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30. Oktober 2016
Leserservice 08 00/222 42 24 02 · www.der-sonntag.de
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Schönen Sonntag!
Der Sonntag
am Hochrhein
Zurück zur „Normalzeit“
Neue, alte Partner
3:1 in Bremen
Ob die heutige Nacht eine Stunde längerwar oder
der Abend sich nun einfachweiter in die Nacht
zieht – am Ende kommt’s drauf an,was man aus
seiner Zeit macht. Die auf der Uhrwurde in der
Nachtvon drei auf zwei Uhr zurückgestellt.
Die Aqualon Therme bleibt der Stadt Bad Säckingen erhalten – und mir ihr der Status als Heilbad.
Das haben Stadt und die Aqualon-Betreiber diese
Woche in einem Vertrag besiegelt, ihr Streit ist daSEITE 2
mit auf Eis gelegt.
Der SC Freiburg hat dank der Torevon Philipp (Foto), Grifo und
Abrashi in Bremen den ersten
Auswärtssieg der Saison geSEITE 11
schafft.
Die Bundeskanzlerin und CDUVorsitzende Angela Merkel fährt
wegen anhaltender Spannungen
mit der CSU erstmals nicht zum
Parteitag
der
bayerischen
Schwesterpartei. Das verlautete
gestern aus Unionskreisen. Wie
die Bild am Sonntag berichtete,
hatten sich die Kanzlerin und
CSU-Chef Horst Seehofer darauf
am Vorabend im Kanzleramt geeinigt. Die CSU kommt Ende
kommender Woche in München
zusammen. Dass die CDU-Vorsitzende nicht kommt, bedeutet einen Bruch mit einer jahrzehntelangen Tradition. Hauptstreitpunkt in der Union ist Merkels
Flüchtlingspolitik.
Mit der Entscheidung war in
der Union gerechnet worden. Zu
groß erschien das Risiko, dass
Seehofer mit seinen versöhnlicheren Tönen der vergangenen
Tage nicht zur Parteibasis durchdringt und die Parteitagsdelegierten Merkel einen unfreundlichen Empfang bereiten. In der
CDU hieß es gestern, man sei „bei
der inhaltlichen Verständigung
auf einem sehr guten Weg“. Ob
Seehofer zum CDU-Parteitag Anfang Dezember nach Essen fährt,
blieb zunächst offen.
Ein zentraler Punkt in der Auseinandersetzung zwischen Seehofer und Merkel ist die CSU-Forderung nach einer Obergrenze
in der Flüchtlingspolitik. Merkel
lehnt eine solche Grenze strikt
ab, Seehofer will davon nicht abrücken. Beim CSU-Parteitag im
vergangenen Jahr war es auf der
Parteitagsbühne beinahe zum
Eklat gekommen, als Seehofer
nach Merkels Rede die Politik der
Kanzlerin ausführlich und kritisch kommentierte, während
sie neben ihm stand.
Beide Seiten hatten die Bedeutung des Parteitagsbesuchs, der
eigentlich als obligatorisch gilt,
heruntergespielt. Gestern gab
sich die CDU-Spitze betont gelassen: „Es ist nicht so wichtig, ob
sich die Vorsitzenden wechselseitig auf Parteitagen besuchen“,
sagte der CDU-Vize Armin LaDPA
schet.
Der Sonntag
meine Woche
ALDI SÜD Magazin
Das aktuelle
liegt unserer heutigen Ausgabe bei!
aldi-sued.de
Rebellische Kommunen
CSU-PARTEITAG
Erstmals
ohne Merkel
Sonntagslektüre,
die Spaß macht.
Abwechslungsreich,
informativ, vielseitig,
lebendig.
Saniert das Land den Haushalt auf Kosten der Städte und Gemeinden? Die Kritik an der SCHIEFLAGE wird lauter
Die Rekordsteuereinnahmen machen’s möglich: Baden-Württemberg will auch
im kommenden Jahr ohne
Schulden auskommen. In
Berlin erwirtschaftet Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sogar einen
Überschuss. Doch die Kommunen im Land häufen immer mehr Schulden an. Die
Stimmung ist gereizt.
KLAUS RIEXINGER
RENÉ ZIPPERLEN
Das Land hat die Schuldenbremse im Jahr 2020 fest im Blick.
Rund drei Milliarden Euro müssen bis dahin eingespart werden,
teilt das Finanzministerium mit.
Gekürzt wird nicht nur im Landeshaushalt, sondern auch bei
den Kommunen, die sich eigentlich eine größere Hilfe bei der
Flüchtlingsunterbringung erhofft hatten. Um 300 Millionen
Euro sollen nun die Steuerzuweisungen für die Kommunen
im Jahr gekürzt werden.
Der Aufschrei in den Kommunen ist kaum zu überhören. Das
Land müsse endlich erkennen,
dass Leistungen vor Ort nicht
nur erbracht, sondern auch finanziert
werden
müssten,
echauffiert sich Barbara Bosch,
die Präsidentin des Städtetags.
Die kommunale Seite erbost
zweierlei: Zum einen, sagt Gudrun Heute-Bluhm, Geschäftsführerin des Städtetags BadenWürttemberg, sei der kommunale Beitrag zur Sparliste „ohne
sichtbare Logik“ festgelegt worden. Und dann auch noch ohne
Vorwarnung, „das mussten wir
aus der Zeitung erfahren“. Nie sei
erläutert worden, warum die
Kommunen so viel einsparen
sollten. „Wir empfinden das als
Diktat“, stellt sie klar.
Das Schuldenproblem werde
kommunalisiert, ärgert sich Freiburgs Oberbürgermeister Dieter
Salomon, dessen Sparanstrengungen der vergangenen zehn
Der Bund erzielt Überschüsse, die Kommunen machen Schulden.
Jahre gerade zunichtegemacht
werden. Von rund 370 Millionen
Euro im Jahr 2006 sanken die
Schulden in Freiburg auf 138 Millionen Euro zum Jahresbeginn
2016. Am Ende des Jahres werden es 188 Millionen sein. In weiteren zwei Jahren knapp 270 Millionen Euro. „Die sagen sich:
Macht ihr Schulden, dann müssen wir es nicht tun“, kritisiert Salomon die Landesregierung.
In wirklicher Not befinden
sich laut Heute-Bluhm viele
Kommunen, die den Rotstift ansetzen, wo sie nur können und
Steuer- und Gebührenerhöhungen planen. Die Lörracherin
räumt aber ein, dass die Kommunen unterschiedlich stark betroffen sind. Am stärksten müssten die darben, die wie Mannheim oder Pforzheim hohe Sozialausgaben zu stemmen hätten.
In Südbaden haben Kommunen
eine geringere Steuerkraft als in
anderen Landesteilen. Doch
selbst das schuldenfreie Stuttgart weiß nicht, wie es die Löcher
im aktuellen Ergebnishaushalt
stopfen soll – trotz weiterhin hoher Einnahmen, wie Oberbür-
germeister Fritz Kuhn seinem
grünen Parteifreund Salomon
jüngst berichtete.
Dass
baden-württembergische Kommunen im Ländervergleich privilegiert sind, wie die
Landesregierung zu ihrer Verteidigung oft vorbringt, bezweifelt
Salomon und verweist auf das
Land Sachsen, das die Länderfinanzen eingehend untersucht
hat und zum Schluss gekommen
ist, dass die Finanzausstattung
der baden-württembergischen
Kommunen „eher unterdurchschnittlich“ ist – obwohl sie mit
23 Prozent nominal den höchsten Wert an Steuerzuweisungen
bundesweit haben.
Die Kommunen bezweifeln
zudem, dass das Land mit ehrlichen Zahlen operiert. Gudrun
Heute-Bluhm fragt sich, warum
die Kommunen heute für ein
strukturelles Defizitvon fast drei
Milliarden Euro zur Kasse gebeten werden sollen, wenn das
Land fünf Mal in Folge keine
neuen Schulden macht. Salomon kann sich die angeblich
fehlenden 2,8 Milliarden Euro
nur so erklären, dass das Land
die Stadt Hausmeister, Techniker und Sozialarbeiter für die
Wohnheime einstellen, die Ausländerbehörde musste aufgestockt werden. Statt pauschal
pro Flüchtling 1 100 Euro für
Sprachförderung, Sozialarbeit
und anderes vom Land zu bekommen, würde sich Salomon
die Erstattung der tatsächlichen
Kosten wünschen.
Die Landesregierung betont,
die Kommunen bei der Integration nicht alleine zu lassen. 2017
sei geplant, 160 Millionen Euro
den Kommunen dafür zukommen zu lassen. Während das
Land aber von einer einvernehmlichen Lösung mit den
Kommunen ausgeht, gärt es in
den Kommunen. Salomon beschreibt die Stimmung in der
Vorstandssitzung des Städteund Gemeindetags vor zwei Wochen als rebellisch. Die LandesreFOTO: DPA gierung müsse sich überlegen,
ob sie gegen 1 100 Bürgermeister
mit einem „Worst-Case-Szena- regieren wolle. „Wir als Städtetag
rio“ rechnet. Aber klar ist ihm, werden mobil machen. Das darf
dass die grün-schwarze Landes- man sich nicht gefallen lassen.“
regierung in ihrem ersten Jahr Das Land zahle einen hohen podie Pflöcke für die Sparpolitik litischen Preis, wenn es die Komeinschlagen will – und sich zu- munen weiterhin so schlecht bemindest kurzfristig davon nicht handele, warnt er.
abbringen lassen wird.
Die Kommunen reagieren unGründe für die hoterschiedlich auf die
hen finanziellen Befinanziellen Zwänge.
lastungen sind die
Salomon hält es für
erhöhte
Anfordefalsch, wie vor zehn
rung an die KinderJahren Investitionen
betreuung, der Auszu stoppen, weil Krebau der Infrastrukdite derzeit fast
tur, die Sanierung
nichts kosten, wähmaroder
Schulgerend die Baukosten
bäude und die Inte- „Die Landesregie- ständig steigen. Aufgration der FlüchtInvestirung muss sich geschobene
linge. So hat Freiburg
tionen könnten sich
allein für Flücht- überlegen, ob sie dann als sehr teuer
gegen 1 100
lingsunterkünfte 60
erweisen. Doch beim
Millionen Euro ausBürgermeister Personalaufbau will
gegeben. Erstattet
der Freiburger Oberregieren will.“
bekommen die Städbürgermeister die
Nachweis
Zitat
te vom Land dafür
Bremse betätigen.
die jährliche AbRund 700 neue Stelschreibung. Die Refinanzierung len haben die Ämter aufgrund
zieht sich also über viele Jahre der wachsenden Aufgaben beanhin. Ohne neue Kredite ist das tragt. 150 sind bereits besetzt.
für Freiburg und andere Städte Insgesamt sollen es aber nicht
nicht zu schaffen. Zudem muss mehr als 270 werden.
Zwickmühle Zuwanderung
Die Schweizerische Volkspartei(SVP) tobt: Bern will nochmals ABSTIMMEN lassen
In der Schweiz erregt die Zuwanderungspolitik erneut die Gemüter. Vor wenigen Wochen hatten Kantone wie Basel und die
dortigen internationalen Konzerne sich bitter beschwert, dass
die Berner Regierung die Kontingente für Arbeitskräfte aus
Nicht-EU-Ländern empfindlich
gekürzt hat und diese Kräfte nun
empfindlich fehlen und Investitionen umgeleitet würden. Bern
hatte ein Einsehen und nun die
Kontingente wieder erhöht,
wenn auch nicht, wie gewünscht,
auf den Stand von 2008.
Bern hatte mit der Reduzierung der Kontingente auf die
von der Schweizer Rechten gewonnene
Masseneinwanderungsinitiative reagiert, die die
Regierung in enorme Probleme
mit der Europäischen Union gebracht hat. Die Schweiz ist mit
dieser über die sogenannten Bilateralen Verträge eng verknüpft
und genießt etwa beim Marktzugang die Privilegien eines EUMitglieds. Andererseits hat sich
die Schweiz damit auch zur Per-
sonenfreizügigkeit
bekannt.
Seither wird eifrig nach Wegen
gesucht, die Folgen der Masseneinwanderungsinitiative
mit
Brüssel zu vrhandeln. Beschränkt die Schweiz einseitig
die Zuwanderung, hieß es bislang, würden auch die restlichen
verträge gekündigt. Die Schweizer Wirtschaft würde dies empfindlich treffen, die EU ist ihr
wichtigster Exportmarkt.
Nun hat die Regierung sich
zur Gegeninitative Rasa positioniert, die sie zur Ablehnung
empfiehlt. Stattdessen hat sie
überraschend ein Gegenreferendum angekündigt. Das Volk soll
nochmals abstimmen, ob Verfassung bleiben soll, was Verfassung wurde: die Beschränkung
der Zuwanderung auch aus EULändern.
Das Parlament diskutiert bisher keine bessere Lösung für die
Zwickmühle als einen höchst
komplizierten und aufwendigen
„Inländervorrang light“. Schweizer Unternehmen sollen einheimische Bewerber in jedem Falle
einladen und eine eventuelle Absage ausführlich begründen
müssen. Das reiche aber laut Regierung nicht einmal aus, um die
Masseneinwanderungsinitiative
umzusetzen.
Gegen das Vorhaben, das Volk
erneut über die Zuwanderung
abstimmen zu lassen, läuft unter anderem die Schweizerische
Volkspartei SVP Sturm und
spricht von Nichtbeachtung des
Volkswillens. Am Donnerstag
war SVP-Vordenker Christoph
Blocher vor die Presse getreten
und hat den Bruch mit der EU gefordert, um wieder selbst das
Heft des Handelns in der Hand
zu haben.
Sollte die EU auf ihrer harten
Position beharren – entweder
Freizügigkeit oder nichts –, soll
die Regierung die Verträge selbst
kündigen. Weil Blocher nicht erwartet, dass es dazu kommen
wird, kündigt er bereits eine
Volksabstimmung über die Kündigung der Bilateralen an: „Das
haben wir beschlossen.“
RENÉ ZIPPERLEN
2 AUS DER REGION
Der Sonntag · 30. Oktober 2016
Neue, alte Partner
KURZ GEFASST
UMFRAGE
Situation der hausärztlichenVersorgung
Der Kreis Waldshut will die hausärztliche Versorgungssituation
durch ein Forschungsprojekt untersuchen. Im Auftrag des
Landratsamtes wird deshalb das Institut für Allgemeinmedizin
des Uniklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, in
den nächsten Wochen eine Befragung von Bürgern zu deren
Einschätzungen der medizinischen Versorgung in der Region
durchführen. Dafür werden 2 000 zufällig ausgewählte Bewohner
des Kreises angeschrieben. Ziel ist laut Landratsamt, ein modernes Konzept für die zukünftige medizinische Versorgung
im Landkreis Waldshut zu erstellen. Die Projektverantwortlichen
und das Landratsamt Waldshut hoffen auf eine rege Beteiligung
bei dieser Erhebung. Für Fragen stehen das Institut für Allgemeinmedizin, Campus Lübeck, Tel. 0451/3101-8012 und
das Landratsamt Waldshut – Gesundheitsamt, Tel. 07751/ 86-5121
DS
zur Verfügung.
BAUSTELLE
Warmbacher Straße wird voll gesperrt
Im Zuge der Kanalsanierungsarbeiten in Rheinfelden ist die
Warmbacher Straße (B34) im Bereich Ortsmitte Warmbach
bis zur Kreuzung Mouscron-Allee vom 2. November bis voraussichtlich zum 28. Februar voll gesperrt. Die Umleitungsstrecken sind ausgeschildert, auch der Stadtbus und der
Linienbus werden umgeleitet.
KRIPO
NINA LIPP
DS
Männliche DNA an toter Medizinstudentin
Bei ihren Ermittlungen im Fall der am 16. Oktober nach einem
Sexualverbrechen in der Dreisam ertrunkenen Medizinstudentin
verfügt die Freiburger Kriminalpolizei seit Wochenbeginn
über die Auswertungen der Spuren durch das Stuttgarter
Kriminalamt: Am 19-jährigen Opfer konnten laut Polizeiangaben
männliche DNA-Spuren festgestellt werden. Ein Abgleich mit
der bundesweiten DNA-Analyse-Datei wird derzeit vorgenommen. Im Zusammenhang mit dem Gewaltverbrechen in der
Nacht zum 16. Oktober bittet die Freiburger Kripo weiterhin
DS
um sachdienliche Hinweise unter 07 61/882 57 77.
Die Wende
fällt aus
Nach den Wahlen: BASEL bleibt weiter rot-grün regiert
Außergewöhnliche Umstände
erfordern
außergewöhnliche
Methoden. Und so interviewte
die Redaktion der Basler Zeitung
diese Woche ihren eigenen Chefredakteur. Warum, wurde Markus Somm gefragt, ist es in Basel
trotz unserer Kampagnen nicht
zur „bürgerlichen Wende“ gekommen? Somm zeigte sich von
den politischen Partnern enttäuscht und erklärte vor allem,
die Schweizerische Volkspartei
SVP hätte versagt und offensiver
die Flanken des regierenden, rotgrün dominierten Bündnisses
angreifen müssen.
Die BaZ hat viel dazu beigetragen, eine „bürgerliche Wende“
mit der SVP an der Spitze herbeizuschreiben, sie hat im Stakkato
Hans-Peter Wessels’ (SP) Verkehrspolitik angegriffen und ihren Lieblingsfeind, den Freisinnigen Sicherheitsdirektor (vergleichbar mit einem deutschen
Innenminister) Baschi Dürr im
Vorfeld fast zerlegt. Das hat auch
gut funktioniert, Dürr ist bei den
Wahlen deutlich abgeschmiert.
Dumm nur, dass es mit den Konservativen und Rechtskonservativen ein „Boygroup“-Viererbündnis eingegangen war, das
scheiterte.
Gleich drei Wahlen fanden am
vergangenen Sonntag statt: die
für die Basler Regierung, für das
Regierungspräsidium (also Regierungschef) und für das 100köpfige Parlament, den Großen
Rat. Stärkste Partei dort bleiben
Der Streit um die AQUALON-SUBVENTIONEN ist beigelegt, ein neuer Vertrag unterschrieben
Die Aqualon Therme bleibt
der Stadt Bad Säckingen
dauerhaft erhalten – und
mit ihr der Status der Stadt
als Heilbad. Die Stadt und
der Aqualon-Betreiber, die
Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und
Baden, haben diese Woche
den Vertrag unterschrieben.
Damit ist der Streit der vergangenen Monate auf Eis
gelegt.
die Sozialdemokraten von der SP
mit 34 Sitzen (plus 1), gefolgt von
der SVP mit 15 Sitzen. Es folgen
gleichauf die Grünen (14, plus 1)
und die liberale LDP (14, plus 4)
sowie die FDP (10, minus 2), die
CVP bleibt bei sieben Sitzen, die
Grünliberalen kommen auf vier.
Eine echte Überraschung gab
es bei den Wahlen für den Regierungsrat, also die Regierung des
Halbkantons: Hier müssen sowohl SP-Mann Hans-Peter Wessels (22 500 Stimmen) als auch
Baschi Dürr (21 090 Stimmen) in
den zweiten Wahlgang. Nicht zuletzt, weil überraschend die Grüne Elisabeth Ackermann auf Anhieb den Sprung in die Regierung geschafft hat. Ebenfalls gewählt sind Stimmenkönigin Eva
Herzog (SP), Conradin Cramer
(LDP), Christoph Brutschin (SP)
und Lukas Engelberger (CVP).
Der Kampf um die beiden Nachrückertickets bleibt heiß: Vor allem SVP-Mann Lorenz Nägelin
(17 269 Stimmen) hatte sich viel
mehr ausgerechnet. Er tritt nun
nochmals an, liegt aber hinter
Überraschungskandidatin Heidi
Mück (Grünen-Bündnis Basta,
18 105 Stimmen) zurück.
Noch kein Ergebnis gibt es für
die Regierungsspitze: Baschi
Dürr sackte von 44 Prozent der
ersten Wahlumfrage auf 30 Prozent ab und liegt deutlich hinter
Elisabeth Ackermann von den
Grünen (38 Prozent). Zum zweiten Wahlgang am 27. November
RAZ
tritt Dürr nicht mehr an.
Einigkeit und Einvernehmen
herrschte zwischen dem Bad Säckinger Bürgermeister Alexander Guhl, dem Direktor der Stiftung Gesundheitsförderung Bad
Zurzach und Baden, Rainer Blaser, und Volker Kull, dem Geschäftsführer des Bad Säckinger
Rehaklinikums. Am Donnerstag
haben sie gemeinsam im Sitzungssaal des Bad Säckinger Rathauses einen Vertrag unterzeichnet, von dem lange nicht
klar war, ob er je zustandekommt: Darin beauftragt die
Stadt die Thermen-Betreiber mit
der Erfüllung öffentlicher Aufgaben: dem „Betrieb eines öffentlichen Mineralwasser-Thermalbads mit Innen- und Außenbereich, einer öffentlichen Saunawelt,
eines
öffentlichen
Naturschwimmbades und Räumen für Massage- und medizinische Trainingstherapie“.
–
Rehaklinik profitiert
–
Bad Säckingen zahlt dafür im
Jahr im Schnitt 600 000 Euro an
die Schweizer, und zwar laut Vertrag rückwirkend ab Dezember
2015 bis zum 31. Dezember 2029.
Für Volker Kull, dem Geschäftsführer des Bad Säckinger
Rehaklinikums, und seine Mitarbeiter eine gute Nachricht. Denn
die Klinik wäre bei einer Schließung des Aqualons gefährdet
gewesen, da sie das Thermalbad
für therapeutischen Anwendungen und dortige Therapieräume
nutzt. „Der Vertrag ist ein wichtiges Signal für die etwa 150 Ar-
FOTO: ZVG
FOTO: ZVG
Euro. Zudem müsse in die Wasser- und Gebäudetechnik, die Sanierung der Becken und Fassaden investiert werden.
Insgesamt werde die Stiftung
dann 13 Millionen Euro in Bad
und Saunalandschaft investiert
haben. Blaser kündigte an, dass
Investitionen in Sanierung der Stiftungszweck „würdig ins
–
Alter treten“ auch in Bad SäckinDer neue Umkleidetrakt kostet gen umgesetzt werden soll. Was
laut Blaser rund zwei Millionen die Stiftung konkret plant, werde
eine Projektstudie zeigen.
Der Hintergrund: Die kommunal betriebene Therme ging
in die Insolvenz und wurde 2007
von der Schweizer Stiftung übernommen. Die neuen Eigentümer investierten kräftig – im Gegenzug wurde ihnen ein jährlicher Zuschuss von 600 000 Euro
aus
der
knappen
Gemeindekasse
versprochen.
Ende vergangenen Jahres hatte
Bürgermeister Alexander Guhl
die von seinem Vorgänger vereinbarten Zahlungen jedoch eingestellt.
In der Gemeinderatssitzung
der Vertrag rechtskräftiglexander Guhl, dem Direktor der Stiftung Ge- am 10. Oktober stimmten die
sundheitsförderung Bad Zurzach und Baden, Rainer Blaser, und Volker Bad Säckinger Gemeinderäte
Kull, dem Geschäftsführer des Rehaklinikums.
dem Bertrauungsakt zu.
Der wurde im Dezember vergangenen Jahres gestoppt, als Guhl
die Zahlungen stoppte – aus
Angst, damit gegen EU-Recht zu
verstoßen,
das
staatlichen
Markteingriffen enge Grenzen
setzt.
–
WAR NOCH WAS?
Die Woche vom 24. bis 29. Oktober
Montag
In den frühen Morgenstunden
Gerät in der Wehrer Seebodenstraße ein Heißwasserbereiter in
Brand, das Feuer greift dann auf
eine Holzwand über. Sowohl
Feuerwehr, Deutsches Rotes
Kreuz als auch Polizei rücken
aus. Zwar ist das Gebäude stark
verqualmt, aber niemand verletzt sich. Der Schaden liegt geschätzt bei 30 000 Euro.
Dienstag
Ein 77-jähriger Mann ist mit seinem Traktor und Anhänger bei
Obereggenen unterwegs, als der
TRAKTOR beim Wenden auf einer aufgeweichten, abschüssigen Wiese umstürzt und den
Fahrer unter sich einklemmt.
