Das politische Buch im Gespräch - Landeszentrale für politische

Das Zweites Halbjahr 2016
politische Buch
im Gespräch
Mit dem vorliegenden Programm setzt die Landeszentrale für
politische Bildung Thüringen die erfolgreiche Reihe „Das politische
Buch im Gespräch“ fort.
Die vorgestellten Bücher und die von uns eingeladenen Autorinnen und Autoren widmen sich der Auseinandersetzung mit
der SED-Diktatur bzw. dem DDR-Alltag, der Auseinandersetzung
mit der nationalsozialistischen Diktatur und deren Folgen, dem
politischen Widerstand, aber auch aktuellen gesellschaftlichen
bzw. politischen Themen sowie zeitgeschichtlichen Jubiläen.
Gemäß dem Selbstverständnis der Landeszentrale für politische
Bildung repräsentieren die von uns eingeladenen Autorinnen und
Autoren unterschiedliche politische Positionen. Mit unserer Lesereihe wollen wir Neuerscheinungen und Autorinnen sowie Autoren
vorstellen und zum Dialog bzw. kontroversen Gespräch einladen.
fb.me/LandeszentraleThueringen
Ansprechpartner:
Leiter:
Franz-Josef Schlichting, 37 92 700
[email protected]
Referat 1, stellvertretender Leiter:
Peter Reif-Spirek, 37 92 710,
[email protected]
Referat 2:
Antonio Peter, 37 92 720,
[email protected]
Referat 3:
Ursula Nirsberger, 37 92 730,
[email protected]
Referat 4:
Wieland Koch, 37 92 740,
[email protected]
Landeszentrale für politische Bildung Thüringen
Regierungsstraße 73, 99084 Erfurt
Telefon 0361-37 92 701
Fax 0361-37 92 702
www.lzt-thueringen.de
Lars-Broder Keil / Sven Felix Kellerhoff
Mord an der Mauer. Der Fall Peter Fechter
1962 gehen die Bilder von Peter
Fechters Sterben an der Berliner
Mauer um die Welt. Der 18-jährige
Bauarbeiter hat einen Fluchtversuch gewagt – und wird von DDRGrenzposten
niedergeschossen.
Fast eine Stunde dauert es, bis sie
den tödlich Verletzten bergen. Weil
dieser Mord am helllichten Tag und
mitten in Berlin stattfindet, gibt es
viele Zeugen, zahlreiche Fotos und
sogar bewegte Bilder.
Gestützt auf bisher teilweise unveröffentlichte Akten und Ermittlungsergebnisse ebenso wie auf Interviews mit Verwandten und Augenzeugen erzählen Lars-Broder Keil
und Sven Felix Kellerhoff in einer
ersten zusammenfassenden Darstellung die dramatische Geschichte dieser gescheiterten Flucht. Sie
erinnern an die die tödliche Alltäglichkeit der innerstädtischen Grenze, beschreiben das Gedenken an Peter Fechter sowie das Leid seiner
Familie und analysieren ebenso die juristische Aufarbeitung dieses
Verbrechens.
Sven Felix Kellerhoff, geboren 1971 in Stuttgart, studierte Geschichte
und Medienrecht. Seit 1997 ist er für die Axel Springer AG tätig, derzeit
als Leitender Redakteur für Zeitgeschichte der Welt-Gruppe. Er ist Autor
zahlreicher zeithistorischer Bücher.
Veranstaltungen anlässlich des 55. Jahrestages des Mauerbaus.
Donnerstag, 11. August 2016, 18:30 Uhr
Ilmenau, Evang.-Luth. Gemeindehaus, Kirchplatz 1
Freitag, 12. August 2016, 18:00 Uhr
Asbach-Sickenberg, Grenzmuseum Schifflersgrund,
Platz der Wiedervereinigung 1
Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.
1
Daniel Bax
Angst ums Abendland. Warum wir uns nicht
vor Muslimen, sondern vor den Islamfeinden
fürchten sollten
„Haben Sie auch Angst vor dem Islam? Wenn ja, dann sind sie nicht
alleine. Mehr als jeder Zweite in
Deutschland empfindet den Islam
als bedrohlich. Auch ich fürchte mich
manchmal vor dem Islam. Zumindest
vor dem Islam, der mir im Fernsehen
und anderen Medien begegnet – dem
Islam der Fanatiker, die Attentate gegen Andersdenkende begehen, oder
dem barbarischen Islam der sektiererischen Bürgerkriegsmilizen, die sich
Islamischer Staat oder Boko Haram
nennen. Ich kenne viele Menschen,
die selbst oder deren Eltern aus muslimischen Ländern stammen, und
weiß, dass sie sich – egal, ob gläubig
oder nicht – vor diesem Islam genauso fürchten wie ich“, schreibt Daniel
Bax im Vorwort.
Gehört der Islam zu Europa? Diese Frage erhitzt die Gemüter, aber die
Debatte ist von viel Unwissen und Klischees geprägt. Kommt die Gewalt aus dem Koran? Braucht der Islam einen Martin Luther? Ist das
Kopftuch ein Zeichen der Unterdrückung? Zeugen Moscheebauten von
Eroberungswillen? Und müssen wir heute alle „Charlie“ sein, um unsere Werte zu verteidigen? Rechtspopulistische Parteien geben heute
vor, sogenannte westliche Werte wie Aufklärung, Demokratie, Meinungsfreiheit und Frauenrechte zu verteidigen und haben damit in vielen europäischen Ländern beachtliche Erfolge erzielt. Aber nicht rationale Religionskritik, sondern das Ressentiment ist ihr Geschäft. Daniel
Bax zeigt, wie eine übersteigerte Angst vor Muslimen die Grundlagen
dessen zerstört, wofür Europa steht.
Daniel Bax ist Redakteur bei der taz, die tageszeitung. Er ist in Freiburg
und Berlin aufgewachsen und hat an der Freien Universität Berlin studiert – unter anderem Islamwissenschaften, bevor es in Mode kam. Er
schreibt hauptsächlich über Einwanderung, Religion, Außenpolitik und
Musik für die taz und andere Medien.
Donnerstag, 1. September 2016, 19:00 Uhr
Erfurt, Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche, Großer Saal,
Michaelisstr. 39
Weitere Informationen gibt Referat 1.
2
Çiğdem Akyol
Erdoğan. Die Biografie
Ob Flüchtlingskrise, Syrienkonflikt
oder, eng damit verbunden, die Auseinandersetzung mit dem „Islamischen Staat“ – in jüngster Zeit steht
die Türkei vermehrt im Mittelpunkt
aktueller politischer Ereignisse.
Und mit ihr der türkische Präsident
Recep Tyyip Erdoğan, dessen rigider
autoritärer Führungsstil nicht nur im
Westen Besorgnis erweckt, der aber
gerade in der europäischen Flüchtlingspolitik eine zunehmend zentrale Position einnimmt.
Wer ist dieser Mann? Wo kommt er
her? Welche Politik vertritt er? Ist er
noch immer der Islamist, als der er
seine politische Laufbahn angetreten hat? Oder der Reformer, der nahe
daran war, den Jahrzehnte währenden Kurdenkonflikt zu lösen? Oder
ein durchtriebener Machtpolitiker? Mit ihrem Buch legt Çiğdem Akyol
die erste fundierte Erdoğan-Biografie in deutscher Sprache vor. Kenntnisreich und kritisch, dabei aber immer um Fairness bemüht, zeichnet
Akyol den außergewöhnlichen Lebensweg eines Mannes nach, der aus
dem Nichts der Istanbuler Elendsviertel gekommen ist, um an der Spitze des türkischen Staates anzukommen. Eines Politikers, dessen Stimme gerade in Teilen der türkischstämmigen Community in Deutschland
von größtem Gewicht ist.
