01.16 HEIMATGRÜN Das Magazin der GRÜNEN HAUPTSTADT EUROPAS – Essen 2017 Mitten in der Stadt MEIN GRÜNES ESSEN MEINE WEGE Mobilität von morgen MEINE FLÜSSE Flusslandschaft im Wandel MEINE ZUKUNFT Umweltbildung für Klein und Groß www.essengreen.capital 4 10 TITELSTORY MEIN GRÜNES ESSEN Wir begleiten Simone Raskob, Umwelt- und Baudezernentin der Stadt Essen, auf einer Tour Seite 04 durch das grüne Essen. MEINE WEGE MOBILITÄT VON MORGEN Die Grüne Hauptstadt Essen rückt 2017 den Umweltverbund mit dem ÖPNV sowie Rad fahrer und Fußgänger in das Zentrum ihrer Aktivitäten. Ein Programm, das bewegt. Seite 10 MEINE FLÜSSE FLUSSLANDSCHAFT IM WANDEL Die Flüsse Emscher und Ruhr prägen seit Jahrzehnten das Leben in Essen. Heute haben sich die Flusslandschaften zu NaherholungsgebieSeite 14 ten für die Bürger entwickelt. ÖFFENTLICHE FÖRDERER PROJEKTTRÄGER HAUPTSPONSOREN FOTO COVER JOCHEN TACK GÄRTNERN IN DER STADT Über 100 Kleingartenvereine, neue Gemeinschaftsgärten und 70 aktive Landwirtschaften, Hofläden und Direktvermarkter tragen zum Seite 16 grünen Stadtbild bei. FOTO HINTERGRUND RAINER SCHLAUTMANN MEIN EINKAUF 14 16 18 20 MEIN GRÜN Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen ARTENVIELFALT IN DER STADT Was wächst, lebt und gedeiht da eigentlich in unserer Stadt? Naturtage, Bienenprojekte, Feste und Aktionen bringen Bürgerinnen und Seite 18 Bürgern die Artenvielfalt näher. MEINE ZUKUNFT UMWELTBILDUNG FÜR KLEIN UND GROSS Vom Theaterstück für Kindergartenkinder über erlebnisorientierte Kurse für Schüler bis zu Kongressen für ein internationales FachpubliSeite 20 kum reichen die Angebote. EDITORIAL Seite 03 HIGHLIGHTS Seite 12 ESSAY Seite 22 IMPRESSUM Herausgeber Markt1 Verlagsgesellschaft mbH Markt 1 · 45127 Essen Fon +49 (0)201.1095-0 www.markt1-verlag.de [email protected] Chefredaktion Guido Schweiß-Gerwin Redaktion Heike Reinhold, Diana Ringelsiep FOTO JOCHEN TACK/STIFTUNG ZOLLVEREIN I N H A LT | E D I T O R I A L Grafik Sascha Michaelis Schlussgrafik Sigrid Herffs Anzeigen Bettina Walter Fon +49 (0)201.1095-100 [email protected] DIE VORFREUDE IST GROSS … und langsam wird es ernst: In zwei Monaten übergibt Karmenu Vella, der EU-Kommissar für Umwelt, im Rahmen der Eröffnungsfeier offiziell die Ernennungs-Urkunde zur Grünen Hauptstadt Europas – Essen 2017. Zum anschließenden Bürgerfest im Grugapark zwischen Haupteingang, Wald- und Margarethensee möchte ich Sie schon jetzt ganz herzlich einladen. Über das gesamte Jahr 2017 hinweg werden wir Sie unter dem Motto „Erlebe Dein Grünes Wunder“ zum Mitmachen bewegen. Essen ist die grünste Stadt in NRW und die drittgrünste Großstadt in Deutschland. Das wollen wir mit einer Vielzahl von Bürger- und Mitmachprojekten zeigen und erlebbar machen. Wenn ich sage: „Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern ihre Stadt Stück für Stück zurückgeben“, meine ich das ernst. Die Investitionen rund um die Grüne Hauptstadt sollen die Stadt noch lebenswerter machen – das Baden im Baldeneysee ist dabei nur ein Beispiel. Aber ein gutes, denn es bestätigt die verbesserte Wasserqualität. Viele weitere Umweltthemen stehen auf unserer Agenda. Meine Lieblingsfarbe ist ab jetzt „Heimatgrün“. Gerne möchte ich „Mein grünes Essen“ mit Ihnen teilen. VIEL SPASS BEIM LESEN. Druck Weiss-Druck GmbH & Co. KG Art-Direction Carsten Cimander, Stephanie Globert 01.2016 3 TITELSTORY ,,AUF GRUNDLAGE DES BORBECKER SCHLOSSPARKS BEGANN VOR ÜBER 300 JAHREN DIE ENTWICKLUNG DER GÄRTEN IN ESSEN“ S im one Raskob 4 01.2016 TITELSTORY MEIN GRÜNES Essen Ess en ist d ie g rü nste Stadt in Nordr hein-West falen und d i e d r i t tgrü nste in Deu tschland. Der Wandel der mit insgesamt 2 9 1 Zech en einst g rö ßten Bergbaustadt auf dem europäischen Ko nt ine nt zu r Grü n en Hau p tstadt Europas 20 17 beeindr uckt sehr. Wi r b egleiten Sim o n e Ras kob, Umwelt- und Baudezer nent in d er Stad t, au f ein er Tour durch das gr üne Essen. T E X T : G ui d o Schwei ß - Ger wi n FOTOS STEFAN FUNKE, CP/COMPARTNER N ur wenige Menschen verbinden Essen mit einem historischen Park, einem über die Region hinaus bedeutenden Landschaftsgarten und einem barocken Wasserschloss“, erklärt Simone Raskob. Wir stehen gemeinsam vor einem schmiedeeisernen Tor am Eingang des Schlossparks von Schloss Borbeck: Hier begann einst die grüne Entwicklung der Stadt Essen. Eine erste urkundliche Erwähnung eines Essener Damenstifts stammt aus dem 9. Jahrhundert. Seit dem 14. Jahrhundert regierten von hier die Fürstäbtissinnen das Umland. Das heutige barocke Wasserschloss stammt aus dem 18. Jahrhundert. „Der Schlosspark ist nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten entstanden und gilt als einer der ältesten Landschaftsparkanlagen an Rhein und Ruhr“, erzählt Simone Raskob weiter. „Auf Grundlage des Borbecker Schlossparks begann vor über 300 Jahren die Entwicklung der Gärten in Essen.“ Nach einem Planungs konzept aus dem Jahre 1979 ist Borbeck „ein Schloss für Bürgerinnen und Bürger“. Seit 1983 dient es nun der Essener Bürgerschaft als Kultur- und Begegnungsstätte. Mit uns besuchen an diesem Vormittag drei Hochzeitsgesellschaften das Schloss, das auch einem historischen Trauzimmer des Borbecker Standesamtes eine Heimat gibt. Herrliche Hochzeitsfotos entstehen im Schlosshof und im Park. In Weiß erleben die Paare vielleicht auch ein grünes Wunder. 01.2016 GRÜNE ACHSEN BELEBEN DAS STADTBILD Was Essen zu einer grünen Hauptstadt macht, sind ihre grünen Achsen zwischen der Ruhr im Süden und der Emscher im Norden. Diese Grünzüge gehen auf den Stadtplaner Robert Schmidt vom damaligen Siedlungsverband Ruhr kohlebezirk (SVR), dem heutigen Regionalverband Ruhr (RVR), zurück. 2020 wird der RVR 100 Jahre alt, Robert Schmidt war sein erster Verbandsdirektor. Er war zuvor planerisch bereits für die Gartenstadt-Siedlung Margarethenhöhe und auch für die Gartenstadt des Essener Moltkeviertels verantwortlich. Das Logo der grünen Hauptstadt zeichnet die raumbedeutenden grünen Achsen seiner Planungen nach. Einen solchen Grünzug hat die Stadt Essen im Zuge der Quartiersentwicklung beispielsweise im Universitätsviertel in der nördlichen Innenstadt revitalisiert. Wir gehen an den Wasserflächen des Sees entlang, der über das Regenwasser der Gebäude rundherum gespeist werden. Das Regenwasser fließt über Schilfinseln, die als natürlicher Filter dienen, in den See. Simone Raskob: „Wir sind eine Stadt, die keinen Fluss in ihrer Mitte hat. Deshalb haben wir mit dem See Wasser in die City geholt. Die Universität war durch einen Bahndamm bis vor einigen Jahren noch vom Zentrum abgetrennt. Durch den Rückbau entstand die Möglichkeit, eine neue Grünfläche mit Wasser zu entwickeln.