, um so Fragen Mit dem Monitoring 2015 wurde das Layout von der Stadtentwicklung und der Wohnraumversor- Text, Grafiken und Tabellen umfassend überar- gung hinsichtlich Analysen, Prognosen und Ziel- beitet, damit die Kapitel anschaulicher und les- stellungen stärker aufeinander abzustimmen. barer werden. Deswegen wird auch für den "eili- Dabei wurde ein neues, effektives Bearbeitungs- gen Leser" jedem Kapitel eine Zusammenfas- und Darstellungsprinzip gewählt: sung vorangestellt sowie methodische Erläute- · Vorhandene unterschiedliche Analysen und Konzepte werden zusammengeführt. · Einzelne Themenkomplexe können je nach aktuellen Wohnungsmarktentwicklungen und je nach Dynamik des Prozesses der Stadtentwicklung angepasst und fortentwickelt werden, ohne gleichzeitig das gesamte Konzept überarbeiten zu müssen. · Das aktuelle Gesamtkonzept bleibt stets erhalten, damit wird eine optimale Lesbarkeit und Überschaubarkeit gewährleistet. Ergebnis dieser Weiterentwicklung ist der vorliegende Konzeptordner "Wohnstadt Jena", in dem alle Elemente als Bausteine zusammengeführt werden. Dies bezieht sich zum einen auf die thematische Gliederung nach den Bausteinen rungen, Definitionen oder Hintergrundinformationen in eigenen Informationsboxen dargestellt. KAPITEL 0 0 Kapitel 0.1 0.1 1 von 2 Seiten Stand: Oktober 2016 INHALTSÜBERSICHT UND ÄNDERUNGSTAND Nr. Kapitel/Abschnitt Änderungsstand Umfang 0 Einleitung 0 Einleitung Juli 2016 1 0.1 Inhaltsübersicht und Änderungsstand Juli 2016 2 0.2 Übersichtskarten Gebietsgliederungen Planungsräume und statistische Bezirke November 2016 1 Stadtumbau- und Sanierungsgebiete November 2016 1 A Analysen 1 Rahmendaten Gesamtwohnungsmarkt 1.1 Wohnungsnachfrage Juli 2016 12 1.2 Wohnungsangebot und Leerstand Juli 2016 7 1.3 Mieten und Preise Juli 2016 17 1.4 Arbeitsmarkt Juli 2016 6 1.5 Einkommen und Wohnkaufkraft Juli 2016 8 2 Marktsegmente und Zielgruppen 2.1 Wohnkonzepte und Wohnsituation Jenaer Haushalte November 2014 18 2.2 Senioren-Wohnen Juli 2016 8 2.3 Studentisches Wohnen Juli 2016 9 2.4 Familien-Wohnen Juli 2016 6 2.5 Wohnbauflächenangebot Oktober 2016 21 2.6 Menschen mit speziellen Wohnbedürfnissen Juli 2016 13 Kapitel 0.1 Nr. 2 von 2 Seiten Kapitel/Abschnitt Stand: Oktober 2016 Änderungsstand Umfang B Prognosen 1 Quantitative Trends der Wohnungsnachfrage 1.1 Bevölkerungsprognose Februar 2014 8 1.2 Haushaltsprognose September 2014 8 1.3 Evaluierung der Prognosen Oktober 2016 10 2 Qualitative Trends der Wohnungsnachfrage November 2014 6 3 Wohnungsmarktsegmente November 2014 3 von 15 3.1 Städtisches Wohnen November 2014 2 von 15 3.2 Stadtteil-Wohnen November 2014 4 von 15 3.3 Preiswertes Wohnen November 2014 4 von 15 3.4 Suburbanes Wohnen November 2014 2 von 15 4 Wohnbauflächenbilanz Oktober 2016 10 C Stadtteilübersichten Juli 2016 46 Stadtteilübersichten Kapitel 0.2 0.2 1 von 2 Seiten ÜBERSICHTSKARTEN GEBIETSGLIEDERUNGEN PLANUNGSRÄUME UND STATISTISCHE BEZIRKE Kartographische Grundlage: Stadt Jena, Darstellung: Timourou Stand: November 2016 Kapitel 0.2 2 von 2 Seiten STADTUMBAU- UND SANIERUNGSGEBIETE Kartographische Grundlage: Stadt Jena, Darstellung: Timourou Stand: November 2016 RAHMENDATEN GESAMTWOHNUNGSMARKT 1.1 WOHNUNGSNACHFRAGE 1.1.1 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG KAPITEL 1.1 1 Für die Stadtentwicklung stellen die demogra- So stieg die Einwohnerzahl in Jena ähnlich wie in phischen Entwicklungen eine wesentliche Erfurt, das ebenfalls seit 2003 einen Zuwachs zu Grundlage dar. Neben der absoluten Verände- verzeichnen hat. Hingegen folgte Gera mit ei- rung der Bevölkerungszahl bilden Geburten, nem kontinuierlichen Rückgang dem ostdeut- Sterbefälle, Altersstrukturen und Wanderungen schen bzw. dem Thüringer Trend. wichtige Komponenten. Die Entwicklungen in Jena weichen dabei in vielen Punkten von den Hinsichtlich der Bevölkerungszahl Jenas exis- allgemeinen ostdeutschen Tendenzen, die von tieren zwei verschiedene amtliche Zahlen: Zum Schrumpfung und Alterung gekennzeichnet einen diejenige des Thüringer Landesamtes für sind, ab. So verlief beispielsweise die Bevölke- Statistik (TLS), das mit einer Bevölkerungsfort- rungsentwicklung in Jena in den letzten Jahren schreibung auf Basis des Zensus 2011 für 2015 positiver als in den meisten ostdeutschen Städ- 109.527 Einwohner angibt. Dies sind gegenüber ten. Die Abbildung 1 zeigt die Einwohnerent- 2014 1.320 Einwohner mehr. Die Stadt Jena wicklung in einigen Thüringer Städten sowie im selbst hingegen macht Angaben auf Basis des Landesdurchschnitt im Vergleich. Dargestellt Melderegisters. Demzufolge gab es bezogen auf wird die prozentuale Entwicklung bezogen auf die Einwohner mit Hauptwohnsitz seit 2002 ei- den jeweiligen Einwohnerstand im Jahr 2000 nen kontinuierlichen Anstieg der Bevölkerung in (= 100 %). Jena auf 107.048 Einwohner im Jahr 2015. JENA WÄCHST WEITER In den letzten Jahren sind für Jena steigende Be- Alterung und anstehende Generationswechsel völkerungs- und Haushaltszahlen charakteris- spielen daher als Herausforderung für die Woh- tisch. Die demographischen Trends 2015 wer- nungswirtschaft eine vergleichsweise geringere den stark durch die Flüchtlingsproblematik Rolle. zahl seit dem Jahr 2000 um rd. 9.970 (+ 10,3 %) Gewinner der demographischen Entwicklung Einwohner. Auch die Haushaltszahlen haben sind hauptsächlich die Kernstadt und zum Teil sich seit 2006 um rd. 3.900 Haushalte auf auch noch die ländlichen Ortsteile. Diese profi- rd. 60.400 statistische Privathaushalte im Jahr tieren von der Zuwanderung und haben auf- 2015 erhöht. Hierbei ist auch der Anteil an grund der jungen Einwohnerstruktur zugleich Haushalten mit minderjährigen Kindern weiter Geburtenüberschüsse zu verzeichnen. Die angestiegen. Großwohnsiedlungen zeigen unterschiedliche Entwicklungstrends. So blieb die Einwohnerzahl Eine Besonderheit Jenas stellt die junge Alters- in Lobeda seit 2006 zunächst in etwa konstant struktur dar, die insbesondere durch die Alters- und steigt jetzt leicht an (2006-2015: + 4 %), gruppe der 18- bis 29-Jährigen geprägt ist. während sie in Winzerla im selben Zeitraum so- Hinzu kommt eine weiterhin hohe Geburten- gar um 5 % abnahm. rate, die zu einem Geburtenüberschuss führt, was nur in sehr wenigen ostdeutschen Städten der Fall ist. ERGEBNIS überlagert. So erhöhte sich die Bevölkerungs- Kapitel A 1.1 Seite 2 von 12 Stand Juli 2016 Das ist gegenüber 2014 ein Plus von 1.340. Ein überwiegend Studierende sind und die Gesamt- Großteil dieser Zunahme ist auf die Zuwande- nachfrage auf dem Wohnungsmarkt stark beein- rung von Flüchtlingen zurückzuführen ( siehe flussen. Aufgrund der Nicht-Abmeldungen vieler ausführlich Kapitel A 2.6 ). Nebenwohnsitzler bei Fortzug entspricht diese Für den Wohnungsmarkt Jena relevant ist auch die Zahl der Einwohner Zahl jedoch nur im Jahr der Melderegisterberei- mit Nebenwohnsitz, zumal diese Bewohner nigung (2003, 2006, 2012) dem tatsächlichen Stand. ABB. 1 RELATIVE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG THÜRINGER STÄDTE IM VERGLEICH 1 Index 2000 = 100 110 Jena 100 Erfurt Gera 90 Thüringen 80 70 60 50 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 201 5 Quelle: TLS, Bearbeitung: TIMOUROU ec h tig t e* nb er Wo h wo hn s it ( St z adt ) Ne be n Ha up two hn s it ( TL z S) Ha up oh Ein w tw oh ns i ( St tz ad t) EINWOHNERENTWICKLUNG JENAS 2 ner mit ... ABB. 2 2004 102.442 100.623 8.328 108.951 2006 102.494 100.953 7.950 108.903 2008 103.392 101.949 9.317 111.266 2010 105.129 103.714 9.102 112.816 2012 106.915 104.551 6.461 111.012 2013 107.679 105.282 6.634 111.916 2014 108.207 105.708 6.604 112.312 2015 109.527 107.048 6.642 113.690 * Wohnberechtigte inkl. Karteileichen, tatsächliche Zahl in einigen Jahren niedriger (s. Abschnitt „Karteileichen“ unten) Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, TLS, Bearbeitung: TIMOUROU ___________________________________________________ ___________________________________________ 1 Der Rückgang im Jahr 2012 ist auf den Zensus 2011 zurückzuführen, mit dem eine statistische Korrektur der Einwohnerzahlen stattgefunden hat. Ab 2011 erfolgt eine Fortschreibung der Bevölkerungszahl auf der Grundlage der Zensusdaten. Kapitel A 1.1 Seite 3 von 12 Stand Juli 2016 Danach steigt die Zahl wieder, da die nicht ab- seit 2006 in den einzelnen Stadtteilen, 2 werden gemeldeten Nebenwohnsitzler als "Karteilei- stabile Trends deutlich: So verliert Winzerla zwi- chen" in der Statistik verbleiben. Nimmt man für schen 2006 und 2015 kontinuierlich leicht an 2014 einen Zuwachs an "Karteileichen" von 200 Einwohnern (- 5 %). Die Bevölkerungsverluste bis 300 an, so ist insgesamt die Zahl der tat- sind jedoch nicht mehr so stark wie vor 2006. sächlichen Nebenwohnsitzler seit Jahren rück- Die Einwohnerzahl Lobedas nimmt seit 2009 so- läufig. Wesentliche Ursache für den Rückgang gar etwas zu, insbesondere im letzten Jahr ist die Veränderung des Einzugsbereichs der (2015: + 313). Somit ist in Lobeda zwischen Jenaer Studenten, die zunehmend nicht aus 2006 und 2015 insgesamt ein Einwohnerzu- Thüringen, sondern aus anderen Bundeslän- wachs von + 4 % zu verzeichnen. Im gleichen dern sowie aus dem Ausland kommen und sich Zeitraum haben die ländlichen Ortsteile sogar hauptsächlich mit dem Hauptwohnsitz in Jena um + 5 % an Einwohnern gewonnen. Die Bevöl- anmelden (siehe Kapitel A 2.4 ). kerung in der Kernstadt ist seit 2006 hingegen noch deutlicher um rd. 12 % angewachsen. Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung ABB. 3 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG IN AUSGEWÄHLTEN STADTTEILEN Einwohner mit Hauptwohnsitz 40.000 35.000 Kernstadt 30.000 Lobeda 25.000 20.000 Winzerla 15.000 Ländliche Ortsteile 10.000 5.000 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU Aus dem Vergleich der einzelnen Altersgruppen Die Gruppe der 18- bis 30-Jährigen ist in Jena mit Erfurt, Gera und dem Bundesland Thüringen prozentual erheblich stärker vertreten und die wird die starke Rolle der Studierenden für die der älteren Jahrgänge entsprechend geringer. Altersstruktur der Bevölkerung in Jena deutlich. ___________________________________________________ ___________________________________________ 2 Im Unterschied zu den Planungsräumen (siehe Kapitel C) beziehen sich diese und folgende A ngaben für "ausgewählte Stadtteile" auf folgende Einteilung: Kernstadt = stat. Bezirke Jena-Zentrum (041), Jena-West (042), Jena-Nord (043) und Jena-Süd (044) Lobeda = stat. Bezirke Lobeda-West (062), Lobeda-Ost (063), Drackendorf/Lobeda-Ost (131), Winzerla = stat. Bezirk Winzerla (090) ländliche Ortsteile (Dörfer) = stat. Bezirke 132 bis 202 (überwiegend ländlich geprägte randstädtische Ortschaften). Kapitel A 1.1 Stand Juli 2016 ALTERSSTRUKTUR JENAS 2015 IM VERGLEICH Erfurt 35% 5% 17,6% 80 u. älter 80 u. älter 65 - 79 45 - 64 18 - 29 6 - 17 80 u. älter 65 - 79 45 - 64 30 - 44 18 - 29 6 - 17 0% 0-5 0% 6,4% 10% 5,0% 7,9% 15% 11,6% 20% 9,6% 16,2% 25% 0-5 5% 4,9% 15% 8,9% 20% 11,0% 25% 17,8% 30% 19,3% 30% 10% 5,5% 40% 32,0% 35% 65 - 79 Thüringen 31,9% 40% 16,0% 15,8% Gera 18 - 29 0-5 80 u. älter 65 - 79 45 - 64 30 - 44 0% 18 - 29 0% 6 - 17 5% 0-5 5% 9,5% 5,3% 10% 5,7% 15% 9,0% 10% 5,8% 15% 20% 6 - 17 20% 25% 15,3% 25% 45 - 64 30% 19,5% 30% 30 - 44 35% 23,2% 35% 20,4% 40% 21,0% 40% 28,1% Jena 30 - 44 ABB. 4 Seite 4 von 12 Quelle: TLS, Bearbeitung: TIMOUROU 1.1.2 NATÜRLICHE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG Zur natürlichen Bevölkerungsentwicklung gehö- gründen, ähnlich wie auch in Thüringen insge- ren die Geburten und Sterbefälle. Die Zahl der samt ein nennenswerter Anstieg der relativen Geburten in Jena stieg seit 1995 mehr oder we- Geburtenhäufigkeit zu verzeichnen ist. So ist die niger kontinuierlich an und erreichte 2014 mit Geburtenrate je 1.000 Frauen im gebärfähigen 1.201 Geburten den bisherigen Höhepunkt. Alter (15 bis 45 Jahre) von 33,9 (2000) auf 55,1 2015 gab es 1.139 Geburten in Jena. (2014) erheblich angestiegen. 2015 zeichnet sich wieder ein leichter Rückgang auf 52,2 Ge- Die wachsenden Geburtenzahlen in Jena sind burten je 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter mit der steigenden Geburtenhäufigkeit zu be- ab. Da aber seit 2005 zugleich die Zahl der Kapitel A 1.1 Seite 5 von 12 Stand Juli 2016 Frauen im gebärfähigen Alter zurückgeht, fällt dings ist seit 2008 eine leichte Zunahme zu be- der absolute Anstieg der Geburtenzahlen in den obachten. 2015 stieg die Zahl der Sterbefälle letzten Jahren etwas geringer aus. sogar auf 1.074 deutlich an. Die Sterberate ist seit 2005 nahezu konstant geblieben, stieg 2011 Die Zahl der Sterbefälle war noch bis 2001 rück- noch leicht an und erreicht aktuell erstmalig läufig und hat sich danach auf dem niedrigen 10,0 Sterbefällen je 1.000 Einwohner. Niveau zwischen 880-900 eingependelt. Aller- ABB. 5 ENTWICKLUNG DER GEBURTEN UND STERBEFÄLLE IN JENA Geburtenfälle Sterbefälle Geburtenrate* Sterberate** absolut je 1.000 1.800 60 1.650 55 1.500 1.350 50 55,1 48,7 50,9 48,8 52,2 49,6 45,6 1.200 45 40 1.050 35 900 30 750 25 600 20 450 300 8,9 8,9 9,2 9,2 9,0 9,2 10,0 150 15 10 5 0 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 * Geburten je 1.000 Frauen im Alter von 15 bis unter 45 Jahre ** Sterbefälle je 1.000 Einwohner Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU Entsprechend hat sich der natürliche Bevölke- derzeit vergleichsweise junge Bevölkerungs- rungssaldo verändert. Nach den hohen Sterbe- struktur in Jena zurückzuführen. Insgesamt hat überschüssen in den 1990er Jahren war zwi- der natürliche Bevölkerungssaldo jedoch eine schen 2001 und 2005 der Saldo der Geburten geringere Auswirkung auf die Entwicklung der und Sterbefälle in etwa ausgeglichen. Seit 2006 Bevölkerungszahl Jenas als der Wanderungs- stieg der positive Saldo dann deutlich an und saldo (siehe Kapitel A 1.1.3). erreichte 2014 mit + 232 seinen Höhepunkt. Als Folge des Anstiegs der Sterbefälle fiel der Saldo In den einzelnen Stadtteilen 3 Jenas verläuft die 2015 mit + 65 deutlich geringer aus. Trotzdem natürliche Bevölkerungsentwicklung weiterhin verzeichnet Jena im Gegensatz zu den anderen unterschiedlich. So hat vor allem die Kernstadt Städten und Gemeinden in Thüringen immer in den letzten Jahren nennenswerte Geburten- noch natürliche Bevölkerungsgewinne. überschüsse zu verzeichnen, die seit 2008 zwischen + 154 und + 215 liegen. Die ländlichen Diese im ostdeutschen Vergleich günstige de- Ortsteile (Ortschaften), die in der Vergangenheit mographische Entwicklung ist vor allem auf die ___________________________________________________ ___________________________________________ 3 Für die Abgrenzung der Stadtteile s. Fußnote 3. Zu kleinräumigen Entwicklungen auf Ebene der Planung sräume (siehe auch Kapitel C). Kapitel A 1.1 Seite 6 von 12 Stand Juli 2016 hauptsächlich durch hohe Geburtenüber- zeichnet sich in Lobeda wieder ein Sterbeüber- schüsse an Einwohnern gewonnen hatten, zei- schuss von – 51 ab. Winzerla verzeichnet hinge- gen weiterhin leicht positive natürliche Salden gen aufgrund seiner gegenüber Lobeda etwas von bis zu 30 Personen. Die Großsiedlung Lo- jüngeren Bevölkerungsstruktur in den meisten beda war seit 2008 von einem negativen natürli- Jahren positive natürliche Salden von bis zu chen Saldo gekennzeichnet. Nach dem Anstieg 20 Personen, der Höherpunkt wurde 2014 mit der Geburten war der Saldo in den letzten zwei + 53 erreicht. In Winzerla nimmt allerdings auch Jahren mehr oder weniger ausgeglichen. 2015 die Zahl der Sterbefälle weiter zu. 1.1.3 WANDERUNGEN ÜBER DIE STADTGRENZE Nach Angaben der Statistikstelle der Stadt Jena und 27 Jahren nach Jena ziehen, hält an. 2015 verzeichnete Jena 2015 gegenüber dem Vorjahr gehörten fast 60 % aller zuziehenden Wohnbe- einen erhöhten Zuzug von 8.324 Personen rechtigten zu dieser Altersgruppe. Dabei han- (2014: 7.120), während die Fortzüge 2015 mit delt es sich weiterhin überwiegend um Studie- 7.094 Personen nur leicht angestiegen sind rende vor allem aus Thüringen (inklusive Um- (2014: 6.956).4 Somit zeichnet sich wieder ein land), die Zuzüge haben sogar erneut etwas zu- nennenswerter Wanderungsgewinn von 1.230 genommen. 5 Auch gegenüber dem übrigen Ost- ab. Diese Zunahme des Wanderungsgewinns ist deutschland zeigt Jena – nach dem ausgegliche- zu einem großen Teil auf die Zuweisung von rd. nen Saldo im Vorjahr – 2015 in dieser Alters- 750 Asylbewerbern zurückzuführen. Der Trend, gruppe wieder einen leichten Gewinn (siehe dass vor allem Personen im Alter zwischen 18 auch Kapitel A 2.4). ABB. 6 WANDERUNGSSALDEN NACH REGIONEN UND ALTERSGRUPPEN 2015 1000 900 800 700 600 Saldo absolut Umlandkreise Thüringen Ostdeutschland Westdeutschland Ausland 500 400 300 200 100 0 -100 -200 -300 -400 -500 0 - 17 18 - 26 27 - 44 45 - 59 60 u. älter Gesamt Jahre Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU ___________________________________________________ ___________________________________________ 4 5 Die Angaben beziehen sich auf die jeweiligen Einwohner mit Hauptwohnsitz. Zu beachten ist, dass die Asylbewerber melderechtlich überwiegend aus Thüringen kommen und zwar aus den zentralen Aufnahmestellen und nur zu einem kleinen Teil direkt aus dem Ausland (Familiennachzug). Kapitel A 1.1 Seite 7 von 12 Stand Juli 2016 Der Wanderungssaldo der 18- bis 27-Jährigen Maße, die Studierenden nach Beendigung des gegenüber Westdeutschland ist bereits seit Studiums in Jena zu halten. 2008 (+ 31) positiv. Die Wanderungsgewinne erreichten noch 2012 mit + 406 Personen ihren Lag 2012 der Wanderungssaldo von Jena gegen- Höhepunkt. In den letzten Jahren gingen diese über Westdeutschland insgesamt noch im posi- jedoch wieder auf + 103 Personen (2015) zu- tiven Bereich (2012: + 39), sind aktuell nennens- rück. Relativ hohe Gewinne an jungen Men- werte Verluste zu beobachten (2014: - 234; schen sind derzeit auch aus dem Ausland zu 2015:- 212:). Der negative Saldo ist vor allem auf verzeichnen (+ 454). einen verstärkten Fortzug der 27- bis 45-Jährigen zurückzuführen. Die Absolventen, die aus Jena verliert weiterhin vor allem in der Alters- den alten Bundesländern zugezogen sind, ver- gruppe der 27- bis 45-Jährigen – Menschen, die lassen zum großen Teil nach dem Studienab- nach dem Studium die Stadt verlassen oder sich schluss Jena wieder. in der Phase der Familien- und Eigentumsbildung befinden. Es gelingt also nur in geringem ABB. 7 UMLANDWANDERUNGEN 2006-2015 Personen Zuzüge nach Jena aus den Umlandkreisen* 1.400 Fortzüge aus Jena in die Umlandkreise 1.200 Saldo für Jena 1.000 800 600 400 200 0 -200 -400 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU Nach den starken Umlandwanderungen in den unterschiedliche Ursachen zugrunde. Während 1990er Jahren, die noch bis 2002 andauerten, der Gewinn 2013 mit einem einmaligen Rück- zeigte Jena zwischen 2006 und 2009 sogar gang der Fortzüge bei leicht gestiegenen Zuzü- leichte Wanderungsgewinne gegenüber den gen zu begründen war, sind für den Wande- Umlandkreisen ( rungsgewinn im letzten Jahr verstärkte Zuzüge siehe Abbildung 7 ). Danach hat sich der Saldo im negativen Bereich zwischen verantwortlich. Diese beruhen zu einem großen - 30 und- 90 Personen eingependelt. Teil auf dem Zuzug von Asylbewerbern aus der zentralen Aufnahmestelle in Eisenberg. Die Fort- Allerdings konnten 2013 (+ 222) und 2015 züge (2015: 1.011; 2014: 1.042 Personen) liegen (+ 247) erneut Wanderungsgewinne aus den auf dem Niveau von 2003/2004. Umlandkreisen beobachtet werden. Wie aus der Abbildung 7 deutlich wird, liegen diesen jeweils Kapitel A 1.1 Seite 8 von 12 Stand Juli 2016 Insgesamt haben insbesondere seit 2008 die Fortzüge bei den unter 18-Jährigen angestiegen Fortzüge der 27- bis 45-Jährigen ins Umland sind. deutlich zugenommen, zum Teil dürfte es sich dabei um Familien handeln, da zugleich die ABB. 8 WANDERUNGSSALDO NACH UMLANDKREISEN 2006-2015 Saldo absolut 400 Saale-Holzland-Kreis Weimarer Land Umland gesamt 300 200 100 0 -100 -200 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU Wie Abbildung 8 zeigt, sind die Umlandwande- Kreis (2014: 766; 2015: 1.075) zu dem höchsten rungen zum größeren Teil durch die Wande- Wanderungsgewinn seit Jahren (+ 304) geführt rungsverflechtungen mit dem Saale-Holzland- haben. Kreis bestimmt, während das Weimarer Land eine untergeordnete Rolle spielt. So zeigte der Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Saldo gegenüber dem Saale-Holzland-Kreis be- die anhaltenden Einwohnergewinne in Jena im reits seit 2008 eine rückläufige Entwicklung und ostdeutschen Kontext überaus positiv zu bewer- lag in den Folgejahren mit - 9 (2012) noch im ten sind. Diese stützen sich auch weiterhin negativen Bereich. Im Vergleich dazu blieb der hauptsächlich auf studentische Wanderungsge- Saldo gegenüber dem Landkreis Weimarer Land winne. Allerdings konnten in den letzten Jahren noch bis 2010 leicht positiv (2010: + 14). Verschiebungen im Einzugsbereich beobachtet werden. So haben Änderungen im Schulsystem Aktuell sind für die Wanderungsverflechtungen (Studiengebühren, Abitur nach 12 Jahren) zu- mit den beiden Umlandkreisen relativ starke nächst zur verstärkten Zuwanderung vor allem jährliche Schwankungen charakteristisch. Nach aus den westdeutschen Bundesländern beige- dem Wanderungsgewinn 2013 (+ 222), der tragen, während zugleich die Zuzüge aus Thü- ebenfalls im Wesentlichen aus dem Saale-Holz- ringen und den neuen Bundesländern demo- land-Kreis (+ 196) kam, wies Jena 2014 gegen- graphisch bedingt stark zurückgegangen sind. über den beiden Umlandkreisen negative Sal- Diese Wanderungsmuster haben sich jetzt sta- den auf. 2015 blieb der Saldo mit dem Kreis bilisiert, und werden aktuell durch die Flücht- Weimarer Land mit - 57 Personen auch weiter- lingsproblematik stark überlagert. hin negativ, während die verstärkten; flüchtlingsbedingten Zuzüge aus dem Saale-Holzland- Kapitel A 1.1 1.1.4 Seite 9 von 12 Stand Juli 2016 INNERSTÄDTISCHE WANDERUNGEN Innerhalb Jenas zogen 2015 insgesamt 9.788 Die Wanderungssalden der einzelnen Planungs- Wohnberechtigte (Einwohner mit Haupt- und räume zeigen dabei einige Unterschiede: Von Nebenwohnsitz) um. Trotz der allgemeinen Dis- den innerstädtischen Umzügen profitieren der- kussion um eine mögliche Wohnungsknappheit zeit per Saldo die Planungsräume Nord, Ost und ist die Zahl der innerstädtischen Umzüge seit Winzerla. 2010 (7.880 Umzüge) kontinuierlich gestiegen. Inn e rs Z u tädtis züg che eg esa mt Wi nze rla We st/ Z en Os t fte n Or tsc ha No rd Lob ed a For tzü ge a tru m INNERSTÄDTISCHE WANDERUNGEN 2015 NACH PLANUNGSRÄUMEN* us. .. ABB. 9 Zuzüge nach... 1.338 147 112 164 386 203 2.350 Nord Lobeda 224 638 126 196 464 106 1.754 Ortschaften 65 48 78 52 70 19 332 Ost 156 187 97 398 383 93 1.314 West/Zentrum 361 432 109 338 1.440 204 2.884 Winzerla 233 88 36 65 274 436 1.132 2.377 1.540 558 1.213 3.017 1.061 9.766** -27 214 -226 101 -133 71 0 Innerstädtische Wegzüge gesamt Innerstädtischer Saldo gesamt Lesebeispiel: 2015 zogen 203 Personen aus dem Planungsraum Winzer la in den Planungsraum Lobeda. Umgekehrt sind 233 Personen aus Lobeda nach Winzerla umgezogen, sodass per Saldo Lobeda 30 Personen an Winzerla verloren hat. * Die Wanderungen beziehen sich auf die wohnberecht igte Bevölkerung ohne Wohnsitzlose. ** Das Gesamtergebnis der Planungsräume entspricht nicht der Gesamtzahl der innerstädtischen Umzüge, da einige Umzüge nicht zugeordnet werden können und somit als „Sonstige“ zusammengefasst werden. Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU Insbesondere der Planungsraum Nord, der (2014: - 53) – 2015 mit + 101 wieder einen posi- noch zwischen 2011 und 2013 jährlich inner- tiven Saldo auf dem Niveau von 2013 (+ 102). städtische Wanderungsverluste von 50 bis 60 Ost gewinnt vor allem gegenüber West/Zent- Personen zu verzeichnen hatte, gehört seit rum, Winzerla und den Ortschaften. 2014 wieder zu den Gewinnern der innerstädtischen Wanderungen. Mit + 214 Personen über- In Winzerla pendelte sich seit 2012 der Wande- steigen die Gewinne sogar das Niveau der ver- rungssaldo um 0 ein. Seit 2014 sind wieder Ge- gangenen Jahre (z. B. 2010: + 135). Der Pla- winne zu verzeichnen, die mit + 41 zunächst in nungsraum Nord profitiert vor allem von den etwa das Niveau von 2011 erreichten und 2015 Gewinnen gegenüber den Planungsräumen mit + 71 noch übertrafen. Knapp 40 % zieht da- West/Zentrum und Lobeda. bei innerhalb Winzerlas um, leichte Gewinne zeichnen sich vor allem gegenüber West/Zen- Auch der Planungsraum Ost zeigt – nach dem einmaligen Wanderungsverlust im Vorjahr trum und Lobeda ab. Kapitel A 1.1 Seite 10 von 12 Stand Juli 2016 Der Planungsraum West/Zentrum zeigt seit (2014) Personen beobachtet werden. Dies ist 2010 größere Verluste bei Binnenwanderungen, auf einen um 12 % gestiegenen Zuzug – vor al- die insbesondere 2014 (- 170) und 2013 (- 159) lem wegen des neu geschaffenen Wohnraums deutlich über dem Niveau der Vorjahre lagen in der Fritz-Ritter-Straße – zurückzuführen. (2009: - 68; 2008: - 72). 2015 gingen die Ver- 2015 zeichnen sich mit – 27 Personen erneut luste mit - 133 nur leicht zurück. West/Zentrum leichte Verluste ab. verliert gleichermaßen an alle Planungsräume. Gleichzeitig verbleibt jeder zweite Umziehende Nennenswerte Wanderungsverluste sind mit in West/Zentrum. – 226 Personen 2015 auch in den Ortschaften zu verzeichnen. Diese verteilen sich auf alle Pla- Der Planungsraum Lobeda zeigte in den vergan- nungsräume. Die Ortschaften haben zwischen genen Jahren bei den innerstädtischen Wande- 2011 und 2014 bei Binnenwanderungen stets rungen stets Verluste. In den letzten Jahren leicht profitiert, die Gewinne lagen meist zwi- konnten Gewinne von + 54 (2013) und + 45 schen 50 und 110 Personen. Für die Betrachtung des Wohnungsmarktes ist Über zusätzliche Merkmalsableitungen werden die Bevölkerungszahl von geringerer Bedeutung weitere Privathaushalte generiert bzw. Perso- als die Zahl der Haushalte, da die Haushalte die nen zu schon bestehenden Privathaushalten zu- eigentlichen Nachfrager nach Wohnraum sind. geordnet. Bei der Haushaltsgenerierung in Jena Die Haushaltszahlen wurden aus dem Einwoh- werden sowohl Einwohner mit Hauptwohnsitz nermelderegister mit einem statistischen Ver- als auch solche mit Nebenwohnsitz berücksich- fahren generiert, da Haushalte empirisch nicht tigt, nicht jedoch Heimbewohner. erfasst werden und somit stets berechnet oder geschätzt werden müssen. Da auch die Haus- Ein Problem ergibt sich bei der Erfassung der haltsgenerierung methodisch bedingt eine ge- nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften, die wisse Unschärfe aufweist, sind die Angaben manchmal nicht vollständig, sondern eher als stets als Circa-Angaben zu verstehen. Single-Haushalte erfasst werden. Das unterbindet vor allem die Zusammenführung von Wohn- Aufgrund unterschiedlicher Betrachtungs- und gemeinschaften zu Haushalten. Das heißt Bedeutungsweisen wird in der Jenaer Statistik Wohngemeinschaften werden noch einzeln er- 6 eine Unterscheidung zwischen statistischen fasst. Um die Zahl der Haushalte zu erfassen, Privathaushalten und Wohnhaushalten vor- die tatsächlich eine Wohnung gemeinsam be- genommen. Ausgangsbasis zur Ableitung der wohnen, wurden erstmals 2013 auf Basis der statistischen Privathaushalte ist ein anonymi- Haushaltsgenerierung sowie der Ergebnisse des sierter Melderegisterbestandsabzug, der die Zensus 2011 die statistischen Privathaushalte Kernhaushalte anhand von rechtlichen Bezie- zu sogenannten Wohnhaushalten umgerechnet hungen (Ehegatten, Eltern-Kinder) im Meldere- (siehe Kapitel B 1.2). gister bildet. ___________________________________________________ ___________________________________________ 6 Siehe zum Haushaltsgenerierungsverfahren: statistische Privathaushalte vs. Wohnhaushalte, in: Quartalsbericht IV/2012 der Statistikstelle Jena, S. 3-5. INFORMATION DEFINITION DER HAUSHALTE Kapitel A 1.1 1.1.5 Seite 11 von 12 Stand Juli 2016 HAUSHALTE Es gab in Jena 2015 insgesamt 60.427 statisti- ger konstant. Es findet also kein weiterer Haus- sche Privathaushalte, das sind 359 Haushalte haltsverkleinerungsprozess mehr statt, wie dies mehr als im Jahr zuvor (2014: 60.068). Die Zahl vor einiger Zeit noch der Fall war. Ursache hier- der Wohnhaushalte kann mit 58.283 angegeben für dürften unter anderem die gestiegene Ge- werden. Ein Vergleich der jeweiligen Haushalts- burtenrate, die zu größeren Haushalten führt größenstruktur verdeutlicht, dass bei den und die Zunahme von Paar-Haushalten im Seni- Wohnhaushalten der Anteil der 1-Personen- orenalter sein. Haushalte mit 42,7 % deutlich niedriger ist als bei den statistischen Privathaushalten (51,6 %; Die Zahl der Haushalte, in denen minderjährige siehe Abbildung 10 ). Kinder leben, ist – im Vergleich zum Vorjahr Das bedeutet, dass eine Reihe von 1-Personen-Haushalten mit anderen (2014: 9.806) – auf 10.138 weiter angestiegen. eine gemeinsame Wohnung bewohnt und so ei- Ihr Anteil an allen Haushalten erreicht somit nen Wohnhaushalt bildet. 16,8 % (2010: 14,8 %), von denen wiederum rd. 27 % offiziell Haushalte mit Alleinerziehen- Die dargestellte Größenverteilung der statisti- den sind. Der Anteil der Alleinerziehenden schen Privathaushalte ergibt eine durchschnittli- dürfte tatsächlich aber niedriger liegen, da es im che Haushaltsgröße von 1,78 Personen je Haus- Rahmen der Haushaltsgenerierung nicht mög- halt. 2006 betrug er noch 1,83, sank dann bis lich ist, alle nicht-ehelichen Lebensgemeinschaf- 2011 auf 1,76 und ist seitdem mehr oder weni- ten exakt abzubilden. ABB. 10 VERGLEICH DER HAUSHALTSGRÖSSENSTRUKTUR IN JENA 2015 Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU Betrachtet man die einzelnen Planungsräume, halte – dies sind vor allem Familien – am höchs- so ist festzustellen, dass in den Ortschaften der ten ist ( siehe Abbildung 11 ). Den geringsten Anteil Anteil der 1-Personen-Haushalte nur halb so an Mehrpersonen-Haushalten weist Lobeda auf, groß ist wie im städtischen Durchschnitt, wäh- den höchsten Anteil an 1-Personen-Haushalten rend dort der Anteil an Mehr-Personen-Haus- West/Zentrum (zu weiteren kleinräumigen Entwicklun- gen siehe Kapitel C). Kapitel A 1.1 ABB. 11 Seite 12 von 12 Stand Juli 2016 WOHNHAUSHALTE IN DEN PLANUNGSRÄUMEN 100% 3% 5% 12% 2% 5% 13% 80% 4% 10% 3% 7% 3% 7% 13% 12% 15% 6% 13% 22% 60% 36% 37% 34% 27% 5 u.m. 35% 4 Personen 40% 20% 38% 3 Personen 44% 44% 37% 44% 51% 2 Personen 21% 0% Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU 1 Person WOHNUNGSANGEBOT UND LEERSTAND 1.2.1 ENTWICKLUNG DES WOHNUNGBESTANDES Der Wohnungsbestand Jenas ist zwischen den bäuden (z. B. Hausmeisterwohnung). Wohnun- Jahren 2000 und 2015 um rd. 6.750 Wohnungen gen in reinen Wohngebäuden (ohne Wohn- angewachsen. Die Rückbauten Anfang des letz- heime) wurden 55.655 ermittelt. Dies entspricht ten Jahrzehnts wurden mittlerweile durch Neu- ziemlich genau der von der Statistikstelle fortge- bauten und Sanierungen im Bestand mehr als schriebenen Bestandszahl von 55.708 Wohnun- kompensiert. Ende 2000 gab es in Jena 51.423 gen Ende des Jahres 2011. Wohnungen, Ende 2015 waren es 58.167 Wohnungen (siehe Abbildung 1). Allein im Verlauf des Der Anstieg des Wohnungsbestandes ist vor al- Jahres 2015 sind 472 Wohnungen in Jena hinzu- lem bedingt durch den Neubau von Wohnungen gekommen (2014: + 659). in Mehrfamilienhäusern sowie durch Sanierungen im Altbaubestand (z. B. Teilung großer Woh- Nach Angaben des Zensus 2011 betrug der nungen, Dachgeschossausbau) und durch neu Wohnungsbestand in Jena 58.660 Wohnungen errichtete Ein- und Zweifamilienhäuser. einschließlich der Wohnungen in Nicht-Wohnge- MEHR WOHNUNGEN, KAUM LEERSTAND Für Jena ist im regionalen Vergleich auch weiter- Die bestehende Wohnungsgrößenstruktur kor- hin eine überdurchschnittliche Bautätigkeit cha- respondiert sehr gut mit der bestehenden rakteristisch. Insgesamt ist die Neubautätigkeit Haushaltsgrößenstruktur. Der Leerstand betrug seit dem Jahr 2009 kontinuierlich angestiegen. 2015 ca. 2 % (rd. 1.150 Wohnungen). Der leichte Dies hat zu einer Zunahme des Wohnungsbe- Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren ist jedoch standes um 4.760 WE geführt (2005-2015), wo- vor allem sanierungsbedingt. Bei allen Woh- bei die Wohnungsgrößenstruktur im Wesentli- nungsgrößen hat sich der Leerstand jedoch in chen konstant geblieben ist. Das wohnungspoli- den letzten zehn Jahren deutlich reduziert, wo- tische Ziel, bis 2015 1.500 neue Wohnungen zu bei der Rückgang bei den 1-Raum-Wohnungen errichten, wurde bereits 2013 erreicht ( siehe Ka- am höchsten ist. pitel A 2.5.4). KAPITEL 1.2 1.2 Kapitel A 1.2 Stand Juli 2016 Bestand 2000 Ge sam t um e .m 6u 5R 4R . Rä e äum e äum e 3R 2R äum äum aum 1R 1-Raum- 2-Raum- 3-Raum- 4-Raum- Wohnung Wohnung Wohnung Wohnung Wohnung 5 u. m. R. Wohnungsmarktbegriff (Wohnräume) e ENTWICKLUNG DES WOHNUNGSBESTANDES * St at i st Ka teg . (R ä ori en um e in kl Kü ch e . ) ABB. 1 Seite 2 von 7 Gesamt 1.995 5.160 9.844 18.603 9.609 6.212 51.423 Neubau 360 621 1.036 1.157 1.223 1.279 5.676 Saldo Sanierung 917 479 958 44 -429 -424 1.545 Abgang 110 129 140 431 301 86 1.197 Veränderung** 1.535 849 1.981 962 603 814 6.744 Bestand 2015 3.530 6.009 11.825 19.565 10.212 7.026 58.167 6,1% 10,3% 20,3% 33,6% 17,6% 12,1% 100,0% Verteilung in % * Die statistisch gebrauchte Kategorisierung nach Räumen (inkl. Küche) ist für Wohnungsmarktanalysen wenig geeignet, da bei Letzteren stets von der Zahl der Wohnräume (Zimmer) ausgegangen wird. