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Löcher in der Matrix – Gratis-Visionäre
Von Ralph Malisch
„Interrail zum 18. Geburtstag: EU stellt die Weichen für Gratis-Europareisen“ (handelsblatt.com, 23.11.2016)
„Interrail: Reisen gegen den Europa-Frust“ (zeit.de, 27.9.2016)
Nichts ist mächtiger, als eine Idee, deren Zeit gekommen ist, heißt es. In der Politik handelt es sich dabei
regelmäßig um eher einfache „Ideen“. Was freilich Politiker, deren Zeit gekommen ist, nicht davon abhält, sich
darauf zu stürzen. Das „Gratis“-Interrail-Ticket zum 18. Geburtstag ist so eine Idee, die ursprünglich von zwei
Studenten stammt. Da dürfte neben hohen politischen Idealen wohl auch studentische Geldknappheit Pate
gestanden haben. In einem Beitrag für www.zeit.de bewerben die beiden das Ganze unter der Überschrift „Lasst
uns reisen!“ Gemeint ist: „Lasst uns kostenlos reisen!“, denn reisen dürfen sie auch jetzt schon. Natürlich fallen in
dem Beitrag genau jene Stichworte, die man in der EU-Nomenklatura gerne hört, und so dauerte es für dortige
Verhältnisse vergleichsweise kurz, bis man angebissen hatte. Handelsblatt.com vermeldete vor wenigen Tagen,
dass die EU-Kommission bereits erste Gelder bereitgestellt habe. Offenbar ist das Brüsseler Image inzwischen
derart ramponiert, dass man nach jedem Strohhalm greift.
Die Idee, war übrigens so „gut“, dass sie bei dem von „Zeit Online“ veranstalteten "Z2X – Das Festival der neuen
Visionäre" als eines der drei Projekte ausgewählt wurde, das „Zeit Online“ künftig fördern wird. Früher hießen
ähnlich visionäre Projekte schlicht „Freibier für alle!“ Schließlich bringt auch der gemeinsame Alkoholkonsum die
Menschen einander näher. Bei dieser Vision gegen den „Europa-Frust“ – gemeint ist der EU-Frust – geht es also
um klassische Wählerbestechung und Klientelpolitik. Denn pünktlich mit dem 18. Geburtstag haben die jungen
Leute das Wahlrecht, und werden dann wohl ihre Dankbarkeit an der Urne schon richtig auszudrücken wissen, so
das durchsichtige Kalkül. Es ist nachvollziehbar, dass sich das Brüsseler Zentralkomitee auf Erstwähler
konzentriert: „Wer mit zwanzig kein Sozialist ist, hat kein Herz – wer es mit vierzig immer noch ist, hat keinen
Verstand.“ Ein Zitat, das so zutreffend ist, dass es neben Winston Churchill und George Bernard Shaw noch einem
halben Dutzend weiterer potenzieller Urheber zugeschrieben wird.
Bevor der Versand einsetzt, ist also Eile geboten. Das ist selbstredend auch nicht altersdiskriminierend, stammt die
Maßnahme doch direkt aus dem Zentrum für Frieden, Fortschritt und Wohlstand, also von der EU-Kommission.
Auch wenn uns www.zeit.de mit der Formulierung „auf Kosten der EU-Kommission“ glauben machen will, dass die
Damen und Herren Kommissare die Spendierröcke und -hosen anhätten, ist genau das nicht der Fall. Denn
erstens kann Politik ganz grundsätzlich nichts „verschenken“, was sie nicht andernorts raubt, und zweitens gibt es
ein „free Interrail“ ebenso wenig wie einen „free lunch“. Das wusste schon der Nobelpreisträger Milton Friedman,
war allerdings da auch schon jenseits der 20.
Das eigentlich Perfide ist, dass es eben jene EU und der dort betriebene Euro-Rettungssozialismus waren, die in
vielen europäischen Ländern überhaupt erst eine ganze Generation ihrer Zukunftsperspektive beraubt haben –
also auch der Möglichkeit sich ein Interrail-Ticket selbst zu verdienen, wie es Generationen junger Leute zuvor
getan hatten. Andererseits war es schon immer das Kennzeichen sozialistischer Systeme, dass sie die Menschen
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zuerst in Abhängigkeit bringen und dann auch noch Dankbarkeit für die von hoher Hand zugeteilten Almosen
erwarten. Nichts Neues also aus Brüssel.
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