“ Entstanden sind neben dem neuen Audimax der Universität etwa 450 Wohneinheiten und 2.000 Arbeitsplätze im Bürobereich. Der Niederfeldsee in Altendorf ist ein weiteres Beispiel für eine neue Wasserfläche in der Stadt, die über Niederschlagswasser gespeist wird. „Auch dort entstehen wunderbare neue Wohngebiete“, >> 5 TITELSTORY >> freut sich die Umweltdezernentin mit den Bewohnern dieser neuen Quartiere. Niederfeldsee und Universitätsviertel eint zudem die Lage am Radschnellweg RS1, der die beiden Grünflächen in wenigen Minuten mit dem Fahrrad erschließt. BÜRGER ZUM MITMACHEN BEWEGEN AM RUHRSTRAND BADEN Zu einer lebenswerten Stadt gehört auch die Nähe zu Freizeitangeboten speziell im Grünen. „Wir sind eine Stadt der kurzen Wege zwischen Arbeiten, Wohnen und Leben. >> ,,WIR WOLLEN, DASS VIELE BÜRGERINNEN UND BÜRGER MIT EIGENEN PROJEKTEN IHRE GRÜNE HAUPTSTADT ERLEBEN.“ S im one Raskob 6 FOTOS RUPERT OBERHÄUSER | STADT ESSEN, GRÜN UND GRUGA | STEFAN FUNKE, CP/COMPARTNER Neben den Bewohnern dieser Quartiere will Simone Raskob ebenso möglichst viele weitere Menschen für das grüne Essen begeistern. „Wir wollen, dass viele Bürgerinnen und Bürger mit eigenen Projekten ihre grüne Hauptstadt erleben.“ Bisher hat die Stadt insgesamt 115 Projekte bewilligt – von der Schnibbeldisko über Fotoausstellungen bis hin zu neu angelegten Gemeinschaftsgärten. Unter Einbindung der Umweltverbände unter der Dachmarke „Runder Umwelttisch Essen“, kurz RUTE, werden etwa 40 weitere Projekte realisiert. Mitmachen heißt es auch bei Kreativwettbewerben. „Wir haben flotte Sprüche für unsere Abfallkörbe gesucht. Wir haben tausende dieser Behälter in der Stadt. Wir hoffen, dass sie mit den Sprüchen besser genutzt werden“, so Raskob. Ein weiterer Kreativwettbewerb gemeinsam mit dem Museum Folkwang bindet namhafte D esigner und Kunststudenten ein. Eröffnung der entsprechenden Ausstellung ist am 19. Januar 2017. „Noch nie hatte eine Grüne Hauptstadt ein eigenes Plakat, das über einen internationalen und einen studentischen Wettbewerb initiiert und dann in einer Ausstellung präsentiert wurde“, erzählt Simone Raskob nicht ohne Stolz auf das Engagement der beteiligten Akteure. Auf Engagement baut die Umweltdezernentin auch bei der Suche nach Volunteers. „Es haben sich bereits Essenerinnen und Essener gemeldet, die den Gästen ihre grüne Stadt zeigen wollen.“ Auch einige RUHR.2010 Volunteers haben sich angeboten, weil man durch die Arbeit als Freiwilliger nicht nur viele neue Seiten seiner Stadt, sondern auch viele neue Menschen kennenlernt. Direkt in den Tagen nach der Eröffnung der Grünen Hauptstadt Europas am 21. Januar 2017 steht in der Kreuzeskirche die erste von sechs Diskussionsrunden an, die über das Jahr hinweg den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern und den Austausch zu den grünen Themen kontinuierlich begleiten sollen. ZU DEN GRÜNZÜGEN DER STADT GEHÖRT AUCH DAS WASSER. Im Universitätsviertel in der nördlichen Innenstadt (oben) und am Baldeneysee (unten). 7 TITELSTORY WIE EIN KLEINER URLAUB AM MEER wirkt ein Nachmittag am Seaside Beach. 2017 wird man hier auch wieder in der Ruhr baden können, verspricht Simone Raskob. Am Baldeneysee hat die Umweltdezernentin auch ihren Lieblingsort gefunden: „Mein grünes Essen ist die Aussicht vom Schellenberger Wald auf den See. Da zeigt sich die Topografie der Stadt, der Ausblick über die landwirtschaftlichen Flächen. Das finde ich sehr faszinierend.“ Ebenso begeistert ist sie aber auch vom „Krupp-Park, vom Niederfeldsee, vom Universitätsviertel und natürlich von unserer Gruga, dem emotionalen Herz der Essener Bürgerinnen und Bürger.“ Mehr Grün geht nicht. 8 GRÜNE HAUPTSTADT EUROPAS ESSEN ALS VORBILD Mit dem Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ wird eine europäische Stadt ausgezeichnet, die nachweislich hohe Umweltstandards erreicht hat und fortlaufend ehrgeizige Ziele für die weitere Verbesserung des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung verfolgt. Mit Essen hat erstmalig in der Geschichte der Green Capital eine Stadt der Montanindustrie den Titel gewonnen. Die erfolgreiche Transformationsgeschichte einer Kohle- und Stahlstadt zur grünsten Stadt in Nordrhein-Westfalen ist Vorbild für viele Städte Europas im Strukturwandel. In der Begründung wurde die Vorbildrolle der Stadt Essen für viele Städte in Europa im Strukturwandel, aber auch die Rolle der Stadt Essen innerhalb der Metropole Ruhr hervorgehoben. Die Vision: E ssen will eine noch sozialere, klimafreundlichere, kohlenstoffärmere und lebenswertere Stadt mit hoher Lebensqualität werden. www.essengreen.capital 01.2016 FOTOS STEFAN FUNKE, CP/COMPARTNER >> Aufgrund unserer Radwege-Infrastruktur gelangt man in weniger als einer halben Stunde von der Innenstadt ins Ruhrtal oder an die Emscher“, erklärt Simone Raskob. Wir stehen jetzt am Ufer des Baldeneysees am Seaside Beach. Ein Jugendlicher im Kanu paddelt freudig lächelnd im See. Direkt vor uns ragt ein Schild mit der Aufschrift „Baden verboten“ in den blauen Himmel. Bisher ist es den Enten und Gänsen vorbehalten, die gute Wasserqualität des Sees zu prüfen. Das ist bald Geschichte. „Nach Jahrzehnten des Verbots wird genau dort, wo das Verbotsschild steht, ein Steg zum Baden ins Wasser führen. Wir berücksichtigen die strengen Anforderungen der europäischen Badewasserrichtlinie. Die Ruhr steht für den Beginn der Industrialisierung im Essener Süden. Heute gewinnen wir hier unser Trinkwasser, können gleichzeitig darin baden und einen Olympiastützpunkt am Baldeneysee bieten“, schwärmt sie von den neuen Möglichkeiten am Wasser. Zwei Flussbadestellen in Steele und Werden sind darüber hinaus geplant. EMSCHERGENOSSENSCHAFT · Kronprinzenstraße 24 · 45128 Essen MEINE WEGE MOBILITÄT von morgen Die Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017 rückt den U mweltverbund mit dem ÖPNV sowie Radfahrer und Fußgänger in das Zentrum ihrer Aktivitäten. Sie setzt sich für eine Diskussion über Strategien und für die Entwicklung von Maßnahmen für eine nachhaltige Mobilität ein und begeistert 2017 mit einem abwechslungsreichen Programm, das bewegt. T EXT : Hei ke Rei nh old