Die Feuerwehr befreit ihn, der
Mann wird zur Untersuchung in
die Uniklinik Freiburg gebracht.
Donnerstag
Das Basler Rathaus (hier der Großratssaal) bleibt rot.
In Bad Säckingen kann weiter geplanscht, sauniert und gekurt werden.
beitsplätze in der Klinik“, sagte
Kull. Die Stiftung beschäftigt in
Bad Säckingen rund 70 Mitarbeiter. Im Gegenzug hat sich die
Stiftungverpflichtet, in das Thermalbad zu investieren: Weitere
acht Millionen Euro will die Stiftung laut deren Direktor Blaser
bis 2029 in diejenigen Bereiche
des Aqualon investieren, die der
Betrauungsakt nicht abdeckt,
wie den Umbau der Garderoben.
Gegen 22 Uhr bekommt die Polizei den Hinweis, dass in Schopfheim ein betrunkener Autofahrer unterwegs ist. Weil sich der
Anrufer das Nummernschild ge-
Am Freitag waren Sameday Records aus Wehr zu Gast beim SWR
CORDS, sind zu Gast in der SWR
Sendung „Kaffee oder Tee.“ Live
spielen die drei Musiker neue
Songs ihres Debütalbum „Never
Ending“ und lassen sich bei leckerem Butterkuchen zu ihren
Erfahrungen bei The Voice of
Germany ausfragen. Dort hatten
sie sich mit „Friday I'm In Love“
in das Team von Andreas BouraFreitag
ni gesungen. Auch kündigen sie
Daniele Cuviello, Severin Ebner ihr Konzert im Bad Säckinger
und Patrick Huber aus Wehr, bes- Kursaal am Freitag, 18. Novemser bekannt als SAMEDAY RE- ber, ab 20 Uhr, an.
merkt hat, können die Beamten
die Anschrift des Fahrzeughalters ermitteln. Dort werden sie
fündig: Der Mann ist so betrunken, dass er auf dem Fahrersitz
des parkenden Autos eingeschlafen ist. Ein Test ergibt einen Wert
von 1,9 Promille.
FOTO: SCREENSHOT
Samstag
Der Vorstand der Genossenschaft DORFLADEN ÖFLINGEN
lädt zu einem kleinen Fest. Gemeinderäte bewirten die Gäste.
Man will in geselliger Atmosphäre ins Gespräch kommen. Ist da
was im Busch? Erst im August
hatte sich der aktuelle Vorstand
zusammengefunden, diese Woche wurde bekannt, dass das ersRamona Genter ihr Amt im VorNIL/GTR
stand aufgeben will.
DIE DRITTE SEITE 3
Der Sonntag · 30. Oktober 2016
Einfaches Leben statt Brot und Rosen
Mit einem weiblichen Führungs-Duo und dem Thema „Soziale Gerechtigkeit“ will die SPD im Land in die Erfolgsspur zurück
TONI NACHBAR
J
ulien Bender war begeistert.
„Sozialdemokratisches Feuer“ will der 31-jährige Freiburger verspürt haben, als auf dem
Landesparteitag der SPD die
frischgewählte Vorsitzende Leni
Breymaier die Delegierten auf
bessere Zeiten einschwor. „Begeisternde Passagen“ habe die
Rede der neuen SPD-Landeschefin auf dem Heilbronner Parteitag am vergangenen Samstag
enthalten, fand die Landtagsabgeordnete Gabi Rolland: „Man
hat das Herz der Partei schlagen
hören“, sagt Bender, der in Freiburg für ein SPD-Bundestagsmandat kandidieren will.
Frische Zuversicht hat die baden-württembergischen Genossen in der Käthchenstadt erfüllt:
Die SPD könne doch den Weg aus
der Misere finden, die sich bei
der jüngsten Landtagswahl im
März in gerade noch 12,7 Prozent
der Wählerstimmen offenbarte.
Zwischen Weil am Rhein und
Wertheim sind die Sozialdemokraten nur noch die vierte politische Kraft – mit lediglich 19 Sitzen im Stuttgarter Landtag.
Doch nun sollen die kampferprobte Gewerkschafterin, die
56-jährige Ulmerin Leni Breymaier, als Vorsitzende und die
erst 31 Jahre junge bislang eher
unbekannte Luisa Boos aus Sexau als Geschäftsführerin die
SPD in die Erfolgsspur zurückführen. Breymaier und Boos
wollen im Land die Partei mit
150-jähriger Tradition wieder
jung und dynamisch wirken lassen.
Sie stehen mit ihren Genossinnen und Genossen jedoch vor
einer Herkules-Aufgabe. „Sie haben jetzt aber eine Chance“, sagt
der Freiburger Parteienforscher
Professor Ulrich Eith: „Sie müssen in die Öffentlichkeit vordringen mit einer politischen Erzählung, die sich als echte Alternative anhört – zu dem die Ökologie
und Ökonomie vereinenden
grün-schwarzen Zukunftsprojekt im Land.“ Die SPD, Breymaier, Boos und Co., wollen neben
und auch gegen Energiewende
und Automobilbranche, zu Photovoltaik und Digitalisierung die
soziale Gerechtigkeit sowie die
gesellschaftliche Solidarität stellen. „Wo die Regierung von Technologie redet, sprechen wir vom
Menschen“, sagt die Freiburgerin
Gabi Rolland. Luisa Boos fügt
hinzu: „Klarer und deutlicher als
in der Vergangenheit.“
–
Schlechte Aussichten
auf Erfolg
–
Die SPD in Baden-Württemberg
auf Erneuerungskurs: Das hört
sich gut an, ist aber eine gewaltige Herausforderung. Und niemand kann garantieren, dass die
Partei damit im Land noch einmal reüssiert. „Baden-Württem-
Verspäteter Führungswechsel: Die frisch gewählte SPD-Landesvorsitzende Leni Breymaier lässt sich von ihrem zurückgetretenen Vorgänger Nils
FOTO: DPA
Schmid gratulieren.
berg ist strukturkonservativ,
hier ist der gut bezahlte Facharbeiter mit Eigenheim schon Kapitalist“, sagt der Leiter der Freiburger Filiale der Landeszentrale
für politische Bildung, Michael
Wehner.
Die Stuttgarter Zeitung erinnerte vor dem Heilbronner Parteitag die SPD ebenfalls daran,
wie gering in Baden-Württemberg ihre Attraktivität für die
„gut verdienenden, selbstbewussten und technologieaffinen
Beschäftigten im Maschinenbau
und in der Automobilbranche“
sei. Die Sozialdemokratie habe
zudem die Intellektuellen und
das urbane Bürgertum an die
Grünen verloren, und – noch
schlimmer – viele ihrer treuesten Stammwähler durch die
Agenda-Politik ihres Ex-Bundeskanzlers Gerhard Schröder verprellt. Der Münchner Politologe
Edgar Grande warnt die SPD vor
einem Versagen an einer anderen brisanten Front: Die Flüchtlingskrise hätte gezeigt, dass zur
traditionellen sozial-ökonomischen Konfliktlinie in der Politik
eine neue – „kulturell-identitäre“ – hinzugekommen sei. Geprägt durch „Internationalismus, Antifaschismus, Verfassungspatriotismus und Solidarität“ sei die Sozialdemokratie im
Kampf um das Herz des kleinen
Mannes gegenüber der Herausforderung durch die AfD in einer
schwierigen Situation.
Christoph Bayer, langjähriger
SPD-Landtagsabgeordneter für
den Breisgau-Hochschwarzwald,
räumt ein, skeptisch die angekündigte Erneuerung der Partei
in Baden-Württemberg zu verfolgen: Schon personell habe sei-
„Wir wollen und dürfen nicht über jedes Stöckchen springen, das man
FOTO: DPA
uns hinhält“: Luisa Boos.
ne Partei nach dem Wahldebakel
im März einen Fehler begangen,
Breymaiers Vorgänger, Nils
Schmid, hätte sofort zurücktreten müssen. Doch personelle
und strukturelle Veränderungen
würden der SPD nicht aus dem
Tief helfen – sondern nur ein
grundlegender Richtungswechsel: Ein geduldig durchdachter
und umfassender „change by design“ sei das Gebot der Stunde
und nicht ein aktionistischer
„change by desaster“. In einem
zusammen mit dem emeritierten Waldkircher Hochschullehrer Herbert Schweizer verfassten
Thesenpapier fordert Bayer von
der SPD das Entfachen einer gesellschaftspolitischen Debatte,
bei der ein „soziales Koordinatensystem jenseits der Wachstumsgesellschaft“
entwickelt
würde: „Deutschland und Europa brauchen neue Hoffnung
und die Kraft zu einem neuen
Lebensstil und einer neuen Politik, die nicht nur rhetorisch Brot
und Rosen fordert.“ Zu einer solchen Zukunftsvision für eine soziale Demokratie, für eine „Kultur des Genug“, für ein „einfaches gutes Leben“ sei aufgrund
ihrer Werte vor allem die SPD
prädestiniert – vorausgesetzt, sie
sei dazu motiviert.
–
Attacken gegen
die Grünen
–
Wer mit Luisa Boos spricht,
könnte leicht auf den Gedanken
kommen, die neue Geschäftsführerin habe ein Gespür für solche Visionen. Doch sie muss nun
die Landespolitik ihrer Partei
besser „verkaufen“, als es in der
Schmid-Ära geschehen ist, die
SPD-Mitglieder für den Bundestagswahlkampf im nächsten
Jahr motivieren und – das ist ihr
besonderer persönlicher Ehrgeiz
– die Basis wieder mehr in den
innerparteilichen Meinungsbildungsprozess einbinden.
Von wegen Linksruck: „Sichtbar und stark“ sagt Boos, „soll die
SPD wieder werden.“ Dank der
Themen, die zuletzt „untergegangen waren“: niedrige Renten,
Altersarmut, Wohnungsnot, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, aber auch die Vereinbarkeit
von Familie und Beruf, die Bildungspolitik und die Digitalisierung. Hier wollen die Sozialdemokraten die grün-schwarze
Landesregierung angreifen und
bessere Alternativen aufzeigen.
Auf die Grünen und den Ministerpräsidenten
Winfried
Kretschmann sind die „Roten“
derzeit nicht gut zu sprechen. Sie
lästern über den „grünen Kapitalismus“, der das Land überziehe,
sie bezeichnen die Grünen als
die dritte konservative Partei im
Land – neben der CDU und der
FDP. Dass der Ministerpräsident
die Ehe als wünschenswerteste
Lebensform bezeichnet haben
soll, ist für Boos wie ein Offenbarungseid, wie wenig sich der ExKoalitionspartner gesellschaftspolitisch von der CDU noch unterscheide. Der ehemalige SPDJustizminister und jetzt nur
noch SPD-Landtagsabgeordnete
für Lörrach und Umgebung, Rainer Stickelberger, attackiert das
grüne Postengeschacher in Regierungspräsidien und landeseigenen Gesellschaften und sieht
keine Differenz mehr zu jenen
Zeiten, als die Christdemokraten
auf hohen Rössern durch das
Land ritten: „Alles dient nur den
Zwecken
Machterhalt
und
Machterwerb.“ Soziale Kälte tragen die Grünen stolz wie ein
Schild vor sich her, findet Gabi
Rolland und kritisiert deren Pläne, das Studieren wieder teurer
zu machen: „Dies zeigen Überlegungen zu einer Campus-Maut
für ausländische Studierende.“
Die Grünen anzugreifen fällt
derzeit sogar leichter, als der AfD
Paroli zu bieten. In die Auseinandersetzung mit der rechten Protestpartei auf deren Terrain zu
treten – dazu verspüren die Sozialdemokraten vor allem Unlust.
Dies sei auch nicht falsch, meint
Politik-Professor Eith, denn eine
von Rassismus gefärbte Debatte
könne am Ende der SPD schaden.
„Wir können nicht auch noch
dem Populismus verfallen“, sagt
der Freiburger SPD-Kreisvorsitzende Julien Bender. Zurückhaltung hat sich auch Luisa Boos
auferlegt: „Wir wollen und dürfen nicht über jedes Stöckchen
springen, das man uns hinhält.“
Ergo: Das beste Mittel, die AfD
zu bekämpfen, sei eine gute Sozialpolitik vor allem für jene, die
sich abgehängt fühlen im nach
wie vor prosperierenden BadenWürttemberg. Davon gebe es leider noch immer zu viele Bürger,
sagt Boos und verweist auf den
Armutsbericht der ehemaligen
Sozialministerin Karin Altpeter.
Folglich: „Wir brauchen eine
Energiewende, die sich jeder leisten kann“, fordert Gabi Rolland
und beklagt zu hohe Mieten und
Nebenkosten. Oder: Wer nicht
fürchten muss, als Rentner arm
zu sein, wer erlebt, dass Kinderbetreuung erschwinglich ist, wer
einer zahlenmäßig starken und
gut ausgestatteten Polizei vertraut, der käme gar nicht auf den
Gedanken, die AfD zu wählen.
Das Thema „Innere Sicherheit“ und die AfD beschäftigen
die Emmendinger SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Wölfle:
„Es ist sehr schwer, wenn nicht
unmöglich, sich inhaltlich mit
der AfD auseinanderzusetzen.
Im Landtag redet die AfD
schlichtweg an den Themen vorbei, in der öffentlichen Ausein-
andersetzung scheut sie Auftritte bei Podiumsdiskussionen.“
Somit wirke gegen sie nur Sozialpolitik aus der SPD-DNA.
Die Optimisten in der SPD
wollen sich nicht beirren lassen.
Sie sind sich sicher, die richtigen
Themen gefunden zu haben.
Dass der SPD-Fraktionsvorsitzende in Stuttgart, Andreas
Stoch, seine Parteifreunde warnte, nicht in die Versuchung zu geraten, die Linkspartei zu imitieren, hat eine Sabine Wölfle nicht
erschreckt: „Ach, Linksruck – das
ist ein Medienbegriff.“
Dass die baden-württembergische SPD aber rasch mit guten
Wahlergebnissen wie zu Jahrtausendbeginn unter der Spitzenkandidatin Ute Vogt belohnt
wird, glauben nicht einmal die
Zuversichtlichen: „Wir sind auf
harte und schwere Jahre eingestellt“, gesteht Gabi Rolland, die
täglich registrieren muss, welche
Kärrnerarbeit eine nur noch 19köpfige Fraktion in Stuttgart
leisten soll.
Bis zur nächsten Landtagswahl ist es zudem noch lange
hin. Dafür wirft die Bundestagswahl 2017 ihre Schatten schon
voraus. In den nächsten Wochen
muss die Basis ihre Kandidaten
für die baden-württembergischen Wahlkreise wählen, im
März wird dann um die Plätze
der Kandidaten auf der Landesliste verhandelt. Offen über den
besten oder erwünschten SPDSpitzenkandidaten in Berlin zu
sprechen, wird konsequent vermieden. Es ist aber kein Geheimnis, dass der derzeitige Parteivorsitzende Sigmar Gabriel in Südbaden nicht den besten Ruf besitzt. Zu viel sei nach seinem
Vorbild zwischen verschiedenen
Positionen hin und her laviert
worden. Dies will die badenwürttembergische SPD unter
Breymaier nicht mehr tun.
Die schönsten Tagesfahrten
D
Sa. 5.11. Einkaufsfahrt nach Mailand
44,–
So. 6.11. Cannobio – Sonntagsmarkt
39,–
So. 13.11. Farbenprächtige „Chrysanthema“ in Lahr
28,–
Fußballfahrt nach München (inkl. Karte)
Sa. 10.12.–So. 11.12. FC Bayern München – VfL Wolfsburg
ÜF 259,–
Herzlich willkommen bei unseren Herbstfahrten
3.11.– 6.11. Berchtesgadner Land, Königsee, Bad Reichenhall HP 473,–
17.11.–20.11. Venedig in der ruhigen Zeit
HP 368,–
Schöne Adventsfahrten
24.11.–27.11.
24.11.–27.11.
25.11.–27.11.
26.11.–27.11.
26.11.–27.11.
26.11.–27.11.
26.11.–27.11.
26.11.–27.11.
30.11.– 2.12.
1.12.– 4.12.
1.12.– 4.12.
3.12.– 4.12.
4.12.– 7.12.
5.12.– 6.12.
8.12.–11.12.
8.12.–11.12.
10.12.–11.12.
10.12.–11.12.
17.12.–18.12.
17.12.–18.12.
Bezaubernder Salzburger Christkindlmarktt
ÜF 406,–
Adventsmarkt in Wien
ÜF/HP 421,–
Zum Weihnachtsmarkt nach Köln
ÜF 279,–
Rheinland und Rüdesheim – Weihnachtsmarkt ÜF 165,–
Christkindlmarkt in München
ÜF 169,–
„Starlight-Express“ in Bochum Karten ab 108,– ÜF 155,–
Heidelberger Schlossweihnacht
ÜF 178,–
Christkindlmarkt in Nürnberg
ÜF 167,–
Konzert der Regensburger Domspatzen
ÜF/HP 352,–
Zum Striezelmarkt nach Dresden
ÜF 396,–
Prager Advent – die Stadt an der Moldau
ÜF/HP 328,–
Christkindlmarkt in Augsburg
ÜF 178,–
Weihnachtsland im Erzgebirge
HP 469,–
Nikolausfahrt nach Südtirol – Bozen und Brixen HP 398,–
Altötting im Advent
HP 420,–
Leipzig im Advent
ÜF/HP 421,–
Christkindlmarkt in Nürnberg
ÜF 167,–
Heidelberger Schlossweihnacht
ÜF 178,–
Christkindlmarkt in Nürnberg
ÜF 167,–
Christkindlmarkt in München
ÜF 169,–
Weihnachts23.12.–27.12.
23.12.–27.12.
23.12.–27.12.
23.12.–27.12.
23.12.–2.1.17
23.12.–2.1.17
28.12.–2.1.17
29.12.–2.1.17
30.12.–1.1.17
und Silvesterfahrten
Weihnachten im Erzgebirge
HP 615,–
Weihnachten i. Hotel „Unterwirt“ in Ebbs in Tirol HP 654,–
Südtiroler Bergweihnacht – m. Weihnachtskonzert HP 549,–
Weihnachten im Bayerischen Wald –
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Hotel „Lindberg“ mit Hallenbad
Weihnachten und Silvester im Erzgebirge
HP 1195,–
Weihnachten und Silvester i. Bayerischen Wald HP 1058,–
Silvester im Bayerischen Wald
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Silvester in Freiberg im Erzgebirge
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4 AUS DER REGION
GESICHT DER WOCHE
SCHIEDSRICHTER TOBIAS STIELER
Die Lust, Elfmeter zu pfeifen
O
Mann, Stieler! „Wie kann schon einmal entschuldigen
man so einen Elfer pfei- müssen – nach dem DFB-Pokalfen?“, fragte die Bild-Zei- halbfinale zwischen Bayern
tung den Schiedsrichter aus
München und Werder Bremen:
Hamburg, nachdem er im DFB- Auch dort hat er auf Strafstoß
Pokalspiel SC Freientschieden, obburg – SV Sandhauwohl keine Regelsen am Dienstag
widrigkeit vorlag.
der Streich-Elf eiPro Gastgeber.
nen Strafstoß „geDies reicht nicht
schenkt“ hatte,
aus für eine Verden Petersen zum
schwörungstheo3:3 verwandelte.
rie. Doch im KonTobias Stieler, 35text einer Schiedsjähriger Jurist aus
richterkultur, die
dem hessischen
sich längst nicht
Unbekümmert pro Elf- mehr an der MaxiObertshausen, ist
seit 2012 Bundesli- meter: Schiedsrichter
me ausrichtet, ein
Tobias Stieler. FOTO: DPA guter Unparteiga-Schiedsrichter
und darf seit 2014
ischer ist der, den
sogar international pfeifen. Es
man während eines Spiels gar
spricht für ihn, dass er sich
nicht bemerkt, werden die Fehlnach dem Fehler in Freiburg bei entscheidungen Stielers sowie
den Sandhäusern entschuldigt die vieler seiner Kollegen zu eihat. Dem Schiedsrichterwesen nem grundsätzlichen Problem:
dient es jedoch nicht, wenn gut- Schiedsrichter, die auffallen
gläubige Beobachter Stielers
sollen, neigen zu mehr WahrAktion als Wahrnehmungsnehmungsfehlern als jene, die
fehler abtun und zur Tagesord- ein Spiel mit dem Vorsatz lennung übergehen nach dem
ken, drastische Entscheidungen
Motto: „Alles halb so schlimm.“ – Elfmeter, Platzverweise – zu
Denn als Stieler in Freiburg
vermeiden.
patzte, führte der Zweitligist
Im dynamischen kampfbetonacht Minuten vor Schluss mit
ten Fußball sind Fehlentschei3:2 und schnupperte an einer
dungen unvermeidlich. Und
Sensation, für die die Nordgerade deshalb nagen Stielers
badener enorm viel investiert
Fehler so sehr an der Glaubwürhatten. Die Unbekümmertheit, digkeit seiner „Wahrnehmunmit der Stieler bereit war, diegen“. Es wäre an der Zeit, einen
sen Erfolg zu vereiteln, wirft
schweren Fehler pro Bremen in
Fragen auf, die mit einem Wahr- München und pro Sandhausen
nehmungsfehler nicht zu bein Freiburg zu begehen. Dann
antworten sind. Denn für einen wäre Stieler einer, der unpartei„Wahrnehmungsfehler“ hat
isch irrt. Und korrekt.
TONI NACHBAR
sich Stieler in diesem Jahr
Lehrer kritisieren
„Taschenspielertrick“
Streit um Ausbau der INKLUSION vorerst beigelegt
Es schien das Ende dreier zentraler
Bildungsvorhaben
des
Landes Baden-Württembergs zu
sein. Vor zwei Wochen gab Kultusministerin Susanne Eisenmann bekannt, den Ausbau der
schulischen Inklusion, den Ausbau der Ganztagsschulen und
den Informatikunterricht ab der
siebten Klasse stoppen zu müssen, weil nicht genug Lehrerstellen vorhanden sind. „Mir fehlen
schlicht die Lehrkräfte“, hatte die
CDU-Politikerin mit Blick auf
den Haushaltsentwurf der grünschwarzen Landesregierung erklärt.
Eisenmann und die grüne Finanzministerin Edith Sitzmann
gaben dann aber am vergangenen Sonntag bekannt, eine Lösung gefunden zu haben. Demnach soll es für das Schuljahr
2017/18 insgesamt 320 zusätzliche Stellen geben. Davon sei die
Hälfte für den Ausbau der Inklusion vorgesehen, also für das gemeinsame Lernen von Schülern
mit und ohne Behinderung. 100
Stellen gebe es für die Ganztagsschulen. Alle Schulen, die für das
kommende Schuljahr den Ganztagsbetrieb beantragt haben,
kommen damit zum Zug. Für
das Fach Informatik werden laut
Ministerium 60 Stellen bereitgestellt.
–
Stellen wurden Grund-
schulen weggenommen
–
Die Stellen für den Ausbau der
Inklusion kommen nach Angaben des Kultusministeriums aus
der geplanten Erweiterung der
Stundentafel für die Grundschulklassen drei und vier. Dort
sind 320 neue Stellen vorgese-
hen. Da aber 160 von diesen erst
im kommenden Schuljahr gebraucht werden, werden diese
zunächst für den Ausbau der Inklusion eingesetzt.
Vor einem Jahr wurde in Baden-Württemberg die Sonderschulpflicht abgeschafft. Seit
dem Schuljahr 2015/2016 können Eltern von Kindern mit einem Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot
wählen, ob ihr Kind an einer allgemeinen Schule oder einem
Sonderpädagogischen Bildungsund Beratungszentrum, den früheren Sonderschulen, lernen
soll. Für die Umsetzung der Vision, hochbegabte, lern- und körperbehinderte Kinder lernen gemeinsam, hatte der frühere SPDKultusminister und heutige
Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Andreas Stoch, mit bis
zu 4 000 zusätzlichen Lehrerstellen kalkuliert. Tatsächlich
wurden seit 2015 nur 400 zusätzliche Lehrkräfte eingestellt,
und dass Eisenmann der grünen
Finanzministerin Edith Sitzmann nun doch 160 Stellen abgerungen hat, feierte Eisenmann
als Erfolg.
