Ausgabe | 43 04. November 2016 powered by Wirtschaft GlaxoSmithKline investiert in neue Impfstoffproduktionsanlagen Der britische Konzern GSK steckt 172 Millionen Euro in den Standort Marburg und setzt damit ein klares Signal G SK hat den Neubau von Impfstoffproduktionsanlagen auf dem MARS-Campus am Standort Marburg bekannt gegeben. Das Unternehmen errichtet eine Mumps- und eine Meningokokken-B-Impfstoffproduktionsstätte mit einem Investitionsvolumen von je 10 Millionen bzw. 162 Millionen Euro. GSK setzt damit die Investitionen auf dem Gelände nach dem Neubau eines Mitarbeiter-Restaurants für 2,2 Millionen Euro weiter fort. GSK sieht in Marburg einen vielversprechenden Standort für Investitionen in moderne Impfstoffproduktion. Ausschlaggebend hierfür sind die qualifizierten Arbeitskräfte, das technische und wissenschaftliche Know-how sowie die vorhandene Infrastruktur. Leistungsfähige Produktionsstandorte tragen dazu bei, die Bevölkerung vor impfpräventablen Erkrankungen zu schützen. „Wir freuen uns über diese weiteren bedeutenden Investitionen von GSK in den Standort Marburg“, so Jochen Reutter, Impfstoffe sollen weltweit zugänglicher werden. Foto: Flickr/Dawn Huczek/CC BY 2.0 Geschäftsführer und Standortleiter GSK Vaccines Marburg. „Die neuen Anlagen helfen, den erhöhten Bedarf an Mumpsund Meningitis-Impfstoff-Antigenen in Zukunft abzudecken. Wir leisten auf diese Weise einen wichtigen Beitrag im weltweiten GSK-Produktionsnetzwerk. Für uns bedeutet diese Entscheidung eine effiziente Auslastung unserer Produktionskapazitäten und eine Fortsetzung der Neuausrichtung des Standortes.“ Mark Ruppersberg, Projektleiter für die Meningokokken-B-Anlage, ergänzt: „Unser Standortvorteil bei beiden Projekten ist, dass wir auf dem MARS-Campus die bereits vorhandene Infrastruktur durch direkten Anbau bzw. Anschluss optimal nutzen und auslasten können. Wir sind stolz darauf, diese Herausforderungen meistern zu dürfen.“ Auf dem MARS-Campus werden zukünftig drei der insgesamt vier aktiven Komponenten für den innovativen Meningokokken-B-Impfstoff hergestellt. GSK verlegt die Produktion dieser drei Komponenten, die gegenwärtig noch unter Auftragsherstellung in Österreich produziert werden, nach Marburg. Die Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen mit Kombinationsimpfstoffen stellt in Deutschland schon seit 2004 einen wesentlichen Bestandteil der Sicherstellung der öffentlichen Gesundheit dar. Die Marburger produzieren zukünftig einen dieser vier Virusstämme, den MumpsStamm. Martina Alter, Projektleiterin für die Mumps-Produktionsanlage, erläutert: „Die Analyse Junge Bundesbürger werden zur „Lebensmittel-to-go“-Generation Etwa 52 Prozent der 14- bis 34-Jährigen ersetzen Mahlzeiten häufig durch schnelle Snacks unterwegs – eine Zunahme um zwölf Prozent innerhalb der vergangenen zwei Jahre. Die „Lebensmittel-to-go-Kultur“ hinterlässt Spuren und macht sich unter anderem auch auf der Waage bemerkbar: 55 Prozent der jungen Deutschen fühlen sich zu dick. Dies zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Zukunft Gesundheit 2016“ der Schwenninger Krankenkasse und der Stiftung „Die Gesundarbeiter“. Mehr als 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland zwischen 14 und 34 Jahren wurden dafür befragt. 