Universität Augsburg: Rohstoffstrategie Bayern

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Nachhaltige Ressourcennutzung
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UNIVERSITÄT AUGSBURG
Tagtäglich nutzen wir seltene Metalle, meist ohne uns bewusst
zu sein, dass Produkte wie Mobiltelefone, Flachbildschirme oder
Digitalkameras immer von diesen Elementen beinhalten. Die
globale Nachfragesteigerung an Informations- und
Kommunikationstechnologien führt zu kritischen
Rohstoffversorgungssituationen, zum Beipsiel bei Tantal und
Indium: Geologische, geopolitische, technologische,
ökonomische, soziale oder ökologische Faktoren können alleine
oder in Kombination die kurz-, mittel- oder langfristige
Verknappung beeinflussen. In diesem Kontext drängt sich die
Frage nach der Verfügbarkeit von seltenen Metallen und deren
Bereitstellung auf. Ansätze zu einem nachhaltigeren Umgang
mit diesen Elementen sind daher dringend erforderlich.
Einen Beitrag zu diesem kontrovers diskutierten Thema leistet
der Lehrstuhl für Ressourcenstrategie an der Universität
Augsburg durch seinen Forschungsschwerpunkt, der von
Professor Armin Reller seit vielen Jahren konzipiert, in
Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Umwelt
(WZU) kontinuierlich entwickelt und mit der Neugründung des
Lehrstuhls für Ressourcenstrategie im Januar 2009 institutionell
gefestigt wurde.
Prof. Dr. Armin Reller
Universität Augsburg
Wissenschaftszentrum Umwelt
Institut für Physik
Universitätsstr. 1a
86159 Augsburg
Telefon: 0821 598-3001
Telefax: 0821 598-3002
E-Mail: armin.reller(at)wzu.uniaugsburg.de
Internet: Lehrstuhl für
Ressourcenstrategie
Links
Forschungsschwerpunkte Ressourcenstrategie
Der Lehrstuhl für Ressourcenstrategie befasst sich
insbesondere mit den Themen Ressourcenmanagement,
Kritikalitätsforschung und Bildungkonzepten für nachhaltige
Entwicklung. Im Bereich Rohstoffmanagement stehen
Ressourcenströme und Produktionsketten (mit den
Schwerpunkten mineralische und metallische Rohstoffe,
Wasser sowie Energie) im Vordergrund. Des Weiteren befasst
sich das Team von Professor Reller mit Fragen der
interdisziplinären Umweltforschung, dem Umweltmanagement
sowie dem Themenbereich nachhaltige Pharmazie. Im Bereich
Umweltbildung geht es vor allem um Vermittlungskonzepte für
nachhaltige Entwicklung, Ressourcennutzung und
Stoffgeschichten.
Der Lehrstuhl dient als Schnittstelle zwischen dem Institut für
Physik, Geographie, Betriebswirtschaftslehre und der
Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät (Lehrstuhl für
Pädagogik und dem Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit
Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung), dem Institut für
Materials Resource Mangement (MRM) sowie dem
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Weitere Informationen erhalten Sie
auf den Seiten des Wissenschaftszentrums Umwelt der Universität
Augsburg.
Bildergalerie
Ausstellungseröffnung im Innocube im
Universität Augsburg
Wissenschaftszentrum Umwelt (WZU). Er kooperiert mit
zahlreichen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft.
Das Team von Prof. Dr. Armin Reller erarbeitet gemeinsam mit
Studierenden der Fächer Geographie und
Materialwissenschaften Bestandsaufnahmen und Strategien für
einen zukunftsfähigen Umgang mit Ressourcen aller Art,
insbesondere Metallen für Zukunftstechnologien. Ziel ist es,
anhand der Erkennung und Analyse der raum-zeitlichen
Verflechtungen von Ressourcenströmen unter Einbeziehung
von Ökologie, Ökonomie und Soziales (Gesellschaft, Kultur,
Politik) Entscheidungs- und Handlungsgrundlagen zur
Bewertung neuer Produkte, Prozesse oder Technologien zu
schaffen beziehungsweise zu gewährleisten.