„Das ist ein Taschenspielertrick“, kommentiert Peter Fels,
Vorsitzender der Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Kreis Freiburg,
weil keine neuen Stellen geschaffen wurden. „Es muss dringend
mehr investiert werden“, fordert
Fels. „Die 160 Stellen reichen bei
weitem nicht aus“, sagt er, und
auch Josef Klein, Vorsitzender
des Lehrerverbandes Bildung
und Erziehung (VBE) Südbaden,
ist empört: „Das ist ein Tropfen
NIL
auf dem heißen Stein“.
Der Sonntag · 30. Oktober 2016
„Aberwitzige Vorstellungen“
Der Lebensmittelchemiker UDO POLLMER hält nichts von einem globalen Veganismus
Würden alle Menschen vegan leben, gäbe es mehr
Hunger in der Welt, sagt der
Lebensmittelchemiker Udo
Pollmer. Zudem sei der Verzicht auf Fleisch gar nicht
für alle verträglich. Kommenden Freitag ist er zu
Gast in Weil am Rhein.
Sie sagen, der Veganismus würde
in seiner letzten Konsequenz das
Ende unserer Zivilisation bedeuten. Was ist so schlimm daran,
wenn Menschen auf jegliche
tierischen Produkte verzichten?
Damit wir die Menschheit ernähren können, brauchen wir
tierische Erzeugnisse. Nach Angaben der Welternährungsorganisation sind knapp zwei Drittel
der Agrarflächen nur zur Haltung von Tieren geeignet. Für
den Anbau von Tierfutter werden in unserer Gesellschaft nicht
einfach Flächen genommen, auf
denen man Brotgetreide oder
Gemüse anbauen kann. Der
Landwirt baut auf seinen Flächen das an, womit er am meisten Geld verdient, und das wird
immer zunächst Nahrung für
die Menschen sein. Futtermittel
müssen billig sein, deshalb baut
er sie nur dann an, wenn er keine
andere Wahl hat.
Oder wenn der Aufwand nicht
zu hoch ist. Futtermais zum Beispiel ist genügsam und kann gut
maschinell geerntet werden.
Die Vermaisung der Landschaft
hat die Politik so gewollt, weil sie
„Energie vom Acker“ haben wollte. Mais brauchen wir vor allem
für Biogasanlagen. Das ist ökologischer Unsinn. Daneben wird
auch etwas Mais für die Herstellung von Silage als Futter fürs
Milchvieh angebaut. Besonders
wichtig ist bei uns Futtergerste.
Mais und Futtergerste bringen
einen höheren Ertrag als alle anderen Pflanzen. Der Landwirt bekommt aber trotzdem viel weniger Geld, als wenn er Brotweizen
anbauen würde. Die Futtergerste
braucht er, um im Rahmen der
Fruchtfolge im Boden Schädlinge vor allem von Weizennematoden zurückzudrängen. Infolgedessen hat er wieder eine deutlich höhere Weizenernte. Deshalb rechnet sich das.
Es ist also nicht so, dass Tiere
wertvolle Flächen leer grasen
würden?
Veganismus sei eine Ernährungsform für die verwöhnten Söhne und Töchter einer Überflussgesellschaft,
FOTO: PHOTOCASE.DE/EVANOLUPO
glaubt der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer.
weil ihnen spezielle Enzymsysteme fehlen, die wir haben. Menschen, die sich vor allem von
Milch, Fleisch und dem Blut ihrer Herden ernähren, weil sie
sonst nichts haben, werden
krank, wenn man ihre Ernährung auf Gemüse umstellt. Es
sind aberwitzige Vorstellungen,
die in den Köpfen der Menschen
rumgeistern. Die Menschen sind
von ihrem Stoffwechsel her
doch recht unterschiedlich.
Veganismus ist also etwas, das
sich nur eine Wohlstandsgesellschaft leisten kann?
Das ist der entscheidende Punkt!
Veganismus ist nur möglich,
wenn Sie eine globale Lebensmittelversorgung haben, die in
der Lage ist, aus allen Teilen der
Welt Nahrungsmittel, die sich
hier ein paar Leute leisten wollen, nach Deutschland zu schaffen und in den letzten Ort zu karren, damit die Veganer immer eine passende Auswahl haben. Das
Ganze ist eine Ernährungsform
für die verwöhnten Söhne und
Töchter einer Überflussgesellschaft, die jede Bodenhaftung
zur biologischen Realität der
Menschheit verloren hat.
Andererseits betonen Veganer
gerne, dass vor der industriellen
Landwirtschaft sich die Menschen zumindest überwiegend
vegetarisch ernährt hätten.
Besonders populär ist die Behauptung, China habe sich veDer Landwirt wandelt jede mög- gan ernährt und die Leute seien
liche Weide in Ackerboden um, bumperlg’sund gewesen. In Chiweil er damit mehr Gewinn
macht. Nur wenn er nichts andeZUR PERSON
res anbauen kann, weidet er Tiere darauf oder schneidet das
UDO POLLMER, Jahrgang
Gras, siliert und verfüttert es.
1954, arbeitet seit seinem
Das schmeckt den Rindern ganz
Staatsexamen für Lebenswunderbar und ist nahrhafter
mittelcheals Heu. Bei der Futterverwermie 1981 als
tung, die wir heute haben, könfreiberuflinen Sie mit zwei bis drei Kilo Futcher Dozent
termitteln ein Kilo Fleisch pround Publiduzieren. Allerdings nicht mit
zist und als
Raufutter – also Gras oder Silage
Unterneh–, sondern durch Futtergerste
mensberaund andere nahrhafte Reststoffe
ter. Er publider Lebensmittelherstellung wie
ziert unter anderem KolumBiertreber, Zitrusschalen, Rapsnen im Catering Manageexpeller und andere Rohstoffe,
ment Magazin sowie
die wir nicht essen können.
Sendungen für Hörfunk und
Fernsehen. 1994 übernahm
Welche Rolle spielen die verschieer die wissenschaftliche Leidenen Ernährungsweisen in der
tung des Europäischen InWelt dabei?
stituts für Lebensmittel- und
Ernährungswissenschaften
Sie können zum Beispiel NomaDS
(EU.L.E.).
denvölker nicht von Salat ernähren. Davon werden die krank,
na herrschte im letzten Jahrhundert viel Hunger. Diese Menschen hatten überhaupt nicht
die Möglichkeit, auf irgendein
Nahrungsmittel zu verzichten.
Es wurde alles gegessen, was vier
oder sechs Beine hatte und kein
Tisch war. Ein klassisches Gericht dort heißt zum Beispiel
„Fünf Pieps“. Wenn man ein
Mäusenest gefunden hat, hat
man die fünf jungen Mäuslein
genommen und mit Reis zubereitet. Das war so populär wie
Linsen und Spätzle mit Saitenwürschtle.
Gleichzeitig haben Veganer hohe
moralische Ansprüche. Und ein
Schwein in der Massentierhaltung hat kein schönes Leben.
Wir wissen, dass in vielen Teilen
dieser Erde Tiere nicht gut gehalten werden – ihnen geht es
schlechter als den Menschen.
Auch bei uns gibt es Ställe, die ich
sofort abreißen und durch neue
ersetzen würde. Aber die Behauptung, dass die Tiere im Stall
per se leiden, ist eine dümmliche
Unterstellung. Sehen Sie sich
einfach mal in Boxenlaufställen
um, dann werden Sie schnell erkennen, dass es den Tieren gut
geht. Die laufen rum, können an
ihre „Massagegeräte“ und gehen
gerne zu den Melkgeräten. Viele
Menschen leben in Slums, wo die
Kinder nur Dreck haben und
sonst nichts. Es gibt auf dieser Erde Millionen Menschen, die viel
dafür geben würden, wenn sie in
einem solchen Stall leben dürften – bei freier Kost und Logis.
Ich halte es für einen wichtigen
Maßstab, dass man sagt: Zuerst
kommt der Mensch. Die Reaktion mancher Veganer, wenn man
ihnen Videos aus modernen
Ställen zeigt, spricht Bände: Sie
behaupten, die Bilder seien gefaked, denn solche Ställe gäbe es
doch gar nicht.
sich die ganz unterschiedlichen
Regionen dieser Erde auch wirklich effektiv zur Erzeugung von
Nahrung nutzen. Das gilt auch
umgekehrt für den Menschen:
Wenn Sie 20 Schweine im Koben
haben, die genetisch identisch
sind und die alle das gleiche Futter bekommen, haben Sie trotzdem ganz unterschiedliche
Mastergebnisse. Da können Sie
sich ausrechnen, was passiert,
wenn wir solche Ideen auf die
Menschen übertragen, die genetisch betrachtet allesamt zur Kategorie der „Promenadenmischung“ gehören.
Wenn wir über Lebensmittel
diskutieren, dann läuft diese
Diskussion meistens hysterisch
ab. Warum spielen Spaß und
Genuss dabei kaum eine Rolle?
Weil wir ein christliches Abendland sind und das die Vorstellung hat, dass überall da, wo die
Lebensfreude ist, der Teufel lauert. Auch aktuelle Ernährungsempfehlungen beruhen darauf,
etwa der Kampf gegen das Salz.
Ärzte wie Max Bircher-Benner,
der Erfinder des Bircher-Müslis
aus der Schweiz, haben im 19.
Jahrhundert Experimente mit
sich selbst gemacht und herausgefunden, dass es schwerer ist,
auf Salz zu verzichten als auf Tabak. Das ist insofern interessant,
weil Bircher-Benner Kettenraucher war. Daraus hat er geschlossen, dass Salz gefährlicher sein
muss als Tabak. Die Vorstellung,
dass jede Verlockung des Teufels
ist und die Gesundheit ruiniert,
versaut den Leuten das Leben.
Haben Sie eine Idee, wie man
die Leute dazu bringen könnte,
einfach normal zu essen?
Meine Möglichkeiten sind da
sehr begrenzt, aufgrund des biologisch normalen „Generationenkonflikts“ ist es schwierig,
Mittlerweile gibt es eine beacht- vor allem die Jüngeren zu erreichen – die Älteren haben sowieliche Zahl von Menschen, die
so ihre unerschütterliche Meibehaupten, das Tierwohl ginge
nung. Da muss jede Generation
über das Menschenwohl.
ihre Erfahrungen machen. Ich
Ja, es gibt zum Beispiel die Forde- sehe die Ergebnisse dieser Erfahrung, dass man die Menschen rungen leider in den Kliniken
auf 500 Millionen begrenzen mit den Essgestörten.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
soll. So etwas zu fordern ist eine
KATHRIN GANTER
Ungeheuerlichkeit. Es sind noch
nie so viele Menschen satt geworden auf diesem Globus wie > UDO POLLMER stellt sein Buch
heute. Aber wenn man meint, „Don't Go Veggie!“ am Freitag, 4.
den Bürgern vorschreiben zu November, in der Buchhandlung
müssen, wie sie zu leben haben, Müller, Hauptstraße 292, Weil am
dann wird der Hunger wieder zu- Rhein vor. Eintritt 8 Euro, Reservienehmen. Durch die Vielfalt der rungen unter www.buchhandVerzehrgewohnheiten
lassen lungmueller.de.
AUS DER REGION 5
Der Sonntag · 30. Oktober 2016
Die Planung läuft „auf vollenTouren“
Gute Neuigkeiten zum vom Neubau des SC-STADIONS in Freiburg
Ein innovatives Konzept zur
Energieversorgung steht. Die
Ausschreibungen für einen Totalunternehmer sind raus. Neue
Gutachten widerlegen Bedenken
gegen den Bau. Mit lauter guten
Nachrichten wandte sich die
Stadt Freiburg in dieser Woche in
Sachen Stadionbau für den SC an
die Öffentlichkeit.
Am 15. November, also fast genau auf den Tag zwei Jahre nach
dem Grundsatzbeschluss für ein
neues Stadion, wird das Bürgermeisteramt den Gemeinderat
mal wieder mit einer ausführlichen Stellungnahme auf den
Stand in Sachen Stadionneubau
bringen. Neues gibt es, wie Baubürgermeister Martin Haag freimütig eingestand, „nicht so viel“,
auch wenn die Planung „auf vol-
len Touren“ laufe. Da ist zum einen das Energiekonzept, das
jetzt konkretisiert wurde und
das dafür sorgen soll, dass das
Stadion „weitgehend klimaneutral“ zu betreiben sein soll.
Das Konzept für das Stadion
sei im Prinzip noch jenes zu Zeiten des Bürgerentscheids zugunsten des Baus, meinte Haag.
Nur kleine Änderungen wie eine
neue Aufteilung der Trainingsfelder mit weiteren kleinen Flächen etwa für das Torwarttraining seien hinzugekommen. Für
den Verein ist es wichtig, dass
künftig erste und zweite Mannschaft im Westen der Stadt trainieren können. Weitgehend
gleich geblieben sei auch das
Konzept der Verkehrserschließung. Neue Ergebnisse hinsicht-
„Harmlos sind diese
Fälle nicht“
Polizist Dietmar Ernst über HORROR-CLOWNS
Horror-Clowns treiben dieser Tage ihr Unwesen. Hunderte Fälle
aus jüngster Zeit wurden bundesweit gezählt, auch in der Region kam es zu einigen Vorfällen.
Polizeisprecher Dietmar Ernst
schaut mit Sorge auf Halloween.
Rechnen Sie mit einer Eskalation
des Phänomens, Herr Ernst?
Ich hoffe nicht, das es zur Eskalation kommt. Wir sind auf Halloween und seine teils unschönen
Begleiterscheinungen wie Sachbeschädigungen
vorbereitet,
nun kommen die HorrorClowns hinzu. Mehr Personal haben wir nicht, sind aber verstärkt
unterwegs.
Die Grenze zur Strafbarkeit ist
fließend und kann schnell
erreicht werden. Das sollten all
diejenigen wissen, die diesen
Unsinn machen. Schon ein
harmloses Erschrecken kann dazu führen, dass das Opfer panisch reagiert und vielleicht auf
die Straße rennt und dort von einem Auto erfasst wird.
Was raten Sie, wenn einem ein
bedrohlicher Clown begegnet?
Ich warne davor, sich provozieren zu lassen und die direkte
Konfrontation mit dem Clown
zu suchen. Denn es gab schon
Fälle, bei denen Clowns angegrif-
Die Figur des Clowns ist alt, dass
solche Figuren vermehrt Leute
erschrecken, wurde seit zwei Jahren in den USA beobachtet, nun
hat das Phänomen die Region
erreicht. Auch Fake-Meldungen
wie die, dass „Killer-Clowns“ das
Waldkircher Polizeirevier angegriffen und einen Streifenwagen
angezündet hätten, machen im
Netz die Runde. Warum ist die
Dietmar Ernst ist Sprecher im PoSache so hochgekocht?
lizeipräsidium Freiburg. FOTO: ZVG
Da kommt eine Menge zusammen. Den großen Beitrag leisten fen wurden, in Berlin soll einer
die sozialen Netzwerke: Was dort mit einem Messer niedergestoherumgeistert, ist unglaublich.
chen worden sein. Stattdessen
sollte man sich entfernen, die
Doch wie viele der Taten sind
Nähe von anderen Menschen suwirklich schlimm?
chen, um Hilfe bitten. Und vor
allem: Sofort die 110 wählen.
Harmlos sind diese Fälle nicht.
Allein im Kreis Lörrach hatten
Auch wenn gar nichts passiert
wir in den letzten Tagen acht
ist, sollte man die Polizei rufen?
Ereignisse, von denen mindestens fünf ernst zu nehmen sind. Ja, weil schon der nächste Fall
gravierend sein könnte, etwa
Was ist im Einzelnen passiert?
wenn ein Opfer wie beschrieben
panisch reagiert.
Die Fälle fanden in Weil am
Rhein und den Stadtteilen HalHiesige Guggenmusiken und
tingen und Friedlingen, in LörFasnachtscliquen fürchten, dass
rach und in Rheinfelden statt,
Menschen sie für Horror-Clowns
wobei letzterer Fall sich als Fake
halten und angreifen, wenn am
herausstellte. In Friedlingen er11.11. die Fasnacht beginnt. Eine
schreckte ein Maskierter am
berechtigte Sorge?
Sonntag drei Kinder mit einem
Messer, in Lörrach rannte am Ja. Ich rate dringend, sich nicht
Dienstag ein Clown mit grusli- allein in voller Verkleidung auf
gem Lachen auf eine junge Frau den Weg zu machen, sondern
zu, die in Panik geriet und auf entweder in Gruppen von Hästder Flucht ihre Tasche verlor. Am rägern oder die Maske erst im
Donnerstag wurde ein 15-Jähri- Gebäude aufzusetzen. Denn die
ges Mädchen in Haltingen von Situation ist angespannt, es
einer Person mit Scream-Maske kann sein, dass man als unbefast zu Tode erschreckt. Das ist scholtener Narr angegriffen
kein Scherz mehr.
wird. Die Menschen sind angesichts der momentanen SicherAb wann ist Erschrecken denn
heitslage empfindlicher, was
eine Körperverletzung oder Növerständlich ist. DAS GESPRÄCH
FÜHRTE SIGRUN REHM
tigung und damit strafbar?
lich von Flugsicherheit und Flugmeteorologie liegen vor, erarbeitet von Gutachtern der Gesellschaft
für
Luftverkehrsforschung (GfL) aus
Dresden. Kein „feststellbarer gesonderter Einfluss auf die Flugsicherheit“ sei gegeben, die Gutachten sollen Anfang November
auf der Homepage der Stadt einsehen werden können. Bleiben
wird so, dass die Fallschirmspringer weichen müssen. Und
dass für einen Zeitraum von jeweils eineinhalb Stunden nach
den Spielen nicht geflogen werden darf.
Die Stadion Freiburg Objektträger GmbH (SFG), in der Vertreter von Stadt und Verein sitzen,
hat derweil im September die
Ausschreibung für den Stadion-
bau herausgegeben. Gesucht
wird ein „Totalunternehmer“, also einer, der für die veranschlagten 70 Millionen Euro quasi ein
schlüsselfertiges Produkt liefert.
Bis Ende des Jahres 2016 sollen
die Angebote eingereicht werden.
Die Öffentlichkeit wird erst
Mitte 2017 mehr erfahren. Im
zweiten Quartal 2017 soll der Gemeinderat die Offenlage der Bebauungspläne
beschließen,
möglichst noch vor der Sommerpause 2017 soll entschieden
werden, welcher Anbieter den
Zuschlag erhält. Im Herbst 2017
sollen die ersten Bagger anrollen. Das Stadion soll dann zum
Spielbeginn
der
Saison
2019/2020 fertig sein.
OTTO SCHNEKENBURGER
KURZ GEFASST
MORD
det haben, um so seine Spuren
zu verwischen.
Wie die Badische Zeitung
schreibt, gingen der Anklage
laut Staatsanwaltschaft umIm Februar soll ein 47-jähriger
fangreiche Ermittlungen in
Mann in Stühlingen einen 88Zusammenarbeit mit der Pojährigen Waffenhändler umlizei in In- und Ausland voraus,
gebracht haben. Die Staatsanda nach drei gestohlenen Gewaltschaft Waldshut-Tiengen
wehren und einer halbautohat nun Anklage wegen Mordes matischen Maschinenpistole
erhoben. Die Schwurgerichtsgesucht wurde. In monatelankammer Waldshut-Tiengen
ger Kleinarbeit sammelte die
muss nun entscheiden, ob und Sonderkommission „Fabrik“,
wann es zum Prozess kommt.
bestehend aus elf KripobeamIm Juli war der Verdächtige in
ten aus Waldshut-Tiengen und
Hinterzarten verhaftet worden 24 Kräften aus anderen Dienstund sitzt seither in Untersustellen, Beweise. Mehr als 200
chungshaft, er stammt aus der Zeugen wurden vernommen,
Region. Dem 47-Jährigen wird
auch gerichtsmedizinische und
vorgeworfen, den Waffenhänd- waffentechnische Begutachler in seinem Geschäft erschos- tungen sowie die Untersuchunsen und Waffen gestohlen zu
gen eines Brandsachverstänhaben. Danach soll er sein Opdigen waren Teil der UntersuPRO
fer und dessen Laden angezün- chungen.
Anklageerhebung im
Fall Waffenhändler
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Ausstattung: Klimaanlage „Climatronic“, 7-Sitzer-Paket, ParkPilot,
Navi, Geschwindigkeitsregelanlage u.v.m.
Ausstattung: Klimaanlage, Sitzheizung, ParkPilot, Geschwindigkeitsregelanlage, Radio „Composition Media“ u.v.m.
Fahrzeugpreis ......................................... 28.899,99 €
Fahrzeugpreis ......................................... 22.900,00 €
Anzahlung ........................................................................ 6.405,14 €
Nettodarlehensbetrag .................................................. 25,031,82 €
Sollzinssatz (gebunden) p.a. ............................................. 0,99 %
Effektiver Jahreszins ......................................................... 0,99 %
Laufzeit ............................................................................. 48 Monate
Jährliche Fahrleistung .................................................... 10.000 km
Schlussrate ..................................................................... 12.873,53 €
Anzahlung ........................................................................ 4.948,45 €
Nettodarlehensbetrag .................................................. 20.750,53 €
Sollzinssatz (gebunden) p.a. ............................................. 0,99 %
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Audi A1 Sportback
Audi A3 Limousine
1.0 TFSI ultra 70 kW (95 PS) 5-Gang 70 kW
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1.4 TFSI cylinder on demand ultra 110 kW (150 PS)
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Kraftstoffverbrauch, l/100 km innerorts 5,0, außerorts 3,7, kombiniert 4,2, CO2-Emissionen kombiniert 97 g/km, Effizienzklasse A.
Kraftstoffverbrauch, l/100 km innerorts 5,7, außerorts 3,9, kombiniert 4,6, CO2-Emissionen kombiniert 106 g/km, Effizienzklasse A.
Ausstattung: media-Paket, Sitzheizung vorn, Mittelarmlehne vorn,
Einparkhilfe hinten, Licht-/Regensensor, Klimaautomatik u.v.m.
Ausstattung: Einparkhilfe hinten, MMI Radio, Sitzheizung vorn,
Audi music interface, Navigationsvorbereitung, media-Paket u.v.m.
Fahrzeugpreis UPE .................................. 20.600,00 €
ASAG Binzen Aktionspreis ..................... 17.510,00 €
Fahrzeugpreis UPE .................................. 30.280,00 €
ASAG Binzen Aktionspreis ..................... 25.344,00 €
Anzahlung .......................................................................... 0,00 €
Nettodarlehensbetrag .................................................. 17.510,00 €
Sollzinssatz (gebunden) p.a. ................................................. 1,88 %
Effektiver Jahreszins .............................................................. 1,90 %
Laufzeit ............................................................................. 36 Monate
Jährliche Fahrleistung .................................................... 10.000 km
Schlussrate ..................................................................... 11.532,88 €
Anzahlung .......................................................................... 0,00 €
Nettodarlehensbetrag .................................................. 15.333,93 €
Sollzinssatz (gebunden) p.a. ................................................. 2,86 %
Effektiver Jahreszins .............................................................. 2,90 %
Laufzeit ............................................................................. 36 Monate
Jährliche Fahrleistung .................................................... 10.000 km
Schlussrate ..................................................................... 16.752,28 €
zzgl. Transport oder Werksabholung und Zulassung
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VW T6 Multivan „Generation Six“
ŠKODA Rapid Spaceback Scoutline
2.0 l TDI 204 PS DSG | Reflexsilber metallic
EZ: 19.01.2016 | 32.000 km
1,6 TDI 115 PS | pistachio-grün metallic
EZ: 26.04.2016 | 24.900 km
Kraftstoffverbrauch, l/100 km innerorts 7,5, außerorts 6,1, kombiniert 6,6, CO2-Emissionen kombiniert 172 g/km, Effizienzklasse B.
Kraftstoffverbrauch, l/100 km innerorts 4,5, außerorts 3,3, kombiniert 3,8, CO2-Emissionen kombiniert 99 g/km, Effizienzklasse A.
Ausstattung: Anhängevorrichtung, ParkPilot, inkl. Rückfahrkamera,
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Ausstattung: Navi, Xenon, PSC, Tempomat, Sitzheizung, Klimaautomatik u.v.m.
