AUSSEN WIRTSCHAFT UPDATE FRANKREICH AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER PARIS NOVEMBER 2016 2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Paris Österreichischer Wirtschaftsdelegierter Christian H. Schierer T +33 1 53 23 05 05 E [email protected] W wko.at/aw/fr HEAD OFFICE: Michael Berger T 05 90 900 4450 E [email protected] Folgen Sie uns auf… Twitter: wko_ac_FRA Facebook: advantageaustriaFR Linkedin: ADVANTAGE AUSTRIA France & Monaco Instagram: advantage_austria_fra Flickr: Aussenwirtschaft Austria Youtube: Aussenwirtschaft Austria Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfältigung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. 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Halbjahr 2016) Prognose Wirtschaftswachstum 2016 bei 1,3% Starke Inlandsnachfrage trägt Wirtschaftswachstum Arbeitsmarktreform beschlossen Österreichs Warenexporte im Aufwind +4,6% Weltweit zweithöchster Außenhandelsüberschuss bei Waren Wirtschaftskennzahlen Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. Euro1 Bruttoinlandsprodukt/Kopf in US-Dollar2 Bevölkerung in Mio.3 Reales Wirtschaftswachstum in % 4 Inflationsrate in %5 Arbeitslosenrate in %6 Wechselkurs der Landeswährung zu Euro7 Warenexporte des Landes in Mrd. Euro Warenimporte des Landes in Mrd. Euro Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8 2014 2015 2016 2,134 40,632 64.1 0.2 -1.3 9.9 436,3 494,7 2,184 41,369 64.4 1.2 -2.2 10.0 455,1 500,8 2,228 42,382 64.7 1.5 0,4 9.6 k.A. k.A. Rang 6 Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2015 Österreichische Warenexporte in Mio. Euro Österreichische Warenimporte in Mio. Euro Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro9 Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro10 5.885 3.584 1.190 1.008 Österreichische Direktinvestitionen11, Stand 2015, in Mio. Euro Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12: Stand 2013: Direktinvestitionen aus FR in Ö13, Stand 2015, in Mio. Euro: Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus FR14 Stand 2013: Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich: 1-6 8 9-14 Veränderung zum Vorjahr in % +4,2 +3,2 +0,3 -2,1 3.737 8.939 3.133 9.842 5. Rang Quelle: Economist Intelligence Unit Quelle: Weltbank Quelle: Österreichische Nationalbank Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 1-6/2016 2.599 1.855 575 459 Prognose für 2017 2,267 43,430 64.9 1.4 1.2 9.4 k.A. k.A. 4 1. Wirtschaftslage Trotz schwächerem Wirtschaftswachstum im 2. Quartal, Wirtschaft im Aufwind Frankreichs Wirtschaftsleistung folgt 2016 einer positiven Wachstumstendenz. Ein leichtes Abflauen im 2. Quartal 2016 (-0,1%) war nach den überraschend hohen Ergebnissen aus dem 1. Quartal 2016 (+ 0,7%) zu erwarten. Das 3. Quartal hat nach einer ersten Hochrechnung des nationalen Statistikamts Insee ein Plus von 0,2% erbracht. Das letzte Quartal 2016 soll mit +0,4% abschließen. Die Insee-Statistiker bleiben bei ihrer positiven Einschätzung und prognostizieren für das Gesamtjahr einen BIP-Anstieg von 1,3% bis 1,5%. Der Trend wird durch den schwachen Euro, den anhaltend niedrigen Ölpreis, aber auch durch eine auf die Vergleichsperiode des Vorjahres bezogene leichte Verbesserung auf dem französischen Arbeitsmarkt sowie extrem niedrige Zinsen getragen. Bei 10-jährigen Anleihen konnte Frankreich etwa in den letzten Monaten immer wieder Negativzinsen erzielen. Im Schnitt liegt das Zinsniveau auf 0,2%. Inlandsnachfrage ausschlaggebend für Wirtschaftswachstum Die positive Tendenz wird zunehmend wieder von der Inlandsnachfrage