Versuch: IF Erstellt: L. Jahn H. Lichte E. Koske Bearbeitet: R. Schwierz Fachrichtung Physik Physikalisches Grundpraktikum Aktualisiert: am 24. 11. 2016 Michelson-Interferometer Inhaltsverzeichnis 1 Aufgabenstellung 2 2 Grundlagen 2.1 Zweistrahl-Interferenz ebener Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Intensität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Kohärenzlänge und Köhärenzbedingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 2 3 3 Versuchsdurchführung 3.1 Aufbau, Messprinzipien und Justierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Anwendungen des Michelson-Interferometers . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Bestimmung der Wellenlänge des Halbleiterlasers (Plätze 3 und 4) 3.2.2 Bestimmung des Brechungsindexes von Luft (alle Versuchsplätze) . 3.2.3 Hysterese eines Piezo-Aktors (Plätze 1 und 2) . . . . . . . . . . . . 3.2.4 Brechungsindex von Plexiglas (Plätze 3 und 4) . . . . . . . . . . . 3.2.5 Interferenz mit LEDs (Plätze 3 und 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5 7 7 8 8 9 9 4 Anhang 4.1 Interferenzen am Keil . . . . . . . . . . 4.2 Newtonsche Ringe . . . . . . . . . . . 4.3 Interferometer nach Jamin . . . . . . . 4.4 Zum Interferenzterm der Intensität . . 4.5 Zur Dichteabhängigkeit der Brechzahl 4.6 Zum Brechungsindex von Plexiglas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 10 10 11 11 12 12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragen 14 Literatur 14 Versuch: IF Grundlagen Seite 2 1 Aufgabenstellung 1. Justierung eines Michelson-Interferometers. 2. Anwendung des Interferometers zur Charakterisierung von Lichtquellen, zur Längenmessung (Hysterese eines Piezo-Aktors) und zur Bestimmung der Brechzahl von Plexiglas und Luft. 3. Ziel: Kennenenlernen von Interferenz-Apparaten als hochempfindliche Längenmessgeräte und Spektrometer und in Hinblick für das Verständnis der optischen und Elektronen-Holographie. 2 Grundlagen 2.1 Zweistrahl-Interferenz ebener Wellen β π‘)) einer sich Die Zeit- und Ortsabhängigkeit der Elongation π (z. B. elektrische Feldstärke πβ = πΈ(π§, in positiver (oberes Vorzeichen) oder negativer π§β (bzw. βπβ) Richtung ausbreitenden ebenen Welle kann beschrieben werden durch ^ π(ππ‘βππ§+π) π(π§, π‘) = πe ^ π(ππ‘ββπβπ+π) bzw.π(βπ, π‘) = πe (1) 2π Es bedeuten: π^ - Amplitude; (ππ‘ β ππ§ + π) - Phase; π = 2π π - Wellenzahl; π = π - Kreisfrequenz; π - Nullphasenwinkel. Die Phasengeschwindigkeit der Welle π£π β - im Vakuum gleich der Lichtgeschwindigkeit ππ£ππ = π0 π folgt aus der Bedingung, dass die Phase (ππ‘ β ππ§ + π) konstant ist, zu ππ§ ππ‘ = π£π β = π . Interferenzen entsteht immer, wenn zwei (oder mehrere) Wellenzüge an einem Ort zusammnetreffen. Die Wellenerregung ππππ kann durch ungestörte Überlagerung (Superposition, Addition) berechnet werden: Jede Welle breitet sich so aus, als wäre die andere nicht vorhanden. Je nach Phasenlage verstärken oder schwächen die Wellen einander. Die an den Begrenzungen auftretenden Beugungserscheinungen spielen bei den Interferenzapparaten keine Rolle. Die wichtigste Voraussetzung für Beobachtbarkeit von Interferenzen ist, dass die beiden zu überlagernden Wellenzüge (bei Ausbreitung in π§-Richtung) π1 (π§, π‘) = π^1 eπ(ππ‘βππ§1 +π1 ) und π2 (π§, π‘) = π^2 eπ(ππ‘βππ§2 +π2 ) kohärent sind, d.h. ein feste Phasenbeziehung