Çiğdem Akyol, geboren 1978, studierte Osteuropakunde und Völkerrecht an der Universität in Köln und der Lomonossow-Universität in
Moskau. Anschließend Ausbildung an der Berliner Journalisten-Schule. 2006 begann sie als Redakteurin bei der taz in Berlin, zunächst im
Inlandressort, später Wechsel zu den Gesellschaftsseiten. Nach beruflichen Stationen im Nahen Osten, in Zentralafrika, China und Südostasien ging sie 2014 als Korrespondentin nach Istanbul. Sie schreibt u.a.
für die APA, die NZZ, die WOZ, die taz, die Zeit online und die FAZ.
Dienstag, 13. September 2016, 18.00 Uhr
Erfurt, Europäisches Informationszentrum, Regierungsstraße 72
Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.
3
Minka Wolters
Besonders NORMAL.
Wie Inklusion gelebt werden kann
Inklusion bedeutet, dass jeder
Mensch – behindert oder nicht
behindert – selbstbestimmt am
gesellschaftlichen Leben teilhaben
kann. Nur welche Strukturen müssen dafür geschaffen werden? Wie
viel Kampf, Mut und Unterstützung
gehören dazu? Wo muss der Einzelne umdenken? Dazu hat Minka
Wolters viele Betroffene, Menschen aus ihrem Umfeld und Fachleute befragt. Sie alle erzählen von
ihren Erfahrungen mit Inklusion im
Kindergarten, in der Schule, an der
Universität und am Arbeitsplatz.
Von den täglichen Herausforderungen: mit Behörden, mit dem Partner und mit den Geschwistern. Es
geht um Wut, um Verzweiflung und
um die große Freude über winzige
Erfolge. Ein einfühlsam geschriebenes Buch, das zahlreiche neue Impulse liefert – für ein vielfältiges
gemeinsames Miteinander.
Minka Wolters, Jahrgang 1976, in Frankfurt am Main geboren; studierte
Komparatistik, Amerikanistik und Arbeitsrecht in Bonn; Stipendiatin
der Zeitspiegel-Reportageschule. Tätigkeit als freie Journalistin. Minka
Wolters lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Berlin.
Donnerstag, 15. September 2016, 19.00 Uhr
Weimar, Begegnungsstätte des Lebenshilfe-Werks Weimar/
Apolda „LebensArt am Palais“, Marktstraße 22
Weitere Informationen gibt Referat 3.
4
Frank Wilhelm
RAF im Osten.
Terroristen unter dem Schutz der Stasi
62 Tote. Hunderte Verletzte. 250
Millionen Euro Sachsachen. Das
ist die Schreckensbilanz der Roten
Armee Fraktion, die ab 1970 mit
grausigen Attentaten die Schlagzeilen bestimmte. Dabei konnte
sich die RAF der Unterstützung aus
der DDR gewiss sein, wie das Buch
„RAF im Osten“ zeigt. Die Dokumentation enthüllt den geheimen Deal
zwischen Stasi und RAF. Zehn Aussteiger fanden Unterschlupf in Ostdeutschland. Die Stasi-RAF-Connection galt als größtes Staatsgeheimnis der DDR. Autor Frank Wilhelm,
Journalist bei der Tageszeitung
Nordkurier, hat unzählige Stasiakten gewälzt und eine Vielzahl von Originaldokumenten aufgespürt. Im
Mittelpunkt der deutsch-deutschen Agentenstory stehen zwei in Neubrandenburg abgetauchte RAF-Terroristen. Die Geschichte von Silke
Maier-Witt und Henning Beer liest sich wie ein Thriller, der höchst real
war. Silke Maier-Witt lebte als „Angelika Gerlach“ einige Jahre in Erfurt.
Frank Wilhelm, Jahren 1963, ist in Seelow an der Oder geboren und in
Bochow (bei Werder) Neuhaus (Thüringen), Guinea (Afrika) und Potsdam aufgewachsen. Er studierte Pädagogik in Güstrow (1985 – 1990)
und promoviere anschließend (1990 – 1993) mit einer Arbeit zur literarischen Satire in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der
frühen DDR. Seit 1993 arbeitet er als Redakteur beim Nordkurier. In
mehreren Serien hat er im Nordkurier die DDR-Geschichte unter regionalen Aspekten beleuchtet, u.a. zum 17. Juni 1953, zu den Kommunalwahlen im Frühjahr 1989 sowie zur Wende 1989. Frank Wilhelm hat an
der Herausgabe der beiden Bände „1945. Zwischen Krieg und Frieden.
Erinnerungen aus Mecklenburg-Vorpommern und der Uckermark“ mitgewirkt, die bei mecklenbook.de erschienen sind.
Donnerstag, 15. September 2016, 19.00 Uhr
Erfurt, Begegnungsstätte Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 4
Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.
5
Jens Mühling
Schwarze Erde.
Eine Reise durch die Ukraine
Als Staat existiert die Ukraine erst seit
1991; was sie vorher war, ist unter
ihren Bewohnern so umstritten wie
unter ihren europäischen Nachbarn.
Gerade diese Uneinigkeit ist es, die
den gegenwärtigen politischen Konflikt ermöglicht, wenn nicht ausgelöst
hat. Aber die Ukrainer lassen sich
nicht aus der Geschichte verbannen,
wie es Putin versucht. Schwarze Erde
reduziert die Ukraine nicht auf den
zufälligen Schauplatz einer geopolitischen Auseinandersetzung zwischen
Russland und dem Westen. Stattdessen stellt Jens Mühling das Land selbst
in den Mittelpunkt. Sein Buch ist die
Beschreibung einer Reise, die durch
die gesamte Ukraine führt: von den polnischen Grenzgebieten im äußersten Westen des Landes zu den Gebirgszügen der Karpaten, von
der südlichen Schwarzmeerküste in die zentralukrainischen Steppengebiete, von den Ufern des Dnjepr stromaufwärts bis nach Kiew, aus
der Reaktorsperrzone von Tschernobyl bis in die umkämpften Gebiete
der östlichen Donbass-Region. Mühling macht die Hintergründe des
Konflikts spürbar, besucht dafür Orte und begegnet Menschen, deren
Schicksal prägnant für die historische und bis heute anhaltende Identitätssuche des Landes ist – und lässt so Geschichte lebendig werden.
Jens Mühling, geboren 1976 in Siegen, arbeitete zwei Jahre lang für die
«Moskauer Deutsche Zeitung», seit 2005 ist er Redakteur beim Berliner «Tagesspiegel». Seine Reportagen und Essays über Osteuropa wurden mehrfach ausgezeichnet und sein erstes Buch «Mein russisches
Abenteuer» war in Großbritannien für den renommierten Dolman Travel
Book Award nominiert.
19. September 2016, 19:00 Uhr,
Stadtbibliothek Hermsdorf (Stadthaus), Am Alten Versuchsfeld 1
4. November 2016, 18:00 Uhr
Bücherstube Zeulenroda, Markt 11
Weitere Informationen gibt Referat 4.