84 Prozent der Befragten würden sich zwar gerne gesünder ernähren, doch im Alltag stehen diese Vorsätze hinten an, wie die Studie der Schwenninger Krankenkasse belegt. „Der schnelle Snack unterwegs muss nicht ungesund sein, aber es ist bedenklich, wenn sich Menschen keine Zeit mehr nehmen, in Ruhe zu essen“, sagt Dr. Tanja Katrin Hantke, Gesundheitsexpertin der Schwenninger, die mit 330.000 Kunden zu den Top 20 der gesetzlichen Krankenkassen zählt. „Der hastige Bissen beim Warten auf den Bus, im Gehen zur Arbeit oder während der Fahrt nach Hause ist mit einem Verlust der Wertigkeit dem Essen und dem eigenen Körper gegenüber verbunden.“ Hinzu kommt: Oft ist die To-goErnährung unterwegs eher einseitig und wenig energiereich. Das reichhaltig belegte Brötchen vom Bäcker oder die Nudeln vom Asia-Schnellimbiss sind ungesund, wenn sie die Ernährung dominieren. Aber auch vermeintlich gute Lebensmittel wie Smoothies sollten nur in Maßen verzehrt werden, denn diese Fruchtsäfte haben einen hohen FruktoseGehalt. „Mal ein Essen unterwegs ist okay, aber es sollte nicht regelmäßig sein“, so die Gesundheitsexpertin. Hantke fordert eine Ernährungs-Erziehung von Kindesbeinen an. Schon bei den ganz Kleinen werden die Grundlagen für ein gesundes Leben gelegt. Wie die Studie zeigt, achten aber längst nicht alle Eltern darauf, ihre Kinder entsprechend zu ernähren. Jeder zweite befragte junge Bundesbürger durfte in seiner Kindheit zu Hause Süßigkeiten, Salzgebäck und gezuckerte Getränke in unbegrenzter Menge zu sich nehmen. 1 powered by Ausgabe | 43/16 Herstellung der Mumps-Komponente ist der FSME-Antigenproduktion sehr ähnlich. Die daher bereits vorhandene State-ofthe-Art-Technologie sowie die hohe lokale Expertise haben die Entscheidung für den Produktionsstandort Marburg begünstigt.“ Der Aufbau oder Ausbau einer Impfstoff-Produktionsanlage ist ein komplexer Prozess, der oft Jahre dauert und mit hohen Investitionen und Risiken verbunden ist. Ein streng regulierter Herstellungsprozess mit hunderten von Inprozesskontrollen und Freigabe-Tests muss dabei sicherstellen, dass bei biologischen Arzneimitteln wie Impfstoffen die gleichbleibende Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit des Endprodukts gewährleistet sind. Die Validierungsläufe sind für die Mumps-Impfviren-Produktion im September 2017 und für die Meningokokken-B-Antigen-Produktion für das dritte Quartal im Jahr 2020 geplant. Der Schwerpunkt der Investitionen liegt mit dem Mumps- und dem MeningokokkenB-Impfstoffprojekt auf dem MARS-Campus, auf dem bereits am 4. Oktober 2016 das neue Mitarbeiterrestaurant mit Baukosten von 2,2 Millionen Euro in Betrieb genommen wurde. Dort produziert GSK bereits Tollwut- und FSME-Impfstoffe (FrühsommerMeningoenzephalitis). Außerdem werden im Hauptwerk am Standort Marburg zurzeit für die Erneuerung und Erweiterung der Abfüll- und Gefriertrocknungsanlage weitere 13 Millionen Euro investiert. „Alle diese Investitionen zeigen das Vertrauen in die Expertise vor Ort und die wichtige Rolle, die der Standort Marburg auch in Zukunft im GSK-Netzwerk einnehmen wird“, so Jochen Reutter. Als Branchenführer nach weiterem Marktanteil, indem das Unternehmen kontinuierlich mehr und bessere Impf- 04. November 2016 stoffe bereitstellt. Bereits jetzt ist GSK deutschlandweit Marktführer und führender Impfstoff-Hersteller mit gleich zwei hochmodernen Impfstoffwerken in Marburg und in Dresden. Der im März 2015 von GSK übernommene Standort Marburg gehört zur Impfstoff-Sparte im Unternehmen. Seit jeher werden in Marburg Impfstoffe produziert. Der Produktionsbetrieb greift auf eine mehr als 110-jährige Tradition