Internationales Nachrichtenblatt OFM Sonderausgabe

November 2016
VOLUME XLVII • AUSGABE 237
Fraternitas
Internationales Nachrichtenblatt OFM
Sonderausgabe
F R A T E R N I T A S
S P E C I A L
E D I T I O N :
V I S I T
W W W . O F M . O R G
Fr. John Vaughn
1928-2016
OFM
1
INHALT
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S P E C I A L
E D I T I O N :
V I S I T
W W W . O F M . O R G
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F R A T E R N I T A S
Biographie: Wer war Fr. John
Vaughn?
4
Brief an den Orden
(3. Dezember 1979)
4
Brief an den Orden „Afrika ruft uns“
(16. Jänner 1981)
5
Dokument des Ordensrates
(6.-25. Juni 1983)
7
Bericht am Generalkapitel 1985 (13. Jänner 1985)
8
Botschaft anlässlich des liturgischen
Festes von Johannes Duns Skotus
(8. November 1986)
8
Botschaft anlässlich der Eröffnung
des Akademischen Jahres an der
PAA (9. November 1987)
9
Ansprache zur Eröffnung des
Ordensrates in Bangalore
(1. Mai 1988)
9
Brief an den Orden über China
(24. August 1989)
10 Brief an den Orden
(4. Oktober 1989)
10 Bericht am Internationalen Kongress
der Ausbilder der Zeitlichprofessen
(14. Oktober 1990)
11 Ratio Formationis Franciscanae (11. März 1991)
11 Bericht am Generalkapitel 1991 (23. April 1991)
11 Dokument des Generalkapitels in
San Diego, USA (2. Juli 1991)
13 Er setzte sich für die Heiligsprechung von Junipero Serra
ein
14Begräbnis
Biographie
Copertina “Fr. John Vaughn, OFM”
Editor/Setting/Ricerca:
Fr. Manolo Figueroa OFM, Fr. Alvin Te OFM,
Fr. Luigi Perugini OFM
Übersetzer: Florian Mair OFM
© Ufficio Comunicazione OFM - Roma
eMail: [email protected]
www.ofm.org
2
F
r. John Vaughn verstarb am 10. Oktober 2016 in Santa
Barbara (USA). Er wurde 88 Jahre alt, davon verbrachte
er 67 Jahre im Orden der Minderbrüder und 61 als
Priester. Als demütiger und sanftmütiger Bruder wurde
Fr. John von allen, die ihn kannten, vor allem in seiner
Heimatprovinz Santa Barbara im Westen der Vereinigten Staaten,
geschätzt und bewundert.
John David Vaughn wurde in Santa Ana (Kalifornien) als Sohn
von Morgan LeonardVaughn und Jane Stapel geboren. Er besuchte
für ein Semester das College-Seminar in Los Angeles, bevor er in
das Seminar St. Anthony in Santa Barbara (Kalifornien) eintrat. Am
11. Juli 1948 erhielt er in der Mission San Miguel (Kalifornien) das
Kleid des hl. Franziskus, somit wurde er ein Mitglied des Ordens
der Minderbrüder und erhielt den Ordensnamen Manuel. Einige
Zeit später entschied er sich, zu seinem Taufnamen John wieder
zurückzukehren.
Während der Zeit der einfachen Gelübde hat Fr. John sein
College-Studium an der Mission San Luis Rey abgeschlossen, am
12. Juli 1952 legt er dann die Feierlichen Gelübde ab. Während
dieser Seminarzeit war Fr. John für seine schöne Stimme bekannt.
Nach seinem Theologiestudium an der Mission Santa Barbara
weihte ihn Bischof Timothy Manning, der Weihbischof von Los
Angeles, am 17. Dezember 1955 zum Priester.
WER WAR FR. John VAUGHN?
Gleichsam als ob er die bedeutenden und gewichtigen
Ämter seiner Vergangenheit vergessen hätte, verlor
Fr. John nie seine typischen Persönlichkeitszüge: Sanft
und rücksichtsvoll gegenüber allen wollte er nie eine
gehobene Stellung einnehmen, sondern war ein Bruder
unter Brüdern.
„In paradisum deducant te Angeli; in tuo adventu
suscipiant te martyres, et perducant te in civitatem
sanctam Ierusalem. Chorus angelorum te suscipiat, et cum
Lazaro quondam pauper aeternam habeas requiem.“
„Ins Paradies mögen die Engel dich geleiten, bei
deiner Ankunft die Märtyrer dich empfangen und dich
führen in die heilige Stadt Jerusalem. Der Chor der
Engel möge dich empfangen, und mit Lazarus, dem
einst armen, mögest du ewige Ruhe haben.“
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E D I T I O N :
Am 25. Mai 1976 wurde Fr. John zum Provinzialminister
seiner Provinz Santa Barbara, mit Sitz in Oakland
(Kalifornien), gewählt.
arbeitete er in der Pfarrei sowie in der Seelsorge der
Klarissen mit. Fr. John hatte in seiner letzten Lebenszeit
Sehschwierigkeiten, aber er hörte nie auf, sich aktiv und
mit Inspiration in seiner Gemeinde einzubringen.
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Der erste Einsatzort von Fr. John war Sacramento
(Kalifornien): Für ein paar Monate versah er dort den
Dienst eines Kaplans an der Kirche St. Francis. Nach ein
paar Monaten Studium in Guadalajara (Mexiko) begann
er am Seminar von St. Anthony zu unterrichten, zudem
war er Bibliothekar und Vizepräfekt in der Ausbildung
(1957-1962). Er wurde sodann stellvertretender
Novizenmeister und Vize-Pfarrer der Mission San Miguel
(Kalifornien). Die Oberen von Fr. John erkannten seine
geistigen Fähigkeiten und seine solide Spiritualität und
sandten ihn nach Rom, um an der Päpstlichen Universität
Gregoriana seine Studien zu vervollständigen. Nach
seiner Rückkehr in die USA im Jahr 1969 wurde er zum
Novizenmeister seiner Provinz, zum Oberen des Klosters,
zum Pfarrer und Leiter der örtlichen Gemeinschaft des
franziskanischen Dritten Ordens am Kloster St. Francis
in Sacramento (Kalifornien) ernannt. Somit hatte er
mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen. 1973 wurde
er, noch während seiner Zeit in Sacramento, zum
Provinzvikar der Provinz Santa Barbara gewählt.
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Die Zeit als Provinzialminister war jedoch kurz. Denn
am 3. Juni 1979 wurde Fr. John zum Generalminister
für den gesamten Franziskanerorden gewählt und so
übersiedelte er nach Rom. Nach dem ersten Sexennium
wurde er erneut für einen Zeitraum von sechs Jahren
zum Generalminister gewählt.
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Bei seinen Besuchen der Fraternitäten in den
verschiedenen Teilen der Welt konnten die Brüder
einem offenen, freundlichen und ermutigenden
Mitbruder begegnen. Er wünschte, niedere Arbeiten zu
verrichten, wie das Geschirrspülen und andere ähnliche
Handarbeiten. Bei den Treffen war er geduldig und
respektvoll gegenüber der Individualität der einzelnen
Brüder, denen er begegnete. Hatte er eine bedeutende
Entscheidung zu treffen, war er stets auf das Wohl der
gesamten Bruderschaft bedacht.
