Semesterkurse Master HS 2016 Verwaltungsverfahren RECHTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT / Universität Freiburg Prof. Dr. Bernhard Waldmann Avenue Beauregard 1 1700 Freiburg i.Ue. Homepage: www.unifr.ch/ius/waldmann Assistenz Silvan Zemp, MLaw, E-mail: [email protected] A. Kursbeschrieb In diesem Kurs wird das erstinstanzliche Verwaltungsverfahren, also das Verfahren vertieft, das in den Erlass einer Verfügung mündet. Nach einer Darstellung von Begriffen und Grundlagen werden die Verfahrensgrundrechte in Erinnerung gerufen und die das Verfahren prägenden Maximen analysiert. Anschliessend werden die einzelnen Phasen des Verwaltungsverfahrens aus theoretischer und praktischer Sicht untersucht und beübt. Besonders gewichtet werden die Parteistellung und die Parteirechte, die Sachverhaltsermittlung sowie Fragestellungen im Zusammenhang mit der Eröffnung von Verfügungen. Anhand von Fällen und durchgespielten Musterverfahren sollen die Studierenden auf das Anwaltspraktikum bzw. die Tätigkeit in der Verwaltung vorbereitet werden. Zu den behandelten Themen gehören insbesondere - Verfahrensgrundrechte und Verfahrensmaximen - Einleitung eines Verwaltungsverfahrens - Zuständigkeit und Zusammensetzung der Behörde - Verfahrenssprache - Vorsorgliche Massnahmen - Parteien und Parteirechte - Feststellung des Sachverhalts - Amts- und Rechtshilfe im Verwaltungsverfahren - Gütliche Einigung und Mediation - Eröffnung von Verfügungen B. Lernziele Die Studierenden sind am Ende des Kurses in der Lage, mit den einschlägigen gesetzlichen Grundlagen verfahrens- und prozessrechtliche Fragestellungen zu beantworten und Rechtsmittelwege zu bestimmen. Zu diesem Zweck müssen die Studierenden RECHTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT / Universität Freiburg Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht (Prof. Waldmann) - Seite 2 von 7 die Verfahrensmaximen und ihre Konkretisierung in den Verfahrens- und Prozessordnungen kennen, sich in den einschlägigen Erlassen (insbesondere VwVG und wichtige Spezialerlasse) zurechtfinden, die im Kurs besprochene Gerichts- und Verwaltungspraxis kennen und anwenden können. C. Unterlagen 1. Literatur Zu empfehlen ist ein allgemeines Lehrbuch zum öffentlichen Verfahrensrecht (das auch für den Kurs „Verwaltungsprozessrecht“ von Prof. Hänni verwendet werden kann): - KIENER REGINA/RÜTSCHE BERNHARD/KUHN MATHIAS, Öffentliches Verfahrensrecht 2.A., Zürich/St. Gallen 2015 - RHINOW RENÉ/KOLLER HEINRICH/KISS CHRISTINA/THURNHERR DANIELA/BRÜHL-MOSER DENISE, Öffentliches Prozessrecht, Grundlagen und Bundesrechtspflege, 3. A., Basel 2014 Daneben gibt es kein Lehrbuch, das nur das erstinstanzliche Verwaltungsverfahren behandelt. Einschlägig ist aber folgender Sammelband: - HÄNER ISABELLE/W ALDMANN BERNHARD (Hrsg.), Das erstinstanzliche Verwaltungsverfahren, Zürich 2008 Schliesslich sei auf weiterführende Literatur hingewiesen: - AUER CHRISTOPH/MÜLLER MARKUS /SCHINDLER BENJAMIN (Hrsg.), Kommentar Bundesgesetz über das Verwaltungsverfahren (VwVG), Zürich/St. Gallen 2008 zum - BOVAY BENOÎT , Procédure administrative, 2.A., Bern 2015 - GRIFFEL ALAIN, Kommentar zum Verwaltungsrechtspflegegesetz des Kantons Zürich, 3.A., Zürich 2014 - GYGI FRITZ, Bundesverwaltungsrechtspflege, 2.A., Bern 1983 - HÄNER ISABELLE /W ALDMANN BERNHARD (Hrsg.), Brennpunkte im Verwaltungsprozess, Zürich 2013 - KÖLZ ALFRED/HÄNER ISABELLE /BERTSCHI MARTIN, Verwaltungsverfahren und Verwaltungsrechtspflege des Bundes, 3.A., Zürich 2013 - MERKLI THOMAS /AESCHLIMANN ARTHUR/HERZOG RUTH, Kommentar zum Gesetz vom 23. Mai 1989 über die Verwaltungsrechtspflege des Kantons Bern, Bern 1997 SALADIN PETER, Das Verwaltungsverfahrensrecht des Bundes, Basel/Stuttgart 1979 - W ALDMANN BERNHARD/W EISSENBERGER PHILIPPE (Hrsg.), VwVG – Praxiskommentar Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVG), 2.A., Zürich/Basel/Genf 2016 - W IEDERKEHR RENÉ , Öffentliches Verfahrensrecht, Case-Book, Bern 2016. 