zurück. Firmengründer der Behringwerke, die sich heute aus mehreren Standortfirmen zusammensetzen, war Emil von Behring, der erste Nobelpreisträger für Medizin. GSK produziert in Marburg Impfstoffe, beziehungsweise Impfstoffbestandteile, gegen FSME, Tollwut, Tetanus, Diphtherie, Pertussis und gegen bestimmte Meningokokken-Serogruppen. Kein anderer Hersteller produziert mehr Impfstoffe in Deutschland. Politik Online-Shopping: Handelsverbot rezeptpflichtiger Medikamente Gesundheitsminister Hermann Gröhe will den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln verbieten D er CDU-Politiker arbeite an einem entsprechenden Gesetz, sagte ein Sprecher in Berlin. Nur mit einem solchen Verbot könne die Qualität und die Sicherheit einer flächendeckenden, wohnortnahen Versorgung mit Medikamenten sichergestellt werden. Einen Zeitplan für den Gesetzentwurf nannte der Sprecher nicht. Europas größte Versandapotheke Doc Morris kritisierte die Pläne des Ministers als verfassungswidrig. Auch vom Koalitionspartner SPD kam Kritik. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte in der vergangenen Woche die in Deutschland geltende Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneien für Der Versandhandel für Online-Apotheken steht vor dem Aus. Foto: Flickr/Charles Williams/CC BY 2.0 Versandapotheken mit Sitz im Ausland gekippt. Die Richter hatten argumentiert, die Regelung sei eine nicht gerechtfertigte Beschränkung des freien Warenverkehrs. Als Reaktion auf das Urteil kündigte die niederländische Versandapotheke DocMorris einen verschärften Preiswettbewerb an. Gröhe selbst hatte untermittelbar nach dem Richterspruch angekündigt, das Notwendige und Mögliche zu tun, um die flächendeckende Arzneiversorgung durch ortsnahe Apotheken zu sichern. Die Krankenkassen wollen das gekippte Rabattverbot im Versandhandel zur Senkung ihrer Ausgaben nutzen. Gröhes Pläne stießen daher beim Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auf deutliche Kritik. „Im 21. Jahrhundert eine ganze Branche per Gesetz vom OnlineVersandhandel ausschließen zu wollen, erscheint nicht zeitgemäß“, sagte Vizechef Johann-Magnus von Stackelberg. Gerade der Versandhandel könne dazu beitragen, dass die Versorgung von Patienten, die schon heute auf dem Land längere Anfahrtswege zu Apotheken hätten, verbessert werde. Zur Arzneimittel-Versorgung sollten alle Vertriebswege genutzt werden, 2 powered by Ausgabe | 43/16 die eine sichere Versorgung garantierten. DocMorris-Chef Olaf Heinrich sagte der Rheinischen Post: „Ich hätte mir gewünscht, dass sich Herr Minister Gröhe darüber freut, dass mit dem Ende der Preisbindung für Medikamente auf Rezept der Kumpel im Ruhrgebiet und die Rentner in der Eifel entlastet werden.“ Offenbar würden die wirtschaftlichen Interessen von 20.000 Apothekern, deren Verbände gegen den Richterspruch Sturm laufen, höher bewertet als die Entlastung von Millionen von Verbrauchern und Patienten. Heinrich bezeichnete die Pläne als verfassungswidrig. Ein Verbot hätte auch europarechtliche Konsequenzen. Der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hatte Heinrich gesagt, es gebe sehr viele Anfragen von Kassen zu Rabattverträgen. Auch die Sozialdemokraten wollen die Pläne des Ministers nicht mittragen. Fraktionsvize Karl Lauterbach erklärte, ein Verbot des Versandhandels sei „falsch und dahingehende Forderungen sind abzulehnen“. Gerade für chronisch kranke Menschen in strukturschwachen Gebieten