Kompletter Bericht Rheinpfalz 28.03.2016

„Da war natürlich Halligalli“
CONTWIG: Gisela Mechenbier war 17 Jahre das Gesicht der Vereinsgaststätte in der VT-Turnhalle
ZUR SACHE
VT sucht neuen Wirt
„Natürlich fällt es mir schwer“, sagt „es Gisela“ über ihren bevorstehenden Abschied. Aber sie wird bald 64, und die
Gesundheit gehe vor.
FOTO: MOSCHEL
Die VT Contwig sucht mit Hochdruck einen neuen Wirt für ihre
Vereinsgaststätte. „Derzeit haben
wir definitiv noch keinen Nachfolger für Gisela Mechenbier“, sagt
der zweite Vorsitzende Alfred Sefrin. Es müsse eben passen, die
Anforderungen der VT seien auch
etwas speziell: „Jede Abteilung
hat so ihre Gewohnheiten und
Marotten. Der oder die neuen
Pächter auch. Man muss sich
eben miteinander einspielen.“ Er
bedauere, wie die gesamte VT,
„sehr, dass unsere Gisela aufhört“. Es sei für die VT ein echter
Glücksfall gewesen, dass man
nach mehreren Pächterwechseln
eine zuverlässige und langjährige
Wirtin gefunden habe. „Und der
persönliche und menschliche
Umgang waren sowieso top“, lobt
Sefrin die scheidende Pächterin.
Man verstehe, dass die Gesundheit vorgeht, und suche nun eben
einen neuen Pächter ab 1. Januar.
Wer Interesse hat, kann sich beim
Vorsitzenden Walter Hüther, Telefon 0171/5515157, E-Mail
[email protected]
melden |ddb
Tag andere Sportgruppen. Man kennt
sich, das ist wie eine Familie.“ Hinzu
kommen laut Mechenbier viele Feierlichkeiten wie runde Geburtstage,
Hochzeiten, die großen Feste im Saal
und eben auch Trauerfeiern.
Beim Blick zurück bemerkt Mechenbier auch, wie viele Weggefährten von der VT inzwischen verstorben
sind. „Ach, da gibt es so viele Begegnungen und Erinnerungen mit lieben
Menschen, die gar nicht mehr leben.
Aber natürlich auch ganz viele lustige
Geschichten, an die man sich gerne erinnert. Das ist nicht nur Wehmut“,
sagt sie.
Besonders beeindruckt habe sie immer, wenn die große Politik da war.
„Kurt Beck habe ich kennengelernt,
und Malu Dreyer war auch schon da“,
erinnert sie sich. „Das ist natürlich
was Besonderes, wenn man die mal so
richtig vor sich stehen hat.“ Aber auch
die „kleine“ Politik aus Contwig geht
bei ihr ein und aus. „Als unser Karlheinz zum Bürgermeister gewählt
wurde, das war schon so ein Highlight“, berichtet sie von einem spannenden Wahlabend mit anschließender Wahlparty bei ihr in der Gaststätte. Gemeint ist mit „unser Karlheinz“
der Contwiger Bürgermeister Karlheinz Bärmann. Er war und ist bei der
VT Contwig aktiv und gehört damit
auch zu Mechenbiers zweiter Familie.
Ganz besonders verbunden fühlt sie
sich aber mit den Musikern vom Musikzug und Vorstandsmitglied Alfred
Sefrin. „Da war einmal der Gastmusikzug aus Wangen in Contwig. Und
plötzlich mitten in der Nacht geht die
Tür auf, Fred vorneweg, und dann stellen die sich mit ihren Instrumenten
und der dicken Trommel auf die Tische und haben mal eben ein Privatkonzert gegeben.“ Wenn Mechenbier
davon erzählt leuchten ihre Augen.
„Da war natürlich Halligalli.“ Aber
auch Mechenbier selbst sorgte schon
für manchen denkwürdigen Auftritt.
Unvergessen sind die närrischen
Turnstunden – quasi die Prunksitzungen der VT – bei denen sie auch immer
mal wieder die Bühne enterte und für
Lacher sorgte.
Wer sie in Aktion erlebt, etwa vor
Kurzem beim Oktoberfest des FC
Moas in der Turnhalle, der mag nicht
so recht an ihren Ruhestand glauben.
Ist die Entscheidung endgültig? „Ja“,
sagt sie bestimmt. „Aber ich hab’ mir
schon einiges überlegt, was ich dann
machen will“, fügt sie an. Man muss
sich also keine Sorgen machen: Eine
ruhige Rentnerin, die daheim versauert, wird „es Gisela“ bestimmt nicht.
VON DAVID BETZ
Wenn Gisela Mechenbier in der Silvesternacht mit einer Abschiedsparty für sich und ihre Familie das Kapitel Wirtin der VT Contwig beendet,
dann nimmt sie etliche Geschichten
und Begegnungen mit in den Ruhestand. Obwohl man in Contwig „es
Gisela“ als Wirtin kennt, war diese
Karriere nie geplant.
Im April wird Mechenbier 64 Jahre alt.
Eigentlich würde sie ja gerne weitermachen, sagt sie. „Aber die Gesundheit geht vor. Ich pack’ das nicht
mehr“, erklärt sie sachlich. „Aber natürlich fällt es mir schwer“, schiebt sie
nach. Denn Wirtin, das war und ist sie
mit Leib und Seele. Doch wie wurde
aus der patenten Contwigerin, die
auch lange bei den Amerikanern in
Heidelberg und Zweibrücken sowie
am Frankfurter Flughafen gearbeitet
hat, die VT-Wirtin?
Der ältere ihrer beiden Söhne hat
Koch gelernt. Als die Amerikaner den
Flugplatz verlassen hatten und dort
oben immer mehr Firmen ansässig
wurden, da machte Gisela mit ihrem
Sohn Dirk ein Bistro am Flugplatz auf.
Doch als sich dort der zweite Bauabschnitt immer mehr in die Länge zog
blieben die Gäste aus. Und plötzlich
ergab sich die Möglichkeit, die Turnhalle in Contwig zu übernehmen.
„Das war keine so leichte Entscheidung. In den 70er und 80er Jahren war
das eine gut gehende Wirtschaft.
Doch bevor wir 1999 eingestiegen
sind, gab es Wirte, die da ein bisschen
den Ruf heruntergewirtschaftet haben“, erinnert sich Mechenbier. Mutter und Sohn wagten den Schritt. Irgendwann stieg der Sohn aus, „denn
zwei Familien kann man damit nicht
ernähren“, sagt Mechenbier. „Aber
ohne Dirk hätte ich nicht so schnell
gelernt, wie man eine Küche für eine
Wirtschaft betreibt. Da hab’ ich mir
ganz viel abgeschaut.“ Überhaupt sei
sie ihrer Familie sehr dankbar. „Die
Buben und mein Mann Thomas haben
so viel geholfen und waren immer da,
wenn Not am Mann war. Anders hätte
ich das auch nicht so lange durchgehalten.“
Während in Mechenbiers Jugend in
der Vereinsgaststätte regelmäßiger
Kneipenbetrieb mit langen Nächten
die Regel waren, hat sich das Profil der
VT-Wirtschaft inzwischen völlig geändert. „Es gibt unheimlich viele
Stammgäste, allein schon durch den
Hallenbetrieb der Turner“, sagt sie.
„Da kommen nach dem Training jeden