zueinander haben. π und π‘ sind nicht zu beeinflussen. Die Phasendifferenz beider Wellen ist unter Berücksichtigung eines zweiten Mediums (π2 = 2π π2 ) : β³Ξ¨ = (π1 π§1 + π1 ) β (π2 π§2 + π2 ). Eliminieren sich, wie im vorliegenden Experiment, die paarweise auftretenden Phasensprünge infolge von Reflexionen am festen Ende, so ist die Ursache für die Phasendifferenz die Differenz der Größen ππ§ bzw. ππ§. Letztere wird als optische Weglänge bezeichnet. (π = Brechzahl). Unter dem Gangunβ³Ξ¨ terschied versteht man die Differenz der optischen Weglängen β³ = (π1 π§1 β π2 π§2 ) = β³Ξ¨ 2π ππ£ππ = ππ£ππ . 2.2 Intensität In der Optik werden Intensitäten πΌ, die durch das Amplitudenquadrat (π12 = πΌ1 ) gegeben sind, wahrgenommen. Überlagern sich zwei Wellen π1 (π§, π‘) und π2 (π§, π‘) mit dem Phasenunterschied β³Ξ¨, so beträgt die resultierende Intensität (s. Anhang) πΌ = πΌ1 + πΌ2 + 2 βοΈ πΌ1 πΌ2 · cos β³Ξ¨ (2) Versuch: IF Grundlagen Seite 3 Die resultierende Intensität ist gegeben durch die Summe der Einzelintensitäten und den wesentliβ chen Interferenzterm 2 πΌ1 πΌ2 · cos β³Ξ¨. Somit erfolgt Verstärkung (konstruktive Interferenz) für cos β³Ξ¨ = 1 oder β³Ξ¨ = 2ππ (π = 1, 2, 3, ...) und maximale Abschwächung (destruktive Interferenz, Auslöschung) bei π^1 = π^2 ) für cos β³Ξ¨ = β1 oder β³Ξ¨ = (2π + 1)π (Abb. 1). Abb. 1: Beispiel für destruktive Interferenz bei unterschiedlichen Amplituden: πΌ = πΌ1 + πΌ2 β β 2.3 Kohärenzlänge und Köhärenzbedingung 2 πΌ1 πΌ2 Bei den bisherigen Überlegungen lagen ideale, d.h. monochromatische sowie zeitlich und räumlich unbegrenzte Wellen zugrunde. Jedoch hat eine Welle, auch jede emittierte Spektrallinie, aufgrund ihrer endlichen Bandbreite β³π (bzw. spektralen Breite β³π) eine endliche Länge des Wellenzuges, die Kohärenzlänge πΏπ , bei entsprechend begrenzter Kohärenzzeit β³π‘ = πΏπ0π . Infolge der Unschärferelation1 gilt (3). Danach lässt sich für die in Abb. 2 gegebene Spektrallinie (β³π β 10β3 nm) eine Kohärenzlänge von πΏπ β 3, 3 cm abschätzen. β³π · β³π‘ β 1 4π daher β³π · πΏπ 1 β π0 4π und πΏπ β 1 π20 . 4π |β³π| (3) Abb. 2: Spektrale Breite der roten Cd-Linie [2] Die begrenzte Kohärenzlänge bestimmt die maximal möglichen Gangunterschiede in Interferenzapparaten. In vielen Geräten wird die Kohärenz der zur Überlagerung kommenden Teilwellen durch Aufspaltung des Primärstrahls z.B. mit Hilfe von halbdurchlässigen Spiegeln erzeugt. Dies gelingt jedoch bei ausgedehnten Lichtquellen (seitliche Ausdehnung π΄) nur dann, wenn die Kohärenzbedingung erfüllt ist (π’ = Öfnnungswinkel des Strahls): 2π΄ sin π’ βͺ 1 β³π · β³π§ β ~2 ; β³πΈ · β³π‘ = β · β³π · β³π‘ β ~ 2 = β ; 4π β³π · β³π‘ β π 2 1 ; 4π (4) Grundgesetz der Nachrichtentechnik Versuch: IF Grundlagen Seite 4 Kohärentes LASER-Licht: LASER-Licht ist besonders kohärent mit Kohärenzlängen in der Größenordnung von 1 m. Es entsteht durch stimulierte Emission. Die vorher angeregten Atome strahlen die durch den Spiegelabstand ausgewählte Frequenz phasengleich ab. Bis vor wenigen Jahren wurden nahezu ausschließlich Gaslaser angewendet. Beispielsweise erfolgt in einem He-Ne-Gaslaser die Anregung der Elektronen der Neon-Atome in den maßgeblichen 3s- (2s) Zustand über Elektronenstöße mit den HeliumAtomen in der Gasentladung und durch Energieübertragung (Stöße 2. Art). In diesem Laser wird bei schmaler