MOBIL MIT DEM ÖPNV Der öffentliche Personennahverkehr wird eine wichtige Rolle in den Aktivitäten der Grünen Hauptstadt spielen. „Um die Ziele für den Modal-Split zu erreichen, wäre eine Ausweitung des Leistungsangebotes notwendig“, sagt Jochen Hensel. Die Attrakti vität des örtlichen Nahverkehrs soll 2017 eine Kombination aus WelcomeCard und Grüne-Hauptstadt-Ticket unter Beweis stellen. Vielversprechend klingt auch das geplante Grüne-Hauptstadt-Schnupperabo, das für einen begrenzten Zeitraum auch Zugang zu Car- und Bike-Sharing-Angeboten ge- 10 währen soll. In der Vernetzung unterschiedlicher Verkehrsmittel sieht Jochen Hensel insgesamt das größte Entwicklungspotenzial. Ein zentrales In strument zur Förderung des Umweltverbundes sollen in Essen künftig Mobilstationen sein, an denen Bürgerinnen und Bürger die Wahl zwischen S-Bahn, Bus, Straßenbahn, Taxi, Car-Sharing- und Bike-Sharing-Angeboten haben. Ziel ist es, in 2017 erste Stationen am Steeler S-Bahnhof und am Landgericht zu eröffnen. DAS RAD ALS VERKEHRSMITTEL IM ALLTAG Auch der Radverkehr ist ein zentrales Thema der Grünen Hauptstadt. „Wir wollen zeigen, dass das Fahrrad auch als Verkehrsmittel für den Alltag geeignet ist“, erklärt Jochen Hensel und verweist auf den Radschnellweg RS1, der schon heute von vielen Berufstätigen zwischen Essen und Mülheim an der Ruhr genutzt wird. Mit einer Reihe von Aktionen und Events, die zum Teil bereits etabliert sind, will er gemeinsam mit Partnern wie der Klimaagentur, dem Radverkehrsbeauftragten oder Fahrradinitiativen und -verbänden die Menschen in Essen zum Umstieg aufs Fahrrad motivieren. Die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ beispielsweise schafft in den Monaten Mai bis August Anreize für die Radnutzung im Alltag. Auch beim Stadtradeln zählen die zurückgelegten Kilometer, wenn es darum geht, tolle Preise zu gewinnen. Der Raderlebnistag der EMG im Juni auf dem Kennedyplatz bietet Informationen für Radler und zeigt neueste Trends rund um das Zweirad. Aktionen, bei denen alternative Antriebe wie beispielsweise E-Bikes vorgestellt werden, sind 01.2016 FOTOS RUPERT OBERHÄUSER | JOHANNES KASSENBERG I n ihrer Bewerbung um den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ formuliert die Stadt Essen das Ziel, bis zum Jahr 2035 einen Modal-Split von 25 Prozent über alle Verkehrsträger (ÖPNV, Auto, Fahrrad, Fußverkehr) zu erreichen. Als Modal-Split wird in der Verkehrsstatistik die Verteilung des Trans portaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel bezeichnet. „Dazu müsste ein Perspektivenwechsel in der Essener Verkehrspolitik eingeleitet werden, an dem auch alle dafür wichtigen Akteure beteiligt sind“, betont Jochen Hensel, Projektmanager Mobilität beim Projektbüro der Grünen Hauptstadt. Zur Förderung der nachhaltigen Mobilität bietet die Grüne Hauptstadt 2017 ein Programm mit vielen Aktionen, Veranstaltungen und Kongressen. Gleichzeitig strebt sie eine Entwicklung der strukturellen Rahmenbedingungen an, die die Mobilität über das Jahr 2017 hinaus positiv beeinflussen. Dabei geht es unter anderem um den Ausbau der Infrastruktur, um neue Mobilitätskonzepte und die Förderung des Umweltverbundes. TIPP DER GREENAPES FAHR BAHN STATT AUTO. greenapes.com Damit wird der CO2 -Ausstoß um die Hälfte gesenkt und du kannst ganz nebenbei noch nette Leute kennenlernen. SCHNIPSELJAGD NATURLINIE 105 ebenfalls geplant. Und bei der Fahrrad-Sternfahrt am 23. September zum UNESCO-Welterbe Zollverein steht das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund. GRÜN IN DER STADT. Der Krupp-Park. SPANNENDE SPAZIERGÄNGE DURCH ESSEN Die Förderung der Fußgänger innerhalb der Stadt ist ein weiteres Ziel der Grünen Hauptstadt. „Wir wollen mit der Klimaagentur und weiteren Partnern Modellprojekte durchführen, mit denen das Bewusstsein für die Belange der Fußgänger erhöht wird“, so der Projektmanager Mobilität. Die bereits heute wöchentlich in 34 Essener Stadtteilen stattfindenden Spaziergänge mit dem schönen Namen „Willst du mit mir geh’n?“ steuern auf einigen ihrer speziellen Routen auch Orte der Grünen Hauptstadt an. Während sich diese Spaziergänge vor allem an Senioren wenden, wird der „Schulweg-Check“ 2017 ganz gezielt die Mobilität von Kindern und Jugendlichen in den Blick nehmen. DIE ATTRAKTIVITÄT des örtlichen Nahverkehrs soll 2017 das Grüne- Die Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017 lädt im kommenden Jahr zu erlebnisreichen Entdeckungstouren entlang der NaturLinie 105 ein. Zwischen April und Oktober können im Rahmen von Schnipseljagden „Grüne Orte“ zwischen der Emscherzone und dem Essener Ruhrtal entdeckt, bespielt und begangen werden. Jeder dieser „Grünen Orte“ bietet einen Parcours mit jeweils etwa acht Stationen. Mit Hilfe unterschiedlicher Routen bewegen sich die Teilnehmer der Schnipseljagd entweder mit dem Fahrrad oder der Straßenbahn (NaturLinie 105) mit Hinweisen und Rätseln von einer Station zur nächsten. Jeder Ort wird dabei auf unterschiedlichste Art und Weise historisch kurz erläutert. An den Stationen warten zudem spannende Spiele, knifflige Rätsel und kleinere Aufgaben, die es zu lösen und absolvieren gilt. Jeder vollständige Schnipselpass mit allen acht Stationen eines Parcours nimmt im Oktober an einer großen Verlosung teil. Hauptstadt-Ticket zeigen. Im Bild die www.naturlinie105.de Straßenbahn NaturLinie 105. 11 HIGHLIGHTS EIN JAHR VOLLER HÖHEPUNKTE AB FRÜHJAHR 2017 ESSENER AUSSICHTEN Essen verfügt über jede Menge Grün, doch das ist nicht jedem bekannt. Die „Essener Aussichten“ sollen helfen, die Stadt besser kennenzulernen. Dazu werden über 30 Aussichtspunkte ausgewählt, die einen neuen Blick auf Essen gewähren. Die Aussichtspunkte werden in den kommenden Wochen und Monaten mit Info-Stelen und Hinweistafeln ausgestattet. Weitere Sitzmöglichkeiten oder eine bessere Einbindung in das Umfeld gehören ebenfalls dazu. Ein besonderer Aussichtspunkt soll mit der Anlage einer Aussichtsplattform im Schellenberger Wald entstehen, der durch einen geplanten Lehrpfad erschlossen wird und den Blick auf die Waldfläche lenkt, die vom Sturm ELA erheblich geschädigt wurde. 