getragen. Aber auch hier war nach dem überaus hohen Zuwachs (+1,1% im 1 Quartal) eine vorübergehende Pause zu erwarten. Das Ergebnis von -0,1% im 2. Quartal stimmte mit der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung überein. Nach dem starken Anstieg in den letzten Monaten (+0,7% zuletzt im August) soll das Gesamtjahr mit einem Plus von 1,5% bei den Konsumausgaben aber den stärksten Zuwachs seit langem bringen. Das Wachstum dürfte parallel zur Entwicklung der Kaufkraft erfolgen. Die Scheu der Haushalte in neu zu schaffenden Wohnraum zu investieren, ist zudem verflogen. Solange die Arbeitslosigkeit aber nicht spürbar sinkt, fühlen sich die Haushalte aber nicht sicher genug, um auch ihre Sparguthaben in größerem Stil anzugreifen. Trotz der höheren Konsumausgaben könnte es 2016 sogar zu einem leichten Anstieg der Sparguthaben um 0,3 Prozentpunkte auf eine Sparquote von 14,8% kommen. Budgetdefizit 2016: 3,3% Finanzminister Sapin bestärkt die Aussagen der Regierung, dass das Budgetdefizit 2016 auf maximal 3,3% kommen wird. Diese Feststellung unterstreicht er mitmehreren Argumenten: - Verlangsamung des Anstiegs der Staatsausgaben, insbesondere aufgrund von aufgeschobenen Investitionen der lokalen Gebietskörperschaften - Verringerung des Defizits der Sozialversicherung, 2017 sollen die französischen Sozialversicherungsanstalten fast ausgeglichen abschliessen - gleichzeitiger Anstieg der Steuereinnahmen, insbesondere durch eine Verstärkung der Wirtschaftsprüfungen. Staatsverschuldung Steigt weniger stark Frankreichs Schuldenlast steigt zwar, aber in geringerem Ausmaß als bisher. Im 2. Quartal hat die Staatsschuld nur um 31,7 Mrd. EUR auf insgesamt 2.170,6 Mrd. EUR zugenommen. Frankreich hat zu Jahresbeginn zahlreiche langfristige Staatsanleihen emittiert, wobei das Land besonders von den Negativzinsen für 10-jährige Anleihen profitiert hat. Kurzfristige Anleihen, die höher verzinst sind, sind im Vergleich um 1,7 Mrd. EUR zurückgegangen. Die Emissionen von Anleihen fallen im restlichen Jahr erfahrungsgemäß weniger hoch aus werden.. Die mit Jahresbeginn angekündigten höheren Ausgaben (Beschäftigungsprämien und Ausbildungsplan, Unterstützung der Landwirte und die geplante Erhöhung der Beamtengehälter in zwei Stufen) könnten den Spielraum allerdings wieder einengen. Geschäftsklimaindex auf 102 Die französischen Firmenchefs schätzen die Entwicklung in der französischen Industrie wieder sehr positiv ein. Der Geschäftsklimaindex liegt mit 102 sogar über dem langjährigen Durchschnitt. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 5 Unter den Industriellen ist die Erwartungshaltung mit einem Index von 103 sogar noch positiver. Die Industrieproduktion ist zuletzt im August 2016 um 2,1% gestiegen, die warenerzeugende Industrie legte um ganze 2,2% zu. Die Investitionen der ersten Monate des heurigen Jahres sollen den erwarteten Produktionsanstieg 2016 tragen. Das Statistikamt Insee prognostiziert für das 3. Quartal, vor allem aufgrund der wieder erstarkten Raffinerieproduktion, ein Ansteigen der Warenproduktion von 1% und von weiteren 0,4% im 4. Quartal. Die französischen Industriellen schätzen auch die Entwicklung Ihrer Finanzlage optimistisch ein. Bauwirtschaft wieder optimistischer Die eingangs erwähnten günstigen Konjunkturvoraussetzungen sowie der Verantwortungspakt und das Lohnkostenentlastungspaket CICE zeigen auch Auswirkungen auf die französische Bauwirtschaft. Diese sieht seit langem 2016 erstmals wieder optimistisch in die Zukunft und soll nach zwei Jahren mit starkem Rückgang 2016 erstmals