Im Jahr 1991 beendete er seine zweite Amtszeit als
Generalminister, im Anschluss daran nahm er sich eine
Auszeit in der Gegend von San Francisco Bay, um sich so
auf die nächste Aufgabe vorzubereiten: 1994 wurde er
zum Novizenmeister in der Mission San Miguel ernannt.
Im Jahr 2003 wechselte er in die Mission Santa Barbara,
wo er damit beauftragt wurde, die Heiligsprechung
für Fr. Juniperro Serra voranzutreiben. Gleichzeitig
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Texte von Fr. john vaughn
3. Dezember 1979
(aus dem Brief an
den Orden)
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In unserem Dienst am Orden wollen wir uns vor
allem von jenem Geist des Evangeliums leiten lassen,
der den innersten Kern unserer franziskanischen
Lebensart bildet. Jesus ist der Weg, unsere
Wahrheit, unser Leben. Seine Menschwerdung
bestätigt die Würde aller Menschen und aller
Völker. Es muss unser Ziel sein, eben diese Würde
zur Geltung zu bringen, indem wir die Würde
jedes Bruders anerkennen und jedes Bemühen
der Brüder unterstützen, das darauf abzielt, dass
die persönliche Würde jedes Einzelnen geachtet
werde. Wir müssen auch den Wert der Kultur jedes
Einzelnen anerkennen, da sie einen wesentlichen
Teil der menschlichen Persönlichkeit bildet. Das
ist vor allem heute von großer Bedeutung, da die
Persönlichkeit und die menschliche Würde so oft
durch die Verirrungen des modernen Lebens, durch
Strukturen und Institutionen bedroht wird. Wir
müssen den Männern und Frauen von heute nahe
sein, an ihrem Leben und an ihren Problemen Anteil
nehmen, von ihnen lernen, sie ermutigen, beraten
und beschützen, wo dies nottut, so dass sich im Leben
aller mehr Gerechtigkeit und Frieden durchsetzen
kann. Wir wollen jedem Bruder nahe sein, der sich für
die Förderung der wahren Werte einsetzt.
Unsere Botschaft ist die Botschaft Jesu vom Frieden
und von der Liebe. Zu Ihm blicken wir auf und bitten
ihn, uns in unserem Dienst an der Menschheit, in
unserem Einsatz für das Reich des Vaters zu führen. Wir
bekennen uns zur Treue zur Römischen Kirche, zum
Stellvertreter Christi auf Erden, zur Lehre der Kirche.
Wir werden stets darauf bedacht sein, unsrer Aufgabe
als Franziskaner in der Ortskirche, in der Gesamtkirche,
in der Welt von heute abzuklären. Wir sind uns der
Bedeutung der Verbreitung unseres Ordens in der
ganzen Welt mit all seiner Verschiedenheit und Vielfalt
bewusst. Wir sind uns aber auch der Bedeutung
jedes Franziskaners und jeder franziskanischen
Niederlassung, ob klein oder groß, bewusst.
16. Jänner 1981
(aus dem Brief an den Orden
„Afrika ruft uns“)
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Jene 2.000 Jugendliche, die aus aller Welt nach Assisi
gekommen waren, um die 800-Jahr-Feierlichkeiten
zum Geburtstag des hl. Franziskus zu begehen, sowie
jene 15.000 Jugendliche, die sich in der Petersbasilika
in Rom versammelt hatten, um während des
Abendgebets gemeinsam zu singen und zu beten,
waren für uns alle ein Zeichen, dass wir mit großer
Zuversicht und lebendiger Hoffnung in die Zukunft
blicken können hinsichtlich des franziskanischen
Zeugnisses in der Welt von heute.
Um dieser Hoffnung konkreten Ausdruck zu
verleihen, hat die Generalleitung des Ordens
beschlossen, allen Brüdern des Ordens ein konkretes
missionarisches Projekt zu unterbreiten. Es handelt
sich dabei um das „Projekt Afrika“. Dieses besteht
darin, eine neue franziskanische Präsenz in Afrika zu
errichten. Es handelt sich also um ein langfristiges
Projekt, dessen Früchte beständige Auswirkungen
auf unsere Fraternitäten in Afrika und auf den
gesamten Orden haben werden. Es erscheint uns
eine geeignete Gelegenheit, dadurch unseren Orden
auf die Herausforderungen des Dritten Jahrtausends
vorzubereiten. Die ausdrückliche Wahl für diesen so
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6.-25. Juni 1983
(Das Evangelium
fordert uns heraus.
Dokument des Ordensrates)
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1. Der Ordensrat des Jahres 1983 versammelte sich
in Salvador de Bahia, wohin die Brüder das erste Mal
im Jahr 1500 gekommen waren.
Wir sind hier zusammengekommen, um über das
Arbeitsdokument „Evangelisierung und Mission im
Orden“ im Kontext der Dritten Welt, nämlich von
Lateinamerika, nachzudenken, dort, wo – wie es
Generalminister Fr. John Vaughn sagen würde –: „Die
Kreativität und die Innovation der Evangelisierung
und der Mission einen so großen Aufschwung erfahren
haben.“
2. Die Brasilianer, ich spreche vom Bundesstaat
Bahia, nennen dieses Gebiet „das Land des Glücks“. Wir
trafen uns in einer Stadt starker Gegensätze: Moderne
Bürogebäude überragen die alten Bauten früherer
Jahrhunderte. Zwischen den Eigentumswohnungen
reicher Leute erheben sich hunderte Nester der
Trostlosigkeit. In einer Stadt von eineinhalb Millionen
Einwohnern leben sechstausend Menschen in Favelas
und diese bilden nur einen kleinen Prozentsatz
jener Millionen von Menschen, die gezwungen sind
in ähnlichen Gruppen von Baracken in anderen
brasilianischen Städten zu leben. Die Statistiken über
Brasilien sind der Spiegel für die Armut, die in vielen
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jungen Kontinent, so glauben wir, zeigt
deutlich unsere Hoffnung, die wir in
die Fraternität legen, die Franziskus im
kleinen Assisi gegründet hat.
Wir präsentieren dieses Projekt
anlässlich der 800-Jahr-Feierlichkeiten
zum Geburtstag des hl. Franziskus,
da wir durch zahlreiche Zeichen
wahrgenommen haben, dass diese Feier
die Aufmerksamkeit vieler angezogen
hat, sei es innerhalb des Ordens, sei es
außerhalb des Ordens. Wir sind sehr
dankbar dafür, dass viele Brüder in
ihren Gemeinschaften, Provinzen und
Nationen dieses Jubiläum begehen.
Wir haben besonders jene Brüder
ermutigt, die eingebunden waren,
die internationalen Feierlichkeiten zu organisieren.
Besonders erwähnt werden sollen die Historische
Kongresse in Rom (vgl. „Fraternitas“, Mai-Juni 1980,
S. 8) und in Paris sowie der Missionskongress aus
dem Jahr 1982 (vgl. „Fraternitas“, April 1980, S. 1-2).