mit wenigen Apotheken sei es unzumutbar, ihnen diesen einfachen Weg der Arzneimittelversorgung abzuschneiden. Statt den Versandhandel zu verbieten, 04. November 2016 müsse darüber nachgedacht werden, wie Beratungsleistungen in Apotheken besser bezahlt werden könnten. Der Deutsche Apothekerverband hatte bereits in der vergangenen Woche ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten gefordert. In lediglich 7 von 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) ist der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln erlaubt – und das zum Teil nur unter sehr restriktiven Bedingungen. Neben Deutschland gehören dazu Dänemark, Estland, Finnland, die Niederlande, Schweden und Großbritannien. Forschung Hoffnung auf Durchbruch im Kampf gegen Leukämie Derzeit ist die allogene Stammzelltransplantation (SZT) die wichtigste Säule im Kampf gegen die Erkrankung D iese Therapieform gilt als Schlüssel im Kampf gegen Leukämie, führt aber in 15 bis 30 Prozent der Fälle bei den Patienten zu lebensbedrohlichen bis tödlichen Komplikationen, die als Spender-gegenEmpfänger-Reaktion bzw. Graft-versusHost-Erkrankung (GvHD) bezeichnet wird. Dr. Gabriele Kröner, Geschäftsführender Vorstand der José Carreras Leukämie-Stiftung: „Die allogene Blutstammzelltransplantation ist für viele Leukämie-Patienten oft die einzige Chance auf Heilung. Bei dieser Therapie kann es aber zu einer schwerwiegenden Immunreaktion kommen, bei der das Transplantat verschiedene Gewebe des Patienten angreift, wie die Haut, die Leber, den Darm oder die Lunge, was im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. Wenn es den Wissenschaftlern aber gelingt, die Graft-versus-Host-Erkrankung in den Griff zu bekommen, ist das ein großer Schritt, um die Überlebenschancen der betroffenen Patienten deutlich zu erhöhen. Aus diesem Grund hat die José Carreras Leukämie-Stiftung zu dieser Thematik einen Sonderforschungsbereich ausgelobt, der mit Euro 500.000 dotiert wird“. Preisträger der Ausschreibung ist eine Studie am Universitätsstandort Regensburg unter Leitung von Prof. Ernst Holler. Prof. Ernst Holler, Leiter der allogenen Stammzelltransplantation am Klinikum der Universität Regensburg, erklärt war- José Carreras erhält den Bayerischen Stifterpreis 2014. um: „Zentrales Behandlungsprinzip ist der Ersatz des Patientenknochenmarks, aber auch des Immunsystems des Patienten, durch Stammzellen des Spenders sowie der Aufbau eines neuen Immunsystems durch die Spenderzellen. Das Spenderimmunsystem kann einerseits im Sinne einer Immunreaktion gegen die Leukämie mithelfen, die Grunderkrankung erfolgreich zu bekämpfen, bei zu starker Reaktion greift es aber auch in Form der Spender-gegen Empfänger-Reaktion den Körper des Patienten an, was eben zu schwerwiegenden und Foto: Flickr/Robin Hutton/CC by 2.0 auch lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann.“ Um diesen schmalen Grad zu meistern, haben Wissenschaftler auf der ganzen Welt, darunter auch Mediziner des Uniklinikums Regensburg, begonnen, Biomarker zu entwickeln, die Hinweise geben, wie die Mediziner die Leukämie bekämpfen können, ohne dabei den Körper des Patienten zu beschädigen. 