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei der Umrechnung nur um eine ungefähre Zuordnung handelt, da es auch 2-RW oh ne Küche geben kann. **inkl. sonstiger Veränderungen durch statistische Bereinigungen Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU 1.2.2 BAUTÄTIGKEIT Wie die Abbildung 2 zeigt, unterlag die Bautätig- 2015 wurden 440 Wohnungen in Wohngebäu- keit in Jena zwischen 2006 und 2015 sehr star- den neu gebaut (2014: 348), davon 313 Wohn- ken Schwankungen. Der Tiefpunkt der Baufer- einheiten im Geschosswohnungsbau. Weitere tigstellungen wurde 2009 erreicht, seitdem 52 Wohnungen wurden durch Baumaßnahmen kann eine steigende Entwicklung der Neubau- im Bestand fertiggestellt. War 2014 noch Lo- zahlen beobachtet werden, sowohl im Ge- beda der Schwerpunkt der Bautätigkeit durch schosswohnungsbau als auch im kleinteiligen den Umbau des Arbeitsamtes, so sind es 2015 Segment. West/Zentrum und Nord vor allem durch Geschosswohnungsneubau, davon in West Zent- 2015 zeichnet sich erstmalig ein Rückgang der rum überwiegend durch das Schließen von Bau- Baufertigstellungen insgesamt ab. Aus der Ab- lücken( siehe Abbildung 2 ). Aber auch in Relation bildung 2 wird jedoch deutlich, dass dieser le- zum bereits vorhandenen Wohnungsbestand ist diglich mit den abgeschlossenen Baumaßnah- die Bautätigkeit in den kernstädtischen Pla- men im Bestand zusammenhängt, die gegen- nungsräumen - insbesondere in Nord am über den letzten zwei Jahren deutlich zurückge- höchsten. gangen sind. Hingegen ist die Neubautätigkeit im Vergleich zum Vorjahr sogar noch leicht angestiegen. Kapitel A 1.2 ABB. 2 Seite 3 von 7 Stand Juli 2016 BAUFERTIGSTELLUNGEN 2015 NACH PLANUNGSRÄUMEN Grundlagen: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU Im kleinteiligen Segment zeichnete sich zwi- was die Baufertigstellungszahlen insgesamt in schen 2004 und 2007 ein kontinuierlicher Rück- den jeweiligen Jahren wesentlich beeinflusst. gang der Neubautätigkeit ab. Mit 118 neu ge- Die hohen Baufertigstellungen im Bestand in bauten Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilien- den Jahren 2013 und 2014 beruhen auf den je- häusern im Jahr 2007 hatten sich die Baufertig- weiligen Bauabschnitten des Umbaus des ehe- stellungen gegenüber 2004 (231 Wohneinhei- maligen Arbeitsamtes in Lobeda. Nach dem Ab- ten) halbiert. Danach stieg die kleinteilige Bautä- schluss des Umbaus sind die Zahlen mit tigkeit leicht an, und lag 2011 bei rund 150 52 Wohneinheiten wieder auf das Niveau von Wohneinheiten. Für die letzten drei Jahre ist 2011 zurückgegangen. wieder ein Rückgang auf ca. 125 Wohnungen charakteristisch. Nur eine geringe Anzahl der neu gebauten Wohnungen entsteht in Nichtwohngebäuden, wo- Der mehrgeschossige Wohnungsbau ist be- bei die Bautätigkeit mit 20 bis 46 Wohneinhei- dingt durch größere Projekte oft durch erhebli- ten in den letzten vier Jahren relativ hoch war. che Schwankungen der Fertigstellungszahlen Diese haben für die Bautätigkeit in Jena aber gekennzeichnet. Insbesondere in den letzten keine größere Bedeutung. vier Jahren ist das Niveau mit 190 bis 324 fertiggestellten Wohneinheiten auf das doppelte an- Um das Maß der Neubautätigkeit in Jena besser gestiegen und stellte in diesem Zeitraum unge- beurteilen zu können, ist ein Vergleich mit regi- fähr die Hälfte der gesamten Baufertigstellun- onalen Entwicklungstendenzen hilfreich. Hierzu gen dar. wurden zur besseren Vergleichbarkeit der Daten, die Bautätigkeitsraten je 1.000 Einwohner Die Baumaßnahmen an bestehenden Gebäu- berechnet. Um die jährlichen Schwankungen, den werden in der amtlichen Statistik als Saldo die durch Neuausweisungen entstehen, zu glät- zwischen Zu- und Abgängen von Wohnungen ten, wurden Drei-Jahres-Durchschnitte gebildet ausgewiesen. Sie können daher auch negative (siehe Abbildung 4). Werte aufweisen (wie z. B. 2006). Die Zahlen weisen daher sehr große Schwankungen auf, Kapitel A 1.2 ABB. 3 Seite 4 von 7 Stand Juli 2016 BAUFERTIGSTELLUNGEN IN JENA 2006-2015 in Mehrfamilienhäusern Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern 1.000 in Nichtwohngebäuden im Bestand 800 insgesamt 669 685 190 258 124 33 90 20 313 322 317 127 30 52 2013 2014 2015 599 600 482 273 400 456 118 0 233 200 222 242 0 159 19 -127 122 26 75 2006 2007 2008 324 312 333 126 137 139 1 0 146 1 39 144 0 52 46 64 2009 2010 2011 2012 122 288 148 165 522 -200 Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU Die Berechnungen zeigen, dass der mehrge- Im Jenaer Umland fiel der Rückgang der Bautä- schossige Wohnungsbau in Jena über den ge- tigkeitsrate zwischen 2007-2012 noch viel stär- samten Zeitraum 2004-2015 ein vergleichsweise ker aus. Während zwischen 2003 und 2005 die hohes Niveau aufwies. Die Bautätigkeitsraten Bautätigkeitsrate im Saale-Holzland-Kreis mit liegen deutlich über dem Thüringer Durch- durchschnittlich 1,78 Wohnungen in Ein- und schnitt. Jena bildet damit eine Ausnahme unter Zweifamilienhäusern je 1.000 Einwohner die den Thüringer Städten, so lag zum Beispiel in Bautätigkeitsrate in Thüringen im selben Zeit- Erfurt die Baufertigstellungsrate im Geschoss- raum übertraf, wurden zwischen 2010-2012 im wohnungsbau im Jahr 2014 bei 0,86 Wohnun- Umland nur noch 0,67 Wohnungen im Durch- gen je 1.000 Einwohner, 2015 sogar bei 0,23, in schnitt gebaut, was sehr deutlich unter dem Jena bei 2,45 (2014) bzw. 2,92 (2015) Wohnun- Jenaer Neubauniveau in diesem Segment lag. Al- gen je 1.000 Einwohner. lerdings zeichnet sich in den letzten drei Jahren im Umland wieder ein Anstieg ab, mit 0,98 Woh- Der Höhepunkt der Bautätigkeit im kleinteili- nungen in Ein- und Zweifamilienhäusern je gen Segment in Jena wurde in den Jahren 2004 1.000 Einwohner erreicht der kleinteilige Woh- und 2006 erreicht (siehe Abbildung 4), im Jahres- nungsbau im Umland in etwa Jenaer Niveau im durchschnitt wurden ca. 1,96 Wohnungen je selben Zeitraum 1.000 Einwohner in Ein- und Zweifamilienhäusern gebaut, was die Bautätigkeitsrate im Ge- Für die Wohnungsmarktentwicklung Jenas war schosswohnungsbau im gleichen Zeitraum um die Jahrtausendwende gerade der kleintei- deutlich übertraf. Danach ging die Zahl der Bau- lige Neubau von zentraler Bedeutung, da eine fertigstellungen in diesem Teilsegment – trotz starke Abwanderung in das preiswertere Um- jährlicher Schwankungen – bis 2015 insgesamt land wegen eines Eigenheimerwerbs stattfand. kontinuierlich auf aktuell 1,07 Wohneinheiten Durch die gezielte Wohnbauflächenentwicklung (2013-2015) zurück – der niedrigste Wert der ist es gelungen, die Stadt-Umland-Wanderung letzten zwölf Jahre. abzuschwächen und die Neubaunachfrage innerhalb der Stadtgrenzen zu befriedigen. Als Kapitel A 1.2 Seite 5 von 7 Stand Juli 2016 Folge kehrte sich die Entwicklung der Wande- ierlich und pendelten sich noch bis 2010 auf ei- rungen um. Wie die Analyse der Wanderungen nem niedrigen Niveau ein. Aktuell sind wieder zeigt (siehe Kapitel A 1.1) , reduzierten sich die größere Schwankungen charakteristisch. Fortzüge in die Umlandkreise bis 2006 kontinu- 20 0 7- 2 009 20 0 10201 2 20 13201 5 BAUTÄTIGKEITSRATEN (Neu errichtete Wohneinheiten, Durchschnitt je 1.00 0 Einwohner pro Jahr) 20 04200 6 ABB. 4 In Ein- und Zweifamilienhäusern 1,96 1,24 1,46 1,07 In Mehrfamilienhäusern 1,88 1,73 1,88 2,39 In Ein- und Zweifamilienhäusern 1,22 0,76 0,71 0,83 In Mehrfamilienhäusern 0,25 0,26 0,29 0,44 1,27 0,62 0,67 0,98 1,63 0,95 1,10 1,03 Jena Thüringen Saale-Holzland-Kreis In Ein- und Zweifamilienhäusern Jena + Saale-Holzland-Kreis In Ein- und Zweifamilienhäusern Quelle: TLS, Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU 1.2.3 LEERSTANDSENTWICKLUNG Im Rahmen des Monitorings findet eine kontinu- letzten Jahre zeigen, konnte der Leerstand als ierliche Überprüfung der Leerstandsentwicklung Folge des Stadtumbauprozesses sowie der stei- statt. Dafür wird jedes Jahr auf Basis von Daten genden Nachfrage in Jena nicht nur reduziert, der Wohnungsunternehmen („Mitglieder der AG sondern auch auf dem niedrigen Niveau stabili- Wohnungswirtschaft“) eine unternehmensüber- siert werden und entspricht im Prinzip der Fluk- greifende Analyse des Wohnungsbestandes tuationsrate. durchgeführt. Wie die Leerstandsanalysen der Kapitel A 1.2 Stand Juli 2016 Jena gesamt de n z2 01 6 20 1 2 rs t an d 20 13 rs t an d 20 14 rs t an d tua l er An t ei l rs t an d2 01 5 Pr o ze n 24.991 560 2,2% 2,0% 1,9% 1,8% 10.330 192 1,9% 1,7% 1,1% 0,7% 5.565 171 3,1% 2,9% 3,0% 2,4% 9.096 197 2,2% 1,7% 2,1% 2,1% 58.167 ca. 1.150 2,0% 1,5% 1,3% 1,2% Lee Te n Planungsräume Lee Winzerla übrige Lee Lobeda Planungsraum Lee Planungsraum Lee rs Be rü Bestand der WU tan d2 01 in 5 WE LEERSTANDSSCHÄTZUNG 2015 c ks i ch WE tig -Za te hl 201 5 ABB. 5 Seite 6 von 7 Quelle: Erhebung Monitoring, Bearbeitung: TIMOUROU Zum Stichtag 31.12.2015 konnte Informationen Leerstände. So war beispielsweise der Leer- über insgesamt 25.520 Wohnungen im Bestand standsanstieg in Winzerla – und damit auch der der Jenaer Wohnungsunternehmen ausgewertet leichte Anstieg insgesamt – auf umfassende, mit werden, darunter 24.991 Wohnungen in Jena. Freizug verbundene Sanierungsmaßnahmen zu- Auf Basis der Leerstandsangaben für 2015 lässt rückzuführen. In den letzten zwei Jahren hat sich die gesamtstädtische Leerstandsentwick- sich wiederum der Leerstand in Lobeda leicht lung abschätzen (siehe Abbildung 5 ): Demnach erhöht. 1 verbleibt der Leerstand in Jena weiterhin auf niedrigem Niveau: Gab es im Jahr 2000 noch rd. Nach den 2013 veröffentlichten Daten des Zen- 3.000 leere Wohnungen, stehen aktuell nur sus 2011 standen in Jena 1.199 Wohnungen ca. 1.150 Wohnungen leer. Dies entspricht für leer, was einer Leerstandsquote von 1,9 % ent- das Jahr 2015 einer Leerstandsquote von spricht – das ist die niedrigste aller Städte im ca. 2 %. Bundesland Thüringen (7,0 %). Diese Quote liegt damit jedoch höher als die aus den Bestandsda- Die Leerstandsquote in Jena hat bereits 2009 ten errechnete Leerstandsquote aus dem Jahr erstmalig die 1 %-Grenze unterschritten. In den 2011 (0,9 %). Die Ursachen für die Differenz lie- letzten Jahren ist sie zwar leicht angestiegen, gen zum einen an den unterschiedlichen Stich- bleibt aber mehr oder weniger stabil. Dabei tagen – Dezember beim Monitoring und Mai handelt es sich im Wesentlichen um einen fluk- beim Zensus. Zum anderen weichen die Anga- tuationsbedingten Leerstand im Zuge der Neu- ben für Winzerla voneinander ab, die Ursachen vermietung und zum Teil (wie die Analyse der hierfür ließen sich bislang nicht klären. Bestandsdaten zeigt) um sanierungsbedingte ___________________________________________________ ___________________________________________ 1 Folgende Auswertungen beziehen sich auf den Wohnu ngsbestand in Jena, die Bestände außerhalb des Jenaer Stadtgebietes werden bei den Analysen ausgeschlossen. Kapitel A 1.2 ABB. 6 Seite 7 von 7 Stand Juli 2016 LEERSTANDSSTRUKTUR DER WOHNUNGSUNTERNEHMEN 2007-2015 Leere Wohnungen 2007 300 2009 2011 2013 2015 250 200 150 100 50 0 1-RaumWohnungen 2-RaumWohnungen 3-RaumWohnungen 4-RaumWohnungen 5-u. mehr-RaumWohnungen Quelle: Erhebung Monitoring, Bearbeitung: TIMOUROU Eine genauere Analyse der Leerstände zeigt fol- Größenkategorie am Gesamtbestand zusam- gende strukturelle Differenzen: Bei allen Woh- menhängt (2015: 42 % des Bestandes der Woh- nungsgrößen hat sich der Leerstand seit 2007 nungsunternehmen). Insgesamt hat sich die deutlich reduziert Leerstandsverteilung somit der Bestandsstruk- (siehe Abbildung 5). Insgesamt betrachtet ist der Rückgang der leer stehenden tur Jenas angenähert. Wohnungen in den vergangenen Jahren jedoch im Wesentlichen auf die Abnahme bei den 1- Ungefähr ein Drittel der leer stehenden Woh- Raum-Wohnungen zurückzuführen. Aufgrund nungen ist unsaniert, ein weiteres Viertel ist teil- der steigenden studentischen Nachfrage sowie saniert. Somit liegt der Schwerpunkt des Leer- der hohen Nachfrage unter den KdU-Beziehern standes aktuell in den industriellen Beständen ist der Leerstand bei den kleinsten Wohnungen des Typs WBS 70. Sie umfassen ungefähr die minimal. Hälfte der unsanierten Wohnungen bei den Wohnungsunternehmen. Anderseits konnten Absolut gesehen hat sich der Schwerpunkt des die ehemals hohen Leerstände in Mittelgang- Leerstandes damit auf die 3-Raum-Wohnungen häusern und in Vielgeschossern des Typs P 2, verlagert. Diese machen mit 276 Wohneinheiten die 2007 zusammen noch mehr als die Hälfte derzeit 49 % aller leer stehenden Wohnungen des gesamten Leerstandes bildeten, auf unge- aus, was jedoch mit dem hohen Anteil dieser fähr ein Viertel deutlich reduziert werden. KAPITEL 1.3 1.3 MIETEN UND PREISE Um Aussagen über die aktuelle Preisentwick- qualifizierter Mietspiegel für Jena vor. Die Da- lung auf dem Wohnungsmarkt in Jena treffen zu tengrundlagen und Mietpreisbegriffe dieser können, werden verschiedene Datenquellen Quellen weichen jedoch voneinander ab (siehe analysiert. Einerseits werden im Rahmen des Informationsbox auf S. 4). Monitorings die Bestandsdaten Jenaer Woh- nur einen Ausschnitt des Marktes dar, erst nungsunternehmen jährlich ausgewertet. An- durch das Zusammenfügen aller Ergebnisse derseits werden in regelmäßigen Abständen ei- ergibt sich ein realistisches Bild des Mietpreis- gene Preisrecherchen zu Mieten und Kaufprei- gefüges in Jena. Ziel ist es, die Preisentwicklun- sen durchgeführt, zuletzt 2016 (Datenstand gen auf dem Jenaer Wohnungsmarkt zu be- 31.12.2015). Eine weitere Quelle stellt die 2011 obachten und die preisbestimmenden Merk- durchgeführte Bewohnerbefragung dar, bei der male zu ermitteln sowie − darauf basierend − unter anderem das aktuelle Mietpreisniveau er- die relevanten Preissegmente in Jena abzugren- hoben wurde. Seit 2013 liegt auch ein neuer, zen bzw. zu überprüfen. Jede Quelle für sich stellt PREISSTEIGERUNGEN IN EINIGEN SEGMENTEN UND TEILGEBIETEN Der Jenaer Wohnungsmarkt zeigt sich als ein als andere ostdeutsche Städte mit hohen Leer- nachfragestarker Wohnungsmarkt mit relativ ständen. Der jährliche Preisanstieg in Jena ist ausdifferenzierter Struktur. Die entscheidenden nicht nur Ausdruck fortschreitenden Sanie- preisbestimmenden Faktoren sind die Wohn- rungsarbeiten, sondern auch eines knappen An- lage in Kombination mit dem Gebäudetyp und gebotes in einigen Segmenten. Die einzelnen dem Sanierungsgrad. Bei den Alt- und den Neu- Preissegmente haben sich deutlich ausdifferen- bauten spielt auch die Ausstattung eine wichtige ziert, sodass auch Neubau wieder wirtschaftlich Rolle. Die Anfang des letzten Jahrzehnts erfolg- betrieben werden kann. um eine Stabilisierung des Wohnungsmarktes Preiswerte Wohnungen sind hauptsächlich im und der Preise überhaupt zu ermöglichen. Erst Bestand der Wohnungsunternehmen zu finden, die zusätzliche, vor allem studentische Nach- der Anteil geht im Zuge der Sanierung sowie frage der letzten Jahre, führte zu Anspannungs- Modernisierung und entsprechender Mietan- tendenzen und zu nennenswerten Preissteige- passungen jedoch ständig zurück. Es besteht rungen in einigen Segmenten und Teilgebieten, eine Knappheit an unmittelbar verfügbaren insbesondere in der Kernstadt. preiswerten Wohnungen. Auch die Regelungen zu den Kostenübernahmen für die Unterkunft Für den Mietwohnungsmarkt ist eine breite und deren Anpassungen haben zu einem An- Mietpreisspanne, eine klare Differenzierung der stieg der Preise im preiswerten Segment beige- Marktsegmente und eine hohe Dynamik charak- tragen. Die Konkurrenzsituation in diesem Seg- teristisch. Der mittlere jährliche Mietpreisan- ment (Studenten, ALG II-Empfänger, einkom- stieg seit 2010 entspricht bei Neuverträgen mensschwache Senioren) führt zu Knappheits- 2,0 % und bei laufenden Verträgen 2,5 %. preisen insbesondere bei kleineren Wohnun- Jena zeichnet sich durch ein höheres Preisni- gen. veau und stärkere Anspannungstendenzen aus ERGEBNIS ten Stadtumbaumaßnahmen waren notwendig, Kapitel A 1.3 1.3.2 Seite 2 von 17 Stand Juli 2016 WOHNLAGEN IN JENA Ein wichtiges preisdifferenzierendes Merkmal ist Einfache Wohnlagen: Wohngebiete, bei denen die Wohnlage. Erstmalig wurde in Jena 2010 im Vergleich zur mittleren Wohnlage die allge- vom „Arbeitskreis Mietspiegel" ein Wohnlagen- mein negativ bewerteten Wohnlagenmerkmale verzeichnis erstellt, das auch dem qualifizierten deutlich überwiegen. Dazu zählen vor allem Mietspiegel zugrunde liegt. In die Bewertung starke Belastungen durch Verkehrslärm, eine der Wohnlagen sind unter anderem folgende stark verdichtete Bauweise mit geringer Durch- Merkmale eingeflossen: grünung, ein wenig gepflegtes Straßenbild sowie 1 · Umwelt (umgebende Nutzungen, Verkehrsbelastung, Lärmbelastung usw.) eine geringere Wertschätzung des Gebietes. Gute Wohnlagen: Wohnlagen, bei denen die Umgebung (Pflegezustand von Wohnumfeld, Frei- und Grünflächen, bauliche Dichte, Wohnform) allgemein positiv beurteilten Wohnlagenmerk- · Erreichbarkeit/Versorgung (Verkehrsanbindung, Zentralität, Versorgung mit Läden des täglichen Bedarfs, soziale Infrastruktur) lastung, guter Durchgrünung, gepflegtem Stra- · Image (Imagebewertung durch die örtliche Bevölkerung, Sicherheit) · male deutlich überwiegen. Dazu zählen insbesondere ruhige Lagen mit geringer Verkehrsbeßenbild und gutem Image. Das Ergebnis der Wohnlagenbewertung stellt eine straßenweise Wohnlagenzuordnung dar, das Wohnlagenverzeichnis der Stadt Jena. Die Wohnlagenbewertung erfolgte als Vergleich Auch der Gutachterausschuss für Grundstücks- mit ähnlich strukturierten Gebieten im Sinne werte der Stadt Jena verwendet die Wohnlagen- von „vergleichbar", „wesentlich besser" oder karte als preisdifferenzierendes Merkmal bei „wesentlich schlechter". Demnach werden diffe- der Analyse der Kaufpreise. renziert: Mittlere Wohnlagen: Wohngebiete, die für breite Bevölkerungsschichten und verschiedene Haushaltstypen insgesamt eine ausreichende und zufriedenstellende Wohnsituation aufweisen. ___________________________________________________ ___________________________________________ 1 Das Wohnlagenverzeichnis ist Grundlage, aber nicht Bestandteil des neuen qualifizierten Mietspiegels 2013 der Stadt Jena. Das Wohnlagenverzeichnis umfasst nicht alle Bereiche der Stadt, nicht bewertet wurden dörfliche Bereiche in den Randgebieten Jenas. Kapitel A 1.3 ABB. 1 Seite 3 von 17 Stand Juli 2016 WOHNLAGENBEWERTUNG IN JENA (AUSSCHNITT) 2 Bewertung: grün = einfache Wohnlage blau = mittlere Wohnlage gelb = gute Wohnlage Quelle: Analyse & Konzepte ___________________________________________________ ___________________________________________ 2 Diese ist nicht als Wohnlagenkarte im eigentlichen Sinne zu verstehen, sondern lediglich als eine Visu alisierung. .Sie stellt nur einen Ausschnitt der Stadtfläche als Einordnungshilfe für den Mietspiegel dar, ermöglicht aber keine adressscharfe Zuordnung. Kapitel A 1.3 Seite 4 von 17 Stand Juli 2016 UNTERSCHIEDLICHE MIETPREISBEGRIFFE Das im regionalen Vergleich höhere Preisniveau Wohnungsmarkt. Die Neuvertragsmieten kön- in Jena wird oft in unterschiedlichen Kontexten nen in Jena ebenfalls aus den Bestandsdaten thematisiert und medialisiert. Dabei werden der Wohnungsunternehmen mithilfe des Ver- meist Mietpreisübersichten, -indexe bzw. tragsdatums ermittelt werden. -rankings herangezogen, die auf Werte unterschiedlichster Datenbanken oder Daten der Die ortsübliche Vergleichsmiete wird im Immobilienanbieter zurückgreifen. Diese neuen qualifizierten Mietspiegel der Stadt Jena erheben in der Regel nur die aktuellen Ange- dargestellt und umfasst entsprechend der ge- botsmieten bzw. orientieren sich an den Miet- setzlichen Regelungen Mietwerte der letzten spiegelwerten, die jedoch nicht das gesamte vier Jahre (Neuverträge und Mieterhöhungen). Wohnungsangebot abbilden. Bei der Darstellung der Mietpreise und der die Wohnungen aktuell auf dem Wohnungs- Mietpreisentwicklung sind grundsätzlich markt angeboten werden. Sie entsprechen so- mehrere Mietpreisbegriffe zu unterscheiden: mit nicht immer den tatsächlich vereinbarten · · Bestandsmiete · Angebotsmiete Neuvertragsmiete bzw. ortsübliche Vergleichsmiete Mieten. Der Unterschied zwischen den Bestandsmieten und den Angebotsmieten gibt Hinweise über die An- bzw. Entspannungstendenzen auf dem gegebenen Wohnungsmarkt. Die Bestandsmieten sind Ist-Mieten bei beste- Zu den Angebotsmieten gibt es unterschiedliche henden Mietverhältnissen. Dies trifft auf den Datenbanken und Mietpreissammlungen, die größten Teil des Wohnungsbestandes zu. Somit sowohl Wohnungsangebote der größeren Woh- bildet die durchschnittliche Bestandsmiete das nungsunternehmen als auch der privaten An- mittlere Mietpreisniveau am besten ab. Die Be- bieter berücksichtigen. Dabei ist allerdings zu standsmieten werden in Jena im Rahmen der beachten, dass Angebotsmieten den tatsächli- jährlichen Analyse der Bestandsdaten Jenaer chen Markt überzeichnen, da viele preiswerte Wohnungsunternehmen (Monitoring zum Stad- Wohnungen nicht offen angeboten werden und tumbau) ausgewertet. Die Bestandsmieten ent- teure Ladenhüter hingegen überdurchschnitt- halten auch Mieterhöhungen bei bestehenden lich oft. Mietverhältnissen. Hinter diesen unterschiedlichen Mietbegriffen Die Neuvertragsmieten stellen nur einen Teil- verbergen sich somit auch unterschiedliche bereich der Bestandsmieten dar, nämlich dieje- Preisniveaus, sodass stets zu beachten ist, was nigen, die im letzten Jahr im Rahmen neuer wovon gerade die Rede ist. Mietverträge vereinbart worden sind. Die jährliche Entwicklung der Neuvertragsmieten ist ein Indikator der Preisdynamik auf dem gegebenen INFORMATION Die Angebotsmieten sind Mietpreise, zu denen Kapitel A 1.3 1.3.3 Seite 5 von 17 Stand Juli 2016 BESTANDSMIETEN UND NEUVERTRAGSMIETEN Zum Stichtag 31.12.2015 konnten Informatio- bau mit 61 % stark überrepräsentiert ist. Unge- nen von insgesamt 25.520 Wohnungen im Be- fähr ein Fünftel bilden die in Blockbauweise er- stand der Wohnungsunternehmen ausgewertet richteten Wohnungen der Nachkriegszeit und werden. Von diesen befinden sich 24.991 in ein Zehntel stellen die Zwischenkriegszeitbe- Jena, sie stellen rd. 43 % des gesamten Woh- stände dar. Der Neubau (ab 1991) und der nungsbestandes in Jena.3 Gründerzeitaltbau (bis 1918) haben mit jeweils 2 % nur einen vergleichsweise kleinen Anteil am Auf dieser Grundlage können Aussagen zur Bestand der Wohnungsunternehmen. Insge- Mietpreisstruktur und -entwicklung in Jena ge- samt sind die Bestände der Wohnungsunter- troffen werden. Dabei ist allerdings zu beach- nehmen schwerpunktmäßig im preiswerten und ten, dass im Bestand der größten Jenaer Woh- mittleren Segment angesiedelt. nungsunternehmen der industrielle Wohnungs- ABB. 2 ENTWICKLUNG DER BESTANDS- UND NEUVERTRAGSMIETEN Bestandsmieten insgesamt 20 102 pro 015 J ah r 20 1 5 20 1 4 20 1 3 20 1 2 20 1 1 20 1 0 (Mittelwerte in €/m² nettokalt) 4,86 4,99 5,05 5,17 5,33 5,46 2,5% Neuverträge (jeweils letzte 12 Monate) 5,44 5,53 5,41 5,56 5,72 5,99 2,0% Laufende Verträge (1 Jahr und länger) 4,81 4,94 4,99 5,02 5,22 5,40 2,5% Quelle: Daten der Wohnungsunternehmen 2010-2015, Ber echnungen Timourou Die Spanne von 95 % der Bestandsmieten 4,86 €/m², 2012 lag er bei 5,05 €/m² und im Jahr (Standardabweichung) reicht von 3,47 bis 2014 bei 5,33 €/m². Somit lässt sich in Jena seit 7,45 €/m² nettokalt. 4 Der Mittelwert aller Bestandsmieten liegt bei 5,46 €/m², der Median 2010 ein mittlerer jährlicher Mietpreisanstieg 5 von durchschnittlich ca. 2,5 % beobachten. Die bei 5,40 €/m². Bei den seit 01.01.2014 abge- Preisanpassungen bei laufenden Verträgen be- schlossenen Neuverträgen liegen die Mieten trugen im Durchschnitt auch 2,5 % und bei den mit 5,99 €/m² im Durchschnitt deutlich darüber. Neuverträgen 2,0 % jährlich. Ende 2010 betrug der Mittelwert der Bestandsmieten bei den Wohnungsunternehmen ___________________________________________________ ___________________________________________ 3 4 5 Folgende Auswertungen beziehen sich auf den Wohnu ngsbestand in Jena, die Bestände außerhalb des Jenaer Stadtgebiete werden bei den Analysen ausgeschlossen. Wie Abbildung 2 zu entnehmen ist, liegen insbesonde re für Neubauten zusätzlich noch einige Werte sowohl ober- als auch unterhalb der Gesamtspanne der Bestandsmieten. Der Median ist ein Mittelwert für Verteilungen in der Statistik. Der Median einer Anzahl von Werten ist die Zahl, welche an der mittleren Stelle steht, wenn man die Werte nach Größe sortiert. Allgemein teilt ein Median eine Stichprobe, eine Anzahl von Werten oder eine Verteilung in zwei Hälften, sodass die Werte in der einen Hälfte kleiner als der Medianwert sind, in der anderen größer. Kapitel A 1.3 ABB. 3 Seite 6 von 17 Stand Juli 2016 BESTANDSMIETEN UND NEUVERTRAGSMIETEN 2015 Wohneinheiten 1.600 Neuverträge 2015 1.400 Mietverträge vor 2015 1.200 1.000 800 600 400 200 bis 3,00 3,01-3,10 3,11-3,20 3,21-3,30 3,31-3,40 3,41-3,50 3,51-3,60 3,61-3,70 3,71-3,80 3,81-3,90 3,91-4,00 4,01-4,10 4,11-4,20 4,21-4,30 4,31-4,40 4,41-4,50 4,51-4,60 4,61-4,70 4,71-4,80 4,81-4,90 4,91-5,00 5,01-5,10 5,11-5,20 5,21-5,30 5,31-5,40 5,41-5,50 5,51-5,60 5,61-5,70 5,71-5,80 5,81-5,90 5,91-6,00 6,01-6,10 6,11-6,20 6,21-6,30 6,31-6,40 6,41-6,50 6,51-6,60 6,61-6,70 6,71-6,80 6,81-6,90 6,91-7,00 7,01-7,10 7,11-7,20 7,21-7,30 7,31-7,40 7,41-7,50 7,50 u. mehr 0 €/m² nettokalt Quelle: Daten der Wohnungsunternehmen zum 31.12.201 5 Innerhalb der Mietspanne gibt es eine starke Durchschnitt mehr oder weniger konstant. Dies Differenzierung bezüglich der Bautypen (siehe hängt mit dem relativ kleinen Neubaubestand Abbildung 4). 6 Den im Besitz der Wohnungsunternehmen und mit untersten Preisbereich bilden die Bestände des industriellen Wohnungsbaus, den relativ geringen Veränderungen seit 2009 für die mit 5,04 €/m² im Durchschnitt (= Mittel- eng zusammen. wert) die geringsten Nettokaltmieten zu verzeichnen sind. Höhere Durchschnittsmieten In allen übrigen Teilsegmenten sind im Zuge der weisen mit 5,95 €/m² die Bestände aus der fortschreitenden Sanierungsarbeiten sowie der Nachkriegszeit (Blockbauweise) auf. Es folgen Neuvermietungen nennenswerte Steigerungen die Zwischenkriegszeitbestände mit 6,18 €/m² zu verzeichnen. So sind in den Blockbauten der sowie der Gründerzeitaltbau mit 6,47 €/m². Die Nachkriegszeit kaum noch und im Altbau nur mit Abstand höchsten Mieten sind mit 7,92 €/m² wenige unsanierte Bestände vorhanden. Hinge- im Durchschnitt bei den Neubaubeständen (ab gen ist bei den Beständen des industriellen 1991) zu verzeichnen, die zugleich die gesamte Wohnungsbaus ungefähr ein Viertel nur teilsa- Preisspanne etwas nach oben ziehen. niert. Lediglich beim Neubau bleiben die Mieten – trotz einer Erweiterung der Mietspanne – im ___________________________________________________ ___________________________________________ 6 Die gebildeten Preisspannen in den folgenden Auswe rtungen orientieren sich an den mittelgroßen Wohnun gen mit zwei bis vier Räumen, da bei sehr kleinen Wohnungen in der Regel höhere Quadratmetermieten realisiert werden. Kapitel A 1.3 ABB. 4 Seite 7 von 17 Stand Juli 2016 BESTANDSMIETEN NACH BAUALTER/-TYP* 11,0 2009 €/m² nettokalt 2015 Median Industrieller Wohnungsbau (1960-1990) Neubau (ab 1991) 10,0 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 Gründerzeitaltbau (bis 1918) Zwischenkriegszeitbestände (1919-1949) Blockbau der Nachkriegszeit (1950-1990) *bezogen auf 2- bis 4-Raumwohnungen Quelle: Daten der Wohnungsunternehmen zum 31.12.201 5 eØ All nge n mi t 5u .m . R. Wo hn u 3-R a Wo u m hn un g en 2-R a Wo u m hn un g en 4-R a Wo u m hn un g en BESTANDSMIETEN DER WOHNUNGSUNTERNEHMEN 2015 NACH WOHNUNGSGRÖßE 1-R a Wo u m hn un g en ABB. 5 bis 25,00 m² 6,14 €/m² 25,01 bis 45,00 m² 5,49 €/m² 6,03 €/m² 6,37 €/m² * 5,58 €/m² 45,01 bis 60,00 m² 5,71 €/m² 5,66 €/m² 5,21 €/m² 6,21 €/m² 5,47 €/m² 60,01 bis 75,00 m² 6,63 €/m² 5,33 €/m² 4,94 €/m² * 5,29 €/m² 75,01 bis 90,00 m² 6,66 €/m² 6,01 €/m² 5,08 €/m² 5,17 €/m² 5,37 €/m² 90,01 u. mehr m² * 7,25 €/m² 6,78 €/m² 5,77 €/m² 6,54 €/m² 5,64 €/m² 5,35 €/m² 5,12 €/m² 5,52 €/m² 5,45 €/m² Alle Ø 5,57 €/m² 6,14 €/m² Mittelwerte nettokalt (* = die Fallzahlen sind zu gering) Quelle: Daten der Wohnungsunternehmen zum 31.12.201 5 Aufgrund des hohen Anteils industriell errichte- Wohnflächen im Durchschnitt die höchsten Net- ter Bestände sind bei den Wohnungsunterneh- tokaltmieten men die Wohnungen mit Standardgrößen am Durchschnittsmieten ergeben sich hingegen bei stärksten vertreten, insbesondere 3-Raum-Woh- den 4-Raum-Wohnungen. Bei denjenigen mit ei- nungen mit 60-75 m² sowie 2-Raum-Wohnun- ner Wohnfläche von mehr als 90 m² handelt es gen mit 45-60 m² Wohnfläche. Deswegen zeigen sich allerdings häufig um Neubauten ab 1991 2- und 3-Raum-Wohnungen mit größeren bzw. um Gründerzeitaltbauten in guten Wohn- (siehe Abbildung 5). Die niedrigsten lagen, die dann deutlich teurer sind. Kapitel A 1.3 ABB. 6 Seite 8 von 17 Stand Juli 2016 BEURTEILUNG DER MIETHÖHE 100% 80% 60% 40% 39% 28% 20% 20% 8% 5% 0% Sehr günstig Günstig Angemessen Hoch Viel zu hoch Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: TIMOUROU Im Rahmen der 2011 durchgeführten Bewoh- Die Mieter beurteilen die Miethöhe überwie- nerbefragung wurden die befragten Mieter auf- gend als angemessen. Jeder dritte Mieter emp- gefordert, ihre Miethöhen zu bewerten. Die Er- findet seine Miete jedoch als (viel) zu hoch. gebnisse liefern weitere Hinweise über das Mietpreisniveau in Jena. Die Einschätzung der Miethöhe korrespondiert mit der tatsächlichen Miete je Quadratmeter Im Durchschnitt zahlen die befragten Haushalte (siehe Abbildung 7) . So werden Nettokaltmieten in Jena 6,01 €/m² nettokalt. Dies liegt ungefähr über 6,50 €/m² als (viel zu) hoch bewertet. Dar- 0,70 €/m² über dem Durchschnitt der Bestands- über hinaus korreliert die Miethöhe sowie de- mieten der größten Wohnungsunternehmen. Da ren Bewertung mit dem Einkommen bzw. der der Anteil der befragten Mieter bei den größten Wohnkaufkraft der befragten Haushalte ( siehe Wohnungsunternehmen ungefähr deren Markt- Kapitel A 1.5). anteil am Mietwohnungsbestand entspricht, wird das höhere Preisniveau auf dem privaten Wohnungsmarkt deutlich. BEURTEILUNG DER MIETHÖHE NACH GEZAHLTER MIETE Ne tto kal Ge sam t* t* ABB. 7 Sehr günstig 4,76 €/m² 6,43 €/m² Günstig 5,47 €/m² 7,19 €/m² Angemessen 5,95 €/m² 7,98 €/m² Hoch 6,65 €/m² 8,68 €/m² Viel zu hoch 6,90 €/m² 8,90 €/m² Gesamt 6,01 €/m² 7,94 €/m² * Die Grundgesamtheit ist jeweils unterschiedlich Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: TIMOUROU Kapitel A 1.3 1.3.4 Seite 9 von 17 Stand Juli 2016 ANGEBOTSMIETEN Wohnungsanbieter vermarkten Wohnungen auf Im Hinblick auf die Auswertung der Angebots- unterschiedliche Art und Weise. Neuvermietun- mieten von Standardwohnungen werden aus- gen können über Immobilienportale im Internet schließlich Wohnungen mittlerer Größe und stattfinden oder aber auch auf direkte Anfrage Qualität betrachtet. Diese sogenannten hedoni- bei den Wohnungsunternehmen, ohne dass die schen Mieten ermöglichen eine Vergleichbarkeit Wohnungen bei anderen Immobilienanbietern der Angebotsmieten unterschiedlicher Regio- beziehungsweise auf Internetseiten inseriert nen, lassen jedoch keine Rückschlüsse auf die werden. Gleiches gilt für Nachmieter oder War- Besonderheiten und tatsächlichen Ausprägun- telisten bei Wohnungsunternehmen. Außerdem gen der einzelnen Wohnungsmärkte zu. ist zu beachten, dass die Angebotsmieten nicht mit den tatsächlich abgeschlossenen Mietver- Im Durchschnitt lagen 2015 in den Kreisen und trägen beziehungsweise mit den sogenannten kreisfreien Städten von Thüringen diese Ange- Neuvertragsmieten gleichzusetzen sind Infobox Seite 4 ). ( siehe Im Ergebnis spiegeln die Ange- botsmieten bei 5,51 €/m². In der Stadt Jena wurden nicht nur überdurchschnittliche, sondern botsmieten nur einen Teilbereich der gesamten sogar die höchsten Angebotsmieten mit Mietpreissituation des Jenaer Wohnungsmark- 8,05 €/m² angegeben ( siehe Abbildung 8 ). Im Hin- tes wieder. blick auf die Kreisebene zeichnen sich erwartungsgemäß zwei Ausprägungen ab: Einerseits Grundlage der Analyse der Angebotsmieten ist lagen die Mieten in den kreisfreien Städten mit ein Datensatz des Immobilienportals Immobili- durchschnittlich 6,41 €/m² über dem Durch- enScout24. Anhand der angebotenen Mietwoh- schnitt der Landkreise mit 5,19 €/m². Anderer- nungen wird die Auswertung von zwei Sachver- seits wurden im Städtedreieck Jena, Erfurt und halten ermöglicht: Weimar mit durchschnittlich 7,23 €/m² von allen 7 · · Ein Vergleich der Angebotsmieten von Standardwohnungen in Jena und anderen Kreisen und kreisfreien Städten in Thüringen für das Jahr 2015 und eine Analyse der Angebotsmieten in Jena für den Zeitraum von Januar 2012 bis Dezember 2015 nach unterschiedlichen Merkmalsausprägungen. kreisfreien Städten die höchsten Angebotsmieten erzielt. Demnach existiert nicht nur ein Gefälle zwischen den Landreisen und den kreisfreien Städten, sondern auch zwischen den Städten selbst. ___________________________________________________ ___________________________________________ 7 Bei ImmobilienScout24 handelt es sich um ein Immobilienprotal, bei dem über das Internet Immobilienanbieter und -suchende zusammentreffen (www.immobilienscout24.de). Inseriert werden sowohl Wohnungen als auch Häuser zum Kaufen und zum Mieten. Dabei geben Anbieter Informationen zu ihrem Immobilienobjekt an, wie zum Beispiel die Adresse, Wohnfläche, Kaltmiete oder auch wenn bekannt der Energieausweistyp oder der Zeitpunkt der letzten Modernisierung. Letztendlich können Daten unterschiedlicher Quantität und Qualität für bestimmte Räume von ausschließlich öffentlich angebotenen Immobilien abgerufen werden. Kapitel A 1.3 Seite 10 von 17 Stand Juli 2016 ABB. 8 ANGEBOTSMIETEN VON STANDARDWOHNUNGEN* 2015 IN JENA UND IN DEN KREISEN UND KREISFREIEN STÄDTEN THÜRINGENS * Nettokaltmiete (standardisiert auf Wohnungen mittlerer Größe und Qualität) Datengrundlage: ImmobilienScout24; Berechnungen und Darstellung: TIMOUROU In einem zweiten Schritt wurden alle zwischen Im Gegensatz dazu wurden preiswertere Woh- Januar 2012 und Dezember 2015 auf dem Im- nungen des industriellen Geschosswohnungs- mobilienportal ImmobilienScout24 inserierten baus weniger inseriert und die Planungsräume Mietwohnungen ausgewertet. Dabei ist zu be- Lobeda und Winzerla sind unterrepräsentiert. achten, dass die Angebotsmieten nur einen spe- Dies hat zur Folge, dass die gesamte Mietpreis- zifischen Teil des Jenaer Wohnungsmarktes ab- spanne der Angebotsmieten nach oben ver- bilden. Denn im Vergleich zum gesamten schoben wird. Somit bilden die dargestellten Jenaer Wohnungsbestand wurden überdurch- Bestandsmieten einerseits und die Angebots- schnittlich viele Wohnungen im Altbau (Baujahr mieten andererseits grundsätzlich unterschied- vor 1919) sowie neuere Wohnungen (Baujahr ab liche Bausubstanzen und Wohnlagequalitäten in 1991 und insbesondere nach 2009) angeboten, Jena ab. Im Ergebnis entsteht ein ausgeprägtes die grundsätzlich etwas teurer und im Bestand Preisgefälle ( siehe Abbildung 9 ). Der Großteil der der Wohnungsunternehmen unterrepräsentiert Bestandsmieten und der Neuvertragsmieten sind. Damit zusammenhängend sind die Pla- war rd. 2,50 €/m² günstiger als der Kern der An- nungsräume West und Nord überrepräsentiert. gebotsmieten Kapitel A 1.3 Abb. 9 Seite 11 von 17 Stand Juli 2016 VERGLEICH DER BESTANDS-, NEUVERTRAGS- UND ANGEBOTSMIETEN VON STANDARDWOHNUNGEN* 2015 Anteile der Wohneinheiten in % 25,0 25,0 20,0 20,0 Bestandsmieten und Neuvertragsmieten 15,0 15,0 10,0 10,0 5,0 5,0 0 0,0 5,0 -5,0 10,0 Angebotsmieten -10,0 15,0 -15,0 Mietverträge vor 2015 Neuverträge 2015 Angebote 2015 * Wohnungen mit 40 bis 110 m² Wohnfläche Quelle: Daten der Wohnungsunternehmen, ImmobilienSc out24; Berechnungen TIMOUROU Insgesamt ist die Spanne der Angebotsmieten in Jena im Zeitverlauf die durchschnittlichen Ange- Jena relativ weit. In dem Zeitraum von 2012 bis botsmieten von 7,98 €/m² im Jahr 2012 auf 2015 reichte diese von 4,69 €/m² bis 8,06 €/m² im Jahr 2015 an. Dabei kam es zwi- 12,22 €/m². Die durchschnittliche Angebots- schen 2013 und 2014 zu einem Preissprung, miete für eine Standardwohnung lag bei der auf eine veränderte Angebotsstruktur zu- 8,07 €/m² und der Median bei 8,00 €/m². Der rückzuführen ist: 2013 wurde der Preisrückgang geringe Unterschied zwischen dem Mittelwert durch deutlich mehr Angebote im preiswerteren und dem Median weist auf eine nahezu normal- Bereich mit 5 bis 6 €/m² bewirkt. Im Folgejahr verteilte und entsprechend der Spanne weit gab es diese Angebote mit 5 bis 6 €/m² nicht verteilte Angebotsmietenstruktur hin. mehr, dafür wurden jedoch einmalig mehr An- 8 9 gebote im höherpreisigen Bereich ab Die Mietpreishöhen der Angebote werden im 10,50 €/m² inseriert. Hier handelte es sich vor- Wesentlichen durch zwei Effekte beeinflusst: Ei- rangig um Neubauprojekte, wie zum Beispiel im nerseits durch Änderungen im Wohnungsbe- Philosophenweg in Nord oder im Steinweg in stand, wie zum Beispiel durch Neubauprojekte West/Zentrum. oder Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen und andererseits durch Veränderungen in Dass die Angebotsmieten allein nicht die tat- der Anbieterstruktur, indem zum Beispiel ein sächlichen Ausprägungen der einzelnen Woh- Wohnungsmarktakteur mit dem öffentlichen In- nungsmärkte abbilden, kann der Abbildung 3 serieren seiner Angebote beginnt. So stiegen in entnommen werden: In jedem Planungsraum lagen die Angebotsmieten von 2015 höher als die ___________________________________________________ ___________________________________________ 8 9 Für die Auswertung stehen nach einer Datenbereinigung insgesamt 2.941 Datensätze zur Verfügung. Der Median ist ein Mittelwert für Verteilungen in der Statistik. Der Median einer Anzahl von Werten ist die Zahl, welche an der mittleren Stelle steht, wenn man die Werte nach Größe sortiert. Allgemein teilt ein Median eine Stichprobe, eine Anzahl von Werten oder eine Verteilung in zwei Hälften, sodass die Werte in der einen Hälfte kleiner als der Medianwert sind, in der anderen größer. Kapitel A 1.3 Seite 12 von 17 Stand Juli 2016 im gleichen Jahr abgeschlossenen Neuvertrags- dustriellen Wohnungsbaus weniger über das In- mieten. Während jedoch in Nord und West/ ternet vermarktet und andererseits die Privaten Zentrum die Angebotsmieten den Mietwoh- und Makler vor allem den besser ausgestatteten nungsmarkt aufgrund der Angebotsstruktur Altbau und den Neubau besonders stark, ist das besser repräsentieren, zeichnen die Neuver- untere Preissegment unterrepräsentiert und tragsmieten in Winzerla und Lobeda allein auf- das obere und das Neubausegment überreprä- grund der höheren Fallzahlen den Wohnungs- sentiert. Dies hat im Ergebnis eine Verschie- markt des industriellen Geschosswohnungsbaus bung der Angebotsmieten nach oben zur Folge. besser ab. Aufgrund dessen, dass einerseits die Wohnungswirtschaft die Wohnungen des inABB. 