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Jährliche Fahrleistung .................................................... 10.000 km
Schlussrate ..................................................................... 24.515,82 €
Anzahlung ........................................................................ 3.798,00 €
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Sollzinssatz (gebunden) p.a. ................................................. 1,97 %
Effektiver Jahreszins .............................................................. 1,99 %
Laufzeit ............................................................................. 60 Monate
Jährliche Fahrleistung .................................................... 10.000 km
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Robert-Bosch-Straße 7 | 79618 Rheinfelden | Tel. 07623 - 72 50-0 | [email protected]
6 AUS DER REGION · EXTRA
BEHÖRDE
Klage wegen
Containern
Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald hat Klage gegen
das Unternehmen Siko Containerhandel eingereicht. Das wurde diese Woche durch einen Bericht der Badischen Zeitung bekannt. Bei dem Rechtsstreit geht
es um angebliche Mängel an
fünf Wohncontaineranlagen, die
der Kreis zur Unterbringung von
Asylbewerbern gekauft beziehunsgweise gemietet hatte. Das
Landgericht Freiburg beziffert
den vorläufigen Streitwert auf
rund 1,8 Millionen Euro.
Die insgesamt 224 Container
wurden in Müllheim und Norsingen aufgebaut, stehen inzwischen aber leer oder sind bereits
wieder abgebaut. Das Landratsamt wirft seinem Lieferanten
vor, die Containeranlagen seien
„nicht wind- und wetterfest“ und
zum Wohnen nicht geeignet,
weil sie den Anforderungen des
Mindestwärmeschutzes nicht
genügen würden.
Christof-Jens Bockler, Niederlassungsleiter bei Siko Containerhandel, entgegnet, die Anlagen seinen „im Wesentlichen in
Ordnung“ gewesen. „Es gab allenfalls kleine Beanstandungen,
die wir stets zeitnah behoben haben.“ Um den Wärmeschutz zu
verbessern, habe man sich mit
dem Landkreis „im Kompromissweg darauf geeinigt, die Anlagen mit einem zusätzlichen
Dach und einer zusätzlichen Fassade zu ertüchtigen.“ Doch die
Umsetzung scheiterte laut Bockler daran, dass der Landkreis
nach „technischen Diskussionen“ plötzlich zu hohen TerminDAG
druck aufgebaut habe.
Der Sonntag · 30. Oktober 2016
Hilfe annehmen zeigt Stärke
Im St. Elisabethen arbeitet Süddeutschlands einzige BABYLOTSIN
Die Geburt leitet einen neuen Lebensab schnitt ein, der
nicht immer nur Freude
pur ist. Hilfe zu suchen sei
aber kein Zeichen von
Schwäche, ist Vera Stächelin
wichtig. Seit Juli kümmert
sie sich als erste Babylotsin
in einer Geburtsklinik in
Süddeutschland um Mütter, sucht Angebote, berät
oder hat einfach nur ein
offenes Ohr.
MARTINA PROPRENTER
TYPISCHE MÜTTERSORGEN
„Jedes Baby und jede Mama sind
einzigartig“, schwärmt Stächelin.
Dennoch gibt es Fragen, die sie
in ihrer täglichen Arbeit öfter
hört. Die prekäre Situation für
Hebammen bundesweit ist bekannt, seit deren Berufshaftpflichtprämie sich 2010 fast verdoppelte. Entsprechend machen
sich viele frischgebackenen Mütter Sorgen, weil sie keine Hebamme gefunden haben, erzählt Stächelin, die dabei hilft, doch noch
eine zu finden. Aber: „Es gibt
nicht für jede Mutter eine Hebamme.“
Michael Trost, Leiter der Sozialberatung, schätzt in einer Pressemitteilung den Gesprächsbedarf mit der Babylotsin auf
zwanzig Prozent aller im St. Elisabethen-Krankenhaus entbundenen Mütter. Stächelin selbst
hat den Anspruch an sich, zumindest kurz mit jeder einzelnen Mutter zu sprechen. Wenn
diese sich wohl fühlen, geht das
Gespräch meist kurz und Stächelin freut sich auch darüber: „Es
wäre wunderbar, wenn es allen
so gehen würde, dass es meinen
Job gar nicht bräuchte.“
Die „Babylotsin“: Vera Stächelin vor einem Gemälde in der Mutter-Kind-Station im „Eli“.
Diese Gespräche sieht sie als
wichtigsten Teil ihrer Aufgabe an
und freut sich besonders über
das Vertrauen ihrer Arbeitgeber,
die ihr freie Hand darin lassen,
wie viel Zeit sie jeweils investiert.
Besonders, da es ihre erste Arbeitsstelle ist, nach ihrem BAStudiem der Soziale Arbeit und
dem anschließenden Masterstudium in Amerika. Finanziert
wird Stächelins 100-ProzentStelle aus Mitteln der Bundesinitiative Frühe Hilfe und der unabhängigen
Spendenbewegung
Deutschland rundet auf.
PLANEN NIMMT STRESS
Neben der Hebammen-Suche
sind es oft auch Anträge, bei denen sich Mütter über die Hilfe
der Babylotsin freuen. Um den
Stressfaktor nach der Geburt zu
reduzieren, rät Stächelin daher,
Anträge für Kinder- und Elterngeld bereits während der
Schwangerschaft auszufüllen
und nach der Geburt nur noch
den Namen des Kindes nachzutragen.
„Ab und zu“ haben sich seit Juli Eltern an sie gewandt, die alleine sind. Sei es, weil die Familie in
einem anderen Teil Deutschlands lebt oder die Eltern immigriert sind. Sind bereits Geschwisterkinder da, sorgen sich
Eltern, wie sie den Tagesablauf
nun managen sollen, weiß Stächelin. Manche würden sich daher etwa Ersatzomas wünschen,
wie sie vom Projekt Familienpaten angeboten werden.
Solche Angebote zu finden
und passgenau zu vermitteln,
macht den Großteil der Arbeit
der Babylotsin aus. Als Hilfe
dient ihr dabei ein Screening-Bo-
FOTO: PRO
gen, den alle werdenden Mütter
freiwillig bei der Aufnahme ausfüllen sollen. Als krankenhausinternes Dokument soll dieses
zwar nicht veröffentlicht werden, einige Hinweise gibt Stächelin dennoch. So sollen Mütter
ehrlich beantworten, ob sie derzeit eine besondere Lebenssituation spüren, etwa durch Integration, Sprachbarrieren, Gewalt in
der Beziehung oder Suchtfaktoren. Mit diesen Hinweisen weiß
sie bereits vor dem Gespräch,
welche Themen sie besonders
ansprechen möchte oder wo die
Mütter vielleicht mehr Unterstützung brauchen könnten.
MODELLPROJEKT BABYLOTSEN
Die Babylotsen sollen die Lücke
zwischen dem Gesundheitssystem und der Jugendhilfe schließen. Denn die Hemmschwelle,
sich ans Jugendamt zu wenden,
ist oft groß, da oft nur Negativbeispiele wie Inobhutnahmen
medial breit diskutiert werden.
„Wir leisten präventiv positive
Arbeit“, sagt daher Stächelin und
verdeutlicht: „Wir möchten niemanden stigmatisieren, sondern helfen, damit es den Mamas noch besser geht.“
Bereits 2007 wurde das Konzept Babylotse in einer Hamburger Geburtsklinik eingeführt.
Zahlreiche weitere Kliniken haben dieses bereits adaptiert, da
sich der Ansatz als Soziales Frühwarnsystem erfolgreich etablierte. Im Landkreis Lörrach ist das
„Eli“ die einzige Geburtsklinik,
die dieses Modellprojekt bereitstellt. In der angeschlossenen
Kinderklinik werden auch Risikoschwangere aus den Landkreisen Waldshut und Hochschwarzwald betreut. 2090 Babys wurden 2015 im Eli geboren, die Zahlen sind dieses Jahr wieder
steigend.
FAKTEN
Hilfe für Eltern
Die Bundesinitiative „Frühe
Hilfen“ wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Familien
gefördert. Im Landkreis Lörrach gibt es das stetig wachsende „Netzwerk Frühe Hilfen“, mit zwei Fachstellen
Frühe Hilfe in Lörrach und
Rheinfelden. Beratungen
sind per Telefon möglich
07621/410-5353. Weitere Infos und detaillierte Hilfsangebote gibt es auf der sogenannten „Palette Frühe Hilfe“ unter http://lörrach.frühPRO
ehilfen.info.
EXTRA: HERBSTFEST REWE, WEHR
Ein buntes Geburtstagsfest
Die WEHRER REWE-MITARBEITER haben eine Riesentombola mit mehr als 1 000 Preisen organisiert
„Feiern Sie mit uns - ein Jahr
nach der Neueröffnung“: Die
Einladung des Wehrer ReweTeams zum Nachgeburtstagsfest
am Samstag, 5. November,
kommt nur auf den ersten Blick
zu spät. Denn nicht nur der erste
Geburtstag des 2015 von Grund
auf sanierten Marktes soll gefeiert werden, sondern auch die
Öffnung der neuen Öflinger
Straße.
„Wir laden unsere Kunden ein
zum Essen, Trinken und gemeinsam feiern, damit sie sehen, dass
sie ihren Rewe-Markt wieder ohne Umwege erreichen“, sagt
Marktleiterin Bettina Stegemann. Von 10 bis 19 Uhr ist auf
dem Marktgelände an der Öflinger Straßen einiges geboten. Stegemann und ihr Team haben
Das Rewe-Team um Filialleiterin Bettina Stegemann (Dritte von links)
FOTO: HILDEGARD SIEBOLD
lädt zum großen Nachgeburtstagsfest.
sich eine bunte Palette an Aktionen ausgedacht. So laden mehr
als 20 Produktanbieter im Markt
zum Probieren. Vor dem Markt
ist das Kaffeemobil von Fredo
und offeriert diverse Kaffeevarianten. Gleich nebenan verkauft
die Klasse 2 a der Talschule selbst
gebackene Kuchen und der Le-
derhof aus Hasel bietet Grillwürste, frisches Bauernbrot und
Speck aus eigener Herstellung.
Für Kinder gibt es einen Stand
mit Süßigkeiten, darüber hinaus
sind Marmeladen, Brot, Socken,
Kerzen und feine Crêpes im Angebot. Im Mittelpunkt des Festes
steht jedoch die Riesentombola
mit mehr als 1000 Preisen. Sie
wird um 10 Uhr eröffnet. Das
ganze Team um Bettina Stegemann hat die Tombola organisiert. Hauptpreise sind zwei Ballonfahrten, es gibt Familienfahrkarten für die Sauschwänzlebahn zu gewinnen oder zehn
Wagenladungen Mineralwasser
mit je zehn Kisten. Natürlich
sind auch Gutscheine von Rewe
unter den Gewinnen.
Der große Gewinner der Tombola ist die Arbeiterwohlfahrt in
Wehr. Dorthin fließt der Erlös
aus dem Verkauf der Lose, die ab
Montag, 31. Oktober, im ReweMarkt erstanden werden können. An der Geburtstagsfeier
sind die Mitglieder der AWO vor
Ort und helfen, die Preise an die
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Gewinner zu verteilen.
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AUS DER REGION 7
Der Sonntag · 30. Oktober 2016
Mehr Personal und bessere Ausrüstung
Innenminister THOMAS STROBL spricht beim Bezirksparteitag der CDU über Sicherheit
Mit den Grünen könne man
Dinge anstellen, die hat
man 70 Jahre lang mit SPD
oder FDP nicht geschafft:
Innenminister Thomas
Strobl zeigte sich gestern
beim Bezirksparteitag der
CDU Südbaden in Schliengen glücklich mit der neuen
Koalition. Zur Sicherheit in
der Region hatte er hingegen wenig zu sagen.
KATHRIN GANTER
Marion Isele ist stellvertretende
Leiterin des Polizeipostens
Kirchzarten. Vieles von dem, was
Innenminister Thomas Strobl in
seiner gestrigen Rede beim Bezirksparteitag in Schliengen gesagt hat, trifft sie direkt. Zum
Beispiel, dass im 2017 er-Entwurf
des Landeshaushalts 381 zusätzliche Stellen für Polizisten vorgesehen sind. Und – ebenfalls im
dreistelligen Bereich – Verwaltungsleute zur Polizei kommen
sollen. Sie würden abgeordert
von den staatlichen Notariaten
(die zum 1. Januar 2018 aufgelöst
werden) sowie von Ämtern und
Behörden, denn: „Die Polizisten
sollen wieder Polizisten sein.“
Als Marion Isele in der Fragerunde das Wort ergreift, sagt sie,
sie freue sich über den Zuwachs.
Aber bis die, die jetzt in die Ausbildung kommen, in den Revieren seien, vergingen drei bis fünf
Jahre. Bis dahin werde sie an den
Montagen nicht wissen, ob sie an
den Samstagen zusätzlich Extradienst leisten muss, wie ihn das
Einbruchskonzept der Polizei
für die Wochen sieht, in denen es
besonders viele Einbrüche gab.
Mehr Auszubildende einstellen, die älteren Beamten etwas
später pensionieren, dadurch
könne die Übergangszeit kompensiert werden, sagt Strobl. Er
wirft der Vorgängerregierung
vor, zu viel Energie in die Polizeireform gesteckt zu haben, anstatt sich um die Personalnot zu
kümmern. Mehr Personal, bessere Ausrüstung, mehr Möglich-
„Die Polizisten sollen wieder Polizisten sein“, kündigt Thomas Strobl in
FOTO: MICHAEL KIENZLER
Schliengen an.
keiten. So wolle er die Polizei
stärken. Beispiel Bodycams:
„Grün-Rot hat fünf Jahre darüber diskutiert, wir haben es in
fünf Monaten gemacht.“
Überhaupt ließen sich mit
den Grünen viele Dinge umsetzen. Sogar, was mit SPD oder FDP
in 70 Jahren nicht möglich gewesen sei: die präventive Vorratsdatenspeicherung ebenso wie eine
Katastrophenübung mit der
Bundeswehr unter dem Kommando der Polizei, die nun für
März 2017 angesetzt ist.
Thomas Strobl ist ein Innenminister, der auf möglichst hohe
Sicherheit setzt. Für die Verbesserung der Lage in der von Einbrüchen extrem betroffenen Region am Oberrhein hat er aber
keine neuen Ideen im Gepäck.
Von Mustern undTraumata
chen – sei es Malen, Yoga oder
Sprachkurse. Doch viele Flüchtlinge können mit alldem wenig
anfangen, sind voll Sorge um ihre Familie in Syrien oder ihre
Bleibeperspektive und kommen
zu den Angeboten vielleicht nur,
um uns einen Gefallen zu erweisen. Auch müssen wir bedenken,
dass Deutsch für sie so schwierig
Was ist es, das die meisten Flücht- zu lernen ist wie für uns Aralingshelfer zu ihrer ehrenamtbisch. Da lässt die Motivation
lichen Arbeit motiviert, Herr Pro- rasch nach, zumal sie die Erfahfessor Roth ?
rung machen, dass sie sich untereinander in den UnterkünfDas ist eine breite Palette von ten gut verständigen können.
Beweggründen, doch am Anfang Und genau das ist eine Gefahr.
steht die Empathie. Man sieht:
Da sind Menschen in Not und
Welche Gefahr sehen Sie?
denen helfe ich. Das ist eine allgemein menschliche Tendenz, Es macht sie anfällig für die Andie auch neurobiologisch nach- gebote von Landsleuten, die sie
weisbar ist. Hinzu kommt eine für irgendwelche Aktivitäten gegesellschaftliche Entwicklung: winnen wollen. Das muss nicht
Viele Kinder werden heute von gleich ein terroristischer Akt
ihren Eltern sehr viel empathi- sein, es kann auch um Drogenscher erzogen. Das beruhigt sie handel oder Diebstahl gehen. Sie
und macht sie als Erwachsene
sensibler für das Leid anderer.
FAKTEN
Schwierigkeiten und Enttäuschungen bleiben in der Flüchtlingshilfe nicht aus. Welche sind
besonders häufig?
Die meisten Probleme ergeben
sich daraus, dass wir Helfer von
unseren Vorstellungen, Denkmustern und Handlungsstrukturen ausgehen und diese als üblich und richtig ansehen. Doch
das ist ein Irrtum. Menschen aus
anderen Kulturen haben eigene
Muster und Vorstellungen. Unpünktlichkeit in unserem Sinne
etwa kennen viele Araber nicht.
Viele ehrenamtliche Helfer vermissen auch Zuverlässigkeit und
Dankbarkeit, wenn sie geflüchteten Menschen Angebote ma-
INTERNATIONALER KONGRESS zur Flüchtlingshilfe
von 1. bis 3. November in
Freiburg, Veranstaltungsorte
sind das Historische Kaufhaus am Münsterplatz und
das Goethe-Gymnasium am
Holzmarkt 5. Die Vorträge
und Workshops finden teilweise auf Englisch statt, es
gibt Übersetzungen ins
Deutsche sowie teilweise
auch ins Türkische und Arabische. Teilnahme drei Tage:
90 Euro, ermäßigt 65 Euro,
nur erster Tag: 45 Euro, ermäßigt 25 Euro. Programm:
www.mit-ein-ander.net SIR
Die Bewegung bereitet zunehmend PROBLEME
sofort in eine angemessene und
ihre Erwartungen berücksichtigende Beschäftigung einzubinden, statt bürokratisch bedingte
Leerläufe und Langeweile zu
produzieren, wäre so wichtig.
Noch eine Quelle von Missverständnissen ist, dass ehrenamtliche Hilfe in weiten Teilen der
Welt unbekannt ist, dort hilft die
Familie. Daher verstehen viele
Geflüchtete nicht, was wir für
Leute sind und was wir wollen.
Ohne interkulturelles Training
besteht die Gefahr, dass das Klima ausländerfeindlicher wird.
Das ist ja bereits passiert. Viele
Menschen empfinden gegenüber Geflüchteten Angst und
Ablehnung. Was bedeutet das
für die Ehrenamtlichen?
Sie müssen nach zwei Seiten
kämpfen: Sie kümmern sich um
die Geflüchteten und müssen
sich dafür gegenüber der Gesellschaft auch noch rechtfertigen.
Es passiert, dass sie Drohbriefe
bekommen oder ihnen ein Helfersyndrom unterstellt wird,
man wertet ihre Arbeit also ab.
Doch zum Glück ist das zumindest in Freiburg selten. Hier ist
das Problem der Ehrenamtlichen die Spannung untereinander: Die Aufgaben der vielen in
die Flüchtlingsarbeit involvierten Behörden, Institutionen und
freiwilligen Helfer überschneiden sich teilweise, und jeder
meint, er mache es gut.
Was können die Teilnehmer von
Ihrem Kongress für ihre Arbeit
mitnehmen?
Unser Programm ist breit und
international. Wir wollen BestPractice-Beispiele aus der Regi-
gischer Streiterei um Schulstrukturen sei es Zeit, wieder für
Verlässlichkeit zu sorgen.
„Es ist kaum zu glauben, was
Kultusminister der SPD in fünf
Jahren anrichten können“, sagt
Strobl und klingt, als hätten die
Grünen dabei nie eine Rolle gespielt. Strobl ereifert sich über
den bundesweiten IQB-Bildungstrend, dem zufolge die
Schüler in Baden-Württemberg
in den 9. Klassen unterdurchschnittlich abschneiden. Und
deutlich schlechter als in vorigen Untersuchungen. Exemplarisch nennt er die Methode
„Schreiben lernen nach Gehör“.
Da schrieben die Kinder nicht
mehr „Roller“, sondern „Rolla“.
Da kommt noch einmal Marion Isele ins Spiel, die nicht nur
Polizistin, sondern auch Mutter
dreier Kinder ist. Ihr Kind habe
schon vor neun Jahren in der
Grundschule „Rolla“ schreiben
nach Gehör gelernt, berichtet
sie. Damals hieß der Kultusminister Helmut Rau und kam von
der CDU.
Rechter Reichsbürger
greift Polizisten an
Der Psychologe Wolfgang Roth über den Kongress FLÜCHTLINGSHILFE in Freiburg
Unter dem Motto „Miteinander“
laden der Freiburger Freundeskreis Asyl, die Stadt Freiburg und
das Common Bond Institute
nächste Woche zum Kongress
für Flüchtlingshelfer. Wolfgang
Roth, emeritierter PsychologieProfessor und Mitinitiator, erklärt die Hintergründe.
Zwischen 2011 und 2016 sei die
Zahl der Einbruchsdelikte stark
angestiegen: „Das werden wir
aber beenden.“ Der grenzübergreifenden Kriminalität müsse
man länderübergreifend begegnen. Auf Vorschläge wie den des
Bundestagsabgeordneten
Armin Schuster, dass es in Weil am
Rhein-Friedlingen einen trinationalen Polizeiposten geben
könnte, geht er nicht ein. Aber:
„Ich habe mich jetzt mit dem Innenminister von Georgien getroffen – also man scheut vor gar
nichts zurück.“
Abseits der Sicherheitspolitik
könne die CDU jetzt vieles wieder in die richtigen Bahnen lenken, was unter Grün-Rot falsch
gemacht wurde. Die Haushaltskonsolidierung zum Beispiel.
Oder in der Bildungspolitik. Das
CDU-geführte Kultusministerium unter Susanne Eisenmann
„wird dafür sorgen, dass man in
Baden-Württemberg wieder lesen, rechnen und schreiben lernt
– und zwar so gut wie nirgendwo
sonst“. Nach fünf Jahren ideolo-
Wolfgang Roth
FOTO: KUNZ
on, aus Deutschland und aus
Flüchtlingslagern im Libanon
und in Jordanien zeigen. Dann
geht es um das Thema Trauma –
was es damit auf sich hat, wie es
sich erkennen lässt. Das ist wichtig, denn ein Trauma ist kein Privatproblem, sondern wirkt in die
Gesellschaft und über Generationen hinweg etwa in Form von
Aggression oder Depression. Wir
sind dankbar, dass wir das Common Bond Institute aus den USA
als Partner gewonnen haben, das
sich aus der Humanistischen
Psychologie entwickelt hat und
diese Grundhaltung nun transkulturell anwenden will. Aus der
Entwicklungspsychologie wissen wir, dass ein Kind, das nichts
Fremdes kennenlernt, nicht erwachsen wird. Das lässt sich
übertragen: Durch die Geflüchteten haben wir die Chance, als
Gesellschaft gleichsam „erwachsen“ zu werden und für die Globalisierung besser gerüstet zu
sein. Ich bin überzeugt, dass wir
DAS GESPRÄCH
das schaffen.
Ein selbsternannter Reichsbürger aus dem rechtsextremen Milieu in Weil am Rhein hat am
Samstag voriger Woche einen
Bundespolizisten tätlich angegriffen, zudem wurde ein weiterer Polizist im Einsatz verletzt. In
Schopfheim wurde ein Mann
verurteilt, weil er ebenfalls einen
Polizisten verletzt hatte.
Wie die Bundespolizei mitteilt, überprüfte eine Streife am
Samstagmorgen nahe der Dreiländerbrücke zwei 32 und 36 Jahre alte Männer, die sich selbst als
„Reichsbürger“ bezeichnet hätten. Beideweigerten sich, den Beamten ihre Ausweise auszuhändigen. Bei der Durchsuchung des
32-Jährigen leistete dieser Polizeiangaben zufolge massiven
Widerstand, wobei er mit der
Faust auf den Brustkorb eines
Beamten einschlug und anschließend über die Dreiländerbrücke nach Frankreich fliehen
wollte. Ein weiterer Beamter zog
sich während des Versuchs, den
Mann zu fixieren, Verletzungen
am Knie zu.
Dem Sonntag liegen Informationen vor, dass es sich dabei um
zwei Brüder aus dem rechtsextremen Milieu handelt. Gegen
den 32-Jährigen besteht immer
noch ein Annäherungsverbot,
weil er im Juni mit mehreren anderen Personen mehrfach eine
Familie in Weil-Friedlingen belästigt und bedroht hat. Gegen
den polizeibekannten Mann
wurde ein Ermittlungsverfahren
wegen Widerstand gegen Voll-
FÜHRTE SIGRUN REHM
streckungsbeamte und Körperverletzung eingeleitet, teilt die
Polizei mit.