2015 wurde deshalb das „Mt. Sinai Acute GvHD International Consortium“, abgekürzt MAGIC, gegründet, das sich 3 powered by Ausgabe | 43/16 das Ziel setzt, weltweit in den führenden Transplantationszentren alle Patienten durch wöchentliche Serumproben auf Biomarker der GvHD zu untersuchen und gleichzeitig alle Daten zur GvHD gemeinsam und nach internationalem Standard zu erfassen. Unterstützt wird die Arbeit der deutschen MAGIC-Zentren von der José Carreras Leukämie-Stiftung. Dr. Gabriele Kröner, Geschäftsführender Vorstand der José Carreras LeukämieStiftung: „Neben dem Studienkonzept selbst hat uns der multizentrische Aspekt überzeugt. Wir halten es für sehr wichtig, dass die Erfahrungen und Ergebnisse maßgeblicher deutscher Transplantationszentren zusammengeführt werden“. Prof. Holler: „Ziel ist es einerseits, die neuen Biomarker so in ihrem Stellenwert abzusichern, dass sie in Zukunft wie Routinelabortests zur GvHD Prognosebeurteilung herangezogen werden können. Darauf aufbauend sollen dann klinische Behandlungskonzepte risikoadaptierter Frühtherapien entwickelt werden, die entweder bei den ersten Symptomen der GvHD oder aber auch schon vor ihrem klinischen Auftreten vorbeugend am individuellen Risiko des Patienten gesteuert eingesetzt werden können. Die Hoffnung ist hier, dass durch frühe bedarfsgerechte Therapie die GvHD sehr viel rascher und häufiger als früher gestoppt werden kann und dies entscheidend zur Verbesserung des Überlebens, aber auch der Lebensqualität der Patienten beiträgt.“ Durch die Teilnahme einer Vielzahl von Zentren (gegenwärtig sind die Universitätskliniken Hamburg, Freiburg, Würzburg, Erlangen, Frankfurt, Dresden, Köln, Münster sowie die Charité in Berlin als Partner geplant) wird sichergestellt, dass allgemein gültige Biomarker definiert werden und neu erarbeitete Behandlungsprinzipien unmittelbar für alle Transplantationszentren wirksam und anwendbar sind. Prof. Holler: „Es ist zu erwarten, dass aus diesen Anstrengungen und durch die 04. November 2016 Förderung der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung national und international entscheidende und vor allem für die Patienten bedeutsame Fortschritte in der Frühbehandlung der GvHD erzielt werden können.“ Allein in Deutschland haben José Carreras und die José Carreras Leukämie-Stiftung in den vergangenen zwei Jahrzehnten über 200 Millionen Euro für den Kampf gegen Leukämie und andere bösartige Blut- oder Knochenmarkerkrankungen gesammelt. Mit den Spenden konnten mehr als 1.100 Projekte finanziert werden. Um die Arbeit fortzusetzen, wird José Carreras auch in diesem Jahr wieder zur großen José Carreras Gala einladen und gemeinsam mit seinen internationalen und nationalen Künstlerfreuden um Spenden bitten. Deutschlands emotionalste Benefiz-Gala findet am 14. Dezember 2016 in Estrel Congress Center Berlin statt und wird im frei empfangbaren Fernsehen live ab 20.15 Uhr bei SAT.1 Gold übertragen. Innovation Diabetes: Maßgeschneiderte Einlegesohlen aus dem 3D-Drucker Die in beschwerlicher Handarbeit gefertigten Einlegesohlen werden durch den 3D-Druck revolutioniert. B ei drückenden Schuhen nimmt man meist eine Schonhaltung ein, um Schmerzen zu vermeiden. Bei DiabetesPatienten jedoch verkümmern oftmals die Nervenenden im Fuß – die Betroffenen spüren die schmerzende Stelle nicht. Dies kann zu Druckstellen und schließlich zu Wunden führen, die schlecht verheilen. Abhilfe und Linderung versprechen Einlegesohlen, die an der verletzten Stelle sehr weich sind und die Orthopädieschuhtechniker in Handarbeit aus verschiedenen Materialien passgenau anfertigen. Bisher lassen sich die Erfolge durch die Einlagen allerdings kaum wissenschaftlich nachvollziehen – schließlich ist jede Einlage eine