10 ANGEBOTS- UND NEUVERTRAGSMIETEN VON STANDARDWOHNUNGEN* NACH WOHNLAGE IN DEN PLANUNGSRÄUMEN VON JENA 2015 * Wohnungen mit 40 bis 110 m² Wohnfläche Datengrundlage: Daten der Wohnungsunternehmen und I mmobilienScout24; Berechnungen und Darstellung: TIM OUROU 1.3.5 MIETPREISSEGMENTE Als Ergebnis der umfassenden Analysen der Be- gesondert dargestellt (siehe Abbildung 11). Zum ei- standsdaten und der Angebotsmieten können nen weil mittlerweile eine empirisch ausrei- im Folgenden für Jena relevante Mietpreisseg- chende Anzahl vorliegt und zum anderen weil mente abgegrenzt werden. Diese bilden zu- sie sich aufgrund der Baukosten deutlich von nächst eine grundsätzliche preisliche Abstufung den Bestandsmieten unterscheiden. Durch das innerhalb der Mietspanne, die die unterschiedli- Herausnehmen der Neubaumieten sinken im chen Wohnlagenqualitäten, den baulichen Zu- höherpreisigen Segment die Spitzenwerte. stand sowie die Ausstattung der Wohnungsbestände zum Ausdruck bringt. Wurden in den Insgesamt zeigt sich seit 2009 eine deutliche letzten Jahren drei Preissegmente voneinander Verschiebung der gesamten Mietspanne nach abgegrenzt, so werden nun die Neubaumieten oben, die alle Preissegmente betrifft, was den Kapitel A 1.3 Seite 13 von 17 Stand Juli 2016 angespannten Charakter des Wohnungsmarktes rung des preiswerten Segments, da ein Teil der verdeutlicht und weniger − wie in den Vorjahren vollsanierten Bestände nach der Aufwertung − Preisanstiege aufgrund von Sanierungsarbei- mittelpreisig vermietet wird. ten. Gleichzeitlich kommt es zu einer ReduzieABB. 11 MIETPREISSEGMENTE IN JENA 2009 UND 2013* €/m² nettokalt 11,5 11,0 10,5 10,0 2009 2013 2015 9,5 9,0 8,5 8,0 7,5 7,0 6,5 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 Preiswertes SegmentSegment Preiswertes Mittelpreisiges MittelpreisigesSegment Segment Höherpreisi ges Segment Höherpreisiges Segment Neubau Neubau * bezogen auf 2- bis 4-Raum-Wohnungen Quelle: Daten der Wohnungsunternehmen zum 31.12.201 3, Mietpreisrecherchen Analyse & Konzepte 2007, 2009, 2011/2012, 2014 Berechnungen und Darstellung: TIMOUROU Im Ergebnis der umfangreichen Analysen der Bestands- und Angebotsmieten lassen sich · sanierte Altbauwohnungen aus der Gründerzeit und Zwischenkriegszeit sowie Blockbauweise aus der Nachkriegszeit in einfachen Wohnlagen mit normaler Ausstattung, · Wohnungen entlang der Hauptverkehrsachsen. 2015 die Preissegmente folgendermaßen abgrenzen, jeweils bezogen auf 2- bis 4-RaumWohnungen: · · · · Preiswertes Segment: 3,80-5,80 €/m² Mittelpreisiges Segment: 5,60-7,50 €/m² Das mittelpreisige Segment umfasst vorwie- Höherpreisiges Segment: 7,50-9,00 €/m² gend sanierte Bestände in mittleren Wohnlagen Neubau: mit normaler bis besserer Ausstattung: 9,00-10,50 €/m² Das preiswerte Segment umfasst schwer- · sanierte Wohnungen des industriellen Wohnungsbaus, · · sanierte Bestände aus der Nachkriegszeit, · sowie neuere Bauten (ab 1991) in einfachen bis mittleren Lagen mit überwiegend normaler Ausstattung. punktmäßig Wohnungsbestände in einfachen, teilweise auch in mittleren Wohnlagen mit Standardausstattung sowie Bestände mit niedrigerem Sanierungsstand. Dazu gehören vor allem: · teilsanierte und teilweise auch vollsanierte Bestände des industriellen Wohnungsbaus, sanierte Altbauwohnungen aus der Gründerund der Zwischenkriegszeit in der Kernstadt, Kapitel A 1.3 Seite 14 von 17 Stand Juli 2016 Beim höherpreisigen Segment handelt es sich zu den Angebotsmieten eine dritte Komponente hauptsächlich um Wohnungsbestände in zent- zur Analyse des Jenaer Wohnungsmarktes. All- ralen, mittleren bis guten Lagen mit guter Aus- gemein zeichnet sich der Jenaer Wohnungs- stattung. Dazu zählen: markt durch zwei Charakteristika aus. Zum ei- · nen sind viele Bestände in der Hand von Woh- hochwertig sanierte Altbauwohnungen (bis 1949) mit gehobener Ausstattung in der Kernstadt. nungsunternehmen, zum anderen besitzen private Eigentümer Bestände in Jena. Diese sind Das Neubausegment umfasst Wohnungen, die in den letzten drei Jahren in den Planungsräumen West/Zentrum, Nord und Ost errichtet wurden. vorrangig in zentralen Lagen sowie in gründerzeitlichen Gebäuden zu finden. Der in Abbildung 12 dargestellte Mietspiegel verdeutlicht zwar, welche Wohnungsqualitäten zu welchem Die Stadt Jena hat im Oktober 2015 einen quali- Preis derzeit vermietet werden, er besitzt je- fizierten Mietspiegel veröffentlicht, der die doch eine geringe Aussagekraft hinsichtlich der Neuverträge der letzten vier Jahre abbildet. Die- Quantitäten, also zu der Frage, wie viele Woh- ser verdeutlicht neben einer Analyse der Be- nungen es davon gibt. standsmieten der Wohnungsunternehmen sowie einer kontinuierlichen Mietpreisrecherche ABB. 12 NETTOKALTMIETEN IN €/M² IM MIETSPIEGEL DER STADT JENA 2015 ab 20 0 2 19 9 1- 2 001 19 63199 0 19 5 0- 1 962 19 4 9 bis enk la s s Gr öß Wo h nla ge e Baujahresklassen 7,63 6,19* 5,02 8,01* 6,19-8,89 5,80-6,76 4,33-5,81 7,48-8,43 7,15 5,64* 5,08 7,56* 6,22-8,51 5,01-6,26 4,41-5,86 5,68-9,40 unter 50 m² Einfach 50-80 m² 7,11* 5,03 6,01-8,68 4,54-5,54 über 80 m² 7,28 6,48* 5,50 8,06 8,84* 6,13-8,89 5,96-7,10 4,80-6,21 6,95-9,09 7,83-10,01 7,11 6,34 5,23 7,43 8,69 6,09-8,34 5,74-7,00 4,36-6,15 6,05-8,38 7,50-10,09 7,20 6,58* 4,88 7,37 8,3 5,70-8,50 5,71-6,89 4,13-5,61 6,59-7,99 7,14-9,81 unter 50 m² Mittel und gut 50-80 m² über 80 m² * Aufgrund geringer Fallzahl nur bedingte Aussagekraft, leere Felder besitzen nur unter 10 Mietwerte und haben keinerlei Aussagekraft Quelle: Mietspiegel der Stadt Jena 2015 Kapitel A 1.3 Seite 15 von 17 Stand Juli 2016 Einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Preis- Januar 2016 werden folgende Richtwerte zu- entwicklung im preiswerten Segment hat auch grunde gelegt: Der durchschnittliche Grund- die Regelung zur Übernahme der Bedarfe für mietpreis (nettokalt) liegt zwischen 5,84 €/m für Unterkunft und Heizung im Rahmen des eine Person in einer Bedarfsgemeinschaft und SGB II und XII. Seit der Einführung der Richtli- 7,03 €/m für fünf Personen in einer Bedarfsge- nien zur Prüfung der Angemessenheit der Leis- meinschaft. Die kalten Nebenkosten bleiben da- tungen für Unterkunft und Heizung in Jena im bei mit 1,10 €/m² für alle Bedarfsgemeinschaf- Juni 2005 wurden sowohl die Regelung als auch ten gleich. 10 Dabei findet das Prinzip der kalten die Richtwerte mehrmals angepasst, nicht zu- Produktmiete Anwendung. Bei den Heizkosten letzt auch, weil kaum kleine Wohnungen für werden die tatsächlichen Kosten übernommen, 1- und 2-Personen-Bedarfsgemeinschaften zu die Prüfung der Angemessenheit orientiert sich den geltenden Grenzen verfügbar waren. Seit an den vorgegebenen Wohnungsgrößen und den Werten vergleichbarer Wohnungen. 1.3.6 KAUFPREISE Die nachfolgenden Abschnitte zu Kaufpreisen Insgesamt ist der Wohnungsmarkt in Jena durch von unbebauten Grundstücken, kleinteiliger Be- unterschiedliche Entwicklungen gekennzeichnet. bauung und zum mehrgeschossigen Wohnungs- Sowohl bei den Grundstücken als auch bei den bau basieren auf dem Immobilienmarktbericht Immobilien wurden rückläufige Verkaufszahlen des Gutachterausschusses für Grundstücks- verzeichnet, die sich jedoch in den letzten fünf werte sowie auf Publikationen der Bausparkasse Jahren wieder stabilisiert haben. Dies entspricht der Sparkassen. den gesamtdeutschen Entwicklungstrends. 11 Preiswertes Bauen ist in Jena auch eine Frage Die Nachfrage im Einfamilienhaussegment ist des Grundstücks, denn der Grundstücksmarkt trotz der aktuell günstigen Zinsen von einer Zu- der Stadt gehört mit zu den teuersten Märkten rückhaltung geprägt. Diese ist bei den einkom- in Ostdeutschland. Das hohe Preisniveau insbe- mensschwächeren Haushalten deutlich stärker sondere von Grundstücken für eine kleinteilige zu spüren. Entsprechend dominieren die Ver- Bebauung ist zum einen Ausdruck hoher Stand- kaufszahlen im mittleren Preissegment. Insge- ortattraktivität, zum anderen aber auch Ergeb- samt war in den letzten acht Jahren eine Steige- nis topographisch bedingter hoher Erschlie- rung der Verkaufspreise zu beobachten. Die ßungskosten sowie einer spezifischen Anbieter- Preisentwicklungstendenzen in den einzelnen struktur. Teilsegmenten sind jedoch unterschiedlich. GRUNDSTÜCKSPREISE Im Hinblick auf erschlossene Grundstücke ist Großteil der Kauffälle findet in Jena im Bereich zwischen individuellem Wohnungsbau bezie- des individuellen Wohnungsbaus statt. Im hungsweise freistehende Ein- und Zweifamilien- Durchschnitt kosten Grundstücke für freiste- häuser, Doppelhaushälften und Reihen(end)- hende Ein- und Zweifamilienhäuser 196 €/m² häusern sowie dem Geschosswohnungsbau und und für Doppelhaushälften und Reihen(end)- Mehrfamilienhäusern zu unterscheiden. Der häuser 262 €/m² (2015). In Jena sind die Preise ___________________________________________________ ___________________________________________ 10 11 Neue Reglung für die Grundsicherung für Arbeitss uchende nach dem zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II). Stadtratsbeschluss vom 18.11.2015 Vgl. dazu: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnun g: Immobilienpreise und Transaktionen am Wohnimmobilienmarkt. Aktuelle Wohnungsmarktentwicklungen und Tendenzen. (BBSR-Ana lysen KOMPAKT 10/2012). Kapitel A 1.3 Seite 16 von 17 Stand Juli 2016 mit Abstand die höchsten unter den Thüringer Das Angebot in einfachen Wohnlagen ist deut- Städten. An nächster Stelle folgen Erfurt und lich begrenzter und aufgrund zu geringer Fall- Weimar, in den übrigen Gemeinden liegen die zahlen können für die letzten beiden Jahre Preise mit unter 100 €/m² deutlich niedriger. keine Preisangaben angegeben werden. 2013 waren die Preise mit durchschnittlich 110 €/m² Seit 2008/2009 steigen sowohl in Thüringen als deutlich günstiger als Angebote in besseren auch in Jena die Grundstückspreise an. Dies Wohnlagen. führt zu einer Ausdehnung der Preisspanne in den jeweiligen Preissegmenten beziehungs- Zum Vergleich sind die Grundstückspreise im weise Wohnlagen. Aktuell liegt die Preisspanne Saale-Holzland-Kreis in den letzten Jahren annä- von Baugrundstücken für Ein- und Zweifamilien- hernd auf einem konstanten Niveau um die häuser zwischen 50 und 510 €/m², wobei bei 50 €/m² geblieben. 2015 stieg der Durchschnitt gleichem Minimum das Maximum im Jahr 2011 allerdings auf 75 €/m² an, was vor allem auf eine bei nur 355 €/m² lag. Voll erschlossene und Zunahme teurerer Grundstücke bis 200 €/m² im baureife Grundstücke sind dabei stets etwas näheren Einzugsbereich der Stadt zurückzufüh- teurer als die nach dem Baugesetzbuch er- ren ist. Inwieweit es sich hier um eine Aus- schlossenen Grundstücke. nahme beispielsweise aufgrund der Vermarktung eines Baugebietes oder um einen neuen Bezogen auf Ein- und Zweifamilienhäuser sind Trend handelt, muss weiter beobachtet werden. in Jena besonders gute und Ortsteillagen ge- Im Schnitt bleibt damit die Preisdifferenz zum fragt, wobei die Preise und die Preisspanne der Umland von ca. 75 €/m² in vergleichbaren Lagen innerstädtischen Grundstücke deutlich höher (ländliche Ortsteile in Jena) auch weiterhin be- liegen. Hier lassen sich eigene Wohnwünsche in stehen. zentralerer Lage realisieren. Die hohe Nachfrage nach innerstädtischen Grundstücken zei- Die Anzahl der Kauffälle von Grundstücken des gen sowohl hohe Kauffälle von Baulücken als Geschosswohnungsbaus und Mehrfamilien- auch arrondierter Innenbereichslagen. Der mitt- häuser liegen deutlich niedriger und ergaben in lere Kaufpreis der Baulücken liegt im Durch- den letzten Jahren ca. 8 Fälle pro Jahr. Getätigt schnitt bei 270 €/m² und demnach sind die werden hierbei hohe und in den letzten Jahren Nachfrager bereit für Baulücken ungefähr 35 % stetig wachsende Investitionssummen. 2015 lag mehr zu bezahlen als für einen Bauplatz des in- der durchschnittliche Kaufpreis bei 290 €/m² dividuellen Wohnungsbaus. Sowohl die Höhe und im gesamten Zeitraum seit 2011 bei des Kaufpreises als auch die der Kauffälle weist 205 €/m². auf Knappheiten innerstädtischer Flächen hin. KLEINTEILIGE BEBAUUNG Knapp die Hälfte aller Angebote bebauter Neubaugebieten als auch in Baulücken im Be- Grundstücke findet als individueller Wohnungs- stand. Seit 2012 haben die Preise um rd. 30 % bau statt und die Verteilung änderte sich im angezogen. Verlauf der letzten Jahre kaum. In den kreis- Insgesamt hat die Anzahl der Kauffälle abge- freien Städten kosten erwartungsgemäß freiste- nommen und die Kaufpreise der Gebäude mit hende Ein- und Zweifamilienhäuser am meisten, dem Baujahr vor 1950 sowie ab 1990 haben wobei auch hier in Jena mit durchschnittlich fast stark angezogen. Im Saale-Holzland-Kreis nah- 340.000 € die höchsten Preise erzielt werden men die Preise ebenfalls zu, freistehende Eigen- (2015). Die Angebote bestehen in allen zentra- heime kosten jedoch nur fast halb so viel wie in len und randstädtischen Wohnlagen sowohl in Jena und bilden ein Konkurrenzangebot. Kapitel A 1.3 Seite 17 von 17 Stand Juli 2016 In innenstadtnahen Lagen werden vermehrt so- gute Bausubstanz und Ausstattung auf und be- genannte Stadtvillen beziehungsweise Archi- finden sich in gewachsenen Siedlungslagen. Die tektenhäuser mit gehobener Ausstattung ange- jüngeren freistehenden und gebrauchten Eigen- boten. Die Preise variieren aufgrund der indivi- heime übersteigen mit 450.000 € die älteren duellen Gestaltung stark und liegen in dem Zeit- deutlich (Durchschnitt 300.000 €) und auch der raum 2011 bis 2015 im Durchschnitt bei Preisanstieg gegenüber dem Vorjahr fiel mit rd. 600.000 €. Die gesamten Preisangaben wer- 20 % bei den neueren stärker aus als bei den äl- den durch dieses oberste Preissegment nach teren (+ 12 %). In gleicher Anzahl wie freiste- oben verschoben. Dies trägt zu dem im Durch- hende Häusern werden auch Reiheneigenheime schnitt spürbaren Preisanstieg gegenüber den nachgefragt, wobei hier die Preise mit durch- Vorjahren bei. schnittlich 220.000 € niedriger liegen. Die Preisspanne liegt derzeit bei freistehenden Eigenhei- Auf dem Bestandsmarkt führt die vergleichs- men deutlich höher und ist weiter (56.00 bis weise starke Nachfrage bei begrenztem Ange- 750.000 €) als bei den Reiheneigenheimen bot dazu, dass diese Objekte teilweise gar nicht (80.000 bis 385.000 €). Insgesamt kann für das bei den Immobilienanbietern erscheinen bezie- kleinteilige Wohnen in Jena eine Zweiteilung des hungsweise dort nur eine kurze Verweildauer Marktes in ein unteres (= niedrig- bis mittelprei- haben. Aktuell dominieren vor allem Wiederver- siges) und ein oberes (= höherpreisiges) Seg- käufe aus den Jahren bis 1950 und der 1990er ment vorgenommen werden. Die Grenze liegt Jahre. Diese Häuser weisen in der Regel eine derzeit bei 200 €/m², d. h. bis zu ca. 130.000 € pro durchschnittlichem Grundstück. MEHRGESCHOSSIGER WOHNUNGSBAU Wurde das Teilsegment der Eigentumswohnun- macht sich auch bei den Eigentumswohnungen gen in den vergangenen Jahren vom sanierten bemerkbar, die Neubaupreise liegen mit Altbau dominiert, geht mit dem vorangeschritte- 2.600 €/m² im Durchschnitt ungefähr 300 €/m² nen Sanierungsprozess das Angebot an Altbau- über den Durchschnittspreisen des Zeitraums wohnungen für Kapitalanleger etwas zurück. Die 2011 bis 2015. relativ hohe Neubautätigkeit der letzten Jahre im mehrgeschossigen Wohnungsbau führte Die Nachfrage nach saniertem Altbau hat in den dazu, dass nicht nur im Mietwohnungssegment, letzten Jahren weiterhin leicht abgenommen sondern auch im Eigentumssegment viele Neu- und die Wohnungen wurde 2015 für durch- bauwohnungen dem Markt zugeführt wurden. schnittlich rd. 1.900 €/m² gekauft, die Spanne Insgesamt scheint die Nachfrage nach Eigen- reicht von 1.450 €/m² bis 2.700 €/m². Somit lie- tumswohnungen für Eigennutzung leicht zuge- gen die Verkaufspreise weiterhin deutlich unter nommen zu haben. Dieser Trend lässt sich seit den Neubaupreisen. Bei den Wiederverkäufen 2009 deutschlandweit beobachten, wobei die kommen außerdem auch Wohnungen aus den meisten Verkäufe in den Kernstädten getätigt 1990er Jahren auf den Markt, die Preise liegen werden. bei durchschnittlich 2.000 €/m² etwas höher. 12 Aufgrund der im Schnitt kleineren Wohnungen Wie bereits bei den Mietpreisen deutlich wurde, wirkt sich der etwas höhere Preis bei der Nach- liegt aktuell der Schwerpunkt der Neubautätig- frage im geringen Maße aus. keit in Jena im höherpreisigen Segment. Dies ___________________________________________________ ___________________________________________ 12 Vgl. hierzu: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordn ung: Immobilienpreise und Transaktionen am Wohnimmobilienmarkt. Aktuelle Wohnungsmarktentwicklungen und Tendenzen. (BBSR-Ana lysen KOMPAKT 10/2012). ARBEITSMARKT Die Nachfrageentwicklung auf dem Wohnungs- gionale Bedeutung und Attraktivität Jenas als Ar- markt ist im hohen Maße von den wirtschaftli- beitsort herauszuarbeiten. Dafür sind eine Ana- chen Rahmenbedingungen in der Region sowie lyse der arbeitsmarktrelevanten Indikatoren so- von den Strukturen und Entwicklungen auf dem wie eine vergleichende regionale Betrachtung Arbeitsmarkt abhängig. Darum ist es Ziel, die re- erforderlich. 1.4.1 KAPITEL 1.4 1.4 BESCHÄFTIGTE UND ARBEITSLOSE Als wichtiger Indikator der Arbeitsmarktentwick- Jahr 2003 noch bei 13,4 %, so waren im April lung wird zumeist die Entwicklung der Arbeits- 2016 in Jena nur noch 6,7 % oder 3.648 zivile losenzahl bzw. die Arbeitslosenquote herange- Erwerbspersonen arbeitslos. Die Arbeitslosen- zogen. Diese sind allerdings stets vor dem Hin- quote in Jena liegt zudem unter den Arbeitslo- tergrund der Entwicklung der Beschäftigten senquoten der Thüringer Städte Erfurt (8,0 %) bzw. Erwerbstätigen insgesamt zu bewerten. und Weimar (7,7 %). In den letzten 12 Jahren hat sich die Arbeitslosenquote in Jena beinahe halbiert. Lag sie im WEITERHIN GÜNSTIGE ARBEITSMARKTSITUATION Der Thüringer Arbeitsmarkt zeigt in den letzten noch weiter intensiviert. Zugleich verzeichnet Jahren bedeutende Konsolidierungstendenzen, die Thüringer Städtekette insgesamt ein bedeu- wobei insbesondere die Thüringer Städtekette tendes Wachstum. gem Rückgang der Arbeitslosen verzeichnen Trotzdem fehlen in Jena und in der Region Ar- kann. Dabei weist Jena – trotz einer geringeren beitsplätze in bestimmten Wirtschaftsbereichen, Abnahme der Arbeitslosenzahlen seit 2003 – zumal es auch weiterhin arbeitsmarktbedingte immer noch die geringste Arbeitslosenquote Abwanderung sowie Auspendlerströme nach auf. Westdeutschland gibt. Dabei hat Jena nach wie vor eine wichtige Bedeutung als Arbeitsort für Die Thüringer Städte haben eine abweichende die umliegenden Gemeinden, insbesondere für Beschäftigungsstruktur. Jena nimmt mit dem die Landkreise Saale-Holzland-Kreis und Weima- höheren Anteil des produzierenden Gewerbes rer Land. eine besondere Stellung ein. Entsprechend sind Erwerbstätige im Dienstleistungsbereich unter- Die sozioökonomischen Daten weisen einerseits repräsentiert. Zusammen mit den Jenaer Um- relativ hohe Beschäftigungsraten auf, anderer- landkreisen, die einen stärkeren Schwerpunkt seits aber deutlich unterdurchschnittliche Ein- im Industriesektor und in der Land- und Forst- kommen. Dafür ist der sehr hohe Anteil an jun- wirtschaft haben, ergibt sich in dieser Region gen Personen – insbesondere Studierenden – in eine komplementäre Wirtschaftsstruktur. Dies Jena mit verantwortlich, da diese in der Regel verdeutlichen auch die starken Pendlerver- noch über geringere Einkommen verfügen. Ins- flechtungen Jenas sowohl mit dem direkten Um- gesamt ist in Jena somit von einer eher unter- land als auch mit den Thüringer Städten. In den durchschnittlichen Wohnkaufkraft auszugehen letzten Jahren hat sich die Vernetzung und der (siehe Kapitel A 1.5). Austausch innerhalb der Thüringer Städtekette ERGEBNIS einen Anstieg der Beschäftigten bei gleichzeiti- Kapitel A 1.4 Seite 2 von 6 Stand Juli 2016 In den Umlandkreisen ist die Arbeitslosigkeit in In den letzten 4 Jahren sinken die Arbeitslosen- den letzten Jahren ebenfalls stark zurückgegan- zahlen in Jena nicht mehr, während in Erfurt gen und liegt aktuell unter dem Jenaer Niveau und Weimar sowie in den Umlandkreisen ein (Saale-Holzland-Kreis: 5,7 %; Weimarer Land: weiterer Rückgang zu beobachten ist. 5,8 %). 1 ABB. 1 ZAHL DER ARBEITSLOSEN (JAHRESDURCHSCHNITTSWERTE)2 Erfurt (abs.) Jena (abs.) Weimar (abs.) WL (abs.) SHK (abs.) Erfurt (Index) Jena (Index) Weimar (Index) WL (Index) SHK (Index) Index 2003 = 100 absolut 45.000 110 40.000 100 35.000 90 30.000 80 25.000 70 20.000 60 15.000 50 10.000 40 5.000 30 0 20 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 Quelle: TLS, Bearbeitung: TIMOUROU Zwischen 2003-2015 stieg die Zahl der sozial- 2016 rd. 38.800 Personen. Diese Zahl hat in versicherungspflichtig Beschäftigten in Jena an. Jena – wie auch in den Umlandkreisen und den Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Zahl kreisfreien Städten Weimar und Erfurt – 2005 der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ihren Tiefpunkt erreicht. Seitdem steigt sie wie- den Arbeitsmarkt in Jena nicht vollständig abbil- der an, wobei der Anstieg gegenüber 2003 in det, da sie die Selbständigen und die Beamten, Jena mit + 14,9 % ( siehe Abbildung 2) in etwa mit die in Jena wegen der Hochschul- und For- Weimar (+ 14,9 %) und Erfurt (+ 16,7 %) ver- schungseinrichtungen vergleichsweise stark ver- gleichbar ist. Allerdings fällt er deutlich stärker treten sind, nicht einbezieht. So stellen bei- aus als in den Umlandkreisen Weimarer Land spielsweise die sozialversicherungspflichtig Be- (+ 6,3 %) und Saale-Holzland-Kreis (+ 0,7 %). schäftigten am Arbeitsort Jena nur 78 % der Erwerbstätigen am Arbeitsort dar, das heißt. die Die Zahl der Erwerbstätigen am Arbeitsort Selbständigen und die Beamten machen ca. ein insgesamt ist in Jena im Jahr 2014 gegenüber Viertel aller Erwerbstätigen, die in Jena arbeiten, 2013 um 1.100 (+ 1,7 %) auf 67.500 angestie- aus. gen. In Erfurt stieg die Zahl der Erwerbstätigen am Arbeitsort nur leicht an (+ 0,1 %), in Gera Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Be- und Weimar ging sie sogar zurück (jeweils schäftigten mit Wohnort Jena betrug im Juni - 0,6 %). ___________________________________________________ ___________________________________________ 1 2 S. Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Arbeitsmarkt in Zahlen. Arbeitslose nach Kreisen. April 2016. Mit dem Monitoring 2014 wurde eine Aktualisierung der Arbeitslosenzahlen zurück bis 2007 durchgeführt , da die Bundesagentur für Arbeit im Juli 2014 eine Revision und Korrektur der Daten vorgenommen hatte. Kapitel A 1.4 ABB. 2 Seite 3 von 6 Stand Juli 2016 SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG BESCHÄFTIGTE AM WOHNORT3 Erfurt (abs.) Jena (abs.) Weimar (abs.) WL (abs.) SHK (abs.) Erfurt (Index) Jena (Index) Weimar (Index) WL (Index) SHK (Index) Index 2003 = 100 absolut 110.000 120 100.000 115 90.000 110 80.000 105 70.000 100 60.000 95 50.000 90 40.000 85 30.000 80 20.000 75 10.000 70 0 65 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 Quelle: TLS, Bearbeitung: TIMOUROU Erf urt Ge ra We ima r SH K* WL ** ERWERBSTÄTIGE AM ARBEITSORT NACH WIRTSCHAFTSBEREICHEN 2014 Je n a ABB. 3 Land- und Forstwirtschaft 0,0% 0,4% 0,4% 0,3% 4,5% 3,7% Produzierendes Gewerbe 20,0% 12,6% 16,0% 13,8% 36,0% 31,3% 15,7% 7,7% 10,4% 9,1% 25,2% 19,0% ohne Baugewerbe Baugewerbe Dienstleistungsbereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr 4,3% 4,8% 5,7% 4,7% 10,8% 12,3% 79,9% 87,1% 83,4% 85,9% 59,5% 64,7% 18,5% 27,4% 24,7% 21, 7% 24,4% 23,9% Finanzierung, Vermietung und Unternehmendienstlei ster 19,6% 24,0% 19,8% 19,6% 10,5% 10,7% Öffentl. und private Dienstleister 41,9% 35,7% 38,9% 44,6% 24,9% 30,1% 67.500 140.900 51.100 34.100 35.300 Erwerbstätige absolut *Saale-Holzland-Kreis \ **Weimarer Land Quelle: TLS, Bearbeitung: TIMOUROU Betrachtet man die Struktur der Erwerbstäti- den kreisfreien Städten die Beschäftigten im gen nach Wirtschaftszweigen ( siehe Abbil- Dienstleistungsbereich weit überwiegen. dung 3), wird deutlich, dass in den Umlandkreisen ein nennenswerter Teil der Erwerbstätigen im Jena hat unter den kreisfreien Städten den produzierenden Gewerbe sowie in der Land- höchsten Anteil an Erwerbstätigen im produzie- und Forstwirtschaft beschäftigt ist, während in ___________________________________________________ ___________________________________________ 3 Mit dem Monitoring 2014 wurde rückwirkend eine Aktualisierung der Zahlen der sozialversicherungspflic htig Beschäftigten bis 2000 durchgeführt, da die Bundesagentur für Arbeit im Juli 2014 eine Revision und Korrektur der Daten vorgenommen hatte. 32.600 Kapitel A 1.4 Seite 4 von 6 Stand Juli 2016 renden Gewerbe. Gleichzeitig sind in Jena weni- Jena vor allem die öffentlichen Dienstleistungen ger Erwerbstätige im Dienstleistungsbereich be- des Hochschul- und Forschungssektors hervor- schäftigt als in anderen Thüringer Städten. Da- treten. bei sind insbesondere Handel, Gastgewerbe und Verkehr unterrepräsentiert, während die Insgesamt ist festzuhalten, dass die Beschäfti- öffentlichen und privaten Dienstleister den An- gungsstruktur nach Wirtschaftsbereichen in teil Erfurts und Geras sogar übersteigen. Jena von den übrigen Thüringer Städten deutlich abweicht, aber trotzdem die Entwicklungen Auch unter den übrigen Thüringer Städten gibt auf dem Arbeitsmarkt in Jena in den letzten fünf es leichte Unterschiede in der Struktur der Er- Jahren mehr oder weniger den Entwicklungsten- werbstätigen. So sind die Dienstleistungen in denzen in der Region folgen. Dabei hat Jena Weimar - kulturelles Zentrum und Sitz des Lan- derzeit die geringste Arbeitslosenquote unter desverwaltungsamtes - sowie in der Landes- den Thüringer Städten zu verzeichnen. hauptstadt Erfurt stark vertreten, während in 1.4.2 PENDLERVERFLECHTUNGEN Ein wichtiger Indikator für die Stadt-Umland-Be- 25.340 Einpendler (siehe Abbildung 4). Umgekehrt ziehungen in den größeren Städten sind die wurden unter den rd. 38.780 sozialversiche- Pendlerverflechtungen. So gab es im Juni 2015 rungspflichtig Beschäftigten mit dem Wohnort insgesamt rd. 53.850 sozialversicherungspflich- n Jena 10.270 Auspendler erfasst. tig Beschäftigte am Arbeitsort Jena, darunter ABB. 4 SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG BESCHÄFTIGTE 2015 absolut 120.000 am Wohnort 100.000 am Arbeitsort 80.000 Pendlersaldo 60.000 40.000 26.288 15.066 20.000 1.863 0 -20.000 -8.755 -7.789 Weimarer Land Saale-HolzlandKreis -40.000 Erfurt Quelle: TLS, Bearbeitung: TIMOUROU Jena Weimar Kapitel A 1.4 Seite 5 von 6 Stand Juli 2016 Daher weist Jena einen Einpendlerüberschuss sich in Jena zwischen 2003 und 2015 von 42 % von rd. 15.070 Personen auf. Dieser ist seit auf 47 % leicht erhöht. Er liegt damit auf einem 2003 (rd. 8.950 Personen) um 68,4 % (+ 5.120 ähnlichen Niveau wie in Erfurt (46 %), Gera Personen) angestiegen, was in erster Linie auf (43 %) oder Weimar (52 %). Zugleich ist der An- eine deutliche Zunahme der Einpendler zurück- teil der Auspendler an den sozialversicherungs- zuführen ist. So ist zwischen 2003 und 2015 die pflichtig Beschäftigten am Wohnort in Jena Zahl der Einpendler nach Jena um rd. 7.440 (27 %) und Erfurt (27 %) vergleichsweise niedrig, (+ 41,5 %) angestiegen. Im gleichen Zeitraum während in Gera bzw. Weimar 39 % bzw. 48 % nahm die Zahl der Auspendler lediglich um rd. der Beschäftigten zur Arbeit auspendeln. damit 1.320 (+ 14,7 %) zu. wird die Bedeutung Jenas als regionaler Arbeitsort deutlich. Der Anteil der Einpendler an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort hat EINZUGSBEREICH DER JENAER EINPENDLER Ein pen dle Ein pen dle r 20 1 5 r 20 0 3 ABB. 5 Wohnort absolut in % absolut in % Saale-Holzland-Kreis 8.335 46,2 9.620 38,0 Weimarer Land 2.075 11,5 3.122 12,3 Saalfeld-Rudolstadt 906 5,0 1034 4,1 Saale-Orla-Kreis 613 3,4 1020 4,0 Greiz 488 2,7 814 3,2 Stadt Weimar 740 4,1 1.251 4,9 Stadt Gera 681 3,8 1.196 4,7 Stadt Erfurt 547 3,0 1.059 4,2 15.615 86,6 20.726 81,8 1.590 8,8 2.969 11,7 801 4,4 1.531 6,0 18.024 100,0 25.336 100,0 Thüringen insg. Übrige NBL (einschl. Berlins) ABL Einpendler insgesamt Quelle: TLS, Bearbeitung: TIMOUROU Kapitel A 1.4 Seite 6 von 6 Stand Juli 2016 EINPENDLER Der Einzugsbereich der einpendelnden Beschäf- Seit 2003 hat sich die Zahl der Einpendler aus tigten in Jena ist stark regional geprägt: Unge- allen Landkreisen bzw. kreisfreien Städten Thü- fähr die Hälfte pendelt aus dem direkten Um- ringens erhöht, insgesamt stieg die Zahl der land, drei Viertel davon allein aus dem Saale- Thüringer Einpendler um ungefähr ein Drittel Holzland-Kreis. Dies deutet auf eine hohe Be- an. Insbesondere die Einpendlerströme aus den deutung sowie Konkurrenz der Umlandkreise Thüringer Städten haben um 78 % (+ 1.540 Per- als Wohnort für Jenaer Beschäftigte. sonen) stark zugenommen. Hingegen stiegen die Einpendlerverflechtungen mit dem direkten Weitere ca. 17 % kommen aus dem fernen Um- Umland relativ gesehen am geringsten (+ 22 %), land, wobei der Anteil mit der räumlichen Ent- auch wenn absolut rd. 2.330 Personen mehr fernung abnimmt. Außerdem sind die Pend- aus dem Umland nach Jena pendeln als noch lerverflechtungen unter den Thüringer Städten 2003. Aus dem fernen Umland kommen ca. vergleichsweise hoch, insgesamt 14 % der Ein- 1.280 (+ 41 %) mehr als noch 2003. Relativ ge- pendler kommen aus Erfurt, Weimar und Gera. sehen haben sich auch die Einpendlerströme Dies hängt unter anderem mit den geringen aus den neuen Bundesländern um 87 % Entfernungen und den guten Verkehrsverbin- (+ 1.380 Personen) sowie aus den alten Bundes- dungen zwischen den Städten der Thüringer ländern um 91 % (+ 730 Personen) erhöht. Städtekette zusammen. 12 % der Einpendler kommen aus den übrigen neuen Bundesländern, vor allem aus dem angrenzenden Sachsen und aus Sachsen-Anhalt. AUSPENDLER Betrachtet man die Struktur und die Entwick- Bayern. Dies hängt mit den bisherigen Grund- lung der Auspendlerzahlen aus Jena im Jahr problemen des ostdeutschen Arbeitsmarktes 2015, werden folgende Aspekte deutlich: Unge- eng zusammen. Weitere 13 % pendeln in die fähr ein Drittel der Auspendler arbeitet im di- übrigen neuen Bundesländer (v. a. Sachsen) rekten Umland, d. h. in den Kreisen Saale-Holz- und ca. 11 % in das ferne Umland land-Kreis und Weimarer Land. Dies dürfte mit dem oben dargestellten höheren Anteil an pro- Die Auspendlerströme haben seit 2003 mit duzierendem Gewerbe zusammenhängen. + 1.200 Personen (+ 14 %) nur leicht zugenommen. Dabei erhöhten sich relativ gesehen vor Mit 27 % pendelt ein in etwa vergleichbarer An- allem die Auspendlerverflechtungen mit dem teil in die Städte der Thüringer Städtekette, die fernen Umland um 41 % (+ 320 Personen), ab- Hälfte von ihnen nach Erfurt. Dies verdeutlicht solut nahmen jedoch die Auspendlerströme in die engen Verflechtungen innerhalb der Städte- die Thüringer Städte sowie in das direkte Um- kette. land in etwa vergleichbar zu, dies sind jeweils 12 % bzw. 11 % mehr als noch 2003. Die Zu- Mit 18 % arbeitet ein vergleichsweise hoher An- nahme der Auspendler in die alten und die übri- teil der Auspendler in den alten Bundesländern, gen neuen Bundesländern liegt bei 10 % bzw. von diesen allein ein Drittel im angrenzenden 11 %. EINKOMMEN UND WOHNKAUFKRAFT Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Ebene recht wenige valide Daten insbesondere die Arbeitsmarktsituation in Jena und in der Re- zur Wohnkaufkraft vor. Wichtigste Quelle sind gion haben direkte Auswirkungen auf das Ein- daher nach wie vor die Ergebnisse der Bewoh- kommensniveau sowie die Wohnsituation der nerbefragung 2011 der Stadt Jena. KAPITEL 1.5 1.5 Jenaer Haushalte. Es liegen jedoch auf lokaler 1.5.1 EINKOMMENSSTRUKTUR Ein wichtiger Indikator für die ökonomische Si- Beim Kaufkraftindex liegt Jena nach Angaben tuation der Haushalte ist das Haushaltsnetto- der Marktforschungsinstitute bei 87,7 und da- einkommen. Dazu liegen zum einen die Ergeb- mit über dem Thüringer Durchschnitt von 85,4, nisse der Bewohnerbefragung 2011 der Stadt aber unter denen der größten Thüringer Städte Jena und zum anderen die jährlichen Auswer- (Erfurt: 91,1; Weimar: 88,2; Gera: 87,1). 