positiv abschließen. Bewegung gibt es vor allem beim Neubau von Immobilien mit einem Zuwachs der Verkäufe um 13,4% im 2. Quartal 2016, nach einem bereits starken Anstieg (+6%) im 1. Quartal dieses Jahres. Nicht nur die Nachfrage bei Mietwohnungen, sondern auch die Nachfrage nach Ersteigentum steigt stark. Die beiden wichtigsten Kennzahlen liegen im positiven Trend. Die Zahl der Baugenehmigungen lag im 2. Quartal 2016 um 5% über jener des Vorquartals, im Jahresabstand ist der Zuwachs mit 12,7% vielversprechend. Auch der Anstieg bei den begonnenen Baustellen liegt mit 3,6% bzw. 11,8% im Jahresvergleich ähnlich hoch. Der Altbestand zeigt ebenfalls eine positive Entwicklung und Preisanstiege, die wiederum eine Folge der durch das niedrige Zinsniveau für Immobilienkredite ausgelösten starken Nachfrage sind. Die Beschäftigtenzahlen im Bausektor sollen ebenfalls zunehmen. Die ersten Zahlen zum Interimsmarkt zeigen klar in diese Richtung. Die großen Baukonzerne greifen – u.a. auch aufgrund der verstärkten Kontrollen durch die Arbeitsinspektorate in Bezug auf die Einhaltung der Mindestgehälter bei aus dem Ausland entsandtem Personal- immer weniger auf Subunternehmer mit billigen ausländischen Arbeitskräften zurück. Dienstleistungssektor sieht positiv in die Zukunft Franz. Außenhandel stabiles Defizit Grünes Licht zeigen die Ampeln auch im Dienstleistungssektor. Die positive Stimmung der Firmenchefs von Dienstleistungsbetrieben drückt sich im Index von 102 aus und liegt also ebenfalls über dem langjährigen Durchschnitt. Die positive Entwicklung bei den Dienstleistungen für die französischen Haushalte, bei denen bereits im 1. Quartal ein Plus in Höhe von 1,6% verzeichnet werden konnte, wurde im 2. Quartal mit 0,7% deutlich bestätigt. Enttäuschend war hingegen der Saldo bei Dienstleistungen für Unternehmen mit -4,1% in den ersten sechs Monaten. Die EURO 2016 stellte zwar einen wesentlichen Umsatzfaktor im 2. Quartal 2016 dar, die Ausgaben der Fußballfans dürften mit geschätzten 1,2 Mrd. EUR allerdings etwas geringer als erwartet ausgefallen sein. Vor allem der Tourismusbereich zeigte sich diesbezüglich unzufrieden. Über den Erwartungen lagen allerdings die staatlichen Ausgaben für Dienstleistungen im Sicherheitsbereich, speziell rund um die EURO aber auch in der Freizeitindustrie allgemein. Im Jahr 2016 sollte sich ein Plus von 2,8% bei den Dienstleistungen ergeben. Sowohl die Exporte als auch die Importe Frankreichs gehen in den ersten sechs Monaten im Zusammenhang mit einer schwachen Nachfrage auf den Weltmärken zurück. Die Exporte fielen um 1,5% auf 223,5 Mrd. EUR, da wichtige Exportbranchen wie die Luftfahrtindustrie, die chemische Industrie, die Metallwarenerzeuger und die Informatikbranche ihre gewohnt hohen Exportergebnisse nicht erzielen konnten. Weiterhin gut entwickeln sich die Exporte im Luxussegment (MaroquineEin Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 6 rie, Kosmetik und Parfums), von landwirtschaftlichen Erzeugnissen (Getreide) und Pharmaprodukten. Positiv schlägt sich außerdem die Auslieferung des weltgrößten Kreuzfahrtschiffes „Harmony of the seas“ mit 1 Mrd. EUR zu Buche. Auf der Importseite ist ebenfalls ein Minus von 1% auf 247,5 Mrd. EUR zu registrieren. Dies ist zum Großteil auf die billigeren Energieimporte zurückzuführen. Ohne Einbeziehung der Energieimporte ergibt sich ein Anstieg der Importe um 1,1%. Starke Zuwächse gab es bei den Importen von Fluggeräten (+7,5%), insbesondere von Großflugzeugen, Motoren und Satelliten aus den USA, des Weiteren bei den Automobilimporten