Vorschau - John Höxter

Herbst 2016
Das erste Programm
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Schon der Auftakt meiner Reise nach Deutschland
kam mir wie gerufen. Zwei Tage vor der Abfahrt
begann es zu regnen. Ist schon der Regen in
einer Stadt unangenehm, so ist er in der abgelegenen
Gegend bei Velké Mezirící doppelt unerträglich.
Doch insgeheim wünschte ich mir, dass es auf der
Reise regnen möge. Ich konnte mir eine Reise nach
Deutschland ohne Regen nicht vorstellen. Regen
und Schlamm waren wesentliche Teile des
Zaubers, den ich in Deutschland zu finden hoffte.
Ein Tscheche reist 1925 durch Deutschland
Als der tschechische Schriftsteller und ­
Mi
­li­tär­arzt Jaroslav Durych 1925 zu einer Reise
durch Deutschland auf bricht, scheint er dies
fast widerwillig zu tun: Nicht reizvolle Landstriche, nicht die Deutschen und ihre Kultur
locken ihn, sondern ein lang gehegtes Interesse
für Wallenstein, den legendären Feldherrn im
Dreißigjährigen Krieg. Doch bringt Durych
weder eine Beschreibung historischer Schlachten noch eine klassische Reisereportage zu
Papier.
Wortgewaltig und assoziativ erzählend zeigt
er Leipzig, Berlin, Magdeburg, Stralsund und
andere Orte in einem originellen, oft ironischen, mitunter bedrückenden Licht. Die Gegenwart verschmilzt mit der Vergangenheit;
Klischees werden unbefangen aufgegriffen und
entlarvt. Glaubt Durych zunächst, „in die Hölle“ zu reisen und sich im „Land ohne Lachen“
verbergen zu müssen, kommt ihm Deutschland am Ende wie ein Märchen von schauriger
Schönheit vor.
Thomas Mann äußerte sich begeistert über
den späteren großen Wallenstein-Roman
­Durychs und war überzeugt, „dass der Name
dieses Autors ein Weltname“ werden würde.
Jaroslav Durych
Unerkannt durch Deutschland
Aus dem Tschechischen von Birgit Krehl
ca. 120 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
Fadenheftung
Format: 12,5 x 20,5 cm
ISBN 978-3-945256-74-9
ca. € 18,00 (D) / € 18,50 (A)
Erscheint im November 2016
9 783945
256749
Jaroslav Durych wurde 1886 in Königgrätz (heute Hradec Králové) geboren. Nach
dem frühen Tod der Eltern entschied er sich für die Laufbahn eines Militärarztes
und übte diesen Beruf bis 1939 aus. Neben seiner Arbeit als Mediziner entwickelte
er in der Zwischenkriegszeit eine enorme literarische und publizistische Tätigkeit;
er veröffentlichte mehrere Romane und Dramen sowie unzählige Zeitschriften­
artikel. 1937 übersiedelte er nach Prag, wo er 1962 verstarb.
Dr. Birgit Krehl, Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin, studierte in Leipzig
und Prag und ist seit 1994 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für
Slavistik der Universität Potsdam tätig.
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Das rauchige Café ist unser Reich
Vor Gott und Kellner sind wir alle gleich.
Aus Höxters Gedicht Café Wolkenkuckucksheim
Kaum in Berlin angekommen, war er
mittenmang im Künstlermilieu. Seine erste
Kaffeehausheimat war das Café Monopol in der
Friedrichstraße 100 direkt neben dem Bahnhof,
das er gegenüber dem Dichter Ernst Hardt auch
als seine Postadresse angab. Hier verkehrten
vor allem Theaterenthusiasten, Schauspieler,
Regisseure, Kritiker, aber auch jiddische Dichter
wie Ittamar Ben-Awi, die sich in der hebräischen
Ecke des Cafés an ihrem zionistischen Stammtisch
trafen. Daher begrüßte man einander, selbst
die nichtjüdischen Gäste, oft mit Shalom.