Einzelanfertigung. Die Krankenkassen haben daher ein großes Interesse daran, den Prozess rund um die Einlegesohlen zu digitalisieren und damit für eine wissenschaftliche Datenerhebung zugänglich zu machen. Künftig soll das möglich sein: Im BMBF-Projekt „LAUF“, kurz für Lasergestützter Aufbau von kundenindividueller Fußbekleidung, arbeiten Forscherinnen und Forscher der Fraunhofer-Institute für Werkstoffmechanik IWM und für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT gemeinsam mit Industriepartnern an dieser Digitalisierung. „Die digitale Vermessung des Fußes ist bereits Usus. Im Projekt haben wir nun auch den Herstellungsprozess der Sohlen vollständig digitalisiert“, erläutert Dr. Tobias Ziegler, Wissenschaftler am IWM. „Mithilfe der neu entwickelten Software kann der Orthopädieschuhtechniker die Sohle patientenindividuell entwerfen und das Ergebnis auf einem 3D-Drucker ausdrucken.“ Das bringt gleich mehrere Vorteile mit sich: Zum einen kann man – wie von den Krankenkassen gewünscht – leicht nachvollziehen, welche mechanischen Ei- Für die maßgeschneiderten Einlegesohlen wird ein neuartiger Kunststoff verwendet. Foto: Fraunhofer IWM 4 powered by Ausgabe | 43/16 genschaften die jeweiligen Einlagen haben. Zum anderen lassen sich die Einlegesohlen deutlich kostengünstiger herstellen. In etwa zwei Jahren könnte diese Software den Orthopädietechnikern über das Projektmitglied IETEC zur Verfügung stehen. Die Basis für den 3D-Druck der Sohlen legten vor einigen Jahren die Industriepartner Covestro und Lehmann&Voss&Co. Sie haben mit thermoplastischem Polyurethan erstmals ein sehr weiches Material für den 3D-Druck entwickelt. Dieses eignet sich sehr gut für orthopädische Einlagen. Gemeinsam mit UMSICHT-Experten entwickeln sie nun weitere Typen dieses Kunststoffs. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom IWM optimieren die dreidimensionalen Strukturen, die dieser Kunststoff in der Einlage annehmen soll. Denn wie weich oder hart die Einlage später ist, hängt nicht nur vom Material selbst ab, sondern auch von seiner Ausformung. „Wir überlegen uns zunächst Strukturen – also etwa gerade Stege, Ärmchen mit einer Krümmung, Dreiecke – fertigen davon ein Computermodell an, geben die Materialdaten des jeweiligen Kunststoffs ein und simulieren, wie steif das Resultat unter Druck ist“, konkretisiert Ziegler. „Wo soll 04. November 2016 die Einlage fester sein, wo weich? Über die Art der Struktur können wir also die Steifigkeit der Sohle präzise einstellen.“ Das Team des IWM klärt mit anwendungsnahen Belastungssimulationen, welche Strukturen an welcher Stelle nötig sind, um die gewünschten Eigenschaften zu erreichen. Sie prüfen die Belastbarkeit des Materials und dessen voraussichtliche Lebensdauer. „Wir simulieren außerdem den gesamten Herstellungsprozess, um auch hier Optimierungspotenziale aufzudecken“, erklärt Ziegler. Diese Vorgehensweise nutzt er auch für andere Materialien und Strukturen für den 3D-Druck. Wirtschaft Merck erwägt Verkauf von Biosimilar-Sparte Die Nachahmer-Medikamente könnten Merck auf der jahrelangen Durststrecke helfen D er Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck erwägt nach Reuters-Informationen den Verkauf seines Biosimilar-Geschäfts. Das Unternehmen habe bereits die US-Investmentbank JPMorgan Chase damit beauftragt, mögliche Käufer ausfindig zu machen, sagten mit den Plänen vertraute Personen. Die Sparte könnte wegen des langfristigen