aus Spanien, Deutschland und Italien. Auch die Maschinenimporte für die warenerzeugende Industrie bekräftigen die positive Kurve des 1. Quartals. Der Außenhandelssaldo bleibt mit einem Minus in Höhe von 24 Mrd. EUR im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2015 stabil. Investitionen 2016 steigen um 4,7% Die Haushalte halten sich weiterhin bei kostspieligen Investitionen noch etwas zurück. In den ersten sechs Monaten 2016 stiegen diese dennoch leicht an, im Gesamtjahr sollen es +0,3% werden. Kräftigere Zeichen gibt es bei Unternehmensinvestitionen. Die Investitionen der französischen Unternehmen steigen seit Anfang 2015 kontinuierlich an. Bessere Absatzchancen, die niedrigen Kreditzinsen und die Möglichkeit einer Abschreibung von 140% auf bestimmte Investitionen ermutigen die Unternehmer. Der positive Trend hält im 1. Halbjahr 2016 an, wobei neben den Anschaffungen für den Maschinenpark und von Transportmitteln auch die Investitionen für die Abhaltung der EURO 2016 zu erwähnen sind. 2016 sollten die Investitionen der Unternehmen insgesamt um 3,6% steigen. Das Reform-Gesetz El Khomry zum französischen Arbeitsrecht soll neben dem Lohnkostenentlastungspakt CICE die Meinung ausländischer Investoren zum Wirtschaftsstandort Frankreich positiv verändern und verstärkt zu Investitionen ausländischer Unternehmen in Frankreich führen. Ausländische Unternehmen beschäftigen bereits 2 Mio. Franzosen in ihren lokalen Niederlassungen. Arbeitsmarkt weiter angespannt, aber Verbesserung im 2. Quartal Die vom französischen Arbeitsmarktservice Pôle Emploi veröffentlichten Arbeitslosenkurve schlägt seit Jahresanfang relativ stark in beide Richtungen aus, die Tendenz bleibt aber positiv. Von 10,2% im 1. Quartal ist die Arbeitslosigkeit auf 9,9% im 2. Quartal gesunken. Erste Zahlen zu September zeigen sogar einen Rückgang auf 9,6%. Von dieser Verbesserung profitieren in erster Linie die unter 25-Jährigen, während sich die Situation bei den Senioren und den Langzeitarbeitslosen weiter verschlechtert. Bei den angebotenen Jobs dominieren aber weiterhin Teilzeitarbeit und insbesondere zeitlich begrenzte Arbeitsverhältnisse („CDD“). Für Investoren bietet dieser Pool an teilweise sehr gut ausgebildeten Arbeitssuchenden aber gleichzeitig eine Chance gute Mitarbeiter zu finden. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 7 2. Besondere Entwicklungen Erleichterungen beim Arbeitsrecht Die Neufassung des Arbeitsgesetzes war ein wesentliches Ziel der sozialistischen Regierung Valls und wurde trotz des starken Widerstands von Seiten der Gewerkschaften im Parlament beschlossen. Zu den wichtigsten Reformpunkten des Gesetzes gehört eine größere Flexibilität bei Entlassungen und bei der Festsetzung der Arbeitszeit, was die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erhöhen soll. Gleichzeitig erhielten die Sozialpartner mehr Verhandlungsmöglichkeiten auf Betriebsebene und Saisonarbeiter wurden sozial besser abgesichert. Änderungen gab es auch beim Recht auf Fortbildung. Das bisher bestehende Ausbildungskonto (CPF, compte personnel de formation) und das Schwerstarbeiterkonto wurden zum compte personnel d'activité (CPA), dem persönlichen Beschäftigungskonto, zusammengefasst. Verschärfung im Transportgewerbe Das o.a. Gesetz Macron (Loi Macron zur Modernisierung der französischen Wirtschaft) hat neben der Zugangserleichterung zu bestimmten geregelten Berufen und Änderungen bei den Ladenöffnungszeiten an Sonntagen u.a. auch eine Verschärfung des Arbeitsrechts für ausländische Transportunternehmen gebracht. Vom Ausland