1 Eine tungen des Mikrozensus des Thüringer Landes- wesentliche Ursache hierfür dürfte der hohe amtes für Statistik sowie des Statistischen Bun- Anteil Studierender mit geringer Kaufkraft in desamtes vor. Zu weiteren Indikatoren, die das Jena sein. Lebensniveau abbilden, gehören das verfügbare Einkommen privater Haushalte sowie der darauf basierende Kaufkraftindex. Die Stadt Jena zeigt im Thüringer Vergleich ein Studierende), Alleinerziehenden und alleinste- relativ hohes Einkommensniveau, gleichzeitig henden Senioren festzustellen. Diese Haus- aber eine stärker polarisierte Einkommensstruk- haltsgruppen bilden auch den überwiegenden tur. Die Einkommensverteilung in Jena ent- Teil der Bedarfsgemeinschaften nach SGB II. spricht in etwa derjenigen vergleichbarer ost- Die Wohnraumversorgung der Bedarfsgemein- deutscher Großstädte. Allerdings ist wegen der schaften ist durch die Regelungen der Kosten hohen Studierendenzahl der Anteil einkom- der Unterkunft gesichert, da mit Übernahme mensschwacher Haushalte mit 30 % etwas hö- der tatsächlichen Wohnkosten meist auch die her und damit das durchschnittliche Einkom- eventuellen Mietpreissteigerungen übernom- men etwas niedriger. men werden. Räumlich betrachtet sind die Anteile mit nied- Wesentlich empfindlicher gegenüber den Markt- rigsten Einkommen in Lobeda und West/Zent- entwicklungen sind jedoch die Einkommens- rum am höchsten. Die einkommensstärksten schwächeren ohne Leistungsanspruch. Somit Haushalte sind in den Ortschaften und West/ bleibt die Versorgung der einkommensschwä- Zentrum vertreten cheren Haushalte nach wie vor ein wichtiges Thema auf dem Jenaer Wohnungsmarkt, ihre Die geringsten Einkommen und entsprechend bereits hohe Wohnkostenbelastung lässt kaum überdurchschnittliche Mietbelastungen sind ins- noch weitere Preissteigerungen zu. besondere bei jungen Singles (darunter auch ___________________________________________________ ___________________________________________ 1 Michael Bauer Research GmbH, Nürnberg 2015. Kaufkraft-Index (Deutschland = 100). ERGEBNIS VERSORGUNG DER EINKOMMENSSCHWÄCHEREN HAUSHALTE BLEIBT ZENTRALES THEMA Kapitel A 1.5 Seite 2 von 8 Stand Juli 2016 Ein weiterer Indikator ist das verfügbare Ein- und einkommensstärkere Nachfragergruppen – kommen privater Haushalte je Einwohner, das auf Ebene der Haushalte und nicht pro Kopf – im Rahmen der Einkommens- und Verbrauchs- entscheidend. Laut den Ergebnissen der 2011 stichprobe (EVS) alle fünf Jahre ermittelt wird. durchgeführten Bewohnerbefragung stehen Laut TLS lag das verfügbare Einkommen in Jena 18 % der Haushalte in Jena monatlich weniger 2012 mit 17.106 € je Einwohner unter dem Thü- als 1.000 € netto zur Verfügung, weitere 11 % ringer Durchschnitt (17.496 €). Thüringen selbst müssen mit 1.000 bis 1.300 € auskommen. Fast wiederum liegt, ähnlich wie die anderen neuen ein Drittel der befragten Haushalte verfügt über Bundesländer, deutlich unter dem Bundes- 1.500 bis 2.500 € im Monat. 30 % der Jenaer durchschnitt von 20.507 €. Haushalte haben ein monatliches Einkommen von 2.500 € und mehr, bei jedem zehnten Haus- Für die Wohnungsnachfrage ist dabei die Ein- halt übersteigt das Einkommen sogar 4.000 €. kommensverteilung auf einkommensschwache ABB. 1 HAUSHALTSNETTOEINKOMMEN 2011 30% 20% 10% 17% 15% 10% 11% 8% 9% 8% 10% 8% 4% 0% unter 700 € 700 bis 999 € 1.000 bis 1.299 € 1.300 bis 1.499 € 1.500 bis 1.999 € 2.000 bis 2.499 € 2.500 bis 2.999 € 3.000 bis 3.499 € 4.000 € 3.500 und bis 3.999 € mehr Quelle:: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: TIMOUROU Im Vergleich dazu fällt bei den Ergebnissen des insbesondere die untersten Einkommensgrup- Mikrozensus, denen eine 1 %ige Befragungs- pen deutlich stärker besetzt sind. stichprobe zugrunde liegt, der Anteil der einkommensschwächeren Haushalte meist etwas Hingegen zeigt die Stadt Erfurt mit 30 % einen höher aus. Demnach standen 2014 rd. 42 % der deutlich höheren Anteil der Haushalte, die über Haushalte in Jena weniger als 1.300 €, 26 % so- mehr als 2.600 € im Monat verfügen, während gar weniger als 900 € im Monat zur Verfügung, nur 26 % der Haushalte ein monatliches Haus- während 21 % ein Haushaltsnettoeinkommen haltsnettoeinkommen von weniger als 1.300 € von 2.600 € und mehr hatten. Im Thüringer Ver- haben. gleich ist für Jena eine etwas größere Polarisierung der Einkommen charakteristisch, wobei Eine in etwa vergleichbare Einkommensverteilung wie in Erfurt ist auch für weitere größere Kapitel A 1.5 Seite 3 von 8 Stand Juli 2016 ostdeutsche Städte charakteristisch. So lag den neuen Bundesländern nach wie vor deut- 2014 der Anteil der Haushalte mit einem mo- lich höher als in den alten Bundesländern mit natlichen Haushaltsnettoeinkommen unter 21,8 % (Deutschland: 23,8 %).2 1.300 € laut Mikrozensus in Potsdam bei 31 % und in Chemnitz sogar bei 21 %. Insbesondere Das monatliche Haushaltsnettoeinkommen in Potsdam gab es mit 30 % gleichzeitig einen hängt mit der Haushaltsgröße eng zusammen sehr hohen Anteil an Mehrverdienern mit über (siehe Abbildung. 2) . Allerdings sind auch unter 2.600 € im Monat. den Mehrpersonenhaushalten in Jena viele einkommensschwächere Haushalte zu finden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (2014) ist der Anteil der Geringverdiener mit einem Einkommen unter 1.300 € mit 31,2 % in nd me Pe rs o hr ne n 3P bis 999 € 49% 10% 9% 6% 1.000 bis 1.499 € 29% 19% 16% 9% 1.500 bis 1.999 € 13% 20% 12% 9% 2.000 bis 2.999 € 5% 32% 29% 33% 3.000 bis 3.999 € 2% 11% 21% 18% 4.000 € und mehr 2% 8% 13% 25% 100% 100% 100% 100% Gesamt 4u 2P 1P er s on en er s on en HAUSHALTSNETTOEINKOMMEN NACH HAUSHALTSGRÖßE er s on ABB. 2 Quelle:: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: TIMOUROU Die einkommensstärkeren Haushalte wohnen in überdurchschnittlich. Unter den Niedrigeinkom- Jena zum einen in den Ortschaften und zum an- mensgruppen in West/Zentrum, Lobeda und deren im Planungsraum West/Zentrum bzw. in Nord findet sich auch ein Teil der hier wohnen- den östlichen Wohngebieten. In den Ortschaf- den Studierenden (siehe Kapitel A 2.4). In diesen ten und im Planungsraum Ost hängt dies eng Wohngebieten ist zudem eine stärkere Konzent- auch mit dem hohen Anteil an Mehrpersonen- ration der Transferleistungsempfänger zu be- haushalten zusammen. obachten. Des Weiteren ist ein großer Teil der dort wohnenden Seniorenhaushalte einkom- Im Planungsraum West ist sowohl der Anteil mensschwächer. niedriger als auch der Anteil hoher Einkommen ___________________________________________________ ___________________________________________ 22 S. Statistisches Bundesamt, 2014: Haushalte und Familien – Ergebnisse des Mikrozensus 2014. Kapitel A 1.5 ABB. 3 Seite 4 von 8 Stand Juli 2016 HAUSHALTSNETTOEINKOMMEN NACH GEBIET bis 999 € Haushalte mit... West/Zentrum 22% Nord 21% Ost 9% Lobeda 1.000 bis 1.499 € Ortschaften 9% 18% Jena gesamt 0% 8% 14% 12% 15% 40% 7% 5% 3% 26% 26% 19% 20% 16% 29% 18% 13% 15% 16% 17% 18% 11% 13% 34% 25% 4.000 € und mehr 20% 15% 18% 3.000 bis 3.999 € 19% 19% 17% 18% 2.000 bis 2.999 € 12% 19% 21% Winzerla 1.500 bis 1.999 € 29% 26% 60% 6% 12% 10% 80% 100% Quelle:: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: TIMOUROU 1.5.2 WOHNKAUFKRAFT Für die Wohnungsnachfrage ist nicht nur die ab- 945 €) als auch an hohen Einkommen (ab solute Höhe des Haushaltsnettoeinkommens 2.045 €) höher ist als in Ostdeutschland insge- entscheidend, sondern auch die Frage, wie viel samt. In der Stadt existiert somit eine etwas davon für die Miete bzw. den Kapitaldienst aus- stärkere Polarisierung hinsichtlich der Wohn- gegeben werden kann. Im Ergebnis zeigt sich, kaufkraft. dass in Jena sowohl der Anteil an niedrigen (bis Ein Maßstab für die ökonomische Situation der Der Median ist ein Mittelwert für Verteilungen in Haushalte ist die Wohnkaufkraft. Dieser der Statistik. Der Median einer Anzahl von Indikator wird als so genanntes haushaltsgrö- Werten ist die Zahl, welche an der mittleren ßen-spezifisches Äquivalenzeinkommen Stelle steht, wenn man die Werte nach Größe berechnet. Dieses berücksichtigt, wie viele sortiert. Allgemein teilt ein Median eine Personen von dem Einkommen tatsächlich Stichprobe, eine Anzahl von Werten oder eine leben müssen. Darauf basierend werden – in Verteilung in zwei Hälften, sodass die Werte in Anlehnung an die OECD – mithilfe des Medians der einen Hälfte kleiner als der Medianwert drei Klassen gebildet: sind, in der anderen größer. · niedrige Wohnkaufkraft: bis zu 70 % des Medians · mittlere Wohnkaufkraft: 70 bis 150 % des Medians · hohe Wohnkaufkraft: mehr als 150 % des Medians. INFORMATION DEFINITION WOHNKAUFKRAFT Kapitel A 1.5 ABB. 4 Seite 5 von 8 Stand Juli 2016 WOHNKAUFKRAFT 100% Jena Ostdeutschland 80% 60% 40% 58% 51% 20% 27% 22% 21% 21% 0% niedrig mittel hoch Quelle:: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: TIMOUROU ge s Wo amte hn kos t en * DURCHSCHNITTLICHE MIETE NACH WOHNKAUFKRAFT Ne tto ka lt* ABB. 5 niedrig 359 € 472 € mittel 401 € 526 € hoch 549 € 698 € Durchschnitt 418 € 541 € * Die Grundgesamtheit ist jeweils unterschiedlich Quelle:: Stadt Jena, Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: TIMOUROU Wie die Abbildung 5 zeigt, korrespondiert die Differenziert nach Haushaltsgröße ist bei Sin- Miethöhe mit der Wohnkaufkraft. Bezieht man gles die Mietbelastung in der Regel am höchs- jedoch die Gesamtmiete auf die jeweiligen Ein- ten. Sie geben durchschnittlich rd. 45 % ihres kommen ( siehe Abbildung 6), zeigt sich, dass Mie- Einkommens für die Miete aus. Am geringsten ter mit einer geringen Wohnkaufkraft die ist die Belastung bei den 2-Personen-Haushal- höchste Mietbelastung haben. Diese erreicht ten, hier wirkt sich das doppelte Einkommen po- beinahe 50 % ihres Einkommens, während sie sitiv aus. Bezogen auf die Haushaltstypen ist die bei den Mietern mit einer hohen Wohnkaufkraft Mietbelastung bei den alleinstehenden Senio- bei rd. 21 % ihres Einkommens liegt. ren und jüngeren Singles sowie bei den Alleinerziehenden am höchsten. Kapitel A 1.5 Stand Juli 2016 MIETBELASTUNGSQUOTE NACH WOHNKAUFKRAFT Ge sa m Ei n tm ie t ko mm e / en * ABB. 6 Seite 6 von 8 niedrig 49,6% mittel 27,8% hoch 21,2% Gesamt 32,0% * Zur Ermittlung wurden die Gruppenmittelwerte der Einkommenskategorien herangezogen Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: TIMOUROU MIETBELASTUNGSQUOTE NACH HAUSHALTSGRÖßE Ge sa m Ei n tm ie t ko mm e / en * ABB. 7 1 Person 44,5% 2 Personen 30,7% 3 Personen 34,8% 4 und mehr Personen 35,7% Gesamt 35,8% * Zur Ermittlung wurden die Gruppenmittelwerte der Einkommenskategorien herangezogen Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: TIMOUROU 1.5.3 HAUSHALTE MIT NIEDRIGER WOHNKAUFKRAFT Die Auswertung der bundesweiten Befragung Weitere Hinweise auf die einkommensschwä- hat ergeben, dass 25 % der Haushalte in cheren Nachfragergruppen liefern die aktuellen Deutschland über eine niedrige Wohnkaufkraft Indikatoren der Bundesagentur für Arbeit: bei bis zu 945 € im Monat verfügen. In Ostdeutschland liegt der Anteil bei 21 % und in Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit Jena bei 27 % ( siehe Abbildung 4). wurden im Dezember 2015 in Jena insgesamt 4.533 Bedarfsgemeinschaften gemäß Sozialge- Somit liegt der Jenaer Anteil der Haushalte mit setzbuch (SGB II) registriert. Die Zahl der Be- niedriger Wohnkaufkraft sowohl über dem Bun- darfsgemeinschaften zeichnet sich aktuell desdurchschnitt als auch deutlich über dem durch eine rückläufige Entwicklung aus. Gegen- ostdeutschen Durchschnitt. Dies hängt zum Teil über Ende 2014 (4.747) sind die Fallzahlen um mit der großen Einkommensspreizung in den 214 Bedarfsgemeinschaften (- 4,5 %) gesunken. größeren Städten zusammen. Kapitel A 1.5 Seite 7 von 8 Stand Juli 2016 Der Anteil der Bedarfsgemeinschaften an den riger Wohnkaufkraft gehört zu den Bedarfsge- Wohnhaushalten liegt bei ca. 7,8 % und ist da- meinschaften. Dies hängt mit dem hohen Stu- mit aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl dierendenanteil in Jena zusammen, da diese gesunken. überwiegend über geringere Einkommen verfügen. Unter den Bedarfsgemeinschaften überwiegen mit 64 % die 1-Personen-Haushalte. Diese stel- All dies führt zur verstärkten Konkurrenz im len fast 10 % aller 1-Personen-Haushalte in Jena preiswerten Segment, wobei insbesondere klei- dar. Eine Gruppe hierunter sind die Haushalte nere Wohnungen stark nachgefragt werden: Für mit Grundsicherung im Alter, d. h. alleinste- die Bedarfsgemeinschaften werden die Kosten hende Senioren mit geringen Renten. Die 2-Per- der Unterkunft in tatsächlicher Höhe übernom- sonen-Haushalte bilden einen Anteil von ca. men, soweit sie angemessen sind. Angemessen 18 % der Bedarfsgemeinschaften. Ungefähr ist ein einfacher Standard, der durch den unte- 60 % davon sind Alleinerziehende mit einem ren Teil des Wohnungsmarktes abgebildet wird. Kind. Bedarfsgemeinschaften mit Kindern unter In Jena liegt diese Angemessenheitsgrenze der- 15 Jahre machen über ein Viertel aller Bedarfs- zeit für eine Person in einer Bedarfsgemein- gemeinschaften in Jena aus. schaft bei 5,84 €/m² nettokalt und für bis zu fünf Personen in einer Bedarfsgemeinschaft bei Insgesamt ist – unabhängig von der genauen 7,03 €/m². Damit kommen vorwiegend die Be- Abgrenzung – bei dem relativ hohen Anteil der stände des industriellen Wohnungsbaus als an- Niedrigeinkommensgruppen der Anteil der Be- gemessener Wohnraum infrage (siehe Kapitel darfsgemeinschaften vergleichsweise gering: A 1.3). Nur ungefähr ein Drittel der Haushalte mit nied- Die Bundesagentur für Arbeit grenzt auf Basis Unter den kreisfreien Städten zeigte Jena mit der Bruttoarbeitsentgeltstatistik den Niedrig- 29,2 % dabei den geringsten Anteil an Niedrig- lohnsektor ab. Die Berechnung orientiert sich lohnbeziehern (Erfurt: 35,7 %). Dies entspricht an der Definition der OECD, die Niedriglohn als ca. 30.400 Personen in Jena. 3 sozialversicherungspflichtiges Bruttomonatsentgelt bezeichnet, das unterhalb von zwei Allerdings ist zu beachten, dass sich diese Dritteln des Medianentgeltes aller sozialversi- Berechnungen auf Bruttoarbeitsentgelte der cherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten liegt. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Entsprechend wurde für das gesamte Bundes- Arbeitsort beziehen und somit auch die gebiet eine Niedriglohnschwelle von 1.784 € Einpendler mit einbeziehen. Insofern ergibt sich ermittelt. bei dieser Auswertung ein Stadt-Land-Gefälle, während die Einkommen der Wohnbevölkerung In Thüringen betrug der Anteil der Vollzeitbe- in den Städten in der Regel eine stärkere schäftigten im Niedriglohnbereich 2009 43,9 %. Polarisierung zeigen. ___________________________________________________ ___________________________________________ 3 Vgl. hierzu: TLS: "Der Niedriglohnsektor in Thüringen". November 2011. INFORMATION ABGRENZUNG DER NIEDRIGEINKOMMENSGRUPPEN Kapitel A 1.5 Seite 8 von 8 Stand Juli 2016 Durch diese Festlegung reagieren Bedarfsge- Laut den Ergebnissen der Bewohnerbefragung meinschaften wesentlich weniger sensibel auf zahlen die Haushalte mit niedriger Wohnkauf- die Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt kraft eine durchschnittliche Nettokaltmiete von als andere einkommensschwache Haushalte 359 €, die Gesamtmiete liegt bei 472 € im Mo- ohne Anspruch auf Transferleistungen. Für die nat ( siehe Abbildung 5) . Entsprechend konzentrie- Bedarfsgemeinschaften ist die Wohnraumver- ren sich räumlich die Transferleistungsbezieher sorgung stets gewährleistet, soweit das "schlüs- sowie die Haushalte mit niedriger Wohnkauf- sige Konzept", mit dem die Höhe der angemes- kraft – insbesondere Alleinerziehende, Single- senen Miethöhe zu ermitteln ist, die Preisent- haushalte und Studenten - insgesamt in den wicklungen des Marktes richtig widerspiegelt. Großwohnsiedlungen in Lobeda, Winzerla und Nord. 1.5.4 HAUSHALTE MIT MITTLERER UND HÖHERER WOHNKAUFKRAFT Anhand der Ergebnisse der Bewohnerbefragung mit 549 € (nettokalt) bzw. 698 € (gesamt) deut- 2011 werden Haushalte, deren haushaltsgrö- lich höhere Mieten zahlen ( siehe Abbildung 5), Al- ßenspezifisches Äquivalenzeinkommen 150 % lerdings ist auch die Einkommensspreizung zwi- des Medians übersteigt, als Haushalte mit hoher schen diesen beiden Gruppen sehr stark, so- Wohnkaufkraft definiert. Der Anteil liegt in Jena dass die Haushalte mit hoher Wohnkaufkraft bei 22 % der befragten Haushalte, was insge- mit 21,2 % des Einkommens im Durchschnitt samt bis zu 12.500 Haushalten in Jena ent- eine geringere Mietbelastung haben als die spricht(siehe Abbildung 4). mittleren Einkommensgruppen mit 27,8 % (siehe Abbildung 6) . Mit 51 % gehört mehr als die Hälfte aller Haushalte (ca. 29.000) in Jena den mittleren Einkom- Die einkommensstärkeren Haushalte wohnen in mensgruppen an bzw. verfügt über eine mittlere Jena zum einen in den Ortschaften und zum an- Wohnkaufkraft. deren in der Kernstadt bzw. in den östlich der Kernstadt gelegenen Wohngebieten, aber auch Die Mietbelastung der beiden Gruppen ist dabei in den Neubaugebieten im Planungsraum Nord. unterschiedlich hoch. So geben die Haushalte Der Eigentümeranteil ist relativ hoch. Die mittle- mit mittlerer Wohnkaufkraft in Jena im Durch- ren Einkommensgruppen sind darüber hinaus schnitt 401 € (Nettokaltmiete) bzw. 526 € (Ge- teilweise auch in den Großwohnsiedlungen rela- samtmiete) monatlich für die Miete aus, wäh- tiv stark vertreten. rend die Haushalte mit hoher Wohnkaufkraft MARKTSEGMENTE UND ZIELGRUPPEN 2.1 WOHNKONZEPTE UND WOHNSITUATION JENAER HAUSHALTE Anhand der statistischen Daten, wie Alter, Haus- Wohnkonzepte erfasst wurden. Die Wohnkon- haltgröße bzw. Haushaltstyp, lässt sich vor allem zepte drücken die individuellen Wohnvorstellun- die sozio-strukturelle Dimension der Wohnungs- gen aus, die die Grundeinstellung zum Wohnen nachfrage gut abbilden (siehe Kapitel A 1.1). Um je- und den Lebensstil beinhalten. Eine übersichtli- doch die zentralen Nachfragergruppen und ihre che Darstellung der einzelnen Wohnkonzepte in Wohnsituation bzw. Wohnwünsche auf dem Jena findet sich im Abschnitt 2.1.5. Die zentralen Wohnungsmarkt genauer zu ermitteln, müssen Erkenntnisse zu Wohnsituation, Wohnzufrieden- auch die Aspekte des Wohnstils und der sozia- heit und Wohnwünschen der einzelnen Ziel- len Milieus berücksichtigt werden. Hierzu kön- gruppen liefern die Grundlage für die Ableitung nen die Ergebnisse der 2011 durchgeführten der qualitativen Trends der Nachfrage im Kapi- Bewohnerbefragung herangezogen werden, da tel B 2. mit ihr auch Fragenkomplexe zur Bildung der 2.1.1 WOHNMATRIX UND WOHNKONZEPTE Das speziell für die Wohnungswirtschaft entwi- nachfrage, die sozio-strukturelle, die ökonomi- ckelte Nachfragemodell, die Wohnmatrix, be- sche und die ideelle Dimension.1 rücksichtigt drei Dimensionen der Wohnungs- ABB. 1 ELEMENTE DER WOHNMATRIX Quelle: Analyse & Konzepte: Wohntrends 2020 ___________________________________________________ ___________________________________________ 1 Vgl. hierzu: GdW Branchenbericht 3: Wohntrends 2020. KAPITEL 2.1 2 Kapitel A 2.1 Seite 2 von 18 Stand November 2014 Ausgangspunkt für die Bildung der Wohnkon- ist notwendig zu berücksichtigen, da bei glei- zepte ist die Frage, wovon die konkrete Woh- chen sozio-ökonomischen Strukturen verschie- nungsnachfrage abhängt. Wesentlich hierfür dene Wohnungen nachgefragt werden können. sind: So gibt es zum Beispiel mittelalte Paar-Haus- · Wohnkaufkraft des Haushaltes: Welche Wohnung kann ich mir leisten? · Haushaltsgröße: Wie viele Räume bzw. welche Wohnfläche wird benötigt? · Alter bzw. Lebenszyklus und damit verbundene Wohnaspekte. halte, die eher Altbauwohnungen in zentraler Wohnlage bevorzugen, während andere mit vergleichbarer Wohnkaufkraft lieber in einer ruhigen Siedlung der 1960er Jahre wohnen. Diese unterschiedlichen Wohnvorstellungen können mit den Wohnkonzepten ermittelt und beschrieben werden. Neben diesen sozio-ökonomischen Merkmalen beinhalten die Wohnkonzepte die Grundeinstel- Aktuell können auf Basis umfangreicher empiri- lung zum Wohnen und den Lebensstil. Hierbei scher Ergebnisse in Deutschland sechs Wohn- handelt es sich nicht um spontane Wohnwün- konzepte ermittelt werden. Diese existieren al- sche, sondern um eher langfristig angelegte, tersübergreifend, jedoch gibt es durchaus subjektive Orientierungen des Wohnens. Dies Schwerpunkte in einzelnen Altersgruppen. Im Folgenden werden die einzelnen Wohnkonzepte kurz skizziert. Kapitel A 2.1 Wohnkonzept Seite 3 von 18 Wichtige Merkmale · · · · · Hohe Lebenszufriedenheit · · · · · Gemeinschaft und Netzwerke · · · · · · Wohnung als Mittelpunkt · Leistung und Optimierung, Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen · · · · Hohe Anforderungen · · · · Geringe Ansprüche · · · Wenig materielle Optionen Man hat sich eingerichtet Konventionelle Wohnung Gute Qualität Ruhige Wohnlage Urbanes Umfeld Wohnen als Lebensgefühl Flexibel, mobil Stark nach Außen orientiert Nachbarschaft/Umfeld wichtig Große Wohnung/Haus Raum für Begegnung Umweltbewusstsein Familiärer Lebensstil (nicht nur Familien, auch Postfamilienphase) Vielseitig interessiert Raum für Individualität, Arbeiten Hohes Umweltbewusstsein Klassische Geschosswohnung Einfache, ordentliche Ausstattung Sehr geringe Mobilität Lebensunzufriedenheit Einfache Ausstattung Quelle Symbole, Fotos, Text: Analyse & Konzepte Stand November 2014 Kapitel A 2.1 2.1.2 Seite 4 von 18 Stand November 2014 WOHNKONZEPTE DER BEWOHNER JENAS In Jena sind – im Vergleich zum ostdeutschen anspruchsvollen Haushalte. Entsprechend klei- Durchschnitt – vor allem die kommunikativen ner sind die Anteile der übrigen Wohnkonzepte Haushalte deutlich überrepräsentiert. Dies ist in Jena, unter denen insbesondere konventio- auf den hohen Studentenanteil zurück zu füh- nelle, aber auch häusliche Haushalte überwie- ren, unter denen dieses Wohnkonzept stark ver- gen. treten ist. Den höchsten Anteil haben jedoch die ABB. 2 WOHNKONZEPTE IM VERGLEICH 14 % 10 % 6% 21 % 15 % 23 % 30 % 17 % 19 % 10 % Jena konventionell 17 % kommunikativ Ostdeutschland häuslich anspruchsvoll 18 % bescheiden funktional Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011; Bearbeitung: Analyse & Konzepte In der Wohnmatrix (siehe Abbildung 3) werden die Bei den bescheidenen Haushalten handelt es drei Dimensionen Haushaltsstruktur, Einkom- sich in erster Linie um Alleinstehende und men und Wohnkonzept zusammengeführt. Die Paare ab 65 Jahren, die aber durchaus über Schwerpunkte sind farblich hinterlegt. In Abbil- eine mittlere Wohnkaufkraft verfügen. dung 4 werden dann die zentralen Nachfragergruppen in Jena abgeleitet und schematisch Auch konventionelle Haushalte sind im Allge- dargestellt. meinen 65 Jahre und älter und verfügen über mittlere bis hohe Einkommen. Junge Singles und Paare unter 30 Jahren, zu denen überwiegend auch die Studenten zählen, Familien haben nicht zwangsläufig ein häusli- verfügen in der Regel über eine geringe Wohn- ches Wohnkonzept, insgesamt überwiegen in kaufkraft und gehören vorwiegend dem kommu- Jena die anspruchsvollen Familien. Umgekehrt nikativen bzw. anspruchsvollen Wohnkonzept ist das häusliche Wohnkonzept auch bei Haus- an. halten in postfamiliärer Lebensphase stark vertreten. Kapitel A 2.1 ABB. 3 Seite 5 von 18 Stand November 2014 WOHNMATRIX (ANZAHL DER FÄLLE) Alter/ Haushalts- Wohntyp kaufkraft Paare/ Singles 4 20 1 9 6 8 1 1 18 bis 30 1 6 3 5 0 0 Paare/ Singles 2 2 2 2 1 1 1 6 5 6 2 2 30 bis 44 2 7 7 9 1 0 Paare/ Singles 8 3 8 6 10 12 21 12 14 12 5 6 45 bis 64 15 12 15 18 4 1 Paare/ Singles 12 1 8 1 24 5 59 4 14 13 35 3 ab 65 7 3 2 2 1 1 Familien Mehrpersonen 9 17 0 2 3 7 6 13 9 4 18 28 24 39 11 5 10 11 6 18 6 2 3 10 6 8 3 1 12 6 11 17 7 2 2 3 0 3 0 0 181 150 146 197 120 48 ∑ Wohnkonzept Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011; Bearbeitung: Analyse & Konzepte Für die Wohnungsnachfrage in Jena lassen sich Schwerpunkt bei Senioren sowie 45- bis 65Jährigen haben somit folgende zentrale Nachfragergruppen zusammenfassen (eine ausführliche Darstellung unter 2.1.5) . · bescheidene Haushalte mit einem ähnlichen Altersschwerpunkt · kommunikative Haushalte, zu denen v.a. junge Haushalte (auch als WGs) und Familien gehören · häusliche Haushalte, die bei allen Altersund Haushaltstypen mehr oder weniger stark vertreten sind · Haushalte mit anspruchsvollem Wohnkonzept, die schwerpunktmäßig – aber nicht ausschließlich – durch Familien vertreten sind · funktionale Haushalte, zu denen insbesondere Haushalte mittleren Alters, aber auch Senioren, Alleinerziehende und ein Teil der Studenten gehören. · konventionelle Haushalte, die ihren . Kapitel A 2.1 ABB. 4 Seite 6 von 18 Stand November 2014 NACHFRAGERGRUPPEN AUF DEM JENAER WOHNUNGSMARKT Quelle: Darstellung: Analyse & Konzepte ABB. 5 VERTEILUNG DER WOHNKONZEPTE INNERHALB DER PLANUNGSRÄUME Lobeda 24% 15% 20% 19% 12% 10% Nord 25% 23% 18% 18% 12% 4% Ortschaften 23% 12% 15% 30% 17% 3% Ost 24% 17% 13% 27% 16% 3% West 16% 28% 13% 26% 14% 3% Winzerla 22% 10% 22% 23% 13% 10% Gesamt 21% 19% 17% 23% 14% 6% Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011; Bearbeitung: Analyse & Konzepte Bei der Betrachtung der räumliche Verteilung als Wohngemeinschaften) und anspruchsvollem der Wohnkonzepte wird deutlich, dass: Wohnkonzept (u.a. auch Familien) überproportional vertreten sind. Einen Teil von diesen stel- im zentral gelegenen Planungsraum West die jungen Haushalte mit kommunikativem (auch len Studenten dar. Kapitel A 2.1 Seite 7 von 18 Stand November 2014 In den Großwohnsiedlungen Lobeda und Win- In den ländlich geprägten Ortschaften überwie- zerla überwiegen konventionelle und beschei- gen wiederum anspruchsvolle und konventio- dene Seniorenhaushalte. Diese beiden Gruppen nelle Familien sowie ältere Haushalte mit relativ tragen wesentlich zur Stabilität von Großwohn- ausdifferenzierten Wohnkonzepten. Dies dürfte siedlungen bei. Das häusliche Konzept wird hier ein Ergebnis des vergangenen Wanderungsge- durch Familien sowie Haushalte in der post-fa- schehens sein. miliären Phase getragen. Eine weitere Konzentration ist bei den Haushalten mittleren Alters Dies gilt zum Teil auch für den Planungsraum mit funktionalem Wohnkonzept zu verzeichnen. Ost. Allerdings sind hier die vorwiegend konventionellen und bescheidenen Seniorenhaushalte Im Planungsraum Nord, der sowohl über eine weiterhin überrepräsentiert. Unter den Familien Großwohnsiedlung als auch über kleinteilige zeigt sich ein eindeutiger Schwerpunkt bei den Wohngebiete verfügt, leben schwerpunktmäßig Anspruchsvollen. konventionelle und bescheidene Seniorenhaushalte sowie Familien mit kommunikativem und anspruchsvollem Wohnkonzept. 2.1.3 AKTUELLE WOHNSITUATION Im Rahmen der Bewohnerbefragung wurden Wohnsituation der einzelnen Nachfragergrup- umfangreiche Informationen zur derzeitigen pen gewonnen. tum MIETE ODER EIGENTUM NACH WOHNKONZEPT Eig en Mi e te ABB. 6 konventionell 63% 37% kommunikativ 79% 21% häuslich 72% 28% anspruchsvoll 77% 23% bescheiden 74% 26% funktional 81% 19% Gesamt 73% 27% Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: Analyse & Konzepte Der Anteil an Eigentümern ist bei den konventi- Neben dem Wohnkonzept unterscheiden sich onellen Haushalten mit 37 % überdurchschnitt- die Eigentümer auch hinsichtlich Haushalts- lich hoch. Auch für die häuslichen ist eine hohe größe und Alter von den Mietern. Denn zu den Eigentümerquote charakteristisch. Funktionale eigentumsbildenden Haushalten gehören insbe- und kommunikative Haushalte leben hingegen sondere Paare mit Familienplanung und Fami- in der Regel zur Miete. lien. Kapitel A 2.1 Seite 8 von 18 Stand November 2014 Zudem wohnen viele Paarhaushalte mittleren Es zeigt sich sehr deutlich, dass die einzelnen Alters in der post-familiären Phase im Eigentum. Wohnkonzepte sehr unterschiedliche Hausty- Eigentümerhaushalte verfügen darüber hinaus pen und somit auch Wohngebiete bevorzugen überwiegend über mittlere bis hohe Wohnkauf- (siehe Abbildung 5 und 7) . kraft. 199 0 MF Ne H ub au nac h MF H ml . Ba uw 19 50eis 199 e 0 köm her MF ind H ust ri Fer tigb e lle au we ise MF H Alt ba ub is 194 9 WELCHER HAUSTYP WIRD VON WELCHEM WOHNKONZEPT BEVORZUGT Kle int eili ge vo Be r 19 bau 90 un err g ich t et Kle int ei nac lige B e h1 990 bauu ng err ic h te t ABB. 7 konventionell 17% 11% 20% 20% 21% 11% kommunikativ 10% 9% 30% 21% 18% 12% häuslich 13% 9% 20% 29% 19% 10% anspruchsvoll 14% 9% 27% 24% 17% 9% bescheiden 21% 4% 25% 34% 11% 5% funktional 16% 5% 11% 46% 19% 3% Gesamt 15% 9% 24% 26% 18% 9% Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: Analyse & Konzepte Für die kommunikativen Haushalte, zu denen älteren den Haushalten sind durchaus auch in in Jena ein großer Teil der Studenten zählt, sind den Wohngebieten des industriellen Wohnungs- urbanes Umfeld sowie Gemeinschaft und Netz- baus zu finden. werke entscheidend. Daher bewohnen sie vorwiegend die innenstädtischen Altbaugebiete. Bei den häuslichen Haushalten ist eine diffe- Diese flexiblen und mobilen jungen Haushalte renzierte Betrachtung erforderlich, denn hierzu wohnen dabei schwerpunktmäßig zur Miete. gehören zum einen die heutigen Familien mit Kindern und zum anderen die Haushalte in Für die leistungsorientierten anspruchsvollen postfamiliärer Phase, die jeweils unterschiedli- Haushalte ist das Preis-Leistungs-Verhältnis che Standortschwerpunkte zeigen. So leben die maßgebend. Haushalte mit diesem Wohnkon- Haushalte in postfamiliärer Phase in Jena über- zept haben hohe Anforderungen an das Woh- wiegend in Gebäuden industrieller Fertigbau- nen und versuchen die Wohnsituation – im Rah- weise. Sie sind noch zu DDR-Zeiten in die da- men ihrer Möglichkeiten – stets zu optimieren. mals als klassische Familienwohngebiete gelten- Daher bewohnen Sie, je nach Alter, Kaufkraft den Großwohnsiedlungen eingezogen und woh- und Lebenszyklusphase unterschiedliche Wohn- nen auch weiterhin dort. Im Vergleich dazu be- gebiete und Wohntypen. Als Studenten bevor- vorzugen die Haushalte mit Kindern mit häusli- zugen sie innerstädtische Altbaugebiete, als Fa- chen Wohnkonzept in Jena Altbaustandorte und milien sowohl Altbauwohnung als auch kleinteili- kleinteilige Wohngebiete. Unter den Häuslichen gen Wohnungsbau. Die Anspruchsvollen unter ist der Eigentümeranteil entsprechend höher. Kapitel A 2.1 Seite 9 von 18 Stand November 2014 Zu den typischen Plattenbaubewohnern in Jena 1950-90. Unter diesen Haushalten sind die gehören auch die bescheidenen Haushalte. meisten Eigentümer zu finden, sowohl als Haus- Diese vorwiegend älteren Haushalte haben ver- besitzer als auch in den Eigentumswohnungen. gleichsweise geringe Ansprüche und bevorzu- Viele von ihnen wohnen im Neubau (nach 1990). gen klassische Geschosswohnungen mit einfacher Ausstattung. Einen zweiten Schwerpunkt Die funktionalen, die i.d.R. eine geringere Kauf- zeigen die Bescheidenen in den älteren Eigen- kraft haben, wohnen schwerpunktmäßig in den heimgebieten. Großwohnsiedlungen. Der Eigentümeranteil ist sehr gering, diese bewohnen hauptsächlich äl- Die konventionellen, die viel mehr Wert auf tere Eigenheimgebiete. gute Qualität und ruhige Wohnlage legen, bevorzugen hingegen herkömmliche Bauweise DURCHSCHNITTLICHE MIETE NACH WOHNKONZEPT Ne tt o k Ge s am t* alt * ABB. 8 konventionell 377 € 482 € kommunikativ 461 € 595 € häuslich 392 € 519 € anspruchsvoll 446 € 590 € bescheiden 415 € 545 € funktional 340 € 463 € Gesamt 419 € 548 € * Die Grundgesamtheit ist jeweils unterschiedlich. Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: Analyse & Konzepte Die Einkommensstruktur und Wohnkaufkraft Die höchsten Mieten zahlen Haushalte mit an- der Jenaer Haushalte wird im Kapitel A 1.5 aus- spruchsvollem sowie kommunikativem Wohn- führlich dargestellt. In Bezug auf die Wohnkon- konzept. Bei den letzteren sind es insbesondere zepte sind folgende Erkenntnisse von Bedeu- die einkommensstärkeren Familien sowie die tung: Studenten, die als Wohngemeinschaften ebenfalls über höhere Wohnkaufkraft verfügen. Demnach zahlen funktionale Haushalte im Durchschnitt die geringste Miete. Diese Haus- Die vergleichsweise geringen Mieten bei den halte verfügen jedoch generell auch über eine konventionellen sowie den häuslichen Haus- geringe Wohnkaufkraft und haben trotz der ver- halte hängen mit den langjährigen Mietverhält- gleichsweise niedrigen Mieten eine relativ hohe nissen dieser Mieterhaushalte eng zusammen. Mietbelastung. Bei diesen Wohnkonzepten sind vielmehr die Eigentümer stark vertreten. Kapitel A 2.1 Stand November 2014 erl a Win z We st Os t Ort No rd Lo b sc h aft en DURCHSCHNITTLICHE WOHNDAUER NACH PLANUNGRÄUMEN (IN JAHREN) eda ABB. 9 Seite 10 von 18 konventionell 25 18 13 19 15 20 kommunikativ 10 9 10 12 5 8 häuslich 15 12 11 18 11 12 anspruchsvoll 14 8 13 8 9 11 bescheiden 22 22 27 24 18 21 funktional 16 9 8 20 23 16 Gesamt 17 13 14 15 11 15 Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: Analyse & Konzepte So sind für die konventionellen und die beschei- im Planungsraum Ost. denen Haushalte in Jena, unabhängig von den Wohngebieten, längere Wohndauer charakteris- Umgekehrt zeigen die anspruchsvollen Haus- tisch, nicht zuletzt auch aufgrund des höheren halte, aber auch die kommunikativen Haushalte, Altersdurchschnitts dieser Nachfragergruppen. eine relativ hohe Fluktuation – insbesondere als Auch funktionale Haushalte in den Planungsräu- Studentenhaushalte in den Wohngebieten Zent- men Ost und West, hierunter insbesondere die- rum/West und Nord. jenigen, die im Eigentum wohnen, zeigen in der Regel eine hohe Wohndauer. Ähnliches gilt für die Eigentümer unter den häuslichen, vor allem 2.1.4 WOHNZUFRIEDENHEIT Die Eigentümer sind im Vergleich zu den Mie- heit der Mieter ist jedoch im Vergleich zu 30 an- tern erwartungsgemäß deutlich zufriedener mit deren Befragungen, die Analyse & Konzepte ihrer allgemeinen Wohnsituation. Die Zufrieden- durchführt hat, leicht überdurchschnittlich (Durchschnitt: 23 %). Kapitel A 2.1 Stand November 2014 ie d en Un zuf r ils Te ils, te Zu frie de n Seh r zu frie de Seh ru nzu frie de n WOHNZUFRIEDENHEIT NACH WOHNKONZEPT (MIETER) n ABB. 10 Seite 11 von 18 konventionell 30% 57% 12% 1% 0% kommunikativ 26% 44% 24% 5% 1% häuslich 33% 43% 22% 2% 0% anspruchsvoll 24% 42% 23% 8% 3% bescheiden 27% 43% 24% 6% 0% funktional 18% 28% 39% 13% 2% Mieterhaushalte gesamt 27% 45% 22% 5% 1% Vergleich Eigentümer 67% 29% 3% 1% 0% Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: Analyse & Konzepte Konventionelle Haushalte sind am zufriedens- Die Betrachtung der Wohnzufriedenheit nach ten, sowohl als Mieter als auch als Eigentümer. Haushaltstypen zeigt außerdem, dass Haushalte Häusliche sind vor allem als Eigentümer sehr mit Kindern, insbesondere die Alleinerziehen- zufrieden. den besonders unzufrieden mit der Wohnsituation sind. Am unzufriedensten mit ihrer Wohnsituation sind funktionale Haushalte sowohl bei den Mie- Die Gründe für die Unzufriedenheit mit der tern als auch den Eigentümern. Dieses Wohn- Wohnsituation sind dabei sehr unterschiedlich konzept zeichnet insgesamt eine Lebensunzu- (siehe Abbildung 11) . friedenheit aus, die wiederum in der niedrige- numfeld und die Art der Wohnung ausschlagge- ren Kaufkraft und geringeren materiellen Optio- bend. Hinsichtlich des Wohnumfeldes wird ins- nen dieser Haushalte begründet ist. besondere die Lärmbelastung kritisiert. Bei der In erster Linie sind das Woh- Wohnung ist in erster Linie die Wohnungsgröße Auch anspruchsvolle Mieter sind in hohem entscheidend, vielfach ist diese aus Sicht der Maße unzufrieden. Dies ist hängt mit den hohen Befragten zu klein aber auch schlecht geschnit- Anforderungen und der Leistungsorientierung ten. Der Zustand der Wohnung stellt auch einen dieser Haushalte eng zusammen, wobei das der wichtigsten Gründe für Unzufriedenheit dar, Preis-Leistungs-Verhältnis eine entscheidende oft wird ein Sanierungsbedarf bzw. Modernisie- Rolle spielt. rungsbedarf im Allgemeinen gesehen. Kapitel A 2.1 ABB. 11 Seite 12 von 18 Stand November 2014 GRÜNDE FÜR DIE UNZUFRIEDENHEIT Wohnumfeld 7% Wohnung Art 6% Wohnung Zustand 4% Gebäude 4% Wohn- und Nebenkosten 3% Nachbarschaft und soziales Umfeld 3% Service 2% Sonstiges 1% 0% 20% 40% Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011, Bearbeitung: Analyse & Konzepte 60% 80% 100% Kapitel A 2.1 2.1.5 Seite 13 von 18 Stand November 2014 ZUSAMMENFASSUNG: NACHFRAGERGRUPPEN IN JENA Konventionelle Haushalte Struktur und Wohnsituation Das konventionelle Wohnkonzept ist das zweitwichtigste in Jena. Die konventionellen Haushalte stellen eine relativ stabile und treue Zielgruppe dar, die ihre Wohnwünsche größtenteils bereits realisiert hat. Die größten Gruppen sind vor allem Paare mittleren Alters und Seniorenpaare sowie Familien. Sie verfügen überwiegend über eine mittlere bis hohe Wohnkaufkraft. Entsprechend weisen sie die höchste Eigentümerquote auf und bewohnen überdurchschnittlich häufig Einfamilien-, Reihen-, Doppelhäuser in kleinteiligen Wohngebieten sowohl in der Kernstadt als auch in den Ortschaften. Als Mieter bevorzugen sie die Siedlungsbauweise bzw. Mehrfamilienhäuser in traditioneller Bauweise, entscheidend sind hierbei eine gute Wohnqualität und eine ruhige Wohnlage, während die Zentrumsnähe eine geringere Bedeutung hat. Sie sind mit der aktuellen Wohnsituation sehr zufrieden, da sie weitgehend den Wohnwünschen entspricht, folglich weisen sie eine geringe Wohnmobilität auf. Die damit verbundene lange Wohndauer führt zu einer relativ geringen Durchschnittsmiete. Aufgrund des hohen Seniorenanteils wird zukünftig die altersgerechte Anpassung der Wohnungen das wichtigste Thema sein. Kapitel A 2.1 Seite 14 von 18 Stand November 2014 Kommunikative Haushalte Struktur und Wohnsituation Das kommunikative Wohnkonzept ist in Jena aufgrund des hohen Studentenanteils überproportional vertreten. Entsprechend gehören insbesondere junge Singles und Paare, aber auch ein Teil der Familien hinzu. Die kommunikativen Haushalte zeigen eine geringe bis mittlere Wohnkaufkraft. Sie zahlen jedoch oft sehr hohe Mieten und gehören zu den Nachfragergruppen mit der höchsten Mietbelastung in Jena. Diese jungen Haushalte zeichnen sich durch eine hohe Mobilität und Flexibilität aus und zeigen insgesamt eine hohe Fluktuation. Daher wohnen sie schwerpunktmäßig zur Miete. Dabei sind urbanes Umfeld sowie Gemeinschaft und Netzwerke entscheidend. Zentralität hat eine sehr hohe Bedeutung. Bevorzugt werden vor allem innenstädtische Altbaugebiete in der Kernstadt. Aufgrund der geringen Wohnkaufkraft und hoher Mietbelastung bewohnen sie jedoch oft auch Plattenbauwohnungen, insbesondere in Nord und Lobeda. Kapitel A 2.1 Seite 15 von 18 Stand November 2014 Häusliche Haushalte Struktur und Wohnsituation Häusliche Haushalte gehören zu den wichtigen Nachfragergruppen in Jena. Für diese Haushalte stellen Wohnung und Nachbarschaft den Mittelpunkt dar. Der Eigentümeranteil ist sehr hoch. Die Zentralität spielt hingegen eine geringe Rolle. Diese Haushalte verfügen vorwiegend über eine mittlere (bis hohe) Wohnkaufkraft. Das häusliche Wohnkonzept ist nicht nur unter Familien, sondern auch unter Paaren und Singles stark vertreten. Bei den letzteren handelt es sich überwiegend um Haushalte in postfamiliärer Phase. Entsprechend unterscheidet sich auch die Wohnungsnachfrage bzw. die Wohnsituation dieser Untergruppen: Die Haushalte in postfamiliärer Phase zogen noch als Familien in den 1970er und 80er Jahren in die damals als Familienwohngebiete neu gebauten Großwohnsiedlungen Lobeda und Winzerla und wohnen auch weiterhin dort. Für diese sind entsprechend lange Wohndauer und eher mittlere Mieten charakteristisch. Haushalte mit Kindern mit häuslichen Wohnkonzept bevorzugen hingegen Altbaustandorte und kleinteilige Wohngebiete. Insgesamt zeigen die häuslichen Haushalte eine hohe Wohnzufriedenheit. Kapitel A 2.1 Seite 16 von 18 Stand November 2014 Anspruchsvolle Haushalte Struktur und Wohnsituation Haushalte mit anspruchsvollem Wohnkonzept stellen die wichtigste Nachfragergruppe in Jena dar. Das Konzept ist insbesondere unter Familien sowie jungen Singles und Paaren, hierunter auch unter Studenten (insbesondere als Wohngemeinschaften), stark verbreitet. Je nach Alter und Stellung im Lebenszyklus können sie eine geringe, mittlere oder hohe Wohnkaufkraft aufweisen. Diese leistungsorientierten Haushalte haben hohe Anforderungen an das Wohnen und versuchen die Wohnsituation – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – stets zu optimieren. Maßgebend ist das PreisLeistungs-Verhältnis. Daher sind für sie hohe Unzufriedenheit und geringe Wohndauer charakteristisch. Zentralität hat eine hohe Bedeutung. Je nach Kaufkraft bewohnen sie unterschiedliche Wohngebiete in Jena. Als Studenten bevorzugen sie innerstädtische Altbaugebiete, als Familien teilweise Altbaugebiete und teilweise kleinteilige Bebauung. Entsprechend wohnen sie vorwiegend in den Planungsräumen West, Ost und in den Ortschaften. Diese Haushalte zahlen eine vergleichsweise hohe Miete. Kapitel A 2.1 Seite 17 von 18 Stand November 2014 Bescheidene Haushalte Struktur und Wohnsituation Die Gruppe der Bescheidenen ist die zweitkleinste in Jena. Sie wird von Seniorenhaushalten stark dominiert. Diese Haushalte verfügen über eine geringe bis mittlere Wohnkaufkraft. Die bescheidenen Haushalte haben vergleichsweise geringe Ansprüche an das Wohnen Sie bevorzugen klassische Geschosswohnungen mit einfacher Ausstattung. In Jena wohnen sie überwiegend in den Wohnsiedlungen des industriellen Wohnungsbaus aber auch in Altbauwohnungen. Als Eigentümer bewohnen sie zumeist ältere Eigenheimgebiete. Entsprechend sind sie zum einen in den Ortschaften und im Planungsraum Ost und zum anderen in den Großsiedlungen stark vertreten. Insgesamt zeichnen sie sich durch hohe Wohndauer und geringe Umzugsbereitschaft aus. Aufgrund der langen Mietverhältnisse zahlen sie oft vergleichsweise geringe Mieten. Kapitel A 2.1 Seite 18 von 18 Stand November 2014 Funktionale Haushalte Struktur und Wohnsituation Funktionale Haushalte stellen die kleinste Zielgruppe in Jena dar. Der Schwerpunkt liegt bei den Haushalten mittleren Alters. Unter Familien sind vor allem Alleinerziehende stark vertreten. Insgesamt handelt es sich um einkommensschwache Haushalte, für die geringe materielle Optionen und eine hohe Unzufriedenheit charakteristisch sind. Der Eigentümeranteil ist sehr gering. In Jena wohnen sie schwerpunktmäßig in den Großwohnsiedlungen Lobeda und Winzerla. Sie zahlen vergleichsweise geringe Mieten, trotzdem gehören sie zu den Nachfragergruppen mit der höchsten Mietbelastung. Trotz der vergleichsweise hohen Unzufriedenheit sind mittlere bis hohe Wohndauer charakteristisch. SENIOREN-WOHNEN 2.2.1 SENIOREN IN JENA KAPITEL 2.2 2.2 Der bundesweite Trend einer zunehmenden Absolut gesehen ist vor allem die Zahl der jün- Zahl älterer Menschen gilt auch für Jena. Aus geren Senioren zwischen 65 und 80 Jahren seit Sicht des Wohnungsmarktes stellen die Senio- 2000 um rd. 5.680 (+ 51,1 %) auf aktuell 16.792 ren eine eigene Nachfragergruppe mit spezifi- massiv angestiegen. Deren Anteil erreicht somit schen Anforderungen an das Wohnen dar. Die 15,7 % der Bevölkerung Jenas. Nachfragestruktur unterliegt dabei derzeit einer erheblichen Dynamik sowohl in quantitati- Die Zahl der Hochaltrigen mit 80 Jahren und ver als auch in qualitativer Hinsicht. Entspre- mehr hat sich in Jena gegenüber 2000 sogar um chend muss die Gruppe der Senioren weiter dif- 56,7 % (+ 2.080 Personen) auf derzeit 5.754 er- ferenziert werden, unter anderem nehmen die höht. Dies entspricht einem Anteil von 5,4 % der Pflegebedürftigen einen besonderen Schwer- Gesamtbevölkerung in Jena. In den letzten Jah- punkt ein. ren nimmt die Zahl der Hochaltrigen stärker zu als die der jüngeren Senioren (siehe Abbildung 1 ). So stieg die Zahl der über 65-Jährigen in Jena seit 2000 um rd. 7.700 Menschen (d. h. um Bei den Altersgruppen der 60- bis 64-Jährigen ca. 53 %) an. 2015 waren 22.546 Menschen im und der 45- bis 59-Jährigen war zwischenzeitlich Alter von 65 Jahren und mehr in Jena mit Haupt- eine rückläufige Entwicklung zu beobachten. In wohnsitz gemeldet, was einem Anteil von 21,1 % den letzten Jahren nahm vor allem die Zahl der an der Gesamtbevölkerung Jenas entspricht. 60- bis 64-Jährigen wieder leicht zu, sodass zu- 2000 dagegen waren es noch 15,2 % der Bevöl- künftig von einem weiteren Anstieg der Senio- kerung. Allerdings liegt der Seniorenanteil in renzahlen auszugehen ist. Jena immer noch unter dem Thüringer Durchschnitt, wo 2015 die über 65-Jährigen insgesamt rd. 24 % der Bevölkerung ausmachten (2000: 16 %). NACHFRAGE NACH SENIORENGERECHTEM WOHNRAUM WIRD STEIGEN Mit 21 % stellen Senioren eine große Nachfra- 80 Jahre zu. Hieraus resultieren sowohl ein stei- gergruppe in Jena dar, bei der auch zukünftig gender Pflegebedarf als auch veränderte An- die stärksten Zuwächse zu erwarten sind. sprüche an Wohnen und Betreuung. Entsprechend ist sowohl eine stärkere Ausdifferenzie- Gebietsspezifisch sind die höchsten Senioren- rung des Angebotes an seniorengerechtem anteile (24-25 %) in den Planungsräumen Wohnraum als auch eine angemessene Pflege- Lobeda, Winzerla und Nord zu finden, was auf versorgung erforderlich. den Durchalterungsprozess vor allem der Erstbezugsgenerationen in den Großsiedlungen zurückzuführen ist. Mit voranschreitender Alterung bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung nimmt insbesondere die Altersgruppe der Hochaltrigen über Kapitel A 2.2 ABB. 1 Seite 2 von 8 Stand Juli 2016 ENTWICKLUNG DER ALTERSSTRUKTUR IN JENA 2006-2015 Einwohner mit Hauptwohnsitz 22.500 20.000 45 bis 59 Jahre 17.500 15.000 60 bis 64 Jahre 12.500 10.000 65 bis 79 Jahre 7.500 80 Jahre u. mehr 5.000 2.500 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU ABB. 2 STERBERATE IN JENA UND THÜRINGEN 1999-2015 je 1.000 Einwohner 14 12 10 8 6 Thüringen 4 Jena 2 0 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, TLS, Bearbeitung: TIMOUROU Die jährliche Sterberate ist in Jena Ende der seitdem blieb die Sterberate bis 2014 wieder 1990er Jahre stark zurückgegangen (1997 noch stabil. 2015 kann ein absoluter Anstieg der Ster- 10,1 Sterbefälle je 1.000 Einwohner) und blieb befälle von 969 auf 1.074 beobachtet werden, zwischen 2005 und 2010 relativ konstant bei 8,8 was sogar das Niveau von 1996 (1.036) über- bzw. 8,9 ‰ ( siehe Abbildung 2 ). 2011 konnte ein steigt. Dadurch hat die Sterberate in Jena wie- leichter Anstieg auf 9,2 ‰ beobachtet werden, der die 10,0 ‰-Grenze erreicht. Kapitel A 2.2 Seite 3 von 8 Stand Juli 2016 Zwar hat sich auch in Thüringen die Rate von Jena deutlich unter dem Landesdurchschnitt. 11,2 ‰ (1997) zunächst verringert, sie stieg Dies ist vor allem ein Effekt des Zuzugs junger aber seit 2005 wieder auf 12,7 ‰ (2013) bzw. Haushalte. 13,3 ‰ (2015) an. Damit liegt die Sterberate in 2.2.2 RÄUMLICHE VERTEILUNG DER SENIOREN IN JENA Gemessen am gesamtstädtischen Durchschnitt Nord II (36,8 %), Ringwiese 30,7 %), Löbstedt-Ort von 21,1 % ist der Anteil der über 65-Jährigen (28,6 %), Wenigenjena-Schlegelsberg (27,8 %), an der Bevölkerung in den einzelnen Stadtteilen Beutenberg/Winzerlaer Str. (26,8 %), Lobeda- unterschiedlich hoch. So liegt er im Planungs- West (25,7 %), Lobeda-Ost und Wöllnitz (jeweils raum Lobeda mit 25,0 % am höchsten. Es folgen 25,2 %). 1 Winzerla und Nord mit 24,7 % bzw. 23,9 %. Die Großwohnsiedlungen haben damit Nord - den Betrachtet man nur die Hochaltrigen mit 80 Jah- "Spitzenreiter" der Vorjahre - überholt. Den mit ren und mehr, liegen die Anteile in den Pla- Abstand geringsten Seniorenanteil hat mit nungsräumen Nord, Winzerla und Ost über dem 12,4 % West/Zentrum zu verzeichnen. Auch in gesamtstädtischen Durchschnitt von 5,4 % den Ortschaften ist er mit 19,2 % unterdurch- (siehe Abbildung 3 ). Auf der Ebene der statisti- schnittlich. schen Bezirke haben vor allem Löbstedt-Ort (13,2 %), Nord II (11,9 %) und Beutenberg/Win- Besonders hoch sind die Anteile der über 65- zerlaer Straße (9,5 %) die höchsten Anteile an Jährigen in folgenden statistischen Gebieten: Hochaltrigen zu verzeichnen. 80 Ja un hre dä lt e r Sen ior e ins g es n am t VERÄNDERUNG DER SENIORENANTEILE IN DEN PLANUNGSRÄUMEN 65 b is 7 9 Ja h re ABB. 3 Planungsraum 2005 2015 2005 2015 2005 2015 West/Zentrum 8,6% 8,5% 3,7% 3,9% 12,3% 12,4% Nord 20,5% 16,0% 4,9% 7,9% 25,5% 23,9% Ost 15,3% 17,3% 4,6% 5,6% 19,9% 22,8% Alt- und Neulobeda 15,1% 19,7% 4,2% 5,3% 19,3% 25,0% Winzerla und Umgebung 14,3% 18,8% 3,9% 5,9% 18,2% 24,7% Ortschaften 12,0% 16,2% 1,9% 3,0% 13,8% 19,2% Jena gesamt 14,3% 15,7% 4,0% 5,4% 18,4% 21,1% *bezogen auf Einwohner mit Hauptwohnsitz Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU Aus der Abbildung 3 wird zudem deutlich, dass sehr unterschiedlich verläuft. So steigt zum Bei- die Dynamik der Bevölkerungsalterung räumlich spiel der Anteil der jüngeren Senioren in Lo- ___________________________________________________ ___________________________________________ 1 Siehe dazu ausführlicher Kapitel C "Stadtteilübersichten". Die Angaben beziehen sich auf Einwohner mi t Hauptwohnsitz. Kapitel A 2.2 Seite 4 von 8 Stand Juli 2016 beda und Winzerla stark an und verdeutlicht da- Einrichtungen wie Pflegeheime oder Betreutes mit den Durchalterungsprozess der Großsied- Wohnen in den Stadtteilen zu berücksichtigen lungen. Eine vergleichbare Entwicklung kann (siehe auch Abbildung 5 ). So ist beispielsweise in auch im Planungsraum Ost beobachtet werden. Winzerla die Anzahl der Pflegeplätze je 1.000 Nord zeichnet sich bereits seit 2005 durch eine Einwohner mit 15,4 besonders hoch. Bezogen starke Alterung aus, hier geht der Seniorenan- auf die Senioren sind dies ca. 62 Plätze je 1.000 teil insgesamt bereits leicht zurück, der Schwer- der über 65-Jährigen. Auch der vergleichsweise punkt verschiebt sich jedoch mehr zugunsten hohe Anteil der Hochaltrigen in dem sonst der Hochaltrigen. durch junge Einwohnerstruktur geprägten Planungsraum West/Zentrum ist zum großen Teil Der Seniorenanteil in Jena-West/Zentrum ver- auf die drei Pflegeheime mit einer Gesamtkapa- harrt auf dem im gesamtstädtischen Vergleich zität von 281 Plätzen zurückzuführen. Dies ent- sehr geringen Niveau. Der Entwicklungstrend in spricht ca. 93 Plätzen je 1.000 der über 65-Jähri- den Ortschaften entspricht in etwa dem ge- gen. samtstädtischen Durchschnitt, der Anteil der Hochaltrigen ist hier allerdings noch deutlich In Lobeda und Nord ist mit 275 bzw. 228 Pflege- geringer. heimplätzen zwar absolut gesehen die Versorgung relativ hoch. In Relation zu den hohen Se- Diese unterschiedliche Verteilung und Entwick- niorenzahlen in diesen Planungsräumen ent- lungsdynamik der Seniorenanteile in den Stadt- spricht dies jedoch nur rd. 46 bzw. 50 Plätzen je teilen ist im Wesentlichen auf zwei Prozesse zu- 1.000 der über 65-Jährigen. Dies gilt auch für rückzuführen: auf die zunehmende Alterung den Planungsraum Ost, wo die Pflegeheimkapa- der Einwohner sowie die Wanderungsbewe- zitäten mit 26 Plätzen je 1.000 über der 65-Jäh- gungen der Senioren. Darüber hinaus sind so- rigen noch geringer sind. wohl bei der Altersstruktur der Einwohner als auch bei den Wanderungsprozessen spezielle 2.2.3 INNERSTÄDTISCHE WANDERUNGEN DER SENIOREN Auch wenn die Umzugshäufigkeit der Senioren plätzen in diesen Planungsräumen widerspie- deutlich geringer ist als die der anderen Alters- gelt. gruppen (siehe Kapitel A 1.1) , so sind doch signifikante Wanderungsströme zu verzeichnen, die Berücksichtigt man auch die Umzüge innerhalb auch zu einem Teil zu der oben beschriebenen eines Planungsraumes, so wird eine leicht hö- räumlichen Verteilung beigetragen haben: So here Mobilität sichtbar. So lag der Anteil der Se- waren insgesamt im Jahr 2015 nur 3,1 % aller nioren an den Umziehenden insgesamt 2015 in Senioren (über 65 Jahre) in Jena an den Wande- Jena bei 4,1 %. Unter den Planungsräumen er- rungsprozessen (Außen- und Binnenwanderun- reichte der Anteil in Nord 6,0 %, in Winzerla gen) beteiligt.2 5,6 % und in Lobeda 4,3 % aller Umziehenden. Die höchste Fluktuation der Senioren war mit Setzt man die Wanderungen der Senioren in 4,3 % in West/Zentrum zu beobachten. Es folg- den Stadtteilen ins Verhältnis zur jeweiligen Ein- ten Nord mit 3,7 % und Lobeda mit 3,0 %, was wohnerzahl, so wird deutlich, dass die Wande- den hohen Versorgungsgrad mit Pflegeheim- rungsströme der Senioren zwischen 2013 und 2015 in den Planungsräumen Winzerla, Nord ___________________________________________________ ___________________________________________ 2 Durchschnitt der Zuzüge und Fortzüge der über 65-Jährigen bei Außen- und Binnenwanderungen insgesamt bezogen auf die Anzahl der Einwohner mit 65 Jahren und mehr. Kapitel A 2.2 Seite 5 von 8 Stand Juli 2016 und Lobeda am stärksten waren. Dabei profi- für die Planungsräume Ost und Ortschaften tiert Winzerla am meisten von den Senioren- Wanderungsverluste an Senioren charakteris- wanderungen, gefolgt von Nord und West/Zent- tisch, was mit der zunehmenden Alterung bei rum. Hingegen zeigt Lobeda einen mehr oder vergleichsweise geringem Angebot an altersge- weniger ausgeglichenen Saldo. Umgekehrt sind rechtem Wohnen zusammenhängen könnte. ABB. 4 WANDERUNGEN* DER ÜBER 65-JÄHRIGEN Durchschnittswerte 2013-2015 Zuzüge Fortzüge Saldo 1,4% 1,2% 1,0% 0,8% 0,6% 0,4% 0,2% 0,0% 0,32% 0,15% 0,12% -0,2% -0,05% -0,02% Ost Lobeda -0,25% -0,01% -0,4% West/Zentrum Nord Winzerla Ortschaften Jena * Außen- und Binnenwanderungen (Anteil an allen Einwohnern im Planungsraum) Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU 2.2.4 WOHNFORMEN FÜR SENIOREN Im Prinzip wohnen Senioren so wie alle anderen noch die ambulant betreuten Wohngemein- Bürger auch. Vor allem im Hinblick auf eventu- schaften zu nennen, beispielsweise für demen- elle Hilfe- und Pflegebedürftigkeit bekommen ziell erkrankte ältere Menschen. Die Bedeutung insbesondere in der Gruppe der Hochaltrigen von Wohngemeinschaften steigt aufgrund der ab 80 Jahre alternative Wohnformen einen hö- wachsenden Zahl der demenzkranken alten heren Stellenwert. Dabei stehen die Sicherstel- Menschen sowie der zunehmenden Kosten im lung von Hilfe- und Betreuungsmöglichkeiten, stationären Pflegebereich. Eigenständigkeit, Selbstbestimmung, Kommunikations- und Kontaktmöglichkeiten sowie Be- Die Seniorenheime sind mittlerweile ausschließ- zahlbarkeit im Vordergrund. lich Pflegeheime mit stationärer Pflege und werden ganz überwiegend von Menschen in der Unter dem Begriff Service-Wohnen können in Pflegestufe zwei oder drei genutzt. Nach Anga- Jena neun Einrichtungen mit insgesamt 419 ben des Sozialamtes der Stadt Jena gibt es in Wohneinheiten erfasst werden. Die über das Jena zurzeit zwölf stationäre Pflegeeinrichtun- Stadtgebiet Jenas verteilten Häuser werden von gen mit 1.235 Plätzen. Seit 2007 stagnierte die insgesamt sieben Institutionen bzw. Unterneh- Zahl der Einrichtungen. 2014 haben einige Pfle- men - etwa der Arbeiterwohlfahrt, der Diakonie geheime ihre Kapazitäten leicht erhöht und oder der Volkssolidarität - betrieben. 2015 wurde in Nord ein Pflegeheim mit 132 Als besondere Wohnform dieser Gruppe sind Plätzen neu eröffnet, so dass insgesamt 152 Plätze mehr zur Verfügung stehen. Dadurch hat Kapitel A 2.2 Seite 6 von 8 Stand Juli 2016 sich die die Versorgungsquote insgesamt etwas lich immer mehr ab, Dabei ist zu berücksichti- verbessert und liegt derzeit bei 54,8 Plätzen je gen ist, dass Jena auch eine Versorgungsfunk- 1.000 der über 65-Jährigen (2014: 49,7 ‰), Da tion für das Umland übernimmt. die Zahl der Senioren meist deutlich schneller steigt, nimmt die Versorgungsquote grundsätz- SENIOREN-WOHNFORMEN Mittlerweile existiert bundesweit betrachtet im baulichen Sinne der DIN 18040 und hinsicht- eine große Bandbreite an seniorenspezifischen lich der Dienstleistungen der DIN 77800 ent- Wohnangeboten. Sie lassen sich zu drei Grup- spricht und nicht unter das Heimgesetz fällt. und hinsichtlich der unterschiedlichen bauli- Im ursprünglichen Sinne bezieht sich der Begriff chen Ausstattung und des Grades an Dienstleis- "Betreutes Wohnen" auf die Eingliederungshilfe tungen definieren als nach dem Betreuungsgesetz vor allem für geis- · · · altengerechte Wohnungen, Service-Wohnen/Betreutes Wohnen, Pflegeheime. Ziel des altengerechten Wohnens ist es, die Ausstattung der Wohnung so zu gestalten, dass sie möglichst lange ein selbstständiges Führen des Haushaltes sowie eine ambulante Pflege ermöglicht. Dafür haben sich mittlerweile zwei verschiedene bauliche Standards etabliert:, tig oder körperlich Behinderte. In den vergangenen 15 Jahren hat er sich jedoch insbesondere im Bereich der Wohnungswirtschaft als Begriff für Senioren-Wohnen mit ambulanten Dienstleistungen eingebürgert. Im allgemeinen Sprachgebrauch und insbesondere im Marketing wird der Begriff "Betreutes Wohnen" dabei sogar viel weiter gefasst, was aus fachlicher Sicht jedoch nicht sinnvoll ist und häufig nur der Durchsetzung höherer Mieten · barrierefreie Wohnungen gemäß DIN 18040 und dient. Deswegen ist in einigen Bundesländern - · barrierearme Wohnungen entsprechend der technischen Mindestanforderungen der KfW. gel "Betreutes Wohnen" zur Sicherung von Min- aber nicht in Thüringen - auch ein Qualitätssiedeststandards entwickelt worden. Der erste Standard lässt sich in der Praxis fast nur im Neubau realisieren, der zweite wurde Im Folgenden wird in Angleichung an die Alten- ausdrücklich für die Anpassung im Bestand ent- hilfeplanung der Stadt Jena der Begriff Service- wickelt. 3 Beide werden statistisch jedoch nicht Wohnen für die dargestellte Wohn-Definition erfasst, sodass keine Angaben zu der Zahl die- verwendet. ser Wohnungen in Jena gemacht werden können. Eine anspruchsvollere Variante des Betreuten Wohnens sind Senioren-Residenzen und Wohn- Das Service-Wohnen oder Betreute Wohnen stifte. Deren Service orientiert sich meist an Ho- im Alter ist ein zusätzliches Wohnangebot, das telstandards und bietet darüber hinaus ein Kultur- und Freizeitprogramm an. ___________________________________________________ ___________________________________________ 3 Vgl. hierzu: "Altersgerecht umbauen – Mehr Lebensqualität durch weniger Barrieren", Broschüre des BMVBS 2013 INFORMATION pen typischer Wohnformen zusammenfassen Kapitel A 2.2 Stand Juli 2016 tze ) (Pl ä zitä t Ka pa Pla nu ng s ra P fl ege hei me PFLEGEEINRICHTUNGEN NACH PLANUNGSRÄUMEN um ABB. 5 Seite 7 von 8 West/Zentrum 3 281 Nord 4 360 Ost 2 95 Alt- und Neulobeda 1 275 Winzerla und Umgebung 2 224 Ortschaften 0 0 Jena gesamt 12 1.235 Quelle: Stadt Jena, Integrierte Sozialplanung, Bearbeitung: TIMOUROU 2.2.5 PFLEGEBEDARF Weil die Zahl der Hochaltrigen steigt, wird auch Die Zahl der Pflegebedürftigen in Jena hat sich die Zahl der Menschen, die Pflege benötigen, in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Seit zunehmen. Denn gerade bei Menschen über 80 1999 wurde ein Anstieg der Zahl der Pflegebe- Jahren nimmt die Pflegebedürftigkeit überpro- dürftigen um rund 1.050 Personen (+ 56 %) ver- portional zu. Im bundesweiten Durchschnitt ist zeichnet. Die Zahl der Pflegebedürftigen, die auf ein Drittel der über 80-Jährigen pflegebedürftig. stationäre Hilfe angewiesen sind, hat sich im Außerdem wird sich der Anteil der Senioren, die gleichen Zeitraum sogar um 72 % erhöht. In den von ihren Familien gepflegt werden können, ver- letzten zwei Jahren konnte eine erneute Steige- ringern, da es zukünftig mehr Senioren ohne rung festgestellt werden. Kinder geben wird bzw. Familienmitglieder ihre Arbeit nicht für die Pflege der Angehörigen auf- Der Anteil der Pflegebedürftigen, die stationär geben können. gepflegt werden, ist in Jena mit 39 % der höchste in Thüringen, der Landesdurchschnitt 2013 wurden 2.931 Menschen in Jena als pfle- liegt nur bei 29 %. Neben dem allgemeinen Ef- gebedürftig eingestuft. Von diesen waren 852 fekt einer höheren stationären Quote in Groß- (29 %) auf ambulante und 1.153 (39 %) auf stati- städten 5 aufgrund der gegenüber dem ländli- onäre Pflege angewiesen; weitere 994 Personen chen Raum abweichenden Haushalts- und Fami- (34 %) wurden zu Hause durch Angehörige ge- lienstrukturen dürfte auch hier ein gewisser pflegt ( siehe Abbildung 6 ). Versorgungseffekt für das Umland enthalten 4 sein. ___________________________________________________ ___________________________________________ 4 5 Die Daten zu Pflege werden im Zwei-Jahres-Rhythmus erhoben und ausgewertet. Die Daten für 2015 lagen zum Zeitpunkt der Bearbeitung noch nicht vor. Erfurt: 35 %; Gera: 30 %; Weimar: 32 %. Kapitel A 2.2 Stand Juli 2016 am b st a tio nä re Pfl ege ula nt e Pfl ege aus sc hli eß P fl ege lic h gel d PFLEGEBEDÜRFTIGE IN JENA Pfl ege be d ür ins g es ft ige am t ABB. 6 Seite 8 von 8 1999 1.883 720 493 670 2001 2.134 678 516 940 2003 2.122 666 499 957 2005 2.132 688 465 979 2007 2.391 758 629 1.004 2009 2.396 756 622 1.018 2011 2.759 845 863 1.119 2013 2.931 994 852 1.153 Quelle: TLS, Bearbeitung: TIMOUROU STUDENTISCHES WOHNEN Studierende sind in Jena nicht nur für die posi- der Entwicklung der Gesamtstudierendenzahl tive Entwicklung der Bevölkerungszahl ein wich- sowie deren Zusammensetzung nach Herkunft tiger Faktor, sie bilden auch eine große Nachfra- die studentische Wohnungsnachfrage in Jena gergruppe auf dem Wohnungsmarkt. abgeschätzt werden. Ergänzt wird die Darstel- KAPITEL 2.3 2.3 lung um die Ergebnisse aus der HaushaltsbefraWie hoch der Anteil der Jenaer Studierenden ist, gung 2011 der Stadt Jena. die auch in Jena wohnen, wird mit statistischen Daten aber nicht erfasst. Darum soll auf Basis 2.3.1 ENTWICKLUNG UND STRUKTUR DER STUDENTENZAHLEN Die positive Entwicklung der Einwohnerzahlen an Thüringer Hochschulen1 davon 22.278 in Jenas in den letzten Jahren basierte zum erheb- Jena, was einem Anteil von 44,7 % entsprach. lichen Teil auf steigenden Studierendenzahlen Die Zahl der Studierenden in Jena insgesamt an Universität und Fachhochschule. Diese Ent- (Friedrich-Schiller-Universität und Fachhoch- wicklung wurde durch eine erhöhte Studienan- schule Jena) nahm bis zum Wintersemester fängerquote in Thüringen, steigende Abiturien- 2010/2011 kontinuierlich zu, als der höchste tenzahlen in Westdeutschland und die Umstel- Stand mit insgesamt rd. 25.500.Studenten er- lung auf das Abitur nach 12 Jahren verstärkt. reicht wurde. Seitdem kann eine rückläufige Entwicklung sowohl bei den Erstsemestern als Jena ist weiterhin der wichtigste Hochschul- auch den Studierenden insgesamt beobachtet standort Thüringens: So studierten im Winterse- werden, die mit 22.278 den niedrigsten Wert mester 2014/2015 insgesamt 50.915 Personen seit 10 Jahren erreichte ( siehe Abbildung 1). Als eine der größten Nachfragergruppen auf diese Verluste in der Altersgruppe der 18- bis dem Jenaer Wohnungsmarkt haben Studierende unter 27-Jährigen nur durch einen verstärkten wesentlich zu der positiven Einwohnerentwick- Zuzug aus den alten Bundesländern bzw. dem lung der letzten Jahre beigetragen. Die hohen Ausland. Studienanfängerzahlen sorgten noch bis zum Wintersemester 2010/2011 kontinuierlich für ei- Ca. 83 % der Jenaer Studierenden fragen eige- nen Anstieg der Studierenden insgesamt. Allein nen Wohnraum in Jena nach, wobei nur ein ge- zwischen den Wintersemestern 2000/2001 und ringer Anteil in Studentenwohnheimen wohnt 2010/2011 stieg die Zahl der Studierenden um und die Mehrzahl in einer Wohngemeinschaft rd. 36 % stark an. oder mit ihrem Partner lebt. Dabei werden vorrangig mittlere bis größere Wohnungen nachge- Seitdem zeichnet sich ein Rückgang – insbeson- fragt. Die Wohnkaufkraft der Studenten ist auch dere durch die ostdeutschen Studierenden – in Jena relativ gering. Bevorzugte Wohnstand- ab, der sich auch auf die gesamte Studieren- orte der Studierenden sind nach wie vor die Pla- denzahl auswirkt. Kompensiert werden können nungsräume West/Zentrum und Lobeda. ___________________________________________________ ___________________________________________ 1 Nach Angaben von TLS. Die Zahlen für 2015 lagen zum Zeitpunkt der Bearbeitung noch nicht vor. ERGEBNIS STUDENTISCHE WOHNUNGSNACHFRAGE GEHT ZURÜCK Kapitel A 2.3 ABB. 1 Seite 2 von 9 Stand Juli 2016 STUDIERENDE IN JENA AN UNIVERSITÄT UND FACHHOCHSCHULE absolut Studierende ab 2. Semester 30.000 Studierende im 1. Hochschulsemester 27.500 25.000 22.500 4.048 4.060 4.360 4.454 4.657 4.365 4.044 20.000 3.860 3.712 3.814 17.500 15.000 12.500 10.000 20.715 20.921 20.708 20.818 21.050 20.679 20.250 19.775 19.069 18.464 2006/ 2007 2007/ 2008 2008/ 2009 2009/ 2010 2010/ 2011 2011/ 2012 2012/ 2013 2013/ 2014 2014/ 2015 2015/ 2016 7.500 5.000 2.500 0 Wintersemester Quelle: FSU und FH nach Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU Allerdings hat sich in den vergangenen Jahren gene Zahl der Abiturienten ausreichten, weswe- die Zusammensetzung der Studierenden nach gen die Studienanfänger an ostdeutsche Stand- Herkunftsregion deutlich verändert, wie ein Ver- orte auswichen. Hinzu kamen einige Sonderfak- gleich der Entwicklung der Studentenzahlen in toren, wie die Einführung des Abiturs nach zwölf den letzten neun Jahren nach den einzelnen Jahren, das zu Doppel-Abitur-Jahrgängen ge- Bundesländern zeigt (siehe Abbildung. 2) : Einer- führt hat oder auch die Abschaffung der Wehr- seits macht sich der prognostizierte Rückgang pflicht. der Studierenden aus Thüringen als Ergebnis des ostdeutschen Geburtenknicks der Nach- Mittlerweile ist der Einfluss dieser Faktoren vor- wendezeit bemerkbar. Im Wintersemester bei, die Zahlen und Anteile westdeutscher Stu- 2006/2007 kamen noch 60 % aller Studenten in dierender nehmen nur noch leicht zu. Darin Jena aus Thüringen. Dieser Anteil ist 2015 auf zeigt sich offensichtlich eine hohe Attraktivität 35 % zurückgegangen. Dies ist auch der Grund, des Studienortes Jena. Der stärkste Anstieg in warum in den letzten vier Jahren auch die Stu- den vergangenen Jahren ist jedoch bei Studie- dierendenzahlen aus Sachsen und Sachsen-An- renden aus dem Ausland zu verzeichnen, ihr halt deutlich zurückgingen. Anteil verdoppelte sich in den letzten sieben Jahren auf 13 %. Auf der anderen Seite ist seit 2006/2007 ein starker Anstieg der Studentenzahl aus den al- Insgesamt hat sich die Zusammensetzung der ten Bundesländer zu verzeichnen, darunter Jenaer Studenten nach Herkunft seit insbesondere Bayern (+ 189 %), Niedersachsen 2008/2009 deutlich geändert. Die relativ regio- (+ 183 %), Hessen (+ 167 %), Baden-Württem- nale respektive ostdeutsche Prägung des Ein- berg (+ 145 %). Eine Ursache für diesen Zu- zugsbereichs von Universität und Fachhoch- wachs lag an den knappen Hochschulkapazitä- schule nimmt ab, während sich der Anteil West- ten in diesen Ländern, die nicht für die gestie- deutscher von 12 % auf 30 % erhöht hat. . Kapitel A 2.3 ABB. 2 Seite 3 von 9 Stand Juli 2016 ENTWICKLUNG DER STUDENTENZAHLEN -7.145 Thüringen -884 Sachsen -475 Sachsen-Anhalt 60 Mecklenburg-Vorpommern -86 Brandenburg Berlin 143 Veränderung 2006-2015 Niedersachsen 773 Veränderung 2011-2015 Bayern 926 Nordrhein-Westfalen 632 Baden-Württemberg 644 Hessen 555 Übrige ABL 563 1.686 Ausland -8.000 -7.000 -6.000 -5.000 -4.000 -3.000 -2.000 -1.000 0 1. 000 2.000 absolut Quelle: FSU und FH nach Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU ABB. 3 HERKUNFT DER JENAER STUDIERENDEN IM WINTERSEMESTER 2008/2009 UND 2015/2016 WS 2008/2009 WS 2015/2016 Jena Nahes Umland 1) Fernes Umland 2) Thüringen 3) 6% 10% 12% 13% NBL 4) 6% 7% 3% 13% ABL Ausland 12% 19% 30% 28% 19% 1 Saale-Holzland-Kreis, Weimarer Land 2 Erfurt, Gera, Weimar, Greiz, Saale-Orla-Kreis, Saalfeld-Rudolstadt 3 ohne Jena und Umland 4 ohne Thüringen, mit Berlin Quelle: FSU und FH nach Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU 22% Kapitel A 2.3 2.3.2 Seite 4 von 9 Stand Juli 2016 AUSWIRKUNGEN AUF DEN WOHNUNGSMARKT Für die Stadtentwicklung ist es von zentraler Be- und führte in den letzten drei Jahren zu einem deutung, in welchem Umfang Studierende in leichten Rückgang der Wohnungsnachfrage. Jena eigenen Wohnraum nachfragen bzw. wie Zieht man bei der Berechnung die Zahl von den sich diese Nachfrage in Zukunft verändern wird. 3.067 Wohnheimplätzen ab, ergibt sich eine Jedoch kann auch für diese Fragestellung nicht Zahl von ca. 15.500 Studierenden, die Wohn- auf eindeutige Daten zurückgegriffen werden, raum auf dem Wohnungsmarkt Jenas nachfra- da im Einwohnermelderegister das Merkmal gen. "Student" nicht erfasst wird und die Hochschulen nur die postalische Adresse, nicht aber den Um abschätzen zu können, in wie vielen Woh- gemeldeten Wohnort erfassen. Einzige genau- nungen diese Studierenden wohnen, bedarf es ere Statistik ist die Zahl der Studierenden, die in Annahmen zur durchschnittlichen Haushalts- Unterkünften wohnen, die vom Studentenwerk größe studentischer Haushalte. Der Anteil der Thüringen unterhalten werden. 