2. Powerpoint-Folien Die Power-Point-Folien zur Veranstaltung sind jeweils auf der Plattform http://moodle.unifr.ch/ aufgeschaltet. Das Passwort kann bei der Assistenz bezogen werden. RECHTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT / Universität Freiburg Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht (Prof. Waldmann) 3. Seite 3 von 7 Bundeserlasse Die in den Lehrveranstaltungen verwendeten Erlasse finden sich allesamt in der Sammlung «TextO Öff. Recht I» (3. Auflage), herausgegeben von Hänni Peter/Belser Eva Maria/Waldmann Bernhard und «TextO Öff. Recht II», herausgegeben von Jaag Tobias/Hänni Julia (3. Auflage) im Verlag HelbingLichtenhahn und erhältlich im Buchhandel. In den Lehrveranstaltungen wird hauptsächlich mit folgenden Erlassen gearbeitet: - Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 18. April 1999 (BV; SR 101) - Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom 28. November 1974 (EMRK; SR 0.101) - Bundesgesetz über das Verwaltungsverfahren (Verwaltungsverfahrensgesetz, VwVG) vom 20. Dezember 1968 (SR 172.021) - Bundesgesetz über das Bundesverwaltungsgericht vom 17. Juni 2005 (Verwaltungsgerichtsgesetz, VGG; SR 173.32) - Bundesgesetz über das Bundesgericht vom 17. Juni 2005 (Bundesgerichtsgesetz, BGG; SR 173.110 ) - Bundesgesetz über den Bundeszivilprozess vom 4. Dezember 1947 (BZP; SR 273) - Bundesgesetz über den Allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts vom 6. Oktober 2000 (ATSG; SR 830.1). 4. Kantonale Verwaltungsrechtspflegesetze Im Verwaltungsverfahrensrecht spielen kantonale Verfahrensordnungen eine zentrale Rolle. Für das bessere Verständnis der Materie empfiehlt es sich deshalb, auch ein kantonales Gesetz – z.B. dasjenige des Herkunftskantons – beizuziehen. Nachfolgend finden Sie eine Auflistung der kantonalen Verwaltungsrechtspflegegesetze. AG Gesetz über die Verwaltungsrechtpflege (Verwaltungsrechtspflegegesetz, VRPG) vom 4. Dezember 2007 AI Verwaltungsverfahrensgesetz (VerwVG) vom 30. April 2000 AR Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege (VRPG) vom 9. September 2002 BE Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege (VRPG) vom 23. Mai 1989 BL Verwaltungsverfahrensgesetz Basel-Landschaft (VwVG BL) vom 13. Juni 1988 BS Gesetz über die Verfassungs- und Verwaltungsrechtspflege (VRPG) vom 14. Juni 1928 FR Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege (VRG) vom 23. Mai 1991 GE Loi sur la procédure administrative (LPA) vom 12. September 1985 GL Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege (Verwaltungsrechtspflegegesetz) vom 4. Mai 1986 GR Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege (VRG) vom 31. August 2006 JU Loi de procédure et de juridiction administrative et constitutionnelle (Code de procédure administrative) vom 30. November 1978 RECHTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT / Universität Freiburg Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht (Prof. Waldmann) D. Seite 4 von 7 LU Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege vom 3. Juli 1972 NE Loi sur la procédure et la juridiction administratives (LPJA) vom 27. Juni 1979 NW Verordnung über das Verwaltungsverfahren und die Verwaltungsrechtspflege (Verwaltungsrechtspflegeverordnung) vom 8. Februar 1985 OW Verordnung über das Verwaltungs- und Verwaltungsbeschwerdeverfahren vom 29. Januar 1998 SG Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege vom 16. Mai 1965 (zit. VRPG SG) SH Gesetz über den Rechtsschutz in pflegegesetz) vom 20. September 1971 Verwaltungssachen (Verwaltungsrechts - SO Gesetz über den Rechtsschutz in pflegegesetz) vom 15. November 1970 Verwaltungssachen (Verwaltungsrechts - SZ Verwaltungsrechtspflegegesetz (VRP) vom 6. Juni 1974 TG Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege vom 23. Februar 1981 TI Legge sulla procedura amministrativa (LPAmm) vom 24. September 2013 UR Verordnung über die Verwaltungsrechtspflege (VRPV) vom 23. März 1994 VD Loi sur la procédure administrative (LPA-VD) vom 28. Oktober 2008 VS Gesetz über das Verwaltungsverfahren und die Verwaltungsrechtspflege vom 6. Oktober 1976 ZG Gesetz über den Rechtsschutz pflegegesetz) vom 1. April 1976 ZH Verwaltungsrechtspflegegesetz (VRG) vom 24. Mai 1959 in Verwaltungssachen (Verwaltungsrechts- Disposition des Kurses Teil I Grundlagen § 1 Einführung § 2 Verfügungen und andere Formen des Verwaltungshandelns I. II. III. IV. V. VI. Übersicht Verfügungen Öffentlichrechtliche Verträge Privatrechtliche Verträge Realakte „Innengerichtetes“ Verwaltungshandeln § 3 Verfahrensgrundrechte und Verfahrensmaximen