6
Wolfgang Benz
Nach dem Untergang. Die ersten Zeugnisse
der Shoah in Polen 1944 – 1947
Überlebende der Ghettos und Lager
auf polnischem Boden fanden sich
im Sommer 1944 in Lublin zur Zentralen Jüdischen Historischen Kommission zusammen. Sie begaben
sich auf Spurensuche des Judenmords, sicherten Beweise für den
Untergang der Ghettos in Warschau,
Bialystok und Wilna, für die Vernichtung der jüdischen Stetl, das Geschehen in den Vernichtungslagern
Belzec, Sobibór und Treblinka. In 39
Büchern und Broschüren dokumentierten die jüdischen Historiker die
Berichte der Überlebenden in polnischer und jiddischer Sprache. Eine
Auswahl von zwölf Texten wird jetzt
zum ersten Mal in deutscher Sprache veröffentlicht. Die Berichte dieser Zeitzeugen der frühen Stunde
sind einmalige Dokumente des Holocausts, ebenso authentisch wie
ergreifend.
Prof. Dr. Wolfgang Benz war von 1990 bis 2011 Leiter des renommierten Zentrums für Antisemitismusforschung (TU Berlin). Er ist Herausgeber des Jahrbuchs für Antisemitismusforschung und der Zeitschrift
für Geschichtswissenschaft. Zahlreiche Veröffentlichungen zu den
Themen Nationalsozialismus, Antisemitismus und vergleichender Vorurteilsforschung, u. a. „Was ist Antisemitismus?“ (2005); „Die Feinde
aus dem Morgenland. Wie die Angst vor Muslimen unsere Demokratie
gefährdet“ (2013); „Sinti und Roma. Die unerwünschte Minderheit.
Über das Vorurteil Antiziganismus“ (2014).
Dienstag, 20. September 2016, 19:00 Uhr
Erfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7
Weitere Informationen gibt Referat 1.
7
Uwe Krüger
Mainstream.
Warum wir den Medien nicht mehr trauen
„Der Meinungskorridor war schon
mal breiter. Es gibt eine erstaunliche Homogenität in deutschen Redaktionen, wenn sie Informationen
gewichten und einordnen.“ Nicht
nur Außenminister Frank-Walter
Steinmeier wundert sich über den
„Konformitätsdruck in den Köpfen von Journalisten“. Glaubt man
einer Meinungsumfrage für ZEIT
Online vom Dezember 2014, dann
finden 47 Prozent der Deutschen,
dass ihre Medien einseitig berichten. Viele haben inzwischen den
Eindruck, dass sie überall dasselbe lesen. Uwe Krüger geht dem
Mainstream-Effekt auf den Grund
und zeigt, wie Lobbynetzwerke,
vertrauliche Hintergrundkreise, die
soziale Herkunft der Journalisten
sowie die dramatisch verschlechterten Arbeitsbedingungen der Branche das Meinungsspektrum einengen.
Uwe Krüger, geboren 1978 in Leipzig. Hier studierte er 1998 bis 2006
Diplom-Journalistik und Politikwissenschaft, unterbrochen von Studien- und Forschungsaufenthalten in der südrussischen Provinzhauptstadt Rostow am Don (DAAD-Stipendiat) und einem Volontariat bei der
Leipziger Volkszeitung.
Von 2007 bis 2010 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut
für Praktische Journalismusforschung in Leipzig sowie Redakteur und
Autor des Journalismus-Fachmagazins „Message“. Nach freiberuflicher
Tätigkeit als Journalist, Sozialwissenschaftlicher und PR-Texter und
nach abgeschlossener Promotion zum Thema „Netzwerke deutscher
Journalismus-Eliten in Politik und Wirtschaft“ startete er im Oktober
2012 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Journalistik.
Mittwoch, 21. September 2016, 19:30 Uhr
Gera, Stadt- und Regionalbibliothek, Puschkinplatz 7
Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.
8
Sabine Rennefanz
Die Mutter meiner Mutter
Als der Krieg zu Ende war, fing für die
vierzehnjährige Anna der Kampf erst
an. Ihre Mutter war lange tot, ihr Vater von den Russen verhaftet worden,
ihre Heimat verloren. Als Flüchtling
machte sie sich mit ihren kleinen Brüdern allein auf den Weg nach Westen
und fand in Kosakenberg, einem Dorf
in der sowjetischen Besatzungszone, Unterschlupf. Am Hof der Familie
Wendler kann sie als Magd härteste körperliche Arbeit leisten. 1949
kehrt Friedrich Stein aus sowjetischer
Kriegsgefangenschaft nach
Kosakenberg zurück. Das Deutschland, das er verlassen hat, gibt es
nicht mehr: seine Familie ist tot, sein
Anwesen von Flüchtlingen besetzt,
das Dorf voller Sowjet-Propaganda. Ein gebrochener Mann, zwanzig
Jahre älter als Anna. Anna macht die Traurigkeit in seinen Augen vom
ersten Tag an Angst. Trotzdem muss sie Friedrich heiraten. Über die
Umstände wissen die drei Töchter, die aus der Ehe hervorgehen werden, lange nichts. Sie wundern sich über ihre Mutter, die so anders als
andere Mütter ist. Erst zwanzig Jahre nach dem Tod des Vaters kommt
ein Geheimnis ans Licht …
Sabine Rennefanz, 1974 in Beeskow geboren, studierte Politologie in
Berlin und Hamburg. Sie arbeitet seit 1993 als Journalistin, seit 2001
als Redakteurin für die Berliner Zeitung, für die sie mehrere Jahre aus
London schrieb. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie mehrfach
ausgezeichnet, u.a. mit dem Theodor-Wolff-Preis und dem Deutschen
Reporterpreis. Ihr erstes Buch „Eisenkinder“ erschien 2013 und stand
mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Freitag, 23. September 2016, 19:00 Uhr
Bad Salzungen, Stadt- und Kreisbibliothek, Kurhausstraße 12
Weitere Informationen gibt Referat 3.
9
Ulli Blobel
Sketsches of Spain.
Über Künstler und anderes aus El Andaluz
Vor nunmehr 80 Jahren begann der
Spanische Bürgerkrieg, der mit einer
Niederlage der Republik enden sollte.
Unmittelbar nach dem Putsch – am
19. August 1936 - wurde der spanische
Lyriker und Dramatiker Federico García
Lorca von Handlangern des späteren
Diktators Franco festgenommen und
mit drei anderen Gefangenen nahe
Granada erschossen. Der Mord an Garcia Lorca war ein Verbrechen, von dem
sich das Spanien Francos nie ganz reinwaschen konnte. Er wurde zum Symbol
der Kulturbarbarei, zu einem Schandmal in der Geschichte des spanischen
Bürgerkrieges. Wir wollen mit dieser
Veranstaltung an die Ermordung von Garcia Lorca und den Spanischen
Bürgerkrieg erinnern. Garcia Lorca stammte wie Pablo Picasso und viele der bekanntesten Künstler Spaniens aus Andalusien. Pablo Picassos
„Guernica“, entstanden als Reaktion auf die Zerstörung der gleichnamigen spanischen Stadt durch den Luftangriff der deutschen Legion Condor gehört bis heute zu den bedeutendsten Kunstwerken, die im Kampf
gegen den Faschismus entstanden sind. Aber auch andere Künstler wie
Manuel de Falla, Andres Segovia und Paco de Lucia kommen aus der Region. Ulli Blobel erzählt in Sketches of Spain über Künstler und Geschichten aus El Andaluz. Die Geschichten über Andalusien, die Geschichte an
sich und was Miles Davis damit zu tun hat, sind weit gespannte Themen.
