SPEZIAL MUM November 2016 Hitzebeständigkeit verlangt? Nur dann können Auflaufformen aus dem Backofen direkt auf der Arbeitsplatte abgestellt werden. Bei Edelstahl und Granit ist das problemlos möglich, einfache kunststoffbeschichtete Platten und Holzoberflächen verfärben sich dagegen. Kunststoffbeschichtung Die Schichtstoffarbeitsplatte oder HPL-Platte (High-Pressure-Laminate) ist in der Küche immer noch der Bestseller. Die Gründe: das kaum schlagbare Preis-Leistungs-Verhältnis und die Vielfalt an Dekoren. Raue Oberflächen sind für Kratzer weniger anfällig als glatte, die schnell Gebrauchsspuren zeigen. Das Material ist stoßfest und lässt sich leicht reinigen; die üblichen Putzmittel können der Oberfläche nichts anhaben. Die Platten bestehen meist aus einer Spanplatte, die mit einem Schichtstoff aus harzgetränkten Papierschichten überzogen ist. Je dicker die Beschichtung, umso hochwertiger und teurer die Platte. Hitzefest sind die Oberflächen bis 230 Grad – allerdings nur kurzfristig. Die Platten lassen sich für Ausschnitte leicht mit Säge oder Bohrmaschine bearbeiten. Preis: ab 20 Euro je Meter bei 60 cm Tiefe. Holz Holz ist ein echter Blickfang und fühlt sich angenehm warm an. In der täglichen Küchenarbeit ist Massivholz aber eher problematisch. Es ist nicht schnittfest, nur bedingt hitzebeständig und alles andere als pflegeleicht – in Rillen oder Schnitten können sich Schmutz und Bakterien sammeln. Vorsicht beim Kontakt mit Wasser, die Ausschnittränder quellen gern auf. Auch umgeschüttete Säfte und Rotwein sollte man schnell wegwischen. Als Schutzmaßnahme bleibt das halbjährliche Ölen der Platte. Zudem sollte sie mindestens 40 Millimeter dick sein. Dann kann sie geschliffen und wieder aufgearbeitet werden. Preis: Platten aus stabverleimter Buche ab 60 Euro je Meter bei 60 cm Tiefe. Verbundwerkstoffe Materialien wie Cristalite oder Zodiaq bestehen aus Farbpigmenten, Acryl und bis zu 85 Prozent aus Quarz; sie sind härter als Granit. Die Platten sind wasser- und fleckenfest, lebensmittelecht und reinigungsfreundlich. Da das Material keine Poren hat, können sich Bakterien oder Schimmel nicht entwickeln. Es ist schnittfest und hitzebeständig. Auch die optischen Möglichkeiten sind groß: Das Material gibt es in den verschiedensten Farben und Mustern. Ein Vorteil gegenüber Granit: Der Kunststein wiegt rund zwei Drittel weniger. Bearbeitet werden die Verbundwerkstoffe mit den Maschinen, die für Granit gebraucht werden. Preis: zwischen 300 und 1.000 Euro je Meter bei 60 cm Tiefe. Glas Selbst ohne Pflegezusätze ist Glas hygienisch einwandfrei sauber zu halten. Glas ist gegen Frost, Lufttemperatur und Licht unempfindlich, es kann weder vergilben noch eintrüben. Auch die Hitzebeständigkeit von 130 Grad mit kurzzeitig bis zu 400 Grad sowie die erhöhte Schlagfestigkeit sind Pluspunkte. Mit einer extra Oberflächenvergütung ist Glas sehr hart und auch mit Edelstahlmessern nicht zu verkratzen. Einscheibensicherheitsglas erhält seine Farbe durch eine Beschichtung auf der Rückseite. Jeder Farbton nach der RAL-Norm ist möglich. Ein optisches Highlight ist die von unten beleuchtete Arbeitsplatte. Die Platten gibt es in Stärken von 8 bis 40 Millimeter. Preis: zwischen 250 und 800 Euro je Meter bei 60 cm Tiefe. Granit Das Tiefengestein entstand in Millionen von Jahren durch die Verschmelzung von Quarz, Feldspat und Glimmer. Durch seinen Quarzanteil