21./22. JANUAR 2017 FRÜHJAHR/SOMMER 2017 BADEN IN DER RUHR Im Frühjahr 2017 steht die Eröffnung der ersten Pilotbadestelle in der Ruhr auf dem Plan. Möglich wird das Baden in der Ruhr durch ein Frühwarnsystem, das Schwankungen in der Wasserqualität vorhersagt. So kann künftig eine tagesaktuelle Aussage zur Badewasserqualität getroffen werden. Die geplante Badestelle wird am Seaside Beach Baldeney eingerichtet. Die Badestelle ist von Schwimmbojen eingegrenzt und es wird eine Badeaufsicht geben. Zudem stehen für die Badegäste Toiletten und Umkleiden zur Verfügung. 12 Die Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017 feiert die Eröffnung eines außergewöhnlichen Jahres am 21. und 22. Januar mit einem großen Bürgerfest im Grugapark Essen. Zum Festakt werden Gäste von Bund und Land sowie aus ganz Europa im Musikpavillon erwartet. Anschließend erleben die Besucher die künstlerische Darstellung thematischer Schwerpunkte aus dem Umweltbereich der Grünen Hauptstadt. Unterschiedliche Aktionen laden zum Mitmachen und kreativen Werken ein. Ein Fest des grünen Wandels, der Gemeinschaft, der Sinne und der Natur. 01.2016 FOTOS DANIEL MÜLLER | RUPERT OBERHÄUSER | FRANK VINKEN | JOCHEN TACK ERÖFFNUNGSFEST IM GRUGAPARK HIGHLIGHTS MAI 2017 GREEN CAPITAL DAY 14. MAI 2017 / 9. JULI 2017 / 1. OKTOBER 2017 SÄEN, ERNTEN, ESSEN Den Jahreszeiten entsprechend werden im Frühjahr, Sommer und Herbst 2017 jeweils an einem Tag die lokale Produktion und der nachhaltige Konsum von Lebensmitteln in der Stadt vorgestellt. An allen drei Aktionstagen präsentieren sich Klein- und Gemeinschaftsgärten, Landwirte, Hofläden und lokale Produzenten. Im Frühjahr wird es d arüber hinaus Aktionen, Workshops und Veranstaltungen zum Thema Gärtnern und Säen geben. Im Sommer ist ein Picknick mit Kulturprogramm im Stadtgarten geplant. Im Herbst findet einmal mehr die beliebte Ausstellung „Essen erntet“ im Grugapark statt. Über die Grünen Wege der Stadt werden alle Orte miteinander verbunden. 2. JULI 2017 TAG DER BEWEGUNG Beim Tag der Bewegung wird der Ring um die Essener Innenstadt zum „grünen“ Erlebnisfeld. Zwischen Hachestraße und Schützenbahn dreht sich an diesem Tag alles um das Thema Bewegung. Ganz nach dem Motto „Mitmachen und Anfassen“ können Besucher auf der Bewegungsmeile die Themenfelder der Grünen Hauptstadt hautnah erleben. Neben vielen sportlichen Aktionen wie dem Seifenkisten- und Mülltonnenrennen stehen wissenschaftliche Experimente im Fokus. Ganz locker und entspannt geht es bei Yoga und Tanz zu – Mitmachen ausdrücklich erwünscht. 7. BIS 9. JULI PARADIESE UND UTOPIEN Ein dreitägiges Fest lockt im Juli in den Essener Stadtgarten. Beim Sommerkonzert der NRW-Landesregierung am 7. Juli verwandeln die Essener Philharmoniker den Park in einen Klanggarten. Am Wochenende des 8. und 9. Juli wird der Stadtgarten dann zum kreativen Hauptquartier der Grünen Hauptstadt Europas – Essen 2017. Besucher können sich auf ein buntes Kulturprogramm, mobile Bürgerprojekte sowie spannende UpcyclingProjekte aus der Region freuen. 01.2016 Der Green Capital Day macht Essen schöner: Mindestens ein Ort in jedem der neun Essener Bezirke wird im Frühjahr 2017 aufgewertet. Dazu packen die Bezirksvertretungen, Bürgerinnen und Bürger, Ehrenamt liche, Schulen, Kindergärten, Umweltund Bildungsorganisationen kräftig mit an. 21. MAI BIS 27. AUGUST 2017 GRÜN IN DER STADT Die Stadt Essen bietet Besucherinnen und Besuchern unterschiedlichste Formen von Parks und Grünanlagen. Alle sind sie in der Struktur des Ruhrgebiets als altindustrieller Ballungsraum begründet und in ihrer Vielfalt deutschlandweit einmalig. Ihre Faszination zeigt das Ruhr Museum ab dem 21. Mai in der Ausstellung „Grün in der Stadt. Vom Kaisergarten zur Industrienatur“ in spektakulären Bildern, Filmen und Objekten in Halle 5 des UNESCOWelterbes Zollverein. GANZJÄHRIG GRÜNE VERNETZUNG Der Landschaftsarchitekt Andreas Kipar hat in einer Machbarkeitsstudie eindrucksvoll gezeigt, wie die Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017 in öffentlichen Räumen und Grünflächen nachhaltig sichtbar und erlebbar sein kann. Im Jahr 2017 werden dazu in der Innenstadt und in den Stadtteilen Räume inszeniert und vernetzt. Ziel ist es, die Vernetzung, Erreichbarkeit und Wahrnehmung der in Essen vorhandenen Grün- und Freiräume zu verdeutlichen. Wie kann Essen neu entdeckt werden, was sind neue Sicht- und Denkachsen und wie können Perspektiven entstehen? Das Geheimnis wird die digitale Vernetzung sein, so dass in der digitalen Welt nicht nur die Orte mit Zusatzinformationen versehen werden, sondern auch die Bezüge zu den Themenund Strategiefeldern der Grünen Hauptstadt aufgezeigt werden. 13 MEINE FLÜSSE FLUSSLANDSCHAFT IM WANDEL Die Flüsse Emscher und Ruhr p rägen seit Jahrzehnten das L eben in Essen. Zu Zeiten der Industrialisierung als Abwasserkanal missbraucht, haben sich die Flusslandschaften heute zu Naherholungsgebieten für die Bürger der Stadt entwickelt. 2017 zeigen sie sich von einer ganz neuen Seite. T EXT : Hei ke Rei nh old Z um Grüne Hauptstadtjahr setzen sich die Flüsse Ruhr und Emscher spannend in Szene. Dazu kehrt der Publikumsliebling „Warten auf den Fluss“ der internationalen Kunstausstellung Emscherkunst im kommenden Jahr für einen Sommer an den ersten Aufstellungsort des Kunstwerks an die Grenze zwischen Gelsenkirchen und Essen zurück. Mit der 34 Meter langen Brückenskulptur, die zum Verweilen, Ausruhen und auch zum Übernachten einlädt, hat die niederländische Künstlergruppe Observatorium einen Ort geschaffen, der Ruhe und Erholung verspricht und das Warten zum eigentlichen Akt erklärt. „Warten auf den Fluss“ präsentierte sich im Rahmen der Triennale Emscherkunst 2010 auf der Emscher-Insel, 2013 in Oberhausen und 2016 nahe des großen Wasserkreuzes von Emscher und Rhein-Herne-Kanal in Castrop-Rauxel. Bis das neue Emschertal Realität werden wird, dient diese Brücke mit ihren Aufenthaltsräumen dem „produktiven Warten“, denn genau an ihrem Standort wird in Zukunft die renaturierte Emscher fließen. DIE BRÜCKENSKULPTUR „WARTEN AUF DEN FLUSS“ kehrt im Sommer 2017 an ihren ersten Aufstellungsort an der Grenze zwischen Gelsenkirchen und Essen zurück. Die mobile Ausstellung „Emscher in the Box“, die aus drei großen begehbaren Kuben besteht, lädt Besucher 2017 auf dem Kennedyplatz dazu ein, sich über das Generationenprojekt Emscher-Umbau interaktiv zu informieren. Die erste Ausstellungsbox führt dem Besucher die „schwatte“ Emscher von gestern vor Augen. Zeitzeugen berichten im Audioformat, ein Infopoint erklärt historische Entwicklungen. Die zweite Box beschreibt die heutige Emscher und ihren Umbau. Durch ein stilisiertes Abwasserrohr wird ein Film zum unterirdischen Kanalvortrieb gezeigt. Besucher können außerdem einen Blick in eine nachgestellte Baugrube werfen. Eine Multimedia-Präsentation dokumentiert die Abwasserreinigung in den Emscher-Klärwerken. Zu einer Reise in die Zukunft lädt die dritte Box ein. Mit ihrer grünen Innengestaltung stellt sie die naturnah umgestaltete Emscher von morgen dar. Verschiedene Infotafeln beantworten Fragen rund um das neue Emschertal. 