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5. Tagung der informellen Arbeitsgruppe
Erwachsenenbildung und Raum
an der Universität Potsdam
10. und 11. März 2017
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Raumaneignung & Raumnutzung –
ästhetische, politische und digitale Aspekte der Aneignung
räumlicher Arrangements
Die Abkehr von einem alltagsweltlichen Raumverständnis in der erwachsenenpädagogischen
Raumforschung zählt mittlerweile zum kollektiven Wissensbestand der Disziplin der Erwachsenenbildung (vgl. Bernhard u.a. 20151). Die Auffassung, Raum sei ausschließlich objektiv
gegeben, unveränderlich und Handlungen vorausgehend, wird daher zurückgewiesen. Der damit
angesprochene spatial turn erscheint als vielversprechend (vgl. u.a. Kessl 20162; Nugel 20163),
weil der dadurch „vollzogene Bruch mit der Substanzvorstellung des Raums“ (Günzel 2007,
154) betont wird.
Aus erwachsenenpädagogischer Perspektive erhalten dabei die räumlichen Aneignungsprozesse
und die Nutzung von Räumen, insbesondere im Zusammenhang mit der aktuell wieder aufkommenden Diskussion zu Lehr- und Lernorten, zunehmende Bedeutung (vgl. u.a. Kraus
20145; Ludwig 20166; Müller-Naevecke & Nuissl 20167; Wittwer u.a. 20168). Weil Lehren und
Lernen immer an konkreten Orten stattfindet, werden Fragen zum Lernen, zum pädagogisch
professionellen Handeln, zur Didaktisierung und zur Gestaltung von Lehr-Lern-Arrangements
in Bezug auf ihr je spezifisches Verhältnis zu Räumlichkeit virulent. Mit der Perspektive auf die
Aneignung und Nutzung einer sozialräumlichen Umwelt wird der emanzipative Charakter eines
kreativen Wirklichkeitsverständnisses hervorgehoben. Die Erkenntnisentwicklung zu Aneignung und Nutzung räumlicher Arrangements bewegt sich dabei nicht nur innerhalb pädagogisch
disziplinärer Grenzen, sondern überschreitet sie und führt zu noch auszulotenden interdisziplinären Berührungspunkten (vgl. z.B. Belina 20119; Deinet & Reutlinger 201410).
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Bernhard, C., Kraus, K., Schreiber-Barsch, S. & Stang, R. (Hrsg.) (2015). Erwachsenenbildung und Raum. Theoretische
Perspektiven – professionelles Handeln – Rahmungen des Lernens. Bielefeld.
Kessl, F. (2016). Erziehungswissenschaftliche Forschung zu Raum und Räumlichkeit – Eine Verortung des Thementeils „Raum
und Räumlichkeit in der erziehungswissenschaftlichen Forschung“. Zeitschrift für Pädagogik, 5-19
Nugel, M. (2016). Stichwort: Bildungsräume – Bildung und Raum. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 19(1), 9-30.
Günzel, S. (2007). Raum – Topographie – Topologie. In S. Günzel (Hrsg.). Topologie. Zur Raumbeschreibung in den Kultur- und
Medienwissenschaften. Bielefeld, 13-32.
Kraus, K. (2014). Erwachsenenpädagogische Perspektiven auf Aneignung. In U. Deinet & C. Reutlinger (Hrsg.). Tätigkeit –
Aneignung – Bildung. Positionierungen zwischen Virtualität und Gegenständlichkeit. Wiesbaden, 161-171.
Ludwig, Joachim (2016): Bildungsprozesse im Sozialraum. In C. Berndt & C. Kalisch (Hrsg.). Bildungsräume erschließen und
gestalten – Erziehungswissenschaftliche und pädagogische Perspektiven auf den Raum. Bad Heilbrunn, 168-179.
Müller-Naevecke, C. & Nuissl, E. (2016). Lernort Tagung. Konzipieren, Realisieren, Evaluieren. Bielefeld.
Wittwer, W., Dietrich, A. & Walber, M. (Hrsg.) (2015). Lernräume. Gestaltung von Lernumgebungen für Weiterbildung.
Wiesbaden.
Belina, B. (2011). Raum. Münster.
5. Tagung der informellen AG Erwachsenenbildung und Raum an der Universität Potsdam
Raumaneignung & Raumnutzung – ästhetische, politische und digitale Aspekte der Aneignung räumlicher Arrangements
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In diesem Horizont wird die 5. Tagung der informellen AG Erwachsenenbildung und Raum mit
dem Thema Raumaneignung & Raumnutzung – ästhetische, politische und digitale Aspekte
der Aneignung räumlicher Arrangements angesiedelt und erwartet Beiträge, die sich sowohl
auf kategorialer als auch auf empirischer Ebene der Thematik zuwenden.
Die Formen der Aneignung und Nutzung räumlicher Arrangements sind variantenreich und
haben ihrerseits unterschiedliche Schwerpunktsetzungen, wobei insbesondere ästhetische, politische und digitale Aspekte im Mittelpunkt der Tagung stehen sollen:
Ästhetische Aspekte
• Bei Prozessen der räumlichen Aneignung und Nutzung muss zwischen zweckrationalen und
ästhetischen Zugängen zu einem sozialräumlichen Bedeutungskontext unterschieden werden.