kommende und in Frankreich fahrende LKW- und Busfahrer müssen ab 1.7.2016 den französischen Mindestlohn bekommen (für weitere Informationen dazu: [email protected]). Diese Bestimmung ist auf alle Personen ausgeweitet, die in Frankreich – auch kurzfristig – ihre Arbeit verrichten (Montage, usw.). French Tech Ticket für Startups Frankreich möchte seine Position als Wirtschaftsstandort forcieren. Eine der in diesem Zusammenhang getroffenen Maßnahmen ist die Startup-Förderung im Zuge des sogenannten „French Tech Tickets“. Dieser Startup-Wettbewerb lockt erfolgreich internationale Jungunternehmer mit innovativen Geschäftsideen nach Frankreich. In einem ersten Wettbewerb 2015 wurden 23 Projektträger ausgewählt, die je 25.000 EUR aus dem 1,6 Mio. EUR schweren French-Tech-TicketFonds der Investitionsbank bpifrance erhielten. 2016 wurden in einer 2. Runde 70 Startup-Projekte (bis zu 180 Personen) ausgewählt und deren Projekte mit 45.000 EUR ko-finanziert werden. Das Programm sieht nicht nur eine Unterstützung bei der Gründung vor sondern inkludiert auch eine rechtliche und administrative Begleitung für die Dauer von 12 Monaten. Die Startups werden in eines der 41 Gründerzentren frankreichweit, die zu einer der insgesamt zwölf “French-Tech-Metropolen” zählen, integriert (für weitere Informationen dazu: [email protected]). Beschäftigungsprämie für KMUs Noch bis Ende 2016 können Kleinstbetriebe und KMUs (unter 250 Mitarbeiter) bei einer Anstellung mit einem unbegrenzten Vertrag (CDI) oder bei der Umwandlung eines zeitlich begrenzten Vertrags (CDD) in einen unbegrenzten Vertrag (CDI) von einer Beschäftigungsprämie (Prime Embauche PME) profitieren. Diese Prämie beträgt 500 EUR pro Quartal und insgesamt maximal 4.000 EUR für die ersten zwei Jahre. Betroffen sind Verträge mit Gehältern bis zum 1,3-fachen des französischen Mindestgehalts SMIC. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 8 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Wachsender Exportmarkt Maschinen und Anlagen +14,8% Automobilsektor erholt sich Das zweitbevölkerungsreichste EU-Land wird als Exportdestination immer attraktiver und zieht vermehrt österreichische Unternehmen an. Im 1. Halbjahr 2016 stiegen die österreichischen Warenlieferungen nach Frankreich auf 2,6 Mrd. EUR Dies ist ein beachtlicher Zuwachs von 4,2% im Vergleich zur Vorjahresperiode. Bis zum Jahreswechsel dürften die Exporte diese Tendenz beibehalten und die 6 Mrd. Euro-Grenze überspringen. Besonders die traditionell wichtigsten Exportbranchen zeigen aktuell eine sehr positive Entwicklung. Die Maschinen- und Anlagenverkäufe stiegen dank der Zuwächse bei Erntemaschinen, Baggern, Presslufthandwerkzeugen, Kränen, Heizkesseln (hauptsächlich Biomasse) und Zentrifugen um +14,8% auf 528,2 Mio. EUR Trotz des Auslaufens eines wichtigen Zuliefervertrags für einen französischen Automobilproduzenten konnte sich die Automobilbranche im Frankreichgeschäft um 2,6% auf 261 Mio. EUR verbessern. Die Lieferungen von Traktoren und Motorrädern sowie Zulieferungen für die Automobilindustrie konnten den Rückgang bei PKWs ausgleichen. Kunststoffexporte bleiben relativ konstant bei 200 Mio. EUR, wobei ein Großteil mit Lieferungen von Verpackungsmaterial aus Kunststoff erzielt wird. Exporte von elektrischen Maschinen und Apparaten steigen um 10,3% auf 176,3 Mio. EUR an. Neben den DVDs und CDs aus Salzburg sind dies vermehrt Schaltkästen, Stromerzeugungsaggregate und Steuergeräte für Produktionsanlagen. Weniger gut entwickelten sich die Lieferungen in der Produktgruppe Eisen und Stahl sowie