–
30 Tagessätze à 20 Euro
wegen Körperverletzung
–
Polizei und Justiz in der Region
haben zunehmend Problemen
mit „Reichsbürgern“ und anderen Personen, die sich weigern,
den Staat anzuerkennen und
demzufolge Behörden jegliche
Handlungsmacht aberkennen.
Vor dem Schopfheimer Amtsgericht wurde am Dienstag ein 56Jähriger zu einer Geldstrafe von
30 Tagessätzen à 20 Euro verurteilt. Er hatte sich bei einer Polizeikontrolle nach einer Ornungswidrigkeit im Januar geweigert, seinen Ausweis oder
Führerschein vorzuzeigen, da
die uniformierten Beamten keine Dienstausweise bei sich hatten.
Daraufhin soll einer der Polizisten in das Auto und zwischen
die Beine des Angeklagten gegriffen haben, wo die Geldbörse
des Mannes lag. Dieser soll die
Beine zusammengepresst und
den Polizisten am Arm festgehalten haben. Der Polizist konnte sich nur mit Mühe befreien
und erlitt dabei Quetschungen.
Vor Gericht hielt der Angeklagte
ein fast einstündiges Plädoyer,
in dem er unter anderem erklärte, dass er nicht bereit sei, sich
Gesetzen zu unterwerfen, und
weder an den Staat noch an das
DS
Beamtentum glaube.
18. Nov. - 18. Dez. 2016
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und Showprogramm
8 AUS DER REGION
Der Sonntag · 30. Oktober 2016
Als der Rhein sich rot färbte
Lukas Holligers Hörspiel über die
CHEMIEKATASTROPHE
von Schweizerhalle vor 30 Jahren
Aus einem nächtlichen
Schwelbrand wird ein Katastrophenalarm, bei dem
kurzfristig sogar über die
Evakuierung der Stadt Basel
nachgedacht wird. Am 1.
November jährt sich die
Sandoz-Chemiekatastrophe von Schweizerhalle
zum 30. Mal.
ANNETTE MAHRO
Ein Flammeninferno,
Sirenengeheul,
ein
schwarzer Rauchpilz,
der sich mal in diese,
mal in jene Richtung
bewegt, infernalischer
Schwefelgestank: Zeitzeugen, die sich in und
um Basel an die Nacht
zum 1. November 1986
erinnern, fährt noch
heute der Schreck in
die Glieder. 1 350 Tonnen Chemikalien und Pflanzengifte sind
auf dem Gelände des Chemieriesen Sandoz vor den Toren Basels
in Flammen aufgegangen. Die
Menschen werden aufgefordert,
zuhause zu bleiben und Fenster
und Türen zu schließen. Was genau da brennt und wie giftig es
möglicherweise ist, darüber gibt
es lange nur Spekulationen.
Der Basler Autor und Dramatiker Lukas Holliger hat die Katastrophe als 15-Jähriger im Gundeldinger Quartier erlebt und
jetzt ein von der Basler Christoph-Merian-Stiftung
produziertes Hörspiel daraus gemacht,
Was Feuerwehrleute am 1. November 1986 wirklich verhinderten, wird erst später klar. Lukas Holliger hat daraus ein HörFOTOS: DPA/MAHRO
spiel und ein Stück gemacht.
das am Freitag zeitgleich im
Schweizer Radio SRF1 und am
Basler Theater aufgeführt wurde. „Falscher Alarm“ hat Holliger
seine Hörcollage aus Originaltondokumenten genannt. Zusätzlich verarbeitet er sie in seinem Theaterstück „Am Feuer“,
das am Jahrestag der Katastrophe im Neuen Theater in Dornach zur Uraufführung kommt.
Der Arbeit liegen insbesondere
Mitschnitte des Lokalsenders
Radio Basilisk zugrunde, wobei
der Autor Banales mit ersten
Fehleinschätzungen und stets
neuen Informationen und Vermutungen mischt.
Holligers Arbeitsweise führt
zu teils absurden Kombinationen, wenn etwa die Mengenangaben des brennenden Materials
immer weiter steigen und er sie
lapidar mit der Zusatzzahl im
Lotto kombiniert. Das führt
auch zu naheliegenden Assoziationen: Welches Spiel wird hier
gespielt? Die erst 19-jährige Reporterin Cathy Flaviano ist live
vor Ort und versucht sich ein
Bild zu verschaffen. Rückblickend erinnert sie sich an abwiegelnde Kommunikation und an
Würstchen, die Sandoz an Journalisten verteilte.
Mit Flaviano und Holliger
nimmt der Basler Altlastenexperte Martin Forter an der anschließenden Diskussionsrunde
teil. Die Nacht von Schweizerhalle beschreibt er, der sich bis dahin erst um das geplante Atomkraftwerk Kaiseraugst gesorgt
hatte, als Auslöser für seine berufliche Laufbahn. In Basel habe
man sich an die Chemiekatastrophen von Seveso 1976 und Bhopal 1984 erinnert. „Bis dahin
dachten wir, in der Schweiz kann
so etwas nicht passieren.“
Nach Schweizerhalle wusste
man: Es hätte noch viel mehr
passieren können. 160 Feuerwehrleuten ist es in der Nacht ge-
lungen, ein Übergreifen der
Flammen aus einer Lagerhalle
des Chemieriesen auf weitere zu
verhindern. Dass gleich neben
der brennenden Halle Phosgen
lagerte, jener Kampfstoff, der im
Ersten Weltkrieg Zehntausende
Soldaten qualvoll ersticken ließ,
wird erst später bekannt. Sichtbar wird zunächst nur die Rotfärbung des Rheins durch abgeflossenes Löschwasser, was ein riesiges Fischsterben auf 400 Flusskilometern auslöst.
Während der Brand mit seiner
bis zu 60 Meter hohen Qualmwolke in der Nacht noch lodert,
überbieten sich Firmen-Vertre-
ter, Feuerwehrkommandanten
und Politiker im Vermuten, Besänftigen und Anweisen. Waren
in der Nacht die Befürchtungen
ständig gestiegen, die Autobahnund Schienenverbindungen unterbrochen, wird schon um sieben Uhr morgens Entwarnung
gegeben: Alles halb so schlimm.
Schulen sollen erst geschlossen
und dann doch geöffnet werden.
Die Chemiekatastrophe ist zugleich eine Kommunikationskatastrophe. Während es bei Sandoz an verlässlichen Produktelisten ebenso mangelt wie an Verantwortlichen, die Informationen frei geben können oder
wollen, kommt es bei den Interventionsteams zu Kommentaren von unfreiwilliger Komik, etwa: „Es hat gestunken, aber es
hat nicht gegiftet“. So leicht lassen sich die Bürger indes nicht
besänftigen, und der Basler Große Rat tritt wegen aufgeheizter
Stimmung unter verschärften
Sicherheitsvorkehrungen
zusammen, ein Sandoz-Sprecher
wird von einer Menge niedergebrüllt. „Das war eine Lynchjustizsituation“, erinnert sich Holliger.
Es wurden aber auch Lehren gezogen. Auf Unternehmensseite
vor allem Produktionsverlagerungen nach Indien und China.
> AM FEUER Neues Theater,
Dornach, Bahnhofstr. 32, Premiere
am Dienstag, 1. November, 20 Uhr.
Weitere Termine und Kartenreservierungen unter www.neuestheater.ch
FALSCHER ALARM Hörcollage
auf CD, Christoph Merian Verlag.
Hysterie ist Realismus gewichen
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Die UNTERKUNFT in der Dürerstraße soll erst am 1. Dezember bezogen werden
Bei der Bürgerversammlung
jüngst im Kursaal in Bad Säckingen stand auch das Thema
Flüchtlinge, Asyl und Obdachlose auf der Tagesordnung. Vielleicht lag es an der schon rund
zweistündigen Debatte zum Spital, dievorausgegangen war. Vielleicht lag es daran, dass das
Flüchtlingsthema an Brisanz
und Schärfe verloren hat, Tatsache war: Eine Diskussion kam
keine auf, kritische Fragen wurden nicht gestellt, Befürchtungen nicht laut.
Frank van Veen, Vorsitzender
des Vereins Refugees Integrated,
sagte: „Wir haben das Problem in
den Griff bekommen, die Hysterie ist Realismus gewichen.“ Er
sprach von „vergleichsweise paradiesischen Zuständen in den
Unterkünften“. Flüchtende seien
keine Gefährdung, sondern eine
Bereicherung. Deren Aufenthalt
in Bad Säckingen werde von der
Bevölkerung akzeptiert.
Weil die große Zahl an Flüchtlingen wie noch 2015 nicht mehr
zu versorgen ist, hat sich die Lage
in den städtischen Gemeinschaftsunterkünften, den Containern im Areal Trottäcker und
dem Flüchtlingsheim im Gewann Gettnau, entspannt. „Bad
Säckingen profitiert derzeit
noch davon, dass rund 350 Asylbewerber in den beiden Unterkünften wohnen. Wir bekommen daher derzeit nur wenige
Anschlussflüchtlinge zugewiesen. Dieser Zustand kann sich
aber je nach der politischen Wetterlage schnell ändern. Es muss
daher ein Minimum an Wohnraum vorgehalten werden,“ berichtet Muriel Schwerdtner, Leiterin des Rechts- und Ordnungsamtes der Stadtverwaltung.
Diese Flüchtlinge, deren Asylantrag anerkannt wurde und für
deren Unterbringung die Kommunen zuständig sind, sollen
jetzt in der Dürerstraße-Unterkunft einziehen. Noch sind darin
die Handwerker zugange. Doch
am 1. Dezember werden laut
Schwerdtner vermutlich sechs
Flüchtlinge und zwölf Obdachlose kommen. Im zweigeschossigen Gebäude sollen die Bewohner strikt getrennt sein – unten
die Obdachlosen, oben die
Flüchtlinge. Und diese leben,
nachdem die bisherige Unterkunft in der Bergseestraße wegen des Beck-Arkaden-Anbaus
schon länger abgerissen wurde,
in städtischen Liegenschaften
wie dem ehemaligen Haus Dietz
in der Schönaugasse, die, wie die
Amtsleiterin sagt, „dafür ungeeignet sind und einem anderen
Nutzungszweck zugeführt werden sollen.“
–
Zuschüsse sind an strikte
Vorgaben gebunden
–
Die schnell in Holzbauweise
hochgezogene Unterkunft in der
Dürerstraße, die trotz ihrer
leichten Bauweise laut Bauamtsleiter Michael Rohrer 850 000
Euro kostet, sollte eigentlich
schon Ende Oktober bezugsfertig sein und nicht erst am 1.Dezember. Rohrer will dennoch
nicht von einer Verzögerung
sprechen. Ein späterer Bezug sei
ohne Probleme möglich.
Die 850 000 Euro trägt die
Stadt jedoch nicht alleine. „Erhebliche Zuschüsse“ haben Muriel Schwerdtner zufolge beim
Bau geholfen. „Dafür muss auf
die nächsten zehn Jahre gewährleistet sein, dass im ersten OG
dort ausschließlich Anschlussflüchtlinge untergebracht werden.“ Sie glaubt, dass zwei so unterschiedliche Bewohnergrup-
Im Dezember sollen die ersten Bewohner in der Dürerstraße einzeihen. FOTO: HANS CHRISTOF WAGNER
pen gut zusammenleben können: „Derzeit haben wir unter
den wenigen Anschlussflüchtlingen ausschließlich alleinstehende Männer, keine Familien.“
Aber: Sollten junge Männer aus
dem Ausland, von denen Integration und Leistungsbereitschaft verlangt wird, mit Obdachlosen
zusammenleben?
Und wenn Flüchtlingskinder
kommen, ist dann das Heim das
adäquate Umfeld?
Auch Günther-Ernst Hellwig,
2015 einer der Wortführer des
Anwohnerprotests gegen die
Unterkunft, sieht die Menschen
als stigmatisiert an, die in der
Dürerstraße leben müssen, gerade die Flüchtlinge. Auch wenn er,
wie er sagt, inzwischen seinen
Frieden mit der Einrichtung gemacht hat, bleibt der Standort
für ihn ein „Schattenloch“ mit
hohem Gefahrenpotenzial und
fehlendem Außengelände. Das
sei nicht im Sinne der Bewohner,
für die er sich eine dezentrale
Unterbringung besser vorstellen
kann. HANS CHRISTOF WAGNER
MENSCHEN UND MÄRKTE 9
Der Sonntag · 30. Oktober 2016
Eine existentielle Frage
Biowinzer wehren sich gegen das PHOSPHONAT-VERBOT – notfalls gehen sie eigene Wege
Badische Biowinzer drohen
damit, ihren Wein künftig
nicht mehr nach EU-Richtlinien herzustellen. Ihr Biowein dürfte dann aber nicht
als „Bio“ oder „Ecovin“ in
den Handel kommen. Der
Grund für den Ärger ist das
Verbot von Kalium-Phosphonat für den Bioweinanbau.
drei Kilogramm. Im MehltauKrisenjahr 2016 waren vier Kilogramm erlaubt. Aber auch das
war für viele Biowinzer zu wenig.
„Dieses Jahr wäre es beinahe zur
Katastrophe gekommen“, ärgert
sich Paulin Köpfer, Vorsitzender
von Ecovin Baden und Biowinzer
der ersten Stunde. „Wir haben davor gewarnt“, sagt er.
Köpfer war in dieser Woche
mit einer Delegation aus
Weinbaufunktionären
und Winzern aus Baden auf Initiative des
Freiburger
CDUBundestagsabgeordneten
Matern von Marschall
in
Straßburg
sprochen, ein Gespräch mit dem
zuständigen EU-Agrarkommissar Phil Hogan zu vermitteln.
Das kommt wohl zustande. Und
es steht ein weiteres Gespräch
im Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin an. Große Zuversicht strahlt Köpfer aber
nicht aus. Die Ecovin-Mitglieder
wollen eine Entscheidung. Die
Probleme mit dem Mehltau
könnten schon nächsten Sommer wieder akut werden. „Die
Frage ist existentiell“, sagt
Weinbauverbandsgeschäftsführer
Peter
Wohlfarth,
„2017
wird etwas passieren.“
men für die – weiterhin – umweltfreundlich
produzierten
Weine einfallen lassen. „Ein eigenes Markenzeichen wäre eine
Kampfansage“, meint Köpfer. In
anderen deutschen Weinbaugebieten ist die Situation keineswegs entspannter. In Württemberg sollen 80 Prozent der Ecovin-Mitglieder ihren Austritt angedroht haben, sollte sich nichts
ändern. Auch andere deutsche
Anbaugebiete wie Rheinhessen
und Rheinland-Pfalz waren in
diesem Jahr vom Falschen MehlKLAUS RIEXINGER
tau stark betroffen. Wie PflanDie Nerven der Biowinzer – nicht
zenschutzexperte Fuchs berichnur in Baden – sind ziemlich antet, ergab eine Umfrage unter
gespannt. Brüssel verwehrt ihÖkowinzern in Deutschland,
nen seit drei Jahren den Einsatz
dass 45 Prozent mit dem Gedanvon Kalium-Phosphonat. Im heiken spielen, wieder konventioßen und fast durchgehend
nell zu produzieren, sollte Phostrockenen Sommer 2015 war
phonat auf der Verbotsliste
das noch kein Problem. In
bleiben. Ihnen stünde dann
diesem Jahr wäre es aber beiauch wieder der Zugriff auf
nahe zu Totalausfällen geHerbizide und Pestizide ofkommen, wenn das Regenfen. Für den Bioweinbau wäwetter über den Juli hinaus
re das eine tragische Entangedauert hätte. So belauwicklung. Köpfer sagt, dass
fen sich die Ausfälle auf imderzeit etliche Betriebe die
mer noch geschätzte 20 bis
Umstellung auf Bioanbau
35 Prozent.
vorbereiten – aber die PhosGegen die Pilzerkrankunphonat-Entscheidung abgen wie den Falschen Mehlwarten. Die EU würde sich
tau hat sich Kalium-Phosschließlich selbst schaden:
phonat als ziemlich wirksam
Hat sie doch das Ziel ausgeherausgestellt. „Mit Phosphonat
geben, dass 20 Prozent aller
hätte man die Ausfälle nach unWeinbaubetriebe
ökologisch
ten drücken können“, sagt René
produzieren sollen.
Fuchs, Referatsleiter PflanzenUnterstützt werden die deutschutz am Weinbauinstitut Freischen Forderungen nach einer
burg. Als sich aber vor einigen
Phosphonat-Zulassung
von
Jahren herausgestellt hat, dass
Tschechien, Dänemark und Össich Phosphonat in den Pflanzen
terreich. Auf der anderen Seite
anreichert (und später abbaut), Der Falsche Mehltau hat den Winstehen die großen WeinbaunaFOTO: ZVG
setzte es die EU auf die Liste der zern sehr zugesetzt.
tionen Spanien, Italien und
Pflanzenschutzmittel – womit es
Frankreich. Dort ist die Bioweinfür Biowinzer automatisch ver- bei EU-Kommissar Günther OetImmer wahrscheinlicher wird, produktion weit einfacher. Das
boten war. Damit fehlt Biowin- tinger. Große Hoffnung auf ei- dass Ecovin Baden, der Verband trockene Klima schützt vor Pilzzern in Deutschland eines ihrer nen schnellen Erfolg konnte Oet- der Biowinzer, eigene Wege geht befall. Von Marschall fordert daeffektivsten Mittel, um sich ge- tinger der Delegation aus Baden und sich nicht mehr an die EU- her von der EU „faire Regeln für
gen den Falschen Mehltau zu nicht machen. Der frühere Mi- Richtlinie hält. Dafür müsste der alle“: Sie muss auf die Besonderwehren. Die ökologischen Aus- nisterpräsident hat aber ver- Verband sich einen neuen Na- heiten einzelner Länder und Rewirkungen von Phosgionen Rücksicht nehphonat gelten als unmen und darf nicht alle
problematisch.
über einen Kamm
Geblieben ist Bioscheren.
winzern das SchwerManche mutmaßen
metall Kupfer. Davon
aber, dass die Bioprodürfen sie nach EUduzenten der südliRichtlinie sechs Kilochen Länder kein Integramm pro Hektar im
resse haben, den KonJahr einsetzen. Weil
kurrenten in den Nachsich Kupfer aber im Bobarländern zuhilfe zu
den anreichert und Flokommen. Paulin Köpra und Fauna auf die
fer glaubt da nicht
Dauer zusetzt, gibt es
dran. Er setzt auf die
in Deutschland eine Badische Besuchsdelegation bei Günther Oettinger (Mitte, mit Papier in der Hand), links
Solidarität der FranzoFOTO: ZVG sen.
strengere Regel von daneben Initiator Matern von Marschall.
Zeitreise durch 70 Jahre BZ-Geschichte
In eigener Sache: Die Serie „70 Jahre – 70 Seiten“ erscheint als DIGITALES SONDERPRODUKT
Zeitung ist auch in
rem Leben, ihOnline-Zeiten immer
rer Verbindung
noch ein schnelles
zum Medium
Medium.
Morgen
Zeitung im Allkommt die nächste
gemeinen und
Zeitung. Doch sie
der BZ im Besonmacht die Zeitung
deren geplauvon heute nicht unbedert.
dingt zum Blatt von
Wo es in den
gestern.
jüngeren JahrWie sehr Zeitung auch
gängen
noch
stets Zeitgeschichte ist, hat
keine
aktiven
die Serie „70 Jahre – 70 SeiMitarbeiter gab
ten“ der Badischen Zeitung
oder
geben
gezeigt, die von Juli bis
konnte, kamen
September erschienen ist
Kinder und Enund nun gesammelt abgekel von BZ-Mitrufen werden kann: Dies
arbeitern
zu
sowohl über die BZ-App
Wort. Für jedes
(Android und I-OS) als
der 70 BZ-Jahre gab
auch als E-Zeitung.
es einen RepräsenAnlässlich des 70-jähritanten mit seiner
gen Bestehens der BadiGeburtstagsseite.
schen Zeitung haben sich
Herausgekommen ist eine
frühere und aktive Mitarbeiter tages angeschaut, diese kom- Zeitreise mit einem bunten Reidie Zeitungsseite ihres Geburts- mentiert – und ein wenig aus ih- gen an Begebenheiten rund um
das Medium Zeitung und die
Menschen, die das Blatt machen
und mit ihm verbunden sind.
Ergänzt wurde dies jeweils
durch einen Blick in die Geschichte. Vom WM-Sieg 1954,
über den Einmarsch in die CSSR
1968, die Olympischen Spiele
1972, den gescheiterten Baubeginn eines Kernkraftwerks in
Wyhl 1975 bis hin zur Erkenntnis,
dass schon US-Präsident Bill
Clinton 1994 ein Flüchtlingsproblem hatte und Kanzlerin
Angela Merkel bereits 2010
mehr Integration anmahnte,
lässt sich vieles nachlesen und
DS
erinnern.
> DIGITALE
SONDERAUSGABE
mit allen Folgen der Serie „70 Jahre
– 70 Seiten“, in der BZ-App sowie
übers Internet in der E-Zeitung
(www.badische-zeitung.de/ezeitung) erhältlich. Sie kann in allen
Browsern gelesen werden.
KURZ GEFASST
ABBAU
BASF will 180 Stellen in der Region streichen
Der Chemiekonzern BASF will in der Region Basel bis Ende
2018 rund 180 Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung
streichen. Betroffen sind die Standorte Basel-Rosental und
Schweizerhalle Das Forschungszentrum Basel soll praktisch
aufgelöst werden. Grund des Stellenabbaus ist der Plan, die
Forschungs- und Entwicklungsstandorte des Konzerns stärker
zusammenzuführen. In der Region Basel beschäftigt BASF
DS
derzeit noch 790 Mitarbeitende, schweizweit 1600.
PAUSE
WinterpausebeimWehrübergangLaufenburg
Der Wehrübergang am Wasserkraftwerk Laufenburg schließt
zum Dienstag, 1. November. Während des Winterhalbjahres
bleibt der Weg über das Stauwehr bis 30. April 2017 geschlossen.
Plangemäß ist der barrierefreie Übergang ab 1. Mai wieder
DS
für Fußgänger und Radfahrer zugänglich.
INFO
Berufe im Gesundheitswesen
Eine Informationsveranstaltung über Gesundheitsberufe
findet am Donnerstag, 10. November, 14 Uhr, in der Agentur
für Arbeit, Gruppenraum 2.11, Waldtorstr. 1a, 79761 WaldshutTiengen, statt. Folgende Vorträge sind geplant: 14 Uhr Physiotherapeut/in, 15 Uhr Gesundheits- und Krankenpfleger/in,
16 Uhr Altenpfleger/in, 17 Uhr Notfallsanitäter/in. Eine Anmeldung ist erforderlich im Berufsinformationszentrum der
Agentur für Arbeit Lörrach, Telefon: 07621/178-516 oder per
DS
E-Mail: [email protected].
Bund will Rente
aufbessern helfen
Experte Peter Weiß stellt FREIBETRÄGE in Aussicht
Der Bund will mit neuen Freibeträgen in der privaten und betrieblichen Altersvorsorge finanzielle Spielräume für Menschen
mit kleiner Rente eröffnen. Dies
sagte der Emmendinger CDUBundestagsabgeordnete und Sozialexperte Peter Weiß diese Woche in Freiburg bei einer Pressekonferenz der Deutschen Rentenversicherung (DRV).
Demnach sollen sich Bundesfinanzminister
Wolfgang
Schäuble (CDU) und Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) auf
ein Modell geeinigt haben, bei
welchem, sollte es Gesetzeskraft
erlangen, Freibeträge bei der
Grundsicherung
eingeführt
werden, die nicht auf die betriebliche und private Altersvorsorge
(zum Beispiel Riester-Renten)
angerechnet werden.
Weiß sprach von bis zu 200
Euro im Monat, die als private
Rente zusätzlich zur gesetzlichen Rente und der Grundsicherung zumindest teilweise freigestellt werden könnten. Ein
Durchbruch in der Rentenpolitik
sei dies, so Weiß, da damit auch
bei Geringverdienern ein Anreiz
zur privaten Altersvorsorge geschaffen und nicht mehr wie bisher durch die Anrechnung auf
die Grundsicherung torpediert
werde.