1-Personen-Haushalte ist bei den Studierenden insgesamt höher (Wohnheime), wobei diejeni- Nach Angaben des Deutschen Studentenwerks gen, die ihre Wohnung auf dem freien Woh- gab es in Jena zum Wintersemester 2014/2015 nungsmarkt nachfragen, häufig als Mehrperso- 26 Studentenwohnheime mit insgesamt 3.067 nenhaushalte in Wohngemeinschaften (WGs) Wohnplätzen2: Daraus folgt eine Unterbrin- zusammenleben. Aufgrund dessen kann für stu- gungsquote von 13,5 %, was ziemlich genau dentische Haushalte in Jena eine durchschnittli- dem ostdeutschen Durchschnitt entspricht. che Haushaltsgröße von 1,95 bis 2,1 Personen je Haushalt vermutet werden. Somit wohnen in Die näherungsweise Abschätzung über die An- 7.400 bis 8.000 Wohnungen Studierende. zahl derjenigen Studierenden, die in Jena wohnen, erfolgt durch die Ableitung über deren je- Die bevorzugten Wohnstandorte der Studie- weilige Herkunft ( siehe Abbildung 3) und vermu- renden können nur aus der Gruppe der 18- bis tete Pendlerquoten. Diese Abschätzung ergibt 30-Jährigen abgeleitet werden (siehe Abbildung 4). für das Wintersemester 2015/2016 eine Zahl Der Rückgang dieser Altersgruppe seit 2006 ist von rd. 18.600 Studierenden, die in Jena eige- zum einen auf den Anstieg der Bevölkerung ins- nen Wohnraum nachfragen. Dies entspricht ei- gesamt und zum anderen auf das Durchaltern nem Anteil von 83 % aller Studierenden. Aller- der geburtenschwachen Jahrgänge zurückzufüh- dings ist die Zahl der in Jena wohnenden Studie- ren. Im Vergleich des Jenaer Anteils von 23,2 % renden rückläufig. Trotz der relativen Verschie- zum Thüringer Durchschnitt von 11,6 % (2015) bung des Einzugsbereichs hin zu mehr Studier- wird die Bedeutung der Studierenden deutlich. den aus den alten Bundesländern und aus dem So weist die mit Abstand höchsten Anteile an Ausland, bei denen höhere Quoten von Vor-Ort- den 18- bis 30-Jährigen mit 32,8 % der Pla- Wohnenden anzunehmen sind als bei den Stu- nungsraum West auf. Es folgt Lobeda mit dierenden aus dem näheren Umland, schlägt 25,1 %. 3 der absolute Rückgang der Zahlen aktuell durch ___________________________________________________ ___________________________________________ 2 3 S. Deutsches Studentenwerk: Wohnraum für Studierende – Statistische Übersicht – 2015 Folgende Quoten an Studenten mit eigenem Wohnraum in Jena werden angenommen: Jena (0,3), nahes Umland (0,5), fernes Umland (0,7), Thüringen (0,9), übriges Ostdeutschland (0,8), Westdeutschland (1), Ausland (1): Kapitel A 2.3 ABB. 4 Seite 5 von 9 Stand Juli 2016 ANTEIL DER 18- BIS 30-JÄHRIGEN 2006 UND 2015 NACH PLANUNGSRÄUMEN Anteile in %* 50 2006 2015 40 30 20 38,0 32,8 25,4 23,1 10 28,5 22,7 25,1 27,6 24,1 17,7 16,9 23,2 16,8 10,2 0 West/ Zentrum Nord Ost Lobeda Winzerla Ortschaften Jena *bezogen auf die Einwohner mit Haupt- und Nebenwohnsitz Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU 2.3.3 WOHNSITUATION DER JENAER STUDENTEN Nähere Informationen zu Wohnsituation, Wohn- anspruchsvolle und häusliche Haushalte (siehe zufriedenheit und Wohnwünschen der Jenaer Abbildung 5). Studierenden liefern die Ergebnisse der 2011 Verteilung der Wohnkonzepte. So werden die von Analyse & Konzepte durchgeführten Be- genannten Wohnkonzepte vor allem in West/ wohnerbefragung. Dafür wurden insgesamt 133 Zentrum, aber teilweise auch in Lobeda und Interviews mit Studierenden durchgeführt. Nord, wo die meisten Studenten wohnen, be- Dies beeinflusst auch die räumliche sonders stark umgesetzt. 74 % haben ihren Hauptwohnsitz in der Stadt Jena. Jeder fünfte Studierende, der nach 2000 97 % der Studenten wohnen zur Miete. Bevor- in eine Wohnung gezogen ist, pendelte zuvor zugt werden dabei Altbauwohnungen. Jeweils nach Jena. Paarhaushalte bilden ein Drittel aller ein Viertel der Studenten wohnt in einer Plat- studentischen Haushalte, wobei es sich hier tenbauwohnung oder in einem zwischen 1950 nicht unbedingt um Partnerschaften handeln und 1990 errichteten Gebäude. Zu den bevor- muss, sondern es auch Zweier-WGs sein kön- zugten studentischen Wohngebieten gehören nen. An zweiter Stelle stehen die 1-Personen- somit die Kernstadt (Planungsraum West/Zent- Haushalte, wiederum gefolgt von den größeren rum und angrenzende Wohngebiete) und teil- WGs. weise auch die Großwohnsiedlungen, insbesondere Lobeda. Studierende zählen vor allem zu den kommunikativen Haushalten, häufig vertreten sind auch Kapitel A 2.3 ABB. 5 Seite 6 von 9 Stand Juli 2016 WOHNKONZEPTE DER STUDENTEN Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011 ABB. 6 STUDENTEN NACH HAUSTYP Kleinteilige Bebauung vor 1990 errichtet 6% Kleinteilige Bebauung nach 1990 errichtet 2% MFH Altbau bis 1949 31% MFH industrielle Fertigbauweise 25% MFH herkömmliche Bauweise 1950 bis 1990 26% MFH Neubau nach 1990 9% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011 Laut den Ergebnissen der Befragung zahlen Stu- Studierende zählen zu den einkommensschwä- dierende in Jena oft höhere Nettokaltmieten. cheren Haushalten ( siehe Abbildung. 8). Nur als Die durchschnittliche Nettokaltmiete der Studie- Wohngemeinschaften verfügen sie trotzdem renden liegt bei 426 € bzw. 6,70 €/m², die Ge- über eine höhere Wohnkaufkraft. samtmiete bei 556 € bzw. 8,90 €/m². Kapitel A 2.3 Seite 7 von 9 Stand Juli 2016 Die Mietbelastungsquote der Studierenden WGs wohnenden Studierenden die Miete für die liegt mit 44,9 % im Durchschnitt leicht über der gesamte Wohngemeinschaft – und nicht nur ih- Mietbelastung der Singles. Diese Ergebnisse ren Anteil – aufgeführt haben, zumal die ange- sind allerdings mit Vorsicht zu interpretieren. gebenen Einkommen und Gesamtmieten zum Die Vermutung liegt nahe, dass einige der in Teil nicht im realistischen Verhältnis stehen. ABB. 7 HAUSHALTSNETTOEINKOMMEN 100% 80% Bewohner Jenas insgesamt Studenten 60% 40% 20% 33% 10% 8% 18% 12% 11% 8% 9% 17% 15% 10% 7% 9% 8% 2% 10% 4% 3% 1% 5% 0% 700 bis 999 € unter 700 € 1.000 bis 1.299 € 1.300 bis 1.499 € 1.500 bis 1.999 € 2.000 bis 2.499 € 2.500 bis 2.999 € 3.000 bis 3.499 € 3.500 4.000 € und bis 3.999 € mehr Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011 ABB. 8 NETTOKALTMIETE 100% 80% Studenten Nicht-Studenten 60% 40% 29% 22% 21% 24% 21% 21% 20% 20% 10% 10% 9% 8% 5% 0% bis 4,50 € 4,51 € - 5,50 € Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011 5,51 € - 6,50 € 6,51 € - 7,50 € 7,51 € - 8,50 € 8,51 € und mehr Kapitel A 2.3 ABB. 9 Seite 8 von 9 Stand Juli 2016 BEDEUTUNG, IN DER NÄHE DES STADTZENTRUMS ZU WOHNEN 100% 80% 60% 40% 36% 32% 22% 20% 10% 0% Sehr wichtig Wichtig Eher unwichtig Überhaupt nicht wichtig Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011 ABB. 10 BEVORZUGTE TRANSPORTMITTEL zu Fuß 26% ÖPNV 74% Fahrrad 30% Roller/Motorrad 0% Auto 14% Sonstige 0% 0% 20% 40% 60% 80% 100% * Mehrfachnennungen möglich Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011 Zentralität hat für Studierende eine hohe Be- der Innenstadt mit einem entsprechenden Woh- deutung (siehe Abbildung 9). Da sie bis auf wenige numfeld an. Ausnahmen nicht über einen PKW verfügen, 20 % der Studenten möchten nach dem Stu- sind sie auf eine gute ÖPNV-Anbindung bzw. dium auf jeden Fall, weitere 38 % wahrschein- fußläufige Erreichbarkeit von Einrichtungen an- lich in Jena wohnen bleiben. Doch auch von die- gewiesen (siehe Abbildung 10). Zudem wohnen die ser Gruppe hat ungefähr die Hälfte vor, inner- meisten Studierenden in kommunikativen halb der nächsten Jahre umzuziehen. Haushalten und streben somit eine Wohnung in Kapitel A 2.3 Seite 9 von 9 Stand Juli 2016 Wichtig sind den Studierenden im Hinblick auf Diejenigen Studierenden, die in Jena wohnen die ideale Wohnung folgende Aspekte: bleiben möchten, streben überwiegend eine innerstädtische Wohnlage an (kommunikative · · · Grundriss/Größe (24 Nennungen) · · Eigener Garten (10 Nennungen) · · · Terrasse/Balkon (8 Nennungen) Haushalte). Rund 30 % der Studierenden möchten die Region Jena hingegen ganz verlassen. Ruhige Lage (18 Nennungen) Ein zweiter Standort ist Lobeda-West, die dor- Energiestandards/ökologische Bauweise (10 Nennungen) tige Infrastruktur, die Studentenwohnheime und die preiswerten Wohnungen sind gleichfalls für Studierende attraktiv. Gute Verkehrsanbindung/ÖPNV-Anbindung (9 Nennungen) Schönes Wohnumfeld (6 Nennungen) Im Grünen, naturnah (6 Nennungen) ABB. 11 IDEALER WOHNORT Jena-Innenstadt 14% Stadtteil von Jena 10% Jena Ortschaften 7% Außerhalb von Jena (ländlich) 21% Außerhalb von Jena (städtisch) 19% Nicht mehr in der Region Jena 23% Ausland 6% 0% Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011 20% 40% 60% 80% 100% FAMILIEN-WOHNEN 2.4.1 ALLGEMEINE ENTWICKLUNGSTRENDS KAPITEL 2.4 2.4 Die Zahl der Haushalte mit Kindern in Jena ist, neben den Ortschaften (+ 16,9 %) der Planungs- nach der rückläufigen Entwicklung in den ver- raum West/Zentrum (+ 17,6 %) zu verzeichnen, gangenen zwei Jahrenzehnten, seit 2010 sowohl dort ist auch absolut gesehen die Zunahme der absolut als auch relativ betrachtet wieder ange- Familienhaushalte am größten. Auch gegenüber stiegen (siehe Abbildung 1). Eine wichtige Ursache dem Vorjahr hat der Planungsraum West/Zent- hierfür ist der Anstieg der Geburtenrate bei rum sowohl absolut als auch relativ (+ 4,4 %) gleichzeitigem „Herausaltern" des Geburten- den stärksten Anstieg zu verzeichnen, gefolgt knicks der 90er Jahre (siehe Kapitel A 1.1). von Winzerla (+ 4,3 %). So lebten 2015 in rd. 10.140 Haushalten Kinder In den Planungsräumen Lobeda und Winzerla (2010: 8.969). Dies entspricht aktuell 16,8 % al- mit ihren Großwohnsiedlungen vollzog sich in ler Haushalte in Jena (2010: 14,8 %). Eine leichte den letzten Jahren ein für diesen Siedlungstyp Zunahme der Haushalte mit Kindern vollzieht typischer Prozess der Durchalterung, mit dem sich dabei in fast allen Planungsräumen, aller- der Auszug der Kinder aus den elterlichen Woh- dings auf unterschiedlichem Niveau. nungen einhergeht. Dies führte zu einem entsprechenden Rückgang der Familien in beiden Nach wie vor sind Familien am stärksten mit ak- Großwohnsiedlungen. Seit 2009 stiegen die Fa- tuell 24,9 % in den Ortschaften vertreten. Aller- milienanteile in Lobeda aber wieder leicht an. In dings stagniert die Zahl der Familien dort seit Winzerla blieben sie lange Zeit mehr oder weni- 2014, der Anteil zeigt bereits eine rückläufige ger konstant, in den letzten drei Jahren zeichnet Tendenz (siehe Kapitel A 1.1) . Es folgt der Pla- sich jedoch wieder ein Anstieg ab. Mit aktuell je- nungsraum Ost, wo der Familienanteil gegen- weils 14,7 % sind die Kinderanteile in diesen über 2010 von 17,6 % auf 20,0 % angestiegen Planungsräumen jedoch im gesamtstädtischen ist. Den stärksten Anstieg gegenüber 2010 hat Vergleich auch weiterhin am geringsten. In den Jahren bis 2010 war in Jena die Anzahl mit Kindern auf. In Lobeda und Winzerla hinge- der Haushalte mit Kindern rückläufig. Seitdem gen sind die jeweiligen Familienanteile am ge- ist diese wieder positiv, was zum einen aus dem ringsten. Anstieg der Geburtenrate resultiert und zum anderen darauf zurückzuführen ist, dass der Die Familien in Jena zahlen – nicht zuletzt auch Einfluss des Geburtenknicks endete. aufgrund der Haushaltsgröße – höhere Mieten, die Mietbelastungsquote der Familien ent- Zugleich geht auch in Jena der Anteil traditionel- spricht mit 31 % jedoch dem Jenaer Durch- ler Familien zurück. 2015 lebten in Jena in rund schnitt. 10.140 Haushalten Kinder, in 27 % dieser Haushalte war ein Elternteil alleinerziehend. Für Jenaer Familien ist eine relativ starke Differenzierung der Wohnvorstellungen charakteris- Die Ortschaften weisen dabei mit über 25 % tisch. Trotzdem zeigen sich die Familien in Jena nach wie vor den höchsten Anteil an Haushalten relativ zufrieden mit ihrer Wohnsituation. ERGEBNIS WIEDER MEHR FAMILIEN IN JENA Kapitel A 2.4 ABB. 1 Seite 2 von 6 Stand Juli 2016 HAUSHALTE MIT KINDERN IN DEN PLANUNGSRÄUMEN 2013 BIS 2015 2013 2014 2015 30% 25% 16,8% 16,3% 15,8% 25,2% 24,4% 14,7% 14,1% 13,7% 14,7% 14,3% 20,0% 19,5% 18,8% 16,7% 16,2% 15,6% 15,9% 14,1% 5% 15,4% 10% 14,9% 15% 24,9% 20% 0% West/ Zentrum Nord Ost Lobeda Winzerla Ortschaften Jena Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU DEFINITION FAMILIE Der Begriff „Familie" ist im statistischen Sinne in Dadurch ist eine Vergleichbarkeit zu Daten der Deutschland nicht eindeutig definiert. Üblicher- Statistikstelle der Stadt Jena sichergestellt. als Familien. Bis zu welchem Alter ein Haushalts- Die Mikrozensusergebnisse des TLS2 sind als mitglied als Kind gilt, ist dabei unterschiedlich Vergleichsgröße ungeeignet, da ihnen ein festgelegt. Lebensgemeinschaften, wie zum deutlich weiter gefasster Familienbegriff Beispiel Ehepaare, deren Kinder einen eigenen zugrunde liegt und Mikrozensusdaten für eine Haushalt bilden, gelten in der Regel nicht als Stadt wie Jena aufgrund der Stichprobengröße Familien. nicht ausreichend gesicherte Aussagen ermöglichen (siehe Kapitel A 2.1). Im Mikrozensus des statistischen Bundesamtes wird der Familienbegriff auf alle Eltern-Kind- In den folgenden Ausführungen wird Familie Gemeinschaften unabhängig vom Alter der als Haushalt mit mindestens einem Kind im Kinder bezogen. Häufig wird die Familie auch Alter bis zu 18 Jahren definiert. Eine Familie mit einem Haushalt mit Kind(ern) gleichgesetzt, besteht also aus mindestens zwei Personen, das wobei als Kinder in der Regel Personen im Alter heißt ein Erwachsener mit einem Kind. Dies von 0 bis 18 Jahren verstanden werden. Auch im entspricht auch dem Haushaltstyp „Alleinerzie- Mikrozensus werden Familien mit Kindern unter hend" bzw. dem Begriff „Ein-Eltern-Familie". 1 18 Jahren meist gesondert ausgewiesen. ___________________________________________________ ___________________________________________ 1 2 S. Statistisches Bundesamt, 2015: Haushalte und Familien – Ergebnisse des Mikrozensus 2014. S. TLS: Haushalte und Familie in Thüringen 2014 – Ergebnis des Mikrozensus. INFORMATION weise gelten Haushalte, in denen Kinder leben, Kapitel A 2.4 Seite 3 von 6 Stand Juli 2016 Die „klassische" oder „traditionelle" Familie, ein den Familien von 16 % auf 22 % verschoben. Ehepaar mit Kind(ern), verliert in Deutschland Trotzdem überwiegen mit 51 % auch weiterhin als Familienform an Bedeutung. Besonders in die traditionellen Familien (2005: 63 %). Ostdeutschland ist die Zahl „alternativer" Familienformen (Alleinerziehende und Lebensge- In Jena sind von allen Familien rund 27 % allein- meinschaften mit Kind(ern)) in den letzten Jah- erziehend (2011: 28 %). Dies ist etwas mehr als ren deutlich angestiegen. im Bundesdurchschnitt (24 %) 5, entspricht aber 3 in etwa dem Landesdurchschnitt (27 %). 6 So ging in Thüringen zwischen 2005 und 2014 Rund 90 % der Alleinerziehenden in Jena sind die Zahl der Ehepaare mit Kind(ern) unter Frauen. Die große Mehrheit der Alleinerziehen- 18 Jahre um 30 % zurück, gleichzeitig stieg die den (68 %) betreut ein Kind, lediglich in rund Zahl der Lebensgemeinschaften mit Kind(ern) 5 % der Haushalte von Alleinerziehenden leben unter 18 Jahre um 22 % an. 4 Entsprechend hat drei und mehr Kinder. sich der Anteil der Lebensgemeinschaften an 2.4.2 WOHNSITUATION DER JENAER HAUSHALTE Weitere Ergebnisse zur Wohnsituation und Gleichzeitig wird deutlich, dass Familien in sich Wohnzufriedenheit der Familien in Jena liefert keine homogene Gruppe darstellen. Vielmehr die 2011 durchgeführte Bewohnerbefragung. liegt hier eine Vielfalt an Wohnvorstellungen vor Demnach sind in Jena insbesondere Familien sowie unterschiedliche finanzielle Möglichkei- mit anspruchsvollem, kommunikativem sowie ten, diese zu realisieren. häuslichem Wohnkonzept stark vertreten. 7 ABB. 2 WOHNKONZEPTE DER JENAER FAMILIEN 11 % 6% 4% 14 % 21 % 15 % 21 % 32 % 23 % 19 % 17 % 17 % Jena Familien konventionell kommunikativ häuslich anspruchsvoll bescheiden funktional Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011 ___________________________________________________ ___________________________________________ 3 4 5 6 7 S. Statistisches Bundesamt, 2015: Haushalte und Familien – Ergebnisse des Mikrozensus 2014. S. TLS: Haushalte und Familie in Thüringen 2014 – Ergebnis des Mikrozensus. S. Statistisches Bundesamt, 2015: Haushalte und Familien – Ergebnisse des Mikrozensus 2014. S. TLS: Haushalte und Familie in Thüringen 2014 – Ergebnis des Mikrozensus. Zu den Wohnkonzepten siehe die Übersichtstabelle im Kapitel A 2.1. Kapitel A 2.4 Seite 4 von 6 Stand Juli 2016 Die starke Einkommenspolarisierung der es 55 %. Bei Ehepaaren und Lebensgemein- Jenaer Haushalte trifft auch auf Familien in Jena schaften mit minderjährigen Kindern haben im zu (siehe Abbildung 3). Zwar sind die monatlichen Bundesdurchschnitt lediglich 4 % bzw. 8 % der Haushaltsnettoeinkommen bei Familien etwas Haushalte ein Nettoeinkommen von unter höher angesiedelt als im Durchschnitt der 1.500 €. Alleinerziehende sind besonders stark Jenaer Haushalte, allerdings hängt dies mit der armutsgefährdet, während Paare mit ein bis Haushaltsgröße eng zusammen. Ein Viertel der zwei Kindern die Haushaltsgruppe mit der ge- befragten Familien verfügt über weniger als ringsten Armutsgefährdungsquote darstellen.8 1.500 € im Monat. Ungefähr ein Drittel der Familien hat mehr als 3.000 € monatlich zur Verfü- Wird 70 % des Medians als Grenze herangezo- gung. gen, so hat ein Fünftel der Familien in Jena eine niedrige Wohnkaufkraft.9 57 % der Familien Unter den Alleinerziehenden ist der Anteil der haben eine mittlere und fast ein Viertel eine Geringverdiener deutlich höher, mehr als zwei hohe Wohnkaufkraft. Von den Alleinerziehen- Drittel haben ein Haushaltsnettoeinkommen den weisen jedoch 36 % eine niedrige und nur von weniger als 1.500 € im Monat. Laut Mikro- jeder zehnte Haushalt eine hohe Wohnkaufkraft zensus 2014 haben 47 % der Alleinerziehenden auf. mit minderjährigen Kindern in Deutschland ein monatliches Familiennettoeinkommen von unter 1.500 €, in den neuen Bundesländern sind ABB. 3 HAUSHALTSNETTOEINKOMMEN 2011 50% Bewohner Jenas insgesamt 40% Familien 30% 0% 700… 1.000… 1.300… 1.500… 2.000… 2.500… 3.000… 3.500 … 16% 10% 9% 4% 9% 8% 14% 9% 19% 17% 15% 7% 8% 9% 11% 8% 5% 3% 10% 10% 11% 20% 4.000 €… Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011 ___________________________________________________ ___________________________________________ 8 9 S. Statistisches Bundesamt, 2015: Haushalte und Familien Ergebnisse des Mikrozensus 2014.. Die Wohnkaufkraft basiert auf dem gewichteten haushaltsgrößenspezifischen Äquivalenzeinkommen, das in Anlehnung an die OECD gebildet wird. Dabei wird hier weniger als 70 % des Durchschnitts als niedrig und mehr als 150 % des Durchschnitts als hoch definiert. Kapitel A 2.4 Seite 5 von 6 Stand Juli 2016 Die Mietbelastungsquote der Familien ent- Einkommens für die Miete aus, während Paare spricht mit 31 % ungefähr dem Jenaer Durch- mit Kindern eine geringere Mietbelastung von schnitt (32 %). Allerdings geben Alleinerzie- 29 % haben. hende in Jena im Durchschnitt bis zu 41 % des ABB. 4 NETTOKALTMIETE 2011 60% 50% Bewohner Jenas insgesamt Familien 40% 30% 20% 10% 22% 21% 15% 24% 26% 18% 20% 21% 15% 8% 5% 6% 0% bis 4,50 € 4,51 € - 5,50 € 5,51 € - 6,50 € 6,51 € - 7,50 € 7,51 € - 8,50 € 8,51 € und mehr Quelle: Stadt Jena Bewohnerbefragung 2011 Für die Wohnsituation der Jenaer Familien sind wohnen im kleinteiligen Neubau, weitere 9 % in folgende Aspekte charakteristisch: älteren Siedlungsgebieten. Laut der Ergebnisse der Bewohnerbefragung Die durchschnittliche Wohnfläche beträgt bei 2011 wohnen rund 30 % der Familien in Jena im den Alleinerziehenden 70,1 m², als Mieter verfü- Eigentum, der Eigentümeranteil ist somit über- gen sie jedoch mit 65,7 m² über noch geringere durchschnittlich hoch (Jena gesamt: 27 %). Der Wohnflächen. Im Vergleich dazu haben Paare Eigentümeranteil unter den Alleinerziehenden mit Kindern im Durchschnitt 98,9 m² Wohnflä- ist deutlich geringer: Nur jeder zehnte Haushalt che zur Verfügung, als Mieter 83,3 m² und als mit Alleinerziehenden wohnt im Eigentum, wäh- Eigentümer sogar 129,7 m² Wohnfläche. rend es bei Paaren mit Kindern mehr als ein Drittel der Haushalte sind. Somit kann davon ausgegangen werden, dass beispielsweise ein Teil der Alleinerziehenden in Der Wunsch nach Eigentum ist bei den Familien Jena preiswertere 2- bis 3-Raum-Wohnungen in sehr hoch. So möchten 62 % der zur Miete woh- eher einfachen Wohnlagen nachfragt bzw. nach- nenden Paare mit Kindern und 55 % der Allein- fragen muss. erziehenden lieber im Eigentum wohnen. In Bezug auf den Haustyp bevorzugen Familien in Das Wohnungsangebot in Jena ist aufgrund sei- Jena mit 31 % Altbaubestände, ein weiteres ner Größenstruktur (Anzahl der Räume) grund- Fünftel wohnt in den Siedlungen des industriel- sätzlich für verschiedene Familientypen geeig- len Wohnungsbaus. Als Hausbesitzer bewohnen net. Auch für größere Familien stehen ausrei- sie vor allem die nach 1990 entstandenen Neu- chend Wohnungen zur Verfügung. Knapp 34 % baugebiete: Fast 17 % der befragten Familien der Wohnungen in Jena verfügen über 3 und Kapitel A 2.4 30 % über 4 und mehr Wohnräume Kapitel A 1.2). Seite 6 von 6 (siehe auch Stand Juli 2016 Netto-Kaltmiete vermietet sind. Allerdings werden kleinere Wohnun- gen, die vor allem für viele Alleinerziehende von Laut Ergebnissen der Bewohnerbefragung 2011 Interesse sind, auch von anderen Haushaltsty- zeigen sich Familien in Jena relativ zufrieden mit pen (z. B. Paare, Studenten) stark nachgefragt. ihrer Wohnsituation: Die im Rahmen des Monitorings erhobenen Demnach sind zwei Drittel der befragten Fami- Wohnungsdaten verdeutlichen, dass weiterhin lien (sehr) zufrieden, ein weiteres Viertel teil- Wohnungen in allen Größenklassen (bezogen weise zufrieden. Nur jede zehnte Familie ist un- auf die Quadratmeter) und in allen Preisseg- zufrieden mit ihrer Wohnsituation, das betrifft menten angeboten werden. vor allem Alleinerziehende. So war zum Jahresende 2015 mehr als die Dabei werden unterschiedliche Gründe für die Hälfte aller Wohnungen mit einer Größe von Unzufriedenheit angegeben: insbesondere die 75-90 m² für unter 5,50 €/m² Netto-Kaltmiete Art bzw. der Zustand der Wohnung (Wohnungs- vermietet, beinah 20 % sogar unter 4,50 €/m². größe, Zuschnitt, Modernisierungsbedarf) sowie Bei den größten Wohnungen mit über 90 m² das Wohnumfeld (v. a. Lärm). Auch die Wohn- liegt der Schwerpunkt allerdings eher im mittle- kosten (Miete bzw. Nebenkosten) stellen einen ren Preissegment, während nur ein Fünftel der wichtigen Faktor dar. Hingegen wird das Spiel- Wohnungen zu Mieten unterhalb 5,50 €/m² platzangebot meist als ausreichend angesehen. Ob eine Stadt bzw. ein Stadtteil ein familienfreundlicher Wohnort ist bzw. als solches wahrgenommen wird, hängt wesentlich von Faktoren ab, die sich nicht direkt auf die Wohnung an · · · Freizeitangebote für Familien · · · Andere Familien in der Nähe sich beziehen, sondern vor allem durch das Wohnumfeld bestimmt werden. 10 Hierzu zählen folgende Aspekte: · Spiel- und Freiflächen in der näheren Umgebung · Angebot und Erreichbarkeit von Kindergärten und Schulen Verkehrssicherheit Toleranz gegenüber Kindern in der Nachbarschaft Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe Finanzielle Unterstützung/Förderung von Familien ___________________________________________________ ___________________________________________ 10 Siehe unter anderem. Verband norddeutscher Wohnung sunternehmen e.V., 2006: Familienfreundliches Wohnen , Merkmale – Anforderungen – Beispiele. INFORMATION FAMILIENFREUNDLICHES WOHNUMFELD WOHNBAUFLÄCHENANGEBOT Seit mehreren Jahren ist Jena eine wachsende Die Ergebnisse wurden mit dem Wohnbauflä- Stadt mit einer steigenden Wohnraumnachfra- chenbericht 2015 und der Beschlussvorlage ge. Das Ziel, von 2011 bis 2015 1.500 neue „Wohnen in Jena 2030“ den politischen Gremien Wohnungen zu schaffen, wurde mit der Schaf- der Stadt Jena am 21.10.2015 vorgelegt. Dieser fung von 2.808 Wohnungen übererfüllt Bericht enthielt Vorschläge zu neuen, zu entwi- Kapitel A 2.5.4).1 (siehe Aber auch zukünftig werden neue KAPITEL 2.5 2.5 ckelnden Wohnbaustandorten, die bisher noch Wohnbaustandorte benötigt. Dies ist jedoch nicht für eine Wohnbebauung vorgesehen wa- nicht nur ein quantitatives Problem, sondern ren. Darüber kam es zu umfangreichen Diskus- auch ein qualitatives, denn verschiedene Bevöl- sionen, die unter anderem darin mündeten, kerungsgruppen bevorzugen andersartigen dass der „Regionalverband Jena/Saale-Holzland- Wohnraum in unterschiedlichem Umfang. kreis der Kleingärtner e. V.“ umfangreiche Listen alternativer Standorte vorlegte. Diese Standorte Ziel der Stadt Jena ist es, für die zukünftig zu er- wurden durch das Dezernat Stadtentwicklung wartende Nachfrage ein ausreichend großes und Umwelt nach einem einheitlichen Schema und gutes Wohnungsangebot zu schaffen. Zent- hinsichtlich planungsrechtlicher Möglichkeiten, rale Grundlage dafür ist eine strategische Flä- naturschutzrechtlicher Restriktionen und vieler chenpolitik, die sowohl die differenzierte Woh- weiterer Aspekte erfasst und bewertet. 2 nungsnachfrage als auch eine ressourcenscho- Die Ergebnisse dieser Bewertung sind in eine nende Flächennutzung sowie eine städtebaulich neuerliche Wohnbauflächenbilanz 2016 einge- qualitätsvolle Entwicklung berücksichtigt. In die- flossen, in der gleichzeitig Daten der Wohnbau- sem Sinne wurde bereits in den vergangenen flächenpotenziale und der Nachfrage für das Jahren eine Baulandstrategie erarbeitet, die bis Jahr 2016 aktualisiert wurden. Diese Daten bil- 2030 potenzielle Wohnbauflächen bestimmt den zugleich die Grundlage für die Wohnbauflä- und eine aus der aktuellen Bevölkerungs- und chenbilanz, in der die zukünftig zu erwartende Haushaltsprognose 2014 abgeleitete qualitativ Nachfrage dem derzeit vorhandenen Flächen- differenzierte Nachfrage ausweist. angebot gegenübergestellt wird (siehe Kapitel B 4). In Fortsetzung des langjährigen Wohnbauflä- am Markt verfügbare Wohnbauflächenangebot. chen-Monitorings wurden 2016 erneut die aktu- Dieses umfasst kurzfristig Flächen für 1.329 bis ellen bzw. potenziell bebaubaren Wohnbauflä- 1.429 Wohnungen und langfristig weitere Flä- chen sowie Baulücken erfasst und hinsichtlich chen für 1.226 bis 1.282 Wohnungen. Darüber ihres planungsrechtlichen Status, der zeitlichen hinaus besteht ein zusätzliches Potenzial für Verfügbarkeit sowie des potentiellen Marktseg- 1.464 Wohnungen. Die Zielstellung, bis 2015 mentes qualitativ bewertet. Unter Berücksichti- 1.500 Wohnungen zu schaffen, wurde mit 2.808 gung dieser Aspekte ergibt sich das tatsächlich deutlich übererfüllt. ______________________________________________________________________________________________ 1 Vgl. Stadtratsbeschluss „Wohnen in Jena“ vom 30.06.2011 2 Siehe Berichtsvorlage Nr. 16/0831-BE „Ergebnis der Prüfung der Flächen des Regionalverbandes Jena/Saale-Holzlandkreis der Kleingärtner e. V.“ vom 18.05.2016. ERGEBNIS DIEFFERENZIERTES WOHNBAUFLÄCHENANGEBOT IN JENA Kapitel A 2.5 Seite 2 von 21 Stand Oktober 2016 Zentrale Grundlagen der Wohnbauflächenbi- Dabei tragen stets alle Merkmale – wenn auch lanz sind die Bevölkerungs- und Haushalts- in unterschiedlicher Gewichtung – zur Definition prognose 2014, die Wohnungsmarktanalysen, des jeweiligen Marktsegmentes bei. Teilweise die Zuordnung zu Marktsegmenten im Zuge des rückt – wie beim preiswerten Wohnen – ein „Monitorings zum Stadtumbau“ sowie die GIS- Merkmal in den Vordergrund. Aus Sicht der basierte interne Baulückenerfassung der Stadt Stadtentwicklung können folgende vier Woh- Jena. In einem ersten Schritt wird das Angebot nungsmarktsegmente unterschieden werden: in Form von Wohnbauflächen als auch in Form von Baulücken beschrieben sowie hinsichtlich möglicher Bebaubarkeit, Verfügbarkeit und Zugehörigkeit zum Marktsegment bewertet und anschließend zusammenfassend bilanziert. Dabei wird nach Planungsräumen und nach planungsrechtlichem Status unterschieden. In einem zweiten Schritt werden Annahmen zur Größenordnung der zukünftigen Nachfrage getroffen. Anschließend werden im Sinne einer Wohnbauflächenbilanz das Angebot der Nachfrage gegenübergestellt und Handlungserfordernisse abgeleitet. Zu unterscheiden ist zwischen kurzfristigen (2016 bis 2022) und mittelbis langfristigen (2023 bis 2030) Zeiträumen. Zu beachten ist, dass der erste Zeitraum mit 7 Jahren etwas kürzer ausfällt als der zweite mit 8 Jahren. Bei der Wohnungsnachfrage kommt es nicht nur auf die quantitative Anzahl an Wohnungen an, sondern auch auf Ansprüche hinsichtlich ihrer Qualität. Um beide Aspekte miteinander zu verbinden, wurden für Jena vier Marktsegmente · · · · städtisches Wohnen, Stadtteil-Wohnen, preiswertes Wohnen und suburbanes Wohnen. Die einzelnen Merkmale der Marktsegmente werden ausführlich in Kapitel B 3 beschrieben. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Wohntrends und die demographische Entwicklung zu einer Verschiebung der Marktsegmente und einem Anstieg der Nachfrage nach dem städtischen Wohnen führen werden. Dieser Prozess ist im Wohnstadtordner Kapitel B 2 und B 3 ausführlich beschrieben. Tiefergehende Informationen zur Nachfrageentwicklung, zur Bautätigkeit, zum Wohnbauflächenangebot sowie zu den prognostischen Aussagen befinden sich ebenfalls im Wohnstadtordner, der mit dem Monitoring zum Stadtumbau laufend aktualisiert wird und im Internet abrufbar ist. 3 Hinweis: Bei einem Vergleich zwischen den einzelnen Tabellen kann es hinsichtlich der Zahl der Wohneinheiten zu leichten Abweichungen von ein oder zwei Einheiten kommen, die auf rechnungsbedingte unterschiedliche Rundungen zurück zuführen sind. gebildet. Sie stellen jeweils spezifische Kombinationen der Merkmale Preis, Wohnstatus, Wohnlage, Bebauungs- und Wohnungsstruktur dar. ______________________________________________________________________________________________ 3 Siehe unter: http://www.jena.de/de/leben/wohnen_bauen/361140 INFORMATION VORGEHENSWEISE UND DEFINITIONEN Kapitel A 2.5 2.5.1 Seite 3 von 21 Stand Oktober 2016 BEWERTETE WOHNBAUFLÄCHEN Im Rahmen der Flächennutzungsplanung und kleinteilige Bebauung. Annähernd die Hälfte des „Monitorings zum Stadtumbau“ werden alle dieser Flächenpotenziale befindet sich im bewerteten Wohnbauflächen und ihre Potenzi- Planungsraum Nord, zum Beispiel in Zwät- ale erfasst. Mit dem Bearbeitungsstand vom zen-Nord, 2.BA, oder in Löbstedt, Camburger 7. März 2016 umfassen sie in der Summe Straße. Weitere nennenswerte freie Wohn- 112,89 ha noch freie, bebaubare Flächen, auf bauflächen sind auch in den Ortschaften denen rechnerisch ca. 3.620 Wohneinheiten er- und hier insbesondere in Münchenroda richtet werden können. Diese Flächen stehen al- oder Isserstedt zu finden. lerdings nicht alle aktuell zur Verfügung, weil sie einem unterschiedlichen planungsrechtlichen B Darüber hinaus ist weiterer Wohnungsbau Status unterliegen, die im Folgenden mit den auf insgesamt 35,62 ha (Wohnbauflächen Buchstaben A bis E gekennzeichnet werden. und gemischte Bauflächen) geplant. Dafür Eine ausführliche Auflistung der Standorte be- besteht derzeit noch kein verbindliches Bau- findet sich in Kapitel 2.5.5. Die Standorte der recht, mit den bauleitplanerischen Verfahren Gruppe A und B sind auch in der Karte Abbil- wurde aber bereits begonnen. Insofern stel- dung 3 dargestellt. len diese ein mittel- beziehungsweise längerfristig verfügbares Wohnbauflächenpotenzial A Aktuell bebaubar sind die planungsrecht- dar. Auf den geplanten Wohnbauflächen lich gesicherten Standorte (Satzung/materi- sind rd. 1.442 Wohneinheiten vorgesehen, elle Planreife nach § 33 BauGB), die sowohl ungefähr 83 % davon als mehrgeschossige Wohnbauflächen als auch zu einem geringen Bebauung. Etwas mehr als die Hälfte dieser Teil gemischte Bauflächen umfassen. Anfang Wohnungen konzentrieren sich im Planungs- März 2016 waren von den 121,7 ha bereits raum Nord. Nennenswerte Flächenreserven rd. 89 % bebaut, sodass noch 13,47 ha frei sind auch im Planungsraum West/Zentrum verfügbar sind. Darauf sind ca. 714 Wohn- und in Ost zu finden. einheiten realisierbar, rd. 21 % davon als ABB. 1 FREIE FLÄCHEN UND REALISIERBARE WOHNEINHEITEN AUF BEWERTETEN WOHNBAUFLÄCHEN Quelle: FB Stadtentwicklung | Stadtplanung, Berechnungen: TIMOUROU Kapitel A 2.5 C+D Seite 4 von 21 Die FNP-Vorbehalts- und Potenzialflä- Stand Oktober 2016 E Ein weiteres Flächenpotenzial stellen Ge- chen umfassen zum einen Flächen mit ei- biete mit übergeleiteten Bebauungsplä- nem Volumen von 39,13 ha, die bereits im nen dar. Es handelt sich dabei um Stand- Flächennutzungsplan verzeichnet sind, für orte, die in den 1930er Jahren beplant, aber die aber noch kein bauleitplanerisches Ver- seitdem nur teilweise bebaut wurden. 