Bündelung die Wellenlänge π = 632, 8 nm (π2 in Abb. 3) erzeugt. Abb. 3: Aufbau (a) und Termschema (b) eines He-Ne-Lasers In den letzten Jahren haben Halbleiterlaser die Gaslaser auf vielen Gebieten ersetzt. Diese Laser decken ein breites Leistungs- und Farbspektrum ab und gestatten durch mittlerweile breite Anwendung eine preiswerte Herstellung. Da die Empfindlichkeit des menschlichen Auges im grünen Licht maximal ist, haben sich beispielsweise für Laserpointer oder Laseranlagen der Unterhaltungstechnik grün leuchtende Laser durchgesetzt. Ein solcher Lasertyp wird auch im vorliegenden Versuch verwendet. Den Prinzipaufbau eines solchen grünen Halbleiterlasers, eines sog. Diode-Pumped-Solid-StateLaser (DPSSL), zeigt Abb. 4. In diesem Laser wird kein Gas, sondern ein Festkörper, im vorhandenen Laser-Typ RLDD532 ein Nd:YVO4 (Neodymium Yttrium Vanadat)-Kristall, mit einer Infrarot-Laserdiode (einer speziellen Leucht- Abb. 4: prinzipieller Aufbau eines DPSS-Lasers diode), mit Licht der Wellenlänge von 808nm Versuch: IF Versuchsdurchführung Seite 5 angeregt. Dieser Kristall emittiert bevorzugt Laserstrahlung im IR-Bereich der Wellenlänge 1064nm. Um diese Laserstrahlung in den sichtbaren Bereich zu transformieren, wird ein Kalium-TitanylPhosphat-Kristall (KTP-Kristall) als Frequenzverdoppler verwendet, so dass von der entstehenden Laserstrahlung noch alle niederfrequenten Anteile herausgefiltert werden müssen und nur die Strahlung der Wellenlänge von 532nm den DPSS-Laser verlassen kann. 3 Versuchsdurchführung Beim Experimentieren mit dem LASER nie direkt oder indirket (nach Reflexionen) in den Strahl sehen! 3.1 Aufbau, Messprinzipien und Justierung Das verwendete Interferometer wird auf einem Breadboard (s. Abb. 5 und 6) aufgebaut, seine Funktionsweise wird anhand Abb. 7 dargestellt. Im Gegensatz zum Orginal Michelson-Experiment wird als Lichtquelle ein LASER (speziell ein Halbleiter-Laser) und als Strahlteiler ein Würfel verwendet. Dieser Würfel besteht aus zwei Prismen, deren Berührungsflächen halbdurchlässig verspiegelt sind. Zur groben Justierung der Laserstrahlen im Michelson-Interferometer werden jeweils weiße Schirme in die Strahlengänge gebracht. Abb. 5: Versuchsaufbau des Michelson-Interferometers (Plätze 1 und 2) Zuerst justieren Sie mit Hilfe der beiden Justierschrauben an der Halterung des Lasers den Laserstrahl so, dass er parallel zur Oberfläche und zur langen Außenseite des Breadboards in einer Höhe verläuft, die in etwa der Mitte des Strahlteilers entspricht. Die Grobjustage des dem Laser gegenüber stehenden Spiegels (π1 ) erfolgt so, dass der Laserstrahl nahezu aber nicht exakt in sich selbst reflektiert wird (weshalb?). Die Grobjustage des Strahlteilers muss nun so erfolgen, dass die Höhe der Strahlen über dem Breadboard konstant bleibt und der am Spiegel π1 und am Strahlteiler reflektierte Strahl einen rechten Winkel bilden. Mit dem zweiten justierbaren Endspiegel (π2 ) werden nun beide Strahlen nach Rücklauf durch den Teiler-Würfel zur Überlagerung gebracht. Diese Überlagerung wird mit einer Sammellinse mittlerer Brennweite zwischen Laser und Strahlteiler als konzentrische Kreise (s. Abb. 5a und 6a) oder mit einer Sammellinse kurzer Brennweite zwischen Strahlteiler und Schirm als Kreissegmente bzw. Streifen (s. Abb. 5b und 6b) auf einem Schirm sichtbar