Weiß und der baden-württembergische DRV-Chef Andreas
Schwarz fanden gemeinsam zudem lobende Worte für die gerade erst beschlossene „Flexi-Rente“ des Bundes. Schwarz sprach
von „einem großen Geschenk“
für die Rentenversicherung. Lob
mit Abstrichen gab es dafür diese Woche auch vonseiten der
Wirtschaft:
IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Kempff
in Freiburg bezeichnete die „Flexi-Rente“ ebenfalls als „vernünftige Lösung“ und richtiges Signal, das freilich jedoch zu spät
beschlossen worden sei.
Die „Flexi-Rente“ sei ein wichtiger Schritt hin zu einer größeren Flexibilisierung beim Renteneintritt, betonten hingegen
Peter Weiß und Andreas
Schwarz: Nicht jeder, der das
Rentenalter erreiche, wolle auch
gleich aufhören zu arbeiten, so
die beiden Rentenexperten. Bisher sei es der Fall, dass Arbeitnehmer entweder ihren Renteneinstieg verschieben und durchs
Weiterarbeiten ihren Anspruch
Sieht die Rentner gut versorgt:
CDU-Politiker Peter Weiß.FOTO: DPA
um sechs Prozent im Jahr erhöhten oder aber, was weitaus häufiger vorkomme, im Monat bis zu
450 Euro zur Rente hinzuverdienen. Das Problem dabei: Wer
mehr als zweimal im Jahr über
die 450 Euro Grenze kommt,
muss Abschläge bei der Rente
hinnehmen. Mit dem neu beschlossenen
Jahresfreibetrag
von 6 300 Euro werde hier mehr
Flexibilität
geschaffen,
so
Schwarz. Erst darüber hinaus
würden 40 Prozent der Einkünfte auf die Rente angerechnet.
Das sei einfacher zu handhaben
und zu erklären als das bisherige
System, und die Unternehmen
könnten als Folge daraus länger
vom angesammelten Wissen erfahrener Mitarbeiter profitieren.
Unterm Strich sieht Peter
Weiß die derzeitige Rentnergeneration gut versorgt. Schwieriger werde die Lage ab 2030, wenn
die Zahl der Beitragszahler bedingt durch die demografische
Entwicklung weiter falle und die
Zahl der Rentner steige. Weiß
machte deutlich, dass er weder
ein Freund eines endlos fallenden Rentenniveaus noch von auf
25 Prozent steigenden Beiträgen,
wie sie die Gewerkschaften propagieren, sei. Stattdessen setze
er sich für eine Flexibilisierung
der Beitragsbemessungsgrenze
nach oben ein: Erwerbsbiographien seien heute sehr dynamisch, da mache es nur Sinn,
wenn man in Zeiten hoher Einkünfte auch mehr in die Rentenkasse einbezahle, so Weiß, der
zudem für eine Rentenversicherungspflicht für Selbstständige
aussprach, da diese Berufsgruppe überproportional im Alter
von der Grundsicherung abhänBERND PETERS
gig sei.
10 NACHRICHTEN
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E-Mail-Affäre bringt nochmals Turbulenzen in Präsidentschaftswahlkampf in den USA
Washington (AFP). Neue
Enthüllungen in ihrer EMail-Affäre haben die demokratische Kandidatin
Hillary Clinton auf der Zielgeraden des US-Wahlkampfes eingeholt. Die US-Bundespolizei FBI kündigte
neue Untersuchungen an.
Dafür erteilte ihr FBI-Chef James
Comey im Juli zum damaligen
Abschluss der Untersuchungen
eine scharfe Rüge, indem er ihr
„extreme Nachlässigkeit“ vorwarf. Das Justizministerium verzichtete aufgrund des FBI-Berichts aber auf ein Ermittlungsverfahren gegen Clinton. Die Affäre galt damit eigentlich als
juristisch abgehakt.
Am Freitag kündigte das FBI
aber überraschend an, sich
nochmals mit der E-Mail-Affäre
zu befassen. Es seien neue Mails
aufgetaucht, die für die ClintonUntersuchung anscheinend „relevant“ seien, erklärte Comey in
einem Brief an den Kongress. Die
Ermittler wollen nun prüfen, ob
diese Mails möglicherweise als
vertraulich eingestufte Informationen enthielten. Das FBI machte keine Angaben dazu, wo genau
die neuen Mails zu der ClintonAffäre gefunden wurden.
Nach Informationen der New
York Times stieß das FBI auf die
Mails pikanterweise bei den Ermittlungen gegen den Ex-Abgeordneten Anthony Weiner. Dieser hatte wegen Sex-Nachrichten
an diverse Frauen seinen Sitz im
Repräsentantenhaus abgeben
und später auch aus dem Rennen um den Bürgermeisterposten in New York aussteigen müssen. Der Demokrat ist mit der
Clinton-Vertrauten Huma Abedin verheiratet. Abedin ist Vizechefin von Clintons Wahlkampfteam und war ihre Spitzenberaterin im Außenamt. Sie trennte
sich im August von Weiner.
Die Mail-Affäre sei „der größte
politische Skandal seit Waterga-
Clintons republikanischer Kontrahent Donald Trump sagte
daraufhin, Clinton dürfe mit ihren „kriminellen Machenschaften“ nicht ins Weiße Haus einziehen. Sie selbst zeigte sich „zuversichtlich“, dass aus der angekündigten Überprüfung der neu
aufgetauchten Mails keine anderen Schlussfolgerungen als im
Juli gezogen würden. Die 69-Jährige rief das FBI auf, seine Erkenntnisse zu den neu entdeckten Mails publik zu machen. Das
FBI müsse umgehend „alle Informationen, die es hat, veröffentlichen“, so Clinton.
Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl müsse das Volk
umfänglich über die Vorgänge in
Kenntnis gesetzt werden, sagte
Clinton. Im Juli hatte das FBI erklärt, dass es in der E-Mail-Affäre
keine Hinweise auf ein strafrechtlich relevantes Verhalten
der früheren Außenministerin
festgestellt habe. Die demokratische Politikerin hatte in ihrer
vierjährigen Amtszeit als Außenministerin unter Verstoß gegen die geltenden Regeln private
und damit nicht sonderlich geschützte Server für ihre dienstliche Kommunikation genutzt.
Hillary Clinton muss sich erneut in der E-Mail-Affäre rechtfertigen. DoFOTO: DPA
nald Trump wirft ihr „kriminelle Machenschaften“ vor.
te“, sagte Trump bei einer Wahlkampf-Veranstaltung in Cedar
Rapids im Bundesstaat Iowa.
Dem wegen seiner frauenverachtenden Sprüche und angeblichen sexuellen Übergriffe zuletzt massiv unter Druck geratenen Republikaner bieten die
neuen
FBI-Untersuchungen
möglicherweise die Chance, den
Fokus in den letzten Tagen des
Wahlkampfs stärker auf den
Skandal seiner Konkurrentin zu
lenken. Trump lag zuletzt in den
meisten Umfragen hinter der
Demokratin zurück.
Hillary Clintons Wahlkampfchef John Podesta reagierte erbost auf den Brief von FBI-Chef
James Comey. Es sei „außergewöhnlich“, dass eine solche Ankündigung elf Tage vor der Wahl
komme. Podesta erhob den Vorwurf, das FBI habe sich vom
Trump-Lager „einschüchtern“
lassen.
Angriff imWesten von Mossul
Schiitische Einheiten wollen Belagerungsring um IS-HOCHBURG im Norden Iraks schließen
Würdesäule.
Bildung ermöglicht Menschen,
sich selbst zu helfen und aufrechter
durchs Leben zu gehen.
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KAJJARA (AFP). Mit einer Offensive im Westen von Mossul haben mit der irakischen Armee
verbündete schiitische Milizen
am Samstag den Belagerungsring um die vom Islamischen
Staat (IS) kontrollierte Stadt enger gezogen. Die Versorgungswege der Dschihadistenmiliz IS
zwischen Mossul und der syrischen IS-Hochburg Raka sollten
durch die Offensive gekappt
werden, sagte der Sprecher der
Einheiten, Ahmed al-Assadi.
Bei der Offensive zur Rückeroberung Mossuls waren die irakischen Streitkräfte und kurdische
Peschmerga bislang von Norden,
Osten und Süden auf Mossul
vorgerückt. Am Freitag hatten
die irakischen Streitkräfte bei ih-
rem Vormarsch eine Kampfpause eingelegt. Der Sprecher der internationalen Militärkoalition,
US-Oberst John Dorrian, sagte in
einer Videokonferenz mit Journalisten in Washington, die irakischen Verbände gruppierten
sich neu und stellten sich auf die
Kampfmethoden des IS ein.
Die nunmehr begonnene Offensive schiitischer Einheiten
bezieht sich nicht nur auf Mossul. Die Volksmobilisierungseinheiten (Haschd al-Schaabi) wollen insbesondere die Stadt Tal
Afar westlich von Mossul erobern. Tal Afar war eine von
Turkmenen bevölkerte und
mehrheitlich schiitische Stadt,
bevor sie 2014 von der sunnitischen IS-Miliz überrannt wurde.
Die Schiiten wollen auch die
Kontrolle über die Städte Tal Abta und Hatra gewinnen, nach eigenen Angaben planen sie keinen direkten Vormarsch auf
Mossul.
–
Angespannte Beziehungen
–
Gegen die Einbeziehung der
schiitischen
Volksmobilisierungseinheiten in den Kampf
gegen den IS gibt es Einwände
von Seiten der irakischen Kurden, der irakischen Sunniten
und der Türkei. Auch die Beziehungen zwischen der von den
USA geführten Anti-IS-Koalition
und den Schiiten sind gespannt.
Allerdings kann die Miliz eine
breite Unterstützung in der ira-
kischen Bevölkerung mobilisieren, um gegen die Dschihadisten
vorzugehen.
Die Offensive zur Rückeroberung von Mossul hatte am 17. Oktober begonnen. Im mehr als eine Million Einwohner zählenden
Mossul werden bis zu 5 000 ISKämpfer vermutet. Sie kontrollieren bislang einen Korridor
westlich von Mossul, der die
Stadt mit dem syrischen Teil des
von ihnen 2014 ausgerufenen
Kalifats verbindet.
In der westirakischen Stadt Ramadi vereitelten irakische Sicherheitskräfte nach eigenen
Angaben einen IS-Anschlag. Elf
IS-Mitglieder seien festgenommen worden und geständig, sagte ein Mitglied des Provinzrats.
DA S W E T TE R
13°
5° Lahr
Ettenheim
12°
6°
13°
4°
Polizeinotruf:
110
Feuerwehr/Rettungsdienst:
112
Krankentransporte:
DRK 07761/1 92 22
Ärztlicher Bereitschaftsdienst:
116 117
Apotheken-Notdienst-Infotelefon:
Festnetz: 0800/0022833 (kostenfrei);
Mobilfunk: 22833 (max. 0,69 €/Minute);
Im Internet: mehr.bz/apotheken
Frauenhaus:
0 77 51/35 53
Giftnotruf:
0761/19240
Notfallpraxis Bad Säckingen:
9 bis 13 und 15 bis 19 Uhr
0 7761/9 33 72 22
Notfalldienst Wehr:
11 bis 12 und 18 bis 18.30 Uhr
Tel. 0 18 05/19 29 24 30
Telefonseelsorge:
08 00/1 11 01 11
Rhe
in
NOTDIENSTE
isam
Breisach a. Rh.
Dre
Emmendingen
Elzach
Elz
Waldkirch
Freiburg
Titisee
Lörrach
Bad Säckingen
morgen
16°
2
Neustadt
FELDBERG
1493 m
9°
Schluchsee
2°
Bonndorf
11°
St. Blasien
0°
13° Schopfheim
WaldshutWeil a. Rh. 4°
Tiengen
Rheinfelden
Im Südwesten und an der Ostsee nach Nebelauflösung freundlich mit viel Sonne. Sonst
meist trüb mit Hochnebel und Sprühregen.
Höchstwerte: 11 bis 13 Grad, schwachwindig.
heute
13°
Müllheim
Basel
DEUTSCHLANDWETTER
Ein Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über den
Britischen Inseln sorgt in Südbaden heute für
goldenes Oktoberwetter. Die Nebelfelder lösen
sich am Vormittag bald auf. Dann setzt sich die
Sonne durch. Die lockeren Quellwolken bleiben
harmlos. Bis zum Nachmittag erwärmt sich die
Luft auf maximal 13 Grad. Dazu weht schwacher
Südwestwind. In den kommenden Tagen wird es
nach Frühnebel sehr freundlich mit viel Sonnenschein. Die Temperaturen steigen dabei an.
11°
0°
13°
4°
Bad Krozingen
Furtwangen
REGIONALWETTER
11°
4°
0 l/m²
Niederschlag
übermorgen
17°
1
2
0 l/m²
g
Niederschlag
0 l/m²
Niederschlag
20°
15°
10°
Kiel
12°
7°
Bremen
Hannover
Dresden
Nürnberg
0°
6 12 18 0
6 12
18
0
6 12 18 Uhr
Windstärken in den Kreisen in Beaufort
07:10/17:14Uhr
06:35/17:30Uhr
Auf- und Untergangszeiten gelten für Freiburg
Saarbrücken
Stuttgart
13°
4°
Freiburg
11°
9°
11°
8° Berlin
Essen
13°
11°
6°
5°
Köln
Frankfurt
5°
1
Rostock
Hamburg
11°
3°
12°
2° München
12°
7°
Der Sonntag
Sport
Trash und Visionen
Hellmuth Costardwar eine der schillerndsten Figuren der deutschen Experimentalfilm-Szene. In Grenzach
läuft erstmals sein letzter Film öfSEITE 13
fentlich im Kino.
30.Oktober2016
Siegesfahrt auf der Weser
Eine tadellose Mannschaftsleistung beschert dem SC FREIBURG einen 3:1-Sieg in Bremen
Der SC Freiburg hat den
ersten Auswärtssieg unter
Dach und Fach gebracht.
3:1 (2:0) gewann die Mannschaft von Trainer Streich
nach einem überzeugenden
Auftritt bei Werder Bremen.
Ebnete den Weg zum Sieg: Maximilian Philipps Führungstreffer in Bremen.
wirkungsvollere. Viele Balleroberungen gelangen zudem, was
das Spiel der Bremer zusätzlich
us der Balance kippte. Im Ergebnis schlug sich das in der 29. Minute nieder. Nach einem Einwurf spielte Philipp mit gleich
vier Gegenspielern Katz und
Maus, guckte zudem in aller Ruhe Keeper Wiedwald aus und
platzierte den Ball ins untere Toreck. Der SC führte 1:0.
Aufregung dann in der 38. Minute. Der zur Verstärkung der eigenen Abwehr nach hinten geeilte Manneh hält bei einer Freibuger Ecke Guédé im Strafraum
etwas zu fest am Textil. Unmissverständlich zeigt Referee Winkmann zum Schrecken der Bremer auf den Punkt. Grifo lässt
sich die Chance zum 2:0 nicht
entgehen. Enttäuschung bei den
Zuschauern, Tränen bei Sané,
der mit einer Verletzung in die
Kabine geführt werden muss.
Die Bremer sind jetzt wild entschlossen, doch der SC bringt das
Spiel ruhig in die Pause.
Die etwas mehr als 1 500 Freiburger fordern zu Beginn der
FOTO: DPA
Petersen (64.) hätte an alter
zweiten 45 Minuten lautstark einen Auswärtssieg – und wollen Wirkungsstätte früh dann alles
ihrem Team mit dieser Forde- klar machen können, doch Keeper Wiedwald behielt die Oberrung offenbar Mut machen.
hand. Ein Mutmacher für die
Heimelf?
Die Bremer agierten
Junuzovic war es dann verzu überhastet
–
gönnt, der Partie einen neuen
Doch das Spiel beginnt abermals Weg zu weisen und die Zuschaumit einer Großchance der Bre- er aufzuwecken. Sein kluges Zumer. Von Gnabry glänzend vor- spiel auf Santiago Garcia verbereitet, kommt Torrejón gegen wandelte der Argentinier (68.).
den schnellen Manneh (50.) et- Schwolow war ein Schritt zu spät
was zu spät, doch der Ball streift dran. Und die Galerie bei alter
knapp am Tor vorbei. Bei der Be- Phonstärke angelangt.
lagerung des Freiburger StrafDoch die Freiburger konterten
raums agieren die Gastgeber al- wieder. Angetrieben vom clever
lerdings zu überhastet.
disponierten Grifo inszenierten
Nach 58 Minuten dann der sie weiterhin ihre Nadelstiche.
erste Freibuger Wechsel: Peter- Und einer saß. Abrashi, weit
sen kommt für Guédé. Unmittel- nach vorne geeilt, konnte zwei
bar zuvor war ein Distanzschuss Bremer düpieren und anschliedes aufgerückten Stenzel über ßend mit einem satten Schuss
die Querlatte gerauscht. Der (75.) zum 3:1 abschließen. WiedSportclub, auch in Bremen wie- wald, noch am Ball, konnte
der extrem laufintensiv unter- nichts mehr ausrichten. Und die
wegs, bekam jetzt zahlreiche Bremer das Spiel nicht mehr dreKonterchancen, da die Bremer hen.
mit Macht das Offensivspiel
Am Ende rissen die Freiburger
suchten – meist indes unorien- die Arme hoch, der erste Austiert.
wärtssieg war geschafft.
–
DerTraum geht weiter
Im Schnelldurchgang zieht ANGELIQUE KERBER ins Endspiel der WTA-Finals ein
Vor dem dritten Triumph des JahFOTO: DPA
res: Angelique Kerber
www.der-sonntag.de
STANDPUNKT
ROGER SCHMIDTS VERBALER AUSSETZER
Wer keine Antworten will,
sollte keine Fragen stellen
A
MICHAEL DÖRFLER
Der Begriff Rotation ist beim
Sportclub Freiburg mittlerweile
zu einem festen Bestandteil der
täglichen Arbeit geworden.
Gleich zehn neue Spieler beorderte Christian Streich gegenüber der dienstäglichen Aufgabe
im Pokal gegen Sandhausen in
Bremen in die Startelf. Lediglich
Verteidiger Christian Günter
hatte das Vergnügen schon bei
der 6:7-Niederlage nach Elfmeterschießen gegen die Nordbadener gehabt. Große Überraschung dazu: Erstmals in dieser
Spielzeit gehörte auch Karim
Guédé wieder zu den Auserwählten. Quasi als erster Verteidiger
durfte er im Angriff ran, der wiedergenesene Florian Niederlechner und der Ex-Bremer Nils Petersen mussten dafür auf die
Bank. Zurückgekehrt war auch
Amir Abrashi, der sichvon seiner
gegen Augsburg erlittenen Knöchelverletzung vollends erholt
hat.
Von Beginn an entwickelte
sich im Weserstadion ein ausgeglichener Schlagabtausch, der
zunächst die Gastgeber etwas im
Vorteil sah. Zweimal musste
Schwolow kräftig zupacken. Zunächst bei einem Distanzschuss
von Hajrovic (4.) und unmittelbar danach, als Manneh nach einer Ecke zum Kopfball gekommen war. Es war der Zeitpunkt,
als Trainer Streich an der Außenlinie seiner Mannschaft mit
reichlich Gesten den Weg wies.
Die Einflussnahme zeigte
rasch Wirkung. Die ruhig und behutsam agierenden Freiburger
bekamen das Geschehen zunehmend in Griff. Ihre Spielzüge
wirkten durchdachter, zudem
war das Passspiel der Breisgauer
das deutlich bessere – und auch
Kleinanzeigen im Internet aufgeben:
Angelique Kerber greift als erste
deutsche Tennisspielerin seit
Steffi Graf nach dem Titel bei
den WTA-Finals. 20 Jahre nach
dem Triumph ihres Idols erreichte die Weltranglistenerste
mit 6:2, 6:1 gegen die polnische
Vorjahressiegerin
Agnieszka
Radwanska in Singapur erstmals
das Endspiel.
Nach nur 75 Minuten verwandelte die 28-Jährige ihren ersten
Matchball. Ein Schritt fehlt der
Kielerin für den dritten großen
Triumph in diesem Jahr. Nach
ihrem Australian-Open- und USOpen-Coup würde Kerber denkwürdige zehn Monate krönen.
„Es ist einfach unglaublich“, sagte sie direkt nach dem Match.
Am Sonntag (12.30 Uhr) trifft
die zweifache Grand-Slam-Sie-
gerin als Favoritin auf die Slowakin Dominika Cibulkova, die zuvor die russische Tennisspielerin
Swetlana Kusnezowa 1:6, 7:6
(7:2), 6:4 niedergerungen hatte.
Beim Saisonabschluss der acht
besten Tennisspielerinnen des
Jahres 2016 schließt sich für Kerber damit ein Kreis.
Im ersten Vorrundenspiel begann mit einem Dreisatz-Erfolg
über Cibulkova ihr Siegeszug.
Nun wird das mit sieben Millionen Dollar dotierte Turnier mit
dem finalen Showdown gegen
die 1,61 Meter große Powerfrau
enden. „Ich könnte mir nichts
mehr wünschen, als gegen sie im
Finale zu spielen und mich zu revanchieren“, kündigte Cibulkova
an. Insgesamt hat Kerber fünf
von neun Duellen für sich ent-
schieden – und zwar die vergangenen fünf. „Es wird ein gutes
Match werden. Ich muss mein
bestes Tennis spielen, um sie zu
schlagen“, meinte die deutsche
Nummer eins.
Am Samstag bestach Kerber in
ihrem ersten Halbfinale bei ihrer
vierten
Masters-Teilnahme
durch Konstanz und Fitness. Der
Tipp der Tennis-Legende Martina Navratilova, die von einem
„leichten Vorteil“ für Kerber gesprochen hatte, bewahrheitete
sich. Die Weltranglisten-Erste
hatte die Partie gegen ihre Tennis-Freundin aber klarer im Griff
als erwartet. „Sie mag diesen
Druck. Sie läuft hier herum, als
ob sie an sich selbst glaubt“, sagte
die neunmalige WimbledonsieDPA
gerin Navratilova.
m verräteAussetzer in dem eirischsten am
nen oder anderen
vieldiskutierBoulevardmedium
ten verbalen Aussetab, in den letzten Tazer von Leverkusens
gen vor allem verteiTrainer Roger
digt. Zu allererst von
Schmidt am verganNagelsmann selbst,
genen Wochenende
der sehr souverän
OTTO
im Spiel gegen Hofaus der ganzen AnSCHNEKENBURGER gelegenheit kein
fenheim war weder
seine Aufforderung
großes Ding mach„Halt doch einfach mal die
te. Dann von diversen TrainerSchnauze!“ noch seine keine
kollegen, die um die von
Antwort erwartende Frage
Streich herausgestellte An„Was bist du denn für ein Spin- spannung nur allzu gut wissen.
ner?“. Sondern die in der sich
Aber auch von vielen Beobachanschließenden Diskussion
tern und Journalisten. Der Verweniger beachtete Frage
ein soll auf eine interne Be„Glaubst du, du hast den Fuß- strafung verzichtet haben.
ball erfunden?“, die der zürUnd auch der Rechtsspruch,
nende Schmidt seinem Kolder Schmidt zu zwei Spielen
legen Julian Nagelsmann auch Sperre „verdonnerte“, machte,
an den Kopf warf. Sie wirft
in rechtem Licht betrachtet,
einen Blick darauf, dass es
kein großes Gewese um die
Schmidt in diesem Moment
Sache. Die beiden Spiele Sperre
eben nicht nur darum ging,
standen im Prinzip nur für die
seinen Spieler zu schützen.
Aufhebung der BewährungsSondern auch darum, dem seit strafe, die Schmidt erhalten
Monaten zahllose mediale
hatte, weil er sich erst im März
Komplimente genießenden
dieses Jahres weigerte, den
Jüngsten seiner Kollegen eins
Spielfeldrand zu verlassen,
auszuwischen.
wozu er von Schiedsrichter
Es ist natürlich vieles an der
Felix Zwayer aufgefordert worArgumentation dran, mit der
den war. Weshalb sich dieser
Freiburgs Trainer Christian
zu einer Spielunterbrechung
Streich – wie er einräumt,
genötigt sah. Und die bösen
selbst kein „Kind von Traurig- Richtmikrofone, die jeden Satz
keit“ – im Nachgang seinen
der Trainer überwachen?
