Studium universale 2015 - Volkshochschule Heilbronn

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Volkshochschule
Städtische Museen
Stadtarchiv
Stadtbibliothek
Studium
universale
Heilbronn
2015
Verlust und
Neubeginn
Stadtbibliothek, Stadtarchiv, Städtische
Museen und Volkshochschule haben im
letzten Jahr das Studium universale als
gemeinsame interdisziplinäre Veran­
staltungsreihe ins Leben gerufen. 2014
lautete das Thema „Heimat und Welt“,
in der zweiten Ausgabe geht es nun um
Verlust und Neubeginn. Es werden u. a.
ein Germanist, ein Philosoph, ein Musik­
wissen­
s chaftler, ein Kunsthistoriker
und eine Schriftstellerin zu Wort kommen
und sich mit den vielfältigen Facetten
von Verlust und Neubeginn befassen -
Volkshochschule
Städtische Museen
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Stadtbibliothek
problematischen und auch er­
f olgreichen.
Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Weitere Informationen unter:
www.heilbronn.de/studium-universale
Schon der spätmittelalterliche Philosoph Meister Eckhart
wusste: „Die Frucht vom Loslassen ist die Geburt von etwas
Neuem“. Als Verlust erfahren wir ganz allgemein das Verlo­
rengehen von etwas Materiellem, von Eigentum, oft auch von
Bindungen und Emotionen. Und wir wissen: Jeder Mensch
geht mit Verlusten und Lebensveränderungskrisen ganz indi­
viduell und anders um. Manch einer gerät ins Wanken und
verliert dauerhaft den Boden unter den Füßen. Anderen ge­
lingt es, mit einer kraftvollen und kreativen Reaktion einen
Neubeginn zu gestalten, eine überzeugende Neuorientierung
mit Perspektive einzuleiten. Getreu der Erkenntnis von
Johann Wolfgang von Goethe: „Wo viel verloren wird, ist
manches zu gewinnen“!
Mi, 14. Januar 2015, 19-20.30 Uhr,
vhs im Deutschhof
Mi, 28. Januar 2015, 19 – 20.30 Uhr,
vhs im Deutschhof
Mythos des Neubeginns:
Gruppe 47
Dr. Erich Mayser
Zensur in der Kunst: Verlust durch
Unterschlagung oder Aufbruch
gegen Unkultur?
Dr. Bernhard Stumpfhaus
Literarischer Freundeskreis, ambulantes
Romanisches Café, Clique, Literaturmafia…:
Die Gruppe 47 hat unterschiedlichste Eti­
kettierungen erfahren. Nach der Nazi-Kata­
strophe und dem Abbruch von Traditionslini­
en unternahm sie einen (literarischen und
auch politisch-moralischen) Neubeginn. Was
1947 am Bannwaldsee, angeführt vom Schrift­
steller Hans Werner Richter, klein und kaum
beachtet begann, entwickelte sich in zwei
Jahrzehnten zu einem Intellektuellenforum,
das im kulturellen Leben der Bundesrepublik
außerordentlich einflussreich war. Der Vor­
trag beschäftigt sich mit den zeitge­
schichtlichen Vor­­a us­s etzungen, zeichnet die
Geschichte der Gruppe nach, betrachtet ihre
Tagungsrituale und erläutert ihr Selbstver­
ständnis. Die Beziehung zur Literatur der
äußeren und inneren Emigration ist dabei
mehr als einen Seitenblick wert.
Dr. Erich Mayser, Germanist, geb. 1948, Studium der Ger­
manistik und Romanistik in Heidelberg und Rennes, Pro­
motion über „Heines ‚Buch der Lieder‘ im 19.Jahrhundert“
(1978), Lehrer für Deutsch/Französisch/Ethik am Mönch­
see-Gymnasium, Fachleiter für Deutsch am Studienseminar
Heilbronn, mittlerweile pensioniert.
Veranstalter: vhs Heilbronn
Zensur war in beinahe allen Epochen der
Kulturgeschichte ein verbreitetes Stilmit­
tel, um künstlerische Positionen zu kont­
rollieren und zu beeinflussen. Bis heute
steht dabei immer wieder auch die Nacktheit
im Mittelpunkt. So werden aktuell Skulptu­
ren antiker Gottheiten im Louvre mit der
Front zur Wand gestellt, um ihre Scham zu
verdecken. Und in Deutschland werden Dürers
Adam und Eva nur milchig verunklärt präsen­
tiert, obwohl sie doch schon mit Feigen­
blättern gemalt wurden. In Europa gibt es
Nacktheit im öffentlichen Raum seit der An­
tike. So lange währen auch die Bestrebun­
gen, sie zu beseitigen. Der Vortrag be­
leuchtet diesen Kampf um Sittlichkeit im
öffentlichen Raum: Stellt Zensur einen Ver­
lust dar an aufgeklärtem Umgang miteinander
oder ist sie ein notwendiges Mittel für
Sittlichkeit und Ordnung?