Wir hoffen, dass die Pläne, alle Brüder, die sich in den
islamischen Ländern engagieren, zu einem Treffen
zusammenzubringen, dieses Jahr umgesetzt werden
können. Wir möchten neuerlich Dank sagen all
jenen, die sich für die gute Abwicklung des JugendKongresses von Assisi-Rom aus dem Jahr 1981
eingesetzt haben. Mit großer Freude erinnern wir
uns an den Enthusiasmus hunderter Jugendlicher,
die unsere Kurie im Anschluss an das Abendgebet in
der Petersbasilika besucht haben, und wir sagen der
Fraternität der Generalkurie Dank für die großartige
Gastfreundschaft, die ihnen geschenkt wurde.
Nun möchten wir das „Projekt Afrika“ vorstellen.
Nach einigen Hinweisen auf unsere Geschichte
in Afrika möchten wir den Plan für dieses Projekt
umreißen und anschließend daran möchten wir die
Motivation für diese Initiative darlegen sowie die
Schwierigkeiten für deren Umsetzung. Schließlich
folgen einige Anweisungen darüber, was wir uns in
einigen afrikanischen Ländern erwarten können, und
darüber, wie wir weiter vorgehen sollen im Anschluss
an die Vorstellung des Programmes.
Wir sind zuversichtlich, dass ihr alle es studiert und
über vieles ernsthaft nachdenkt. Wir bitten euch auch
um das Gebet, damit das, was immer wir in Zukunft
angehen werden, auch unter der Führung und dem
Schutz des Heiligen Geistes stehe.
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Texte von Fr. John Vaughn
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anderen Ländern erlitten wird: 1% der Bevölkerung
besteht aus sehr reichen Leuten, 4% sind reiche
Menschen, 15% macht die Mittelschicht aus, 40% sind
Arme und die restlichen 40% der Menschen leben im
Elend.
3. Wir besuchten die Favelas mit ihren schlechten
Hütten, mit einer unbedeckten und übelriechenden
Kanalisation, in der Kinder und Eltern ohne Hoffnung
leben. Wir sprachen mit Leuten, Brüdern und anderen
Menschen, die in dieser armseligen Umgebung leben
und arbeiten. Viele dieser Menschen wurden aufgrund
der Dürre in die Stadt getrieben. Noch schlimmer ist
es, wenn sie von ihrem Land vertrieben wurden. Sie
kamen, um nach Arbeit zu suchen, wo es keine Arbeit
gibt. Die Bemühungen, ihr Leben zu verbessern,
wurden daher enttäuscht. In einem Kontext von so viel
Armut haben wir diese Überlegungen entfaltet.
4. Was wir in Brasilien gesehen haben, wir wissen
es wohl, spiegelt die Armut wider, die in allen anderen
Teilen der Welt existiert. Jeder von uns hat über mehr
oder weniger ähnliche Situationen berichtet, die es in
unseren eigenen Ländern gibt: im Norden, Süden, Osten
und Westen. Dieselben Baracken, Arbeitslosigkeit,
Unterentwicklung, Gewalt und Unterdrückung sowie
Elend, das durch Naturkatastrophen verursacht
wurde. Geschichten von Zwangsabtreibungen, von
ungerechter Haft und über die Märtyrer von heute,
d.h. die ca. fünfzehn Millionen Flüchtlinge, die in der
ganzen Welt umherwandern: Sie waren während der
Sitzungen in unseren Köpfen sowie in unserem Gebet
präsent.
5. Wir haben versucht, das zu tun, was Papst Paul
VI. uns in „Evangelii nuntiandi“ aufgetragen hat: die
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konkrete Realität wahrzunehmen, d.h. die soziale,
wirtschaftliche und politische Wirklichkeit, in der die
Menschen leben. Auch wenn wir das Gesicht der Armut
anderswo gesehen haben, hier in Brasilien konnten
wir eine schockierende Erfahrung machen, die uns
geholfen hat, die Armut wirklich wahrzunehmen
– wir wollen es hoffen – mit den Augen von Jesus
und Franziskus. Wir haben über die Realitäten, die
vor uns liegen, über das Evangelium und unsere
franziskanische Mission nachgedacht. Mit Vertrauen
und Überzeugung möchten wir euch das mitteilen,
was wir gesehen und gehört haben, und was wir
entdeckt haben: unser Bedürfnis, zuerst evangelisiert
zu werden, bevor wir andere evangelisieren.
6. Kardinal Aloisius Lorscheider sprach zu uns
über die Bekehrung der brasilianischen Bischöfe,
die sich das starke Engagement für die Armen zu
eigen gemacht haben: eine vorrangige Option für
die Armen, die nicht willkommen ist, weder bei der
Regierung, noch bei sehr reichen Leuten. Ihr Handeln
hat eine effektive und gut definierte Beschaffenheit
durch einen realistischen und im ganzen Land
nachprüfbaren Pastoralplan erhalten. Das Herz und
die Seele dieses Planes sind die hunderttausenden
„kirchlichen Basisgemeinden“, von denen auch wir
viel lernen können. [...]
8. In seiner Eröffnungsrede zum Ordensrat 1981
sprach unser Generalminister Fr. John Vaughn mit
sehr einfachen Worten: „Unsere Berufung drängt
uns, das Evangelium zu allen Nationen zu bringen ...
Die Menschen erwarten sich, dass wir den Krieg, das
Wettrüsten, den Hunger und die Ungerechtigkeit in
der Welt brandmarken; sie erwarten sich von uns,
dass wir etwas tun, um das zu erreichen, wofür wir
beten und was wir predigen ... sie erwarten sich, dass
wir heute die Werte des Evangeliums zwischen Kultur
und Gesellschaft vermitteln.“
9. In seiner Eröffnungsrede zum Ordensrat
bekräftigte er seinen Appell: „Wir haben heute alle
notwendigen Informationen. Wir verfügen über
die entsprechenden Dokumentationen. Wir haben
die Eingebung so vieler Brüder erfahren, die uns
als Apostel den Weg geebnet haben. Was heute
aber notwendig erscheint, ist die Phantasie und die
Ermunterung ... Wir können mit der Hilfe Gottes und
seiner Gnade große Dinge tun, aber wir müssen jetzt
aufstehen und beginnen zu arbeiten!“
10. Unsere Botschaft „DAS EVANGELIUM FORDERT
UNS HERAUS“ will eine Antwort auf seine Worte
sein. Wir glauben, dass es ein Schritt hin zur unserer
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Es erscheint angebracht, diesen Bericht dem Kapitel
mit diesen Worten vorzulegen: Das Wort Gottes
muss die Grundlage unseres christlichen Lebens als
Franziskaner sein, das fleischgewordene Wort, das
der hl. Franziskus geschätzt und geliebt hat. Es ist das
Wort Gottes, das unser brüderliches Leben in Gebet,
Gemeinschaft und im Dienst nähren und inspirieren
muss. Wir sind berufen, den armen und gekreuzigten
Christus, das fleischgewordene Wort, nachzuahmen.
Das Wort Gottes ist die Inspiration und der Inhalt
dessen, was wir als Minderbrüder tun sollen: Unser
Leben ist die Verkündigung des heiligen Evangeliums
unseres Herrn Jesus Christus, indem wir es leben und
predigen, da und wie der Herr uns dazu inspiriert.