Die Veranstaltung ist eingebettet in zwei Konzerte während der Jazzmeile Thüringen. Im Anschluss an die Buchvorstellung gibt es ein Konzert
mit den bekannten Gitarristen Joe Sachse und Uwe Kropinski, die dabei
über spanische Musik improvisieren.
Ulli Blobel gründete 1973 mit Peter Jimi Metag die jazzwerkstatt Peitz,
die 1982 vom SED-Regime verboten wurde. 1984 verließ er die DDR. Seit
2007 Neugründung der jazzwerkstatt mit vielen Berliner Jazzmusikern,
Labelbetreiber und Organisator zahlreicher Reihen und Festivals, seit
2011 auch Leiter des wiedergegründeten Festivals in Peitz.
Freitag, 23. September 2016, 20:00 Uhr
Altenburg, ehem. Thüringer Hof, Gabelentzstraße 15
Sonnabend, 24. September 2016, 20:00 Uhr
Jena, Rathaus, Rathausdiele, Plenarsaal, Markt 1
Weitere Informationen gibt Referat 1.
10
Gert Möbius
Halt dich an deiner Liebe fest.
Rio Reiser
In diesem sehr persönlichen Buch
beschreibt Gert Möbius das Leben
seines Bruders, des Musikers und
Exzentrikers Rio Reiser. Sichtbar
werden eine überraschende Persönlichkeit mit all ihren Brüchen
und Verzweiflungen und zugleich
ein Panorama deutscher Musikund Politikgeschichte. Nie zuvor
konnte man Rio Reiser so nah erleben, denn dieses Buch enthält
neben zahlreichen persönlichen
Dokumenten, aus denen Gert Möbius erstmals zitiert, auch Auszüge eines Tagebuches, das Rio Reiser in den Jahren 1972 bis 1974
führte, sowie zahlreiche bislang
unveröffentlichte Fotos. Mit den
Anarchohymnen »Keine Macht
für Niemand« und »Macht kaputt,
was euch kaputt macht« wurde
die Band Ton Steine Scherben zum
Sprachrohr der linken Szene, wo sich Alternative, Hausbesetzer und
Wehrdienstverweigerer sammelten und neue Daseinskonzepte ausprobierten. Gert Möbius schildert in diesem Buch anhand von persönlichen Aufzeichnungen und Tagebüchern Rio Reisers die wilden Jahre,
in denen die Welt auf den Kopf und wieder zurückgestellt wurde. Er
zeigt aber auch die sensible und verletzliche Seite des Künstlers. Denn
Rio Reiser litt an der Liebe und deren Vergehen und stürzte sich in immer neue erotische Abenteuer, deren Scheitern wir seine schönsten
Liebeslieder verdanken.
Gert Möbius, geboren 1943. Kaufmannslehre, Studium der Malerei,
viele gemeinsame Theaterproduktionen mit seinen Brüdern Peter und
Ralph (Rio Reiser), Hausbesetzer in Kreuzberg, Manager für Ton Steine Scherben, Drehbuchautor für Film-und Fernsehproduktionen (z. B.
Polizeiruf 110), Mitbegründer des Berliner Tempodrom. Nach dem Tod
von Rio Reiser baute er das „Rio Reiser Archiv“ auf.
25. September 2016, 19:00 Uhr,
Stadt- und Kreisbibliothek Greiz, Kirchplatz 4
26. September 2016, 19:30 Uhr,
Hildburghausen, Historisches Rathaus, Bürgersaal, Markt 25
Weitere Informationen gibt Referat 4.
11
Sineb El Masrar
Emanzipation im Islam. Eine Abrechnung mit
ihren Feinden
Wie selbstbestimmt leben Muslimas heute in Deutschland?
Mit welchen Herausforderungen
und mit welchem Islamverständnis sind sie konfrontiert?
Faktenreich und leidenschaftlich zeigt Sineb El Masrar:
Furchtlose muslimische Mädchen und Frauen kämpfen mit
großen Widerständen – und
mit Feinden, die sich einer ganzen Generation manipulativ in
den Weg stellen. Damit muss
Schluss sein.
„Habt endlich den Mut, eure
Rechte für ein gleichberechtigtes Leben einzufordern“, ruft El
Masrar ihren Glaubensschwestern und uns allen zu. Ohne
Kompromisse – jetzt!
Sineb El Masrar ist freie Autorin und Herausgeberin des multikulturellen Frauenmagazins Gazelle. 2006 wirkte sie in der Arbeitsgruppe
„Medien und Integration“ im Bundeskanzleramt mit. Von 2010 bis
2013 engagierte sie sich zudem in der Deutschen Islam Konferenz. Bei
Herder erschien zuletzt „Muslim Girls. Wer sie sind, wie sie leben.“
Mittwoch, 28. September 2016, 18:00 Uhr
Erfurt, Haus Dacheröden, Anger 37
Donnerstag, 29. September 2016, 19:30 Uhr
Rudolstadt, Stadtbibliothek, Schulplatz 13
Weitere Informationen gibt Referat 3.
12
Rasso Knoller
Schweden. Ein Länderportrait
Wann immer eine Rangliste der
Guten erstellt wird, steht Schweden ganz oben: Wer nimmt die
meisten Flüchtlinge auf? Wer hat
die meisten weiblichen Parlamentsabgeordneten und war über
200 Jahre in keinen Krieg mehr
verwickelt? Die Heimat von Pippi
Langstrumpf und den roten Holzhäuschen sorgt weltweit für eine
Art Kuschelfaktor. Krank sollte
man hier allerdings nicht werden.
Auf einen Arzttermin hat schon
mancher so lange warten müssen,
dass sich die Therapie erübrigt
hat. Staatliche Überwachung ist
in Schweden in weiten Bereichen
normal und rechte Parteien gewinnen immer mehr Anhänger. Das
Vorzeigeland Schweden ist ein
Land voller Gegensätze – was seine Bewohner energisch bestreiten
würden. Denn die hervorstechendste Eigenschaft der Schweden ist ihr
unstillbares Bedürfnis nach Harmonie.
Rasso Knoller, Jahrgang 1959, Studium der Politikwissenschaften und
Skandinavistik u.a. in Stockholm, arbeitete mehrere Jahre beim Finnischen Rundfunk in Helsinki und als freier Journalist in Oslo, Übersetzer
bei den Olympischen Winterspielen in Lillehammer, lebt als Sach- und
Reisebuchautor in Berlin und betreibt zusammen mit Kollegen das
Internetreisemagazin www.weltreisejournal.de, im Ch. Links Verlag
erschienen von ihm die Länderporträts zu Finnland (2011), Norwegen
(2013) und das Regionalportrait zu Nordeuropa (2014).
Donnerstag, 6. Oktober 2016, 19:00 Uhr
Sonneberg, Stadtbibliothek, Bahnhofsplatz 1
Freitag, 7. Oktober 2016, 19:30 Uhr
Zella-Mehlis, Stadt- und Kreisbibliothek, Rathausstraße 4
Weitere Informationen gibt Referat 3.
