„Da war natürlich Halligalli“ CONTWIG: Gisela Mechenbier war 17 Jahre das Gesicht der Vereinsgaststätte in der VT-Turnhalle ZUR SACHE VT sucht neuen Wirt „Natürlich fällt es mir schwer“, sagt „es Gisela“ über ihren bevorstehenden Abschied. Aber sie wird bald 64, und die Gesundheit gehe vor. FOTO: MOSCHEL Die VT Contwig sucht mit Hochdruck einen neuen Wirt für ihre Vereinsgaststätte. „Derzeit haben wir definitiv noch keinen Nachfolger für Gisela Mechenbier“, sagt der zweite Vorsitzende Alfred Sefrin. Es müsse eben passen, die Anforderungen der VT seien auch etwas speziell: „Jede Abteilung hat so ihre Gewohnheiten und Marotten. Der oder die neuen Pächter auch. Man muss sich eben miteinander einspielen.“ Er bedauere, wie die gesamte VT, „sehr, dass unsere Gisela aufhört“. Es sei für die VT ein echter Glücksfall gewesen, dass man nach mehreren Pächterwechseln eine zuverlässige und langjährige Wirtin gefunden habe. „Und der persönliche und menschliche Umgang waren sowieso top“, lobt Sefrin die scheidende Pächterin. Man verstehe, dass die Gesundheit vorgeht, und suche nun eben einen neuen Pächter ab 1. Januar. Wer Interesse hat, kann sich beim Vorsitzenden Walter Hüther, Telefon 0171/5515157, E-Mail [email protected] melden |ddb Tag andere Sportgruppen. Man kennt sich, das ist wie eine Familie.“ Hinzu kommen laut Mechenbier viele Feierlichkeiten wie runde Geburtstage, Hochzeiten, die großen Feste im Saal und eben auch Trauerfeiern. Beim Blick zurück bemerkt Mechenbier auch, wie viele Weggefährten von der VT inzwischen verstorben sind. „Ach, da gibt es so viele Begegnungen und Erinnerungen mit lieben Menschen, die gar nicht mehr leben. Aber natürlich auch ganz viele lustige Geschichten, an die man sich gerne erinnert. Das ist nicht nur Wehmut“, sagt sie. Besonders beeindruckt habe sie immer, wenn die große Politik da war. „Kurt Beck habe ich kennengelernt, und Malu Dreyer war auch schon da“, erinnert sie sich. „Das ist natürlich was Besonderes, wenn man die mal so richtig vor sich stehen hat.“ Aber auch die „kleine“ Politik aus Contwig geht bei ihr ein und aus. „Als unser Karlheinz zum Bürgermeister gewählt wurde, das war schon so ein Highlight“, berichtet sie von einem spannenden Wahlabend mit anschließender Wahlparty bei ihr in der Gaststätte. Gemeint ist mit „unser Karlheinz“ der Contwiger Bürgermeister Karlheinz Bärmann. Er war und ist bei der VT Contwig aktiv und gehört damit auch zu Mechenbiers zweiter Familie. Ganz besonders verbunden fühlt sie sich aber mit den Musikern vom Musikzug und Vorstandsmitglied Alfred Sefrin. „Da war einmal der Gastmusikzug aus Wangen in Contwig. Und plötzlich mitten in der Nacht geht die Tür auf, Fred vorneweg, und dann stellen die sich mit ihren Instrumenten und der dicken Trommel auf die Tische und haben mal eben ein Privatkonzert gegeben.“ Wenn Mechenbier davon erzählt leuchten ihre Augen. „Da war natürlich Halligalli.“ Aber auch Mechenbier selbst sorgte schon für manchen denkwürdigen Auftritt. Unvergessen sind die närrischen Turnstunden – quasi die Prunksitzungen der VT – bei denen sie auch immer mal wieder die Bühne enterte und für Lacher sorgte. Wer sie in Aktion erlebt, etwa vor Kurzem beim Oktoberfest des FC Moas in der Turnhalle, der mag nicht so recht an ihren Ruhestand glauben. Ist die Entscheidung endgültig? „Ja“, sagt sie bestimmt. „Aber ich hab’ mir schon einiges überlegt, was ich dann machen will“, fügt sie an. Man muss sich also keine Sorgen machen: Eine ruhige Rentnerin, die daheim versauert, wird „es Gisela“ bestimmt nicht. VON DAVID BETZ Wenn Gisela Mechenbier in der Silvesternacht mit einer Abschiedsparty für sich und ihre Familie das Kapitel Wirtin der VT Contwig beendet, dann nimmt sie etliche Geschichten und Begegnungen mit in den Ruhestand. Obwohl man in Contwig „es Gisela“ als Wirtin kennt, war diese Karriere nie geplant. Im April wird Mechenbier 64 Jahre alt. Eigentlich würde sie ja gerne weitermachen, sagt sie. „Aber die Gesundheit geht vor. Ich pack’ das nicht mehr“, erklärt sie sachlich. „Aber natürlich fällt es mir schwer“, schiebt sie nach. Denn Wirtin, das war und ist sie mit Leib und Seele. Doch wie wurde aus der patenten Contwigerin, die auch lange bei den Amerikanern in Heidelberg und Zweibrücken sowie am Frankfurter Flughafen gearbeitet hat, die VT-Wirtin? Der ältere ihrer beiden Söhne hat Koch gelernt. Als die Amerikaner den Flugplatz verlassen hatten und dort oben immer mehr Firmen ansässig wurden, da machte Gisela mit ihrem Sohn Dirk ein Bistro am Flugplatz auf. Doch als sich dort der zweite Bauabschnitt immer mehr in die Länge zog blieben die Gäste aus. Und plötzlich ergab sich die Möglichkeit, die Turnhalle in Contwig zu übernehmen. „Das war keine so leichte Entscheidung. In den 70er und 80er Jahren war das eine gut gehende Wirtschaft. Doch bevor wir 1999 eingestiegen sind, gab es Wirte, die da ein bisschen den Ruf heruntergewirtschaftet haben“, erinnert sich Mechenbier. Mutter und Sohn wagten den Schritt. Irgendwann stieg der Sohn aus, „denn zwei Familien kann man damit nicht ernähren“, sagt Mechenbier. „Aber ohne Dirk hätte ich nicht so schnell gelernt, wie man eine Küche für eine Wirtschaft betreibt. Da hab’ ich mir ganz viel abgeschaut.“ Überhaupt sei sie ihrer Familie sehr dankbar. „Die Buben und mein Mann Thomas haben so viel geholfen und waren immer da, wenn Not am Mann war. Anders hätte ich das auch nicht so lange durchgehalten.“ Während in Mechenbiers Jugend in der Vereinsgaststätte regelmäßiger Kneipenbetrieb mit langen Nächten die Regel waren, hat sich das Profil der VT-Wirtschaft inzwischen völlig geändert. „Es gibt unheimlich viele Stammgäste, allein schon durch den Hallenbetrieb der Turner“, sagt sie. „Da kommen nach dem Training jeden
© Copyright 2024 ExpyDoc