Unsere besondere Berufung als Minderbrüder ist
es, das Evangelium zu verkünden, indem wir selbst
aber zuerst die gute Nachricht empfangen, im Glauben
und in der Art, wie es unser Vater Franziskus getan
hat, indem wir beginnen uns zu bekehren und Buße
zu tun, „indem wir die Welt verlassen“ (vgl. Testament).
Das Wort, das uns ruft, unser Leben zu erneuern,
ergeht an uns besonders jetzt, vor allem, da wir uns
auf das Generalkapitel vorbereiten: Im Licht des
Heiligen Geistes wollen wir den Zustand des Ordens
heute überprüfen und dann Entscheidungen treffen.
Das bedeutet, dass wir überprüfen sollen, was wir
versucht haben zu tun, und was wir tatsächlich getan
haben. Also müssen wir eine Bewertung vornehmen,
-
13. Jänner 1985
(aus dem Bericht am
Generalkapitel 1985)
um sodann das zu korrigieren, was falsch ist, und um
das zu bestätigen, was richtig ist. Wir hoffen, dass diese
Lesart unserer Wirklichkeit im Licht des Evangeliums
uns helfen kann, deutlicher zu sehen, in welche
Zukunft uns der Herr führen möchte.
[...]
Ich hoffe, dass wir unsere Berufung überprüfen
werden; wir unterwerfen uns der Korrektur und wir
werden unsere Begeisterung für unsere Berufung als
Minderbrüder erneuern. Ich hoffe, dass wir das Kapitel
mit dem Gefühl verlassen werden, dass wir vom hl.
Franziskus selbst gesandt sind, in die Welt hinaus zu
gehen, zusammen mit unseren Brüdern, um den
Frieden und das Gute zu verbreiten, das die Welt zu
Recht von uns erwartet auf der Grundlage dessen, was
wir unsere Identität nennen.
Unsere Vorbereitung: Im Geist des Gebetes wollen
wir darüber nachdenken, was unser Auftrag in diesem
Moment der Geschichte sein soll und welche Ideale
gefördert werden sollen. Welche Herausforderungen
stehen vor uns? Was sollen wir vermeiden, korrigieren
oder ändern? Was haben wir in den letzten sechs
Jahren aus der Erfahrung in unseren Provinzen und
unseren Länder gelernt?
Während des Kapitels werden wir die Gelegenheit
haben, gemeinsam darüber nachzudenken, was wir
einzeln vorbereitet haben; wir wollen einen offenen
Geist haben, der frei ist, neue Ideen zu akzeptieren und
fähig ist zuzuhören, was uns der Heilige Geist sagen
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eigenen Evangelisierung ist. Wir glauben, dass wir die
Frohe Botschaft besitzen! Mit unseren Überlegungen
übermitteln wir euch etwas von dieser guten Nachricht,
euch, unseren Brüder, die ihr in vielen Teilen der Welt
verstreut seid, wo ihr inmitten des Volkes Gottes lebt
und arbeitet.
11. Wir sind für die Armen dankbar, da sie unsere
Lehrer sind. Wir sind für diejenigen dankbar, die den
Armen und Verlassenen freudig dienen. Schließlich
freuen wir uns, euch, unseren Brüdern, diese
Anregungen darlegen zu können, die im Evangelium
und unserem franziskanischen Charisma verwurzelt
sind, und die für unsere persönliche Evangelisierung
sowie für die Evangelisierung der Welt, die wir so sehr
lieben, nützlich sein können ...
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Texte von Fr. John Vaughn
will. Wir bitten um ein neues Herz und einen neuen
Geist, um dies zu unseren Brüdern zu bringen.
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8. November 1986
(aus der Botschaft anlässlich
des liturgischen Festes von
Johannes Duns Skotus)
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Skotus hat den Franziskanern stets aufgezeigt,
dass es möglich ist, in der Tat gute Franziskaner und
gleichzeitig originelle und kreative Wissenschaftler
zu sein. Er zeigt auch, dass das Studium nicht der
Einfachheit widerspricht, und dass es keinen Konflikt
zwischen Studium und franziskanischer Armut
gibt. Das Studium ist ein ebenso authentischer
franziskanischer Weg, wie die Handarbeit oder die
apostolische Tätigkeit.
Der Doctor subtilis war ein großer Gelehrter von
unverkennbar kritischer und methodischer Strenge,
aber auch ein großer religiöser Geist mit einem hohen
intellektuellen und existenziellen Profil, der in der
Schule des Franziskus geschmiedet wurde. Darüber
hinaus bildet die Erfahrung des Poverello von Assisi
die Basis für die Erarbeitung seines Denksystems
und dies ist auch das Markenzeichen der großen
Meister des franziskanischen Denkens. Sowohl in der
Anthropologie des Skotus wie in der des Bonaventura
8
ist die menschliche Existenz zutiefst von der Sehnsucht
Gottes geprägt, die sich so danach ausrichtet wie zum
„endlosen Meer des Seins“ (Ox. I, d. 13, q. un, n. 16).
9. November 1987 (aus der
Botschaft anlässlich der
Eröffnung des Akademischen
Jahres an der PAA)
Ich bin davon überzeugt, dass die Franziskaner
Erben und somit verantwortlich sind für eine
der reichsten Erfahrungen, die das Mittelalter
hervorgebracht hat. Im hl. Franziskus von Assisi kam
es zu einer außerordentlichen Begegnung zwischen
den Forderungen des Evangeliums und dem tiefen
Verlangen der Menschen seiner Zeit. Der hl. Franziskus
präsentiert dem Menschen seiner Zeit und dem
Menschen einer jeden Zeit eine sehr authentische
Art und Weise, wie man dem Gott des Evangeliums
nachfolgen kann. Die tiefe Originalität des heiligen
Franziskus, zum Evangelium in reiner und einfacher
Weise zurückkehren zu wollen, entspricht seiner
ebenso tiefen Sensibilität für die Bestrebungen,
Ambitionen und unaufhaltsamen Veränderungen
seiner Zeit.
Die Treue zum Evangelium und die Sensibilität, die
Fermente der Zeit zu erfassen, führen zu einer neuen
Auffassung über den Menschen und die Geschöpfe. So
tritt Franziskus endgültig in das Herz der Geschichte
ein, dem Beginn einer neuen Gesellschaft, deren
Gültigkeit umso mehr heute spürbar ist.
Die Erfahrung des armen und demütigen Gottes,
die der heilige Franziskus gemacht hat, bewirkte,
dass er eine brüderliche und menschliche Beziehung
zu allen Geschöpfen gepflegt hat. Diese Erfahrung
kommt auch heute noch den großen menschlichen
Appellen entgegen, vor allem denen der Armen
und Kleinen. Sie enthält die wahren Bedürfnisse des
Menschen und das Geheimnis der Zukunft der Welt.
Die Aktualität des heiligen Franz von Assisi, vor
allem die Themen Frieden, Gerechtigkeit, Ökologie,
Respekt für den Menschen und seine Rechte, eine
universelle Brüderlichkeit, zeigt wirklich auf, dass das
Mittelalter der fruchtbare Boden ist, in dem vor allem
wir Franziskaner heute unsere tiefen Wurzeln haben
müssen, um unser Erbe besser verstehen zu können.