gemacht und sollte Versuch: IF Versuchsdurchführung Seite 6 bei gelungener Justierung so die erwarteten Überlagerungsfiguren zeigen. Abb. 6: Versuchsaufbau des Michelson-Interferometers (Plätze 3 und 4) Eine Feinjustierung kann auch durch geringe Verkippung eines Spiegels nach Abb. 7b erfolgen, bis man die konzentrischen Kreissegmente bzw. Streifen mit dem Abstand π sieht. Der Schirm kann nun durch eine CCD-Kamera ersetzt werden oder das Bild am Schirm mit einer Web-Kamera beobachtet oder als Video gespeichert werden, so dass ein Ausschnitt des bisherigen Bildes auf einem Monitor erfasst und die Zählung und Auswertung vereinfacht wird. Abb. 7: (a) Strahlengang, Variation der Spiegelentfernung um β³πΏ; (b) Streifenabstand π als Folge der Spiegelverkippung (siehe Gl. (5)); (c) Zur Überlagerung zweier um π½ zueinander geneigter ebener Wellenfronten mit den Wellenvektoren πβ1 und πβ2 mit Streifenabstand π in der Schirmebene (π₯ β π¦ β πΈππππ) Versuch: IF Versuchsdurchführung Seite 7 Die hellen bzw. dunklen Streifen bzw. Ringe in der π₯ β π¦-Ebene haben den Abstand π . Im Interferenzterm muss neben π§ auch π₯ berücksichtigt werden (Abb. 7c; siehe Anhang). Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Interferenzstreifen und deren Veränderung zu beobachten: 1. Einer der beiden Spiegel wird nach Abb. 7b um einen bestimmten Winkel verkippt. Wie groß muss dieser Winkel sein, damit die Wellenzahlvektoren πβ1 und πβ2 beim Interferieren um den Winkel π½ geneigt sind? Die Abstände π der beobachteten Streifen in π₯-Richtung (Querrichtung) sind nach Abb. 7c um so breiter, je geringer π½ ist: π = ππ£ππ π½ Entsprechend Gleichung (5) steigt die Empfindlichkeit eines Längenmessgerätes mit (5) 1 π½ an. 2. Bei konstantem, möglichst geringem Winkel wird eine der Entfernungen (πΏ1 ; πΏ2 ) um β³πΏ geändert (Abb. 7a). Der entsprechende Gangunterschied ist bei konstanter Brechzahl durch β³ = 2β³πΏ gegeben und man beobachtet π durchlaufende Streifen (hell-dunkel-hell-Übergänge): π= 2β³πΏ π (6) 3. Bei konstantem π½ und konstanten πΏ1 ; πΏ2 bringt man vor den einen Spiegel eine evakuierbare Küvette - der Innenabstand zwischen Ein- und Austrittsfenster sei π - an. Auf dieser Länge π kann das Medium und damit die Brechzahl um β³π geändert werden. Im Versuch werden Vakuum und Luft von Normaldruck verglichen. Die Anzahl π der durchlaufenden Streifen ist proportional zum Gangunterschied 2πβ³π: ππ = 2πβ³π 3.2 Anwendungen des Michelson-Interferometers 3.2.1 Bestimmung der Wellenlänge des Halbleiterlasers (Plätze 3 und 4) Ein typische Anwendung des Michelson-Interferometers ist die Bestimmung der Wellenlänge des Halbleiterlasers durch eine kontinuierliche Verlängerung eines Arms. Hierzu wird der Spiegel π1 (s. Abb 6) in Strahlrichtung definiert verschoben, so dass sich das Interferenzmuster ändert. Je nach Bewegungsrichtung des Spiegel laufen beim Aufbau entspr. Abb. 6a entweder konzentrische Ringe in das Zentrum hinein und verschwinden dort oder es entstehen neue Ringe im Zentrum und laufen aus dem Zentrum hinaus oder bewegt sich das Streifenmuster entspr. Abb. 6b nach links oder nach rechts. Bewegt man also den Spiegel um eine halbe Wellenlänge, so hat sich die optische Weglängendifferenz um eine Wellenlänge geändert, so dass diese Spiegelverschiebung gerade einen hell-dunkel-hell- oder