Referat zur Sitzung (988 PDF)

Die Folgen von umfangreicherer Repression des
Handels mit Drogen auf die Ankaufs- und
Verkaufspreise, Konsummenge und -häufigkeit,
Produktqualität und die Zahl der Händler
Leonard Schreyer
Hypothesen für die Angebotsrepression:
•Erhöhung der Strafe und des Strafverfolgungsaufwands
•Größere Risiken für Schmuggler und Händler
Hypothesen für die zusätzliche Nachfragerepression:
• Risikoerhöhung für den Abnehmer -> verminderte Zahlungsbereitschaft
• Preise durch Repression höher als im legalen Markt
Zweifel an den Hypothesen noch vor der untersuchten Erhebung:
• Sinkende Preise für harte Drogen in der „westlichen Welt“ (80er Jahre bis 2000)
• Langfristige Organisation gleicht die Repressionsbemühungen eventuell aus
1. Erhebung:
• Sommer 1997 (nach Vortest) mit
standardisierter Fragebogen (Zürich und
Bern)
• Erster Teil als persönliches Interview,
zweite Teil (mit heiklen Fragen) zur
Selbstbeantwortung mit anonymisierter
Rückgabe
• Fokus auf die „sichtbare Drogenszene“
(nicht-Beachtung verdeckter
Konsumenten)
• Große Teilnehmerzahl in Relation zur
Gesamtmenge der untersuchten Gruppe
(ca. 50), größere Abweichung vom Ideal
einer Zufallsstichprobe
• 624 auswertbare Fragebögen mit: Bern:
n=288, Zürich: n=336
Aktion Citro: Massiver Einsatz gegen Drogenhandel
in Bern von 1997 (nach 1. Erhebung) bis 1998
2. Erhebung:
• 1998, erneut zeitgleiche Befragung in Bern
und Zürich
• Bern war von Aktion Citro betroffen, Zürich
hingegen nicht
• Gleiche Vorgehensweise wie in der ersten
Erhebung
• Bern: n=198, Zürich: n=221
Theoretische Ergebnisse:
• Weniger Drogenhändler durch Festnahmen u. ä.
→ steigende Preise
• „Null Effekt“ durch Konkurrenz unter Kleinhändlern
• Höhere Preise → geringerer Konsum
• eventuelle Streckung des Produkts
→ keine Preisänderung, Qualitätsabfall
Gemeinsamkeiten:
•Männer-Frauen-Verhältnis von 3:1
•Alters-Mittelwert: 30 Jahren; Standardabweichung: 6 Jahren
•Heroin dominante Droge, Injektion dominante Applikationsform (80%)
•Kein erkennbarer Drogentourismus
Unterschiede mit Bezug auf Bern:
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•
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höherer Heroinkonsum bei größerer Varianz
mehr injizierende Personen, mehr Injektionen pro Tag pro Konsument
weniger Hilfseinrichtungen, mehr stark verelendende Konsumenten
mehr Finanzierung durch illegale Aktivitäten, weniger Finanzierung durch
legale Tätigkeiten
• Repressionserfahrung im Mittel höher
Überprüfung mithilfe einer DiD-Schätzung (Differenz in Differenzen) nach der Formel:
E(dx) = E(x|1998, Bern) – E(x|1997, Bern) – [E(X|1998, Zürich) – (E(x|1997, Zürich)]
Zur Bestimmung des möglichen Effekts von Citro wurde nun eine Schätzung des
folgenden OLS-Regressionsmodells (Ordinary Least Squares) angewandt:
X= αx + βxc bc + βxj bj + βxs bs
• αx: Durchschnittlicher Wert aus Zürich, 1997
• βxj: Stadtübergreifende Veränderung von 1997 zu 1998
• βxs: Zeitinvarianter Unterschied der Durchschnitte von Zürich und Bern
• βxc: Entspricht dem DiD
• DiD-Schätzer in postulierter Richtung signifikant unterschiedlich von Null
→ Ermöglicht Interpretation der erwarteten Wirkung
• bc:=bjbs , bj=1 steht für 1998, bs=1 steht für Bern
Tabelle 1
Tabelle 2
Empirische Befunde:
• Entgegen Erwartung Preis in Bern gesunken
• Angleichung der durchschnittlichen Konsummenge
• Keine einseitige Qualitätsabweichung messbar
• Händlerzahlen nicht gesunken
Diskussion der Autoren:
• Keine Folgen der Repressionspolitik erkennbar
→ Vermutung: Gemeinsamer Feind schafft Zusammenrücken der Drogenmarktteilnehmer
• Fehlende Zufallsverteilung und eventuelle Drittvariableneffekt
→ Keine Anzeichen einer relevanten Verzerrung
• Preis, Qualität oder Verfügbarkeit von Heroin für Endverbraucher nahezu unbeeinflusst