13
Daniela Danz
Lange Fluchten
Auch wenn es auf den ersten Blick
aussieht, als sei alles im Leben von
Constantin, genannt Cons, in Ordnung, erweist es sich für ihn immer
mehr als aussichtslos. Seitdem der
ehemalige Zeitsoldat sich für drei
Tage unerlaubt aus der Kaserne entfernt und wegen dieses Disziplinverstoßes den erhofften Kosovo-Einsatz
verpasst hat, entgleitet ihm sein Leben. Vor zwei Jahren musste er deshalb schließlich den Dienst quittieren, nun lebt er mit seiner Frau und
zwei Jungen auf einem Grundstück
zusammen; aber das Wort „zusammen“ beschreibt es nicht ganz: Ein
Haus hatten sie einmal bauen wollen, jetzt wohnen sie noch immer in
provisorischen Containern in zwei
Stockwerken, unten Cons, oben die
Frau mit den Kindern. Unfähig, sich von der Fokussierung auf ein Ziel
zu lösen, das es nicht mehr gibt, gleitet Cons aus alten Freundschaften und aus dem Leben seiner Familie in eine richtungslose, nächtelange Pirsch. Angelehnt an die Legende des römischen Feldherrn und
Jägers Eustachius legt Daniela Danz ein radikales Buch über den Sog
des Scheiterns und die vergebliche Tapferkeit eines Mannes, der sich
noch einmal mit aller Macht der Fluchtlinie seines Lebens entgegenstemmt, bevor er in eine alptraumhafte Irrealität sich überschlagender
Ereignisse gerät. Eine Abenteuergeschichte über die Abgründe des
eigenen Ichs, eine moderne Legende – bildmächtig, geheimnisvoll,
bezwingend.
Daniela Danz wurde 1976 in Eisenach geboren und studierte Kunstgeschichte und Deutsche Literatur in Tübingen, Prag, Berlin und Halle, wo
sie über Krankenhauskirchenbau promovierte. Sie arbeitet als Autorin
und Leiterin des Schillerhauses in Rudolstadt, lehrt an der Universität
Hildesheim und lebt mit ihrer Familie in Kranichfeld.
6. Oktober 2016, 19:30 Uhr, Literatur- und Kunstburg Ranis
Weitere Informationen gibt Referat 4.
14
Markus Decker
Was ich dir immer schon mal sagen wollte.
Ost-West-Gespräche
Markus Decker lässt Menschen aus
Ost und West miteinander ins Gespräch kommen: unterschiedliche
Milieus, unterschiedliche Altersgruppen, unterschiedliche Anschauungen. Herausgekommen sind temperamentvolle Schilderungen und
Diskussionen über den aktuellen
Stand der deutschen Einheit.
Ob Axel Prahl und Andreas Dresen
über Ost-West Klischees debattieren, die Musiker Rainald Grebe und
Hans-Eckardt Wenzel sich über
ihre Konzerterfahrungen vor und
nach der Wende austauschen, Anke
Domscheit-Berg und Gesine Schwan
über Frauenrechte oder Reiner
Haseloff und Winfried Kretschmann über die Solidarität in Ost
und West philosophieren: Es geht
immer um den bilanzierenden Blick und um die Lust am kontroversen
Miteinander.
Markus Decker, Jahrgang 1964, Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Romantik in Münster und Marburg; ab 1994 Redakteur in
der Lutherstadt Wittenberg und Halle, seit 2001 Berliner Parlamentskorrespondent für die Mitteldeutsche Zeitung und den Kölner Stadtanzeiger, seit 2012 auch für die Berliner Zeitung und die Frankfurter
Rundschau; 2006 erhielt Decker den Journalistenpreis Münsterland;
2014 erschien seine vielbeachtete Publikation „Zweite Heimat. Westdeutsche im Osten“; er lebt in Berlin.
Dienstag, 11. Oktober 2016, 18:00 Uhr
Gotha, Klub „Galletti“, Jüdenstraße 44
Weitere Informationen gibt Referat 3.
15
Renate Zöller
Was ist eigentlich Heimat?
Annäherung an ein Gefühl
Immer mehr Menschen verlassen
ihre Heimat: aus politischen Gründen, aus wirtschaftlicher Not, für
die Arbeit oder für die Liebe. Ihre
Hoffnungen und Erwartungen an
das neue Zuhause tragen sie mit
sich. Wie gestalten sich die Wege
zwischen Verlust und Neuanfang?
Was macht es mit Menschen, wenn
sie ihre Heimat aufgeben müssen?
Wenn die Sehnsucht das Ankommen überschattet? Wenn die Integration misslingt? Davon erzählen
Heimatlose, Heimatsuchende und
Heimatexperten in diesem Buch.
Eine vielstimmige Annäherung an
ein ambivalentes Gefühl, das heute
mehr denn je von Bedeutung ist.
Renate Zöller, 1971 geboren, Magisterstudium der Osteuropäischen
Geschichte, Germanistik und Slawistik in Köln, St. Petersburg und
Prag, lebte mehrere Jahre in Moskau und Prag, arbeitet als freie Journalistin u. a. für taz, Deutsch Perfekt, den Tschechischen Rundfunk und
das tschechische Magazin Respekt, für ihre Arbeit über Heimat unterstützte sie das Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen
mit dem Milena Jesenská Stipendium.
Mittwoch, 12. Oktober 2016, 19:00 Uhr
Schmalkalden, Stadt- und Kreisbibliothek „Heinrich Heine“,
Kirchhof 4
Weitere Informationen gibt Referat 3.
16
Oliver Nachtwey
Die Abstiegsgesellschaft. Über das
Aufbegehren in der regressiven Moderne
Die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs war eines der zentralen Versprechen der »alten« BRD – und tatsächlich wurde es meistens eingelöst: Aus dem Käfer wurde ein Audi,
aus Facharbeiterkindern Akademiker. Mittlerweile ist der gesellschaftliche Fahrstuhl stecken geblieben:
Uniabschlüsse bedeuten nicht mehr
automatisch Status und Sicherheit,
Arbeitnehmer bekommen immer weniger ab vom großen Kuchen. Oliver
Nachtwey analysiert die Ursachen
dieses Bruchs und befasst sich mit
dem Konfliktpotenzial, das dadurch
entsteht: Selbst wenn Deutschland
bislang relativ glimpflich durch die
Krise gekommen sein mag, könnten
auch hierzulande bald soziale Auseinandersetzungen auf uns zukommen, die heute bereits die Gesellschaften Südeuropas erschüttern.
Oliver Nachtwey, geboren 1975, ist Fellow am Frankfurter Institut für
Sozialforschung. Er hat an den Universitäten Jena, Trier, Darmstadt und
Frankfurt am Main zu Arbeit, Ungleichheit, Protest und Demokratie gelehrt und geforscht.
Montag, 17. Oktober 2016, 18:00 Uhr
Jena, Universität Jena, Carl-Zeiß-Str. 3, Seminarraum 274
Weitere Informationen gibt Referat 1.
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Frank Bajohr /Andrea Löw (Hg.)
Der Holocaust.
Ergebnisse und neue Fragen der Forschung
Zwar gab es schon bald nach 1945
erste Studien über den Nationalsozialismus. Doch blieb der Mord an
den europäischen Juden lange ein
Randthema in der Geschichtswissenschaft. Seit den 1990er Jahren jedoch
ist die Frage, wie es zum Holocaust
kommen konnte und wie er ins Werk
gesetzt wurde, in zahlreichen Einzelaspekten behandelt worden. International renommierte Historikerinnen
und Historiker führen hier die Ergebnisse dieser Forschung zusammen.