01.2016 FOTOS ROMAN MENSING | DANIEL MÜLLER | RUHRVERBAND EMSCHER IN THE BOX FREIZEIT AM WASSER. Angler und Kanufahrer am Stauwehr in Werden (links) und beim Picknick an der Ruhr in Steele (unten). TIPP DER GREENAPES EIN ROMAN FÜR DIE GRÜNE HAUPTSTADT Wie geht das Ruhrgebiet mit industriellen Altlasten und aktuellen Umweltrisiken um? Mit dieser und anderen Fragen setzt sich ein Jugendliteraturprojekt unter dem Dach der Autorenpartnerschaften des Friedrich-Bödecker-Kreises e.V. gemeinsam mit der Zeche Carl und der Emschergenossenschaft auseinander: Jugendliche aus dem Essener Norden spannen dabei einen fantasiereichen Bogen rund um das Thema Grüne Hauptstadt. Der Roman, der Ende 2016 erscheint, ist zugleich der siebte Band aus der Projektfamilie „FlussLandStadt. Eure Heimat – euer Roman“. Grundidee ist die Auseinandersetzung Jugendlicher mit ihrer eigenen Region. Professionelle Exkursionen zu Einrichtungen aus den Bereichen Energie, Klimaschutz und Wasserwirtschaft dienen als Grundlage. Anschließend entwickeln die Jugendlichen in der Gruppe Ideen zur literarischen Verarbeitung der Themen. Unterstützt werden sie dabei von Profi-Autoren, Experten der Emschergenossenschaft und pädagogischen Fachkräften. WASSERGESCHICHTEN VON DER RUHR Spannende Wassergeschichten von der Ruhr und ihren Nebenflüssen erleben Interessierte ebenfalls schon 2016 im Haus der „Historischen Sammlung der Ruhrwasserwirtschaft“ in Essen-Rellinghausen. Das Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert diente ursprünglich den Stadtwerken Essen als Gasübernahmestation. Das ab 1996 vom Ruhrverband restaurierte Haus ist heute die Heimat eines kleinen Museums mit zeitgenössischen Exponaten, Dokumenten und Fotos. Sie geben Einblick in die Entwicklung der Wasserwirtschaft an der Ruhr, die mit der Industriegeschichte des Ruhrgebiets untrennbar verbunden ist. Die Historische Sammlung im St. Annental 50 ist immer donnerstags von 15 bis 17 Uhr sowie für Gruppen nach Vereinbarung unter Telefon 0201/178 1160 geöffnet. IM HAUS DER HISTORISCHEN Sammlung der Ruhrwasserwirtschaft in Rellinghausen erleben Besucher span- LEITUNGSWASSER STATT WASSER AUS FLASCHEN TRINKEN. greenapes.com Das spart Energie und Ressourcen. Außerdem ist das Leitungswasser in vielen Regionen der Erde von exzellenter Qualität und wird ständig überprüft. MIT DER WEISSEN FLOTTE DIE HEISINGER AUE ERKUNDEN Bereits 2016 hat die Weiße Flotte Baldeney Touren ins Vogelschutzgebiet Heisinger Aue angeboten. Das Natura 2000 Gebiet ist die Heimat von Libellen, Fröschen, Kormoranen und Graureihern. Seit 2004 steht die Auenlandschaft mit ihren Feucht- und Nasswiesen unter Naturschutz. Aufgrund der regen Nachfrage sollen die Exkursionen mit der MS Isenberg in die Heisinger Aue 2017 ausgeweitet werden. Insgesamt 16 Fahrgäste finden auf der historischen Fähre von 1955 Platz. Die Fähre bringt Naturfreunde in ein Gebiet, in dem sonst nur Paddler und Kanuten unterwegs sind. Dort erleben sie unberührte Natur und seltene Vogelarten aus nächster Nähe. Die rund zweistündigen Fahrten sollen 2017 von Mai bis September mindestens einmal im Monat angeboten werden. Ein besonderes Erlebnis für Hobby-Fotografen werden dann die Morgenstunden-Fahrten sein. Nähere Informationen zu den Touren der Weißen Flotte in die Heisinger Aue finden Interessierte ab 2017 im Netz. www.flotte-essen.de nende Wassergeschichten von der Ruhr. 01.2016 15 MEIN EINKAUF GÄRTNERN IN DER STADT Die Hände in die Erde stecken, Unkraut ziehen, Radieschen ernten – das Gärtnern im urbanen Raum wird immer beliebter. In Essen tragen über 100 Kleingartenvereine, neuerdings auch Gemeinschaftsgärten und über 70 aktive Landwirtschaften, Hofläden und Direktvermarkter zu dem grünen Stadtbild der Ruhrmetropole bei. Die Grüne Hauptstadt Europas 2017 unterstützt das urbane Gärtnern mit unterschiedlichen Aktionen und macht Lust auf eine abwechslungsreiche saisonale Ernährung. T EXT : Dia na Ri ngelsi ep GARTENFREUDEN Der Kleingartenverein Essen-Kray e.V. verteilt sich über 214 Kleingärten in sechs Anlagen und beschirtschaftet zehn Hektar Gartenfläche. MEIN EINKAUF E ssen ist nach Hannover und Magdeburg die drittgrünste Stadt Deutschlands, denn neben der Gruga und den mehr als drei Millionen Bäumen geben auch die zahlreichen Gärten und Landwirtschaften den Bewohnern viel Raum zum Atmen. An all diesen Orten setzen sich Menschen mit dem Thema „Ernährung“ auseinander. Analog zum natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten stellt die Grüne Hauptstadt 2017 die verschiedenen Möglichkeiten zum Gärtnern, Säen und Ernten vor und informiert über lokale Nahrungsmittelproduktion und innerstädtische Selbstversorgung. TIPP DER GREENAPES AUF DEM WOCHENMARKT REGIONALE PRODUKTE KAUFEN – greenapes.com ERHOLUNG, SPASS UND MITEINANDER IM KLEINGARTEN Kleingartenanlagen haben eine lange Tradition. Bereits seit über 100 Jahren erholen sich die Essener in ihren Gärten und ernten dort frisches Obst und Gemüse. Exemplarisch dafür steht die Kleingartenanlage Lunemannsiepen in Essen-Kray: „Die Gartenanlage wurde bereits Anfang der 1930er-Jahre gegründet“, berichtet Klaus Wiemer, Vorstandsmitglied des Stadtverbandes Essen der Kleingärtnervereine e.V. „Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit herrschte damals eine große Hungersnot, Selbstversorgung war für viele Familien die letzte Rettung.“ Die Erschließung des Geländes an der Vierhandbank war harte Arbeit. Seither sind zahlreiche Anlagen hinzugekommen. Neben der Eigenversorgung dienen die Gärten auch der Freizeitgestaltung, denn in den grünen Oasen wird gegärtnert, gegessen und gefeiert. Fast 9.000 Kleingärtner mit ihren Familien und Freunden haben in Essen mittlerweile Gefallen an dem grünen Hobby gefunden. „Neben dem Schulgarten für Kitas entsteht nun auch ein Inklusionsgarten in der Kleingartenanlage Lunemannsiepen, der von geistig behinderten Bewohnern des Franz Sales Hauses bewirtschaftet werden soll“, so Klaus Wiemer. „Das Projekt wird im Juni im Zuge der Grünen Hauptstadt 2017 vorgestellt.