dunkel-hell-dunkel-Durchgang (meist als Streifen bezeichnet) im Interferenzmuster erzeugt. Die Bewegung des Spiegels π1 erfolgt mittel der Spiegelverfahreinheit durch Drehung der Mikrometerschraube, wobei ein Skalenteil der Mikrometerschraube einem Verfahrweg von π = 1ππ entspricht. Hierbei empfiehlt es sich, mindestens 50 Durchgänge mit der Webcam aufzunehmen und auszuwerten um die Messungenauigkeit gering zu halten. Der Hersteller der Spiegelverfahreinheit gibt die Positioniergenauigkeit mit Ξπ = 2ππ + 0, 02 * π an. Versuch: IF Versuchsdurchführung Seite 8 3.2.2 Bestimmung des Brechungsindexes von Luft (alle Versuchsplätze) In einen Strahl des Interferometers nach Michelson wird eine evakuierbare Küvette - der Innenabstand zwischen Einund Austrittsfenster beträgt π = 40ππ - eingebracht. Diese kann evakuiert und schrittweise wieder mit Luft gefüllt werden. Bei beiden Vorgängen werden nach Gleichung (7) π Streifen gezählt, die der Brechzahldifferenz proportional sind: β³ = ππ = 2πβ³π = 2π(π β 1) d.h. π = 1 + ππ 2π (7) Korrektur der Brechzahl: Die Messung wird bei der Temperatur π und dem Druck π Abb. 8: Aufbau zur Bestimmung des Brechungsindexes von Luft durchgeführt: π(π, π ) = 1 + ππ 2π . Die Korrektur auf Normalbedingungen (π0 = 1013 mbar; π0 = 273 K) erfolgt anhand der Zustandsgleichung idealer Gase (siehe Anhang): π(0) = 1 + ππ ππ π · 2π π π0 (8) 3.2.3 Hysterese eines Piezo-Aktors (Plätze 1 und 2) Wird ein geeignetes piezoelektrisches Material, z.B. Quarz oder Bariumtitanat (BaTiO3 ) einer mechanischen Zug- oder Druckspannung ausgesetzt, so entsteht an den Endflächen eine elektrische Spannung. Bringt man umgekehrt den Kristall in ein elektrisches Feld, so ändert er seine Länge, was dynamisch z.B. beim Schwingquarz und statisch z.B. beim Piezo-Aktor angewendet wird. Piezo-Aktoren werden auch zur elektrisch gesteuerten Positionierung der Spitze im Rastertunnelmikroskop oder zur Justierung von Interferometerspiegeln benutzt. Dabei können die kleinsten Schritte im Abb. 9: Aufbau zur Bestimmung der Hysterese eine Piezo-Aktors nm-Bereich liegen. Aktoren müssen mit Gleichfeldstärken im Bereich von kV/mm vorpolarisiert werden, da der Piezo-Effekt infolge Depolarisierung durch Temperatur- und Feldeinwirkung reduziert wird. Allgemein zeigen Aktoren Hysterese, d.h. einen nichtlinearen und nicht eindeutigen Zusammenhang zwischen Längenänderung β³π und elektrischer Spannung π , der stark von der Vorgeschichte abhängt. Zur Aufnahme der Längen-Hysterese des Piezo-Aktors an den Plätzen 1 und 2 wird ein Spiegel (s. Abb. 6 ) durch den am Piezo-Aktor befestigten Spiegel ersetzt (s. Abb. 9 ), die angelegte Spannung zwischen +100 V bis β10 V variiert und jeweils die Anzahl der hell-dunkel-hell-Durchgänge bestimmt. Versuch: IF Anhang Seite 9 3.2.4 Brechungsindex von Plexiglas (Plätze 3 und 4) Mit dem Michelson-Interferometer kann der Brechungsindex π einer transparenten planparallelen Platte sehr genau bestimmt werden. Zur Messung wird diese Platte zunächst in den Arm des Interferometers senkrecht zum Strahl gebracht. Wird diese Platte anschließend sorgfältig gegen den Strahl gedreht, vergrößert sich der optische Weg in diesem Arm, was eine Änderung des Interferenzmusters bewirkt. Aus der Anzahl der hell-dunkel-hell-Durchgänge π , der Plattendicke π· und dem genau gemessenen Drehwinkel πΌ kann