1991 fahren begonnen wurde. Diese Flächen be- wurde die rechtliche Überleitung der Bebau- finden sich zu drei Vierteln im Planungs- ungspläne beschlossen. Sie müssen nach raum Ost. Zum anderen umfassen sie mög- heutiger Rechtslage als qualifizierte Bebau- liche zusätzliche Standorte in der Größen- ungspläne i. S. d. § 30 Abs. 1 BauGB angese- ordnung von 12,30 ha, für deren Nutzung je- hen werden. Allerdings entsprechen sie doch eine Änderung des Flächennutzungs- nicht in allen Teilen den Anforderungen der plans erforderlich wäre. Sie wurden teilweise aktuellen Thüringer Bauordnung (unter an- bereits durch das Gartenentwicklungskon- derem reichen die Abstandsflächen nicht zept4 zur Umnutzung für Wohnbauzwecke aus). Dadurch wird derzeit die Erschließung vorgesehen beziehungsweise wurden im und Vermarktung der Flächen bis zum Zeit- Zuge der Prüfung der Alternativvorschläge punkt einer abschließenden Regelung erheb- des Regionalverbandes der Kleingärtner e. lich erschwert. Zugleich hemmen die meist V.: als geeignet bewertet. Die FNP-Vorbe- kleinteiligen Eigentümerstrukturen eine ra- halts- und Potenzialflächen sind nur potenzi- sche Aktivierung dieser Flächen. Die überge- elle Wohnbauflächen; sie stehen derzeit – leiteten Bebauungspläne umfassen 68,45 ha, aufgrund fehlender Baurechte und mangeln- von denen rd. 82 % bereits bebaut sind. Auf der Erschließung – dem Markt nicht zur Ver- den verbleibenden freien Flächen von 12,37 fügung. Aufgrund zahlreicher Nutzungskon- ha sind mindestens 296 weitere Wohnein- flikte ist auch nicht davon auszugehen, dass heiten möglich, etwas mehr als die Hälfte alle Potenzialflächen tatsächlich bis 2030 (55 %) davon als kleinteilige Bebauung. mobilisiert werden können. ABB. 2 BEWERTETE WOHNBAUFLÄCHEN NACH MARKTSEGMENT UND PLANUNGSRÄUMEN (Anzahl möglicher Wohneinheiten) Erläuterung: A: planungsrechtlich gesicherte Standorte; B: geplante Standorte; C: FNP-Vorbehaltsflächen; D: zusätzliche Potenzialflächen; E: übergeleitete Bebauungspläne Quelle: FB Stadtentwicklung | Stadtplanung, Berechnungen: TIMOUROU ______________________________________________________________________________________________ 4 Vom Stadtrat am 11.09.2013 beschlossen. Kapitel A 2.5 Seite 5 von 21 Stand Oktober 2016 Neben dem planungsrechtlichen Status ver- Bei den Standorten im Marktsegment des preis- deutlicht eine Differenzierung nach Marktseg- werten Wohnens handelt es sich um Flächen menten mit einfacher Wohnlagenqualität, bei denen sich (siehe Kasten Vorgehensweise und Definitionen) die qualitativen Unterschiede hinsichtlich Lage- nur unterdurchschnittliche Mieten erzielen las- und Wohnwertmerkmalen der einzelnen Stand- sen. Dies ist im aktuellen Jenaer Mietpreisge- orte. Bewertet wurde dabei das Potenzial für ein füge mit frei finanziertem Wohnungsbau nicht jeweiliges Marktsegment, das die Fläche bietet. wirtschaftlich, weswegen nur zwei kleinere Flächen in Winzerla und Lobeda mit zusammen 36 Bezogen auf die insgesamt möglichen 3.620 Wohneinheiten aufgenommen wurden (Kasta- Wohneinheiten entfällt die Hälfte auf das Markt- nienstraße und Hugo-Schrade-Straße). Diese segment des Stadtteil-Wohnens, davon wie- Definition des preiswerten Marktsegmentes be- derum befinden sich fast drei Viertel auf pla- zieht sich also auf das Grundstück und nicht auf nungsrechtlich gesicherten oder geplanten den Mietpreis und ist nicht zu verwechseln mit Standorten, die sich zum größten Teil im Pla- preiswerten Wohnungen im Bestand und auch nungsraum Nord befinden. Dem städtischen nicht mit gefördertem sozialen Wohnungsneu- Wohnen können ein Viertel der Wohneinheiten bau. Denn bei Neubau, der mit Mitteln der sozi- zugeordnet werden, wobei hier der Schwer- alen Wohnraumförderung errichtet wird, ist die punkt im Planungsraum West/Zentrum liegt. Zu Förderung unabhängig von Standort und Lage- rd. 60 % sind diese Flächen jedoch noch nicht qualität. Oder anders ausgedrückt: Auf Flächen planungsrechtlich gesichert oder geplant. Im des städtischen Marktsegmentes und des Stadt- Marktsegment des suburbanen Wohnens sind teil-Wohnens können sowohl frei finanzierte als 828 Wohneinheiten möglich, wobei sich diese auch geförderte Wohnungen entstehen. vor allem in den Ortschaften, aber auch im Planungsraum Ost befinden werden. Kapitel A 2.5 ABB. 3 Seite 6 von 21 Stand Oktober 2016 PLANUNGSRECHTLICH GESICHERTE UND GEPLANTE WOHNBAUFLÄCHEN* * Nur Standorte mit mehr als 10 % freiem Potenzial; zu den einzelnen Flächen siehe auch die Tabellen in Abschnitt 2.5.5. Quelle: FB Stadtentwicklung | Stadtplanung, Darstellung: TIMOUROU Kapitel A 2.5 Seite 7 von 21 Stand Oktober 2016 Um eine Wohnungsbautätigkeit zu ermöglichen Wie in Abbildung 4 dargestellt, wird deutlich, und somit die Nachfrage im Stadtgebiet zu be- dass für den kurzfristigen Zeitraum bis 2022 ein friedigen, ist nicht nur relevant, wie viele Flä- Drittel der potenziell möglichen Wohneinheiten chen ausgewiesen sind, sondern auch, wie viele zur Verfügung stehen. Dabei handelt es sich vor tatsächlich konkret für eine Bebauung zur Ver- allem um das Marktsegment des Stadtteil-Woh- fügung stehen. Deren Verfügbarkeit hängt vom nens und um Flächen im Planungsraum Nord. bereits oben beschriebenen planungsrechtli- Im Marktsegment des städtischen Wohnens chen Status, aber auch von der Erschließung, Ei- sind mit 100 Wohneinheiten nur wenig neue, gentumsverhältnissen oder von individuellen kurzfristig mobilisierbare Wohnbauflächen dar- Gründen wie zum Beispiel der Insolvenz eines gestellt. Zwei Drittel der Flächen stehen erst Bauträgers ab. Deswegen bewertete Timourou mittel- bis langfristig zur Verfügung. Dabei han- die Wohnbauflächen in Zusammenarbeit mit delt es sich um geplante Standorte (B) mit 895 dem Fachbereich Stadtentwicklung | Stadtpla- Wohneinheiten, um übergeleitete Bebauungs- nung hinsichtlich ihrer zeitlichen Verfügbarkeit pläne (E) mit 169 Wohneinheiten, aber größten- der Vermarktung und stufte sie ein als kurzfris- teils um Standorte auf den FNP-Vorbehalts- und tig (2016 bis 2022) sowie mittel- bis langfristig Potenzialflächen (C und D) mit 1.168 Wohnein- (2023 bis 2030) verfügbar. Dabei entfielen ei- heiten – letztere sind allerdings wie beschrieben nige größere Standorte, deren Realisierung in Flächen, deren tatsächliche Realisierungschance mehreren Bauabschnitten erfolgen soll, auf derzeit unklar ist. beide Zeitabschnitte ABB. 4 (siehe Tabelle in Abschnitt 2.5.5). BEWERTETE WOHNBAUFLÄCHEN NACH MARKTSEGMENT UND ZEITRÄUMEN (Anzahl möglicher Wohneinheiten) Quelle: FB Stadtentwicklung | Stadtplanung, Berechnungen: TIMOUROU 2.5.2 BAULÜCKEN Neben den bewerteten Wohnbauflächen kom- geeignet bewertet wurden, handelt es sich men noch weitere Flächenpotenziale aus Baulü- gleichfalls durchweg um Baulücken. Diese sind ckengrundstücken im bebauten Zusammenhang nun alle in der Baulückenerfassung enthalten. hinzu. Diese werden weitgehend mit der städti- In den Baulücken sind zu 60 % Wohnungen im schen Baulückenerfassung aufgenommen Geschosswohnungsbau und zu 40 % in kleintei- (siehe Informationskasten Baulückenerfassung). Zum liger Bebauung möglich. Sie verteilen sich auf Stichtag 08.04.2016 wurden in Jena 495 Baulü- alle Planungsräume, wobei die meisten Baulü- cken-Grundstücke verzeichnet, auf denen theo- cken in den Ortschaften und in West/Zentrum, retisch 1.001 bis 1.378 Wohneinheiten errichtet die geringste Anzahl in Winzerla und Lobeda er- werden könnten. Bei den Alternativvorschlägen fasst wurden. Die größten Potenziale für den des Regionalverbandes der Kleingärtner, die als kleinteiligen Wohnungsbau befinden sich in den Kapitel A 2.5 Ortschaften Seite 8 von 21 (siehe Abbildung 5). Eine Differenzie- Stand Oktober 2016 werden, die entsprechend der unterschiedli- rung nach Marktsegmenten verdeutlicht, dass chen Problematik der Baulücken differenziert rd. 40 % der möglichen Wohneinheiten dem sind mit: städtischen Wohnen, ein Drittel dem suburbanen Wohnen und ein weiteres Viertel dem · 34 Bauflächen mit einem Potenzial von ca. 196 bis 295 Wohneinheiten befinden sich in den Sanierungsgebieten. Sie sind hauptsächlich für den Geschosswohnungsbau vorgesehen. Diese Baulücken unterliegen einer relativ hohen Mobilisierbarkeit, denn aufgrund der möglichen finanziellen Fördermöglichkeiten in diesen Gebieten können hier günstigere Finanzierungsvoraussetzungen angenommen werden. Daher wird die Mobilisierbarkeit auf bis zu 40 % für den kurzfristigen und weitere 30 % für den mittel- bis langfristigen Zeithorizont geschätzt. · Außerhalb der Sanierungsgebiete wurden bei 410 Bauflächen mit 655 bis 888 potenziellen Wohneinheiten objektive Mobilisierungsschwierigkeiten unterschiedlicher Art erfasst, was rd. 80 % aller Baulückenpotenziale entspricht. Hier können lediglich Mobilisierungsgrade von 20 % für den kurzfristigen und 15 % für den mittel- bis langfristigen Betrachtungszeitraum angenommen werden. Stadtteil-Wohnen zugeordnet werden können. Mit der Baulückenerfassung werden auch Mobilisierungshemmnisse erfasst. Die Hemmnisse beziehen sich auf die beschränkte Bebaubarkeit der Baulücke: entweder aus objektiven Gründen etwa einer fehlenden Erschließung oder aus subjektiven Gründen des Eigentümers, der das Grundstück beispielsweise vererben oder nicht bebauen möchte. Diese Gründe führen in unterschiedlichem Umfang zu einer Verzögerung der Bebauung, das heißt also, dass nur ein Teil des Baulückenpotenzials im Betrachtungszeitraum bis 2030 tatsächlich auf den Markt kommt. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre in Jena können Realisierungsquoten abgeleitet BAULÜCKENERFASSUNG 2008 nahmen Mitarbeiter des Dezernats Stadt- Die Baulückenerfassung wird in regelmäßigen entwicklung erstmalig eine Erfassung von Bau- Abständen aktualisiert. So sind auch einige der lücken vor, schätzten diese planungsrechtlich alternativen Vorschläge des Regionalverbandes vorläufig ein und dokumentierten sie in einer der Kleingärtner als Baulücken aufgenommen GIS-basierten Baulückenerfassung. Sie enthält worden. Zu berücksichtigen ist, dass aufgrund Informationen zum Eigentum, zur aktuellen Nu- von Nachmeldungen von Baufertigstellungen, tzung der Fläche, zu den planungsrechtlichen die oft mit deutlicher Zeitverschiebung statt- Möglichkeiten oder auch den Umsetzungs- findet, einige Baulücken zum Zeitpunkt der hemmnissen. Um weitere Grundlageninforma- Datenabfrage bereits bebaut sind beziehungs- tionen zu gewinnen, erfolgte 2011 eine Befra- weise gerade bebaut werden. Außerdem sind gung der Eigentümer von potenziellen Bau- bei einigen Grundstücken vertiefende Prüfun- lückengrundstücken. Weil die Baulückenerfa- gen dahingehend notwendig, ob sich die Flä- ssung auch eine stärkere Aktivierung und Mobi- chen für eine Bebauung überhaupt eignen - lisierung des Grundstücksmarktes anstoßen zum Beispiel hinsichtlich ihrer verkehrlichen soll, sind ab 2014 gemäß § 200 Abs. 3 BauGB Erschließung. Daher können zu einem späteren ausgewählte Informationen auch online auf der Zeitpunkt Änderungen in den Mengengerüsten Internetseite der Stadt Jena abrufbar möglich werden, die bei der vorliegenden Be- www.jena.de/baulandkaster). (siehe Anschließend wurden die Baulücken den verschiedenen Marktsegmenten zugewiesen. wertung nicht berücksichtigt werden können. Kapitel A 2.5 ABB. 5 Seite 9 von 21 Stand Oktober 2016 BAULÜCKEN IN DEN PLANUNGSRÄUMEN NACH MARKTSEGMENTEN (Anzahl möglicher Wohneinheiten) Quelle: FB Stadtentwicklung | Stadtplanung, Berechnungen: TIMOUROU Nur bei insgesamt 51 Potenzialflächen außer- kurzfristigen beziehungsweise im mittel- bis halb der Sanierungsgebiete mit 150 bis zu 195 langfristigen Zeitraum mobilisiert werden kön- möglichen Wohneinheiten wurden derzeit keine nen. erkennbaren objektiven Mobilisierungsschwierigkeiten erfasst. Wie jedoch die Ergeb- Unter Berücksichtigung der tatsächlichen Ver- nisse der Eigentümerbefragung 2011 gezeigt fügbarkeit der Baulückengrundstücke ist somit haben, verhindern auch weitere subjektive anzunehmen, dass mit maximal rd. 350 mögli- Gründe die Mobilisierbarkeit der Grundstücke chen Wohneinheiten ein Viertel der vorhande- für den Wohnungsbau. So werden zum Beispiel nen Wohnbaupotenziale im bebauten Zusam- rd. 41 % der Flächen als Garten genutzt, den die menhang bis 2022 mobilisierbar ist. Ein großer meisten Eigentümer nicht bebauen möchten. Al- Teil dieser Potenziale befindet sich in den Sanie- lerdings steht bei einigen Potenzialflächen ein rungsgebieten. Bis zu rd. 200 weitere mögliche Eigentümerwechsel durch Vererben oder Ver- Wohneinheiten sind bis 2030 mobilisierbar kauf an. Das kann einerseits dazu beitragen, (siehe Abbildung 6). dass die Mobilisierbarkeit steigt. Andererseits menen Mobilisierungsquoten sind zwar denk- ist auch eine geringere Mobilisierbarkeit dieser bar, hängen jedoch stark von den Eigentümerin- Flächen möglich, wenn die neuen Grundstücks- teressen sowie der Gesamtmarktentwicklung ab eigentümer keine konkreten Verwertungsab- und bedürfen erheblicher Aktivierungstätigkei- sichten haben. Insgesamt wird davon ausgegan- ten. Die tatsächliche Aktivierung sollte daher im gen, dass jeweils 30 % dieser Grundstücke im Zuge des Monitorings weiter evaluiert werden: Höhere als die hier angenom- Kapitel A 2.5 ABB. 6 Seite 10 von 21 Stand Oktober 2016 ANGEBOT AN ERFASSTEN BAULÜCKEN NACH MARKTSEGMENT UND VERFÜGBARKEIT (Anzahl realisierbarer Wohneinheiten) Quelle: FB Stadtentwicklung | Stadtplanung, Berechnungen: TIMOUROU 2.5.3 GESAMT-FLÄCHENANGEBOT BIS 2030 Auf den in Kapitel 2.5.1 dargestellten bewerte- Bei der qualitativen Differenzierung nach Markt- ten Wohnbauflächen (A bis E) können insgesamt segmenten ergeben sich jedoch erhebliche 3.620 Wohneinheiten errichtet werden, hinzu strukturelle Unterschiede: kommt ein Baulückenpotenzial von 1.001 bis 1.378 Wohneinheiten. Dieses Gesamtangebot · Der Schwerpunkt des Angebots liegt im Marktsegment des Stadtteil-Wohnens, dem über die Hälfte der möglichen Wohneinheiten zugeordnet werden können, was vor allem mit den großen Wohnbauflächen im Planungsraum Nord zusammenhängt (Neues Wohnen in Jena-Zwätzen/Oelste, Mönchenberge, Zwätzen-Nord, 2. BA). Diese stehen zum größeren Teil kurzfristig zur Verfügung. · Für das städtische Wohnen hingegen stehen Flächen für maximal 608 Wohneinheiten zur Verfügung, was 22 % des Gesamtangebotes entspricht. Der Anteil des kurzfristigen Angebots beträgt dabei rd. 42 %, und zwar der größere Teil in Baulücken. · Fast ein weiteres Viertel fällt auf das Marktsegment des suburbanen Wohnens, das zu etwas mehr als die Hälfte kurzfristig sowohl auf Wohnbauflächen als auch in Baulücken erfolgen kann. steht dem Markt jedoch aktuell nicht vollständig zur Verfügung, so dass für die Planung bis 2030 nur die planungsrechtlich gesicherten (A) und die geplanten Standorte (B), für die noch kein verbindliches Baurecht besteht, aber für die mit den bauleitplanerischen Verfahren bereits begonnen wurde, sowie die mobilisierbaren Baulücken berücksichtigt werden können dung 7). (siehe Abbil- Alle anderen Flächen sind als Potenzial zu betrachten, dessen Aktivierung jedoch besondere Mühe bedarf. Damit ergibt sich rechnerisch ein aktuell am Markt verfügbares Angebot von 2.555 bis 2.711 möglichen Wohneinheiten, wenn die geplanten Standorte auch alle tatsächlich realisiert werden. Gut die Hälfte der Kapazitäten befindet sich auf bis 2022 kurzfristig verfügbaren Flächen. Kapitel A 2.5 ABB. 7 Seite 11 von 21 Stand Oktober 2016 AKTUELL AM MARKT VERFÜGBARES ANGEBOT NACH MARKTSEGMENT UND VERFÜGBARKEIT (Anzahl möglicher Wohneinheiten) Quelle: FB Stadtentwicklung | Stadtplanung, Berechnungen: TIMOUROU Neben dem aktuell am Markt verfügbaren An- über hinaus ist es aufgrund zahlreicher Nut- gebot sind weitere zusätzliche Flächenange- zungskonflikte fraglich, ob einige Standorte bote mit einem rechnerischen Potenzial von überhaupt im Betrachtungszeitraum bis 2030 1.464 Wohneinheiten möglich. Dazu ist eine Ak- aktiviert werden können. Nach Marktsegmenten tivierung der Potenziale der FNP-Vorbehaltsflä- verteilt sich dieses Potenzial auf ca. chen (C), der weiteren Potenzialflächen (D) und der übergeleiteten Bebauungspläne (E. siehe Abbildung 1). erforderlich. Allerdings ist davon aus- zugehen, dass diese Flächen wegen des erforderlichen Planungsvorlaufs und der Erschlie- · 515 mögliche Wohneinheiten für das städtische Wohnen, · · 519 Wohneinheiten im Stadtteil-Wohnen, · 400 Wohneinheiten für das suburbane Wohnen. ßung überwiegend erst mittel- bis langfristig dem Markt zur Verfügung stehen können. Dar- 2.5.4 30 Wohneinheiten im preiswerten Segment sowie 1.500 NEUE WOHNUNGEN FÜR JENA Es ist für Wohnungsmärkte typisch, dass die markt konsolidiert wurden, ist seit 2008/09 die Bautätigkeit in Zyklen verläuft und auf steigen- Nachfrage wieder deutlich angestiegen. Dies hat de Nachfrage verzögert reagiert. Dies war auch zu Anspannungstendenzen geführt, was wiede- in Jena in den vergangenen Jahren so. Nachdem rum eine verstärkte Bautätigkeit initiierte, die Anfang des Jahrtausends mit dem Stadtumbau seit 2012 in erhöhten Baufertigstellungen mün- die Leerstände abgebaut und der Wohnungs- dete. Kapitel A 2.5 ABB. 8 Seite 12 von 21 Stand Oktober 2016 BAUFERTIGSTELLUNGEN IN JENA 2006 BIS 2015 in Mehrfamilienhäusern Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern 1.000 in Nichtwohngebäuden im Bestand 800 insgesamt 669 685 190 258 124 33 90 20 313 322 317 127 30 52 2013 2014 2015 599 600 482 273 400 456 122 118 0 233 200 222 242 0 159 19 -127 122 26 75 2006 2007 2008 324 312 333 126 137 139 1 0 146 1 39 144 0 52 46 64 2009 2010 2011 2012 288 148 165 522 -200 Quelle: FB Stadtentwicklung | Stadtplanung, Darstellung: TIMOUROU Zur hohen Baufertigstellungsrate beigetragen Wohnungen neu errichtet. Insgesamt hat sich hat auch die angebotsorientierte Wohnbauflä- also die Strategie einer angebotsorientierten chenpolitik der Stadt Jena, die sich mit dem Flächenmobilisierung bewährt, um die woh- Stadtratsbeschluss vom 30.06.2011 das Ziel ge- nungspolitischen Ziele zu erreichen. setzt hat, durch eine verstärkte Flächenmobilisierung die Entstehung von 1.500 neuen Woh- Im Sinne der oben erwähnten Wohnungs- nungen bis zum Jahr 2015 zu realisieren. Für die marktzyklen kann festgestellt werden, dass im bloße Zielerreichung wären durchschnittlich gleichen Zeitraum seit 2011 bis Ende 2015 die 300 neue Wohnungen pro Jahr erforderlich ge- Bevölkerungszahl um 3.300 Einwohner gestie- wesen. Wie die Abbildung 9 verdeutlicht, wurde gen ist. Bei einer aktuell in Jena statistisch fest- diese Zahl seit 2011 jährlich deutlich überschrit- stellbaren durchschnittlichen Haushaltsgröße ten. So sind insgesamt in den Jahren 2011 bis von 1,8 Personen je Haushalt ergibt dies rd. 2015 bereits 2.808 Wohnungen fertigstellt wor- 1.850 zusätzliche Haushalte. Da knapp 1.000 den, wobei insbesondere der Bau von Mehrfa- Wohnungen mehr gebaut worden sind, hat dies milienhäusern zur erhöhten Baufertigstellung zu einer deutlichen Entspannung des Woh- beigetragen hat. Aber auch durch die Umnut- nungsmarktes geführt. Dies zeigt sich auch in zung des ehemaligen Arbeits- und Finanzamtes der aktuellen Leerstandsquote von 2 % (2015), zu Wohnungen in Lobeda (Fritz-Ritter-Str.) und die im Prinzip der erforderlichen Fluktuations- weitere kleinerer Maßnahmen im Bestand ver- reserve entspricht. Hinsichtlich des zukünftigen größerte sich das Wohnungsangebot. Doch Wohnungsbedarfs muss also nicht mehr von ei- selbst bei der ausschließlichen Berücksichtigung nem Nachholbedarf ausgegangen werden. von Neubauten wurde das gesetzte Ziel erreicht, denn seit 2011 wurden insgesamt 1.872 Kapitel A 2.5 ABB. 9 Seite 13 von 21 Stand Oktober 2016 BAUFERTIGSTELLUNGEN UND ZIELERREICHUNG Quelle: FB Stadtentwicklung | Stadtplanung, Berechnungen: TIMOUROU 2.5.5 TABELLENÜBERSICHT ALLER WOHNBAUFLÄCHEN NACH PLANUNGSSTAND Abkürzungen WE Wohneinheit KH Häuser mit ein oder zwei Wohnungen MFH Häuser mit drei und mehr Wohnungen BBP Bebauungsplan VBB Vorhabenbezogener Bebauungsplan Zeitraum: K kurzfristig (2016-2022) L mittel- bis langfristig (2023-2030) Marktsegmente (siehe Kapitel B 3). A städtisches Wohnen B Stadtteil-Wohnen C preiswertes Wohnen D suburbanes Wohnen Kapitel A 2.5 Stand Oktober 2016 A PLANUNGSRECHTLICH GESICHERTE WOHNUNGSBAUSTANDORTE Nr. Stadtteil/ Bezeichnung, Planungsraum A1 Nord A2 Nord A3 Nord Nutzungsart Zwätzen/ BBP "Himmelreich 1.+2. BA", WA Zwätzen/ BBP "Himmelreich 3. BA", WA Zwätzen/ BBP "Zwätzen-Nord 1. BA", WA Fläche (in ha) Gesamt Zahl der WE Bebaut Frei Geplant Realisiert Frei Freie WE für Zeit- KH raum segment MFH Markt- 10,2 10,2 0,0 440 440 0 0 0 k D 3,1 3,0 0,1 71 70 1 1 0 k D 2,9 2,8 0,1 99 94 5 5 0 k D Verfahrensstand/ Bemerkungen Rechtskraft der 1. Änderung: 2000 Das Gebiet ist voll erschlossen und vollständig überplant. Rechtskraft 2002 Das Gebiet ist voll erschlossen und vollständig überplant. öffentl. Auslegung/ TÖB-Beteiligung 1998, formelle Planreife nach § 33 BauGB; Das Gebiet ist voll erschlossen und vollständig überplant. Neben KH, DH und RH ist ein Kindergarten auf dem Plangelände errichtet worden. öffentl. Auslegung/ TÖB-Beteiligung 1998, formelle A4 Nord Zwätzen/ BBP "Zwätzen-Nord 2. 465 k B+D Planreife nach § 33 BauGB, Reduzierung des 8,1 2,1 6,0 623 125 498 33 davon Teilfläche 1 1,6 0,4 1,2 158 125 33 33 0 k D Bedarf errichtet worden; gegenwärtig erfolgt die weitere davon Teilfläche 2 3,9 1,0 2,9 279 0 279 0 279 k B Überarbeitung des Bebauungsplanes hinsichtlich der davon Teilfläche 3 2,6 0,7 1,9 186 0 186 0 186 L B 18,0 17,6 0,4 1.214 1.184 30 20 10 k B Potenziale für Wohnungsbau Rechtskraft der 1. Änderung: 2013; 7,0 6,6 0,5 114 106 8 8 0 k D BA", WA/MI Gewerbeanteils ist gem. Stadtratsbeschluss v. 08.06.2005 erfolgt; auf MI-Fläche ist Handelseinrichtung für täglichen A5 A6 Nord Ortschaften Löbstedt/ BBP "Camburger Straße, Teil 1", WA/MI Kunitz/ BBP "Kochsgraben/ Spielberg", WA Weningenjena/ BBP "Fuchslöcher A7 A8 A9 Ost Ortschaften Winzerla 9,7 2,1 267 214 53 33 20 davon Teilfläche 1 10,9 9,0 1,9 246 197 49 30 18 k B davon Teilfläche 2 0,9 0,8 0,2 21 17 4 3 2 k D 5,1 5,0 0,0 173 172 1 1 0 k D Wogau/ BBP "Auf dem Mittelfeld", WA Gemarkung Ammerbach/ BBP "In den Fichtlerswiesen", WA, WR/ k B+D Winzerla A 11 Ortschaften A 12 Ortschaften A 13 Ortschaften Gemarkung Ammerbach/ BBP "Im Hahnengrund", WA, WR/ SO Ilmnitz/ BBP "In den halben Äckern", WA Drackendorf/ BBP "Oberer Freiberg", WA Drackendorf/ BBP "Der König", WR Satzungsbeschluss v. 18.01.2006, Rechtskraft 2006; Freie Potenziale bestehen nur noch im südlichen und nordwestlichen Teil. Rechtskraft 1993, Rechtskraft 2. Änderung seit 19.02.2003; Inkrafttreten am 02.05.2005; nördlicher Teil: für 3,1 2,9 0,2 50 47 3 3 0 k D SO A 10 einfachen Änderung am 19.03.2008; alle Erschließungsanlagen sind hergestellt. 11,8 2. BA", WA Das Gebiet ist voll erschlossen und vollständig überplant. Rechtskraft 1997; Satzungsbeschluss der zweiten Ansiedlung wissenschaftlicher Forschungsinstitute bereitgestellt Rechtskraft 1997, Rechtskraft 1. wesentliche Änderung 4,3 4,3 0,0 139 139 0 0 0 k B+D 2002, ausgewiesene Sondergebietsflächen (wissenschaftliche Forschungsinstitut) sind noch unbebaut 7,2 7,1 0,1 148 146 2 2 0 k D Rechtskraft 1999, Gebiet ist voll erschlossen 3,2 3,2 0,0 69 69 0 0 0 k D Rechtskraft 2000; kein Potenzial mehr 3,0 3,0 0,0 49 49 0 0 0 k D Rechtskraft 2001; kein Potenzial mehr Kapitel A 2.5 Stand Oktober 2016 A PLANUNGSRECHTLICH GESICHERTE WOHNUNGSBAUSTANDORTE Nr. Planungsraum Stadtteil/ Bezeichnung, Nutzungsart Fläche (in ha) Gesamt Bebaut Frei Zahl der WE Freie WE für Zeit- Geplant KH raum segment Realisiert Frei MFH Markt- Rechtskraft 1. Änderung 1997, 2. Änderung Münchenroda/ BBP "Im A 14 Ortschaften Oberfelde", WA, WR (mit 5,6 4,1 1,6 160 101 59 11 48 k D 2,0 1,9 0,1 76 75 1 1 0 k D 0,5 0,4 0,0 9 8 1 1 0 k D 0,2 0,1 0,1 4 3 1 1 0 k D Münchenrodaer Str.) A 15 Ortschaften A 16 Ortschaften A 17 Ortschaften A 18 Ost Isserstedt/ BBP "Lindenpartk WR2", WR Isserstedt/ BBP "Vor der Linde", WR Isserstedt/ BBP "Überm Anger an der Straße", WA Weningenjena/ BBP "Sophienhöhe", WA Verfahrensstand/ Bemerkungen Teilbauabschnitt Münchenrodaer Straße: Rechtskraft 1997; Im MI-Bereich im Süden bestehen noch wenige freie Flächen. Rechtskraft 1993, Rechtskraft 2. Änderung 2005; Gebiet ist voll erschlossen Rechtskraft 1994; Gebiet ist voll erschlossen; ausschließlich KH zulässig Rechtskraft 1997; Gebiet ist voll erschlossen Abwägungsbeschluss u. formelle Planreife nach § 33 3,2 3,2 0,0 97 97 0 0 0 k B BauGB; 3. Entwurf zum vorhabenbezogenen B-Plan vom 28.10.2005 kein Potenzial mehr Rechtskraft (4. Änderung) 2005 mit der Umwidmung der A 19 Ortschaften Cospeda/ BBP "Im Wasserlauf", WA, WR 18,3 17,6 0,6 649 634 15 9 6 k D verbliebenen MI-Fläche zu WA; Die Bebauung ist zu einem großen Teil abgeschlossen, nur vereinzelt sind noch unbebaute Grundstücke vorhanden. Rechtskraft 1996; Erschließungsvertrag Juli 2012 im A 20 Ortschaften A 21 Ortschaften A 22 Ortschaften Ilmnitz/ BBP "Am Anger", WA Cospeda/ BBP "Hinter dem Unterdorf", WA Isserstedt/ BBP "In den Dorfwiesen Solida" 1,2 0,6 0,6 35 15 20 11 9 k D 1,3 0,7 0,7 12 6 6 6 0 k D 1,1 0,7 0,4 35 25 10 2 8 k D West/ Zentrum Geschäftshäuser Carl-Zeiss- Die Fläche ist erschlossen und mit der Bebauung begonnen worden. Rechtskraft 1994; nur straßenbegleitende Entwicklung angestrebt Rechtsverbindlich seit 24.03.1993; Gebiet ist vom Vorhabenträger nur tw. erschlossen und bebaut worden, mögliche Lückenschließung VBB "Wohn- und A 24 Stadtrat 0,1 0,1 0,0 0 0 0 0 0 k A 1,4 1,4 0,0 96 96 0 0 0 k B 121,68 108,21 13,47 4.629 3.915 714 148 566 - - Satzungsbeschluss vom 14.11.2012 Promenade" A 25 West/ Zentrum VBB "Friedensbergterrassen" Summe räumliche Teilfläche innerhalb des übergleiteten Bebauungsplanes Galgenberg (siehe Tab. E) - Kapitel A 2.5 Stand Oktober 2016 B GEPLANTE WOHNUNGSBAUSTANDORTE Nr. B1 B2 Planungsraum Ortschaften Ortschaften Stadtteil/ Bezeichnung, Nutzungsart Isserstedt/BBP "Überm Anger am Kapellendorfer Weg", WR Isserstedt/ BBP "Am Kapellendorfer Weg", MI Fläche (in ha) Gesamt Bebaut Frei Zahl der WE Freie WE für Zeit- Geplant KH raum segment Realisiert Frei MFH Markt- Verfahrensstand Bemerkungen Auslegungsbeschluss Gemeinde Isserstedt 1994; 1,2 0,0 1,2 30 0 30 30 0 L D bauleitplanerisches Verfahren ruht wegen fehlender Erschließung Auslegungsbeschluss Gemeinde Isserstedt 1994; 2,4 0,0 2,4 26 0 26 26 0 L D bauleitplanerisches Verfahren ruht wegen fehlender Erschließung Einleitungsbeschluss B-J39 "Bachstraße" vom 22.04.2015; B3 West/Zentrum Gemarkung Jena/ BBP "Bachstraße" im FNP bisher Sonderbaufläche für Forschung und Lehre; 4,1 0,0 4,1 200 0 200 0 200 L A FNP-Änderung im Parallelverfahren zu B-Plan; Vorbereitende Untersuchung zur Ausweisung eines Sanierungsgebietes bis Ende 2016 Ziegenhain/ BBP "An der B4 Ost Aufstellungsbeschluss 2002; nach Offenlage von Varianten 7,2 0,0 7,2 150 0 150 50 100 davon Teilfläche 1 3,3 0,0 3,3 68 0 68 23 46 L B davon Teilfläche 2 3,9 0,0 3,9 82 0 82 27 55 L D Talschule", WR L B+D 2003: Weiterentwicklung nach Auswertung der Interessenlagen der Eigentümer und der Ergebnisse der Umwelterheblichkeitsprüfung; geplante Konkretisierung des Bebauungsplanes; ggf. Durchführung von Umlegungsverfahren erforderlich Aufstellungsbeschluss 2003; Fläche liegt teilweise im B5 West/Zentrum Jena-West/ BBP "Dobeneckerstraße", WA Innenbereich; Verfahren ruht wegen fehlender 2,1 0,0 2,1 40 0 40 20 20 L A Erschließung, ggf. Durchführung von Umlegungsverfahren erforderlich; Verfahren ruht, überwiegende Ablehnung durch Grundstückseigentümer Aufstellungsbeschluss 15.11.2000, Offenlage Mai 2007/ B6 West/Zentrum Lichtenhain/ BBP "Lichtenhainer Oberweg", WA 3,1 1,4 1,7 151 101 50 22 28 L B West/Zentrum Steinweg)Jena-Zentrum/ 0,5 0,4 0,2 77 53 24 0 24 L A "Inselplatz" (mit Steinweg) Nord Mönchenberge" (ehem. Plan: Dez. 2011, Offenlage Entwurf Frühjahr 2014; Abwägungsbeschluss B-Plan vom 14.05.2014; Feststellungsbeschluss FNP vom 22.04.2015 Zwätzen/ BBP "Wohngebiet beim B8 Grundstückseigentümern mit unterschiedlichen Interessen Rahmenplan vom 25.11.2009, Aufstellungsbeschluss B- Jena-Zentrum/ "Inselplatz" (mit B7 2010; Mobilisierungshemmnisse aufgrund Vielzahl an 3,7 0,0 3,7 300 0 300 0 300 K+L B davon Teilfläche 1 2,2 0,0 2,2 180 0 180 0 180 k B davon Teilfläche 2 1,5 0,0 1,5 120 0 120 0 120 L B Studentenbaracken) Aufstellungsbeschluss zum B-Plan B-Zw 05 "Wohngebiet beim Mönchenberge" 26.03.2014, Offenlage Entwurf 14.12.-23.12.2015 und 04.01.-29.01.2016, Offenlageschluss 2. Entwurf vom 15.06.2016 Kapitel A 2.5 Stand Oktober 2016 B GEPLANTE WOHNUNGSBAUSTANDORTE Nr. B9 Planungsraum Nord B 10 Ortschaften B 11 Lobeda B 12 Winzerla B 13 Ost Stadtteil/ Bezeichnung, Nutzungsart Fläche (in ha) Gesamt Zwätzen/ BBP Neues Wohnen in Bebaut Frei Zahl der WE Freie WE für Zeit- Geplant KH raum segment Realisiert Frei MFH 6,9 0,0 6,9 450 0 450 70 380 davon Teilfläche 1 1,0 0,0 1,0 35 0 35 35 davon Teilfläche 2 1,0 0,0 1,0 35 0 35 davon Teilfläche 3 2,4 0,0 2,4 190 0 davon Teilfläche 4 2,4 0,0 2,4 190 1,1 0,0 1,1 0,4 0,0 1,8 0,0 Jena-Zwätzen/"Oelste" Göschwitz/ BBP "Im Verfahrensstand Bemerkungen K+L B+D 0 k D "Wohngebiet Am Oelste" 10.07.2013, frühzeitige Offenlage 35 0 L D Vorentwurf : 9.11.-20.11.2015, 190 0 190 k B FNP-Änderung im Parallelverfahren zu B-Plan 0 190 0 190 L B 20 0 20 20 0 k D Aufstellungsbeschluss 14.11.2012 0,4 16 0 16 0 16 k B Aufstellungsbeschluss 13.11.2013 1,8 30 0 30 0 30 L D Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan B-Zw 06 Oberen Kreuze" Lobeda-Altstadt / VBB "Wohnen am Johannisberg" Burgau/ BBP "Altes Gut" Weningenjena/BBP "Nördlich KarlLiebknecht-Straße" Markt- 2,4 0,0 2,4 100 0 100 0 100 k A Einleitungsbeschluss B-Bu 06 "Altes Gut Burgau" 24.02.2016; FNP-Berichtigung im Zuge B-Planverfahren Einleitungsbeschluss B-Plan B-Wj 18 "Nördlich der KarlLiebknecht-Straße" 23.03.2016 Aufstellungsbeschluss 22.07.1998, Satzungsbeschluss B 14 Lobeda Lobeda-Mitte/ BBP "Kastanienstraße" 20.06.2001; FNP-Darstellung als gemischte Baufläche; 0,5 0,0 0,5 6 0 6 0 6 k C Wiederaufnahme des Verfahren St-Ratsbeschluss vom 20.05.2015; Offenlagebeschluss 2. Entwurf vom 26.08.2016 Summe 37,39 1,81 35,62 1.596 154 1.442 238 1.204 - - - Kapitel A 2.5 Stand Oktober 2016 TAB. C FNP-VORBEHALTSFLÄCHEN Nr. Planungs- Stadtteil/ Bezeichnung, raum Nutzungsart Fläche (in ha) Gesamt Bebaut Frei Zahl der WE Freie WE für Zeit- Markt- Geplant KH raum segment Realisiert Frei MFH Verfahrensstand Bemerkungen Vorbehaltsfläche für Wohnen entspricht Untersuchungsergebnisse des Rahmenplanes Jenzighang; auf Grundlage verbindlichen Bauleitplanung soll hier C1 Ost Weningenjena/ "Rahmenplan Jenzighang" Baurecht geschaffen werden; das am 11.09.2013 beschlossene 20,3 0,0 20,3 132 0 132 132 0 L D Gartenentwicklungskonzept sieht auf 3,8 ha Verbandskleingärten Aufgabe Gartennutzung zu Gunsten von Bauland vor; Bundeskleingartengesetz beinhaltet verbindliche Regelungen zum Umgang mit Verbandsgärten im Rahmen angestrebten verbindlichen Bauleitplanung Vorbehaltsfläche dient im Sinne hangaufwärtigen Abrundung der, durch Ritzetal erschlossenen, bestehenden Wohnbereiche; für Bebauung geeignet; gegenwärtig Gartenhäuser; das am 11.09.2013 beschlossene Gartenentwicklungskonzept sieht Weningenjena/ "Am C2 Ost Ostfriedhof" (östlich des Aufgabe Gartennutzung zu Gunsten von Bauland vor; Übereinstimmung 4,8 0,0 4,8 80 0 80 80 0 L D Friedhofes) Darstellung für Wohnen mit Landschaftsplan; zuständige Wohnungsbaugenossenschaft (Carl-Zeiss-Siedlung GmbH) über Baugrundverhältnisse informiert; Planungsinteresse besteht seit Beginn 1990er Jahre, Abstimmung auf Bedarf bezüglich Bauformen und zeitlichen Inanspruchnahme Vorbehaltfläche dient organischen Erweiterung der Wohnbaufläche an der C3 Ortschaften Göschwitz/ "Am Klosterweg" 2,5 0,0 2,5 50 0 50 50 0 L D Klosterstraße in Verbindung mit B-Plan Waldorfschule; behutsame Ergänzung mit Wohnbebauung im Nordwesten des Ortes Göschwitz unter Wahrung dörflichen Siedlungsgepräges gegenwärtig private, kommunale Gärten und Kirchenland (Verbandsgarten, 0,66 ha); das am 11.09.2013 beschlossene Gartenentwicklungskonzept sieht Aufgabe Gartennutzung zu Gunsten von Bauland vor; Bundeskleingartengesetz beinhaltet C4 Lobeda Lobeda/ "Unter der Lobdeburg" verbindliche Regelungen zum Umgang mit Verbandsgärten im Rahmen 3,5 0,0 3,5 70 0 70 35 35 L B angestrebten verbindlichen Bauleitplanung; Fläche geeignet für kleinteilige, lockere Bebauung, schließt sich östlich an im Zusammenhang bebaute Ortslage Alt-Lobeda an, infrastrukturelle Grundausstattung gewährleistet; Umweltverträglichkeitsprüfung liegt vor; im Rahmen angestrebten Bauleitplanung soll vorhandene Spielplatz am Wanderparkplatz Berücksichtigung finden Kapitel A 2.5 Stand Oktober 2016 TAB. C FNP-VORBEHALTSFLÄCHEN Nr. Planungs- Stadtteil/ Bezeichnung, raum Nutzungsart Fläche (in ha) Gesamt* Bebaut Frei Zahl der WE Freie WE für Zeit- Markt- Geplant KH raum segment Realisiert Frei MFH Verfahrensstand Bemerkungen im Rahmen der Integration der ländlichen Ortsteile im FNP als gemischte Baufläche C5 Ortschaften Closewitz/ "Ortsrand Closewitz", MI 0,9 0,0 0,9 6 0 6 6 0 L D ausgewiesen; die am 26.08.2015 durch den Stadtrat bestätigte Konzeption zur Entwicklung der ländlichen Ortsteile bestätigt Ausweisung der Fläche zur Schaffung von Wohnbauland im wirksamen FNP als Wohnbaufläche (kleinteilige Wohnbauarrondierung) dargestellt und gemäß beschlossenen Gartenentwicklungskonzept vom 11.09.2013 Weningenjena-Kernberge/ C6 Ost "Treunert-/ 3,7 0,0 3,7 15 0 15 15 0 L D Hildebrandstraße" als Baufläche vorgesehen; Umlegungsverfahren erforderlich; Ablehnung des Aufstellungsbeschlusses zum B-Plan durch den OTR Kernberge (Beschluss vom 08.07. 2013); zur Dokumentation des Bürgerwillens bezüglich der Bebauung s. das beschlossene Stadtteilentwicklungskonzept Ost Aufstellungsbeschluss 21.07.1993, Abwägung 11.05.2011, Bürgerentscheid gegen C7 West/Zentrum Jena-Zentrum/ "Eichplatz" 1,1 0,0 1,1 120 0 120 0 120 L A Entwurf 2014; Aufhebung des Aufstellungsbeschlusses 26.08.2015; StRatsbeschluss vom 17.03.2016 „Weiterführung des Prozesses zur Entwicklung der Stadtmitte/des Eichplatzareals C8 C9 Lobeda Winzerla Lobeda-West/ "TheobaldRenner-Straße" Winzerla/ "Hugo-SchradeStraße" Summe entspricht zum Großteil der FNP-Darstellung (Wohnbaufläche); Erschließung und 1,7 0,0 1,7 195 0 195 0 195 L B Vermarktung für MFH geeignet; städtebauliche Studie vorliegend (3/2015); Ersatz Garagen erforderlich; Altlastensanierung erforderlich (Gutachten liegt bereits vor) entspricht zum Großteil der FNP-Darstellung (Wohnbaufläche); gut geeignet als 0,8 0,0 0,8 30 0 30 0 30 L C 39,13 0,00 39,13 698 0 698 318 380 - - Wohnbaufläche (Fläche wurde bereits in „Wohnbauflächenentwicklung 2014“ vom 17.04.2015 betrachtet); Ersatz Garagen erforderlich Kapitel A 2.5 Stand Oktober 2016 TAB. D ZUSÄTZLICHE POTENZIALFLÄCHEN Nr. Planungs- Stadtteil/ Bezeichnung, raum Nutzungsart D1 Ost D2 West/Zentrum D3 West/Zentrum D4 Nord D5 West/Zentrum Weningenjena/ "Jenzigfuß" Jena-West/ "Schweizerhöhe" (Kleingärten) Jena-West/ "Mädertal" (Kleingärten) Jena-Nord/ "Closewitzer Straße" Jena-West/ "Cospedaer Grund" Summe Fläche (in ha) Zahl der WE Frei Geplant Freie WE für Realisiert Frei KH MFH Zeit- Markt- raum segment Gesamt Bebaut 5,7 0,0 5,7 240 0 240 40 200 L A 1,8 0,0 1,8 90 0 90 20 70 L A 2,6 0,0 2,6 60 0 60 60 0 L D 1,2 0,0 1,2 45 0 45 20 25 L B 1,0 0,0 1,0 35 0 35 10 25 L D 12,30 0,00 12,30 470 0 470 150 320 - - Kapitel A 2.5 Stand Oktober 2016 TAB. E RECHTSKRÄFTIGE, ÜBERGELEITETE BEBAUUNGSPLÄNE Nr. E1 Planungs- Stadtteil/ Bezeichnung, Fläche (in ha) raum Nutzungsart Gesamt Jena-Süd/ BBP "Südwestliche West/Zentrum 16,0 Vorstadt 2. Teil" Bebaut 14,3 Frei 1,8 Zahl der WE Freie WE für Zeit- Markt- Geplant KH raum segment 295 Realisiert Frei 230 65 MFH 13 52 L A Verfahrensstand Bemerkungen Lückenschließungen Überleitungsbeschluss v. 12.06.1991, Rechtskraft seit 28.10.1991, [Erfassung ohne Teilfläche "Friedensbergterrassen" (siehe Tab. A)]; E2 West/Zentrum Jena-Süd/ BBP "Galgenberg westlicher Teil" Der übergeleitete Bebauungsplan "Galgenberg westlicher Teil" wird im nördlichen 4,4 3,4 1,0 58 36 22 12 10 k B Teil durch VBB "Friedensbergterrassen" ersetzt; Im restlichen Bereich des übergeleiteten Bebauungsplanes sind die Bebauung einer Teilfläche an der Friedrich-Schelling-Straße (KH und MFH) und im östlichen Teil einzelne Lückenschließungen (zum Teil unerschlossen) möglich. Jena-Ost/ BBP "Steinborn" E3 Ost (östl. des Steingrabens bis Liebknecht-Str, bis Überleitungsbeschluss v. 12.06.1991, Rechtskraft seit 28.10.1991, 14,7 12,0 2,7 146 64 82 31 51 L B Jena-Ost/ BBP "Gänseberg" E4 Ost (westl. Steingraben bis Fuchsturmweg / Wilhelm-Pitt- Überleitungsbeschluss v. 12.06.1991, Rechtskraft seit 28.10.1991, 9,0 6,8 2,2 95 73 22 22 0 L D Weg) Ost "Hausbergviertel" (Fuchsturmweg bis Fr.