Waren daraus (171,6 Mio. EUR, d.s. -9%). Kontinuierlich zeigt seit einiger Zeit die Wachstumskurve bei Lebensmitteln nach oben (124,5 Mio. EUR, +10,8%). Wichtigste Exportprodukte sind dabei Backwaren, Zuckerwaren, Fruchtsäfte und Energy drinks. Stabil bleiben Pharmazeutika-Exporte (104 Mio. EUR). Danach folgen in der Reihung Papier und Pappe (80,3 Mio. EUR, -17,5%), Holz und Holzwaren (90,4 Mio. EUR, +9,3%) und Aluminium sowie Produkte daraus (70,6 Mio. EUR, -4%). Frankreich bleibt, nach Deutschland, USA, Italien und der Schweiz, weiterhin Österreichs fünftwichtigster Exportmarkt für Waren,. Der Abstand zum sechstgereihten Tschechien ist wieder leicht gewachsen. Fünftwichtigste Exportdestination Die Dienstleistungsexporte blieben in den ersten sechs Monaten stabil bei 575 Mio. EUR. Frankreich als Lieferant an 7. Stelle Importseitig ist Frankreich ebenfalls ein wichtiger Partner Österreichs und konnte sogar Ungarn überholen. Frankreich liegt nun mit einem Volumen von über 1,8 Mrd. EUR an 7. Stelle. Export- und importseitig stammen die wichtigsten Waren aus mehr oder weniger denselben Branchen. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 9 Wichtigste Importe aus Frankreich: PKWs Die wichtigsten Lieferungen mit Ursprung in Frankreich im 1. Semester 2016 sind Kraftfahrzeuge (434,6 Mio. EUR, +16,2%), Maschinen und Anlagen (210,4 Mio. EUR, +9,5%), Lebensmittel (177 Mio. EUR, +3,8%), Kunststoffe (107,7 Mio. EUR), Elektrische Maschinen und Apparate (104 Mio. EUR), Pharmazeutika (97,7 Mio. EUR), Aluminium und Aluminiumwaren (85,6 Mio. EUR), Eisen und Stahl sowie Waren daraus (71 Mio. EUR), ätherische Öle (59,5 Mio. EUR) und Waren aus unedlen Metallen (51,8 Mio. EUR). Zweithöchster Außenhandelsbilanzüberschuss weltweit Damit ist der Exportüberschuss wieder um 7% auf 744 Mio. EUR gestiegen. Dies ist inzwischen der weltweit zweithöchste Warenhandelsbilanzüberschuss nach den USA und vor UK. Positive Dienstleistungsbilanz Der Wert der aus Frankreich bezogenen Dienstleistungen ist in den ersten sechs Monaten 2016 auf 459 Mio. EUR leicht gesunken. Auch in der Dienstleistungsbilanz mit Frankreich ergibt sich somit ein Überschuss von 116 Mio. EUR. Großinvestitionen in Frankreich Österreichische Unternehmen sind mit knapp 300 Tochtergesellschaften in Frankreich vertreten. Lt. OeNB liegt Österreich mit fast 3,8 Mrd. EUR an Investitionen auf dem 18. Platz der Investoren im Ranking der franz. Betriebsansiedlungsgesellschaft Business France. Zu den wichtigsten Akquisitionen im Jahr 2016 zählt die Übernahme der Möbelhandelskette But durch XXXLutz. Die Nummer 3 des franz. Möbeleinzelhandels hat 540 Outlets in 15 Ländern. 2016 hat Kapsch TrafficCom die Sparte Transportation Business von Schneider Electric übernommen. Die Firma beschäftigt 900 Personen und erzielt einen Umsatz in Höhe von 125 Mio. EUR. Im Oktober 2015 wurde die Übernahme des französischen Faltschachtelherstellers Ileos mit 7 Produktionsstandorten und 4.500 Mitarbeitern weltweit, davon 1.800 Beschäftigten in Frankreich, durch die Mayr Melnhof-Gruppe abgeschlossen. Unter den weiteren der insgesamt 21 österreichischen Investitionen in Frankreich im Vorjahr sind noch der Erwerb einer Gießerei durch Ventana bzw. der Kauf der beiden Isoroy-Werke durch Kronospan bzw. Investitionen von GLS Energie hervorzuheben. Unter den österreichischen Investoren in Frankreich befinden sich viele KMUs, während umgekehrt in erster Linie französische Großkonzerne in Österreich mit einer eigenen Niederlassung präsent sind. Die französischen Investitionen in Österreich