“ TREFFPUNKT GEMEINSCHAFTSGARTEN Im Jahr 2013 entstand eine neue Initiative. Im Siepental gründete sich der erste Essener Gemeinschaftsgarten, in dem sich Menschen mit unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen zum Gärtnern treffen. Dort tauschen sie ihr Wissen aus und bauen Obst und Gemüse zum allgemeinen Nutzen an. Besitzansprüche gibt es dort nicht. Inzwischen sind zehn weitere Projekte auf ehemaligen Spielplätzen und Brachflächen entstanden. Die Initiative Gemeinschaftsgärten in Essen geht aus der Bewegung Transition Town hervor, die sich selbst wie folgt beschreibt: „Wir sind eine gemischte Gruppe von neugierigen Personen, die Lust auf eine grünere Welt und grünere Städte, gesunde und vielfältige Lebensmittel und nachhaltiges Wirtschaften haben.“ Im Jahr der Grünen Hauptstadt werden die Gemeinschaftsgärten Unterstützung in Form von Werkzeug, Samen und Pflanzen erhalten. Auch der Einzug von Honigbienen ist geplant. FOTOS JOCHEN TACK | FRANK VINKEN LANDWIRTSCHAFT ZUM MITMACHEN Neben den Hobby-Gärtnern ist auch die Landwirtschaft in der Grünen Hauptstadt breit aufgestellt. Denn die 70 ansässigen Betriebe in Essen bewirtschaften eine Fläche von insgesamt 3.000 Hektar. Die meisten Erzeugnisse können direkt bei den Landwirten gekauft werden. „Wir betreiben unseren Hofladen bereits in der zweiten Generation“, berichtet Nikolas Weber vom Oberschuirshof im Essener Süd-Westen. Neben Kartoffeln, Obst und Gemüse verkauft die Familie auch edles Iberico Schweinefleisch sowie Geflügel aus Eigenhaltung. Langjährige Partnerschaften mit Winzern sowie Spargel- und Wildfleischlieferanten ergänzen das Angebot. Seit einiger Zeit vermietet Familie Weber auch Mini-Felder zum Eigenanbau. „Die Parzellen werden in allen Altersklassen sehr gut angenommen, denn saisonale Ernährung ist am Puls der Zeit“, so der Landwirt. „Nachhaltigkeit ist wieder schick und sexy.“ 01.2016 so wird CO2 aufgrund kurzer Transportwege eingespart. Außerdem schmecken saisonale Produkte doppelt so gut wie unreif geerntetes Flugobst und -gemüse. RUTE RUNDER UMWELTTISCH ESSEN 1993 trafen sich umweltinteressierte Bürgerinnen und Bürger unterschiedlichster Gruppierungen zu einem ersten informellen Erfahrungsaustausch im Borbecker Bethesda-Krankenhaus. Somit war der heutige Runde UmweltTisch Essen (RUTE) geboren, eine besondere ehrenamtliche Struktur, die der Grünen Hauptstadt 2017 schon früh den Weg bereitet hat. Inzwischen sind weit über 20 nationale und internationale Organisationen wie Greenpeace, NABU, ADFC und Transition Town dabei. Die Ziele des RUTE liegen insbesondere darin, die Arbeit der Verbände schneller abzustimmen, einen besseren Informationsaustausch zu gewährleisten sowie Natur- und Umweltschutz eine anerkannte Lobby zu bieten. Oberstes Prinzip der RUTE-Mitglieder ist nach wie vor ihre Überparteilichkeit, denn sie diskutieren mit allen Parteien und Institutionen zum Thema Umweltschutz. Im Hinblick auf die Grüne Hauptstadt 2017 besteht die RUTE-Vereinigung darauf, dass nachhaltige Schritte eingeleitet werden, die weit über das Jahr 2017 hinausreichen. www.umwelttisch.de 17 MEIN GRÜN ARTENVIELFALT IN DER STADT GEO-TAG DER NATUR Am 17. und 18. Juni 2017 laden der NABU NRW und die Zeitschrift GEO zum zentralen GEO-Tag der Natur auf das Welterbe Zollverein ein. Ziel der Hauptveranstaltung für Deutschland unter dem Titel „Stadtnatur“ ist eine Bestandsaufnahme der unmittelbaren Umwelt: Was wächst, lebt und gedeiht eigentlich in unseren Städten? Dabei geht es darum, ein Bewusstsein für die Biodiversität vor unserer Haustür zu wecken. Experten und Nachwuchsforscher machen es sich ab Samstag, 17. Juni 2017, zur Aufgabe, innerhalb von 24 Stunden exakt zu bestimmen und zu dokumentieren, was in den ausgewählten Untersuchungsgebieten auf dem Welterbe Zollverein und im Essener Stadtgebiet an Tier- und Pflanzenarten sowie Pilzen vorkommt. Abgerundet wird der Tag durch spannende Exkursionen und Abendvorträge. Am Sonntag, 18. Juni 2017, von 10 bis 16 Uhr, laden der NABU NRW und GEO zusammen mit den Projektpartnern große und kleine Naturfreunde zur Hauptveranstaltung nach Zollverein ein. Dort können sich die Besucher am Bau von Nistkästen versuchen, sich an den Ständen über Naturerlebnismöglichkeiten in Nordrhein-Westfalen oder zu Themen rund um die heimische Natur informieren. Forscher unterrichten über die Bestimmung unserer heimischen Flora und Fauna. Workshops, Exkursionen und zahlreiche kostenlose Mitmachaktionen runden das Angebot ab. www.nrw.nabu.de/geotagdernatur 24. UND 25. JUNI 2017 NATURTAGE IM KRAYER VOLKSGARTEN Greifvögel in Aktion sehen, sich eine Spinne über die Hand laufen lassen oder an Ständen der Natur- und Umwelt- 18 schutzverbände Pilze, Insekten oder Pflanzen genau unter die Lupe nehmen. Das und vieles mehr erleben die Besucher des kostenfreien Parkfestes im Krayer Volksgarten. Besucher können an diesem Tag einen Vogelnistkasten selber bauen oder sich bei der Igel- und Schildkrötenhilfe aufklären lassen. Das Fest steht unter dem Motto „Natur, Tier und Wir“ und bietet Interessierten die Möglichkeit, mehr über aktiven Naturschutz zu erfahren und diesen auch hautnah zu erleben. So trägt beispielsweise der Naturschutzverein Volksgarten e.V. durch die Schaffung idealer Lebensbedingungen für Hummelvölker und Nistmöglichkeiten für Fledermäuse im Krayer Volksgarten aktiv zum Artenschutz in Essen bei. www.naturschutzverein-volksgarten.de GANZJÄHRIG BIENEN IN DER STADT Gleich mehrere Projekte befassen sich 2017 mit dem Thema „Bienen in der Stadt“. Dazu soll beispielsweise gezielt die Bienenhaltung in den Stadtteilen unterstützt werden. In einem ersten Schritt wird gemeinsam mit dem Veterinärund Katasteramt der Stadt Essen ein Kataster für das Bienenaufkommen in der Stadt erstellt. Anschließend wird gezielt an den Orten für Bienenhaltung geworben, an denen Bienen bisher noch unterrepräsentiert vertreten sind. Bei einer Diskussionsveranstaltung in 2017 soll außerdem das Thema „Bienenhaltung in der Stadt“ öffentlichkeitswirksam diskutiert werden. Essener Imker werden zudem eine Sonderedition „Grüne Hauptstadt-Honig“ auf den Markt bringen. Der Verein „2010 Königinnen für das Ruhrgebiet e.V.