Behandelt werden alle zentralen Themen: So geht es um die Frage, wie
biographische Annäherungen an die
Täter aussehen können, aber auch
darum, wie verfolgte Juden auf die
ungeheuerliche Situation reagierten. Es wird geschildert, wie sich der
Holocaust in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs vor allem in Osteuropa einfügt. Und es wird gezeigt, welche Rolle materielle Aspekte bei
der Durchführung des Holocausts spielten. Ein Standardwerk, das umfassend und auf dem neuesten Stand der Forschung in die Geschichte
des Holocausts einführt.
PD Dr. Frank Bajohr ist Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am
Institut für Zeitgeschichte in München. Veröffentlichungen u. a.: „Parvenüs und Profiteure. Korruption in der NS-Zeit“ (2001) und „‘Unser
Hotel ist judenfrei‘. Bäder-Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert“
(2003).
Dr. Andrea Löw ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte, seit 2013 dort stellv. Leiterin des Zentrums für HolocaustStudien. 2006 erschien ihr Buch „Juden im Getto Litzmannstadt. Lebensbedingungen, Selbstwahrnehmung, Verhalten“, 2013 publizierte
sie zusammen mit Markus Roth „Das Warschauer Getto. Alltag und
Widerstand im Angesicht der Vernichtung“.
Freitag, 21. Oktober 2016, 18:30 Uhr
Erfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7
Weitere Informationen gibt Referat 1.
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Jürgen Goldstein
Georg Forster.
Zwischen Freiheit und Naturgewalt
Georg Forster (1754–1794) war eine
der faszinierendsten Gestalten seiner
Zeit: glänzender Schriftsteller, Naturforscher, Entdecker, Zeichner, Übersetzer und entschiedener Revolutionär. Auf seiner Weltumsegelung mit
James Cook berührte er Eisberge mit
den eigenen Händen, lief den Strand
von Tahiti entlang, besuchte fremde
Völker, lebte unter »Menschenfressern« und überquerte Ozeane und
den Äquator. Und er stand im Zentrum des politischen Geschehens, als
er – inspiriert von der Französischen
Revolution – 1793 die »Mainzer Republik« ausrief, die erste Republik auf
deutschem Boden. Anschaulich und
fesselnd portraitiert Jürgen Goldstein
dieses Ausnahmeleben, in dem sich
»Freiheit« und »Naturgewalt« berührten. Niemand ist auf vergleichbare Weise das erfahrungsgetriebene Experiment eingegangen, die Natur
mit dem Politischen kurzzuschließen. Die Funken, die Forster aus seinen Leitvorstellungen schlug, erhellten für einen Weltaugenblick die
Aussicht, es könne so etwas wie natürliche Revolutionen geben.
Forsters naturwissenschaftliche Zeichnungen lagern zum Teil in der
Forschungsbibliothek Gotha, die Veranstaltungsort und Kooperationspartner der Buchvorstellung ist. Goldsteins Buch erhielt 2015 den
Gleim-Literaturpreis und wurde als bestes Sachbuch 2016 mit dem
Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
Jürgen Goldstein, geboren 1962, lehrt als Professor für Philosophie
an der Universität Koblenz-Landau. Maßgeblich von Hans Blumenberg
inspiriert, widmen sich seine Studien der Genese und dem Profil der
Moderne. Seine Bücher befassen sich mit der Herausbildung der neuzeitlichen Subjektivität und Rationalität, der politischen Philosophie
des 20. Jahrhunderts und der Geschichte der Naturwahrnehmung.
28. Oktober 2016, 18:15 Uhr,
Gotha, Schloss Friedenstein, Spiegelsaal
Weitere Informationen gibt Referat 4.
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Gerhard Henkel
Rettet das Dorf!
Was jetzt zu tun ist
Ein leidenschaftliches Plädoyer des
deutschen »Dorfpapstes«. Die Hälfte
der Deutschen lebt auf dem Land und
viele Menschen träumen vom Landleben. Landlust boomt. Warum? Das
Land steht als Keimzelle des Zusammenlebens auch für eine alternative
Lebensform, für eine in Jahrhunderten
gewachsene Gemeinschaftskultur.
Aber es ist keine ungetrübte Idylle. Die
Agonie des Dorfes ist an vielen Orten
weit fortgeschritten, nicht nur in wirtschaftsschwachen Regionen. Muss
man diese Entwicklung hinnehmen?
Nicht, wenn es nach Gerhard Henkel
geht. Dörfer und Landgemeinden sind
seiner Ansicht nach wesentlicher Bestandteil der deutschen Kultur und
Gesellschaft, haben eine Zukunft und auch einen Anspruch auf ordnungspolitische und staatliche Unterstützung statt der üblichen urbanen Arroganz in den Zentralen.
Er appelliert jedoch nicht nur an die Entscheider, sondern auch an Lokalpolitiker und Dorfbewohner. Denn man kann ein Dorf nur retten und
lebendig halten, wenn die Betroffenen vor Ort dies ernsthaft wollen.
Prof. Dr. Gerhard Henkel ist Humangeograph. Seit 45 Jahren befasst
er sich mit unterschiedlichen Themen der historischen und aktuellen
Entwicklung des ländlichen Raumes. Begründer und Leiter des Bleiwäscher Kreises für Dorfentwicklung von 1978–2008. In den Medien
vielfach als „Anwalt des Dorfes“ bezeichnet. Verfasser mehrerer Standardwerke zur Dorf- und Landentwicklung. Bisher u.a. über 300 Publikationen und 500 öffentliche Vorträge.
Mittwoch, 2. November 2016, 19:00 Uhr
Rhönblick, OT Helmershausen, Kulturhaus, Marktgasse 106
Weitere Informationen gibt Referat 3.
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Martin Morgner
Thüringen 1949 – 1989.
Ein historischer Reiseführer.
Der historische Führer folgt den Spuren, die 40 Jahre »Realsozialismus«
in den drei ehemaligen Bezirken
Erfurt, Gera und Suhl hinterlassen
haben. Dabei fördert der Autor Erstaunliches zutage: zeittypische
Bauten und spannende Biografien,
erregende Ereignisse und poetische
Hinterlassenschaften eines untergegangenen Gesellschaftssystems. Mit
diesem Reiseführer können heutige
Zeitgenossen aus nah und fern in
Wort und Bild entdecken, was von
vier Jahrzehnten DDR­-Sozialismus in
Thüringen geblieben ist.
Unter dem Motto „Grünes Herz unter
roten Fahnen“ wird der Autor sein
Buch vorstellen, die Historikerin Katharina Kempken das Dargestellte
aus ihrer Sicht kommentieren.
Martin Morgner, geb. 1948 in Stollberg/Erzgeb., studierte Ökonomie in Berlin und Theaterwissenschaften in Leipzig; arbeitete als Puppenspieler, Regisseur und Journalist
u.a. in Dessau, Gera und Berlin. Von 2005 an wissenschaftlicher Mitarbeiter, Ergänzungsstudium der Geschichte, Lehrauftrag und Promotion
an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Mehrere Veröffentlichungen
zur Zeitgeschichte.
Katharina Kempken hat in Saarbrücken „Interkulturelle Kommunikation
mit Schwerpunkt Frankreich“ studiert und anschließend den Masterstudiengang „Geschichte und Politik im 20. Jahrhundert“ an der FriedrichSchiller-Universität Jena absolviert. Zurzeit verantwortet sie die Bereiche
Bildung sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Thüringer Archiv für
Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ in Jena.
2. November, 19:30 Uhr,
Camburg, Rathaussaal, Rathausgasse 1
8. November, 19:00 Uhr,
Suhl, Stadtbücherei Suhl, Bahnhofstr. 10
Weitere Informationen gibt Referat 4.