Verkaufspotenzials bis zu einer Milliarde Dollar wert sein. Es gebe keine Garantie, dass die Verhandlungen zu einer Transaktion führten. Grund für die Überlegungen bei Merck sei der starke Wettbewerb, dem das Unternehmen durch größere Konkurrenten ausgesetzt sei. Merck lehnte einen Kommentar dazu ab. Biosimilars sind Nachahmer-Medikamente einer biotechnologisch hergestellten Arznei. In Europa sind sie bereits seit 2006 erhältlich. In Amerika wurde der Weg für deren Zulassung erst durch eine Gesundheitsreform im Jahr 2010 frei. Anders als herkömmliche Medikamente können Biotech-Arzneien nicht exakt eins zu eins kopiert werden, weil ihre Wirkstoffe – häufig Biosimilars sind nicht identisch wie ihre Vorbild-Arzneien, wirken aber ähnlich. Foto: Flickr/Janels Katlaps/CC BY 2.0 große Proteine und Antikörper – viel zu komplex sind. Da sie aus lebenden Zellen gewonnen werden, lassen sie sich höchstens biologisch ähnlich nachbilden. In Zeiten sinkender staatlicher Förderung sind Generika und Biosimilars für Krankenkassen und Krankenhäuser heute eine gute Alternative, um die eigenen Kosten zu senken. Allein für den Markt der Biosimilars rechnet die Branche mit einem weltweiten Umsatz von 25 bis 35 Milliarden Dollar bis 2020. „Seit der ersten Biosimilar-Zulassung in der EU 2006 wächst auch dieser Markt stetig. Heute gibt es mehr als 700 Medikamente dieses Typs mit Zulassung bzw. laufendem Verfahren.“ Gleichzeitig kommt es aber immer wieder zu Lieferengpässen, weil die Produktion den Bestellungen hinterherhinkt. Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck erwartet in den kommenden Jahren Milliardenumsätze aus neuen Produkten. Alleine neue Medikamente aus der Pharma-Pipeline sollen bis 2022 für rund zwei Milliarden Euro zusätzliche Erlöse sorgen, teilte das Unternehmen anlässlich seines Kapitalmarktages mit. Hinzu sollen jeweils rund eine Milliarde Euro Umsatz aus dem Bereich Life Science, der Produkte für Labore und die Pharmaproduktion anbietet, sowie aus dem Spezialchemikaliengeschäft kommen – unter anderem dank einer neuen Generation von Flüssigkristallen für große TV-Geräte. In diesem Jahr will Merck 14,9 5 powered by Ausgabe | 43/16 bis 15,1 Milliarden Euro erlösen nach 12,8 Milliarden im Vorjahr. Die Hessen haben im Pharmageschäft eine längere Durststrecke hinter sich. In den vergangenen 13 Jahren brachte Merck nur zwei neue Medikamente auf den Markt. Sie setzen weniger als 100 Millionen Euro im Jahr um. Nun erhofft sich Merck mit dem Multiple-Sklerose-Mittel Cladribin und der Krebs-Immuntherapie Avelumab die Zulassung von gleich zwei Arzneien im kommenden Jahr. Cladribin befindet sich bereits im Zulassungsverfahren in Europa, für Avelumab will Merck noch in diesem Jahr in den USA und Europa die Zulassung zur Behandlung des metastasierten Merkelzellkarzinoms, eine seltene und bösartige Form des Hautkrebses, beantragen. Ursprünglich war dies in den USA aber schon für das dritte Quartal geplant Avelumab ist derzeit der größte Hoffnungsträger von Merck. Von dem Krebsmittel solle ein Großteil der neuen Pharmaumsätze kommen, sagte Konzernchef Stefan Oschmann in einer Telefonkonferenz. Ab 2017 wollen die Darmstädter jedes Jahr ein 04. November 2016 neues Medikament oder eine neue Indikation zur Zulassung bringen, bekräftigte er. Größeren Zukäufen mit einem Volumen von über 500 Millionen Euro erteilte Oschmann erneut eine Absage – es sei denn, sie könnten über Verkäufe finanziert werden. Merck