Trainerkollegen in Schutz
Kaum ein ausfälliger Trainernahm. Bundesliga-Trainer ste- satz aus den letzten Jahren ist
hen unter enormer Anspandurch die Übertragung dieser
nung. Aber dafür, dass sie vor- Mikrofone in Erinnerung. Wargeführt, überwacht und abum gibt es sie überhaupt? Sie
wechselnd wie eine Sau durchs sind kein Instrument, das den
Dorf getrieben werden, wie
Vereinen gegen ihren erklärStreich auch mokierte, gibt es ten Willen aufgezwungen wurbessere Beispiele als den Fall
de. Sondern eines der vielen
Roger Schmidt. Dafür existieZugeständnisse, die sie selbst
ren zum einen zu viele andere an die Fernsehanstalten machBerufe, in denen Menschen,
ten, deren Gelder längst die
die ebenfalls unter hoher Ver- Etats der Bundesliga-Klubs
antwortung und Belastung
entscheidend mitbestimmen.
stehen, nicht ab und an in
Folgerichtig verkündete die
Dienstausübung mal „Halt die Deutsche Fußball Liga (DFL)
Schnauze“ oder „Spinner“ sain dieser Woche auch gleich,
gen sollten. Schmidt wurde
dass sie ihr Übertragungskondarüber hinaus, sieht man von zept in den Stadien wegen des
der Kritik an seinem verbalen Vorfalls nicht ändern werde.
KURZ GEFASST
FUSSBALL
Löw macht wohl weiter
Bundestrainer Joachim Löw will eine neue Chance auf den
erhofften ersten EM-Titel. Keine vier Monate nach dem Halbfinal-Aus bei der Euro in Frankreich verlängert der Weltmeister-Coach einem Medienbericht zufolge seinen Vertrag vorzeitig
um zwei Jahre bis 2020. Die letzten Details
seien geklärt worden, schrieb die „Bild“-Zeitung. Die Entscheidung wolle der Deutsche
Fußball-Bund am Montag bekanntgeben.
„Kein Kommentar“, erklärte der DFB auf
Anfrage. Eine frühzeitige Verlängerung
kommt aber keinesfalls überraschend. Löws
bisheriger Vertrag war bis 2018 datiert, die erfolgreiche TiDPA
telverteidigung in Russland ist das nächste große Ziel.
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12 SPORT
Der Sonntag · 30. Oktober 2016
Leipzig lässt nicht locker
FUSSBALL
1. Bundesliga – 9. Spieltag
Mönchengladbach - Eintr. Frankfurt
0:0
Zuschauer: 54 014 (ausv.)
FSV Mainz 05 - FC Ingolstadt
2:0
(0:0)
VfL Wolfsburg - Bayer Leverkusen
1:2
(1:0)
FC Augsburg - Bayern München
1:3
(0:2)
Werder Bremen - SC Freiburg
1:3
(0:2)
SV Darmstadt 98 - RB Leipzig
0:2
(0:0)
Tore: 1:0 Malli (51. FE), 2:0 Öztunali (85.) – Gelb-Rote-Karte: Christiansen
(87.) – Zuschauer: 25 000
Tore: 1:0 Arnold (37.), 1:1 Mehmedi (79.), 1:2 Jedvoj (84.) – Zuschauer: 28 000
Tore: 0:1 Lewandowski (19.), 0:2 Robben (21.), 0:3 Lewandowski (48.), 1:3 Koo
(67.) – Zuschauer: 30 660 (ausv.)
Tore: 0:1 Philipp (29.), 0:2 Grifo (39.), 1:2 Gracia (67.), 1:3 Abrashi (75.) –
Zuschauer: 41 500 (ausv.)
Tore: 0:1 Sabitzer (57.), 0:2 Sabitzer (82.) – Zuschauer: 16 500
Bor. Dortmund - FC Schalke 04
Sa. 18.30 Uhr
1899 Hoffenheim - Hertha BSC Berlin
So. 15.30 Uhr
1. FC Köln - Hamburger SV
So. 17.30 Uhr
●
●
●
●
●
●
1.
2.
3.
4.
5.
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7.
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9.
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11.
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13.
14.
15.
● 16.
● 17.
● 18.
Bayern München
RB Leipzig
Hertha BSC Berlin
1899 Hoffenheim
1. FC Köln
Eintr. Frankfurt
SC Freiburg
Bor. Dortmund
FSV Mainz 05
Bayer Leverkusen
Mönchengladbach
FC Augsburg
SV Darmstadt 98
FC Schalke 04
Werder Bremen
VfL Wolfsburg
FC Ingolstadt
Hamburger SV
9
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5
7
6
23:5
17:6
14:9
16:10
13:6
13:8
13:13
20:10
16:15
13:13
10:12
8:14
8:17
10:11
11:24
6:13
7:19
2:15
23
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17
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15
14
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7
6
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2
● Champions League ● Champions League Qualifikation ● Europa League ● Relegation ● Abstieg
Spielplan/1. Liga
Spielplan/2. Liga
FREITAG, 4. NOVEMBER
FREITAG, 4. NOVEMBER
Hertha BSC Berlin – Mönchengladbach
FC Heidenheim – Karlsruher SC
Fort. Düsseldorf – Dynamo Dresden
Erzgebirge Aue – 1. FC Nürnberg
SAMSTAG, 5. NOVEMBER
Bayern München – 1899 Hoffenheim
Bayer Leverkusen – SV Darmstadt 98
Hamburger SV – Bor. Dortmund
FC Ingolstadt – FC Augsburg
SC Freiburg – VfL Wolfsburg
Eintr. Frankfurt – 1. FC Köln
SONNTAG, 6. NOVEMBER
RB Leipzig – FSV Mainz 05
FC Schalke 04 – Werder Bremen
SAMSTAG, 5. NOVEMBER
Greuther Fürth – VfL Bochum
FC Kaiserslautern – Union Berlin
SONNTAG, 6. NOVEMBER
VfB Stuttgart – Arminia Bielefeld
Braunschweig – Hannover 96
SV Sandhausen – TSV 1860 München
MONTAG, 7. NOVEMBER
Würzburger Kick. – FC St. Pauli
2. Bundesliga – 11. Spieltag
Arminia Bielefeld - SV Sandhausen
1:0
TSV 1860 München - Erzgebirge Aue
6:2
Dynamo Dresden - Braunschweig
3:2
Union Berlin - Fort. Düsseldorf
0:1
Greuther Fürth - FC Kaiserslautern
So. 13.30 Uhr
VfL Bochum - FC Heidenheim
So. 13.30 Uhr
Karlsruher SC - VfB Stuttgart
So. 13.30 Uhr
FC St. Pauli - 1. FC Nürnberg
● Aufstieg ● /● Relegation ● Abstieg
Der Neuling aus Sachsen
sorgt in der Bundesliga weiter für Aufsehen: RB Leipzig
bleibt auch nach neun Spielen weiter ohne Niederlage
und mit dem 2:0-Erfolg
beim SV Darmstadt 98 unbeirrt dem FC Bayern auf
den Fersen. Die Münchner
nahmen die Hürde beim
FC Augsburg vergleichsweise souverän (3:1), während
der VfL Wolfsburg seine Krise fortsetzte: 1:2 zu Hause
gegen Bayer 04 Leverkusen.
RB Leipzig kann sich dem Ruf des
Bayern-Jägers nicht mehr entziehen. Der Aufsteiger landete mit
dem hochverdienten 2:0 (1:0) in
Darmstadt am neunten Spieltag
bereits den sechsten Sieg und
hat weiter nur zwei Punkte Rückstand auf den Meister aus München. Der zuletzt verletzte Joker
Marcel Sabitzer traf vor 16 400
Zuschauern am Böllenfalltor
gleich zweimal (57./81. Minute)
für die Mannschaft von Trainer
Ralph Hasenhüttl. In der einseitigen Partie kassierten die Lilien
die erste Heimniederlage.
Mit Plakaten im NostalgieLook und einer extra aufgestellten Anzeigetafel mit Handbetrieb protestierte der Darmstädter Traditionsclub gegen den ungeliebten von Red-Bull-Gründer
Dietrich Mateschitz protegierten Emporkömmling aus Leipzig. „Nein zu Investoren, Wettbewerbsverzerrung & Fußball als
Marketing-Strategie“, stand zudem auf einem großen Spruchband quer vor der Südtribüne.
Drei Tage nach der Pokal-Blamage beim Viertligisten FC Astoria Walldorf konnten sich die
Gastgeber wieder auf das konzentrieren, was sie seit dem Aufstieg 2015 stark machte: das
Spiel des Gegners mit großer Leidenschaft zu zerstören und auf
Konter lauern. Die pfeilschnellen Leipziger dominierten wie
erwartet die Partie, schafften es
aber zunächst selten weiter als
bis zum gegnerischen Strafraum, ehe wieder ein Darmstädter Bein mit weißem Stutzen dazwischen war.
Allerdings gab der frühere
WM-Schiedsrichter
Wolfgang
Stark zu Unrecht ein Tor von Youssef Poulsen (16.) wegen Abseits
nicht. Vor allem Poulsen, Timo
Werner, Emil Forsberg und Naby
Das Bild täuscht: Der SV Darmstadt 98 (oben Alexander Milosevic) war
FOTO: AFP
gegen RB Leipzig (Youssef Poulsen) gar nicht obenauf.
Keita beschäftigten mit ihren
Antritten und Ballstafetten die
Lilien. So entwickelte sich für RB
ein Geduldsspiel – ohne eine klare Torchance in der ersten Halbzeit.
–
Bayer 04 dreht spät
die Partie in Wolfsburg
–
Nach dem Wechsel feierte Sabitzer sein Comeback nach überstandenem Bänderriss. Den ersten Torschuss gab Guineas Nationalspieler Keita ab (52.) ab, 98Torhüter Michael Esser hatte
allerdings keine Probleme. Nur
fünf Minuten später stand Sabit-
zer nach einer Flankevon Werner
richtig: Der österreichische Auswahlspieler erzielte aus kurzer
Entfernung das 1:0. Spielerisch
hatte das Team von Coach Norbert Meier den ambitionierten
Leipzigern einfach zu wenig entgegenzusetzen. Erneut Sabitzer
bugsierte nach einem fulminanten Flügellauf von Oliver Burke
den Ball zur Entscheidung ins
Netz.
So kann RB Leipzig am kommenden Spieltag die Bestmarke
des MSV Duisburg einstellen:
Der blieb 1993/94 als Aufsteiger
vom Start weg zehn Mal ungeschlagen.
Unter den Augen des gesperrten Trainers Roger Schmidt hat
Bayer
Leverkusen
Valérien
Ismaël den ersten Sieg als Bundesliga-Trainer verwehrt. Der Interimscoach des VfL Wolfsburg
sah eine späte 1:2-(1:0)-Niederlage und darf sich dadurch kaum
mehr Hoffnungen auf einen festen Job bei den Profis machen.
Bayer-Trainer Schmidt verfolgte den Sieg der Leverkusener
aus einer Loge und darf seiner
beruflichen Zukunft etwas entspannter entgegensehen. Die
späten Bayer-Tore erzielten Admir Mehmedi (79.) und Tin Jedvaj (83.). Für den VfL traf Maximilian Arnold (37.) zur Führung.
Ismaël erlebte beim ersten
Heimspiel als Trainer der Wolfsburger Bundesliga-Mannschaft
eine zumindest engagierte, aber
letztlich spielerisch limitierte
Leistung seiner Schützlinge. Seinem erneut enttäuschenden
Team gelang in der achten Ligapartie in Serie kein Sieg.
Für Schmidt hingegen besserte sich die Situation vor dem
wichtigen Champions-LeagueSpiel in Tottenham. Der wegen
der Beschimpfungen des Hoffenheimer Kollegen Julian Nagelsmann in Wolfsburg noch gesperrte Fußballlehrer saß diesmal in einer Loge und nicht wie
beim Pokal-Aus gegen den Drittligisten Sportfreunde Lotte im
Mannschaftsbus. Seine Mannschaft zeigte in Wolfsburg eine
einsatzstarke Vorstellung mit
Happy End. Sie feierte nach vier
Pflichtspielen ohne Sieg mit einer Energieleistung und etwas
Glück wieder einen Erfolg.
Der VfL erarbeitete sich anfangs Torchancen. Nach vergeblichen Versuchen von Daniel Caligiuri (21.) und Mario Gomez
(28.) traf Arnold. Der U21-Nationalspieler nutzte nach Unordnung in der Bayer-Abwehr eine
präzise Flanke von Caligiuri und
drückte den Ball aus kurzer Distanz ins Tor.
Auch Bayer suchte den offensiven Weg. Nach dem peinlichen
Pokal-Aus in Lotte lief es lange
nicht wirklich rund. Auch in der
zweiten Halbzeit fiel der BayerElf gegen die nun defensiveren
Wolfsburger lange zu wenig ein.
Doch das Team gab nicht auf
und kämpfte weiter. Zunächst
traf der freie Mehemdi nach Pass
von Benjamin Henrichs, dann
Jedvaj per Rechtsschuss nach
Vorlage von Aleksander DragoDPA/DS
vic.
0:1
Hannover 96 - Würzburger Kick.
● 1. Braunschweig
● 2. Union Berlin
● 3. Fort. Düsseldorf
4. FC Heidenheim
5. VfB Stuttgart
6. Hannover 96
7. Würzburger Kick.
8. Dynamo Dresden
9. 1. FC Nürnberg
10. SV Sandhausen
11. VfL Bochum
12. FC Kaiserslautern
13. TSV 1860 München
14. Karlsruher SC
15. Greuther Fürth
● 16. Erzgebirge Aue
● 17. Arminia Bielefeld
● 18. FC St. Pauli
Der Aufsteiger bleibt in der FUSSBALL-BUNDESLIGA erster Verfolger des FC Bayern
(0:0)
Mo. 20.15 Uhr
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FUSSBALL
Oberliga
Verbandsliga
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2:2
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1:1
FSV Bissingen - SV Sandhausen II
FSV Hollenbach - SSV Reutlingen
Bahlinger SC - Spvgg. Neckarelz
SV Oberachern - Astoria Walldorf II
SV Spielberg - Offenburger FV
TSG Balingen - 1. Göppinger SV
1. CfR Pforzheim - Karlsruher SC II
Neckarsulmer SU - SC Freiburg II
Stuttg. Kick. II - FV Ravensburg
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SC Freiburg II
FSV Bissingen
1. CfR Pforzheim
TSG Balingen
Neckarsulmer SU
FV Ravensburg
Stuttg. Kick. II
SSV Reutlingen
1. Göppinger SV
Bahlinger SC
SV Oberachern
Offenburger FV
SV Spielberg
Karlsruher SC II
FSV Hollenbach
SV Sandhausen II
Astoria Walldorf II
Spvgg. Neckarelz
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Landesliga
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3:0
2:1
2:2
heute
FC Auggen - FC 08 Villingen
FC Bad Dürrheim - Freiburger FC
SV Bühlertal - SV Endingen
FC Neustadt - FC Bötzingen
SC Lahr - SC Pfullendorf
SV Linx - Rielasingen-Arl.
SV Kuppenheim - Kehler FV
SV Stadelhofen - FC Denzlingen
Solvay Freiburg - 1. SV Mörsch
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Freiburger FC
FC 08 Villingen
FC Denzlingen
SV Linx
Kehler FV
FC Auggen
SV Kuppenheim
FC Bad Dürrheim
Rielasingen-Arl.
SC Lahr
SV Endingen
1. SV Mörsch
SV Bühlertal
SV Stadelhofen
FC Neustadt
FC Waldkirch
SC Pfullendorf
Solvay Freiburg
FC Bötzingen
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Bezirksliga
SC Wyhl - FV Herbolzheim
3:1
Brennet-Öflingen - FC Wittlingen
1:2
SV Weil - SV Kirchzarten
1:1
FC Erzingen - FC 08 Tiengen
2:1
VfR Hausen - Frbg.-St. Georg.
1:0
SV Jestetten - FC Wallbach
FSV RW Stegen - FSV Rheinfelden
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Lörrach-Bromb. II - SV Weil II
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SV Au-Wittnau - SF Elzach-Yach
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FC Schönau - SV Herten
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Wasser/Kollm. - SV Laufenburg
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RW Weilheim - FC Wehr
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FC Zell - FC Emmendingen
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SV Buch - VfR Bad Bellingen
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Efringen-Kirch. - Lörrach-Bromb.
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SV Weil
FV Herbolzheim
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VfR Hausen
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FSV Rheinfelden
Wasser/Kollm.
SC Wyhl
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SV Laufenburg
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FC Wehr
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FC Wallbach
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Der Sonntag
Kultur
Stradners Rehrücken
Zart und mild und in drei Akten
kommt der „Rehrücken Baden-Baden“von Paul Stradner, Chefkoch im
Restaurantvon Brenners Park Hotel,
SEITE 15
auf den Tisch.
30.Oktober2016
Visionen gegen den Mainstream
Auftakt zu einer Retrospektive? In Grenzach wird erstmals HELLMUTH COSTARDS letzter Film öffentlich gezeigt
Hellmuth Costard ist vielleicht der berühmteste der
vergessenen Experimentalfilmer der 68er-Ära. Nun
wird erstmals sein letzter
Film öffentlich gezeigt.
RENÉ ZIPPERLEN
Am Anfang, na ja, war da eben
dieser Penis. Man schrieb das
wilde Jahr 1968, doch so hatte
noch keiner seine Kritik an der
deutschen Filmförderung geäußert wie in diesem Beitrag zu
den Oberhausener Kurzfilmtagen: Ein sprechender Penis verkündet darin die Förderrichtlinien, die wacklige Kamera zoomt
zurück – und während eine Bildercollage im Hintergrund vorüberflackert, wirkt eine Frauenhand, bis Ejakulat auf das Objektiv trifft. Hellmuth Costards Film
„Besonders wertvoll“ flog aus
dem Programm, viele Filmer
protestierten dagegen wütend,
Peter Handke trat aus der Jury
zurück. Was für ein Skandal!
Der Vorfall machte den jungen Experimentalfilmer über
Nacht berühmt. Doch anders als
seine Kollegen und Freunde Rainer Werner Fassbinder oder Wim
Wenders hat es Costard nie über
den Status eines Insidertipps geschafft. Zuletzt war es lange sehr
still um das Werk des vor 16 Jahren verstorbenen Künstlers.
Das will nun Ulrich Kaiser mit
Arno Dietsche ändern. Am
Dienstag, 1. November, zeigt Kaiser Costards letzten, von ihm
nicht mehr vollendeten Spielfilm „Vladimir Günstig – Eine
trojanische Affäre“ erstmals öffentlich. Im Theater im Zehnt-
Filmemacher und Erfinder Costard erklärt seinen Sonnenkollektor „Sunmachine“.
haus TIZ in Grenzach-Wyhlen.
Das klingt reichlich kurios.
Zwar lief der Film in der von
Kameramann Bernd Upnmoor
fertiggestellten Fassung 2004
im WDR. Im Kino wurde er aber
nie gezeigt, außer in zwei privaten Vorführungen. Kaiser ist im
Besitz des Films und hat ihn wegen Rechtefragen für die Kinofassung mit neuer Musik unterlegt. Der Termin in Grenzach ist
längst ausgebucht, obwohl Costards Schwester als Vertreterin
der Erben erst vor zwei Wochen
grünes Licht gab. Am 6. November soll es eine Matinée geben,
Informationen gibt es via Email
bei Kaiser direkt.
Dass gerade der Grenzacher
Kaiser sich dem Nachlass des Filmers und Erfinders widmet, ist
einem Zufall geschuldet, aus
dem sich aber eine lange Freundschaft und Partnerschaft entwickelt hat. Arno Dietsche, Grafiker
in Lörrach, mietete sich 1983 in
Costards Berliner Fabriketage
ein, eines Tages stand sein Klassenkamerad Kaiser vor der Tür
und blieb in Berlin. Beide tauchten ein in die schillernde junge
Film- und Kunstszene. Fotograf
Jim Rakete war da, Nina Hagen
spazierte vorbei, man schaute
Filme mit Wenders und anderen.
Versuche, Costards Werk wieder zugänglich zu machen, etwa
mit einer DVD-Box, scheiterten
auch am Geld. Sein Nachlass
liegt beim Filmmuseum Deutsche Kinemathek in Berlin, wo
die Filme digitalisiert werden.
Zukunft ungewiss. 2015 feierte
der britische Guardian die Ausgrabung von Costards „Fußball
wie noch nie“, zu dem der Ire Mathew Nolan einen neuen Soundtrack schrieb. Mit acht Kameras
folgt der Film allein der ManULegende George Best über die
Dauer eines Spiels – fast 40 Jahre
FOTOS: ZVG
improvisierte Dialoge und trieb
immer wieder überraschende
Keile ein, die den Fluss der Dinge
aufbrachen. Nicht immer leicht
für Zuschauer und Schauspieler.
Die letzten Jahre seines Lebens
tüftelte er mit Leidenschaft an
Lösungen für die Energieprobleme in den ärmsten Ländern. So
zeigt auch „Vladmir Günstig“
Costards langjährige Arbeit an
der „Sunmachine“, laut Martin
Demuth, Professor am Max
Planck Institut für Strahlenchemie, „einer der effektivsten Sonnenenergiewandler weltweit“.
Den Kollektor entwickelte er aus
billigsten Recyclingmaterialien.
Kaiser erinnert sich, wie er mit
Costard hunderte Bierdosen aus
dem Müll gefischt und gespült
hat. Kaiser, der den Film cofinanzierte, fuhr auch mit ihm nach
Südspanien, um die Sunmachine-Sequenzen zu filmen. Auf einer mit Trash-Elementen spielenden fiktionalen Ebene taucht
dann der KGB-Agent Vladimir
Günstig auf, gespielt von Costard selbst, der ein Jahr lang den
Akzent trainierte.
Als Kaiser Costard zum letzten
Mal besuchte, gab ihm dieser
noch viel Material in die Hand.
„Pass gut darauf auf“, soll er ihm
gesagt haben. „Das wird mal
wertvoll.“ Kurz darauf erhielt
Costard seine fatale Diagnose.
Für Kaiser ist das ein Auftrag:
„Wir sorgen jetzt dafür, dass es
wirklich wertvoll wird.“ Und Arno Dietsche ergänzt lachend:
„Besonders wertvoll.“
vor „Zidane: A 21st Century Portrait“, der die Idee kopierte. Eine
Renaissance läutete das aber
nicht ein. Kaiser schwebt nun eine Retrospektive vor, wenn er die
entsprechenden Partner findet.
Costards experimentelle Filme lehnen das klassische Erzählkino als alleingültige Form ab.
Sie verarbeiten oft drei Elemente: die Situation der Filmschaffenden, Realität und Effektkino
sowie technische Aspekte. Zeitlebens arbeitete Costard an Objektiven und neuen Techniken, setzte sich intensiv mit den Folgen
der Digitalisierung und Technik
für die Gesellschaft auseinander.
Costard war wenig interessiert
an wirkmächtigen Bildern oder
griffigen Plots. Er nutzte die Realität für seine künstlerischen
Aussagen, sagt seine Schwester. > VLADIMIR GÜNSTIG 1. NoDrehbücher abzufilmen, inter- vember im TIZ, Grenzach-Wyhlen.
essierte ihn nicht, er folgte mit Ausverkauft, Infos zum 6. Novemseiner Kamera der Wirklichkeit, ber über [email protected].
The Sweet Remains
FOTO: ZVG
GAMBLING TOUR 2016
Folk Rock im
Schlössle
Mit Westcoast und Folk Rock
konnten die amerikanischen
Musiker bei ihrer letzten Europatournee eine treue Anhängerschaft gewinnen. Am Samstag, 5.
November, 20 Uhr, treten The
Sweet Remains im Schlössle Laufenburg auf. Karten für 15 Euro
gibt es bei Buch & Café am Andelsbach, 07763/21155 oder
[email protected].