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Sergej Lochthofen
Grau. Eine Lebensgesichte aus einem untergegangenen Land
„Nichts war, nichts ist selbstverständlich. Dass ich im Gulag auf die
Welt kam und doch eine behütete
Kindheit hatte, dass ich von dort nach
Deutschland kam und nicht irgendwohin in die Steppe, dass es der Osten
war und nicht der Westen, Gotha und
nicht Berlin, dass ich in eine russische und nicht die deutsche Schule
ging, einen sowjetischen Pass und
nicht einen Ausweis der DDR besaß.
Nichts davon ist selbstverständlich.
Vermutlich auch nicht, dass ich keine
Heimat habe.“
Der Norden Russlands: Drei Jungen
kämpfen in einem schadhaften Boot
mitten im eisigen Fluss um ihr Leben.
Es ist die Workuta, die einer ganzen Schreckensregion den Namen gibt.
Jahrzehnte später steht einer von ihnen auf den Domstufen, dass seine
Zeitungsredaktion sich gerade von der allmächtigen Partei unabhängig
gemacht hat. Es ist die Geburtsstunde der ersten Reformzeitung in der
DDR. Nun blickt Sergej Lochthofen zurück auf ein Leben als Deutscher
unter Russen und als Russe unter Deutschen: erlebte Geschichte,
spannend erzählt.
Sergej Lochthofen, Jahrgang 1953, ist Journalist. Geboren als Sohn eines deutschen Emigranten und Gulag-Häftlings und der Tochter eines
verbannten Revolutionskommissars in Workuta, siedelte er als Kind
in die DDR über. Er studierte Kunst auf der Krim und Journalismus in
Leipzig. Von 1990 bis Ende 2009 verantwortete er die Zeitung „Thüringer Allgemeine“. Das „Medium-Magazin“ wählte ihn zum „Chefredakteur des Jahres“ (Regionales). Fernsehzuschauer kennen ihn aus
dem „ARD-Presseclub“ oder der „Phoenix-Runde“. Bei Rowohlt ist sein
Buch „Schwarzes Eis. Der Lebensroman meines Vaters“ erschienen.
Mittwoch, 9. November 2016, 15:00 Uhr
Gera, Seniorenheim „Grüner Weg“, Berliner Straße 210
Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.
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Michael Rauhut
Ein Klang zwei Welten.
Blues im geteilten Deutschland, 1945 – 1990
Der Blues wird gern auf eine Handvoll Klischees und zwölf Takte reduziert. Doch tatsächlich verbergen
sich hinter der scheinbar standardisierten Klangoberfläche mannigfaltige Formen des kulturellen
Gebrauchs. Anhand umfangreicher
Archivrecherchen illustriert Michael
Rauhuts Vergleich der Entwicklung
des Blues in Ost- und Westdeutschland, wie soziale und politische
Verhältnisse den Sinn von Musik
formen. In der DDR stand der Blues
im Zentrum der langlebigsten Jugendbewegung der DDR. Sie nannten sich Kunden und suchten Alternativen zum bürgerlichen Leben
und der sozialistischen Propaganda. Diese Szene war insbesondere
in Thüringen verankert.
Die neue Studie zeigt: Wenn auch die Sounds weltweit gültigen Mustern
folgen und kaum Unterschiede erkennen lassen, sind doch die Bedeutungszusammenhänge, in denen sich der Blues realisiert, durchaus verschieden. Die Studie bietet nicht nur ein geschichtliches Resümee des
Blues, sondern leistet auch einen Beitrag zur Globalisierungsdebatte.
Michael Rauhut (Dr. phil.), geb. 1963, Musikwissenschaftler, Rundfunkjournalist und Filmautor, gehörte zu den Gründungsmitgliedern
des Forschungszentrums Populäre Musik der Humboldt-Universität zu
Berlin. Seit 2008 lehrt er als Professor für Populäre Musik an der University of Agder in Kristiansand/Norwegen. Zahlreiche Veröffentlichungen zur DDR-Rockmusik und Autor des LZT-Bestsellers „Das KundenBuch. Blues in Thüringen“.
Mittwoch, 9. November 2016, 19:00 Uhr
Neustadt a. d. Orla, Stadtbibliothek, Gerberstraße 2
Donnerstag, 10. November 2016, 19:30 Uhr
Weimar, mon ami, Saalcafé, Goetheplatz 11
Weitere Informationen gibt Referat 1.
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Jens Schley
Thüringen 1945. Januar bis Juni. Kriegsende
und amerikanische Besatzung
Im April 1945 endete in Thüringen
der Zweite Weltkrieg. Es folgten
knapp zwei Monate amerikanische
Besatzung, bevor Anfang Juli sow­
jetische Truppen das Land übernahmen. Im Rückblick steht das
Jahr 1945 zunächst für den Krieg
auch in Thüringen mit all seinen
Zerstörungen und der Gewalt eines
untergehenden Regimes und den
anschließend sehr unterschiedlichen Erfahrungen und Haltungen
der Thüringer, die vom Empfinden
einer Niederlage und des Zusammenbruchs bis hin zur Freude über
Befreiung und Hoffnung auf einen
Neuanfang reichen.
Jens Schley, geb. 1971, ist Historiker und Journalist. Seit den Neunzigerjahren forscht und schreibt er zur Zeitgeschichte, hier besonders
zur Geschichte der NS-Konzentrationslager, der NS-Zwangsarbeit und
der Nachkriegsgeschichte.
Dienstag, 15. November 2016, 18:00 Uhr
Hildburghausen, Kreisvolkshochschule Joseph Meyer
Obere Marktstraße 44
Weitere Informationen gibt Referat 2.
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Toni Krahl
Rocklegenden
Mit einer Beatles-Platte fängt alles
an. Als Dreizehnjähriger hört Toni
Krahl sie. Die Musik packt ihn und
lässt ihn nicht mehr los. Auch in der
DDR ist der Siegeszug des »Yeah,
yeah, yeah« nicht aufzuhalten, entstehen Gruppen, die nicht nur Hits
covern, sondern mit eigenen Titeln
ihre Fans begeistern. Als Frontmann
von CITY spielt Toni bald in der ersten Riege - und kann Geschichten
von unerhörten Freiheiten und absurden Grenzen erzählen, von unvergessenen Songs und Auftritten,
von legendären Musikerkollegen
und auch solchen, die im Westen
»abhanden« kamen. Mit Verve präsentiert Toni Krahl in seiner Autobiografie Rockgeschichten aus dem Osten und wie sie sich seit nunmehr
25 Jahren fortschreiben.
Toni Krahl, 1949 in Berlin geboren, mit seinen Eltern lebte er zeitweise
in Moskau, besuchte dann in Berlin die Schule, die er verlassen musste,
als er 1968 gegen den Einmarsch in Prag protestierte. Nach seiner
Haftentlassung „Bewährung in der Produktion“ und als Musiker unterwegs, ab 1975 Sänger bei CITY, einer der erfolgreichsten Rockbands,
die mit „Am Fenster“ den größten Hit des DDR-Rocks lieferten. Goldene
Schallplatten in Griechenland und der Bundesrepublik. 1989 Mitini­
tiator der Resolution der Rockmusiker. 1990 Gründung der ersten
unabhängigen DDR-Schallplattenfirma „K&P Musik“. Bis heute als charismatischer Frontmann von CITY auf großen Musikevents und Bandtourneen der Publikumsmagnet.