beliefen sich Ende 2015 auf insgesamt etwas mehr als 3.1 Mrd. EUR. Von französischen KMUs, die generell verhältnismäßig wenig exportorientiert sind, wird der österreichische Markt weiterhin oft nur über Niederlassungen in Deutschland bearbeitet. Die Austria Business Agency (ABA) konnte 2015 ein erfreulich hohes Investitionsvolumen aus Frankreich verzeichnen, ein Trend der auch 2016 anhält. Hohe Marktchancen für österreichische Produkte Der starke Anstieg in den meisten Exportbranchen sowie der hohe Exportüberschuss bezeugen, dass - trotz der relativ flachen Wirtschaftsentwicklung Frankreichs und des von der französischen Regierung in abgeschwächter Form weitergeführten Sparkurses - für österreichische Unternehmen weiterhin gute Exportchancen auf dem zweitwichtigsten Wirtschaftsmarkt Europas bestehen. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 10 Der Maschinen- und Anlagenbereich hat noch immer ein hohes Wachstumspotential, da in der Industrie fortlaufend Investitionen in Ausrüstungsgüter und Anlagen anstehen, um die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Unternehmen zu erhöhen. Die 140%ige Abschreibungsmöglichkeit für französische Firmen in bestimmten Industriebereichen wird von österreichischen Lieferanten gut genutzt. Das AußenwirtschaftsCenter Straßburg legt daher 2016 einen besonderen Schwerpunkt auf den Bereich Modernisierung des Maschinenparks in der Industrie. Stark entwickeln wird sich auch der Sektor IKT und neue Medien. Hier ist allerdings die franz. Sprache ein wesentlicher Faktor. Gute Möglichkeiten bestehen aber auch in Bereichen wie Holzbau, thermischer Sanierung und Energieeffizienz, Urban Technologies, Ökobau und im Bereich Neue Materialien. Bei den genannten Branchen kann Österreich von seiner Vorreiterrolle profitieren. Investitionen in diese Branchen werden von der französischen Regierung sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor gefördert. Des Weiteren könnten sich österreichische Firmen im Bereich erneuerbare Energien, bei Umwelttechnologien, bei Medizintechnik und bei Life Sciences, in der Entwicklung von Hybrid- und Elektromobilitätstechnologien, sowie in der Luft- und Raumfahrt gute Positionen am französischen Markt aufbauen. In diesen Bereichen setzt das AußenwirtschaftsCenter Paris vermehrt Schwerpunkte. Für Kooperationen im Innovationsbereich und in der Forschung eignen sich auch die in Frankreich „Pôles de compétitivité“ genannten Cluster. Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind in Frankreich als Steuergutschrift (C.I.R., crédit impôt recherche) absetzbar. Französische Firmen können auch Auftragsforschung durch ausländische Unternehmen absetzen. Dies eröffnet auch österreichischen Firmen Marktchancen. Aufgrund seiner geografischen Nähe bzw. ähnlichen Mentalität und teilweise noch vorhandenen Deutschkenntnissen bietet sich vielfach Ostfrankreich für den Einstieg in den französischen Markt an. Kontaktieren Sie für nähere Informationen unser AußenwirtschaftsCenter in Straßburg. Nicht nur der Markt Frankreich besitzt hohes Potential. Die französische Übersee-Rolle zur Geschäftsanbahnung auf internationaler Ebene wird oft unterschätzt. Viele multinationale Industriekonzerne mit Sitz in Frankreich sind Weltmarktführer und können als Hub für unsere österreichischen Nischenweltmeister agieren. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 11 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA KOMMUNIKATION INLAND 1045 Wien Wiedner Hauptstraße 63 T +43 (0)5 90 900-4317
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