Dr. Bernhard Stumpfhaus, freier Kurator und Kunstge­
schichtler; 1963 in Hamburg geboren; 2001 Promotion an
der Goethe-Universität Frankfurt am Main; Assistenz bei
div. Forschungsprojekten der Deutschen Forschungsge­
meinschaft; Lehraufträge, Kongresse und Publikationen mit
Schwerpunkt Emotionen in den Künsten.
Veranstalter: vhs Heilbronn
Di, 10. Februar 2015, 19-20.30 Uhr,
Stadt­
b ibliothek Heilbronn im K3
Di, 24. Februar 2015, 19-20.30 Uhr,
Museum im Deutschhof
Europäische Komponisten im
amerikanischen Exil
Lothar Heinle
In atemloser Geschwindigkeit:
Umbrüche im Verkehrswegenetz
Nordwürttembergs von
1850 bis 1950
Dr. Joachim Hennze
Für die einen bedeutete das Exil in den USA
den totalen Verlust aller beruflichen Ent­
wicklungsmöglichkeiten, für die anderen war
es erst deren Neubeginn: Komponisten aus
Deutschland und Österreich, die vor der
NS-Herrschaft und dem drohenden Weltkrieg
nach Amerika geflohen waren, richteten sich
auf unterschiedliche Weise in ihrer neuen
Heimat ein. Erfolg oder Misserfolg im er­
zwungenen Neubeginn war dabei nicht immer
ausschließlich von der Exil-Situation be­
stimmt, sondern hing in weitaus größerem
Maße von der individuellen Persönlichkeit
ab. Am Beispiel der Komponisten Erich Wolf­
gang Korngold, Eric Zeisl, Karol Rathaus
und Philipp Rypinski zeigt der Vortrag un­
terschiedliche Lebenswege im Exil auf und
geht der Frage nach, ob sich das Exil als
ästhetische Kategorie im künstlerischen
Schaffen festmachen lässt.
Lothar Heinle, Musikwissenschaftler, 1965 in Heilbronn ge­
boren, studierte Musik-und Empirische Kulturwissenschaft.
Von ihm gibt es zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen
zu Film- und Popularmusik sowie zur Heilbronner Musikge­
schichte. Weitere Forschungsinteressen umfassen u.a. die
Mitte des 19. Jahrhunderts stand die
Schifffahrt, die seit dem Mittelalter ein
wesentlicher Verkehrsträger im nördlichen
Württemberg war, vor einem entscheidenden
Neubeginn: Durch die politischen Ergebnisse
des Wiener Kongresses 1815 (Freiheit der
Schifffahrt für Baden, Hessen und Württem­
berg) und technische Neuerungen zwischen
1820 und 1840 (Einweihung des Heilbronner
Wilhelmskanals 1821, Einführung der Dampf­
schifffahrt 1841) gelang ein beeindrucken­
der Aufschwung. Bereits 1848 aber erreichte
die Eisenbahn Heilbronn: Nun gab es eine
durchgehende Verbindung vom Bodensee bis
ans nördliche Ende Württembergs. Der Vor­
trag zeichnet die historische Entwicklung
von Schifffahrt und Eisenbahn in Nordwürt­
temberg nach, welche in der Zeit der Indus­
trialisierung schnell zueinander in Konkur­
renz traten. Er spart auch Rückschläge
nicht aus, die immer wieder Neuorientierun­
gen erforderlich machten.
Neuere Musikgeschichte der USA. Seit Januar 2010 ist er
künstlerischer Leiter der >Perspektiven Heilbronn< – Kon­
Dr. Joachim Hennze, Kunsthistoriker und Denkmalpfleger,
zertreihe für Neue Musik des Kulturring Heilbronn e.V.. Als
geboren 1957, seit 1988 in der Region Heilbronn-Franken in
Komponist realisiert er u. a. elektronische Klangkonzepte.
Forschung und Beruf aktiv, seit 1992 in Heilbronn.
Veranstalter: Stadtbibliothek Heilbronn
Veranstalter: Städtische Museen Heilbronn
Mo, 16. März 2015, 19-20.30 Uhr,
Stadt­
b ibliothek Heilbronn im K3
Mi, 15. April 2015, 19-20.30 Uhr,
vhs im Deutschhof
Generation Mauer. Ein Porträt.
Die bisher unerzählte Geschichte
der mittleren DDR-Generation
Prof. Ines Geipel
Verlust als Erneuerung?
Philosophische Positionen zum
Umgang mit Verlusten
Dr. Pit Kapetanovic
Die in den 1960er Jahren im Osten Deutsch­
­
lands geborenen »Mauerkinder« waren jung
genug, um sich ab 1989 die Welt zu erobern
– eine glückliche Generation? Im System
Honecker herangewachsen, galten die heute
45- bis 55-Jährigen als die Distanzierten,
Staatsfernen, für die das Jahr 1989 dann
zum Sprungbrett ins größere Deutschland
und in die Welt wurde. Sind sie wirklich
auf der Gewinnerseite gelandet? Oder hat
die zähe Prägekraft der späten DDR doch
ihren Tribut gefordert? Ines Geipel sucht
im Dialog zwischen persönlichem Schicksal
und aktueller Forschung der Biographie
ihrer Generation auf die Spur zu kommen.
