Modell eines VII C U-Bootes aus den 60er Jahren In den Anfangsjahren des ferngesteuerten Schiffsmodellbaus vor 50 Jahren versuchten einige Schiffsmodellbauer auch tauchfähige U-Boote zu bauen. Sie waren, wie damals üblich, aus Holz gebaut und konnten auch schon dynamisch tauchen. Das bedeutet, dass sie bei entsprechender Fahrt und angestellten Tiefenrudern abtauchten. Wurde die Fahrt zurückgenommen tauchten sie wieder auf. Schwieriger war es schon, statisch zu tauchen, das heißt, ohne Fahrt, im Stehen ab- und wieder aufzutauchen. Dazu muss das Verdrängungsgewicht des Bootes verändert werden. In der Praxis bedeutet das, dass spezielle Tauchtanks im Boot mit Wasser gefüllt werden, wodurch das Boot schwerer wird und untergeht. Zum Auftauchen muss das Wasser aus den Tauchtanks wieder heraus, was gar nicht so einfach war. Schließlich mussten diese Manöver ja alle über eine Fernsteuerung erfolgen und damals waren noch "Tip-Tip" Fernsteuerungen üblich. In der Regel versuchte man mit Pumpen, das Wasser aus den gefluteten Tanks auszupumpen. Dies bereitete aber Probleme. Horst Malberg, ein Modellbauer aus Essen, war der Meinung, dass das Leeren der Tauchtanks, wie beim Original, mit Pressluft erfolgen muss. Horst Malberg fuhr im 2. Weltkrieg auf einem U-Boot und kannte daher die Problematik. Er entschloss sich, „sein Boot“ U 967 „7 Klee“ als Modell, mit originalgetreuen Funktionen zu bauen. Die ersten Schwierigkeiten standen gleich an. Es gab zu dieser Zeit noch keine Pläne, ja nicht einmal brauchbare Fotografien von solchen U-Booten. Er musste daher sein Modell rein aus der Erinnerung (ungefähr im Maßstab 1:50) bauen. Natürlich entspricht daher das Modell im Detail nicht ganz dem Original. Vieles ist vereinfacht dargestellt, denn es kam ihm hauptsächlich darauf an, die Funktionen des Tauchens möglichst originalgetreu darzustellen. Das nächste Problem war die Materialfrage. Holz kam nicht in Betracht und Messingblech war sehr teuer. Das konnte er sich nicht leisten. Not macht erfinderisch. Von nun an durfte im Haushalt der Malbergs keine Konservendose mehr weggeworfen werden. Die Dosen wurden sorgfältig gereinigt, aufgeschnitten und geglättet. Aus diesem Blech baute er dann sein Modell. Aufteilung des Bootes In der Mitte des Bootes, unter dem Turm, liegt die „Zentrale“. Sie ist der einzige Raum im Boot, der absolut trocken bleiben muss. In ihr sind der Empfänger, die Servos, die Motoren und die Batterie untergebracht. Von oben ist sie mit einem wasserdichten Deckel abgeschlossen. Vor der Zentrale liegt der etwa 2,3 Liter große Presslufttank, der mit Luft auf 4 bar aufgefüllt wird. Die Luft reicht aus, um viermal völlig aufzutauchen. Im Bug und im Heck ist je ein Tauchtank mit oben liegendem Ventil eingebaut. Die Ventile werden zum Fluten der Tanks geöffnet. Die Tauchtanks sind unten offen. Zwischen der Zentrale und dem hinteren Tauchtank sind noch ein Manometer, das den Druck im Presslufttank anzeigt, und eine Rettungsvorrichtung eingebaut. Die Rettungsvorrichtung besteht aus einer Eieruhr und einem Tischtennisball als Boje. Nach 20 Minuten wird die Boje ausgelöst und zeigt, auch in trübem Gewässer, an, wo das Boot liegt. Die Rettungsboje ist keine Phantasieerfindung von Horst Malberg. Solche Rettungsbojen wurden auch auf den Originalen bei der Erprobung der Boote und der Ausbildung der Mannschaft eingesetzt. Neuaktivierung des Modells Zusammen mit anderen Modellen habe ich 1983 das Boot von Horst Malberg übernommen und 1987 mit der Renovierung begonnen. Mit der Übernahme habe ich natürlich auch die entsprechenden Probleme übernommen. Mein Ziel war es, möglichst wenig zu verändern und alles, was noch funktionsfähig war, zu erhalten. Die meisten Erneuerungen fanden in der engen Zentrale statt. Fernsteuerung, Servos, Akku und Fahrregler mussten erneuert und entsprechend angepasst werden. Damit war natürlich auch die Trimmung neu einzustellen. Ein U-Boot richtig auszutrimmen ist schon eine Wissenschaft für sich. Es kommt auf jedes Gramm Gewicht an und wo es sich im Boot befindet. Das Boot soll ja im aufgetauchten Zustand auf der Wasserlinie liegen, und beim ab- und auftauchen wagerecht bleiben. Im Kiel ist dazu ein verstellbares Bleigewicht angebracht. Natürlich ist auch die Füllung der Tauchtanks ausschlaggebend, sowie das gleichmäßige Fluten und Anblasen der beiden Tanks. Wird die Bodenöffnung einer der Tauchtanks durch Schmutz verstopft, dann klappt gar nichts mehr richtig. Ähnliches passiert, wenn sich in den durchfluteten Teilen des Modells beim Tauchen eine Luftblase bildet. Zudem reagiert das 8,4 Kg schwere Modell sehr träge auf die Tiefenruder, es fährt ja, wie das Original, nicht mit sehr hoher Geschwindigkeit. Das Tauchen in flachen Gewässern ist immer problematisch. Sehr schnell hat man mit dem Bug Grundberührung, steckt fest und das Heck ragt zur Wasseroberfläche heraus. Wenn sich dann die Bodenöffnung des vorderen Tauchtanks mit Schlamm verstopft, ist eine Vorführung des Bootes meist gelaufen. Trotzdem habe ich das Boot mit viel Geduld wieder zum Einsatz gebracht und bei vielen Vereinen wie in Pirmasens, Dillingen, Luxemburg und auch im Weimarhallenpark in Weimar vorgeführt. Ich hatte Glück, es hat jedes Mal gut geklappt. Das Modell ist wohl eines der ersten U-Boot Modelle in Deutschland, das mit Pressluft seine statischen Tauchmanöver macht. Bei der Renovierung und Inbetriebnahme konnte ich sehr viel über die U-Boote Technik lernen. Schließlich entspricht das Modell in Bauweise und Technik recht genau dem Original. Aus diesem Grund fand ich, dass ein solches Modell unbedingt erhalten werden muss. Gerd Zimmer SMC Trier
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