Die Nutzung und Aneignung von Räumen wird regelmäßig in zweckrationaler Hinsicht reflektiert. Sie umfasst aber immer auch ästhetische Praktiken und ist mit Ästhetisierungsprozessen verbunden (vgl. Reckwitz 201511).
Politische Aspekte
• Politische Formen der Aneignung und Nutzung räumlicher Arrangements verweisen auf
Praktiken der (Wieder-)Gewinnung und der (Wieder-)Herstellung vor allem von öffentlichem Raum. Diese Formen politischer Gestaltungsprozesse kommen dann zum Tragen,
wenn unterschiedliche Beteiligte mit ihren jeweiligen Sichtweisen konkurrieren. Demgemäß
kennzeichnet dieses sozialräumliche Handeln, z.B. von sozialen Assoziationen wie Initiativen, Vereine oder lockere Zusammenschlüsse, einen Akt des Widerständigen und des Politischen zur sozialräumlichen Gestaltung ihrer Umwelt.
Digitale Aspekte
• Die Beschäftigung mit digitalen Formen der Aneignung und Nutzung von Raum zielt auf die
Auseinandersetzung, geeignete und passfähige Strukturen zur Unterstützung von Lehr-LernArrangements zu entwickeln. Pädagogisches Handeln steht damit vor der Herausforderung,
den Einsatz, die Grenzen und Möglichkeiten digitaler Lernraumarrangements zu eruieren.
Digitale Formen der Aneignung und Nutzung von Raum sollten jedoch nicht vorschnell mit
„eLearning“ gleichgesetzt werden, sondern den vielfältigen sozialräumlichen Aneignungsund Aussteuerungsprozessen auf die Spur kommen und ihre Wahrnehmungsdimensionen ergründen.
Einreichung der Beiträge
Erbeten werden Beiträge, die kategorial und/oder empirisch an die genannten drei skizzierten
Themenbereiche anknüpfen, gerne auch aus interdisziplinärer Perspektive, jedoch mit einem
ausdrücklichen Bezug zur Erwachsenenbildung/Weiterbildung.
Für eine aktive Teilnahme gibt es zwei Möglichkeiten:
a) Vortrag (offen für alle): 20-minütiger Vortrag. Bitte senden Sie uns ein Abstract von höchstens 2.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) und ordnen Sie sich einem der genannten Themenbereiche zu.
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Deinet, U. & Reutlinger, C. (Hrsg.) (2014). Tätigkeit – Aneignung – Bildung. Positionierungen zwischen Virtualität und Gegenständlichkeit. Wiesbaden
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Reckwitz, A. (2015). Ästhetik und Gesellschaft – ein analytischer Bezugsrahmen. In A. Reckwitz, S. Prinz & H. Schäfer (Hrsg.).
Ästhetik und Gesellschaft. Grundlagentexte aus Soziologie und Kulturwissenschaften. Berlin, 13-54.
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Raumaneignung & Raumnutzung – ästhetische, politische und digitale Aspekte der Aneignung räumlicher Arrangements
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b) Kommentar (insb. Promovierende): 5-minütiger Kommentar im Anschluss an einen der
Vorträge. In diesem Kommentar laden wir Sie ein, auf das jeweilige Vortragsthema eine Reflexion (z.B. in Form von Fragen) zu formulieren. Um eine Zuordnung zu den Vortragsthemen
leisten zu können, senden Sie uns bitte eine Übersicht über Ihre bisherigen wissenschaftlichen
Schwerpunkte (max. 1.500 Zeichen inkl. Leerzeichen) und ordnen Sie sich einem der genannten
Themenbereiche zu.
Das Abstract (Kommentar oder Vortrag) senden Sie bitte bis zum 16.10.2016 per E-Mail als
PDF-Datei an folgende Adresse: [email protected]
Eine Rückmeldung über die Annahme eines Beitrages erfolgt Ende November 2016.
Veranstaltungsort und Zeiten
Die Veranstaltung findet vom 10. bis 11. März 2017 (Freitag/Samstag) an der Universität Potsdam statt. Der genaue Veranstaltungsort und Zeiten werden demnächst bekannt gegeben. Weitere Informationen und regelmäßige Updates sind einzusehen unter: http://www.unipotsdam.de/erwachsenenbildung/tagung.html
Kontakt
Prof. Dr. Joachim Ludwig
Universität Potsdam
Humanwissenschaftliche Fakultät
Department Erziehungswissenschaft
Professur für Erwachsenenbildung/Weiterbildung
und Medienpädagogik
Karl-Liebknecht-Straße 24/25
14467 Potsdam
Malte Ebner von Eschenbach
Universität Potsdam
Humanwissenschaftliche Fakultät
Department Erziehungswissenschaft
Professur für Erwachsenenbildung/Weiterbildung
und Medienpädagogik
Karl-Liebknecht-Straße 24/25
14467 Potsdam
[email protected]
[email protected]
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