Oktober 2007
CO2-Austellung in Heidelberg
Zur akribischen Illustration der Stoffgeschichten werden
Wertschöpfungsketten analysiert: vom Rohstoffabbau über die
Weiterverarbeitung bis hin zum fertigen Produkt unter
Berücksichtigung der anschließenden Rückführung oder
Verwertung von bereits genutzten Ressourcen. Dabei werden
nicht nur die wirtschaftliche und technische Planung entlang
von Wertschöpfungsketten sowie die Einsatzbereiche von
verschiedensten Rohstoffen und Funktionsmaterialien, sondern
auch die Risiken und Abhängigkeiten in Form von nicht
„planbaren“ Rückkopplungen innerhalb des Mensch-UmweltSystems betrachtet.
Eine Ressource wird dann als kritisch eingestuft, wenn deren
Verfügbarkeit von zentraler Bedeutung für die zukünftige
Entwicklung unserer Gesellschaft ist und deren Vorkommen
entweder begrenzt oder regional stark konzentriert sind
und/oder die Explorations-, Produktions-, Konsumptions- und
Entsorgungsprozesse signifikante ökonomische, soziale und
ökologische Risiken in sich bergen. Je mehr Rohstoffe und
Materialien für eine Hochtechnologie benötigt werden, desto
höher ist prinzipiell das Risiko der Ressourcenverknappung zu
bewerten (insbesondere wenn sich bedeutende
Ressourcenvorkommen in politisch schwer zugänglichen
Gebieten befinden). Die Kritikalitätsforschung widmet sich der
Entwicklung geeigneter Tools zur Beurteilung der Kritikalität
von Rohstoffen in Abhängigkeit von akteur-, technologie- und
funktionsspezifischen Bedürfnissen.
CO2-Versuche mit Kindern
Kinder benutzen Sprudler als
Feuerlöscher
Schliessen
Beispiele für Ressourcenstrategien
Wasser
(Trink-)Wasser als nicht ersetzbarer Naturstoff und Urquell
allen Lebens auf der Erde ist beispielsweise geographisch
äußerst ungleichmäßig verteilt und droht global knapp zu
werden. Ziel ist es nun, die Wasserverfügbarkeit in Qualität
und Quantität in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu
ermitteln und dadurch nachhaltig ausgerichtete Strategien für
ein Wassermanagement zu erarbeiten und praktisch
umzusetzen. Um das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit
für die Bedeutung des Wassers und seiner Qualität zu schärfen
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beziehungsweise zu wecken, wird das interdisziplinär
ausgerichtete Fachwissen für die Entwicklung von Lehrmaterial
sowie von Konzepten und Systemen einer effizienten
Ressourcenpolitik zur Gewinnung von Multiplikatoren und
Vermittlungsexperten eingesetzt.
Gewürzmetalle
Der zunehmende Verlust von seltenen Metallen und
Funktionsmaterialien durch dissipative Prozesse im Bereich von
Hightech-Anwendungen bedarf einer genaueren Betrachtung
angesichts der kritischen Rohstoffversorgungssituationen. Da
viele Metalle oftmals nur in äußerst geringen Mengen pro
Geräteeinheit (beispielsweise in Flachbildschirmen oder
Mikroprozessoren) zum Einsatz kommen, um dort essentielle
Funktionen zu erfüllen, ist das Recycling der sogenannten
„Gewürzmetalle“ in vielen Fällen bislang kaum realisierbar.