Dieses Erbe ist unsere Aufgabe in unserer Welt: das
Haus des Herrn wieder herzustellen (vgl. LM II,
1) sowie mit Sensibilität und der Evangeliums
gemäßen Einfachheit des heiligen Franziskus
die heutige Welt aufzubauen.
Es besteht daher ein zweifacher Grund,
das Mittelalter zu studieren, vor allem für uns
Franziskaner: einmal um unsere Identität besser
zu verstehen, sodann um in der Lage zu sein,
auf das Evangelium zu antworten, nach den
Bedürfnissen unserer Zeit.
F R A T E R N I T A S
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Wir Minderbrüder, wie viele andere auf der ganzen
Welt, lesen in Zeitungen und Zeitschriften und sehen
in den Fernsehnachrichten vieles über China. Alle
diese Informationen wecken in uns eine lebendige
brüderliche Sorge für jenes Volk, für das wir eine echte
Freundschaft empfinden. Die Nachrichten betreffen
China, ein Land, das uns Brüder seit den frühesten
Jahren unserer Geschichte fasziniert hat. Was wir
über die Medien vernehmen, berührt das Leben
unserer Brüder, für die China ihre Heimat ist und ein
Volk, mit dem wir unseren Glauben teilen. Was wie
eine Gewohnheit beginnt, um beständig über die
Ereignisse in der Welt informiert zu sein, wandelt sich
zum Gebet für das chinesische Volk und dem Wunsch,
die Hand in Freundschaft zu reichen, sowie dieses Volk
im Glauben zu umarmen.
Unser Orden war die erste Ordensgemeinschaft,
die China betreten hat, als Johannes von Monte
Corvino im Jahr 1294 in Peking angekommen war. Wir
haben an der Evangelisierung des großen Volkes und
seiner Kultur teilgenommen, die sich in vier Stufen im
Laufe der Kirchengeschichte Chinas ereignet hat: im
Mittelalter, in der Zeit der christlichen Expansion vom
16. bis zum 18. Jahrhundert, in der Zeit der ungleichen
Verträge vom 19. Jahrhundert bis 1945, und im Jahr
1949, als die Sozialistische Republik Chinas entstand.
Das fortwährende Engagement der Franziskaner
ist von erheblicher Bedeutung für die Kirche. Die
Historiker haben Daten gesammelt und ordnen
weiterhin ihre Ergebnisse, damit die Theologen und
Gläubigen darüber nachdenken können, wie der Geist
des Herrn unter den Völkern wirkt.
Heute engagiert sich die franziskanische
Gemeinschaft weiterhin am chinesischen Volk. Eine
Gruppe von 47 Brüdern, verstreut über den ganzen
Kontinent, versucht das franziskanische Leben in
einer typisch chinesischen und wirklich katholischen
Weise zu leben. Alle müssen sich der Realität ihres
Landes stellen, insofern es ihre Berufung und ihren
Dienst betrifft. Einige haben jeden Kontakt mit
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24. August 1989
(aus dem Brief an den Orden
über China)
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Der Ordensrat stellt eine Gelegenheit dar, unsere
Einheit und das gemeinsame Erbe der Minderbrüder
zu feiern und zu stärken. Wir werden dies dann gut
erfüllen, wenn wir zulassen, vom Heiligen Geist
inspiriert zu sein, evangelisiert durch das Wort Gottes,
und indem wir mit jenem brüderlichen Vertrauen
miteinander sprechen, wie der hl. Franziskus sagt, das
geistliche Brüder prägen soll. Wir wollen aufeinander
mit Respekt hören, wobei wir wissen, dass wir dadurch
mehr bereichert werden, wenn wir auseinandergehen.
Zunächst möchte ich euch einige Beobachtungen
darlegen, von denen einige aus den Diskussionen
erwachsen sind, die wir im Definitorium gehabt haben;
andere sind persönliche Überlegungen und handeln
von meinen Treffen mit den Brüdern in den letzten
Jahren.
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1. Mai 1988
(aus der Ansprache zur
Eröffnung des Ordensrates
in Bangalore)
9
Texte von Fr. John Vaughn
W W W . O F M . O R G
der Patriotischen Vereinigung, ein Element der
dortigen religiösen Wirklichkeit, gemieden; andere
haben Führungspositionen in dieser Vereinigung
angenommen; andere wiederum engagieren sich
darin, soweit es als notwendig erachtet wird und
klug erscheint. Einige unserer Brüder haben die
Priesterweihe bzw. Bischofsweihe innerhalb bzw.
außerhalb des Geltungsbereichs dieser Vereinigung
empfangen. In China gibt es die Sehnsucht, den
hl. Franziskus und das franziskanische Leben
kennenzulernen.
4. Oktober 1989
(aus dem Brief an den Orden)
F R A T E R N I T A S
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S P E C I A L
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Im franziskanischen Charisma, wie bei einem„Baum,
der an Wasserbächen gepflanzt ist“ (Ps 1), zeigte sich
von Anfang an die wunderbare Fruchtbarkeit des
Samens und die fermentierende Kraft des Sauerteigs
des Evangeliums, die der Gnade inhärent sind, die dem
heiligen Franz von Assisi verliehen wurde: Er wurde von
Christus berufen, seine Kirche wieder aufzurichten. Aus
dieser Berufung ging das „neue, kleine und arme“ Volk
hervor, das Jesus vom Vater „in dieser letzten Stunde“
erbeten hat, und das sich von denen unterscheidet,
die ihm in seiner Demut und Armut vorausgingen (vgl.
FF 1617).
Dieser Baum, der als „der erwählte Weinberg“ seine
Zweige über die ganze Erde erstreckt (vgl. FF 494),
offenbarte, bald nach seinem Erscheinen, die Neuheit
des Evangeliums (vgl. FF 1212) und eine Fülle an
10
Zweigen, Blättern, Blüten und Früchten. Der Autor der
Fioretti (vgl. FF 1889) ist erstaunt über diesen üppigen
Baum, er betrachtet seine Ausbreitung, Schönheit,
seinen Duft und seine Kraft und sagt, er verzichte
darauf, dessen innovative und kreative Fähigkeit für
die Zukunft zu erklären.
Vor sechzig Jahren, am 26. Dezember 1929, ist ein
neuer Spross an diesem Baum entsprungen:„Die Kleine
Franziskanische Familie“. Im Namen selbst, der von der
Kirche approbiert wurde, zeigt diese neue Knospe den
ganzen Geschmack der Ursprünge und die Attraktivität
jener Tugenden, die wie klares Wasser aus den Wurzeln
hervorströmen: die Armut, Demut, die gesuchte und
gewünschte Kleinheit um der Liebe Christi willen, der
sich für uns seiner Allmacht entäußert hat sowie sich
klein und zum Diener gemacht hat.
14. Oktober 1990
(aus dem Bericht am
Internationalen Kongress
der Ausbilder der
Zeitlichprofessen)
Das Ziel der franziskanischen Ausbildung während
der Zeit der zeitlichen Profess ist durch Art. 157 unserer
Generalkonstitutionen geregelt: „In den Jahren der
zeitlichen Profess wird die Ausbildung der Brüder
vervollkommnet, damit sie das dem Orden eigene
Leben erfüllter führen und seiner Sendung trefflicher
nachkommen können; zugleich bereiten sie sich auf
die Ablegung der ewigen Profess vor.“
Ich halte es für grundlegend wichtig, in klarer
und deutlicher Weise das „Wesen“ der Ausbildung
während der Zeit der zeitlichen Profess zu erkennen
und zu verstehen, wie es in unseren Konstitutionen
festgelegt ist.
