they all went to the beach_text DE

Interventionen im öffentlichem Raum
1.11 - 6.11.2016
COME TOGETHER: 4.11.2016, 19h
Novomatic Forum, Friedrichstraße 7, A-1010 Wien (vis a vis Secession)
im Rahmen der Urban-Vienna www.urban-vienna.at
Andreas Nader
Peter Phobia
Joseph Rudolf
Sebastian Schager
Stephan Schwarz
Eine leere Schaukel. Keiner da. Alle gingen sie an den Strand und ein Spielplatz bleibt verweist
zurück. Auch die Freiheiten die einem Kind eigentlich gewährt werden müssten, um sich gesund zu
entwickeln, verfallen. Spielerische Neugierde? Wie erstarrt. Völlige Leere, und trotzdem: für Andere
ist kein Platz. „Unser“ Platz ist schon belegt. Das Zelt ist voll.
Ein Dilemma der heutigen Zeit: Eine Balance zwischen Freizeit und Arbeit zu finden. Zwischen Entspannung und Aktion. „Freizeit“ wird vollgestopft mit übermäßigem Tatendrang. Lebensmüdigkeit
entsteht. Die Menschen rennen vom „echten“ Leben weg, flüchten in Scheinwelten.
Der Strand steht nicht mehr für Entspannung, Versenkung, Berührung mit der Natur, wohltuende
Geselligkeit. Sondern das allzeitige Tun, Sehen und Gesehen werden, Körperoptimierung, Konkurrenzkampf stehen im Vordergrund.
Dabei ging auch die aktive und mitfühlende Teilnahme an einer Gesamtgesellschaft und deren Wohl
verloren. Leute landen nach schweren Überfahrten am Strand. Alle sehen hin, doch keiner will das
„Fremde“ haben oder sich längerfristig darum kümmern. Hauptsächlich Überaktivitiät für und im
eigenen Leben bleibt übrig.
Der Strand steht für Begierden, meist aber für solche, die nur für einen kurzen Moment auffüllen
– keine nachhaltige Zufriedenheit begünstigen. Hinter der extremen Lustgesellschaft lodert eine
JAN ARNOLD GALLERY
MQ - Q21 - Electric Avenue
Museumsplatz 1, 1070 Wien
www.janarnoldgallery.com
große Lustlosigkeit, Leere und Abgeklärtheit. Diese wird permanent versucht zu überdecken mit
erneutem Tatendrang. In einer Zeit der großen Widersprüche ist nahezu jeder schnell ausgebrannt
– zumal auch jeglicher Schutzraum fehlt und dabei die Zeit um überhaupt zu sich zu kommen um
nachzudenken – auf das Wesentliche zu fokussieren. Es bleibt nur mehr genug Energie für einzelne
Schlaglichter, die aber zwingen wahllos zu selektieren, verwirren und einen Tunnelblick zur Folge
haben.
Die Gesellschaft steht auf wackligen Beinen, es könnte ganz plötzlich der Zeitpunkt der Explosion
da sein: An dem unser labiles Kartenhaus zusammenstürzt und die menschliche Wut unkontrolliert
über uns hereinbricht. Das zarte Glas birst, die Schaukel erstarrt, das Streichholz entzündet. Also
lasst uns das Glashaus bewusst einwerfen bevor es von selbst knallt. „Abgebrannt“ sind wir eh
schon zu einem großen Teil, es gibt also nicht mehr viel zu verlieren. Dann könnte sich die Spannung endlich entladen und der Weg für konstruktive Energieressourcen wäre bereitet. Neue Perspektiven könnten freigelegt werden, auch im „Kopf“ – die menschliche Subjektive ist eines unserer
mächtigsten Werkzeuge. Nur Mut. Die Schaukel käme wieder in ein starkes Momentum.
In diese zeitgenössische Gesellschaftslage hakt die Jan Arnold Gallery mit 5 Installationen im Außenraum ein und gewährt Einblick und Fokus auf die Schwierigkeiten die uns im Moment beschäftigen (sollten). Und das in unmittelbarer Nähe eines verklärten Phototourismushotspots in Wien:
neben der Secession.
Text: Erika Eisenhut
JAN ARNOLD GALLERY
MQ - Q21 - Electric Avenue
Museumsplatz 1, 1070 Wien
www.janarnoldgallery.com