Emma-Poel-Straße

Biographien von A bis Z
Emma-Poel-Straße
Altona-Nord, seit 2016, benannt nach Emma
Sophie Cäcilie Wilhelmine Poel (31.1.1811
Altona–3.12.1891), Gründerin sozialer Einrichtungen und für Altona bedeutsam, da sie 1832
den „Weiblichen Verein für Armen- und Krankenpflege in Altona“ gründete, auf den die spätere Gründung des Kinderkrankenhauses Altona zurückgeht; Mitbegründerin der Diakonie in
Deutschland
1835 gründete Emma Poel, die zeitlebens
unverheiratet blieb, den Weiblichen Verein für
Armen- und Krankenpflege in Altona, „nach dem
Vorbild der drei Jahre zuvor in Hamburg von
Amalie Sieveking gegründeten gleichnamigen
Einrichtung. Auf der Grundlage des christlichen
Glaubens sollte er vor allem zwei Ziele verfolgen: die Pflege von kranken und die Beschaffung von Arbeit für arbeitsfähige Arme. (…) Die
Mitglieder [des Vereins. Der Verein hatte ca. 20
Emma Poel war das elfte Kind des Herausgebers
Mitglieder] besuchten in der Regel wöchentlich
des Altonaischen Mercurius Piter Poel (siehe: Poel-
die von ihnen betreuten Familien. Den ersten
straße in Band 3: Männerstraßennamen) und sei-
Besuch absolvierte Emma Poel als Vorsitzende.
ner Ehefrau Friederike Elisabeth Büsch, Tochter
[So hielt es auch Amalie Sieveking in ihrem Ver-
des Professors Johann Georg Büsch in Hamburg.
ein.] in so genannten ‚Besuchsbüchern‘ wurden
Die Familie lebte ab 1812 in Teufelsbrück und von
alle wichtigen Informationen über die Familien,
1816 bis 1822 zusammen mit Caspar Voght in
ihre Probleme sowie die geplanten oder durch-
Flottbek (siehe: Caspar-Voght-Straße und Baron-Voght-
geführten Hilfsmaßnahmen, die vor allem in
Straße in Band 3 Männerstraßennamen).
der Krankenpflege und der Zuwendung von
„Begünstigt durch die enge Verbindung der
meist gespendeten Naturalien in Form von Nah-
Familien Poel und Sieveking trat [Emma Poel]
rungsmitteln, Kleidung und Brennmaterialien
früh in freundschaftlichen Kontakt zu Amalie
bestanden, dokumentiert. Bei den wöchentli-
Sieveking [siehe: Amalie-Sieveking-Weg], die ihr
chen Treffen des Hilfskomitees wurden alle Be-
für die eigenen Aktivitäten ein Vorbild wurde
treuungsmaßnahmen besprochen und weitere
und über die sie eine Biographie verfasste, die
Hilfsinitiativen beschlossen. (…) Obwohl Emma
1860 anonym veröffentlicht wurde. Geleitet war
Poel ihre Arbeit aus der christlichen Nächsten-
Emma Poel von dem Grundsatz, dass die ‚besser
liebe begründete und nur solche Frauen in den
gestellten Stände‘ für die Armen Verantwortung
Verein aufnahm, die sich ebenfalls darauf ver-
übernehmen müssten. 1851 veröffentlichte sie
pflichteten, lehnte sie eine Missionierung der be-
zunächst geheim angefertigte Nachschriften von
treuten Familien ab. Es sei wichtig, die Familien
Johann Wicherns [siehe: Wichernsweg und Wi-
kennen zu lernen und zu Wort kommen zu las-
chernsdgarten] Bibelstunden, deren Veröffentli-
sen und sich nicht über sie zu erheben, das ge-
chung dieser nur zögerlich zugestimmt hatte“,
biete ‚der Respekt vor dem Menschenrecht‘.
schreibt Bodo Schümann in einem Kurzportrait
Damit war sie modernen Ansätzen der Sozialar-
über Emma Poel.1
beit verpflichtet.“2
1) Bodo Schürmann über Emma
Poel, in: Franklin Kopitzsch, Dirk
Brietzke: Hamburgische Biografie.
Personenlexikon, Bd. 3. Göttingen
2006, S. 298.
2) Ebenda.
Biographien von A bis Z
1859 eröffnete sie ein Kinderhospital. Es
Emma Poels Weiblicher Verein für Armen-
hatte ab 1864 seine Adresse in der Blumenstraße
und Krankenpflege in Altona initiierte am 12. No-
90 und bot 30 Kindern einen Platz zur Behand-
vember 1866 die Versammlung zur Gründung
lung. „Da sich die Mitglieder des Gründungsko-
einer Diakonissenanstalt. Sie wurde am 28. De-
mitees nicht auf eine gemeinsame Konzeption
zember 1867 als Evangelisch-lutherische Diako-
und Organisation hatten einigen können, war es
nissenanstalt für Schleswig-Holstein zu Altona
1859 zu einer Aufteilung der Spendenmittel und
konstituiert. Ihr heutiger Name ist Ev.-Luth. Dia-
und zur gleichzeitigen Gründung eines zweiten
konissenanstalt Alten Eichen in Hamburg.
Kinderhospitals in der Großen Wilhelminenstra-
„Als 1874 die Diakonissen aus Dresden zu-
ße 11 gekommen, des Vorläufers des heutigen
rückgezogen wurden, traten an ihre Stelle solche
Altonaer Kinderkrankenhauses in der Bleicken-
aus der Altonaer Diakonissenanstalt. Auf Grund
allee. Die pflegerischen Arbeiten im Kinderhos-
wirtschaftlicher Schwierigkeiten und zuneh-
pital von Emma Poel wurden im Wesentlichen
mender organisatorischer Anforderungen gingen
3
von Diakonissen aus Dresden geleistet.“
1865 gründete Emma Poel ein Heim für Mäd-
die Einrichtungen von Emma Poel 1888 vollständig in der Altonaer Diakonissenanstalt auf.“4
chen mit 30 Plätzen in der Carolinenstraße 23.
Emma Poel
3) Ebenda.
4) Ebenda.
Abb.: © Ölportrait von Schneider