“ will darüber hinaus in Anlehnung an das traditionelle Handwerk der Zeidler Baumhöhlen als Lebensraum für wildlebende Honigbienen errichten. Ein spezielles Wege01.2016 FOTO DANIEL MÜLLER 17. UND 18. JUNI 2017 MEIN GRÜN TIPP DER GREENAPES DAS FAHRRAD FÜR KURZE STRECKEN greenapes.com … in der Stadt nutzen und schöne grüne Ecken in der Nachbarschaft entdecken. netz soll die Bienenhöhlen für interessierte Mitbürger erschließen. Auch das Bienennetzwerk Ruhrgebiet plant einige Aktivitäten für 2017. Das Bienennetzwerk Ruhrgebiet ist ein Kooperationsprojekt der RAG Montan Immobilien GmbH mit dem NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen und lässt sich am besten mit dem Motto „Fläche sucht Imker“ beschreiben. Das Projekt verfolgt die Vermittlung von ehemaligen Bergbaustandorten als Bienenstellplätze an Jung- und Hobbyimker. Die Flächen stammen vorwiegend aus dem Flächenpool der RAG Montan Immobilien GmbH. Derzeit befinden sich Bienenvölker im gesamten Ruhrgebiet auf den Flächen. Sie unterstützen die Bestäubung der Pflanzen und tragen so maßgeblich zu einem funktionierenden Ökosystem bei. Auch auf dem Dach der Unternehmenszentrale der RAG Montan Immobilien GmbH stehen seit 2013 Bienenvölker. Sie produzieren „Zechengold“, den Honig des Welterbes Zollverein. Der Erlös des Honigs fließt in einen Bienenfonds zur Unterstützung der Wild- und Honigbienen. www.bienennetzwerk-ruhrgebiet.de www.2010koeniginnen.de 01.2016 SEPTEMBER FAMILIENFEST IN ALTENDORF An einem Sonntag im September wird ein Teil der Altendorfer Straße nicht nur zur Festmeile, sondern auch zum längsten Garten des Reviers. Von der Helenenstraße bis zur Röntgenstraße wird eine Vielzahl kleiner Pflanzkisten mit unterschiedlichster Bepflanzung dem Stadtteil ein grünes Gesicht geben. Darüber hinaus zeigt eine Bildergalerie auf der Altendorfer Straße die vielen grünen Oasen des Stadtteils. Eine lebendige Obst- und Gemüseparade verschiedener Kitas aus dem ganzen Stadtgebiet rundet das Familienfest ab. GANZJÄHRIG GRowEEN Ein weithin sichtbares Projekt ist für 2017 am Burgplatz geplant: GRowEEN ist eine monumentale Skulptur des Künstlers Jens J. Meyer. In Zusammenarbeit mit akzente raumbegrünung verwandelt sich die Glasfassade der Volkshochschule Essen (VHS) über die gesamte Höhe in eine Kunstinstallation aus gespannten Tuchelementen, Tauwerk und lebenden Pflanzen. Ein Lehrpfad entlang des Treppenhauses informiert über die Wirkung von Pflanzen auf Mensch, Architektur und (Raum-) Klima. Begleitende Veranstaltungen zu den Zielen der Grünen Hauptstadt ergänzen das Projekt. 19 MEINE ZUKUNFT UMWELTBILDUNG FÜR KLEIN UND GROSS Die Grüne Hauptstadt Essen engagiert sich 2017 auch in den viel fältigen Bereichen der Umweltbildung. Vom Theaterstück für Kindergartenkinder über erlebnisorientierte Kurse für Schüler bis hin zu Tagungen und Kongressen für ein internationales Fachpublikum reicht die Palette der Angebote. T E X T : H ei ke Rei nh old ERLEBNISORIENTIERTES LERNEN IN DER SCHULE NATUR Seit 1995 bietet das Biologische Bildungszentrum „Schule Natur“ sowohl im Grugapark als auch in den Essener Wäldern erlebnisorientierte Kurse für Schulklassen aus den Bereichen Biologie, Ökologie und Umwelt an. „Mit unserer Themenvielfalt liegen wir voll im Programm der Grünen Hauptstadt“, erklärt die stellvertretende Leiterin Dr. Verena Schmidt-Eichholz. Im „grünen Klassenzimmer“ stehen der Spaß am Entdecken und Mitmachen ebenso im Mittelpunkt wie das Lernen. Im Angebot der Schule Natur finden sich Themen zur Natur und Biodiversität wie auch fachübergreifende Lerninhalte zu den Themen Energie, Fairer Handel und Wasserwirtschaft. Der Entdeckergeist der Kinder wird vor allem durch deren aktive Beteiligung an den Kursinhalten geweckt. Jährlich nutzen mehr als 45.000 Schüler die erlebnisorientierten Kurse. Auch Geburtstagskinder verleben in der Schule Natur mit ihren Gästen lustige und 20 greenapes.com TIPP DER GREENAPES MIETEN UND LEIHEN ANSTATT KAUFEN … und dabei auf das Öko& Bio-Siegel achten. Man muss nicht sein ganzes Leben ändern, um einen Beitrag zu leisten – kleine Veränderungen sind ein guter Anfang! lehrreiche Nachmittage und für Erwachsene werden Seminare und Führungen angeboten. Neben dem bereits bestehenden umfassenden Angebot will die Schule Natur 2017 einige zusätzliche Projekte anbieten. „Unsere Ressourcen zum Thema Energie machen es möglich, den Grugapark zu einem überregional bedeutsamen Standort außerschulischer Bildung im Themenbereich Energie und deren nachhaltiger Nutzung zu entwickeln“, so Dr. Verena SchmidtEichholz. Die Schule Natur will dazu eine neue Lerneinheit „Windenergie“ entwickeln. Ebenfalls geplant ist ein Führungsprogramm, das Neubürgern mit Migrationshintergrund die heimische Vegetation vertraut macht, wie die Diplom-Biologin erklärt: „Diesen Menschen, die oft aus sehr trockenen Regionen der Erde kommen, wollen wir unseren Wald mit seinen Tieren und Pflanzen näher bringen, damit sie sich schon bald in ihrer neuen Umgebung besser zurechtfinden. Dabei geht es zum Beispiel darum, den Verzehr unbekannter Pflanzenund Pilzarten zu vermeiden.“ EUROPASCHULEN ZEIGEN SICH VERANT WORTUNGSBEWUSST Auch die Europaschulen in Essen beschäftigen sich 2017 intensiv mit den Themenfeldern der Grünen Hauptstadt. Sie entwickeln Projekte, setzen diese in Eigenregie um und tauschen sich dazu mit ihren Partnerschu- DAS BILDUNGSZENTRUM „Schule Natur“ bietet erlebnisorientierte Kurse für Schüler aus den Bereichen Biologie, Ökologie und Umwelt an. 01.2016 FOTOS RUPERT OBERHÄUSER | GRUGAPARK ESSEN U mweltbildung fängt schon bei den Kleinsten an – das zeigen die 49 städtischen Essener Kindertagesstätten 2017 mit einer Vielzahl von Einzelprojekten. Neben Baumpflanzaktionen, Initiativen zum Stromsparen und Projekten der Abfallvermeidung werden Jungen und Mädchen in einer Kindertheater-Produktion mit den Themen der Grünen Hauptstadt vertraut gemacht. Für eine kindgerechte Vermittlung schuf die Essener Künstlerin Veronika Maruhn die Figur der Ameise Anni, die die Kinder über das Jahr 2017 in der Projektumsetzung begleiten wird. MEINE ZUKUNFT len aus. Sie alle entwerfen dabei ihre Utopie einer Grünen Stadt. Ausgewählte Entwürfe werden anschließend von den Schülern in einem zweitägigen Workshop mit Experten diskutiert und auf ihre Umsetzbarkeit überprüft. Darüber hinaus planen einige Europaschulen zusätzliche Projekte im Austausch mit ihren Partnerschulen. Die Schüler der Helene-Lange-Realschule legen einen Waldlehrpfad auf dem Schulgelände und im Schellenberger Wald an, das