Vor diesem Hintergrund werden nicht nur die Knappheit vieler
strategischer Metalle, sondern, sobald diese als Elektroschrott
unsachgemäß „entsorgt“ werden, auch deren bisher
weitgehend unbekannte Wirkungsspektren und Risiken im
Schnittfeld zwischen Technosphäre und Ökosphäre weiter
zunehmen (Beispiele: Eintrag toxischer Substanzen in die
Umwelt, Gesundheitsrisiken bei der Entsorgung, insbesondere
in Entwicklungsländern). Angesichts dessen sind zukünftig
große Anstrengungen hinsichtlich einer effizienteren
Rückführung aber auch umfassende Strategien der
Effizienzsteigerung notwendig. Eine Möglichkeit stellt die Suche
nach geeigneten Substituten sowie Konzepten einer
suffizienten und konsistenten Produktentwicklung dar.
Stoffkarten liefern hierfür nicht nur Informationen über die
Herkunft von essentiellen Ressourcen und deren
Weiterverarbeitung, sondern fungieren als Instrumente zur
Bestimmung der Kritikalität eines Stoffes unter
Berücksichtigung der ökonomischen, ökologischen und
soziopolitischen Auswirkungen.
Bleischwitz, R.; Hagelüken, C.; Lang, D.; Meißner, S.; Reller, A.;
Wäger, P. (2010): Seltene Metalle - Rohstoffe für
Zukunftstechnologien. Schrift der Schweizerischen Akademie
der Technischen Wissenschaften Nr. 41 (SATW Schrift Nr. 41),
Zürich. (PDF auf externem Server)
Mobiltelefone
Das Mobiltelefon feiert eine beispiellose Erfolgsgeschichte:
1997 wurden weltweit 100 Millionen Mobiltelefone verkauft;
2009 waren es bereits weit über eine Milliarde, Tendenz
steigend. Moderne Mobiltelefone beinhalten eine Vielzahl von
Funktionsmaterialien und Stoffen. Neben Kunststoffen, Kupfer,
Eisen oder Aluminium auch in geringen, aber unverzichtbaren
Anteilen seltene Metalle wie Palladium, Tantal oder Indium. Die
Nachfrage nach entsprechenden Metallen übersteigt bereits
jetzt zum Teil deren jährliche Primärförderung.
Das rasante Wachstum der Mobiltelefonbranche in Verbindung
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mit der Knappheit bestimmter notwendiger Baumaterialien
macht es erforderlich, dem Lebenszyklus von Mobiltelefonen
künftig eine neue Bedeutung beizumessen: Werden Handys
wie bisher weggeworfen oder verbrannt, verteilen sich die
metallischen Bestandteile schließlich in feinsten
Konzentrationen auf der Erdoberfläche. Angesichts
schwindender Rohstoffvorräte ist diese Entwicklung
existenzbedrohend für die Industrie, denn die Metalle gehen so
einer erneuten Nutzung unwiederbringlich verloren. Zudem
können die feinstverteilten Partikel in der Umwelt bioaktiv
werden - mit teils noch unabsehbaren Folgen für die
menschliche Gesundheit und die Umwelt. Nachhaltige und
weitsichtige Wiederverwendungs- und Recyclingstrategien
unter Berücksichtigung der sozio-ökonomischen und
ökologischen Folgen des gesamten Lebenszyklus von
Mobiltelefonen sind daher für die Zukunft unabdingbar.
Nachhaltige Pharmazie
Untersucht werden Wertschöpfungssysteme von Metallen, die
in Arzneimitteln enthalten sind (zum Beispiel Platin, Gold,
Silber). Der Fokus der Lehrstuhlforschung liegt bis dato auf
Platin, das in Medikamenten bei der Krebstherapie (in den
sogenannten Zytostatika) Anwendung findet. Eine vertiefte
Analyse eines Wertschöpfungssystems berücksichtigt die
Mengenströme im Sinne einer Stoffstromanalyse sowie die
Bewertung der Stoffströme anhand ihrer Kritikalität. Die
Stoffstromanalyse erstreckt sich dabei von den Quellen
(Verteilungssystem) über die Produkte (Produktions- und
Konsumtionssystem) bis zur Entsorgung (Dissipation und
Rückführung). Zur Abschätzung ökologischer Risiken wird der
Wertstoffverlust vor allem mit Blick auf die Dissipation
platinhaltiger Partikel in Zytostatika in den Forschungsprozess
eingebunden. Als Lösungsansatz zur Reduktion potentieller
ökonomischer und ökologischer Risiken werden Modelle von
Rückführungsprozessen im Sinne der Umsetzung von
Kreislaufwirtschaftssystemen entwickelt.