der Brechungsindex π berechnet werden (siehe Anhang). π= π 2 sin 2 πΌ + ( π 2π· + cos πΌ β 1) 2(1 β cos πΌ β ππ 2π· ) (9) Abb. 10: Aufbau zur Bestimmung des Brechungsindexes von Plexiglas 3.2.5 Interferenz mit LEDs (Plätze 3 und 4) Die kleinen Kohärenzlängen des LED-Lichts stellen an die Justierung des Michelson-Interferometers besondere Anforderungen. Ist die Differenz der Länge der Arme des Interferometers größer als die halbe Kohärenzlänge, kann keine Interferenz beobachtet werden. Eine geometrische Grob- und anschließende Vorjustierung mit dem Laser ist daher unbedingt notwenig. Man beginnt mit einem Aufbau entspr. Abb. 6a und stellt die Mikrometerschraube der Verfahreinheit des verstellbaren Spiegels (π1 ) auf Mittelstellung. Anschließend verschiebt man die gesamte Einheit per Hand in Strahlrichtung, so dass das zentrale Maximum des Interferenzmusters möglichst groß wird. Bringt man jetzt die rote LED wie in Abb. 11 gezeigt vor dem Strahlteiler ein, ist die Chance sofort ein Interferenzmuster zu sehen recht gering. Um ein Interferenzmuster zu finden, muss der Spiegel (π1 ) mit der Mikrometerschraube vorsichtig verfahren werden. Gelingt die Darstellung eines Interferenzmusters auf dem Schirm innerhalb des gesamten Verfahrwegs der Spiegeleinheit nicht, ist die Vorjustierung zu wiederholen. Schätzen Sie anschließend durch Verfahren des Spiegels (π1 ) mit der Mikrometerschraube und Beobachtung des Interferenzbildes die Kohärenzlänge des roten LED-Lichts ab. Ist das Interferenzbild der roten LED scharf abgebildet, wird in dieser Einstellung des Michelson-Interferometers die rote LED durch die weiße LED ersetzt und der Spiegel (π1 ) mit der Mikrometerschraube vorsichtig soweit verfahren, dass die Interferenzfigur ähnlich Abb. 12 sichtbar wird. Schätzen Sie auch hier durch Verfahren des Spiegels (π1 ) mit der Mikrometerschraube und Beobachtung des Interferenzbildes die Kohärenzlänge des weißen LED-Lichts ab. Abb. 11: Interferenz mit roter LED Abb. 12: Interferenz mit weißer LED Versuch: IF Anhang Seite 10 4 Anhang 4.1 Interferenzen am Keil Auf der ebenen Glasplatte des Tisches eines Messmikroskops erzeugt man mit Hilfe eines geraden Drahtes und einer planparallelen Glasplatte einen Luft- (oder Flüssigkeits-) Keil (Abb. 13). Monochromatisches Licht wird über eine Glasplatte πΊ (siehe Abb. 14) eingespiegelt. Man beobachtet abwechselnd helle und dunkle Streifen (Interferenzen gleicher Dicke), deren Anzahl π pro Längeneinheit π₯ durch Auszählen im Messmikroskop (π₯ = Koordinate senkrecht zu den Streifen) gemessen und grafisch ausgewertet wird. Dem Kehrwert des Abstands zweier Abb. 13: Beobachtung von Interferenzen am benachbarter Streifen (π₯π β π₯πβ1 ) entspricht der AnKeil β³π 1 stieg β³π₯ = π₯π βπ₯πβ1 . Da der Phasensprung π an der unteren Glasplatte für alle Teilwellen gleich ist und bei der Differenzbildung herausfällt, ist der Phasenunterschied der jeweils zur Interferenz kommenden Teilwellen von einem dunklen Streifen (Strahlen-Paar 1) zum nächsten (2, siehe Abb. 13) gegeben durch den Gangunterschied: β³ = 2π¦ = 2 tan πΌ · (π₯π β π₯πβ1 ) oder β³π 1 2 tan πΌ = = β³π₯ π₯π β π₯πβ1 π bzw. π = 2π tan πΌ β³π β³π₯ . (10) 4.2 Newtonsche Ringe Die Anordung (Abb. 14) entspricht der Abb. 13, wobei die obere Glasplatte durch eine plankonvexe Linse ersetzt wird. Die Interferenzen