Endokrine Orbitopathie i.Baldissera Die endokrine Orbitopathie (EO) ist eine entzündliche Erkrankung der Orbita und tritt meist im Zusammenhang einer Hyperthyreose vom Typ Basedow auf. Obwohl die Erkrankung in den meisten Fällen einen milden bis mittelschweren Verlauf aufweist, kann sie in etwa 5% der Fälle zu einer ernsthaften Bedrohung für das Sehvermögen werden. Der EO liegt eine chronische Entzündung in den orbitalen Weichteilen zugrunde, wobei die äußeren Augenmuskeln, das orbitale Fettgewebe und das orbitale Bindegewebe Zielstrukturen einer Autoimmunreaktion sind. Die primäre Ursache der EO ist unbekannt. Am häufigsten tritt die EO zwischen dem 40 und dem 60. Lebensjahr auf. Frauen erkranken 4 mal häufiger als Männer. Die EO hat einen chronischen, stadienhaften Verlauf. Man unterschiedet die Phase der Entzündung - die sog. aktive Phase - diese dauert - ohne Therapie etwa 2-3 Jahre - Nach dem Abklingen der Entzündung erreicht die EO das Narbenstadium oder die inaktive Phase. Die Diagnose der EO wird klinisch gestellt. Das Leitsymptom ist der Exophthalmus, der durch die Volumenzunahme der intraorbitalen Weichteile verursacht wird. Weitere Symptome sind Lidveränderungen (Retraktion der Oberlider), konjunktivale Rötung, Tränen und Lichtempfindlichkeit sowie Doppelbilder. In schweren Fällen kann es zur Kompression des Sehnerven und zu einem akuten Visusabfall kommen. Die Behandlungsmöglichkeiten der EO sind oft suboptimal, da eine kausale Therapie bis heute nicht zur Verfügung steht. Im aktiven Stadium der EO steht die immunsuppressive Therapie im Vordergrund, Die Therapie muss die entzündlichen Aktivität, den Schweregrad der Erkrankung und die Beeinträchtigung der Lebensqualität berücksichtigen. Lokale Maßnahmen (benetzende Augentropfen, Augensalben, getönte Gläser) sowie eine Verminderung der Risikofaktioren für die Progression (Rauchen und Hyperthyreose) sind bei allen Patienten wichtig. In milden Fällen ist eine Verlaufskontrolle ausreichend, Selensubstitution wirkt entzüdungshemmend und kann in leichten Fälle eine Progression verhindern. Bei mittelschweren und schweren Fällen gelten hochdosierte intravenöse Steroide als Therapie der Wahl. Die optimale kumulative Dosis liegt bei 4.5 bis 5 g Methylprednisolon. In Einzelfällen können alternativ zu den Steroiden Rituximab, Cyclosporin oder die retrobulbäre Bestrahlung eingesetzt werden. Die Wirkung ist aber im Vergleich zu den Steroiden weniger zuverlässig. Wenn die aktive Phase abgeklungen ist und die EO das Stadium der Fibrose erreicht hat, benötigen viele Patienten rehabilitative Therapiemaßnahmen: chirurgische Dekompression der Orbita zur Reduktion des Exophthalmus, Augenmuskel-Operationen zur Beseitigung von Diplopie sowie Operationen im Bereich des Augenlider (zB Oberlidverlängerung).
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