Art. 157 der Konstitutionen behauptet, dass diese
Zeit eine Zeit ist, in der die „formatio perficitur“, d.h.
„die Ausbildung vervollkommnet wird“. Wir wissen
aber, dass man nur das verbessern kann, was bereits
begonnen wurde, und dass dies erreicht wird, wenn der
Weg bereits eingeschlagen wurde. Mit anderen Worten,
was vervollkommnet werden oder abgeschlossen
werden muss, hat bereits mit dem Postulat und Noviziat
begonnen. Deshalb müssen wir uns darauf besinnen,
was wirklich die franziskanische Ausbildung in dieser
Phase der zeitlichen Profess bedeutet.
V I S I T
2. Juli 1991
(Der Orden und die
Evangelisierung heute.
Dokument des Generalkapitels
in San Diego, USA)
W W W . O F M . O R G
Nachdem ich als Generalminister das Ende dieses
sechsjährigen Dienstes erreicht habe, möchte ich
einen Bericht hinsichtlich der wichtigsten Aktivitäten
der Generalleitung während derselben Zeit sowie auch
E D I T I O N :
23. April 1991(aus dem Bericht
am Generalkapitel 1991)
S P E C I A L
In Übereinstimmung mit den Richtlinien der
Generalkonstitutionen des Ordens der Minderbrüder
und der Instruktion „Richtlinien für die Ausbildung
in Ordensinstituten“, mit Zustimmung des
Generaldefinitoriums vom 26. Februar 1991 und
im Einklang mit den Generalstatuten (Art. 62 § 3)
approbiere und veröffentliche ich kraft der mir von
Amts wegen zustehenden Vollmacht mit vorliegendem
Dekret die RATIO FORMATIONIS FRANCISCANAE als für
den gesamten Orden verbindlich.
Außerdem bestimme ich, dass alle unsere Provinzen
und betroffenen Entitäten, gemäß Art. 65 §§1-2 der
Generalstatuten, eine eigene „Ratio Formationis“
erstellen, auf der Grundlage dieser neuen „Ratio
Formationis Franciscanae“, indem die Einheit und
Kontinuität zwischen der Anfangsausbildung und der
Ständigen Weiterbildung gewahrt werden soll, mit
den gebührenden Anpassungen an die verschiedenen
Verhältnisse und Erfordernisse.
meine eignen Beobachtungen über den heutigen
Zustand des Ordens darlegen. Ich teile meinen Bericht
in drei Teile: Der erste Teil ist ein Rechenschaftsbericht
darüber, wie das Generaldefinitorium jene Ziele
angegangen ist, die es sich für dieses Sexennium
gesetzt hat, um die Beschlüsse des letzten
Generalkapitels umzusetzen. Der zweite Teil geht auf
einige andere Projekte ein, die während des gleichen
Zeitraums eingeleitet wurden. Der dritte Teil legt
einige persönliche Überlegungen über die heutige
Situation des Ordens dar, die aus meinen Besuchen
der Brüder auf der ganzen Welt, vor allem in den
Missionsgebieten, sowie durch meine Kontakte zu
anderen Ordensoberen in Rom erwachsen sind.
-
11. März 1991
(aus der Ratio Formationis
Franciscanae)
F R A T E R N I T A S
Diese Ausbildung ist keine allgemeine und
undifferenzierte Ausbildung, im Sinne einer bloß
kulturell-humanistischen Bildung, sondern in
einer spezifischen und erstrangigen Weise hat sie
den Sinn, für die Nachfolge Christi auszubilden
gemäß jenem Lebensstil, den der hl. Franziskus
von Assisi gelebt und vorgeschlagen hat.
Mehr als einer wird sich fragen, warum soll man
so auf die franziskanische Ausbildung bestehen,
die ja so selbstverständlich ist. Zu Recht, denn
das, was offensichtlich erscheint, wird viele Male
vergessen oder nicht ausreichend berücksichtigt,
was sodann zu einem oberflächlichen und
falschen Verständnis der franziskanischen Bildung
führt.
1. Wir Minderbrüder, die sich zum Generalkapitel
in San Diego (Kalifornien, USA) versammelt
haben anlässlich des 500jährigen Jubiläums der
Evangelisierung des amerikanischen Kontinents,
sind davon überzeugt, dass das Evangelium und die
Treue zum Charisma des heiligen Franziskus uns dazu
ermutigen, als Verkünder des Evangeliums mit neuer
Begeisterung prophetisch zu handeln und zu sprechen,
gemäß unserer Beschaffenheit als Ordensleute in der
Kirche.
11
W W W . O F M . O R G
Texte von Fr. John Vaughn
F R A T E R N I T A S
-
S P E C I A L
E D I T I O N :
V I S I T
2. Kraft unserer eigenen Berufung sind wir eine
evangelisierende Bruderschaft, die in die ganze
Welt gesandt ist, wie der Sohn vom Vater in die
Welt gesandt wurde (vgl. Joh 17,18), um einem
Verkündigungsauftrag nachzukommen, im Auftrag
und Namen der Kirche (vgl. die Botschaft von Papst
Johannes Paul II. an das Generalkapitel 1991, Nr. 5), als
Mindere und unter der Führung des Heiligen Geistes,
damit das Reich Gottes gegenwärtig werde (vgl. Mk
1,15; GGKK 83-84), und damit wir bei seinem Aufbau
zusammenarbeiten.
3. Wir sind überzeugt, dass unsere evangelisierende
Berufung wesentlich prophetisch ist, wir verspüren
die Dringlichkeit, Jesus Christus auf der ganzen Welt
und in allen Kulturen zu verkünden sowie alles zu
brandmarken, das sich dem Plan Gottes widersetzt.
Unsere prophetische Berufung verlangt, dass die
gute Nachricht in alle Bereiche der Menschheit
gebracht wird, und dass die Menschheit sich durch
deren erneuernde Kraft zu einer neuen Schöpfung
verwandelt (vgl. 2 Kor 5,17).
4. Unsere evangelisierende Berufung wird in
besonderer Weise zum Ausdruck gebracht, wenn
die Brüder „auf göttliche Eingebung hin unter die
Sarazenen oder andere Ungläubige gehen wollen“ (BR
12,1), um „das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus
zu Völkern und Schichten zu bringen, in denen die
frohe Botschaft noch niemals gehört worden ist, und
solchen, die das Evangelium angenommen haben,
bei der Gründung einer Ortskirche zu helfen.“ (GGKK
117,2)
5. Wir sind uns bewusst, dass der franziskanische
Stil der Evangelisierung das Zeugnis der Bruderschaft
erfordert, die Erfahrung Gottes in der Beschauung, die
intellektuelle Vorbereitung und die Unterscheidung
der „Zeichen der Zeit“.
