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Zunehmende Marktreife
Unternehmensanleihen aus Schwellenländern
wecken das Interesse internationaler Anleger
Die Zinswüste weitet sich aus: In Europa und Japan werden Staatsanleihen unter
Null gehandelt, auch Unternehmensanleihen aus Industriestaaten bieten oft nicht
mehr Rendite. Eine Alternative sind in US-Dollar ausgegebene Anleihen von
Unternehmen mit Sitz in den Emerging Markets.
Da gegenwärtig weder Staatsanleihen noch Unternehmensanleihen aus Industriestaaten ausreichend
Ertragspotenzial versprechen, empfehlen sich in US-Dollar ausgegebene Anleihen von
Unternehmen aus den Schwellenländern zunehmend als Option. Unserer Einschätzung nach ist diese
Anlageklasse international unterinvestiert, obwohl sie zunehmend Marktreife besitzt. Denn nach
Jahren des Abschwungs haben sich die Rahmenbedingungen in vielen Schwellenländern verbessert.
Die Anleihemärkte in den aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien, Lateinamerika, dem mittleren
Osten und Afrika sind stabiler und reifer geworden. Außerdem konnten die dort ansässigen
Unternehmen selbst zum Beispiel durch die Übernahme internationaler Rechnungslegungsstandards
und steigender Transparenz das Interesse internationaler Anleger wecken. Im Ergebnis sind die
Anleihevermögen sehr stark gewachsen. Per September 2016 waren es 846 Milliarden US-Dollar –
gegenüber 28 Milliarden US-Dollar im Jahr 2001.
Länder wie Indien und Indonesien, aber auch Mexiko haben sich durch Reformen als interessante
Wirtschaftsstandorte profiliert. Das lateinamerikanische Land hat unter anderem durch die Öffnung
der Sektoren Energie und Telekommunikation für mehr Wettbewerb gesorgt.
Mehr Stabilität durch bessere politische Konditionen
In vielen Schwellenländern hat sich der politische Rahmen allgemein weiterentwickelt. Laut einer
diesjährigen Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben die Regierungen der
entsprechenden Länder bereits erhebliche Fortschritte beim Schuldenmanagement erzielt, sodass ihr
Wirtschaftsgefüge weniger stark durch plötzliche Abwertungen ihrer Währungen und dem daraus
folgenden Anstieg der Auslandsverschuldung belastet wird. Auch die Währungsinkongruenzen bei
Forderungen und Verbindlichkeiten, die vormals EM-Volkswirtschaften plagten, sind
zurückgegangen.
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Gleichzeitig besteht eine effektivere Steuerung des Inflationsdrucks, die Bankensysteme sind
allgemein gesünder und die lokalen Kapitalmärkte sind tiefer und reifer. Insgesamt besteht dadurch
ein leistungsfähigeres Polster, falls ausländische Investoren sich aus dem Markt zurückziehen
sollten. Es ist diesen Faktoren zu verdanken, dass der ab 2010 einsetzende Kapitalabfluss den
Emerging Markets bisher wenig anhaben konnte, obwohl er nach Schätzungen des IWF in Größe
und Ausmaß in etwa dem Trend in den 1980er und 1990er Jahren entspricht.
Schutz vor direkten und indirekten Währungsrisiken
Da Unternehmen Anleihen in US-Dollar ausgeben, sind Investoren nicht den
Wechselkursschwankungen bei EM-Währungen ausgesetzt. EM-Währungen können
außerordentlich volatil sein. So fielen der brasilianische Real und der südafrikanische Rand in 2015
um 33 Prozent beziehungsweise 25 Prozent.
Indirekte Währungsrisiken wirken sich allerdings auch auf ihre Erträge aus. In der Vergangenheit
bestand bei EM-Unternehmensanleihen Währungsinkongruenz, das heißt Forderungen lauteten auf
eine andere Währung als die Verbindlichkeiten (Lokalwährungen im Vergleich zu US-Dollar).
Inzwischen decken Unternehmen eher ihre langfristigen Investitionsausgaben als etwaigen
kurzfristigen Finanzbedarf über ausländische Finanzquellen. Zudem sind viele Exportunternehmen
bereits sozusagen natürlich abgesichert. Andere Unternehmen mildern das Währungsrisiko durch
Absicherungsgeschäfte.
Gute Ertragsaussichten dank geringerer Zinssensitivität
In Industrieländern wie Deutschland, Frankreich und Japan sind die Renditen auf Staatsanleihen
mittlerweile im negativen Bereich. Aber auch hochwertige Unternehmensanleihen, die 2020 fällig
werden, notieren derzeit mit negativen Renditen. Die Renditen auf fünfjährige US Treasuries
bewegen sich zwar noch im positiven Bereich, sind allerdings von 1,4 Prozent im vergangenen Jahr
auf nunmehr 1,15 Prozent Ende September gesunken. Demgegenüber rentierten
EM-Unternehmensanleihen Ende September 2016 mit 4,5 Prozent, was einen durchaus guten Ertrag
verglichen mit den Renditeniveaus in der entwickelten Welt darstellt. Grafiken dazu von Bloomberg
und BofA Merrill Lynch finden Sie hier.
Auch auf durationsbereinigter Basis sind die Renditen auf EM-Unternehmensanleihen höher als auf
US-Unternehmensanleihen, das heißt, sie rentieren höher pro Einheit der Duration. Momentan
bieten EM-Unternehmensanleihen eine Zinsduration von weniger als fünf Jahren. Bei US
Corporates und EM-Staatsanleihen liegt diese dagegen bei sieben Jahren. Das bedeutet, dass EM
Corporates weniger von Zinsänderungen betroffen sind. Obwohl die Normalisierung der Zinssätze
nur langsam vorangeht – die Federal Reserve hat die Zinsen bislang nur einmal im Dezember 2015
angehoben – ist dennoch mit steigenden Zinsen zu rechnen. Spread-Produkte, wie
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EM-Unternehmensanleihen, die eine geringere Zinssensitivität aufweisen, dürften in diesem Umfeld
widerstandsfähiger sein.
Bei den EM-Unternehmensanleihen handelt es sich um eine noch junge Anlageform. Daher
bestehen deutliche Marktineffizienzen, die sich am besten durch ein aktives Management nutzen
lassen.
Dieser Artikel erschien am 24.11.2016 unter folgendem Link:
https://www.private-banking-magazin.de/zunehmende-marktreife-unternehmensanleihen-aus-schwellenlaendern-wecken-das-inter
esse/
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