Thorenz A., Reller A. (2011): Risks of platinum
resources shown by the example of cytostatics. In:
Environmental Sciences Europe. Springer Verlag (im
Druck; 2011).
Thorenz, A., Büscher C., Grochocka A., Watzke B.
(2011): Case Management in der
sektorenübergreifenden Versorgung von Frauen mit
Brustkrebs: Effektivität und Effizienz eines optimierten
Patientenpfades in einer Modellregion für angewandtes
Gesundheitsmanagement, BMBF-Schlussbericht (im
Druck; 2011).
Bildungskonzepte
Die vom Lehrstuhl erarbeiteten Bestandsaufnahmen zu
ausgewählten Rohstoffthemen helfen bei der Entwicklung
geeigneter Strategien für einen zukunftsfähigen und
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verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen
unterschiedlichster Art. Zum einen liegt der Fokus auf
Konzepten und Systemen für eine effiziente Ressourcenpolitik,
zum anderen auf der Vermittlung des interdisziplinär
ausgerichteten Fachwissens an die heutige Gesellschaft.
Die Forschungsarbeiten am Lehrstuhl werden in
interdisziplinäre (Weiter-) Bildungskonzepte für Multiplikatoren
und Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Bildung
implementiert und dabei kontinuierlich durch
Qualifizierungsarbeiten (Diplomarbeiten, Doktorarbeiten) und
Gutachten für Wirtschaft und Politik ergänzt:
(Weiter-)Bildungskonzepte:
universitäre Lehre: interdisziplinäres Bachelormodul
„Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“
Lehrerfortbildungskurse: beispielsweise BLK-Projekt
„Qualitätssicherung an Schulen“
Industrie und Wirtschaft
CO2 - Eine interaktive Ausstellung auf Reisen
Die in Zusammenarbeit mit dem WZU konzipierte CO2Ausstellung demonstriert, dass das saure, unbrennbare, farbund geruchlose Gas keinen giftigen Stoff verkörpert, sondern
ein Teil des Lebens, der Erde ist.
Schmidt, C. (2009): Komplexe Phänomene und ihre
Vermittelbarkeit. Eine empirische Untersuchung zu
Klimaausstellungen. Klinkhardt. Bad Heilbrunn.
Daten zur Tournee
Die interaktive Austellung „CO2 - Ein Stoff und seine
Geschichte“ wird gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung
Umwelt, die High Tech Offensive Zukunft Bayern und findet
Unterstützung durch die Linde Gas AG, Leica Microsystems und
die Sunvention GmbH. Sie präsentiert die Geschichte des
Treibhausgases Kohlendioxid sowie des globalen Klimas. Die
Wanderaustellung wurde bereits an mehreren Orten gezeigt:
Augsburg: Universität und Handwerkskammer (2008)
Osnabrück: Museum am Schölerberg (2008/09)
Lübeck: Museum für Natur und Umwelt (2009)
Bielefeld: Mensch, Natur, Umwelt (2009)
Köln: koelnmesse (Entsorga/Enteco 2009)
Wilhelmshaven: Nationalparkzentrum
Wattenmeerhaus (2009/2010)
Heidelberg: Carl-Bosch-Museum (2010)
Ulm: Umweltbildungshaus (2010-2011)
Schramberg: JUKS³ (2011)
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Berlin: Umweltbundesamt (2011)
Neustadt-Glewe: Burgmuseum (2011)
Aargau (CH): naturama (2012-2013)
Luzern (CH): Naturmuseum (2013)
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