wolle sich zunächst auf seine Entschuldung nach der 17 Milliarden Dollar schweren Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich im vergangenen Jahr konzentrieren. Mit jährlich 280 Millionen Euro Synergien soll der Zukauf bis Ende 2018 20 Millionen Euro mehr liefern als ursprünglich erwartet. Wirtschaft Monsanto-Aktionäre stimmen im Dezember über Fusion mit Bayer ab Die Aktionäre Monsantos sollen Mitte Dezember über die geplante Übernahme abstimmen D ie Monsanto-Führung setzte dazu eine außerordentliche Hauptversammlung für den 13. Dezember an. Bayer hatte sich Mitte September nach monatelangem Ringen mit Monsanto geeinigt. Für die 66 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Monsanto wollen sich die Leverkusener nun die erforderlichen Genehmigungen bei den Behörden einholen. Noch in diesem Jahr soll dafür der Antrag in den USA gestellt werden und voraussichtlich im ersten Quartal 2017 in der EU. Für den vor allem für das Schmerzmittel Aspirin bekannten Chemie- und Pharmakonzern wäre es nicht nur der größte Zukauf in der mehr als 150-jährigen Firmengeschichte. Es wäre auch die bislang größte Übernahme eines deutschen Unternehmens. Mehr als zwei Dutzend Banken teilen sich die Finanzierung von Bayer für die Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto. Die fünf Investmentbanken Bank of America Merill Lynch, Credit Suisse, Goldman Sachs, HSBC und JPMorgan hätten den 56,9 Milliarden Dollar (51,6 Milliarden Euro) schweren Kredit zum Teil an mehr als 20 weitere Banken weitergereicht, teilte der Pharma- und Chemiekonzern mit. Die Institute konnten sich mit Paketen von 4,5 Milliarden oder 1,125 Milliarden Dollar daran beteiligen. Die Brückenfinanzierung chen, etwas anderes durchzudrücken.“ ist damit die drittgrößte aller Zeiten. Monsanto habe zu Beginn des JahrDie Nachfrage habe bei fast 80 Milli- zehnts versucht, die Einführung von genarden Dollar gelegen, erklärte der Konzern. veränderten Pflanzen in Europa gegen große Zu den Konditionen und den beteiligten Widerstände voranzutreiben und sei dabei Banken äußerte sich Bayer nicht. zu wenig auf Bedenken eingegangen. „Dieser Bayer zahlt für Monsanto rund 66 Mil- Schuss ist nach hinten losgegangen.“ Unter liarden Dollar. 19 Milliarden davon will der seiner Führung solle damit Schluss sein, Leverkusener Konzern mittelfristig mit kündigte der Manager an. „Wir bei Bayer Eigenkapital finanzieren. Banker erwarten haben einen partnerschaftlichen Ansatz, Pflichtwandelanleihen, Hybridanleihen mit unseren Kunden und allen gesellschaftund am Ende auch eine Kapitalerhöhung. lichen Gruppen umzugehen.“ Nach diesem Der Leverkusener Pharma- und Che- Maßstab werde man auch das kombinierte miekonzern Bayer will nach der Fusion Saatgutgeschäft führen. Außerdem werde mit dem US-Unternehmen Monsanto mit er auch persönlich den Dialog mit Kritikern dessen umstrittenen Methoden im Saat- stärker suchen. gutgeschäft brechen. „Wir wollen Monsanto nicht übernehmen, um genveränderte Pflanzen in Europa zu etablieren“, sagte BayerChef Werner Baumann im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Wenn die Gesellschaft gentechnisch verändertes Saatgut ablehne, akzeptiere Bayer dies. „Und wir werden nicht Mit der Übernahme Monsantos könnte Bayer den Keim für eine neue Ära über Umwege versulegen. Foto: Flickr/the yes man/CC BY 2.0 Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. 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