Mittwoch, 16. November 2016, 19:00 Uhr
Greiz, Vogtlandhalle Carolinenstraße 15
Weitere Informationen gibt Referat 2.
25
Kristina Vaillandt
Die verratenen Mütter. Wie die Rentenpolitik
Frauen in die Armut treibt
Sieben Millionen Frauen aus den geburtenstarken Jahrgängen gehen in den
nächsten Jahren in Rente. Zwei Drittel
von ihnen werden nicht mehr als 600
Euro Rente bekommen und brauchen
Unterstützung vom Sozialamt – obwohl
sie gut ausgebildet sind und berufstätig
waren. Kristina Vaillant beschreibt das
Ausmaß dieses Skandals und nennt
die Ursachen: eine Rentenpolitik, die
die Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht verringert, sondern
systematisch vergrößert. Dabei gibt es
erfolgreiche Alternativen, wie Beispiele
aus den Niederlanden, Großbritannien
und Skandinavien zeigen. Dort wird die
Lebensleistung von Frauen auch bei der
Rentenberechnung gewürdigt.
Kristina Vaillant, Jahrgang 1964, studierte Publizistik und Kunstgeschichte. Von 1999 bis 2005 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin
beim Deutschen Bundestag. Heute arbeitet sie als freie Journalistin
in Berlin und schreibt über Themen aus Wissenschaft und Forschung.
2010 erschien ihr Reportageband „Ideen täglich. Wissenschaft in Berlin“.
Donnerstag, 24. November 2016, 19:00 Uhr
Heiligenstadt, Frauenbildungs- und Begegnungsstätte
ko-ra-le e.V., Auf der Rinne 1a
Weitere Informationen gibt Referat 3.
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Maria Kurz-Adam
Kinder auf der Flucht. Die Soziale Arbeit muss
umdenken
Kinder in den Schlangen von Geflüchteten vor den Grenzen, in den Zügen,
in den Erstaufnahmelagern – das ferne
Geschehen der Flucht ist spätestens
seit dem Sommer 2015 in Deutschland angekommen. Wer verteidigt den
Anspruch dieser Kinder auf Hilfe und
Zukunft? Die professionelle Soziale
Arbeit bleibt bisher häufig stumm und
scheint dem Ausmaß der Flucht nicht
gewachsen zu sein. Die Autorin plädiert für ein Umdenken in der Sozialen
Arbeit, die sich auf ihre Traditionen
engagierter Hilfe besinnen muss, um
Kindern auf der Flucht zu ihrem Recht
zu verhelfen.
Dr. Maria Kurz-Adam ist Leiterin des Stadtjugendamtes München.
Donnerstag, 24. November 2016, 18:00 Uhr
Erfurt, Fachhochschule, Altonaer Str. 25
Weitere Informationen gibt Referat 1.
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Siegfried Bräuer/Günter Vogler
Thomas Müntzer. Neu Ordnung machen in der
Welt. Eine Biographie
Thomas Müntzer ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Schon während
seines kurzen Lebens als Verkörperung des Teufels angefeindet, prägten über Jahrhunderte Ablehnung
und Legenden das Bild. War er nur
ein hitzköpfiger Sozialrevolutionär,
der die Endzeit angebrochen wähnte und darum mit geballter Faust für
die Rechte des „kleinen Mannes“
kämpfte? Oder lassen sich Züge einer eigenständigen, neuen Theologie
erkennen, mit der er auf der Krisenerscheinung in Kirche und Gesellschaft
reagierte?
Mit Siegfried Bräuer und Günter Vogler verfolgen erstmals ein Theologe
und ein Historiker gemeinsam Leben und Wirken des Predigers, Seelsorgers und Mitstreiters im deutschen Bauernkrieg. Quellennah zeichnen sie seinen Weg nach und arbeiten die Wurzeln und Schwerpunkte
seiner Theologie heraus.
„Neu Ordnung machen in der Welt“ – dafür sah Müntzer die Stunde
gekommen, und darum vertrat er eine radikale Alternative im reformatorischen Prozess.
Günter Vogler, geboren 1933, Studium der Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, anschließend wissenschaftlicher Assistent
und Dozent am Institut für deutsche Geschichte; von 1969 bis 1996
Professor für deutsche Geschichte. Zahlreiche wissenschaftliche Aktivitäten an der City University of New York. Die brandenburgische
und preußische Geschichte war ein früher Arbeitsschwerpunkt, dann
folgten Forschungen zu unterschiedlichen Aspekten der Frühen Neuzeit. Vogler ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen über
diese Epoche, darunter Überblicksdarstellungen zur deutschen und
europäischen Geschichte, Untersuchungen zu Reformationen und
Bauernkrieg sowie zur Täufergeschichte. Sein Interesse gilt weiterhin
dem radikalen Reformator Thomas Müntzer sowie seiner Rezeption in
Historiographie und Kunst. 1989 veröffentliche er eine vielbeachtete
Biographie Müntzers. Als 2001 die Thomas Müntzer-Gesellschaft e.V.
gegründet wurde, prägte er als Vorsitzender bis 2008 deren Arbeit.
November 2016 (genauer Termin wird noch bekannt gegeben)
Mühlhausen, Mühlhäuser Museen, Kristanplatz 7
Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.
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Siegfried Suckut
Volkes Stimmen.
Privatbriefe an die DDR-Regierung
Welche politischen Ansichten DDRBürger vertraten, wie sie zu den Machtträgern in ihrem Land standen, welche
Sorgen und Probleme sie im Beruf und
im Alltagsleben umtrieben, ist noch
ein wenig erforschtes Gebiet. Gefestigte empirische Daten dazu sind rar.
Umso bedeutender ist die hier vorliegende Auswahl aus einem ehemaligen
Quellenbestand: Zu Wort melden sich
entschiedene Gegner der SED-Politik
ebenso wie besorgte Parteimitglieder,
Arbeiter aus den Betrieben wie Privatleute, die Versorgungsengpässe und
Ungerechtigkeiten schildern, Jugendliche und Rentner. All diesen Briefen gemeinsam ist, dass sie ihre Adressaten
nicht erreichten. Schon beim geringsten Anflug von Kritik landeten sie
bei der Hauptabteilung XX der Staatssicherheitsbehörde, die über die
weitere „Bearbeitung“ entschied und sie zu den Akten nahm. Ebenso wurden Zuschriften an Medien und Politiker im Westen wie auch
Briefe aus dem Westen regelmäßig abgefangen. Doch auf diese Weise
blieben sie erhalten und bieten eine sozialhistorisch und alltagsgeschichtlich höchst aufschlussreiche Chronik der DDR-Entwicklung von
den frühen Sechzigerjahren bis 1989.
Siegfried Suckut, geb. 1945, ist promovierter Politikwissenschaftler und war von 1978 bis 1992 als wissenschaftlicher Mitarbeiter
im Arbeitsbereich Geschichte und Politik der DDR an der Universität
Mannheim tätig, 1992 war er Mitbegründer der Abteilung Bildung und
Forschung in der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen
des Staatssicherheitsdienstes der DDR in Berlin, Fachbereichsleiter,
stellvertretender Abteilungsleiter und von 1997 bis 2005 Leiter der
Abteilung.
Donnerstag, 8. Dezember 2016, 19:30 Uhr
Sömmerda, Stadt- und Kreisbibliothek im Dreyse-Haus,
Weißenseer Straße 15
Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.
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