-Engels- Gartenentwicklungskonzept vom 11.09.2013 eine Intensivierung der Überleitungsbeschluss v. 12.06.1991,Rechtskraft seit 28.10.1991, Der übergeleitete Bebauungsplan wurde in nördlichen Teilbereichen mittels 24,4 19,6 4,8 416 311 105 86 19 k B gesondertem Planverfahren geändert. Im restlichen Bereich des übergeleiteten Bebauungsplanes sind einzelne Lückenschließungen mit kleinteiliger Bebauung Str.) Summe Teilweise ohne Erschließung; für die südlichen Bereiche wird im Gartennutzung vorgesehen. Jena-Ost/ BBP E5 Neben einzelnen Lückenschließungen stellen insbesondere unerschlossene Flächen westlich des Ostfriedhofes ein Wohnbaupotenzial dar. Lerchenstieg) möglich. 68,45 56,08 12,37 1.010 714 296 164 132 - - - MENSCHEN MIT SPEZIELLEN WOHNBEDÜRFNISSEN In diesem Kapitel werden, anders als bei den in · · · · den Kapiteln 2.1 bis 2.4 ausgeführten Marktsegmenten, deutlich kleinere Nachfragegruppen beschrieben, die spezielle Bedürfnisse oder besondere Probleme beim Marktzugang haben. Menschen mit Behinderungen KAPITEL 2.6 2.6 Wohnungslose Menschen mit Migrationshintergrund Flüchtlinge Diese Anforderungen können nur bedingt auf dem freien Wohnungsmarkt erfüllt werden, sodass entsprechende Einrichtungen mit ausreichender Zahl an Wohnungen bzw. Wohnplätzen bereitgestellt werden sollten. Folgende Gruppen werden näher betrachtet: 2.6.1 MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN Als Folge der steigenden Lebenserwartung Ende 2007 lebten in Jena insgesamt 10.221 nimmt der Anteil von Menschen mit Behinde- Menschen mit einer Behinderung. 1 Der Anteil rung – insbesondere der Anteil älterer behin- der Behinderten an der Bevölkerung entsprach derter Menschen – zu. Mit zunehmendem Alter mit 10 % dem Bundesdurchschnitt. Dabei waren steigt oftmals auch der Grad der Behinderung zwei Drittel aller Menschen mit Behinderung bzw. kommen weitere altersbedingte Krankhei- über 60 Jahre alt, mehr als die Hälfte der Behin- ten und Mobilitätseinschränkungen hinzu. derten war 65 Jahre und älter. Einige Nachfragegruppen haben spezielle Bedürfnisse oder besondere Probleme beim · Migranten: Ihre Zahl ist gegenüber 2011 um 25 % gestiegen, was vor allem auf dem Zuzug von Ausländern beruht. · Flüchtlinge: seit 2010 sind 1.995 Flüchtlinge nach Jena gekommen, die zuerst in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht wurden und mit Anerkennung zunehmend auf den freien Wohnungsmarkt kommen. Marktzugang. Dazu gehören: · Menschen mit Behinderungen, deren Zahl insgesamt in den letzten Jahren wieder leicht angestiegen ist. Unter diesen nimmt vor allem die Anzahl der hochaltrigen Senioren sowohl absolut als auch relativ stark zu. · Wohnungslose sind Personen ohne festen Wohnsitz. Als Ergebnis der präventiven Maßnahmen der Stadtverwaltung ist in dieser Gruppe insbesondere die Zahl der Obdachlosen und der Zwangsräumungen zurückgegangen. Die Lücken in der Statistik zu diesen Nachfragegruppen erschweren eine genauere Abschätzung der aktuellen Wohnraumversorgung sowie der zukünftigen Bedarfsentwicklung. ___________________________________________________ ___________________________________________ 1 Fachhochschule Jena, 2009: Sozialbericht der Stadt Jena 2002-2007. Zu den Menschen mit Behinderung in sgesamt gibt es in Jena keine Statistik. Im Rahmen der oben genannten Studie erfolgte eine Berechnung auf Grundlage der statistischen Daten. Von dem Thüringer Landesamt für Statistik liegt lediglich eine Schwerbehindertenstatistik auf der Ebene der Kreise und kreisfreien Städte vor, die in den Quartalsberichten der Stadt Jena übernommen wird. Die Erhebung erfolgt alle 2 Jahre: ERGEBNIS ERSCHWERTER MARKTZUGANG UND STEIGENDE NACHFRAGE Kapitel A 2.6 Seite 2 von 13 Stand Juli 2016 Ende 2014 waren 8.530 Menschen in Jena nungen mindestens eines Geschosses barriere- schwerbehindert, hierunter 7.570 mit gültigem frei erreichbar sein. Ausweis und 960 ohne gültigen Ausweis. Somit 2 sind ungefähr. 8,1 % der Gesamtbevölkerung Eine Quantifizierung des behindertengerech- Jenas schwerbehindert. Die Zahl der Schwerbe- ten Wohnungsangebots ist über die stationä- hinderten (Ausweise) stieg noch bis 2003 konti- ren Einrichtungen hinaus nicht möglich. Auch nuierlich auf rd. 8.000 an, war danach bis 2009 gibt es keine Statistiken über die Inanspruch- (7.300) rückläufig. In den letzten Jahren ist wie- nahme der einzelnen Wohnformen durch die der ein leichter Anstieg zu beobachten. Nicht Behinderten insgesamt. 3 alle Schwerbehinderten sind jedoch so eingeschränkt, dass sie einen besonderen Wohnraum Es gibt lediglich Daten zu Anträgen auf Einglie- benötigen. derungshilfen innerhalb und außerhalb von Einrichtungen nach SGB XII.4 Diese verdeutli- Senioren (ab 60 Jahre) machen 69 % der chen, dass 2006 insgesamt 108 Leistungsbe- Schwerbehinderten aus. Zwischen 2007 und rechtigte im betreuten Wohnen, weitere 227 im 2014 hat sich die Zahl der Schwerbehinderten stationären Wohnen lebten. Von den stationär über 60 Jahre von 4.810 auf 5.157 Personen um betreuten Leistungsberechtigten war aber nur 7,2 % erhöht. ein Drittel in Jena untergebracht. Da zukünftig der Anteil der Hochaltrigen deut- Aus Sicht des Behindertenbeauftragten der lich zunehmen wird, ist auch von einer wach- Stadt Jena haben Bürger mit Mobilitätsein- senden Zahl Behinderter auszugehen, da unter schränkungen auch weiterhin bei der Suche ihnen die Quote überdurchschnittlich hoch ist. nach geeignetem Wohnraum nicht die gleichen Chancen und Wahlmöglichkeiten, wie andere Die Lebensqualität und Mobilität von Menschen Bürger. Sie müssen neben der Finanzierbarkeit mit Behinderungen ist, ähnlich wie bei Senioren, auch – entsprechend ihrer Mobilitätseinschrän- stark von den Wohnbedingungen sowie der kungen – die Zugangs- und Nutzungsbedingun- Wohnumfeldgestaltung und der infrastrukturel- gen der Wohnung und des Wohnumfeldes be- len Ausstattung abhängig. Das Spektrum der achten. möglichen Wohnformen reicht von behindertengerecht angepassten Einzelwohnungen über Als Ergebnis der Analysen lässt sich zunächst Wohngemeinschaften bis hin zu betreutem feststellen, dass in diesem sehr kleinen Markt- Wohnen und stationären Einrichtungen. Dabei segment zukünftig leichte Verschiebungen der ist auch hier ein Wandel zu beobachten, indem Nachfrage nach behindertengerechtem Wohnen sich die Nachfrage immer mehr den ambulant von den jüngeren zu den älteren Altersgruppen betreuten Wohnmöglichkeiten zuwendet. zu erwarten sind. Die vorliegenden Daten sind jedoch nicht ausreichend, um die aktuelle Mit der 2014 erfolgten Neufassung der Thürin- Wohnraumversorgung der Menschen mit Behin- ger Bauordnung (ThürBO) müssen in neuen Ge- derungen bzw. den zukünftigen Bedarf in die- bäuden mit mehr als zwei Wohnungen die Woh- sem Segment abschließend beurteilen zu können. ___________________________________________________ ___________________________________________ 2 3 4 Dezernat für Familie, Bildung und Soziales, Fachdienst Soziales: SGB IX Bestandsstatistik. S. Quartalsbericht I/2014 der Statistikstelle Jena nach TLS-Statistik. Hierbei werden nur die Schwerbehindertenausweise. berücksichtigt S. Fachhochschule Jena, 2009: Sozialbericht der Stadt Jena 2002-2007 (aktuellere Zahlen liegen nicht v or). Leistungsberechtigt sind Menschen, die wesentlich in ihrer Fähigkeit an der Gesellschaft teilzuhaben beeinträchtigt bzw. von einer solchen Beeinträchtigung bedroht sind. Der Anspruch besteht nur dann, wenn und solange die Aussicht besteht, mit den Eingliederungshilfeleistungen die Rehabilitations- bzw. Eingliederungsziele zu erreichen. Kapitel A 2.6 2.6.2 Seite 3 von 13 Stand Juli 2016 WOHNUNGSLOSE Wohnungslose sind Einzelpersonen oder Fami- Übergangswohnheim Theobald-Renner-Straße lien ohne eigene mietrechtlich abgesicherte zurückzuführen. Dieses wird hauptsächlich für Wohnung, die die Aufnahme von Familien in Notlagen oder · nicht-institutionell (z. B. bei Freunden und Bekannten) oder · institutionell (z. B. in einem Heim oder einer Notunterkunft) untergebracht sind oder · ganz ohne Unterkunft „auf der Straße" leben. von Zwangsräumung betroffenen Familien vorgehalten. Der rückläufige Bedarf kann als Ergebnis der vorbeugenden Arbeit der Arbeitsgruppe „Vermeidung von Obdachlosigkeit" gesehen werden, an der der FD Soziales, der FD Jugendhilfe, jenarbeit und jenawohnen beteiligt sind. 6 Durch eine schnelle Vermittlung einer neuen Von Wohnungslosigkeit bedroht sind Einzelper- Wohnung konnte häufig die Verweildauer der sonen oder Familien, die unmittelbar vor dem Familien mit Kindern deutlich reduziert werden. Verlust ihrer Wohnung stehen, zum Beispieldurch Kündigung, Räumungsklage, Zwangsräu- Ende 2014 wurden in Jena 213 Personen ohne mung oder sonstige Umstände. Nach wie vor festen Wohnsitz registriert. Rd. 10 % davon sind auch häusliche Konflikte, Ausübung von fa- sind 18 bis 27 Jahre alt. Dabei kann es sich, ähn- miliärer Gewalt, Scheidung und Auszug aus der lich wie bei den Nebenwohnsitzlern, teilweise elterlichen Wohnung entscheidende Auslöser auch um Nichtabmeldungen („Karteileichen") für die Wohnungsverluste, die zudem meist mit handeln. einer zunehmenden Verarmung der Betroffenen einhergehen. Zwangsräumung als Folge von aufgelaufenen Mietschulden ist der wichtigste formale Grund Eine genaue Erfassung der Obdachlosen ist nur für den Wohnungsverlust. 2012 wurden in Jena bedingt möglich, da es sich teilweise um Durch- 40 Zwangsräumungen durchgeführt. Davon be- reisende und teilweise um Menschen, die sich troffen waren 52 Personen. 7 Die Zahl der dauerhaft in Jena aufhalten, handelt. Nach An- Zwangsräumungen ist gegenüber 2005 (69 gaben des zuständigen Fachbereiches wurden Zwangsräumungen; 91 Personen)8 deutlich zu- im Übergangswohnheim für Obdachlose und rückgegangen. Im Jahr 2013 war die Stadt Jena Nichtsesshafte sowie in den Notunterkünften nicht in die Zwangsräumungen involviert. der Stadt 2013 insgesamt 1.256 Übernachtungen registriert. Im Durchschnitt nutzten ca. Insgesamt ist, insbesondere in den letzten zehn Personen im Monat das Angebot, in den fünf Jahren, in diesem Bereich eine deutliche Wintermonaten waren es ca. 20-45 Personen. Verbesserung der Situation festzustellen. Durch 2005 waren es noch 6.475 Übernachtungen die präventiven Maßnahmen der Stadtverwal- und 88 Personen. Die Übergangswohnheime tung ist es gelungen, das Problem der Entste- verfügen über eine Kapazität von 45 Plätzen hung und Behebung von Wohnungslosigkeit in und werden im Durchschnitt zu 25 %, im Winter Jena in den Griff zu bekommen. Nach Angaben teilweise zu 100 % ausgelastet. des zuständigen Fachbereiches sind die vorhan- 5 denen Kapazitäten in Übergangswohnheimen Diese deutliche Abnahme ist auf die rückläufige trotz derzeit geringer Auslastung zukünftig nicht Inanspruchnahme der Kapazitäten in dem gefährdet. ___________________________________________________ ___________________________________________ 5 6 7 8 Nach Angaben des zuständigen Fachbereiches liegen keine aktuellen Zahlen. S. Fachhochschule Jena, 2009: Sozialbericht der Stadt Jena 2002-2007. Aktuelle Zahlen liegen nicht vor. S. Fachhochschule Jena, 2009: Sozialbericht der Stadt Jena 2002-2007. Kapitel A 2.6 2.6.3 Seite 4 von 13 Stand Juli 2016 MENSCHEN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND Betrug 2011 der Anteil der Migranten an der höht. 2015 sind dann zusätzlich mehr Flücht- Gesamtbevölkerung 8,3 %, so erhöhte sich die- linge hinzugekommen ( siehe ausführlich Kapitel A. ser bis Ende 2015 in Jena auf 11,3 %, was 2.6.4 ) rd. 12.100 Migranten entspricht. Weitere rd. 2.200 Personen werden als AusDavon ist mit rd. 8.000 Personen der größte Teil siedler bezeichnet. Die Zahl der Aussiedler war der Migranten dem Status Ausländer zuzuord- lange mehr oder weniger konstant geblieben, ist nen. Die Zahl der Ausländer steigt kontinuierlich 2015 aber um 15 % zurückgegangen. an und ist somit für die Zunahme der Migranten insgesamt verantwortlich. Zwischen 2011-2014 Auch die Zahl der Eingebürgerten nimmt wei- hat sich die Zahl der Ausländer um fast 40 % er- ter zu, allein seit 2011 sind es 18 % mehr geworden. 20 1 5 20 1 3 20 1 2 20 1 4 MIGRANTEN IN JENA 20 1 1 ABB. 1 Ausländer 4.653 4,5% 5.119 4,9% 5.766 5,5% 6.415 6,1% 8.008 7,5% Aussiedler 2.504 2,4% 2.490 2,4% 2.483 2,4% 2.607 2,5% 2.198 2,1% Einbürgerungen 1.516 1,5% 1.605 1,5% 1.691 1,6% 1.784 1,7% 1.899 1,8% Gesamtzahl 8.673 8,3% 9.214 8,8% 9.940 9,4% 10.806 10,2% 10.806 11,3% Quelle: Statistikstelle Stadt Jena, Bearbeitung: TIMOUROU Die Begriffe „Menschen mit Migrations- Seitens der Statistikstelle Jena wird daher ein hintergrund" oder „Migranten" stehen für Per- statistisches Verfahren angewendet, bei dem sonen ohne deutsche Staatsangehörigkeit anhand der Daten aus dem Einwohnermeldere- (Ausländer), Aussiedler, eingebürgerte Deutsche gister, unter anderem der Angaben zum Her- oder Deutsche mit ausländischen Eltern. kunftsort oder zu Familienkonstellationen, eine Zahl der Migranten abgeleitet bzw. geschätzt Nicht zuletzt auch aufgrund der schwierigen werden kann. Seit dem Jahr 2012 wird hierfür Abgrenzung des Migrantenbegriffes sind hier ein neues Statistik-Programm („MigraPro") mit somit lediglich Annäherungswerte möglich. einer überarbeiteten Erhebungsmethodik verwendet, das auch rückwirkend für die Jahre Migranten werden als solche statistisch nicht 2010 und 2011 angewendet wurde. Dadurch erfasst. Auch gibt es kein einheitliches Merkmal, weist die Jenaer Migrantenstatistik nun deutlich anhand dessen eine genaue Anzahl der Migran- höhere Werte als in der Zeit vor 2011 auf. ten abgeleitet werden könnte. INFORMATION MIGRANTEN: BEGRIFF UND STATISTIK Kapitel A 2.6 Seite 5 von 13 Stand Juli 2015 Von den in Jena lebenden Ausländern (ohne dieren. Diese wohnen zum größten Teil in Stu- Flüchtlinge) stammen die meisten aus den Län- dentenwohnheimen, die sich hauptsächlich in dern Russland, Vietnam, Polen oder der Ukra- Lobeda befinden, weshalb hier auch ein höhe- ine. Von diesen entfällt wiederum ein großer rer Ausländeranteil als in den anderen Pla- Teil auf Studenten, die in Jena wohnen und stu- nungsräumen zu verzeichnen ist. ABB. 2 RÄUMLICHE VERTEILUNG DER MIGRANTEN IN JENA Datengrundlage: Statistikstelle Stadt Jena, Kartengrundlage: Stadt Jena; Darstellung und Berechnungen: TIMOUROU Aus diesem Grund, aber auch wegen des preis- Die Wohnraumversorgung der Menschen mit werten Wohnungsangebotes sowie Zusammen- Migrationshintergrund reicht je nach Lebenssi- gehörigkeitstendenzen befindet sich die Mehr- tuation von Gemeinschaftsunterkünften für heit der Ausländer, der Aussiedler, der Asylbe- Neuzuwanderer, über Sozialwohnungen und werber, anerkannter Flüchtlinge und der Gedul- preiswerte Wohnungen bis hin zur Versorgung deten in Jena im Planungsraum Lobeda. Damit auf dem freien Wohnungsmarkt, wobei ein lebten 2015 in Lobeda mehr als 38 % aller Mig- überwiegender Teil der Migranten zu den Nach- ranten in Jena, ihr Anteil an der Lobedaer Bevöl- fragern nach preiswertem Wohnraum gezählt kerung betrug damit 18 %. Allerdings ist Lobeda werden kann. der Anstieg in den letzten Jahren geringer ausgefallen als in den anderen Planungsräumen (siehe Abbildung 2 ). Kapitel A 2.6 Seite 6 von 13 Stand Juli 2015 Die Ergebnisse der im Rahmen der GdW-Studie Hinsichtlich der Wohnkonzepte stellen jedoch „Wohntrends 2030" durchgeführten bundeswei- Migranten laut dieser Studie relativ ähnliche An- ten Befragung haben bestätigt, dass auch bei sprüche an die Wohnungen wie die deutschen den Migranten hinsichtlich der Wohnungsnach- Haushalte. Ganz wesentlich ist auch die hohe frage die sozio-strukturelle und die ökonomi- Anpassung der Wohnwünsche an das vorhan- sche Dimension die zentrale Rolle spielen. Da- dene Angebot. Aus diesem Grund ist die Versor- bei verfügt bundesweit betrachtet fast die gung der Migranten auf dem freien Wohnungs- Hälfte der Migrantenhaushalte nur über eine markt möglich, auch wenn sich für sie der niedrige Kaufkraft, ihr durchschnittliches Ein- Marktzugang teilweise schwierig gestaltet. kommen liegt mehr als 300 € unter dem der Nicht-Migranten. 2.6.4 AKTUELLE SITUATION DER FLÜCHTLINGE AUF DEM JENAER WOHNUNGSMARKT HINTERGRÜNDE In jüngster Zeit ist die Zahl der Ausländer und weniger Personen aus dem Ausland zu, seitdem insbesondere die der Flüchtlinge in Deutsch- ist die Tendenz wieder stark steigend. Auch in land stark angestiegen. Nach Angaben des Bun- Jena nahm in den letzten Jahren die Anzahl der desamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Flüchtlinge zu. In der Zeit vom 01. Januar 2010 hat sich im Jahr 2015 die Zahl der Asylanträge bis zum 16. Februar 2016 wurden insgesamt mit 476.649 gegenüber dem Vorjahr mehr als 1.995 Flüchtlinge in Jena registriert, 9 fast zwei verdoppelt; im Januar und Februar 2016 haben Drittel davon kamen allein im Jahr 2015 in die bereits 120.642 Flüchtlinge einen Antrag ge- Stadt. Ein Teil von ihnen hat Jena wieder verlas- stellt. Hinzu kommen Flüchtlinge, die noch kei- sen, sodass zum Stichtag 16. Februar 2016 ins- nen Antrag stellen konnten. Damit wurde ein gesamt 1.733 Flüchtlinge in Jena gemeldet wa- vergleichbar hohes Niveau wie Anfang der ren. 1990er Jahre – der Zeit des Balkan-Krieges – erreicht. Zwischen 1995 und 2010 zogen deutlich ___________________________________________________ ___________________________________________ 9 Alle folgenden Daten basieren auf einer wissenschaftlichen Sonderauswertung der Statistikstelle der Stadt Jena. In den Jahren vor 2010 wurde in Jena keine nennenswerte Anzahl von F lüchtlingen registriert, weshalb in diesem Rahmen die vor 2010 zugezogenen Flüchtlinge nicht in die Auswertung mit einfließen . Kapitel A 2.6 Seite 7 von 13 Stand Juli 2015 DAS DEUTSCHE ASYLVERFAHREN setz 10, nach dem in Deutschland ankommende Flüchtlinge sich in Deutschland registrieren lassen müssen, um einen Asylantrag stellen zu können. Die Registrierung erfolgt entweder direkt an der Grenze oder in einer Aufnahmeeinrichtung. Nach der Registrierung werden die Flüchtlinge nach dem System der „Erstverteilung der Asylbegehrenden“ (EASY) und dem sogenannten „Königsteiner Schlüssel“ proportional auf die Bundesländer verteilt, erst dann stellen sie ihren Asylantrag bei einer Außenstelle des BAMF. 11 Nach der Antragsstellung in einer zentralen Erstaufnahmeeinrichtung werden die Flüchtlinge auf die einzelnen Kommunen nach länderspezifischen Vorgaben verteilt. 12 In der Regel sollen Asylantragssteller in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht werden, sobald sie einen Asylantrag gestellt haben oder nicht mehr zum Wohnen in einer Aufnahmeeinrichtung verpflichtet sind. Letztendlich entscheidet das BAMF über die Asylanträge. Insgesamt können Flüchtlinge entsprechend des aufenthaltsrechtlichen Status den folgenden Gruppen zugeordnet werden: sind Personen mit einer Asylgewährung im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention oder mit einer sonstigen humanitären Aufenthaltserlaubnis (siehe Abbildung 3 ).13 Zusammen mit der Ablehnung eines gestellten Asylantrags wird dem Ausländer schriftlich eine Abschiebungsandrohung zugestellt. In der Regel stellt das BAMF eine Abschiebungsanordnung zu, wenn der Ausländer in einem sicheren Herkunftsland oder in einen für die Durchführung des Asylverfahrens zuständigen Staat abgeschoben werden soll. Im Ergebnis wird in der Regel der Ausländer innerhalb einer festgelegten Frist nach der Bekanntgabe Deutschland verlassen müssen. Zwischen dem Erhalt des negativen Entscheids und der Ausreise vergeht somit Zeit. Ein Sonderfall stellt die Duldung dar. Aus unterschiedlichen – etwa völkerrechtlichen, humanitären oder gesundheitlichen – Gründen kann die Abschiebung vorübergehend ausgesetzt werden. In Abhängigkeit von den jeweiligen Gründen und Umständen erfolgt dann die Ausreise zu einem späteren Zeitpunkt, denn laut § 60a AufenthG bleibt die Ausreisepflicht unberührt. Bei einem positiven Entscheid des · Asylbewerber beziehungsweise Asylsuchende sind Personen, bei denen der Entscheid des Asylantrags noch aussteht, Asylantrags erhalten die Asylbewerber eine Auf- · Abgelehnte Asylbewerber sind Personen mit einem negativen Bescheid des Asylantrags, Fall zu Nachfragern auf dem Wohnungsmarkt · Flüchtlinge mit Aufenthaltsgenehmigung enthaltsgenehmigung und damit Freizügigkeit. Die ehemaligen Asylbewerber werden in diesem und können sich ihren zukünftigen Wohnort auswählen. ___________________________________________________ ___________________________________________ 10 11 12 13 Asylgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 27. Juli 1993 (BGBI. I S. 1970), zuletzt geändert durch Gesetz vom 11.03.2016 (BGBl. I S. 394). Aus diesem Verfahrensablauf resultiert eine Abweichung zwischen der Anzahl der Registrierten und der Anzahl der Asylantragsstellungen. In Thüringen gilt derzeit die Rechtverordnung § 2 Abs. 1 Thür-FlüVErtVO. Nach § 25/1, § 25/2 AufenthG beziehungsweise nach § 23/1, § 23/2, § 25/3, § 25/4 und § 25/5 AufenthG. INFORMATION Die Grundlage bildet das Asylverfahrensge- Kapitel A 2.6 Seite 8 von 13 Stand Juli 2015 INFORMATION ABB. 3 VEREINFACHTE DARSTELLUNG DES DEUTSCHEN ASYLVERFAHRENS Darstellung: TIMOUROU IN JENA GEMELDETE FLÜCHTLINGE Von den seit 2010 in Jena registrierten 1.995 sicheren Herkunftsland in Jena gemeldet. Aus Flüchtlinge stammen rund drei Viertel aus ei- den sicheren Herkunftsländern flüchten häufi- nem Kriegsgebiet, 14 zum größten Teil aus Sy- ger Familien als aus Kriegsgebieten: Zum einen rien. Darunter befinden sich vor allem junge kommen mit einem Anteil von rd. 40 % deutlich und männliche Personen: Ca. 60 % der Flücht- mehr Kinder und Jugendliche und es wandern linge sind unter 27 Jahre alt und rd. 70 % sind sowohl männliche als auch weibliche Personen männlich. In den letzten Jahren ist das Durch- zu. Zum anderen ist der Anteil an verheirateten schnittsalter gesunken; inzwischen kommen Erwachsenen deutlich höher. häufiger Kinder und Jugendliche aus den Kriegsgebieten. Ungefähr die Hälfte der erwachsenen Darüber hinaus ist mit einem Anteil von rd. 2 % Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten ist ledig. die dritte Gruppe von Flüchtlingen aus der Russischen Föderation zu nennen. Diese kamen zu Knapp ein Sechstel der Asylbewerber kommt einem Großteil 2013 und in den Jahren vor aus den sogenannten sicheren Herkunftslän- 2010 – aktuell sind es nur noch wenige Perso- dern.15 Nahm im Jahr 2015 die Anzahl dieser nen. Dabei handelt es sich vor allem um Frauen Personengruppe noch deutlich zu, so wurden und wesentlich häufiger um verheiratete Er- aufgrund veränderter politischer Rahmenbedin- wachsene. gungen 2016 bislang keine Personen aus einem ___________________________________________________ ___________________________________________ 14 15 Als Kriegs- beziehungsweise Krisengebiete werden derzeit insbesondere die Länder Syrien, Irak, Eritrea und Afghanistan behandelt. Laut Anlage II zu § 29a Asylgesetzes (AsylG 1992), vor dem 24. Oktober 2015 als Asylverfahrensgesetz bezeichnet, werden die folgenden Länder als sichere Herkunftsstaaten festgelegt: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Ghana, Kosovo, Mazedonien, ehemalige jugoslawische Republik, Montenegro, Senegal und Serbien. (Stand Fundstelle: BGBI. I 2015, 1725). Von den in Jena registrierten Flüchtlingen kam niemand aus Ghana oder Senegal. Kapitel A 2.6 Seite 9 von 13 Stand Juli 2015 ASYLBEWERBER IN JENA Zum Stichtag 16. Februar 2016 sind von den stellte 2015 den Asylantrag. seit Januar 2010 in Jena registrierten Flüchtlingen 1.022 mit dem Status Asylbewerber regis- Zum Stichtag war fast die Hälfte der Asylbewer- triert. Inzwischen ist knapp 1 % zurück ins Aus- ber in einer Gemeinschaftsunterkunft unterge- land gezogen, vorrangig in das Herkunftsland. bracht, etwas mehr als ein Drittel wohnte in ei- Weitere rd. 3 % sind in eine andere deutsche ner angemieteten Einzelunterkunft und rd. 17 % Gemeinde umgesiedelt, zum Teil wird es sich waren in einer Notunterkunft gemeldet. Perso- hierbei um Familienzusammenführungen ge- nen aus sicheren Herkunftsländern wohnen handelt haben. Letztlich ist der Großteil der häufiger in einer angemieteten Einzelunterkunft, Asylbewerber (insgesamt 979 Personen) noch in was einerseits mit der geringeren Personenzahl Jena gemeldet ( siehe Abbildung 4 ). Etwas mehr als und den dadurch günstigeren Unterbringungs- drei Viertel der Flüchtlinge mit ausstehendem möglichkeiten verbunden sein kann. Anderer- Entscheid sind aus einem Kriegsgebiet geflüch- seits könnte dies am teilweise früheren Einrei- tet; rd. 17 % kommen ursprünglich aus einem sedatum liegen. sicheren Herkunftsland. Der Großteil von ihnen ABB. 4 WANDERUNGSBEWEGUNGEN DER ASYLBEWERBER Darstellung und Berechnungen: TIMOUROU ABGELEHNTE ASYLBEWERBER IN JENA Seit 2010 wurden in Jena insgesamt 190 Asylbe- Flüchtlinge. Dem Anschein nach werden Asylan- werber abgelehnt. Der Großteil kam ursprüng- träge von jüngeren Personen (wahrscheinlich lich aus einem sicheren Herkunftsland, während vor allem von Kindern und Jugendlichen) in eini- Asylanträge von Personen aus einem Kriegsge- gen Fällen seltener abgelehnt. Gleichzeitig sind biet kaum abgelehnt wurden. Das Durch- ungefähr ein Drittel derer, die einen negativen schnittsalter der abgelehnten Asylbewerber lag Entscheid erhalten, Kinder und Jugendliche. Die- geringfügig über dem aller ankommenden ser Anteil ist auch deswegen hoch, weil mehr Kapitel A 2.6 Seite 10 von 13 Stand Juli 2015 Familien mit Kindern aus sicheren Herkunftslän- ten Einzelunterkunft und ein Drittel in einer Ge- dern flüchten und entsprechend der Gesamt- meinschaftsunterkunft, jeweils der Großteil aus schutzquote seltener einen positiven Entscheid einem sicheren Herkunftsland. Während die erhalten. Über die jeweiligen Umstände sowie Personen in den angemieteten Einzelunterkünf- Gründe der Ablehnung können in diesem Rah- ten vorrangig in Lobeda und Winzerla sowie zu men keine Aussagen getroffen werden. einem geringeren Teil in West wohnen, sind die Personen in den Gemeinschaftsunterkünften Von den insgesamt 190 Personen ist inzwischen entsprechend der Standorte der Unterkünfte ein Drittel direkt in das jeweilige Herkunftsland- vor allem in West untergebracht. Der Zeitpunkt, gezogen. Weitere rd. 20 % sind vor-erst in eine zu dem die Menschen ihren negativen Ent- andere deutsche Gemeinde gezogen und wer- scheid erhielten, ist nicht bekannt und gleichzei- den vermutlich anschließend in ihr Herkunfts- tig liegen keine Kenntnisse über die Anzahl land zurückkehren. Demzufolge ist fast die möglicher geduldeter Fälle vor.16 Im Ergebnis Hälfte der Personen mit negativem Entscheid kann nicht exakt quantifiziert werden, wie viele noch in Jena untergebracht ( siehe Abbildung 5 ). der 88 Personen kurz- oder mittelfristig ausrei- Davon wohnen zwei Drittel in einer angemiete- sen werden. ABB. 5 WANDERUNGSBEWEGUNGEN DER ABGELEHNTEN ASYLBEWERBER Darstellung und Berechnungen: TIMOUROU ANERKANNTE FLÜCHTLINGE IN JENA In Jena wurden seit 2010 die Asylanträge von mehrere, auch kombinierbare Optionen: Aner- insgesamt 783 Flüchtlingen anerkannt, davon kannte Flüchtlinge können innerhalb von Jena sind drei Viertel Erwachsene. Diese Personen- umziehen, sie können aus Jena wegziehen, wei- gruppe kann aufgrund ihres Aufenthaltsrechts tere können von außerhalb nach Jena zuziehen. und der damit verbundenen Freizügigkeit ihren Um die bewusste Wohnstandortwahl darstellen Wohnort selbst wählen. 17 Folglich ergeben sich zu können, werden im Folgenden nur die 593 ___________________________________________________ ___________________________________________ 16 17 Gemäß § 60a Aufenthaltsgesetz. Das Aufenthaltsrecht beziehungsweise Bleiberecht wird für eine begrenzte Zeit vergeben. Eine Aufenthaltserlaubnis gilt je nach Herkunft und entsprechenden Umständen entweder drei Jahre oder ein Jahr, in der Regel aber immer mindestens ein Jahr (vgl. BAMF: Ablauf eines Asylverfahrens, Stand Juli 2015). Kapitel A 2.6 Seite 11 von 13 Stand Juli 2015 erwachsenen Flüchtlinge betrachtet, weil in der takten beim Zuzug nach Lobeda stärker das An- Regel sie es sind, die die Umzugs- oder Bleibe- gebot an preiswerteren Wohnungen, während entscheidungen treffen. in West die urbanere Lebensweise eine größere Rolle gespielt haben könnte. Personen, die aus Nach Jena direkt zugezogen sind im besagten einer anderen deutschen Gemeinde kamen, zo- Zeitraum insgesamt 101 erwachsene Flüchtlinge gen geringfügig häufiger nach West, während ( siehe Abbildung 6 ). bei den aus dem Ausland zugezogenen Perso- Davon kam die Mehrheit aus einer anderen deutschen Gemeinde, während nen der Planungsraum Nord eine größere Zug- mehr als ein Drittel aus dem Ausland direkt kraft entwickelt hatte. nach Jena in eine private Wohnung zog. Unabhängig vom vorherigen Wohnstandort sind dies Insgesamt ist die Mobilität der Flüchtlinge hoch, im Wesentlichen Personen aus einem Kriegsge- was sich in der Vielfalt an weiteren Wande- biet; ungefähr die Hälfte davon ist im letzten rungsbewegungen zeigt. So wohnen nach ca. ei- Jahr nach Jena gezogen. Die direkt aus dem Aus- nem Jahr noch 48 Zugezogene in der erstge- land Zugezogenen sind geringfügig älter, häufi- wählten Wohnung, weitere 15 Personen sind ger verheiratet, außerdem ist der Frauenanteil noch in Jena gemeldet, zogen jedoch zwischen- mit fast 60 % deutlich höher als der Durch- zeitlich in Jena um, weitere 15 Personen siedel- schnitt. Wahrscheinlich handelt es sich hier häu- ten in eine andere deutsche Gemeinde um. Im figer um einen Familiennachzug. Ergebnis stellte Jena für 16 Personen eine Zwischenstation dar – im Durchschnitt für et-was Im Gegensatz dazu spiegeln die Zuzüge von mehr als ein Jahr. Diese Dynamik ist bei Migrati- Flüchtlingen aus einer anderen deutschen Ge- onsbewegungen nicht ungewöhnlich. meinde die Binnenwanderung von anerkannten Flüchtlingen in Deutschland wider. Es sind im Im Weiteren entschieden sich 495 erwachsene Wesentlichen Personen aus dem regionalen anerkannte Flüchtlinge (vorerst) in Jena zu blei- Umland, die nach Jena gezogen sind, denn allein ben; sie kommen fast alle ursprünglich aus ei- rd. 62. % der Zugezogenen kamen aus Thürin- nem Kriegsgebiet. Jedoch leben nur rd. 30 % gen. Vermutlich lässt sich diese Zuwanderung von ihnen in einer privaten Wohnung, die übri- auf die Bedeutung Jenas als regionales Zentrum gen verharren noch in verschiedenen Unter- zurückführen. Überregional ist die Bedeutung künften. Abbildung 4 verdeutlicht die räumli- der Stadt jedoch gering, da weniger Personen chen Schwerpunkte der privaten Wohnorte der aus anderen und weiter entfernteren Bundes- Flüchtlinge (ohne Unterkünfte). Die größte Be- ländern zuziehen. deutung als privater Wohnstandort hat Lobeda, gefolgt von Winzerla – die beiden Planungs- Von allen 101 zugezogenen Personen mit Auf- räume weisen die größten Anteile an preiswer- enthaltsgenehmigung ist ungefähr die Hälfte ten Wohnungen auf. Das leuchtet ein, da die an- nach Lobeda und West gezogen. Beide Pla- erkannten Asylbewerber zum ganz überwiegen- nungsräume unterscheiden sich stark voneinan- den Teil SGB II-Empfänger und damit auf die der, sodass gleiches auch für die Motive der Übernahme der Bedarfe für Unterkunft und Wohnstandortwahl angenommen werden kann: Heizung (KdU) angewiesen sind. Deswegen kom- Möglicherweise zählte neben den sozialen Kon- men nur Wohnungen in Frage, die der KdURichtlinie entsprechen. Kapitel A 2.6 Seite 12 von 13 Stand Juli 2015 ABB. 6 WANDERUNGSBEWEGUNGEN DER ANERKANNTEN FLÜCHTLINGE Darstellung und Berechnungen: TIMOUROU Eine weitere Option stellt der Wegzug dar. Aus Insgesamt hält sich die Anzahl der zugezogenen Jena sind seit Januar 2010 insgesamt 98 erwach- und die der weggezogenen anerkannten Flücht- sene und anerkannte Flüchtlinge wieder wegge- linge in Jena mit jeweils fast 100 Personen unge- zogen, was einem Anteil von 17 % der aner- fähr die Waage. Während beim Zuzug jedoch kannten erwachsenen Asylbewerber entspricht. eine enge Verflechtung mit dem regionalen Um- Auffällig ist dabei, dass mit einem Anteil von rd. land erkennbar ist, zogen die Personen sowohl 81 % männliche Personen eine wesentlich hö- ins Umland als auch in weiter entfernte Regio- here Mobilität aufzeigen als Frauen. Fast alle nen weg. Der Großteil der anerkannten Flücht- Personen sind in eine andere deutsche Ge- linge ist jedoch in Jena geblieben. Für ihre Kon- meinde gezogen, darunter sind 15 vorher nach zentration auf die Planungsräume Lobeda, Ost Jena zugezogene Personen. Die Wanderungen und West sind einerseits wohnungsmarktbe- zielten vorrangig auf die alten Bundesländer, dingte Entscheidungen (ins preiswertere Seg- wobei die wirtschaftlich stärkeren Bundesländer ment in Lobeda) und andererseits auch Präfe- wie Nordrhein-Westfalen und Baden-Württem- renzen im Hinblick auf soziale Netzwerke lei- berg häufiger gewählt wurden. Fast ein Viertel tend. Inwiefern diese innerstädtische Konzent- ist in den neuen Bundesländern geblieben, da- ration freiwillig ist oder von den Rahmenbedin- von blieb ungefähr die Hälfte in Thüringen. Wei- gungen erzwungen wurde, muss offen bleiben. tere vier Personen sind trotz Anerkennung in ihr Herkunftsland gezogen. Kapitel A 2.6 Seite 13 von 13 ABB. 7 WANDERUNGSBEWEGUNGEN DER ANERKANNTEN FLÜCHTLINGE Darstellung und Berechnungen: TIMOUROU Stand Juli 2015
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