12
Das Zeugnis der Bruderschaft: unsere originelle
Art und Weise, das Evangelium zu verkünden
6. Wir erkennen an, dass der erste und wichtigste
Weg der Evangelisierung die „wortlose Verkündigung
des Gottesreiches“ (GGKK 89,1) ist, die von allen Brüdern
gemeinsam geleistet wird, als „Pilger und Fremdlinge
in dieser Welt“ (BR 6,2). Zu solch einem Zeugnis für das
Evangelium ist die ganze Bruderschaft verpflichtet,
ohne eine Unterscheidung zwischen Klerikern und
Laien. Dieses Zeugnis stellt die Herausforderungen in
ihre Mitte, nicht die Methoden, weder die Institutionen,
noch die pastoralen Strukturen, sondern die
evangelische Qualität unseres Lebens. „Wir sind durch
die gleiche Regel, dieselbe Professformel, den gleichen
Namen und dasselbe Kleid vereint“ (Ansprache
von Kardinal J. Hamer am Generalkapitel, Nr. 6), wir
Minderbrüder teilen dieselbe Verantwortung, das
Evangelium zu verkünden, nicht nur durch das Wort,
sondern auch mit dem gutem Beispiel, gemeinsam
mit der ganzen franziskanischen Familie, d.h. mit den
Schwestern des Zweiten Ordens, mit den Schwestern
und Brüdern des Regulierten Dritten Ordens sowie
mit der Franziskanischen Gemeinschaft und den
franziskanischen Säkularinstituten (GGKK 55-63).
7. Unsere Erfahrung, die wir hier machen, mit
Brüdern aus der ganzen Welt, hat uns erlaubt, tiefer
die Universalität des Evangeliums zu verwirklichen.
Die Überzeugung, eine Bruderschaft in Mission zu
sein, drängt uns dazu, eine wechselseitige Beziehung
zu allen Schwestern und Brüdern zu pflegen, und
auch mit der ganzen Schöpfung. Schließlich ist diese
universale Berufung ein integraler Bestandteil unseres
franziskanischen Weges, das Evangelium in unserer
Zeit zu verkünden.
Er setzte sich für die
Heiligsprechung von Junipero Serra ein
-
Da er gefragt wurde, ob er sich noch daran erinnern
könnte, als er das erste Mal die Geschichte von Junipero
Serra gehört habe, schmunzelte Fr. Vaughn. „Wie jeder
andere in Kalifornien“, sagte er, „lernst du in der Schule
etwas über Junipero Serra und die Missionen. Dies
geschieht auch heute noch.“
Aber die Geschichte, wie Junipero Serra die ersten
21 Missionsstationen in Kalifornien erbaut hat, ließ
ihn nicht mehr los. Er war ein Ministrant und wollte
an Picknicks an der Mission San Juan Capistrano
teilnehmen, der einzigen noch bestehenden Kapelle,
wo Junipero Serra die hl. Messe gefeiert hat.
„Wir fuhren beinahe jeden Tag auf jenen Straßen,
die über dem alten El Camino Real gebaut wurden“,
sagte Vaughn und zeigte den Weg, dem Junipero
Serra gefolgt war, um die Missionen untereinander zu
verbinden.
Nach der St. Josephs-Volksschule und Willard
Junior-High School fand sich Vaughn zum einfachen
Leben des hl. Franz von Assisi hingezogen. Er setzte
darauf jene Schritte, die zu seinem Eintritt in den
Franziskanerorden im Jahr 1955 geführt haben.
Vaughn hat in Kalifornien und Mexiko gelebt, gelehrt
und gebetet und später 14 Jahre in Rom gearbeitet.
Von 1979 bis 1991 war Vaughn Generalminister des
Franziskanerordens, also der höchste Obere. Für sein
Ordensleben schloss sich im Jahr 1998 ein Kreis, als er
die Aufgabe der Postulation in der Causa von Junipero
Serra übernahm, dieser so wichtigen Gestalt für seine
Kindheit.
Vollständiger Artikel: http://www.ocregister.com/
articles/serra-307755-vaughn-miracle.html
S P E C I A L
E D I T I O N :
V I S I T
W W W . O F M . O R G
Ein in Santa Ana Geborener wartet geduldig in der
Mission Santa Barbara auf die Nachricht eines Wunders,
das von einem spanischen Missionar gewirkt wurde,
der vor mehr als 200 Jahren starb: Ein Wunder, das den
Vatikan zu überzeugen vermag, einen neuen Heiligen
zu proklamieren.
John Vaughn, 82 Jahre alt, widmete die vergangenen
13 Jahre der Causa des Franziskaners Junipero Serra,
einem Missionar aus dem 18. Jahrhundert. Dessen
Heiligsprechung würde den „Apostel Kaliforniens“ auf
der ganzen Welt bekannt machen.
„Er wäre ganz sicher ein Heiliger für die ganze Welt,
nicht nur für Kalifornien“, sagte Vaughn.
Vaughn ist Vize-Postulator, eine Art Manager
für die Heiligsprechungscausa von Junipero Serra.
Interessant ist, dass nach Junipero Serra mehr Straßen,
Schulen, Berge und Parkanlagen benannt sind als
nach irgendeinem anderen Menschen aus Kalifornien.
Seine Statue im U.S.-Kapitol repräsentiert Kalifornien.
In gewisser Weise schien alles im Leben von
John Vaughn auf jene Aufgabe hinzustreben, die
Heiligsprechung von Junipero Serra zu fördern.
John Vaughn wuchs in der Washington Street in
Santa Ana auf und erinnert sich an die Arbeit in einem
lokalen Markt, wo er Tortillas herstellte, um sie dann
während des Zweiten Weltkriegs zu den Truppen zu
versenden.
„Ich half auch bei der Herstellung der Tamales
und auf diesem Weg habe ich viel Spanisch gelernt“,
erzählte er.
Die Wahl einer klösterlichen Lebensform
F R A T E R N I T A S
©H. Lorren Au Jr., The Orange County Register
(Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift The Orange
Count Register durch Gary A. Warner am 11. Juli 2011).
13
Begräbnisansprache
V I S I T
Von William Short OFM
(Kurzfassung. Der vollständige Text erscheint in der
nächsten Ausgabe von Acta Ordinis)
F R A T E R N I T A S
-
S P E C I A L
E D I T I O N :
Der Herr schenke euch Frieden!
Mit diesen Worten soll, so haben wir es stets gehört,
der hl. Franz von Assisi seine Predigten eingeleitet
haben. Wünschen wir uns heute gegenseitig, dass wir
an diesem Ort den Frieden des Herrn erfahren. Beten
wir auch, dass unser Mitbruder, Onkel, Freund, Mentor
und Novizenmeister Pater John Vaughn denselben
Frieden erfahren möge: Möge er in der friedvollen
Liebe des Herrn ruhen!
Als ich von unserem Provinzialminister Fr.
David benachrichtigt wurde, dass Fr. John, mein
Novizenmeister und Freund, zu Gott heimgegangen
war, war ich weder schockiert noch beängstigt,
noch empfand ich eine große Traurigkeit. Vielmehr
verspürte ich ein ruhiges, sanftes Loslassen, womit
auch ein gewisser Stachel keltischer Melancholie
einherging, die Fr. John sehr gut kannte. Wir hatten im
vergangenen August ausführlich über das Verlassen
und Loslassen gesprochen. Und ich wusste, dass Fr.