Maria-Wächtler-Gymnasium setzt sich in der „Green Canteen“ mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Schulkantine auseinander und die GustavHeinemann Gesamtschule nimmt in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum die Entwicklung der Wasserqualität in den Blick. MEHR ALS 30 TAGUNGEN UND KONGRESSE Die Umweltbildung in Essen richtet sich 2017 aber nicht nur an Kinder und Jugendliche. Mehr als 30 Tagungen, Kongresse und Fachveranstaltungen mit jeweils zwischen 30 und 600 Teilnehmern werden von Januar bis Dezember ein internationales Fachpublikum aus ganz Europa in die Stadt bringen. Zu den wichtigsten Themen gehören „Grüne Infrastruktur“, „Stadtentwicklung“, „Garten- und Landschaftsbau“, „Städte im Klimawandel“, „Nachhaltige Architektur“, „Wasserwirtschaft“, „Altlastensanierung“ und „Baden in der Stadt“. Die wohl größte internationale Veranstaltung wird im November 2017 die Tagung „Twin Cities – Stadt im Klimawandel“ sein. Bei dieser aus dem Kulturhauptstadtjahr weiterentwickelten Twins-Idee werden die Partnerstädte aller Ruhrgebietskommunen eingeladen, um gemeinsam auf Zollverein über die Stadt im Klimawandel zu diskutieren. Veranstalter der Tagung sind der Regionalverband Ruhrgebiet (RVR), die Grüne Hauptstadt Essen und die KlimaExpo.NRW. Ein Blick auf weitere Fachkongresse zeigt die große Themenvielfalt, die Essen 2017 zu bieten hat: Die Palette reicht von der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt“ der Emschergenossenschaft über die Umweltmobil-Tagung auf Zeche Carl (9. März) mit anschließender Präsentation auf dem Willy-Brandt-Platz (10. März) bis hin zur Weißbuchvorstellung durch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks im Mai. Den Abschluss eines aufregenden Jahres markiert die Tagung „Wirkungsweisen und Gemeinsamkeiten europäischer Zukunftsformate am Beispiel der Metropole Ruhr“. 01.2016 KLIMA|WERK| STADT|ESSEN Die klima|werk|stadt|essen bildet seit 2009 den Rahmen für die vielfältigen Klimaschutzaktivitäten der Stadt und umfasst als kommunales Klimaschutzprogramm IEKK über 130 Einzelmaßnahmen, an denen die Stadt und die kommunalen Unternehmen gemeinsam mit Bürgern, Initiativen und Unternehmen arbeiten. Als Dachmarke bietet die klima|werk|stadt|essen allen Engagierten die Möglichkeit, sich einzubringen. Um die Akteure der klima|werk| stadt|essen im Sinne einer neuen Klimakultur zu vernetzen, wurde 2012 die Klimaagentur Essen gegründet. Als zentrale und unabhängige Anlaufstelle in der Volkshochschule Essen am Burgplatz berät sie Verbraucher, Unternehmen, Handel, Handwerk, Vereine und Kirchen zu den Themen „Energetische Gebäudemodernisierung“, „Mobilität“ und „Erneuerbare Ener gien“. Ab 2017 wird das Team der Klimaagentur zudem durch zwei neue Klimaschutzmanager unterstützt, die Energiesparmodelle für Bildungseinrichtungen einführen. Neben der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als Grundlage für zukünftiges, nachhaltiges Verhalten, sollen durch eingesparte Energiekosten finanzielle Anreizsysteme möglich gemacht werden, die eine noch aktivere Mitarbeit der Schulen und Kitas fördern. Ein weiteres bedeutendes Projekt der klima|werk|stadt|essen wird 2017 die energetische Sanierung des Allbau-Quartiers im Südostviertel sein. www.klimawerkstadtessen.de/ klimaagentur 21 ESSAY Au f dem Weg zur M o d e ll reg i o n f ü r GRÜNE INFRASTRUKTUR 22 Unter neuen Vorzeichen und Handlungsnotwendigkeiten wie dem Klimawandel arbeiten die regionalen Akteure weiter intensiv an der nachhaltigen Landschaftsentwicklung. Vielfältige Infrastrukturmaßnahmen wie das regionale Radwegenetz und jüngst der Radschnellweg Ruhr, der Emscherumbau oder die Innovation City Ruhr tragen heute dazu bei, die Umwelt- und Lebensqualität im Ruhrgebiet weiter zu verbessern. Europas Grüne Hauptstadt, die klimametropole RUHR 2022 oder die Internationale Garten ausstellung 2027 werden die erfolgreichen Leistungen der Region einem internationalen Publikum mit Stolz präsentieren. Alle Maßnahmen – realisierte wie geplante – machen deutlich, dass sich die Metropole Ruhr auf den Weg macht, Modellregion für Grüne Infrastruktur zu werden. FOTO HINTERGRUND RUPERT OBERHÄUSER Pioniere wie Robert Schmidt, Essener Beigeordneter und später Gründer des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk (jetzt Regionalverband Ruhr), erkannten früh, dass durch geordnete Planung zwischen den Ruhrgebietskommunen die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen verbessert werden können. Neben der Verkehrs- und Siedlungsentwicklung machte er den Schutz der Freiräume zwischen den Städten in den 1920er-Jahren zur regionalen Aufgabe von Politik und Verwaltung. Das war die Geburtsstunde des ersten interkommunalen Planungsverbandes. Rund 50 Jahre später wurden erstmals Freiraumstrukturen in Form von „Regionalen Grünzügen“ verbindlich gesichert. Die regionalen Grünzüge haben ihre Bedeutung nicht verloren, da sie bis heute die Basis für zukunftsorientierte Freiraumkonzepte wie den Emscher Landschaftspark bilden. Wer hätte das vor 100 Jahren gedacht? Vielleicht Robert Schmidt! Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des Regionalverbands Ruhr (RVR) FOTO VOLKER WICIOK LICHTBLICK FOTOS M it Essen als Europas Grüner Hauptstadt 2017 präsentiert sich nicht nur eine Stadt, sondern eine ganze Region von ihrer grünen Seite. Dieses ausgeprägte Umweltbewusstsein in der Metropole Ruhr war nicht immer selbstverständlich. Vor mehr als 100 Jahren, als sich aus einer dörflichen Idylle das größte Mon tanzentrum Europas formte, stand durch das schnelle industrielle Wachstum und die Zuwanderung von Millionen Menschen die Sicherung vorhandener Freiräume nicht im Vordergrund. 01.2016 FEIERABEND VRRDIENT Wir bringen Sie von A nach B. Das Wiedersehen gehört ganz Ihnen. Infos unter www.vrr.de/verbundgeschichten www.essengreen.capital MEIN GRÜNES ESSEN Foto: Jochen Tack 73 Bus- und Bahnlinien 376 km Radwege 25 % Anteil Radverkehr bis 2035 Niederfeldsee, Radschnellweg Ruhr IN ESSEN SIND DIE WEGE GRÜN. Ein dichtes Netz von Radwegen, Bus- und Bahnlinien sowie Car-Sharing-Stationen sorgt zwischen Karnap und Kettwig für umweltschonende Mobilität – sowohl im Alltag als auch in der Freizeit. Hinzu kommen immer mehr Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes. Das grüne Essen bewegt die Menschen. Erlebe Dein grünes Wunder ÖFFENTLICHE FÖRDERER PROJEKTTRÄGER
© Copyright 2024 ExpyDoc