KLASSIK MITTENDRIN
Pianist Bogdan Vaida
kommt ins Ärztehaus
Wo sich sonst alles um die Gesundheit dreht, steht bald der
musikalische Genuss im Vordergrund: „Klassik mittendrin“ ist
zu Gast im Seconia Ärztehaus
am Bahnhofplatz 1 in Bad Säckingen. Mit dem Pianisten Bogdan Vaida erwartet das Publikum am Samstag, 5. November,
19 Uhr mit Werken von Liszt, Ravel und Chopin ein facettenreicher Klavierabend. Das Konzert
ist Teil der Reihe „Klassik mittendrin“, die klassische Musik an Orte des täglichen Lebens bringt.
Mit der dicken Frau per Du
Was ISOLATION BERLIN alles ausmacht – Auftritt in Basel
Diese Band ist poetisch. Und musikalisch hochinteressant. Diese
vier Jungs Mitte 20 sind mehr als
nur ein bisschen talentiert. Sie
ragen derzeit heraus in der jüngeren deutschsprachigen Popmusik. Und das, obwohl Isolation Berlin gerade einmal ein Debütalbum und eine Werkschau
ihres zuvor entstandenen Schaffens vorweisen können. Im November soll noch eine gemeinsame EP mit der befreundeten
Band „Der Ringer“ folgen.
Isolation Berlin sind sich der
Rolle bewusst, die ihnen im Popgeschäft zukommt. Feierlich, getragen, pompös von Trommelwirbeln begleitet, eröffnet „Produkt“ das Studioalbum „Aus den
Wolken tropft die Zeit“: „Ich bin
ein Produkt, ich will, dass man
mich schluckt, dass man mich
konsumiert, sich in mir verliert... Ich lebe für Applaus, bis
der Vorhang für mich fällt.“
Als Vergleich müssen immer
wieder Rio Reiser und Ton Steine
Scherben herhalten und das
kommt – auch wenn sich die
Band vehement dagegen sperrt –
nicht ganz von ungefähr: Wenn
Frontmann Tobias Bamborschke
Zeilen wie „Wenn der letzte
Mond im Schnaps ertrinkt und
die Hoffnung sich in RauchNoise-Rock und bei „Herz aus
schwaden verliert“ („Fahr
Stein“ denkt man an Troubaweg“) oder „Ich habe endlich
doure, die einst durchs Land
keine Träume mehr, ich hazogen und so geklungen habe endlich keine Hoffnung
ben könnten.
mehr“ („Alles Grau“) singt,
Grau ist die Farbe von Isolaist da diese Schönheit, die
tion Berlin, bei ihnen ist das
bei Reiser stets gerade seine
Glas in der Regel halbleer. Das
traurigsten Lieder hatten.
reicht bis hin zu Depression
Einflüsse und stilistische
und Suizidgedanken. Ihr BerVerwandtschaften
meint
lin ist das der tristen Graffitiman immer wieder zu erkenverschmierten Ecken und
nen, obwohl Isolation Berlin
nicht das von luxussanierten
auf einem selbstbewusst beAltbauwohnungen und der
schrittenen eigenen Weg
Suche nach der nächsten Parsind und sich geschickt Einty. Vielleicht werden sie geraordnungen immer wieder
de dafür so geliebt.
entziehen. Wenn das Stück
Es gibt aber auch Licht im
nicht einen Hauch zu schnell Isolation Berlin auf dem Freiburger Zelt- Tunnel von Isolation Berlin.
FOTO: FORSBACH Denn selbst für den ärgsten
swingen würden, der Text musikfestival (ZMF).
ein wenig versöhnlicher wäLiebeskummer gibt es eine
re und vielleicht noch ein paar Garten deiner Seele“ ist noch so Form von Linderung. Und sei es
Trompeten dazukämen, könnte ein Lied, dessen melancholi- in Form eines Spaziergangs am
man sich etwa ihr „Aufstehn, scher Popsound und dessen Schlachtensee im Berliner SüdLosfahrn“ sehr gut als Element- herrlich-schräge Sprachbilder westen. Auch Selbstironie kann
of-Crime-Titel vorstellen – kein direkt aus der Element-of- helfen: „Siehst du dort, die dicke
Zufall, dass sie im Sommer auf Crime-Welt entsprungen sein Frau, mit der bin ich per Du. Die
dem Freiburger ZMF gut in de- könnten.
schmeißt mich jeden Morgen
ren Vorprogramm passten. „Und
Ansonsten kennzeichnet die raus und schließt die Kneipe zu.“
OTTO SCHNEKENBURGER
aus dem Zapfhahn quillt der Musik der Berliner stilistische
Rausch, der alte Sorgen gegen Vielfalt. „Alles Grau“ ist ein Regneue tauscht“, singt Bamborsch- gae, „Verschließe Dein Herz“ pul- > ISOLATION BERLIN, Montag,
ke. Eine Lebensweisheit, wie sie sierend funky, „Du hast mich nie 31. Oktober, 20.30 Uhr, Kaserne
von Sven Regeners „Herr Leh- geliebt“ eine getragene hymni- Basel. Karten zu 20 Franken über
mann“ stammen könnte. „Der sche Ballade, „Wahn“ lärmender www.kaserne-basel.ch
IM NOVEMBER 2016
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Drama auf Playmate-Ranch
QUATUOR EBÈNE
Mit Respekt
und Demut
Musikalisch ein großer Abend: Verdis FORZA DEL DESTINO am Theater Basel
Musikalisch rund, szenisch
überfrachtet: Verdis disparate Oper „La forza del destino“ ist unter Ainars Rubikis ein musikalisch beeindruckender Abend, bei
dem die Regie nicht recht
mithalten kann.
bei den Solisten zeigt Baumgarten eine schlüssige Personenregie, die von den großartigen Sängerdarstellern mit Leben gefüllt
wird.
Pavel Kudinov ist als Marchese
di Calatrava ein dominanter Patriarch und Rassist, der seine
Tochter Leonora nicht an den
Fremdling Don Alvaro (mit viel
Tenorschmelz und ein wenig zu
großem Vibrato: Aquiles Machado) aus einem Inkastamm verlieren möchte. Vladislav Sulimsky macht mit seinem über endlose Reserven verfügenden Bassbariton aus Leonoras Bruder
Don Carlo einen rachsüchtigen
Mörder, dessen spannungsgeladene Szenen mit Don Alvaro zu
den dramatischen Höhepunkten des umjubelten Abends zählen. Die Krone im homogenen
Solistenensemble gebührt aber
Elena Stikhina als auch darstellerisch berührende Leonora. Der
Russin gelingen mit ihrem farbigen, in der Tiefe dunkel schimmernden Sopran entrückte Kantilenen genauso vollendet wie
hochdramatische Passagen. Evgeny Stavinsky (Padre Guardiano), Anaik Morel (Preziosilla)
und Andrew Murphy (Fra Melitone) können ebenfalls Akzente
setzen. Den Showdown am Ende
zwischen Alvaro und Don Carlo
inszeniert Baumgarten geradlinig. Alvaros weiße, mit Don Carlos Blut befleckte Mönchskutte
ist ein starkes Bild für die Eskalation der Gewalt. Die Macht des
Schicksals sorgt mit dem Tod
von Leonora für einen letzten
Schocker.
GEORG RUDIGER
Wohl keine andere Oper Giuseppe Verdis wechselt so unvermittelt zwischen Liebe und Hass,
zwischen Frömmigkeit und Gewalt. „La forza del destino“, die
„Macht des Schicksals“, ist regelrecht zerrissen in ihren Emotionen. Die Stimmung kann jederzeit kippen. Am Ende, wenn Don
Carlo seine eigene Schwester Leonora tötet, gibt es keine Hoffnung – da können auch die Streicher, die in hoher Lage ätherisch
aus dem Orchestergraben des
Basler Theaters erklingen, keinen Trost mehr spenden.
Dirigent Ainars Rubikis verleiht der Oper auch in ihren letzten Takten eine klare dramatische Gestalt. Die Fragilität des
Streicherklangs, den das Sinfonieorchester Basel zaubert, zeigt
die Brüchigkeit der Zivilisation.
Diese sphärischen Töne erscheinen unwirklich angesichts der
Gewalt, die kurz zuvor von Giuseppi Verdi mit gestopften Bläserakkorden
und
heftigen
Schlagzeugattacken zelebriert
wurde. Überhaupt gelingt es
dem lettischen Dirigenten von
Beginn an, dieses heterogene,
hochdramatische Werk in all seinen musikalischen Extremen zu
zeigen. Bereits in der Ouvertüre
hat das Sinfonieorchester Basel
diesen Fokus, den es den ganzen
Abend nicht mehr verliert.
Wenn es einmal wackelt zwi-
projiziert, überschwemmt. Es
sind Variationen des Krieges und
der Religion, die Baumgarten
aneinanderreiht. Wie das Religiöse ins Martialische umkippt,
wie genau die Fanatisierung eines Volkes funktioniert, zeigt er
nicht. Die Herberge zu Beginn
des zweiten Aktes macht er zur
„Playmate-Ranch“
inklusive
Kriegerstatuen mit beweglichen
Penissen, wo die Bedienungen
Baströckchen tragen (Kostüme:
Marysol del Castillo).
Das ganze Ambiente erinnert
an Südamerika, der Heimat des
Protagonisten Don Alvaro, oder
DELLA MILES
an einen Grenzort in Texas. Die
kleinen Totenköpfe neben den
religiösen Devotionalien in der
Klosterszene lassen an Mexiko
denken. Das Grelle, das auch in
der Musik Verdis zu finden ist,
spiegelt sich auf der Bühne. Die
Szenenwechsel und Zeitsprünge
der Oper gelingen Baumgarten
mit der Drehbühne mühelos.
Den wieder einmal darstellerisch und vokal präsenten Chor
und Extrachor des Basler Theaters (Leitung: Henryk Polus)
macht er zu eine Gruppe von Individuen, die schnell gleichgeschaltet werden kann. Aber auch
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Herausragend im homogenen Ensemble: Elena Stikhina als auch darstellerisch berührende Leonora mit
FOTO: SANDRA THEN
dunkel schimmerndem Sopran.
schen Chor und Orchester, reagiert Rubikis sofort und macht
seine klaren Gesten noch etwas
größer. Auch die Soli in Violine,
Cello, Englischhorn und Klarinette haben eindrückliche Farben und transportieren Stimmungen. Musikalisch ein großer
Abend, zumal das Solistenensemble Herausragendes leistet.
Szenisch besitzt die Produktion nicht die gleiche Wucht. Sebastian Baumgartens Inszenierung wird von der Bilderflut, die
Videokünstler Chris Kondek auf
das dreistöckige Bühnenbild von
Barbara Ehnes immer wieder
Das französisches Spitzenquartett Quatuor Ebène tritt am
Samstag, 5. November, 20 Uhr, in
Schloss Bonndorf mit Kompositionen von Ludwig van Beethoven und Claude Debussy auf. Die
Mitglieder des Quatuor Ebène
hauchen der Kammermusik
neuen Atem ein, indem sie stets
einen direkten und unvoreingenommenen Blick auf die Werke
richten und dabei voller Demut
und Respekt der Musik entgegentreten. Karten gibt es beim
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Lösung vom vergangenen Sonntag:
EINLADUNG
DREI GÄNGE 15
Der Sonntag · 30. Oktober 2016
ÜBERM TELLERRAND
Tiere in der Stadt
GOLDENE MILCH
AyurvedischesTrendgetränk
M
DIESER KLEINE SIEBENSCHLÄFER hat sich an den Lebensraum Stadt
angepasst und lebt mitten unter den Menschen, genau wie der Mauersegler und viele andere Tierarten. Wie das kommt und wohin das
führt, erklärt die Wanderausstellung „Natur findet Stadt“ der Umweltakademie Baden-Württemberg, die ab Mittwoch, 2. November, in der
Geschäftsstelle des Biosphärengebiets Schwarzwald in Schönau, Brand
24 (beim Outlet-Center), zu sehen ist. Die interaktive Schau befasst sich
mit den Lebensräumen von Tieren in urbaner Umgebung, an manchen
Ausstellungsstücken gibt es Zettel zum Mitnehmen mit praktischen
Tipps, wie man selbst zum Schutz der Tiere beitragen kann. Die Ausstellung kann bis 28. Februar 2017 montags bis donnerstags von 9 bis 16
FOTO: DPA
Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr besichtigt werden.
Das Feinste vom Wild
In Brenners Park-Hotel wird der REHRÜCKEN BADEN-BADEN laufend perfektioniert
Regional und saisonal, das
sind die Zauberwörter der
modernen Gastronomie.
Wer jetzt den „Rehrücken
Baden-Baden“ zelebriert,
liegt goldrichtig, denn das
zarte Stück Wild braucht
die Süße reifer Birnen und
die Säure der Preiselbeeren.
inze? Hagebutte? Fenchel-Anis-Kümmel?
Nichts gegen eine Tasse Tee in diesen kühlen Herbsttagen. Doch ein bisschen kreativer und vor allem farbenfroher wird es mit
der Goldenen
Milch, die sehr
trendig auch als
Kurkuma Latte
auf den Getränkekarten von immer mehr Cafés
auftaucht. Die
Goldene Milch,
die so heißt, weil
sie so gelb-golden aussieht,
entstammt der ayurvedischen
Lehre. Dank ihrer Hauptzutat,
dem Kurkuma, soll die Milch eine heilende und reinigende
Wirkung haben. Entzündungen
im Körper, vor allem in den Gelenken, sollen mit ihrer Hilfe
schneller abklingen. Davon abgesehen: Sie ist einfach saulecker. Basis der goldenen Milch
ist eine Paste. Dafür 120 Milliliter Wasser, 1 Esslöffel KurkumaPulver (aus dem Gewürzregal),
ein etwa daumengroßes Stück
geriebenen Ingwer und eine
Prise Muskatnuss so lange unter stetem Rühren köcheln lassen, bis die Masse eingedickt ist.
Diese lässt sich gut ein paar Tage im Kühlschrank aufbewahren. Aber Achtung: Kurkuma
färbt extrem ab, also am besten
keine Plastikgefäße verwenden.
In einem Topf je nach Zahl der
Mittrinker ein, zwei, drei Tassen
Pflanzenmilch nach Wahl (zum
Beispiel Mandel- oder Sojamilch) erwärmen und etwas
von der Paste einrühren. Anfänger starten vielleicht mit ei-
PASCAL CAMES
Baden-Baden? Das sind die Thermen, das Spielcasino und die
Trinkhalle. Viele kennen die Kurstadt, auch ohne je einen Fuß
hinein gesetzt zu haben, von der
Speisekarte. Der weltweit bekannte „Rehrücken Baden-Baden“ ist ein Klassiker, aber nur
echt mit viel Soße, Birnen, Preiselbeeren und Spätzle. Da Birnen
(am besten der Sorte Gute Luise)
und Pilze nur saisonal zu haben
sind, gibt es für dieses Gericht
nur ein schmales Zeitfenster von
Spätsommer bis November.
Vergangenes Jahr gab der
Chefkoch des Brenners Park-Hotel, Paul Stradner (35), Folgendes
zum besten: Er wolle jedes Jahr
den „Rehrücken Baden-Baden“
perfektionieren. Das sagt nicht
irgendwer, sondern ein mit zwei
Michelin-Sternen
prämierter
Koch, der vom Gault-Millau zum
Aufsteiger des Jahres 2016 gekürt wurde. Tatsächlich gab es
schon immer Verbesserungen
am Produkt. In alter Zeit wurden
die geschlachteten Rehe, Wildschweine und Rebhühner so lange hängen gelassen, bis sie einen
strengen Geruch hatten. Paul
Stradner lacht beim Thema
„Hautgout“: Das sei heute völlig
out und auch unnötig. Rehrücken gilt als das „Feinste vom
Wild“, er ist zart und mild und ohne penetranten Wildgeschmack.
Auch spicken oder einlegen
braucht man ihn nicht.
„Alles soll gut erkennbar sein
und schmecken, wonach es aussieht“, lautet Paul Stradners Devise. Das Fleisch sollte aus der
freien Wildbahn stammen und
frei von Sehnen sein. Vom Metzger vergessene Sehnenreste lassen sich mit einem langen,
scharfen Messer gut wegsäbeln.
Um den Rehrücken zu portionieren, nimmt man eine Küchen-
nem Teelöffel voll, der Geschmack ist wirklich intensiv.
Verfeinert wird die Milch mit einer Prise Zimt, bei Bedarf etwas
Süße und unbedingt einem
Hauch frisch gemahlenem Pfeffer – der verstärkt die Wirkung des Kurkuma. Keine Zeit
fürs Pastekochen? Das Internet kennt unzählige schnelle Varianten der Goldenen Milch.
Das Grundprinzip ist immer das
Gleiche: Pflanzenmilch wird erwärmt und
mit der Triade aus Kurkuma,
gemahlenen Ingwer und Zimt
gewürzt, ganz nach persönlichem Gusto. Die Lieblingsvariante der Autorin geht so: In einem Topf zwei Tassen Wasser
zum Kochen bringen und zwei
Teebeutel reinhängen. Bewährt
haben sich Kräutertees und reiner Kamillentee. Fünf bis zehn
Minuten ziehen lassen, dann
anderthalb Tassen Reis-KokosMilch, einen halben Teelöffel
Kurkuma, jeweils einen Viertel
Teelöffel Zimt und gemahlenen
Ingwer zugeben und den Pfeffer nicht vergessen – nur eine
halbe Umdrehung der Pfeffermühle. Bei Bedarf nochmal
kurz aufwärmen und mit Honig oder Ahornsirup süßen.
Und ja, natürlich können Sie
auch Kuhmilch statt Mandel-,
Hafer-, Reis-, Soja-, Dinkel-, Cashew-, Hanf-, Haselnuss- oder
Reis-Kokos-Milch nehmen. Bitte nur nicht wundern, wenn es
dann nicht ganz so lecker
schmeckt. CLAUDIA FÜSSLER
QUERBEET
LAUFENBURG
Zart und mild und in drei Akten kommt der Rehrücken von Paul Stradner, Chefkoch im Restaurant von
FOTO: PC
Brenners Park Hotel, auf den Tisch.
schere oder eine unbenutzte
Gartenschere. Weitere wichtige
Küchenutensilien sind eine Küchenuhr und ein Gartemperaturmesser: Hier geht es wirklich
um jede Minute und jedes Grad
Celsius, damit der Rehrücken
zart bleibt.
Fürs Kochen daheim empfiehlt Paul Stradner das klassi-
REZEPT
REHRÜCKEN von Paul Stradner, Brenners Park-Hotel in
Baden-Baden. Zutaten für 6
Personen: Rehrücken (2,2 bis
2,5 kg), Salz, Pfeffer aus der
Mühle, Öl. Zubereitung: Rehrücken von Knochen und Sehnen befreien, entlang des
Rückgrates einschneiden, damit sich das Fleisch etwas vom
Knochen löst. Fleisch kräftig
würzen und auf allen Seiten
gut und scharf in Öl anbraten.
Mit Fleischseite nach oben in
Pfanne legen, im vorgeheizten
Ofen bei 120°C Umluft langsam auf Garpunkt (55 bis 58°C
Kerntemperatur in 20 bis 25
min) bringen. Ist die Pfanne
zu klein, Fleisch halbieren.
WACHOLDERRAHMSAUCE
Zutaten: 250 g Reh-Abschnitte
und Knochen, 100 g klein geschnitten Schalotten, 50 g geschnittene Champignons,
500 ml Wildfond (oder Wasser), 300 g Butter, 1/2 Rosmarinzweig, 1/2 EL Tomatenmark,
75 ml Rotwein, 30 ml Portwein,
30 ml Madeira, Wacholderbeeren, Pfefferkörner, 50 g Geflügellebercreme, Salz, Öl, geschlagene Sahne. Zubereitung:
Knochen und Abschnitte im
Topf gut rösten, Schalotten
und Champignons mit Butter
zugeben, weiter rösten. Tomatenmark dazu, mit Alkohol
ablöschen, auf Hälfte reduzieren, mit Fond auffüllen. Langsam aufkochen, Trübstoffe
abschöpfen, Gewürze zugeben. Mindestens 4 Stunden
zugedeckt köcheln lassen. Passieren und langsam reduzieren, bis der Fond kräftig ist.
Geflügellebercreme einrühren
und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Nochmals durch
ein feines Sieb geben und vor
dem Servieren geschlagene
Sahne untermengen.
ZUSAMMEN mit gebratenen
Pfifferlingen, in Birnenfond
gekochten Birnen und Spätzle
PC
servieren.
sche Rezept, das er selbst aber so
– Stichwort perfektionieren –
heute nicht mehr macht. Für
den gebürtigen Österreicher bestand die Herausforderung darin, den Rehrücken „auf das ästhetische Niveau zu bringen“.
Was ihn störte, waren die Spätzle.
Jetzt gibt es bei ihm den Rehrücken in drei Gängen (160 Euro
für zwei Personen): Zuerst serviert er eine aus Knochen und
Fleischabschnitten gewonnene
Rehessenz. Danach gibt es den
Rehrücken mit Birnen, Pfifferlingen, Preiselbeeren und Gemüse.
Hat man keine Pfifferlinge, gehen auch Steinpilze. Erst im dritten Gang folgen die Spätzle mit
Soße und einem kleinen Fleischstück. Spätzle müssen in
Deutschland sein, weiß Stradner.
Sein Clou ist der Teller: Es handelt sich um einen Glasteller, unter dem sich ein Waldstillleben
aus Moos, Rinde, Beeren und ja,
sogar einer Patrone, befindet.
„Ja, ich habe gehört, dass die es
jetzt anders machen“, lautet der
säuerliche Kommentar eines regionalen Mitbewerbers. Ob Paul
Stradner mit dem Rehrücken 2.0
einen Bock geschossen hat? Eher
nicht, wie man im Restaurant beobachten kann. An seinem Originalschauplatz ist der Klassiker
nach wie vor ein Evergreen. Nur
einige betagte Stammgäste trauern den alten Zeiten hinterher.
Streifzug durch die Habsburger Küche
Die Herrschaft des Hauses Habsburg ist eng mit der Geschichte
Laufenburgs verknüpft, was sich auch kulinarisch niederschlägt
und im Herbst bei den Habsburgerwochen zum Ausdruck
kommt. Am heutigen 30. Oktober laden die örtlichen Gastronomen beidseits des Rheins noch einmal zu einem kulinarischen Streifzug durch die Küchen Vorderösterreichs,
Österreich-Ungarns, Norditaliens und des Elsasses. Dazu werden
Weine aus dem Habsburger Land gereicht. Alle Teilnehmer
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unter www.grenzenlos-geniessen.de
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Kornelkirsche, Berberitze, Heidelbeere
Um stärkende Beeren wie Kornelkirsche,
Berberitze und Heidelbeere und sowie fruchtige Essigrezepturen geht es am Montagabend, 7. November von 19.30 bis 21 Uhr,
im Hofgut Tellmann in Staufen-Wettelbrunn, Weinstraße 4. Nach einem kurzen
Überblick über die Heilkraft der Pflanzen
werden die Früchte des Herbstes und Winters
gemeinsam zu stärkenden Tinkturen, Salben,
Likören, Teemischungen und Hautpflegeprodukten verarbeitet.
Teilnahme 15 Euro, Materialkosten kommen hinzu. Anmeldung
unter Telefon 0 76 33/80 75 99, E-Mail an Andrea Tellmann
DS
[email protected]
ORTENAU
Schwarze Supp im Freilichtmuseum
An Allerheiligen kam früher die Schwarze Supp auf den Tisch:
Wenige Tage vor dem Saisonende hat das Schwarzwälder
Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach in der Ortenau
für Dienstag, 1. November, noch einmal ein Feiertagsprogramm
für die Museumsgäste vorbereitet. Passend zur kalten Jahreszeit
wird in der Rauchküche eine traditionelle Schwarze Supp
zubereitet. Von 11 bis 17 Uhr können die Besucher die nach
altem Rezept gekochte, wärmende Suppe in der beheizten
Stube des Falkenhofs probieren. Während der Herbstferien
nächste Woche lädt der Vogtsbauernhof Kinder zu täglichen
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Mitmachaktionen ein. Info: ww.vogtsbauernhof.de
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Halloween inTeufelsgrund
Zu mehreren Führungen der unheimlichen Art lädt das Besucherbergwerk Teufelsgrund, Mulden 71, in Münstertal heute
und morgen, 30. und 31. Oktober, von 13 bis 22 Uhr ein. Geeignet
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