von bis zu 65 Prozent erhält Granit seine Härte. Jede Granitplatte ist ein Unikat. Sie ist beständig gegen Flecken, Schnitte und Kratzer. Auch hohe Temperaturen machen ihr nichts aus. Säure – etwa Essig oder Zitrone – kann auf Dauer den Glanz beschädigen und sollte schnell weggewischt werden. Bei unbehandeltem Granit muss man die Oberfläche ein- bis zweimal im Jahr imprägnieren. Granit lässt sich nur beim Lieferanten mit Maschinen bearbeiten, beispielsweise die Ausschnitte für die Spüle, für eine Tropftasse, die als Abtropffläche neben dem Spülbecken eingearbeitet wird, oder für die Kochmulde. Wegen des hohen Gewichts von 120 Kilogramm pro Quadratmeter bei 40 Millimetern Stärke sollten die einzelnen Platten kurz gewählt werden. Je härter das Gestein, desto teurer. Granitplatten werden poliert (hochglänzend, spiegelnd), satiniert (leicht raue Oberfläche) oder geflammt und gebürstet (rustikal). Preis: zwischen 200 und 1.200 Euro je Meter bei 60 cm Tiefe. Mineralwerkstoffe Arbeitsplatten aus Kunststein bieten vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. So können Platte und Spülbecken ohne sichtbare Fugen in einem Guss hergestellt werden. Sie werden unter Bezeichnungen wie Corian oder Marlan vertrieben. Corian ist eine Mischung aus Acryl und Aluminiumhydroxid. Das Material ist hart, hat eine glatte, porenfreie Oberfläche, ist geruchsneutral und feuchtigkeitsabweisend. Es fühlt sich warm wie Holz an, ist gegen Flecken unempfindlich, ja selbst Lösungsmittel haben keine Chance. Heiße Töpfe sollten aber nicht lange auf der Arbeitsplatte stehen und gegen Schnitte ist die Platte auch nicht immun. Immerhin lassen sich Gebrauchsspuren durch Schleifen und Polieren beseitigen. Mit der Klassifizierung als „nicht chemischer Abfall“ können die Platten sogar in der Müllverbrennung entsorgt werden. Preis: zwischen 200 und 500 Euro je Meter bei 60 cm Tiefe. Marmor Im Vergleich zu Granit hat Marmor eine weiche, offenporige Oberfläche. Der Stein besteht Seite 7 nahezu komplett aus Kalk oder Calcit. Das macht ihn empfindlich für Kratzer; Flüssigkeiten können einziehen und Spuren hinterlassen. Jeder Kontakt mit Fruchtsäure oder Weinsäure verursacht Schäden an der Oberfläche. Wer trotzdem nicht auf Marmor verzichten will, sollte widerstandsfähigeren Antikmarmor wählen. Ist die Oberfläche nicht poliert, sondern geschliffen und gewachst, ist sie weniger empfindlich. Preis: je nach Härtegrad und Oberflächenbehandlung ab 200 Euro je Meter bei 60 cm Tiefe. Edelstahl Eingesetzt wird das Metall in der Profiküche oder Fleischerei. Die Oberfläche ist hitze- und säurebeständig und nimmt keine Gerüche an. Kratzer sind aber unvermeidbar. Wasser sollte zügig weggewischt werden, damit keine Kalkflecken entstehen. Die Materialdicke befindet sich im Millimeterbereich, der Träger besteht meist aus einer Spanplatte, auch höherwertige Dreischichtplatten werden eingesetzt. Weil die Spanplatten nicht so hart wie Granit sind, besteht die Gefahr von Beulen. Dieses Risiko existiert auch, wenn eine dünne Edelstahlplatte ohne vollflächig verbundene Unterplatte eingebaut wird. Edelstahlplatten gibt es mit fugenlos eingeschweißten Spülbecken; ohne Fugen lassen sie sich noch besser sauber halten. Ansonsten werden die Ausschnitte für Spülen erst vor Ort gemacht. Preis: ab 300 Euro je Meter bei 60 cm Tiefe. MUM
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