John diese Wirklichkeit geradlinig, heiter und furchtlos
angehen würde. Ich glaube, wir beide wussten damals,
dass wir uns nun das letzte Mal „Auf Wiedersehen“
sagten. [...]
Unser Mitbruder John war ein großartiger
Mensch, ein wunderbarer Freund, ein inspirierender
Franziskaner, eine Gestalt von großer Würde und
berührender Demut. Seine Leistungen waren viele,
und er ging sehr bescheiden damit um. Mit seinem
ganzen Leben brachte er zum Ausdruck, was es
bedeutet, die Füße anderer zu waschen. [...]
Am Vorabend des Pfingstfestes wählten die
Teilnehmer des Generalkapitels Fr. John zum
14
© Jim Balsitis,
© Jim
Old
Balsitis,
Mission
OldSanta
Mission
Barbara
Santa Barbara
W W W . O F M . O R G
BEgrÄbnis
Generalminister des Ordens, zur großen Überraschung
vieler, auch von ihm selbst! Ich versah den Dienst als
Übersetzer und er fragte mich am selben Abend, ob
ich sein persönlicher Sekretär werden möchte. Ich
sagte ihm: „Ich weiß nicht, was zu einem Sekretär
des Generalministers gehört!“ Und er erwiderte:
„Und ich weiß auch nicht, was einen Generalminister
ausmacht.“ Natürlich musste ich zustimmen, und bald
unterstützten uns auch andere Brüder, die Fr. John in
seinem Dienst halfen: Raymond Bucher, Bob Brady
und später Tomás Zavaleta sowie seine persönlichen
Mitarbeiter Cristoforo Tomatis und Peter Williams.
Fr. John bewegte als 116. Nachfolger des hl.
Franziskus in der Ordensleitung den Orden in ganz
neue Richtungen. Er besuchte, manchmal sogar
auf heimliche Weise, die Brüder, die noch unter den
totalitären Regierungen in Osteuropa zu leiden hatten.
Er vernahm auch die dringenden Forderungen nach
einer erweiterten franziskanischen Präsenz in Afrika
und Asien.[...]
Es gibt ein berühmtes Gleichnis, das vom hl.
Franziskus unter dem Titel „Vollkommene Freude“
erzählt wird: In einer dunklen und stürmischen
Winternacht macht Franziskus seinem Gefährten
Br. Leo deutlich, dass sie weit weg von der Tür ihres
Hauses, der Portiunkula in der Ebene unterhalb von
Assisi, seien. Beinahe dasselbe passierte diesem
kalifornischen Nachfolger des hl. Franziskus.
Fr. Chris Tomatis und Fr. John reisten gemeinsam
von Norditalien nach Rom und während dieser
Winternacht kamen sie in die Nähe von Bologna, als
ein unerwarteter Schneesturm die Hauptstraße, auf
der sie unterwegs waren, unpassierbar machte. Sie
fuhren in die Stadt und Fr. Chris schaffte es gerade
noch, das Haus der Brüder in dieser dunklen und
verschneiten Nacht ausfindig zu machen. Beide trugen
S P E C I A L
E D I T I O N :
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W W W . O F M . O R G
© Jim Balsitis, Old Mission Santa Barbara
© Jim Balsitis, Old Mission Santa Barbara
wurde aufgesetzt, um die Nudeln zu kochen, eine
Flasche guten Weins aus dem Keller geholt, sehr zur
Freude von Fr. Cristoforo, der dachte, so hätte sich ja
gleich gehört. Fr. Johns Kommentar darauf: „Cristoforo,
bedenke nur, dass die Brüder uns erlaubten, ins Kloster
hereinzukommen, sowie uns Essen reichten und einen
Platz zum Schlafen anboten, noch bevor sie wussten,
wer wir waren.“ [...]
Als ich mich fragte, wie man einen angemessenen
Abschluss zu diesen Ausführungen finden könnte,
erhielt ich heute Morgen eine E-Mail von Fr. Romain
Mailleux aus Brüssel, dem ehemaligen Generalvikar
und Freund von Fr. John. Er übermittelte seine
Beileidsbekundung zusammen mit einer Abschrift
jener beredten Abschiedsworte, die er am
Generalkapitel 1991 gehalten hatte, als Fr. John aus
seinem Amt schied. Mögen die Worte von Fr. Romain
auch heute als passende Abschiedsworte dienen:
„Lieber Bruder Minister, du bist für uns der
vollständige Minderbrüder, nach dem Bild des heiligen
Franziskus. Und du ermutigst uns, das zu werden, weil
du stets an jeden einzelnen von uns geglaubt hast. So
sammelst du in dir die Tugenden aller Ordensbrüder,
und dein Gesicht strahlt mit der Schönheit, die du
bei anderen entdeckst und hervorrufst. Der heilige
Franziskus muss stolz auf dich sein, wie wir es alle sind.
Vielen Dank dafür, dass du bei uns bist und für uns da
bist, sowohl gestern und heute, als auch heute und
morgen. Möge der Herr dich segnen und behüten,
danke, Bruder John!“
F R A T E R N I T A S
weltliche Kleidung, kämpften sich durch den Sturm
bis zur Klostertür und klingelten. Nach einer langen
Wartezeit erstrahlte endlich über der Tür ein kleines
Licht, und ein Bruder öffnete die Tür. Fr. Cristoforo
wollte mitteilen, dass er den Generalminister hierher
gebracht hatte. Aber Fr. John bestand darauf, dass
er nur sagen sollte, sie seien Brüder aus Rom und
könnten aufgrund des Sturms nicht mehr heimfahren.
Der Bruder fragte: „Was machst du in Rom?“ Fr. John
antwortete, vielleicht mit einem gewissen Funkeln in
seinen Augen: „Oh, wir machen Büroarbeit in der Kurie.“
Noch mit misstrauischem Blick ließ der Bruder sie
herein und sagte: „Ich nehme an, dass ihr etwas essen
möchtet.“ Als sie mit Ja antworteten, führte er sie in die
Küche und begann Brot und Käse aufzutragen, sagte
dann aber, dass er den Guardian informieren müsse.
Kurze Zeit später, spät in der Nacht, kam der Guardian
in das Refektorium, als die beiden Gäste gerade dabei
waren, ihre sparsame Mahlzeit einzunehmen. Dann
kam ein Bruder nach dem anderen herbei, aufgeweckt
vom Knarren der Türen, die geöffnet und geschlossen
wurden. Als der Guardian die beiden Gäste fragte, was
für eine Arbeit sie machten, bemerkte einer der Brüder,
dass der Mann, der am Tisch saß, dem Foto glich, das
im Refektorium hing. Mit einem schnellen Nicken zum
Guardian und einem Fingerzeig zum Bild an der Wand
war das Rätsel gelöst: Die beiden Gäste waren der
Generalminister und sein Sekretär. Mit dem Küssen der
Hände und dem Gruß „Reverendissimo“ verwandelte
sich sogleich auch das schmale Abendbrot: Wasser
W W W . O F M . O R G
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E D I T I O N :
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Grazie
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Herzlichen
Dank
Presorted
Standard
U.S. Postage Paid
Permit No. 123
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© Dick Tandy, OFM
Fr. John Vaughn, OFM