STECKBRIEF FORSCHUNG Karger Kompass Onkol 2016;3:91 • DOI: 10.1159/000449442 8 Fragen an … Dr. med Georg Gdynia Träger des Forscherpreises für Pathologie AKADEMISCHER WERDEGANG • Promotion an der Universität Heidelberg • Assistenzarzt im Pathologischen Institut der Universitätsklinik Heidelberg • Arbeitsgruppenleiter AG Gdynia (Förderung durch Deutsche Krebshilfe) • Projektleiter eXist-Forschungstransfer EnFin (Förderung durch BMWI) • Kommissarischer Leiter der KKE Molekulare Tumorpathologie (G150) am DKFZ FORSCHUNGSSCHWERPUNKT • Neue Arten des Tumorzelltods Was hat Sie während der Arbeit oder nach Auswertung der Ergebnisse überrascht? Erstens, dass das aus Natürlichen Killerzellen isolierte HMGB1 Multidrug-resistente, auf sauerstoffunabhängiges Wachstum angepasste Krebszellen tötet. Zweitens, dass bestimmte Medikamente eben nicht in Tumorzellen wirken, die ohne Sauerstoff wachsen können. Das ist übrigens bei der Bekämpfung bakterieller Infektionen längst bekannt. Worin liegt die Relevanz Ihrer Ergebnisse für die praktische, klinische Arbeit eines Onkologen? Es ist noch ein weiter Weg hin zu einer möglichen Therapie mit HMGB1. Die Information, ob in einem Tumor vornehmlich anaerobe (befähigt zu Wachstum ohne Sauerstoff), besonders aggressive Tumorzellen vorhanden sind, könnte jedoch schon jetzt im Rahmen klinischer Studien erhoben und mit der Wirksamkeit bestimmter Medikamente korreliert werden. Hierfür haben wir bereits einen Diagnostiktest entwickelt. © 2016 S. Karger GmbH, Freiburg Fax +49 761 4 52 07 14 [email protected] www.karger.com Accessible online at: www.karger.com/kko Für welche Fachgruppen sind Ihre Ergebnisse darüber hinaus interessant? Generell bei Erkrankungen, bei denen das Wachstum/die Funktion von Entzündungszellen ohne Sauerstoff von Bedeutung ist, wie bei rheumatoider Arthritis oder Sepsis. Was machen Sie mit dem Preisgeld von 5000 EUR? Damit decke ich einen Teil der hohen Kosten, die bei der Entwicklung des erwähnten Diagnostikums anfallen. Womit werden Sie sich langfristig beschäftigen? Ich werde weiterhin die Erprobung von HMGB1 zur Krebstherapie vorantreiben. Womit schaffen Sie für sich selbst und Ihr Umfeld einen Ausgleich zu Ihrem Einsatz in der Forschung? Unternehmungen mit meiner Frau und meinen beiden Söhnen sind mir wichtig und geben mir den nötigen Ausgleich. ANGABEN ZUM PREIS Mit dem Forscherpreis für Pathologie unterstützt die Novartis Pharma GmbH gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Pathologie herausragende wissenschaftliche Projekte aus dem Bereich der onkologischen Molekularbiologie. Der Preis zeichnet innovative Forschungsprojekte und klinisch relevante Ansätze in der Pathologie aus. Er ist mit 10 000 Euro dotiert, das Preisgeld wurde in diesem Jahr unter zwei Preisträgern aufgeteilt. Dr. med. Georg Gdynia Universitätsklinikum Heidelberg Pathologisches Institut Im Neuenheimer Feld 224, 69120 Heidelberg, Deutschland [email protected] Downloaded by: 78.47.19.138 - 11/28/2016 12:04:13 PM Was ist das Hauptergebnis Ihrer prämierten Studie «The HMGB1 protein induces a metabolic type of tumour cell death by blocking aerobic respiration»? Wir identifizierten das High Mobility Group Box 1 (HMGB1)-Protein als neue Waffe gegen Krebs: Es legt spezifisch die Energiegewinnung von Tumorzellen lahm. Eine Therapie mit HMGB1 hätte den Vorteil, dass sie zwar die Waffen des Immunsystems nutzt, aber nicht von dessen Funktionsfähigkeit abhängt.
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