I. II. Verfahrensgrundrechte Verfahrensmaximen RECHTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT / Universität Freiburg Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht (Prof. Waldmann) Teil II Der Erlass einer Verfügung § 4 Allgemeines I. II. Begriff des „nichtstreitigen“ Verfahrens Rechtsgrundlagen für das nichtstreitige Verfahren § 5 Die Einleitung eines Verwaltungsverfahrens I. II. III. Ausgangslage Zeitpunkt der Verfahrenseröffnung Das „Vorverfahren“ § 6 Zusammensetzung der Behörde I. II. Zuständigkeit Zusammensetzung der Behörde § 7 Verfahrenssprache § 8 Vorsorgliche Massnahmen § 9 Parteien und Parteirechte I. II. III. Parteien Parteivertretung und -verbeiständigung Parteirechte (Rechtliches Gehör) § 10 Die Feststellung des Sachverhalts I. II. III. IV. Allgemeines Recht auf Beweis – Pflicht zur Mitwirkung Beweismittel Beweislast § 11 Amts- und Rechtshilfe im Verwaltungsverfahren § 12 Gütliche Einigung und Mediation I. II. Allgemeines Mediation § 13 Eröffnung der Verfügung I. Allgemeines II. Form der Eröffnung III. Inhalt der Verfügung IV. Zeitpunkt der Eröffnung V. Folgen mangelhafter Eröffnung Seite 5 von 7 RECHTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT / Universität Freiburg Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht (Prof. Waldmann) E. Detailprogramm Datum Thema 12.10.2016 15.15-18.00 Administratives Teil I: Grundlagen § 1 Einführung § 2 Verfügungen und andere Formen des Verwaltungshandelns 19.10.2016 15.15-18.00 § 2 Verfügungen und andere Formen des Verwaltungshandelns 26.10.2016 15.15-18.00 § 3 Verfahrensgrundrechte und Verfahrensmaximen Vorlesung vom 2.11.2016 fällt aus (Allerheiligen) 09.11.2016 Teil II: Erlass einer Verfügung 15.15-18.00 § 4 Allgemeines § 5 Die Einleitung eines Verwaltungsverfahrens § 6 Zuständigkeit, Zusammensetzung der Behörde § 7 Verfahrenssprache 16.11.2016 § 8 Vorsorgliche Massnahmen § 9 Parteien und Parteirechte 15.15-18.00 23.11.2016 § 9 Parteien und Parteirechte (Fortsetzung) 15.15-18.00 30.11.2016 15.15-18.00 § 10 Feststellung des Sachverhalts Seite 6 von 7 RECHTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT / Universität Freiburg Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht (Prof. Waldmann) 7.12.2016 Seite 7 von 7 § 10 Feststellung des Sachverhalts (Fortsetzung) 15.15-18.00 14.12.2016 § 11 Amts- und Rechtshilfe im Verwaltungsverfahren § 12 Einigung und Mediation 15.15-18.00 21.12.2016 § 13 Eröffnung der Verfügung 15.15-18.00 F. Examen Die Prüfung findet im Rahmen der ordentlichen Prüfungssessionen statt. Das Examen ist schriftlich und dauert zwei Stunden. Folgende Erlasse sind zwingend an die Prüfung mitzunehmen: Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 18. April 1999 (BV; SR 101); Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom 28. November 1974 (EMRK; SR 0.101); Bundesgesetz über das Verwaltungsverfahren vom 20. Dezember 1968 (VwVG; SR 172.021); Bundesgesetz über das Bundesgericht vom 17. Juni 2005 (Bundes gerichtsgesetz, BGG; SR 173.110); Bundesgesetz über das Bundesverwaltungsgericht (Verwaltungsgerichtsgesetz, VGG; SR 173.32); Bundesgesetz vom 4. Dezember 1947 über den Bundeszivilprozess (BZP, SR 273); Bundesgesetz über den Allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts vom 6. Oktober 2000 (ATSG; SR 830.1). vom 17. Juni 2005 Der Gebrauch der TEXTO Gesetzesausgabe Öff. Recht I (Helbing Lichtenhahn Verlag) oder einer anderen gleichwertigen Gesetzessammlung ist zulässig. Zugelassen sind jeweils die amtlichen Gesetzestexte in den vier Amtssprachen des Bundes (deutsch, französisch, italienisch, romanisch). Erlaubt sind einzig sog. „Reiter“ (Register mit Post-it), Markierungen (z.B. Hervorhebungen mit Leuchtstift, Unterstreichungen) und Verweise. Massgebend ist die Richtlinie der Examenskommission vom 15. Februar 2016 über die Verwendung von Gesetzen an den Prüfungen (Anmerkungs-Richtlinie; vgl. http://www.unifr.ch/ius/de/studium/studieren/examen). Beim Eingang in den Prüfungssaal sowie während der Prüfungen werden die mitgebrachten Gesetze überprüft. Gesetze, die unzulässige Informationen enthalten, werden am Ende der Prüfung eingezogen. Massnahmen wegen (versuchten) Prüfungsbetrugs bleiben vorbehalten .
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