Im Rahmen ihrer psychologisch-soziologi­
schen Untersuchungen findet sie den Zugang
zu einer Generationenerzählung, die von
großen Hypotheken, aber auch von großen
Chancen handelt.
Der Umgang mit Verlusten führt schnell in
ein Dilemma: Zu lange und intensive emo­
tionale Beschäftigung macht handlungsun­
fähig und erscheint wenig gesellschafts­
fähig. Andererseits wirkt ein sofortiges
Rückkehren zur Tagesordnung oft harther­
zig und kann als ein Zeichen mangelnder
Verarbeitung gewertet werden. Die stoi­
sche Tradition abendländischer Philoso­
phie tendiert dennoch zu Letzterem. Aber
anstatt Verluste zu tabuisieren, wie das
in ökonomisierten, auf Gewinnmaximierung
und Fortschritt fixierten Gesellschaften
fast zwangsläufig geschieht, verlangt
sie, dass wir uns wappnen und den Verlust
als ständigen Begleiter und Erneuerer un­
seres Lebens kennen und sogar schätzen
lernen. Im Vortrag werden ausgewählte
klassische und moderne philosophische Po­
sitionen – von Seneca bis Bataille – zum
Umgang mit Verlusten vor- und zur Diskus­
sion gestellt.
Prof. Ines Geipel, geboren 1960, ist Schriftstellerin und
Professorin für Verssprache an der Berliner Hochschule für
Schauspielkunst »Ernst Busch«. Die ehemalige Weltklasse-
Dr. Pit Kapetanovic, Gymnasiallehrer am Heilbronner
Sprinterin floh 1989 nach ihrem Germanistik-Studium aus
Robert-Mayer-Gymnasium und Lehrbeauftragter der Univer­
Jena nach Westdeutschland und studierte in Darmstadt
sität Heidelberg. Er hat zahlreiche Texte zur Philosophiege­
Philosophie und Soziologie. Ines Geipel hat zu Themen wie
schichte und -didaktik veröffentlicht.
Doping, Amok und Nach­w endethemen publiziert.
Veranstalter: vhs Heilbronn
Veranstalter: Stadtbibliothek Heilbronn
Mi, 29. April 2015, 19-20.30 Uhr,
Stadtarchiv Heilbronn im Deutschhof
Schock und Chance:
Heilbronn um 1800
Prof. Dr. Christhard Schrenk
Heilbronn verlor 1803 – wie alle anderen
Reichsstädte – die Reichsfreiheit. Das war
ein großer Schock. Zunächst versuchte die
Stadt erfolglos, sich gegen diese Entwick­
lung zu stemmen. In dieser Verlust-Situa­
tion zog sich die Oberschicht in vielen
anderen ehemaligen Reichsstädten ins bie­
dermeierliche Privatleben zurück. Die
Heilbronner dagegen erkannten bald, dass
eine große Chance darin lag, dem König­
reich Württemberg als einem wesentlich
größeren Staatsgebilde mit einheitlichen
Strukturen und ohne Zollgrenzen anzugehö­
ren. Sie ergriffen die Chance und lenkten
ihre Kraft in Richtung Industrialisierung.
So begann ein industrieller Aufstieg, der
in Südwestdeutschland fast einzigartig war
und Heilbronn gegen Ende des 19. Jahrhun­
derts an die Spitze im Königreich Württem­
berg brachte.
Prof. Dr. Christhard Schrenk, Direktor des Stadtarchivs
Heilbronn, Autor zahlreicher Publikationen zur Heilbronner
Stadt- und zur Württembergischen Landesgeschichte.
Veranstalter: Stadtarchiv Heilbronn
Die Zahl der Plätze ist begrenzt. Deshalb ist eine
Anmeldung unter Tel. 07131/56-3852 oder per Email an
[email protected] erforderlich.
Berliner Platz 12
74072 Heilbronn
Telefon (07131) 56-2663
www.stadtbibliothek-heilbronn.de
Otto Rettenmaier Haus
Eichgasse 1
74072 Heilbronn
Telefon (07131) 56-2290
www.stadtarchiv-heilbronn.de
Städtische Museen Heilbronn
Museum im Deutschhof
Deutschhofstraße 6
74072 Heilbronn
Telefon (07131) 56-2295
www.museen-heilbronn.de
Kirchbrunnenstraße 12
74072 Heilbronn
Telefon (07131) 9965-0
www.vhs-heilbronn.de
(V. i. S. d. P.)
www.heilbronn.de/studium-universale