PD 158-16 Nachruf Bickendorf-a - Pressestelle der Universität

 UniPressedienst Verantwortlich: Pressestelle der Universität Augsburg Klaus P. Prem, Michael Hallermayer 86135 Augsburg Telefon 0821/598‐2096 [email protected]‐augsburg.de [email protected]‐augsburg.de www.presse.uni‐augsburg.de 158/16 – 16. November 2016 Die Geschichte der Kunstgeschichte und das Bild jenseits der künstlerischen Gestaltung Ein Nachruf auf die Augsburger Kunsthistorikerin und Bildwissenschaftlerin Gabriele Bickendorf (10. August 1953 – 12. November 2016) Augsburg/RB/KPP ‐ Seit 2003 war sie Inhaberin des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Philolo‐
gisch‐Historischen Fakultät, am 12. November 2016 ist die profilierte Kunsthistorikerin und Bild‐
wissenschaftlerin im Alter von 63 Jahren verstorben: Die Universität Augsburg trauert um Prof. Dr. Gabriele Bickendorf. "Mit ihr verlieren die Universität Augsburg und die Kunstgeschichte in Deutschland eine national und international hochgeschätzte Wissenschaftlerin. Mich persönlich", so Präsidentin Prof. Dr. Sabine Doering‐Manteuffel, "schmerzt gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen an unserer Philologisch‐Historischen Fakultät darüber hinaus der Verlust einer kri‐
tisch‐kompetenten und ebenso engagierten wie kreativen Mitstreiterin im gemeinsamen Bemühen, unseren Geisteswissenschaften durch zeitgemäße, sinnvolle Vernetzung im Inneren und nach Au‐
ßen eine erfolgreiche Zukunft zu sichern." Gabriele Bickendorf studierte in Heidelberg, wo sie 1983 mit einer fachgeschichtlichen Disserta‐
tion über Gustav Friedrich Waagen promoviert wurde. 1997 erfolgte die Habilitation über "Die Historisierung der italienischen Kunstbetrachtung im 17. und 18. Jahrhundert" an der Freien Universität Berlin. Nach einer Vertretungsprofessur in Freiburg und einer Oberassistenz an der Technischen Universität Berlin nahm sie 2002 den Ruf an die Universität Augsburg an. Als Forscherin prägte Gabriele Bickendorf den Blick auf die Geschichte der Kunstgeschichte Deutschlands und Italiens maßgeblich. In der Lehre nutzte sie die Beschäftigung mit der histori‐
schen Erforschung insbesondere der italienischen Kunst der Frühen Neuzeit zu Seminaren, die auf tiefgründige Weise das methodische Spektrum der Kunstgeschichte als akademischer Diszip‐
lin reflektierten. Neben dem „Standbein“ der Fachgeschichte bezeichnete sie die Beschäftigung mit der Moderne und insbesondere mit der amerikanischen Nachkriegsmoderne als ihr „Spielbein“. So hat Gabrie‐
le Bickendorf neben ihren Schriften zur Berliner Schule und zur italienischen Kunstgeschichts‐
schreibung nach Vasari, die heute Standardwerke sind, auch Aufsätze zum Abstrakten Expressi‐
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onismus und zu den europäischen Avantgarden nach 1945 publiziert. Auch diese Gegenstands‐
bereiche prägten ihre Lehre und waren das Thema von Vorlesungen und Seminaren. Aus der Perspektive der Forschung sowohl zur Frühen Neuzeit als auch zur Moderne begrüßte Gabriele Bickendorf nachdrücklich eine methodische Öffnung ihres Fachs gegenüber Bildern jenseits der künstlerischen Gestaltung und regte konsequenterweise die Umbenennung ihres Lehrstuhls in Lehrstuhl für Kunstgeschichte/Bildwissenschaft an. Selbst trug sie dieser Erweite‐
rung des Themenspektrums u. a. mit Lehrveranstaltungen zur Geschichte der Fotografie Rech‐
nung. Als Lehrstuhlinhaberin vermochte Gebriele Bickendorf den Standort Augsburg für die Kunstge‐
schichte wesentlich zu stärken. Insbesondere ihr Einsatz für die Einbindung der Universität Augsburg in den durch das Elitenetzwerk Bayern geförderten Masterstudiengang "Historische Kunst‐ und Bilddiskurse" – später "Aisthesis. Historische Kunst‐ und Literaturdiskurse" – trug zur Vernetzung der Augsburger Lehre mit nationalen und internationalen Instituten bei. Ent‐
scheidend wirkte sie überdies im inneruniversitären Zusammenschluss des Fächerverbunds von Kunstgeschichte, Archäologie, Ethnologie und Musikwissenschaft unter einer kulturhistorischen Orientierung mit, ebenso an der Gründung der Augsburger Graduiertenschule für Geistes‐ und Sozialwissenschaften, deren erste Sprecherin sie war. Mit den zahlreichen Dissertationen, die Gabriele Bickendorf in Augsburg betreute, bleibt die Erinnerung an eine Wissenschaftlerin verbunden, die in Seminaren und Kolloquien den Weg für den wissenschaftlichen Nachwuchs geöffnet und dessen Forschungen mit ebensoviel Scharfsinn wie Esprit begleitet hat. _____________________________ Die Beerdigung findet am Mittwoch, dem 23. November 2016, um 12.45 Uhr auf dem Münchner Nordfriedhof statt (Ungererstraße 130, 80805 München). UPD 158/16, Seite 2 von 2