gleicher Dicke sind jetzt konzentrische Kreise, deren Durchmesser π·π quadratisch mit den Gangunterschieden β³π = 2(ππ + π0 ) β 2ππ verknüpft sind und die in Abhängigkeit von der Anzahl π gemessen werden. (Erwarten Sie den zentralen Punkt hell oder dunkel?) Mit π als Linsenradius (typisch π β 10 m) und 2 πβ π· 8π ; (π βͺ π·) hängt für π0 β 0 die Differenz der Quadrate zweier benachbarter Durchmesser mit der Differenz der zugehörigen Gangunterschiede (ππ β ππβ1 ) = π2 wie folgt zusammen: ππ β ππβ1 = )οΈ 1 (οΈ 2 2 π·π β π·πβ1 8π woraus Abb. 14: Zur Beobachtung von Newtonschen Ringen (οΈ )οΈ )οΈ 1 (οΈ 2 1 β³ π·2 2 π= π·π β π·πβ1 = 4π 4π β³π folgt. Mittels Gleichung (11) kann eine unbekannte Größe (π oder π ) bestimmt werden. (11) Versuch: IF Anhang Seite 11 4.3 Interferometer nach Jamin Hier findet eine zweimalige Aufspaltung des Primärstrahls je an der Vorder- und Hinterseite zweier planparalleler Platten statt. Von den 4 entstehenden Teilstrahlen werden die beiden äußeren ausgeblendet. An jeder der (nahezu) gleichen Platten wird der Gangunterschied β³ zwischen dem gebrochenen und an der Rückseite reflektierten (2 π₯) und dem direkt reflektierten Strahl (π¦) betrachtet. Der Gangunterschied an der ersten Platte beträgt 2π1 π sin π½ cos πΌ1 β³1 = 2π₯ β π¦ = β 2π1 . cos π½ cos π½ (12) Abb. 15: Jaminβsches meter Interfero- Mit sin πΌ1 = π¦ 2π1 tan π½ ; π = π1 tan π½ ; sin π½ = sin πΌ1 π wird β‘ β³1 = 2π1 β£ βοΈ π 1β sin2 πΌ1 π2 β sin πΌ1 βοΈπ · sin πΌ1 1β sin2 πΌ1 π2 β€ β¦ = 2π1 βοΈ π2 β sin2 πΌ1 . (13) Der gleiche Gangunterschied tritt an der zweiten planparallelen Platte auf, so dass bei völliger Gleichheit und Parallelität beider Platten der gesamte Gangunterschied β³1 β β³2 verschwindet. Sind die Dicken und Neigungswinkel beider Platten etwas verschieden, so folgt aus Gleichung (13) ein resultierender Gangunterschied β³1 β β³2 = 2π1 βοΈ π2 β sin2 πΌ1 β 2π2 βοΈ π2 β sin2 πΌ2 (14) Durch Verkippen (Änderung von πΌ1 ) einer Platte können die Abstände der beobachteten Streifen variiert werden. Wird in einen der beiden Strahlengänge ein anderes Medium (Brechzahl π1 ; Länge der Küvette πΏ) eingebracht, so entsteht ein zusätzlicher Gangunterschied β³ infolge der optischen Wegänderung πΏ(π0 β π1 ) (vergleiche mit (6): πΏ(π0 β π1 ) = β³ = ππ (15) 4.4 Zum Interferenzterm der Intensität Zur Berechnung der Intensität der Elongation ππππ + π)οΈ2 muss ππππ komplex quadriert werden (οΈ ππ= π1 βππ 1 (Beachtung der Eulerschen Gleichung: cos π = 2 e + e sowie des Spezialfalls gleicher Amplituden π^1 = π^2 ). Die Phasendifferenz berechnet sich zweidimensional zu: β³Ξ¦ = β³(βπβπ) = β³ (ππ₯ π₯ + ππ§ π§). Versuch: IF Anhang Seite 12 [οΈ ]οΈ [οΈ ]οΈ πΌπππ = π^1 eπ(ππ‘+ππ₯ π₯βππ§ π§) + π^2 eπ(ππ‘βππ₯ π₯βππ§ π§+β³Ξ¦) · π^1 eβπ(ππ‘+ππ₯ π₯βππ§ π§) + π^2 eβπ(ππ‘βππ₯ π₯βππ§ π§+β³Ξ¦) [οΈ ]οΈ [οΈ ]οΈ = eπ(ππ‘βππ₯ π₯βππ§ π§) π^1 + π^2 eπβ³Ξ¦ · eβπ(ππ‘βππ₯ π₯βππ§ π§) π^1 + π^2 eβπβ³Ξ¦ (οΈ )οΈ = π^1 + π^2 + π^1 π^2 · eπβ³Ξ¦ + eβπβ³Ξ¦ = π^1 + π^2 + 2π^1 π^2 · cos β³Ξ¦ βοΈ = πΌ1 + πΌ2 + 2 πΌ1 πΌ2 · cos β³Ξ¦ Der maßgebliche Phasenwinkel β³Ξ¦ nach Gleichung (16) und damit der Interferenzterm cos β³Ξ¦ soll für zwei Spezialfälle diskutiert werden. β³Ξ¦ = (ππ§1 π§1 β ππ§2 π§2 ) + ππ₯ β³π₯ = 2ππ§ β³πΏ + π½ππ₯ π₯ (16) 1. Bei konstantem π½ existieren nur Variationen in π§-Richtung: β³Ξ¦ = 2ππ§ β³π§ = 2ππ§ β³πΏ (Längenmessung). 