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Der berühmteste Schnorrer von Berlin
„Er kannte jeden und ein Jeder kannte ihn,
doch wer kannte ihn wirklich?“ Der Dichter
und Künstler John Höxter kam 1906 aus seiner Geburtsstadt Hannover nach Berlin und
avancierte binnen Kurzem zu einer der bekanntesten Figuren der Berliner Bohème. Die
Kaffeehäuser der Stadt wurden ihm zu einer
„Heimat auf Verdacht“. Nahezu täglich saß
er im Café Josty am Potsdamer Platz, im Café
des Westens und im Romanischen Café und
gehörte zum beweglichen Kaffeehausmobiliar.
Hin und wieder ging er von Tisch zu Tisch,
gab einige Bonmots oder Verse preis, erhielt
dafür einen Obolus und wurde so zum populärsten Schnorrer Berlins.
Im „Dritten Reich“ wurde dem Juden
und Bohémien Höxter auch die Ersatzheimat
Kaffee­haus verwehrt. Wenige Tage nach der
Pogromnacht im November 1938 nahm er sich
das Leben. In seinem letzten Brief an seinen
einstigen Lehrer, den Porträt- und Genremaler
Leo von König, schrieb er: „Ich bin noch ein
ungeübter Selbstmörder.“
Was bleibt von John Höxter? Ein umfangreiches Werk von Gedichten, Glossen, Essays,
Schüttelreimen, Zeichnungen, Grafiken und
Gemälden liegt trotz vieler Verluste vor. Lange Zeit war er vergessen. Inzwischen gilt er als
emblematische Figur einer der auf- und anregendsten Epochen von Kunst und Kultur in
Deutschland.
Jörg Aufenanger
John Höxter
Poet, Maler und Schnorrer der Berliner Bohème
ca. 104 Seiten, ca. 25 Abbildungen
Hardcover mit Schutzumschlag, Fadenheftung
Format: 12,5 x 20,5 cm
ISBN 978-3-945256-75-6
ca. € 16,00 (D) / € 16,40 (A)
Erscheint im September 2016
9 783945
256756
Jörg Aufenanger, 1945 geboren, war nach Studium in Berlin und Paris als
Theaterregisseur in Paris, Rom, Berlin und an Bühnen in anderen deutschen
Städten tätig. Seit dem Jahr 2000 ist er Autor diverser Biografien, u. a. zu Grabbe,
Goethe, Schiller, Kleist, Heine und Wagner, ferner von Romanen, Erzählungen
und Essays. Zudem ist er Übersetzer aus dem Französischen, u. a. von Patrick
Modiano und Pascal Quignard.
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Kunstkritiken von Lothar Lang
Die Kunst der Klassischen Moderne bis zum
Ende des 20. Jahrhunderts hatte in dem
Kunsthistoriker Lothar Lang einen ihrer profiliertesten Kritiker. Insbesondere seine mitunter persönlich gefärbten Anschauungen zur
­bildenden Kunst, die von 1957 bis 1993 in der
renommierten Weltbühne erschienen, gaben
mitunter Anlass zu heftigen Diskussionen.
Lang kam es besonders darauf an, die Arbeit
der ostdeutschen Künstler seiner Generation
zu fördern. Er wollte zudem seine Leser mit
der europäischen Moderne vertraut machen
und die „ältere Generation“, an welcher er seine Qualitätsmaßstäbe geschult hatte, vor dem
Vergessen bewahren.
In seinen letzten Lebensjahren hat Lothar
Lang 75 seiner ihm am wichtigsten erscheinenden Weltbühnen -Beiträge zu einem Buch
zusammengefasst, das jetzt von Elke Lang herausgegeben wird. Der weite Horizont, den
die Beiträge abstecken, reicht von Klinger und
Munch bis zu Altenbourg und Heisig.
Lothar Lang (1928–2013) war Kunsthistoriker und Publizist. Nach Studium
der Kunstgeschichte, Geschichte und Pädagogik war er u. a. Dozent an der
Pädagogischen Hochschule Potsdam und im Kunstkabinett am Institut für
Lehrerweiterbildung in Berlin-Weißensee und Pankow. 1957 bis 1991 schrieb
er Kunstkritiken für die Zeitschriften Bildende Kunst und Die Weltbühne,
1964 bis 1998 war er Herausgeber und Redakteur der Marginalien.
Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie.
Elke Lang, 1942 geboren, studierte an der Pädagogischen Hochschule ­
Pots­dam Deutsch für Lehramt. Nach dem Schuldienst in Briesen/Mark ­und
Berlin ging sie 1983 mit Ehemann Lothar Lang nach Schloss Burgk in Thüringen. Dort war sie als Museumspädagogin und im Bereich Öffentlichkeitsarbeit tätig. Seit 1990 Journalistin und Publizistin besonders für die Märkische
Oderzeitung und die Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie.
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Lothar Lang
Begegnung und Reflexion
Kunstkritik in der Weltbühne
Herausgegeben von Elke Lang
ca. 180 Seiten, ca. 15 Abbildungen
Hardcover, Fadenheftung
Format: 12,5 x 20,5 cm
ISBN 978-3-945256-77-0
ca. € 18,00 (D) / € 18,50 (A)
Erscheint im September 2016
9 783945
256770
Luther-Rezeption von Lessing bis Mann
Der Spiegel, in dem Luther hier erscheint, sind
eine Reihe großer deutscher Schriftsteller:
Lessing, Goethe, Schiller, Hegel, Schopenhauer, Heine, Marx, Engels, Nietzsche, Thomas
Mann. Friedrich Dieckmann lässt die LutherErwähnungen in ihren Werken Revue passieren. Ein wirkungsgeschichtliches Kaleidoskop
ersteht, das viele Facetten des Lutherschen
Wirkens – literarische, politische, philosophische und theologische – in Sicht bringt.
Kritik und Beglaubigung, Erwiderung und
Bekenntnis: Erwiderungen, wie sie Marx,
­Engels und Heine gegen Luthers Verhalten im
Bauernkrieg vorbringen, werden auf den Prüfstand gestellt; Lessings Berufung auf Luther
gegen den orthodoxen Hamburger Hauptpastor Goeze kommt ebenso zur Sprache wie Karl
Marx’ Würdigung des Reformators als des
„ersten deutschen Ökonomen“.
Luther, der Schriftsteller und Sprachschöpfer, bedarf keiner Bekenntnisse. Und wenn
Luther, der geschichtsmächtige Glaubens­
kämpfer, im Widerstreit der Perspektiven
steht: Goethes Bekenntnis zu Luther, dem
unerschrockenen Protestanten wider Gewissenszwang und hegemonialen Missbrauch, hat
vom dreihundertsten zum fünf hundertsten
Reformationsjubiläum nichts an Dringlichkeit
verloren.
Friedrich Dieckmann
Luther im Spiegel
Von Lessing bis Thomas Mann
ca. 160 Seiten
Hardcover, Fadenheftung
Format: 12,5 x 20,5 cm
ISBN 978-3-945256-76-3
ca. € 18,00 (D) / € 18,50 (A)
Erscheint im Oktober 2016
9 783945
256763
Dr. h.c. Friedrich Dieckmann ist Schriftsteller und Essayist. Nach Leipziger Studienjahren (Germanistik, Philosophie, Physik) freischaffend tätig, arbeitete er von 1972
bis 1976 als Dramaturg am Berliner Ensemble. Von 1994 bis 2000 war er Sprecher
der Deutschen Literaturkonferenz e. V., von 2002 bis 2012 Mitglied des Sächsischen
Kultursenats. Er ist Mitglied der Akademien der Künste in Berlin, Dresden und
Leipzig sowie der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seinen Büchern
über Brecht, Schiller, Schubert, Wagner, Mozart und Goethe stehen Essaybände zu
Kunst und Zeitgeschichte zur Seite. Im Verlag für Berlin-Brandenburg hat er 2013
den Band Stimmen der Freunde. Gerhard Wolf zum 85. Geburtstag herausgegeben.
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