HOM E STYLE ART PLACES + ENGLISH TEXT AFRIK AS SEELE ERLEBEN Traum-Lodge in Botswana SPECIAL Das Bad als Design-Statement Die neue Lebensart WOHNEN der ZUKUNFT O K TO B E R / N OV E M B E R 2016 D E U T S C H L A N D 6 . 0 0 € _ Ö S T E R R E I C H 6 . 6 0 € _ S C H W E I Z 11 . 6 0 S F R _ B E N E L U X 6 . 8 0 € _ I TA L I E N 7. 5 0 € _ F R A N K R E I C H 7. 5 0 € 144 FASCINATION NATURE 145 Alpen moderne In einem Tiroler Chalet komponierte Philipp Hoflehner ein Interior aus sägerauem Holz, Sichtbeton und Metall: eine zeitgenössische Hommage an regionale Traditionen und die faszinierende Landschaft Fotos ALEXANDER VAN BERGE Text MELISSA ANTONIUS Von dem Anwesen aus öffnet sich ein spektakulärer Panoramablick über Kitzbühel bis hin zum Kaisergebirge. Durch Materialwahl und die Bearbeitung der Oberflächen reflektieren die Gestalter die Schönheit der Natur auch im Inneren des Alpenchalets PLACES OF SPI R I T Oktober/November 2016 Oktober/November 2016 PLACES OF SPI R I T 147 „ES GEHT HIER UM RUHE, UM DAS VERMEIDEN VON SHOW“ Links Felle und Fichtenaltholz dominieren den Materialmix im Wohnbereich. Die Ofenbank aus Beton ist beheizbar. Glanzpunkte im Interior setzen die Messingbeistelltische „Loren“ von BAXTER Rechts Ringleuchten von HENGE stehen im Kontrast zu dem linearen Eichenesstisch aus der Manufaktur des Büros Bernd Gruber. Polsterstühle von FREIFRAU aus schwarzem Leder flankieren die lang gestreckte Platte 149 „MAN MUSS OBERFLÄCHEN BERÜHREN WOLLEN“ Links Der Kamin aus bronziertem und gewachstem Schwarzstahl reflektiert das schroffe Bergmassiv vor den großflächigen Fenstern Rechts Wie aus einem Block gearbeitet wirkt die Küchenzeile. Auf die Fronten aus Holzfaserplatten wurde eine Betonspachtelung aufgetragen. Sechseckige Fliesen zieren den Boden 151 „IN DEN BERGEN SEHNT MAN SICH NACH HOLZ UND WÄRME“ Links Im Treppenhaus wird der natürliche Materialkanon des Hauses erneut deutlich. Der sägeraue Eichenboden trifft auf wellig verputzte Wände. Die erste Stufe wurde nicht geschliffen, um den naturbelassenen Interior-Look zu betonen Rechts Eine Nische schirmt den Schreibtisch im Schlafzimmer ab. Vom „Organic Chair“ aus, einem VITRA- Objekt nach einem Entwurf von Charles Eames und Eero Saarinen von 1940, schweift der Blick durch die Lamellen aus Vierkanthölzern in den Schlafbereich 153 DESIGN ALS REFLEX AUF DIE NATUR: HOLZ TRIFFT AUF NATURSTEIN Oben links Die Waschsäule im Gäste-WC ist ebenfalls aus dem Naturstein Piasentina gefertigt. Oben rechts Die frei stehende Badewanne „Drop“ und die Armatur stammen von AGAPE . Das Licht der Wandleuchte setzt abends die uneben verputzten Wände besonders stimmungsvoll in Szene Links Wie eine stilisierte Werkbank wirkt der Waschtisch aus Eichenholz. Die Module darunter bieten Stauraum und verbergen die Rohre. Das Waschbecken aus außen unbearbeitetem Piasentina-Stein ist eine Hommage an die Berglandschaft vor der Tür. Kombiniert wurde es mit der Armatur „Tara“ aus brüniertem Messing von DORNBRACHT D ie Momente, in denen seine Ideen Wirklichkeit werden, sind für Philipp Hoflehner die schönsten. „Ich bin erst immer etwas nervös, habe da diese Form im Kopf, und die wandert dann über die Hand auf das Papier. Der Entwurf wird ausgearbeitet, geht in die Werkstatt, und wenn ich meine Gedanken dann zum ersten Mal im Raum sehe, ist das immer wieder berührend.“ Bei der Gestaltung eines großzügigen Feriendomizils in der Tiroler Gemeinde Jochberg genoss der Creative Director des Büros Bernd Gruber viele solcher Glücksmomente: Für eine deutsche Familie mit drei Kindern schuf er gemeinsam mit seinem Team aus Kitzbühel zahlreiche Möbel und Einbauten. Dazu zählen etwa eine Ofenbank aus Beton im XL-Format, ein imposanter Kamin und der Esszimmertisch aus massiver Eiche, gefertigt in der eigenen Manufaktur. Das Leitmotiv für die Entwürfe stand nach einer intensiven konzeptionellen Phase fest: In dem Alpenchalet, das sich auf fünf Ebenen über 600 Quadratmeter erstreckt, sollte keine Show und keine Effekthascherei von der Schönheit der Naturmaterialien und von den klaren Formen des Designs ablenken. „Alles sollte einfach und unangestrengt wirken“, sagt Hoflehner, und dieser Anspruch zieht sich wie ein roter Faden durch die Räume. Die Wandverkleidungen aus Fichte strahlen eine angenehme Wärme und Robustheit aus. Der sägeraue Eichenboden bereichert die Chaletatmosphäre um eine moderne Komponente. Der Kalkputz an den Wänden wurde nicht glatt, sondern in Wellen aufgetragen, um das Haptische zu betonen. „Man soll den Wunsch haben, die Oberflächen anzu- fassen.“ Panoramafenster mit schmalen Metallprofilen öffnen den Blick über die Dächer von Kitzbühel auf das grandiose Bergpanorama dahinter. Von hochwertigen Sofas aus, etwa dem Modell „Housse“ von Paola Navone, genießen die Bewohner die Aussicht. „Die Lage und der Ausblick haben uns auf Anhieb für dieses Projekt begeistert“, sagt Philipp Hoflehner, der sich sein Handwerk während mehrerer beruflicher Stationen in New York und Zürich autodidaktisch aneignete. Als hätte er im Inneren des Chalets nach einem Gegengewicht zum wuchtigen Look der Alpen gesucht, entschied er sich für imposante Objekte. So musste etwa der Küchenblock aus Beton mit einem Kran in den Raum manövriert werden: Der österreichische Gestalter schuf ein Interior mit Substanz – auch in ästhetischer Hinsicht. ❮ Oktober/November 2016 PLACES OF SPI R I T
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