2. Zum Anderen ist bei einer reinen Verkippung eines Spiegels die Phase nur mit π½ veränderlich (β³π§ = 0). 4.5 Zur Dichteabhängigkeit der Brechzahl Die Maxwellsche Relation lautet π = π2 (für hinreichend hohe Frequenzen und starke Verdünnung, keine Wechselwirkung). Mit π = 1 + β³π; π β 1 βͺ 1, z.B. in Luft gilt πππ = π β 1 = π2 β 1 bzw. (1 + β³π)2 β 1 β 2(π β 1) = 2β³π (17) (Vernachlässigung von (β³π)2 gegen 2β³π). Der Dichtezuwachs β³π beim Übergang von Vakuum in Luft ist wie πππ βΌ π (π - Teilchenzahl), d.h. βΌ π oder βΌ π. Die Korrektur folgt aus der Zustandsgleichung: π0 π0 π π0 = = π(π.π ) π (π, π‘) π0 π 4.6 Zum Brechungsindex von Plexiglas Bei der Bestimmung des Brechungsindexes π einer transparenten planparallelen Platte ist die Differenz der optischen Wege zwischen gedrehter und ungedrehter Platte in einem Arm des MichelsonInterferometers zu berechnen. Dabei ist zu beachten, dass das Licht zweimal den Weg durch die Platte nimmt. Versuch: IF Literatur Seite 13 Abb. 16: Bestimmung des Brechungsindexes von Plexiglas Für die Differenz der beiden optischen Wege (gedreht minus ungedreht) entnimmt man der Abbildung 16: π ·π π · π΄πΈ + πΈπΉ β π · π΄π΅ β π΅πΆ = 2 π· π· Die Geometrie liefert: π΄π΅ = π·, π΄πΈ = cos π½ , π΄πΆ = cos πΌ , π΅πΆ = π΄πΆ β π· = πΈπΉ = πΆπΈ · sin πΌ = π· · (tan πΌ β tan π½) · sin πΌ, woraus folgt: π· cos πΌ β π· und ππ π 1 = + sin πΌ tan πΌ β sin πΌ tan π½ β π β +1 2π· cos π½ cos πΌ Das lässt sich mit dem Brechungsgesetz sin π½ = sinπ πΌ bzw. cos π½ = umformen in π π βοΈ 2 = π β sin 2 πΌ β cos πΌ β π + 1 2π· bzw. ππ + cos πΌ β 1 + π)2 = π2 β sin 2 πΌ ( 2π· also: π 2 sin 2 πΌ + ( π 2π· + cos πΌ β 1) π= π 2(1 β cos πΌ β π 2π· ) βοΈ 1 β sin 2 π½ = βοΈ 1β sin 2 πΌ π2 Versuch: IF Literatur Seite 14 Fragen 1. Wie beschreibt man mathematisch eine ebene harmonische Welle? Wodurch wird die Phase bestimmt? 2. Nennen Sie Ursachen für Phasenunterschiede; wie kann man den Gangunterschied beeinflussen (Interferenzapparate)? 3. Unter welcher Voraussetzung können zwei Wellen interferieren? Was versteht man unter Kohärenzbedingung? 4. Wie groß ist die Kohärenzlänge von Glühlampenlicht: π β 0, 5 πm; β³π β 0, 3 πm? 5. Was versteht man unter konstruktiver und destruktiver Interferenz? 6. Warum ist LASER-Licht besonders gut kohärent? 7. Skizzieren Sie den Strahlenverlauf in einem Michelson-Interferometer. 8. Wie wurde das historisch berühmte Michelson-Experiment zum Beweis der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum durchgeführt? 9. Wie lauten die Differentialgleichungen für eine Seilwelle, eine ebene elastische und eine ebene elektromagnetische Welle? Wovon hängen die jeweiligen Phasengeschwindigkeiten ab? 10. Wie berechnet man den Gangunterschied beim Michelson-Interferometer und anderen Interferenzapparaten? 11. Worauf beruht das Tolanski-Verfahren zur Dickenbestimmung? 12. Wie funktioniert ein Interferenzfilter? Wie und wozu stellt man eine vergütete Optik her? Literatur [1] H.-J. Paus, Physik in Experimenten und Beispielen, V. C.-Hanser München, 1995 [2] E. Hecht, Optik, Add. Wesley, 1989 [3] W. Ilberg, M. Krötsch, D. Geschke, P. Kirsten, W. Schenk, A. Schneider, H. Schulze, Physikalisches Praktikum für Anfänger, Leipzig, 1994 [4] W. Walcher, Praktikum der Physik, Teubner, 1989
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